| Titel: | Zweiter Unterricht über das Fein-Machen des Goldes und Silbers, von Hrn. d'Arcet. Auf Verlangen des Hrn. Grafen de Sussy,, Präsid. d. Münz-Commission etc. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXVI., S. 268 | 
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                        LXXVI.
                        Zweiter Unterricht uͤber das
                           Fein-Machen des Goldes und Silbers, von Hrn. d'Arcet. Auf Verlangen des Hrn. Grafen de Sussy,, Praͤsid.
                           d. Muͤnz-Commission etc.
                        Aus dem Recueil industriel. December. 1828. S.
                              308.
                        (Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.Der erste Unterricht wurde im Recueil 1827, Mai, mitgetheilt.
                                 Es wurden auch einzelne Abdruͤke davon veranstaltet, die im Bureau du
                                 Recueil industriel, rue Taitbout, N. 6, und bei Bachelier, N. 55 quai des
                                 Augustins zu haben sind. A. d. O. (Wir haben diesen ersten Unterricht im Polytechn. Journ. B. XXVIII. S. 1 mitgetheilt, aber keine eigene Broschuͤre aus
                                 demselben gemacht; was wir mit keiner unserer Abhandlungen thaten. Dafuͤr
                                 haben andere Herren aus unseren einzelnen Abhandlungen ganze Baͤnde
                                 zusammen gestohlen. A. d. R.)).
                        d'Arcet, zweiter Unterricht uͤber das Feinmachen des Goldes
                           und Silbers.
                        
                     
                        
                           Die erste Abhandlung uͤber das Fein-Machen, die sich im J. 1827 im
                              Namen des Gesundheits-Rathes (Conseil de
                                 salubrité) bekannt machte, ward in der Absicht abgefaßt, diese
                              Arbeit fuͤr die Gesundheit unschaͤdlich zu machen, und denjenigen, die
                              sich mit Erbauung der hierzu noͤthigen Werkstaͤtten
                              beschaͤftigen, ein Muster eines solchen Baues vorzulegen. Ich habe, in dieser
                              Hinsicht, die Beschreibung der Geraͤthe und Vorrichtungen geliefert, aus
                              welchen eine zu dieser Arbeit neu erbaute Werkstaͤtte bestehen muß, so wie
                              auch das Verfahren
                              selbst, welches man bei dem Fein-Machen zu beobachten hat. Da ich auf diese
                              Weise den Gegenstand so zu sagen im Allgemeinen abhandelte, uͤberließ ich es
                              der Sorgfalt eines jeden einzelnen Arbeiters, die allgemeinen Grundsaͤze so
                              gut wie moͤglich auf seine Local-Verhaͤltnisse anzuwenden, um
                              seine Werkstaͤtte so wie seine Nachbarschaft gesund zu erhalten.
                           Das Schreiben des Hrn. Grafen de Sussy bezeichnete mir jedoch eine andere BahnHr. Graf de Sussy
                                    wuͤnscht naͤmlich in diesem Schreiben, das im Originale
                                    gegenwaͤrtigem Aufsaze vorgedrukt ist, daß Hr. d'Arcet seine Vorrichtungen, um die
                                    Werkstaͤtte der Feinmacher fuͤr die Gesundheit
                                    unschaͤdlich zu machen, so einrichten moͤchte, daß sie auch an
                                    bereits bestehenden, nicht bloß an den neu zu erbauenden
                                    Werkstaͤtten, und auch im Kleinen, nicht bloß im Großen, angewendet
                                    werden koͤnnten.A. d. U., und ich will daher, um den Absichten der Muͤnz-Commission zu
                              entsprechen, die Vorrichtungen beschreiben, welche ich auf Verlangen des
                              Polizei-Praͤfecten im Namen des Gesundheits-Rathes getroffen
                              habe, um selbst die ungesundeste und am schlechtesten gelegene Werkstaͤtte,
                              die ich noch betreten habe, unschaͤdlich zu machen.
