| Titel: | Ueber die Stämpel an Dampfmaschinen. Von dem Herausgeber des Register of Arts and Patent-Inventions N. 50 u. 51. 20 u. 30. Novemb. S. 19 u. S. 23. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXII., S. 245 | 
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                        LXXII.
                        Ueber die Staͤmpel an Dampfmaschinen. Von
                           dem Herausgeber des
                           Register of Arts and
                                 Patent-Inventions N. 50 u. 51. 20 u. 30. Novemb. S. 19 u. S.
                              23.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Ueber die Staͤmpel an Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Kein Theil einer Dampfmaschine fordert eine richtigere Theorie seines Baues und
                              genauere Ausfuͤhrung in seiner Bearbeitung, wenn die Dampfmaschine gut
                              arbeiten soll, als der Staͤmpel derselben. Es ist nicht genug, daß er an
                              seinem Umfange genau in den Staͤmpel paßt, und jeden Punkt der inneren
                              Oberflaͤche des Cylinders genau beruͤhrt; er muß zugleich auch die
                              Eigenschaft besizen sich auszudehnen, denn sonst wird er nur gar zu bald, bei der
                              Abreibung, die er an seiner Oberflaͤche erleidet, zu klein werden, und einen
                              Zwischenraum zwischen sich und dem Cylinder lassen, durch welchen ein Theil des
                              Dampfes entweicht; dadurch wird der Stoß, welchen der Cylinder erhaͤlt, nicht
                              bloß im Verhaͤltnisse der Menge des Dampfes, der auf diese Weise verloren
                              geht, geschwaͤcht, sondern auch die Wirkung jenes Theiles des Dampfes,
                              welcher nicht entweicht, wird zum Theile durch den Dampf neutralisirt, welcher auf
                              beiden Seiten des Staͤmpels zugleich wirkt.
                           Der Unterschied zwischen der Wirkung eines guten und eines schlechten
                              Staͤmpels betraͤgt nach den bisherigen Erfahrungen nicht selten mehr
                              als die Haͤlfte der Kraft der Maschine, so daß es unmoͤglich wird mit
                              derselben zu arbeiten, und man noch ein Mal so viel Brennmaterial aufopfern muß.
                              Fehler am Staͤmpel haben uͤberdieß auch in anderer Hinsicht
                              hoͤchst traurige Folgen.
                           Da die Staͤmpel bisher gewoͤhnlich aus Metall verfertigt wurden, und
                              folglich sich von innen nicht ausdehnen konnten, so uͤberzog man sie (packte
                              man sie nach dem englischen Kunstausdruke) mit einer Schichte Hanf, den man in Talg
                              traͤnkte, auf die in Fig. 14. dargestellte
                              Weise.
                           
                           a, ist die untere Flaͤche des Staͤmpels,
                              welche an der Staͤmpel-Stange, b,
                              befestigt ist, theils durch ihr kegelfoͤrmiges Ende, theils durch die
                              Schluͤssel. c, ist die obere Flaͤche des
                              Staͤmpels, die an der unteren mittelst Schrauben befestigt ist. e, e, ist die Fassung oder Pakung des Staͤmpels
                              mit Hanf, der in Talg getaucht ist, und den großen Zwischenraum zwischen den beiden
                              Platten ausfuͤllt. Diese Fassung oder Pakung druͤkt gegen die Seiten
                              des Cylinders, und wenn sie sich durch Reibung abnuͤzt, so zieht man die
                              Schrauben, d, d, an, wodurch sie wieder mehr gegen die
                              Seiten des Cylinders hinausgedruͤkt wird. Wenn sich endlich die Fassung ganz
                              abgenuͤzt hat, so wird eine neue angebracht. Staͤmpel dieser Art, in
                              Hanf oder Leder gepakt, waren von Papin's und Savery's Zeiten bis auf den
                              hochwuͤrd. Hrn. Edw.
