| Titel: | Ueber ein neues Mittel, um die Entstehung der Krusten beim Verdampfen des Wassers in großen Kesseln zu verhindern, von Gerolamo Ferrari. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXV., S. 267 | 
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                        LXXV.
                        Ueber ein neues Mittel, um die Entstehung der
                           Krusten beim Verdampfen des Wassers in großen Kesseln zu verhindern, von Gerolamo Ferrari.
                        (Aus dem Giornale di Farmacia-Chimica et Science
                                 accessorie, Milano 1828, Nro. 10. p. 252.)
                        Ferrari, uͤber ein neues Mittel, um die Entstehung der
                           Krusten beim Verdampfen des Wassers in großen Kesseln zu verhindern.
                        
                     
                        
                           Die Dampfmaschinen, welche bei den großen Vortheilen, die sie gewaͤhren, immer
                              mehr in Gebrauch kommen, besizen noch einige Maͤngel; dahin gehoͤren die Krusten, welche
                              sich, sowohl wegen der schnellen Verdampfung des Wassers als auch wegen der großen
                              Quantitaͤt, die man davon anwendet, auf dem Boden der Kessel bilden. Diese
                              Krusten verzoͤgern nicht nur wegen ihrer Dike das Kochen des Wassers in den
                              Kesseln, sondern schaden auch den Kesseln selbst noch.
                           Ich will hier weder die vielen Vorschlaͤge, welche andere uͤber diesen
                              Gegenstand gemacht haben, noch die Verlegenheiten der Arbeiter, um diese Krusten
                              loszutrennen, in Erinnerung bringen, und nur bemerken, daß, als ich grob gepulverte
                              gewoͤhnliche Kohle in einen großen Kessel brachte, worin ich eine große Menge
                              Wasser abrauchte, es mir gelang, die genannten Krusten dadurch eben so gut zu
                              verhindern, wie es mir in anderen Faͤllen schon fruͤher gelungen war,
                              vermittelst Kohlenpulver einige fette und harzige Substanzen, welche sich in der
                              Waͤrme bald zu einer einzigen Masse vereinigen, in Fluͤssigkeiten zu
                              erhalten.
                           Da ich keine Gelegenheit hatte, mit den großen Kesseln der Dampfmaschinen Versuche
                              anzustellen, so gebrauchte ich einen Kessel, der nur 3 Brenta (ungefaͤhr 700
                              Pfund Wasser) faßte, und verdampfte darin sieben und eine halbe Brenta Wasser,
                              welches einen geringen salzigen Niederschlag hinterließ, der dem Kessel stark
                              anhing, so daß ich sein Gewicht nicht bestimmen konnte; die chemische Untersuchung
                              zeigte, daß er aus salzsaurem Natron, salzsaurem Kalk, schwefelsaurem und
                              kohlensaurem KalkDiese lezteren werden wahrscheinlich durch uͤberschuͤssige
                                    Saͤure aufgeloͤst erhalten.A. d. O. und vegetabilisch-animalischem ExtractivstoffHat das Wasser diesen Extractivstoff den Koͤrpern, womit es in
                                    Beruͤhrung war, entzogen, oder ist er die gruͤne Substanz
                                    Priestley's, oder
                                    ist er vielleicht eher eine organische in der Atmosphaͤre zerstreute
                                    Substanz, welche sich in dem waͤsserigen Aufloͤsungsmittel
                                    zersezt und so zur Hervorbringung und Vermehrung vieler Pflanzen und Thiere
                                    dient? – A. d. O. bestand, welcher leztere viel zu der starken Cohaͤsion der Salze
                              unter einander und zu ihrer Adhaͤsion an die Wand des Kessels beizutragen
                              scheint.
                           Als ich diese Abdampfung mit Zusaz von etwas grob gepulverter gewoͤhnlicher
                              Kohle wiederholte, blieb der salzige Niederschlag nicht mehr wie vorher an dem
                              Kessel haͤngen; rings um den Kessel und das Niveau des Wassers fand ich
                              jedoch den salzigen Rand, welchen man daselbst gewoͤhnlich antrifft, aber in
                              viel geringerer Menge, als wenn ich Wasser ohne Kohle gebrauchte.
                           Um jedoch, ohne mehr als die angegebene Menge Wasser anzuwenden, fast eben so viel
                              salzige Substanzen und Extractivstoff zu erhalten, als wenn ich viele Brenta Wasser
                              verdampft haͤtte, so verdampfte ich sieben und eine halbe Brenta Wasser, die
                              ich vorher mit ein wenig schwefelsaurem und salzsaurem Natron und
                              vegetabilisch-animalischem Extractivstoff (welche Substanzen man
                              gewoͤhnlich in dem Wasser antrifft), so wie auch mit grob gepulverter
                              gewoͤhnlicher Kohle in dem Verhaͤltniß von Einem Pfund auf jede Brenta
                              versezt hatte. Als das Wasser auf den zehnten Theil abgedampft war, zeigte es sich,
                              daß die Salze nach zwei Tagen weder unter einander zusammenhingen, noch an dem Boden
                              des Kessels festsaßen, sondern in pulverfoͤrmigem Zustande mit der Kohle
                              gemengt waren; ich brachte nun Alles in einen kleinen Kessel und dampfte bis zur
                              Trokniß ab; der trokne in dem Kessel gebliebene Ruͤkstand war schwer
                              loszutrennen, aber auf Zusaz von Wasser loͤste er sich sehr leicht ab, und da
                              er in der Fluͤssigkeit selbst in pulverfoͤrmigem Zustande suspendirt
                              blieb, so brauchte man ihn nur mit einem Stoke zu bewegen, um den Kessel ohne
                              Muͤhe zu reinigen.
                           Nach diesen Thatsachen scheint es, daß die gewoͤhnliche Kohle im Zustande
                              eines groben Pulvers, die Krusten, welche durch Verdampfung einer großen
                              Quantitaͤt Wasser entstehen, groͤßten Theils verhindert.