                           Diese Werkstaͤtte, in welcher Hr. d'Arcet, der Neffe, das neue Verfahren,
                              welches er im J. 1802 einfuͤhrte, zuerst mit Erfolg angewendet hat,
                              gehoͤrt gegenwaͤrtig den HHrn. Gebruͤdern Guichard und Legendre, affineurs du Commerce, rue Chapon, N. 14. Die Werkstaͤtte, die
                              sammt allem Zugehoͤre in einem engen Hofe eingeschlossen war, der von hohen
                              Gebaͤuden umgeben ist, hat seit ihrer Errichtung keine bedeutende
                              Verbesserung erhalten. Die saueren Daͤmpfe verbreiteten sich im ganzen Hause
                              und waren fuͤr die Nachbarschaft sehr nachtheilig, die sich daruͤber
                              beklagte und so unruhig wurde, daß die Behoͤrde, die oͤfters in's
                              Mittel trat, sich endlich genoͤthigt fand, die Verbesserungen zu befehlen,
                              die ich hier beschreibe, und durch welche die Werkstaͤtte vollkommen
                              unschaͤdlich wurde. Ich hoffe, daß, wenn man gegenwaͤrtige
                              Beschreibung mit meiner fruͤheren Abhandlung uͤber diesen Gegenstand
                              verbindet, man alles Noͤthige wissen wird, um die kuͤnftigen neuen
                              Werkstaͤtten zu dieser Arbeit so wenig nachtheilig fuͤr die Gesundheit
                              zu machen, daß man sie fuͤglich in die II. Classe der Industrie-Zweige
                              in Hinsicht auf Gefahren fuͤr die Gesundheit stellen, und folglich in dem
                              Mittelpunkte der Staͤdte selbst errichten kann.
                           Da diese Beschreibung sich an die fruͤhere Abhandlung anschließt, so werde ich
                              die, in der Einleitung zu lezterer aufgestellten, Betrachtungen hier nicht
                              wiederholen; um jedoch die Arbeiten so viel moͤglich zu erleichtern, werde
                              ich, nachdem ich die Werkstaͤtte der HHrn. Guichard und Legendre beschrieben
                              habe, einige Vorsichtsmaßregeln aufstellen, um die gehoͤrigen Resultate zu
                              erhalten, und der Beschreibung selbst einige Winke uͤber die Geraͤthe
                              und rohen Materialien beifuͤgen, mit welchen der Fein-Macher sich
                              beschaͤftigt.
                           
                        
                           Beschreibungen der in der Werkstaͤtte der HHrn.
                                 Gebruͤder Guichard und Legendre, Affineurs du Commerce, angebrachten Vorrichtungen, um dieselbe fuͤr die
                                 Gesundheit unschaͤdlich zu machen.
                           Taf. V. Fig. 1.
                              Allgemeiner Grundriß der Werkstaͤtte.
                           Die Local-Verhaͤltnisse der Werkstaͤtte der HHrn. Guichard und Legendre noͤthigten uns, unsere
                              Vorrichtungen, durch welche wir dieselbe fuͤr die Gesundheit
                              unschaͤdlich machen wollten, anders zu reihen und zu stellen, als wir
                              wuͤnschten, und als wir auch in der Werkstaͤtte der HHrn. St.
                              André und Poisat wirklich gethan haben. In dieser Werkstaͤtte mußte
                              Alles gleich hoch gestellt werden, und es ward moͤglich, die Oefen und die
                              Verdichter alle laͤngs einer diken Mauer in derselben Richtung anzubringen.
                              Folgendes Detail wird die Einrichtung und das Spiel dieser Vorrichtungen deutlich
                              machen.
                           a, a, a, im Grundrisse sind acht Kessel aus Platinna auf
                              ihren Oefen.
                           b, b, b, Roͤhren aus Platinna, die die Kappen
                              dieser Kessel mit dem Verdichtungs-Apparate verbinden.
                           c, c, c, Mauerwerk, in welchem alle diese acht Kessel
                              aus Platinna ausgesezt sind.
                           p, allgemeiner Schornstein der Werkstaͤtte.
                           z, z, die punktirten Linien, stellen den Grundriß des
                              horizontalen Schornsteines dar, in welchen die acht kleinen Schornsteine der Kessel
                              sich enden, die, auf diese Weise, mit dem senkrechten Schornsteine, p, in Verbindung stehen.
                           v, v, Grube vorne vor den Oefen, um die Arbeit vor
                              denselben zu erleichtern.
                           x, Treppe, uͤber welche man in obige Grube, v, v, hinabsteigt.