                                 Cartwright, also durch einen Zeitraum von beinahe 100 J., allgemein
                              im Gebrauche. Dieser lezt genannte gelehrte geistliche Herr (ein Bruder des Major
                              Cartwright) wendete zuerst metallene Staͤmpel
                              an, die sich ausdehnen: eine Erfindung von der hoͤchsten Wichtigkeit, die bei
                              Dampfmaschinen von hohem Druke beinahe unerlaͤßlich ist, indem der Hanf und
                              der Talg durch die große Hize des Dampfes bald zerstoͤrt wird.
                           Cartwright's Staͤmpel
                              wurde bereits in den fruͤheren Blaͤttern dieses Journales beschrieben
                              und abgebildet; wir wollen hier also bloß bemerken, daß er aus zwei concentrischen
                              messingenen Ringen besteht, die die volle Groͤße des Cylinders haben, und daß
                              diese Ringe in Segmente geschnitten sind, die durch Federn von einander getrieben
                              werden. Auf diese Weise entstehen nun offene Hoͤhlungen zwischen diesen
                              Segmenten, und damit der Dampf nicht durch dieselben entweicht, sind zwei andere
                              Ringe aus Messing auf eine aͤhnliche Weise zerschnitten, und ihre Segmente so
                              auf jene der vorigen Ringe gestellt, daß die Hoͤhlungen der unteren Segmente
                              oben von der Mitte eines jeden oberen Segmentes geschlossen werden.
                           Folgende Figur (15), die nur wenig Erlaͤuterung mehr bedarf, ist eine Verbesserung
                              des Staͤmpels des Hrn. Cartwright. a, ist die
                              Staͤmpel-Stange, aus welcher nach der Richtung der Halbmesser, eine
                              Menge von Spiral-Federn auslaufen, b, die auf die
                              Segmente, c, c, druͤken.
                           Man wird an diesem Staͤmpel bemerken, daß die Segmente geschlossen sind, bis
                              durch das Abnuͤzen des Cylinders und des Staͤmpels die Fugen sich
                              oͤffnen und durch den Druk der Federn aus einander weichen, folglich die
                              vergroͤßerte Oberflaͤche des Cylinders bilden. Die
                              Spiral-Federn sind, in Hinsicht auf Bau und Lage, so berechnet, daß sie
                              laͤnger dauern und besser wirken, als die Federn des Hrn. Cartwright. Indessen haben auch
                              diese verbesserten Staͤmpel noch mehrere Fehler, die die Anwendung derselben sehr
                              beschraͤnken: folgender ist einer der vorzuͤglichsten. Wenn die
                              aͤußeren Segmente sich abnuͤzen und durch den Druk der Federn von
                              einander weichen, gehen auch die inneren Segmente aus einander; sie nuͤzen
                              sich aber nicht ab. Die inneren Segmente passen also nicht mehr auf die
                              aͤußeren, und lassen Spalte offen, durch welche der Dampf, der bei den
                              Hoͤhlungen der aͤußeren eintritt, leicht seinen Ausweg in das Innerste
                              des Staͤmpels, und von da durch aͤhnliche Canaͤle auf die
                              entgegengesezte Seite des Staͤmpels findet. Diese Oeffnungen lassen auch Sand
                              zwischen sich eindringen, der sich so lang daselbst anhaͤuft, bis sie davon
                              verstopft werden, und die Federn aufhoͤren zu wirken.
                           So unvollkommen auch Cartwright's Staͤmpel waren, so waren sie doch damals die besten,
                              und wurden folglich, unter verschiedenen Modificationen, bei sehr vielen
                              Dampfmaschinen angewendet. Die gluͤkliche Idee eines metallischen
                              Staͤmpels, der sich nach außen ausdehnt, ist auch in einer anderen Hinsicht
                              wichtig, indem sie wahrscheinlich den Erfindungs-Geist des Hrn. Barton in Anspruch nahm, und so eine
                              große Verbesserung an den Staͤmpeln veranlaßte, durch welche nicht bloß die
                              Einwuͤrfe, die man gegen Cartwright's Staͤmpel machen kann, vollkommen beseitigt
                              werden, sondern eine beinahe vollkommene Wirkung hervorgebracht wird. Dieser
                              Staͤmpel wurde in den fruͤheren Blaͤttern unserer Zeitschrift
                              bereits beschriebenAuch im Polyt. Journal schon B. VII. S.
                                       311, u. Bd. XIII. S.
                                       317.; allein die neuen Verbesserungen, die der Erfinder an denselben anbrachte,
                              machen eine neue Beschreibung desselben nothwendig.
                           Fig. 16,
                              stellt den Staͤmpel des Hrn. Barton im Grundrisse dar, mit abgenommener oberen Platte. Fig. 17, ist
                              ein senkrechter Durchschnitt desselben nach der Linie, b, e,
                                 d, des Grundrisses.
                           a, a, a, a, sind die vier Metall-Segmente; b, b, b, b, vier rechtwinkelige Keile, die zwischen
                              diesen Segmenten angebracht werden, so zwar, daß ihre Kanten einen Theil der
                              Peripherie des Kreises bilden, c, c, eine duͤnne
                              Stahlfeder, bloß aus einem breiten Reifen gebildet, und in die in der Figur
                              dargestellte wellenfoͤrmige Form gedruͤkt. Die Wirkung derselben auf
                              die Keile ist gleichfoͤrmig genug, und reicht hin, bis endlich im Verlaufe
                              der Zeit Keile und Segmente so abgenuͤzt werden, daß die Feder ihre
                              urspruͤngliche kreisfoͤrmige Form wieder erhaͤlt. d, ist das Gestell oder der Rahmen, der mit der unteren
                              Platte des Staͤmpels aus Einem Stuͤke gegossen ist. e, ist die Staͤmpel-Stange. Die dunkeln
                              Raͤume, die man im Grundrisse innerhalb, d, sieht, sind
                              Hoͤhlungen, um die Schwere des Cylinders zu vermindern: die uͤbrigen
                              schwarzen Stellen zeigen die Hoͤhlung, in welcher die kreisfoͤrmige
                              Feder frei spielt.
                           Um zu verhindern, daß die Segmente nicht aus einander fallen, waͤhrend der
                              Staͤmpel herausgenommen oder in den Cylinder eingeschoben wird, ist der
                              Umfang desselben an seiner oberen und unteren Kante gefurcht, und es sind daselbst
                              zwei leichte Federreifen eingelassen, die in ein gabelfoͤrmiges
                              Gefuͤge quer gespalten sind. Um den Staͤmpel zu schmieren, ist eine
                              dritte Furche zwischen den beiden vorigen zur Aufnahme des Oehles angebracht: diese
                              Theile sind in der Figur nicht gezeichnet.
                           Die Wirkung dieser Einrichtung ist folgende: da Cylinder und Staͤmpel sich
                              durch die Reibung abnuͤzen, treibt die kreisfoͤrmige Feder, c, die Keile, b, hinaus, und
                              diese treiben die Segmente gegen den Cylinder. Nach und nach kommt der
                              Staͤmpel in die in Fig. 18, dargestellte
                              Form: in dieser Form sehen wir den Staͤmpel, nachdem er, ohne irgend einer
                              Ausbesserung zu beduͤrfen, mehrere Jahre lang ununterbrochen gearbeitet
                              hat.
                           Weder der Cylinder noch der Staͤmpel waren auch nur im Mindesten gefurcht oder
                              gekrazt; beide hatten ihre kreisfoͤrmige Form vollkommen wohl erhalten und
                              waren au den Flaͤchen, die sich an einander rieben, außerordentlich fein
                              polirt. Wir sagen dieß bloß, weil man den Staͤmpeln des Hrn. Barton das Gegentheil nachgesagt
                              hat. Das Repertory of Arts enthielt eine hoͤchst
                              unberufene Angabe dieser Art von Seite Dr. Gregorys,
                              Prof. der Mathematik zu Woolwich: Hr. Barton antwortete dem Hrn. Doctor damit, daß er seine
                              Staͤmpel aus einer an der Werfte zu Woolwich arbeitenden Dampfmaschine
                              ausziehen ließ, und dieselben dem Hrn. Doctor zeigte.