                           e, e, e, großer bleierner Cylinder von beilaͤufig
                              3 Décim (11 Zoll) im Durchmesser. Diese Roͤhre bildet den Anfang des
                              Verdichtungs-Apparates. Sie ist so gestellt, daß sie eine kleine Neigung von
                              der Rechten zur Linken hat, und hat acht Tubulirungen an der Seite, um die
                              Vorstoͤße, b, b, b, aufzunehmen, durch welche
                              eine Verbindung zwischen diesem Cylinder und den Kesseln, a,
                                 a, a, hergestellt wird.
                           f, Grundriß eines bleiernen Trichters, durch welchen
                              Wasser in den Cylinder, e, zur allenfalls
                              noͤthigen Reinigung desselben zugegossen werden kann.
                           
                           d, kleine Querscheidewand aus Blei, die auf den unteren
                              Theil der großen Roͤhre, e, aufgeloͤthet
                              ist; sie verschließt ungefaͤhr den vierten Theil der Oeffnung dieser
                              Roͤhre. Dieser Damm dient um jene Fluͤssigkeit aufzuhalten, die in dem
                              geraden oder stehenden Theil der Roͤhre, e,
                              verdichtet oder eingeschuͤttet wird.
                           g) bleierne Roͤhre von 2 – 3 Cent. (8
                              – 13 Lin.) im Durchmesser, welche die Fluͤssigkeit, die in der
                              Roͤhre, e, laͤuft, und durch den Damm, d, aufgehalten wird, in den Behaͤlter, h, leitet.
                           h, bleierner Behaͤlter, welcher die in dem
                              geraden Theile der Roͤhre, e, sich verdichtende
                              Saͤure aufnimmt.
                           u, unteres Ende der bleiernen Roͤhre, e, e, e. Man sieht, wie diese Roͤhre mit der
                              linken Seite des Verdichtungs-Apparates in Verbindung steht.
                           i, erste Blei-Kiste.
                           l, zweite Blei-Kiste. Beide sind ganz so, wie die
                              Bleikammern bei der Schwefelsaͤure-Bereitung, eingerichtet.
                           k, bleierne Roͤhre, durch welche eine Verbindung
                              zwischen den beiden Kisten, i und l, hergestellt wird.
                           m, m, Roͤhre, durch welche die Gasarten
                              entweichen koͤnnen, die in die Kiste, l,
                              gelangen, und dieselben in jenen Apparat fuͤhren, den man in n sieht.
                           n, eine Kiste, die sich dreht, und Kalk-Hydrat
                              enthaͤlt. Diese Kiste, von welcher wir bei Fig. 6 eine genauere
                              Beschreibung liefern werden, dient zur Aufnahme der Gase durch die Roͤhren,
                              m, und laͤßt durch die Roͤhre, o, diejenigen entweichen, die der geloͤschte Kalk
                              nicht verschlingen kann.
                           o, o, o, Ausleitungs-Roͤhre fuͤr
                              jene Gase und Daͤmpfe, die nicht verschlungen und nicht verdichtet werden
                              koͤnnen. Das obere Ende dieser Roͤhre ist senkrecht gestellt, und
                              tritt, wie man sieht, in den inneren Raum des allgemeinen Schornsteines, p, wo das in den acht Oefen unterhaltene Feuer einen
                              ununterbrochenen und maͤchtigen Zug hervorruft.
                           q, Kurbel, um die Kiste, n,
                              auf ihrer hohlen Achse zu drehen, die den gepuͤlverten geloͤschten
                              Kalk enthaͤlt.
                           s und t, Behaͤlter
                              zur Aufnahme der in dem unteren Theile des Cylinders, e,
                              und in den beiden bleiernen Kisten, i und l, verdichteten Daͤmpfe.
                           4, 4, 4, hoͤlzerne Pfeiler zum Gestelle der sich drehenden Kiste, n.
                           Fig. 2. Allgemeiner Aufriß der Werkstaͤtte.
                           Man sieht rechts in dieser Zeichnung die Ofenthuͤrchen und die Aschenherde der
                              acht Oefen, auf welchen die Platinna-Kessel sich befinden, und sieht auch
                              bei, b und g, deutlich die
                              Lage der Bleiplatte, die den Damm in dem Cylinder, e,
                              bildet, so wie die Lage der Leitungs-Roͤhre, die die in dem oberen
                              Theile dieser Vorrichtung verdichtete Saͤure in den Behaͤlter, h, leitet. Die Roͤhre, g, senkt sich in Wasser, und kann folglich den Gasen und den nicht
                              verdichteten Daͤmpfen keinen Ausweg gestatten; diese muͤssen sich in
                              die bleiernen Kisten, i und l, begeben, indem sie uͤber den Damm, d, wegsteigen. Der Gang dieser Daͤmpfe ist hier sehr leicht zu
                              verfolgen. Man sieht, daß sie, nachdem sie durch die beiden bleiernen Kisten, i und l, durchgezogen sind,
                              durch die Roͤhre, m, aus denselben austreten, und
                              in die Drehebuͤchse, n, gelangen, in welcher sie
                              mit einer Wolke von geloͤschtem Kalke in Beruͤhrung kommen, und aus
                              welcher sie durch die Roͤhre, o, in den
                              allgemeinen Schornstein, p, gelangen, in welchem sie
                              durch den starken Zug, der durch das Feuer von acht Oefen entsteht, maͤchtig
                              hinaufgezogen werden.
                           Der Trichter, f, der oben am Amfange der Roͤhre,
                              e, steht, und den man, nach Belieben, mit einem
                              hoͤlzernen Pfropfen, r, schließen kann, dient zum
                              Eingießen von heißem Wasser, um die innere Flaͤche des Cylinders, e, abzuwaschen, und das schwefelsaure Silber
                              herauszuschaffen, wenn zufaͤllig die Saͤure in den Kesseln sich
                              aufblaͤhen, bis an die Kappen derselben hinansteigen, und in den Cylinder,
                              e, hinuͤber fallen sollte. In diesem Falle
                              wird dann das vom Wasser aufgeloͤste, oder von demselben mitgefuͤhrte
                              schwefelsaure Silber nach, d, gelangen, wo es
                              aufgedaͤmmt wird, und durch die Roͤhre, g,
                              in den Behaͤlter, h, fließt, in welchem man
                              dieses Salz leicht sammeln kann.
                           s und t, sind die beiden
                              kleinen Behaͤlter vor den bleiernen Kisten, i und
                              l, die zur Ausleerung der lezteren bestimmt sind,
                              nachdem die Saͤure sich in denselben verdichtet hat. Da die Roͤhre,
                              e, beinahe am Boden der Kiste, i, eintritt, wie man bei, u,
                              sieht, so muß diese erste Kiste oͤfters geleert werden, damit die Oeffnung,
                              u, des bleiernen Cylinders, e, immer frei bleibt. Die zweite Kiste kann immer mit der in derselben
                              verdichteten Saͤure ruhig belassen werden, bis dieselbe uͤber 3 bis 4
                              Centimeter emporsteigt (13–17 Lin.)
                           Fig. 3. Querdurchschnitt des Ofens, nach der gebrochenen Linie,
                              C, C, D, D, des allgemeinen Planes.
                           Dieser Durchschnitt zeigt, daß man das Mauerwerk der acht Oefen in der
                              Werkstaͤtte der HHrn. Guichard und Legendre so gebaut hat, daß der obere
                              Theil derselben in gleicher Hoͤhe mit dem Fußboden der Werkstaͤtte
                              steht. Man mußte daher die Grube, v, anbringen, die der
                              ganzen Laͤnge der Ofen-Mauer nach hinlaͤuft, und die man in
                              dieser Figur im Durchschnitte, so wie in der ersten Figur im Grundrisse, sieht, um
                              an diesen Oefen arbeiten zu koͤnnen. Die in der lezteren Figur durch den Buchstaben, x, angedeutete Treppe dient zum Hinabsteigen in diese
                              Grube.