                           Es laͤßt sich gewiß leicht erweisen, daß die Keile sich schneller bewegen, als
                              die Segmente, und daß folglich der Druk auf die Keile staͤrker ist, als auf
                              die Segmente: bei einem rechtwinkeligen Keile verhaͤlt sich dieser
                              Unterschied, wie zwei zu Eins. Das Abnuͤzen beider geschieht aber nicht in
                              demselben Verhaͤltnisse. Es zeigt sich in der Anwendung hier kein
                              Unterschied, was, wie wir vermuthen, seinen Grund im Folgenden haben mag. Da der
                              Cylinder aus Gußeisen, und der Staͤmpel aus einem weit weicheren Metalle ist,
                              das sich leichter abnuͤzen laͤßt (einer Kupfer-Composition
                              naͤmlich), so ist die einzige Wirkung des staͤrkeren Drukes auf die
                              Keile diese, daß sie sich schneller abnuͤzen, als die Segmente, wofuͤr
                              der Cylinder, bei seiner weit groͤßeren Haͤrte, kaum empfindlich ist.
                              Der messingene Staͤmpel bleibt daher immer in der kreisfoͤrmigen Figur des
                              Cylinders, bis er ganz abgenuͤzt ist.
                           In Frankreich und in Amerika ist Barton's Staͤmpel nur unter dem Namen von Browne's Staͤmpel bekannt,
                              indem ein amerikanischer Advokat, Namens Browne,
                              denselben als seine Erfindung in England einfuͤhrte, und daselbst
                              patentisiren ließ. Dieser Staͤmpel wird nicht bloß bei uns haͤufig
                              angewendet, sondern in allen Welttheilen, wo man die Dampfmaschine kennt und
                              benuͤzt. Indessen gibt es wenige Erfindungen von großem Nuzen, die nicht mit
                              eben so großem hirnlosen Widerspruche zu kaͤmpfen haͤtten. Um
                              Barton's
                              Patent-Recht zu umgehen, wurden eine Menge unsinniger Abaͤnderungen
                              seines Staͤmpels verfertigt, von welchen allen man, im angeblichen Gegensaze
                              von Barton's Staͤmpel,
                              behauptet, daß sie den Cylinder nicht krazen, nicht schinden. Wir wollen einige
                              dieser Abaͤnderungen hier beschreiben, nicht als ob sie den mindesten inneren
                              Werth besaͤßen, sondern weil sie von Maͤnnern ausgingen, die Einfluß
                              und Talent besizen, und deren Fehler nicht unbemerkt bleiben duͤrfen. Wir
                              muͤssen dieser Beschreibung die Bemerkung vorausschiken, daß Barton's Patent-Recht in der Anwendung von Keilen besteht, die die Segmente, aus
                                 welchen die Peripherie des Staͤmpels besteht, nach Auswaͤrts
                                 treiben. Diese Keile sollen nun, da sie sich durch einen groͤßeren
                              Raum bewegen, als die Segmente, den Cylinder zerkrazen. Wie nun die Leute diesen
                              angeblichen Nachtheil beseitigen, wird der Leser alsogleich einsehen.
                           Wir wollen zuerst einer Abaͤnderung der HHrn. Hall und Sohn
                              erwaͤhnen, welche eine ausgedehnte Fabrik zu Dartford besizen. Die hier
                              beigefuͤgte Figur 19 zeigt nur einen Theil ihres Staͤmpels, da das Uebrige nur
                              eine Fortsezung dieser Vorrichtung ist.
                           a, a, sind metallene Segmente, deren, zur Vollendung des
                              Kreises, vier vorhanden sind. b, ist ein Cylinder
                              (dergleichen gleichfalls vier vorkommen). Dieser Cylinder ist zwischen den
                              Segmenten. Er wird von einer Spiralfeder getrieben, die die Segmente, durch ihn, aus
                              einander treibt, so wie sie sich allmaͤhlich in dem Cylinder abnuͤzen.