                           Fig. 3, die
                              wir hier beschreiben, zeigt das ganze System des Baues der Oefen, die Lage, welche
                              die Platinna-Kessel waͤhrend der Scheidung (départ) haben muͤssen, die Art, wie die Verbindung zwischen
                              den Kesseln und dem großen Bleicylinder, e, hergestellt
                              ist, so wie auch die Lage des Trichters, f. Wir wollen
                              diesen Artikel mit der Bemerkung schließen, daß die HHrn. Guichard und Legendre meinen, daß man die mit der
                              Saͤure und mit dem Silber in gehoͤriger Menge gefuͤllten Kessel
                              leichter wuͤrde handhaben koͤnnen, sowohl vor als nach der Scheidung,
                              wenn man die Oefen nicht uͤber den Fußboden der Werkstaͤtte
                              erhoͤht. Wenn man Fig. 2, 3, 4 der Vorrichtung bei den
                              HHrn. St. André und
                              Poisat vergleicht, so wird
                              man finden, daß diese Fein-Macher einer anderen Meinung waren, und daß sie
                              wollten, daß die Oefen uͤber den Boden der Werkstaͤtte emporragen; sie
                              wollten keine Grube in ihrer Werkstaͤtte. Wir sind derselben Meinung, und wir
                              rathen allen, die eine solche Werkstaͤtte anlegen wollen, ihre Oefen
                              uͤber dem Boden derselben zu erhoͤhen, und nicht so, wie in dieser
                              Figur, zu vertiefen. Wir haben sie indessen hier so dargestellt, wie sie sind, damit
                              man sie mit jenen des ersten Unterrichtes vom J. 1827 vergleichen und jeder
                              waͤhlen kann, was ihm am besten duͤnkt.
                           Fig. 4. Grundriß eines Kessels aus Platinna sammt
                                 Zugehoͤr.
                           Man sieht bei, y, die Art von Tubulirung, durch welche
                              man, waͤhrend der Arbeit, die Saͤure in den Kessel gießen und den Gang
                              der Arbeit beobachten kann. Diese Oeffnung laͤßt sich nach Belieben mittelst
                              eines mit Scharnier versehenen Dekels schließen, dessen Einrichtung man in Fig. 5 deutlich
                              sieht. Man sieht hier, wie der Hals der Kappe des Kessels sich mit der
                              Platinna-Roͤhre, b, verbindet, und wie
                              diese Roͤhre selbst in die Tubulirung des Blei-Cylinders, e, eintritt.
                           Fig. 5. Aufriß eines Platinna-Kessels sammt
                                 Zugehoͤr.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen hier dieselben Theile, wie in Fig. 4. Man sieht, wie der
                              Trichter, f, aufgesezt ist oben am Anfange des
                              Blei-Cylinders; man sieht den Pfropfen, r, der
                              diesen Trichter schließt, wenn man denselben nicht mehr braucht.
                           Fig. 6. Laͤngen-Durchschnitt der
                                 Drehe-Kiste, n, in Fig. 1
                                 und2.
                           Die Drehe-Kiste, n, die man hier im Durchschnitte
                              sieht, muß so eingerichtet seyn, daß der feingepuͤlverte Kalkstaub mittelst
                              der Kurbel und ihres Raͤderwerkes nach allen Seiten hin geruͤttelt
                              werden kann, ohne daß der Durchgang der Gase durch diese Kiste dadurch gehindert
                              wuͤrde. Dieß geschieht auf folgende Weise.
                           
                           Die beiden Boden der Kiste, n, sind mit kupfernen
                              Buͤchsen, 1111, in ihrem Mittelpuncte versehen, und die hoͤlzernen
                              Pfosten, 44, fuͤhren an ihrem oberen Ende aͤhnliche Buͤchsen
                              aus Gußeisen, 2222, die der Laͤnge nach durchgebohrt sind. Diese lezteren
                              Buͤchsen, die in den Pfosten eingesezt sind, passen in die kupfernen
                              Buͤchsen am Boden der Kiste, und dienen folglich derselben als Achse. Man
                              sieht also, daß, wenn die Kiste mittelst der Kurbel und ihres Raͤderwerkes
                              gedreht wird, sie um die Buͤchsen in den Pfosten sich drehen kann, welche
                              leztere in diesen festgemacht sind, und man begreift, daß, da diese lezteren
                              Buͤchsen ihrer ganzen Laͤnge nach durchbohrt sind, Roͤhren
                              durch diese Hoͤhlung durchgezogen werden koͤnnen, die zu jeder Seite
                              in die Kisten eindringen, wie man links bei 3, 3, 3, und rechts bei 5, 5, 5, sieht,
                              so daß das Gas durch diese Roͤhren laufen kann, ohne daß man mit der
                              umdrehenden Bewegung still halten duͤrfte. Die Roͤhren, 333, und 555,
                              sind in der Drehe-Kiste in einen rechten Winkel aufgebogen und an ihrem
                              oberen Ende mit einem großen kupfernen Hute bedekt, damit kein Kalkstaub in
                              dieselben fallen, sie verlezen, und dem Gase den Ein- und Ausgang erschweren
                              kann. Es ist uͤberfluͤssig zu bemerken, daß die Drehe-Kiste mit
                              einem Thuͤrchen versehen seyn muß, das man an irgend einer der
                              groͤßeren Flaͤchen derselben anbringen kann, und durch welches man den
                              geloͤschten Kalk hineinschuͤttet und nach seiner Saͤttigung mit
                              der Schwefelsaͤure, die in den Bleikammern nicht verdichtet wurde, wieder
                              herausnimmt. 66 ist der Durchschnitt des großen Zahnrades, welches die Zaͤhne
                              des Triebstokes auf der Achse der Kurbel aufnimmt. Soviel zur Erklaͤrung der
                              hier dargestellten Figuren; es bleibt noch das Spiel dieser Vorrichtungen und der
                              Gang der Arbeiten bei dem Fein-Machen mit der gehoͤrigen
                              Ruͤksicht auf Unschaͤdlichkeit fuͤr die Gesundheit zu
                              erlaͤutern uͤbrig.
                           Nachdem der Fein-Macher die gehoͤrige Menge Silbers und concentrirte
                              Schwefelsaͤure in seine Kessel gebracht und dieselben in ihre Oefen eingesezt
                              hat, richtet er die Platinna-Roͤhren vor, durch welche die Kappen der
                              Kessel mit dem großen bleiernen Cylinder, e, in
                              Verbindung gesezt werden, und schuͤrt unter den Kesseln an. So wie die
                              Aufloͤsung des Silbers anfaͤngt, und die Fluͤssigkeit eine
                              hoͤhere Temperatur erhaͤlt, bildet sich in den Kesseln schwefelsaures
                              und schwefeligsaures Gas. Diese Gase werden, theils durch ihre eigene Spannung,
                              theils durch den Zug, den der Schornstein auf alle Theile dieser Vorrichtung
                              aͤußertDieser Zug muß stark genug seyn, um, wenn alle kleine Dekel, y (in Fig. 4 und 5) an
                                    den Tubulirungen der acht Kessel auf ein Mal geoͤffnet werden, die
                                    Luft der Werkstaͤtte durch diese Tubulirungen in die Kessel
                                    eindringen und dadurch verhindern kann, daß keine saueren Daͤmpfe
                                    sich in der Werkstaͤtte verbreiten.A. d. O., in den Cylinder, e, treten, in welchem sich
                              bereits viele schwache
                              Schwefelsaͤure anfangen wird zu verdichten. Der Gasstrom, der aus diesem
                              Cylinder in die erste Blei-Kiste, i, tritt, und
                              aus dieser in die zweite Kiste, l, wird bald erkalten
                              und von allen Daͤmpfen befreit seyn, die sich durch Verdichtung aus demselben
                              abscheiden lassen. Es tritt also in die Drehe-Kiste nur schwefelige
                              Saͤure uͤber, welcher der geloͤschte Kalk, der immer
                              geruͤttelt wird, sich leicht bemaͤchtigt, und es kommt endlich an dem
                              oberen Ende der Roͤhre o nur jene geringe Menge
                              Luft in den Schornstein, p, die in den Apparat theils
                              durch die Fugen desselben, theils durch die Tubulirungen der Kessel waͤhrend
                              des Oeffnens derselben im Verlaufe der Arbeit eingedrungen ist. Man wird einsehen,
                              daß, wenn das Feuer unter den Oefen gehoͤrig geleitet und die
                              Drehe-Kiste, n, gehoͤrig gedreht wird, die
                              ganze Arbeit sich leicht auf solche Weise einrichten laͤßt, daß keine der
                              Gesundheit nachtheiligen Daͤmpfe sich außer der Werkstaͤtte verbreiten
                              koͤnnen. Eben dieser Vortheil laͤßt sich aber auch fuͤr das
                              Innere der Werkstaͤtte erlangen, wenn man die Platinna-Kessel
                              hinlaͤnglich kalt werden laͤßt, ehe man dieselben von den Oefen
                              abhebt, oder, wenn man sie abhebt, da sie noch saure Daͤmpfe ausstoßen, unter
                              einen kleinen Schornstein bringt, den man absichtlich hierzu vorrichtete, und
                              entweder, mittelst einer kleinen bleiernen Roͤhre, mit dem großen
                              Schornstein, p, oder mit den Aschenherden der Oefen in
                              Verbindung bringt, deren Thuͤrchen genau geschlossen seyn muͤssen. Was
                              die bleiernen Kessel betrifft, in welchen das schwefelsaure Silber zersezt wird, so
                              scheint es uns, daß, da sie nur einen wenig bedeutenden Dampf von sich geben, es
                              hinreicht, wenn man denselben entweder durch ein offenes Dach aus der
                              Werkstaͤtte entweichen laͤßt, oder, was noch besser waͤre,
                              durch eigene kleine Schornsteine (Schwadenfaͤnge), die gehoͤrig
                              angebracht und vertheilt sind, in den großen Schornstein der Oefen leitet. Nur noch
                              einige Bemerkungen, die wir bis an das Ende dieser Abhandlung versparen zu
                              muͤssen glaubten.