                              Wo diese Segmente von einander weichen, entstehen Oeffnungen oder Kluͤfte,
                              durch welche der Dampf entweichen wuͤrde, wenn nicht aͤhnliche
                              Segmente daruͤber angebracht waͤren, die, mit ihrem mittleren Theile,
                              diese Oeffnungen bedeken. Diese Verbesserung ist, sagt man, keine
                              Beeintraͤchtigung des Patentes des Hrn. Barton, weil Cylinder keine Keile sind. Nun
                              scheint es uns, daß eine geometrische Definition eines Keiles mit dieser Sache
                              nichts zu thun hat, und daß Alles, was man in der Absicht anwendet, daß es wie ein
                                 Keil wirkt, wenn es wirklich wie ein Keil wirkt,
                              in der praktischen Mechanik sowohl, als vor dem gesunden Menschenverstande, ein Keil
                              ist. Der Lord Oberrichter (Chief-justice) Tenterden entschied indessen fuͤr das Gegentheil,
                              und wollte nicht zugeben, daß die Jury diesen Umstand beruͤksichtige, sondern
                              Hrn. Barton abwiese, der eine
                              Klage gegen Hrn. Hall wegen
                              Eingriffes in Patent-Rechte einreichte.
                           Der Nachtheil, der durch Anwendung von Keilen mit gekruͤmmten, statt mit
                              geraden, Seiten entsteht, ist, bei einem Blike auf die Figur, zu offenbar, als daß
                              er einer weiteren Eroͤrterung beduͤrfte: wir wollen daher nur bei dem
                              Krazen des Cylinders stehen bleiben. Zugegeben, daß dieses Krazen Statt hat, wenn
                              gewisse Theile des Umfanges des Staͤmpels sich mehr reiben als andere, so
                              wird folgen, daß dieser Staͤmpel der HHrn. Hall Furchen in den Cylinder ziehen, und nicht
                              bloß krazen muß; denn dort, wo die oben erwaͤhnten Oeffnungen oder
                              Kluͤfte an dem Staͤmpel vorkommen, ist er nur halb so dik, als an den
                              uͤbrigen Stellen; folglich wird die verminderte Reibung an diesen Stellen den
                              Cylinder um die Haͤlfte weniger abreiben, als an den uͤbrigen, und
                              hervorstehende Rippen bilden.
                           Wir wollen nun einen Staͤmpel beschreiben, welchen die HHrn. Maudslay und Field verfertigen, und der unter dem Namen
                              „sich ausdehnender
                                    Ring-Staͤmpel“ (expanding ring piston) bekannt ist, indem wir bei dieser Gelegenheit zwei
                              Mißgriffe, welche Hr. Tredgold
                              in seinem vortrefflichen Werke uͤber die Dampfmaschine (treatise on the Steam Engine) gemacht hat, berichtigen
                              muͤssen, wobei wir bedauern muͤssen, daß ein so ausgezeichneter
                              Schriftsteller, wie Er, uns Gelegenheit zu Gegenbemerkungen geben konnte.
                           Hr. Tredgold sagt a. a. O. Art.
                              470 in Bezug auf Hrn. Barton's
                              Erfindung: „Ein Staͤmpel dieser Art und ein gut gebohrter Cylinder
                                 arbeitete, wie man sah, einige Jahre lang ohne irgend
                                    einer anderen Aufmerksamkeit zu beduͤrfen, als daß er gehoͤrig
                                    geschmiert wurde; es laͤßt sich aber leicht beweisen, daß die
                                 Keile und die Segmente sich nicht gleichfoͤrmig ausdehnen, und daß er
                                 daher bei dieser Einrichtung fuͤr Dampfmaschinen mit hohem Druke nicht
                                 anwendbar ist.“ Wir moͤchten hier fragen, was diese kleine
                              Spizfindigkeit uͤber Keile und Segmente hier sagen soll, wenn der
                              Staͤmpel, der dieselben fuͤhrt, ohne alle Ausbesserung Jahre lang gut
                              fort arbeitet? Die Behauptung, daß diese Staͤmpel bei Dampfmaschinen mit
                              hohem Druke unanwendbar sind, weil Keile und Segmente sich ungleichfoͤrmig
                              ausdehnen, wird, wie es allgemein bekannt ist, durch die Erfahrung, durch Thatsachen
                              selbst widerlegt.