                           
                        
                           Ueber die Groͤßen-Verhaͤltnisse
                                 verschiedener Theile dieser Vorrichtung.
                           Es waͤre gut, wenn man dem großen bleiernen Cylinder, e, der die Daͤmpfe von acht Kesseln aufzunehmen hat,
                              Geraͤumigkeit genug gaͤbe, um mit einem Male alle diese Daͤmpfe
                              aufnehmen zu koͤnnen, wenn sie sich auch nicht in demselben verdichten
                              sollten. Es fehlen uns indessen bisher noch die nothwendigen Data, um die Weite mit
                              Sicherheit zu berechnen, die man dieser Roͤhre geben muß. Wir kennen die
                              Geschwindigkeit des in dem Schornsteine, p,
                              aufsteigenden Dampfes noch nicht genau genug, eben so wenig auch das Volumen der
                              schwefeligen Saͤure und des Dampfes, der sich aus jedem Kessel entwikelt; wir
                              wissen nicht, wie viel aͤußere Luft durch die Gefuͤge und durch die
                              Tubulirungen
                              eintrittDiese scheinen jedoch luftdicht seyn zu muͤssen; denn sonst werden die
                                    gespannten Daͤmpfe auf diesen Wegen ehe ausfahren, als daß Luft ist
                                    dieselben eindringt.A. d. U.. Wir muͤssen daher uns an die praktischen Resultate halten, die sich
                              bisher ergaben und die Fein-Macher befriedigt haben. Die Erfahrung hat
                              erwiesen, daß der Zug im Schornsteine, p, stark genug
                              war, um, wenn jede Roͤhre, b, und jede
                              Tubulirung, y, 32 bis 33 Millimeter (14-15 Lin.)
                              im Durchmesser hat, diese Tubulirungen offen lassen zu koͤnnen, ohne besorgen
                              zu duͤrfen, daß, waͤhrend der Arbeit, die in Daͤmpfe
                              verwandelte Saͤure der Kessel durch die Tubulirungen austritt, und sich in
                              der Werkstaͤtte verbreitet. Man muß also dem bleiernen Cylinder einen solchen
                              Durchmesser geben, daß seine Oeffnung, uͤber dem Damme, e, genommen, wo die groͤßte Verengerung desselben
                              Statt hat, wenigstens der Summe der Durchschnitte der acht
                              Platinna-Tubulirungen, b, b, b, gleich ist. Die
                              Verengerung des Cylinders, e, und andere Gruͤnde,
                              deren Entwikelung hier zu weitlaͤuftig seyn wuͤrde, haben uns
                              bestimmt, dem geraden Theile dieses Cylinders jenen Durchmesser zu geben, dessen er
                              dort, wo der Damm, d, angebracht ist, bedarf; wir
                              empfehlen jedem diese Maßregel zu ergreifen. Was die Oeffnung der Roͤhren,
                              k, m, o, betrifft, so reicht eine Oeffnung, die Ein
                              und ein halbes Mal der Summe der Durchschnitte der acht Roͤhren, b, b, b, gleich ist, hin. 117 Millimeter (4 Zoll, 4
                              Lin.) Durchmesser werden in dieser Hinsicht ungefaͤhr zureichen.