                              Wir konnten zwanzig Beispiele, wo Barton's Staͤmpel mehrere Jahre lang mit dem besten Erfolge
                              an Dampfmaschinen mit hohem Druke angewendet wurden, als Gegenbeweis
                              anfuͤhren, begnuͤgen uns aber nur Eine Thatsache hier aufzustellen,
                              die statt eines ganzen Heeres von Beweisen gegen Hrn. Tredgold's Behauptung dienen wird.
                           Hr. Perkins verfertigte im J.
                              1823 seine Dampfmaschine mit hohem Druke, in welcher er den Dampf unter einem Druke
                              von 800 bis 1000 Pfund auf den Quadratzoll wirken ließ.
                           Der Staͤmpel im Cylinder war der doppelte sich ausdehnende
                              Ring-Staͤmpel (double expanding ring), der
                              in der Figur
                                 20 im Perspektive dargestellt istMan hat uns gesagt, daß ein Hr. Donkin zu Penzance in Cornwall einen Staͤmpel, der
                                    genau derselbe ist mit dem obigen, schon im Jahr 1813 erfunden hat; daß
                                    diese Erfindung vor mehreren Jahren an dem Bergwerke Wheal Vor Mine wiederholt, aber ohne Erfolg, versucht wurde. Im J.
                                    1818 fuͤhrte Hr. Field dieselbe Erfindung ein, und hat sie zeither an
                                    mehreren unter seiner Firma, Maudsley und Comp., verfertigten Dampfmaschinen
                                    angewendet. Einer dieser Staͤmpel liegt jezt vor uns, und von diesem
                                    machten wir obige Skizze.A. d. O..
                           Er besteht aus zwei concentrischen messingenen Ringen: der aͤußere Durchmesser
                              ist fuͤnf Zoll. a, ist der innere Ring, an
                              welchen innenwendig ein schief abgedachtes Stuͤk Messing, b, angeschraubt ist, das sich schieben laͤßt, und
                              genau mit dem aͤußeren Ringe, c, zusammenpaßt.
                              Man wird, da die Verhaͤltnisse in der Figur genau beobachtet sind, einsehen,
                              daß diese Ringe bei einer solchen Dike nur wenig Elasticitaͤt besizen
                              koͤnnen, was wir bei einem angestellten Versuche auch wirklich so gefunden
                              haben. Derselbe Ring, den wir hier vor uns haben, kam aus dem Cylinder einer
                              Maschine der HHrn. Maudsley
                              und Comp., in welchem man spaͤter die Anwendung von Barton's Cylinder fuͤr nothwendig
                              befunden hat, obschon der Ring noch nicht abgenuͤzt war. Ein anderer
                              Staͤmpel, genau von derselben Art, wurde von Hrn. Field fuͤr Perkins's Maschine verfertigt. Es zeigte sich
                              bei der Anwendung desselben, daß man nicht einen Tag lang mit demselben arbeiten
                              konnte, und daß der Cylinder so sehr zerkrazt wurde, daß man denselben frisch mußte
                              ausschleifen lassen. Man wendete sich nun an Hrn. Barton, der einen Staͤmpel fuͤr
                              diese Maschine verfertigte, welcher vollkommen gut, ohne allen Lek, unter dem oben
                              erwaͤhnten ungeheueren Druke eine lange Zeit uͤber arbeitete, wie Hr.
                              Perkins selbst damals
                              bezeugte. Hier zeigt sich also eine gelungene Anwendung von Barton's Staͤmpel unter einem Druke von
                              ungefaͤhr 1000 Pf. auf den Quadrat-Zoll und doch fand Hr. Tredgold dessen ungeachtet diesen
                              Staͤmpel bei Maschinen von hohem Druke, die doch gewoͤhnlich nur mit
                              einem Druke von 40
                              Pfund auf den Quadrat-Zoll arbeiten, unanwendbar!
                           Auf der folgenden Seite, S. 229, sagt Hr. Tredgold: „dadurch, daß Hr. Barton Haͤrte mit Elasticitaͤt
                                 verbunden hat, hat er sehr viel beigetragen, die Staͤmpel dampfdicht und dauerhaft zu machen; sie
                                 haͤngen indessen vorzuͤglich von der Geschiklichkeit der Arbeiter
                                 ab; wenn sie gut gearbeitet sind und der Arbeiter die
                                 Sache gehoͤrig versteht, so entsprechen sie ganz
                                    zuverlaͤssig ihrem Zweke.“ Diese Bemerkung sagt
                              ungefaͤhr eben so viel, als wenn man sagen wollte: „Messer taugen
                                 nicht zum Schneiden; wenn sie aber ein geschikter Messerschmied gut geschliffen
                                 hat, so werden sie sicher gut schneiden.“ Hrn. Tredgold's Schwanken uͤber diesen
                              Gegenstand ist in der That merkwuͤrdig. Er gibt zu, daß diese Staͤmpel
                              „dampfdicht und dauerhaft“ sind; daß sie „ihrem
                                 Zweke zuverlaͤssig“
                              „fuͤr Jahre entsprechen“ ohne daß man selbst darauf zu
                              sehen braucht; und doch, mitten unter diesen Zugestaͤndnissen, die ihm
                              wahrscheinlich von Thatsachen abgenoͤthigt wurden, die ihm vor Augen lagen,
                              sagt er in der naͤchstfolgenden Zeile: „um
                                    die Folgen zu vermeiden, die die ungleichfoͤrmige Ausdehnung der
                                 Theile in Barton's
                                 Staͤmpel erzeugt, wuͤrde ich die in Fig. 7 vorgeschlagene
                                 Vorrichtung empfehlen, wo die keilfoͤrmigen Stuͤke nicht bis an
                                 den Umfang des Cylinders reichen: damit bei den Fugen der Segmente keine
                                 Oeffnung sich bildet, sollte man zwei Reihen von Keilen und Segmenten
                                 anwenden.“ Wir zeichnen diese Figur hier nicht ab, weil sie einerlei
                              mit jener Hall's ist, nur daß
                              hier Barton's Keile statt der
                              laͤcherlichen Cylinder Hall's angebracht sind.
                           Wir muͤssen nun untersuchen, worin die Vortheile von Tredgold's Vorrichtung eigentlich bestehen. Auf
                              keinen Fall ist hier an Einfachheit etwas gewonnen; denn
                              Barton's Staͤmpel
                              hat vier Segmente, vier Keile und Eine Feder = neun Stuͤke. Tredgold's Staͤmpel hat acht
                              Segmente, acht Keile, acht Federn, acht Bolzen = 32 Stuͤke, oder beinahe vier
                              Mal so viel Stuͤke, die in einander passen und sich uͤber einander
                              schieben muͤssen, die die Arbeit und die Auslage vermehren, und
                              uͤberdieß so viele Gelegenheit zu Ausbesserungen geben. Und ferner, um auf
                              die ungerechte Einfluͤsterung, daß Barton's Staͤmpel den
                              Cylinder zerkrazt, zuruͤkzukommen, wie vermeidet Hr. Tredgold die Wirkung der ungleichen Ausdehnung,
                              von der er oben sprach? Offenbar dadurch, daß er an jenen Stellen des Cylinders, die
                              eine doppelte Dike haben, auch eine doppelte Reibung hervorbringt, und folglich
                              dadurch, wo die acht Segmente sich theilen, acht Furchen in dem Cylinder
                              hervorbringt. Statt die Fehler anzudeuten, in welche Barton's Gegner sielen, empfiehlt der
                              gelehrteste Schriftsteller uͤber die Dampfmaschine dieselben der mechanischen
                              Welt als seine eigene Verbesserung und Erfindung!
                           Wenn Barton's Staͤmpel
                              wirklich den Fehler haͤtten, den man ihnen vorwirft, so ließe sich demselben
                              leicht abhelfen, ohne daß man die schoͤne Einfachheit, die in Barton's Erfindung liegt, zu opfern
                              braucht. Ein Mittel ist, die Keile so stumpf als moͤglich zu machen, wodurch
                              die Bewegung derselben gleichfoͤrmiger mit jener der Segmente wird: dieß
                              waͤre indessen nur eine halbe Abhuͤlfe; es gibt noch eine
                              vollkommnere, und diese besteht darin, daß man die Keile, wenn sie rechtwinkelig
                              sind, aus einem solchen Metalle oder aus einer solchen Metall-Composition
                              verfertigt, daß sie sich zwei Mal so schnell abreiben, als die Segmente. Diese
                              beiden Mittel koͤnnen entweder jedes einzeln, oder beide mit einander in
                              Verbindung angebracht werden. Hr. Barton kennt uͤbrigens diese Mittel schon seit langer Zeit,
                              hat es aber fuͤr uͤberfluͤssig gefunden, zu denselben seine
                              Zuflucht zu nehmen.
                           Im J. 1821 ließ sich Hr. E. B.
                                 Symes, in Lincoln's Inn, ein Patent auf einen hydrostatischen sich
                              ausdehnenden Staͤmpel mit mehreren Abaͤnderungen ertheilen. Die
                              Staͤmpel fuͤr Dampfmaschinen allein wollen wir hier in Betrachtung
                              ziehen: es bedarf hierzu keiner Figuren. Ein solcher Staͤmpel besteht aus
                              zwei Metall-Platten, die zusammengebolzt sind, so daß zwischen beiden eine
                              Hoͤhlung uͤbrig bleibt. Diese Platten treten an ihrem Umfange etwas
                              weiter von einander, und an diesem Umfange derselben ist ein starkes Band aus Hanf
                              befestigt, welches innenwendig mit Oehlfarbe uͤberzogen und so fest und
                              biegsam ist, wie die Schlaͤuche an Feuer-Sprizen. An der oberen Platte
                              ist eine Oeffnung mit einer abgeschraubten Metall-Kappe, durch welche die
                              schmierende Fluͤssigkeit eingelassen wird, die die ganze innere
                              Hoͤhlung ausfuͤllt, wo dann die Kappe aufgeschraubt wird. Wenn die
                              beiden Platten nun naͤher aneinander geschraubt werden, so tritt das Band in
                              seiner Mitte hervor, druͤkt gegen die Hoͤhlung des Cylinders, und
                              schmiert denselben mit dem durchsikernden Oehle. Der Druk des Dampfes macht
                              gleichfalls, daß die Platten zusammenfallen, und eine aͤhnliche Wirkung
                              hervorbringen.
                           Eine andere Abaͤnderung besteht in einem Staͤmpel aus Gußeisen mit
                              hohler Staͤmpel-Stange, durch welche die Fluͤssigkeit aus einem
                              Behaͤlter am oberen Ende eintritt, und in eine breite Furche gelangt, die
                              oben rings um den Staͤmpel herumlaͤuft, der, wie der vorige, in
                              Canevaß eingehuͤllt ist, und durch welchen die Fluͤssigkeit
                              ausschwizt, um den Cylinder immer schluͤpfrig zu erhalten. Wir haben diese Vorrichtung noch
                              nirgendwo an Dampfmaschinen in Anwendung gesehen, und zweifeln sehr, daß sie, ohne
                              irgend eine andere Fassung, im Stande ist, auch nur die Wirkung einer Dampfmaschine
                              mit niedrigem Druke auszuhalten.
                           Im J. 1822 schloß Hr. Perkins
                              in seinem Patente auch einen neuen sich ausdehnenden Staͤmpel ein, den er an
                              seiner eigenen Maschine anbrachte. So viel wir wissen, entsprach er seiner Erwartung
                              nicht. (Er ist im Register of Arts Vol. III. p. 170. I. Series beschriebenPolyt. Journal B. XII. S. 1 und 129..
                           Im J. 1823 ließ Hr. Jessop, in
                              Butterby Hall, bei Derby, sich auch ein Patent auf einen sich ausdehnenden
                              metallenen Staͤmpel ertheilen, der allerdings schoͤne Hoffnungen
                              gewaͤhrt, wenn gewisse Verbesserungen an demselben angebracht werden. (Vergl.
                              Register of Arts. Vol. III. p. 184.)
                           Da uns keine anderen metallenen Staͤmpel von einigem Werthe bekannt sind, so
                              schließen wir hiermit.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