                           Nun nur noch von den Hoͤhen und Weiten der Oefen, der Schornsteine und des
                              Haupt-Schornsteines, p. Die Erfahrung hat
                              gezeigt, daß, bei dem Feinmachen, der Rost eines jeden Ofens eine eben so große
                              Oberflaͤche haben muß, als der Boden eines jeden daruͤber aufgesezten
                              Platinna-Kessels betraͤgt; die Erfahrung hat aber auch gezeigt, daß,
                              wenn die Kohks darunter gehoͤrig brennen sollen, man einen Schornstein haben
                              muͤsse, der, im Verhaͤltnisse zum Roste, eine weitere Oeffnung, als
                              gewoͤhnlich, haben muß. Wir rathen daher jedem einzelnen Schornsteine die
                              Haͤlfte des horizontalen Durchschnittes seines Herdes zu geben. Der
                              allgemeine Fang, z, wird eine Weite haben
                              muͤssen, die der Summe der Durchschnitte der acht kleinen Schornsteine gleich
                              ist. Was den großen Schornstein, p, betrifft, so wird
                              man ihm 10 bis 12 Mal die Weite eines kleinen Schornsteines geben muͤssen; ja
                              man wird ihn selbst noch weiter machen muͤssen, wenn man voraussieht, daß
                              andere Ofen-Roͤhren und die Zuͤge von Schwadenfaͤngen,
                              von welchen wir oben gesprochen haben, mit diesem Schornsteine in Verbindung
                              gebracht werden muͤssen. In diesem Falle muͤßte man dem Durchschnitte
                              des allgemeinen Schornsteines noch so viel zusezen, als der Durchschnitt eines jeden
                              Schornsteines betraͤgt, den man damit vereinigen will. Wir schließen diesen Abschnitt mit
                              dem Rathe, die Weite der Schornsteine an keiner Stelle derselben zu verengen, den
                              allgemeinen oder Haupt-Schornstein oben mit einer einfachen Kappe aus Blech
                              zu bedeken, und an jedem kleinen Schornsteine, so wie auch an dem
                              Haupt-Schornsteine, p, einen sogenannten
                              Schluͤssel oder eine Klappe anzubringen, damit man das Feuer unter jedem
                              Kessel reguliren, und nach Belieben die Hize unter den Oefen und in dem unteren
                              Theile des Schornsteines unterhalten kann.
                           
                        
                           Ueber die Zusammensezung der Legirungen, welche die Feinmacher
                                 anwenden.
                           Die zum Feinmachen mittelst Schwefelsaͤure geeignetste Legirung ist diejenige,
                              welche nur Silber, Gold und Kupfer und bei einem Korn von 900 oder 950
                              Tausendtheilen, ungefaͤhr 200 Tausendtheile Gold enthaͤlt. Diese
                              Legirung muß im Allgemeinen folgendermaßen zusammengesezt seyn:
                           
                              
                                 Silber
                                   725
                                 
                              
                                 Gold
                                   200
                                 
                              
                                 Kupfer
                                     75
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1000
                                 
                              
                           Die Legirungen, welche mehr Kupfer enthalten, geben bekanntlich Aufloͤsungen,
                              worin sich wasserfreies schwefelsaures Kupfer suspendirt erhaͤlt, weßwegen
                              man das Gold nicht leicht daraus absondern kann, und die Legirungen, welche zu viel
                              Gold enthalten, werden von kochender Schwefelsaͤure nicht mehr angegriffen:
                              der Feinmacher muß also die Legirungen, woraus er das Gold und Silber fein
                              ausscheiden soll, auf die oben angegebene Zusammensezung zu bringen suchenIm Allgemeinen kann man sagen, daß sich diese Legirungen um so leichter und
                                    in einer desto geringeren Saͤure-Menge aufloͤsen, je
                                    weniger Kupfer und je mehr Silber sie enthalten, und daß sie um so
                                    vortheilhafter verarbeitet werden koͤnnen, wenn außerdem noch der
                                    Goldgehalt sich mehr dem Verhaͤltniß von 200 Tausendtheilen
                                    naͤhert.A. d. O.. Er kann diesen Zwek entweder dadurch erreichen, daß er die Legirungen von
                              geringem Gehalt mit Salpeter behandelt, oder dadurch, daß er sie mit reichhaltigeren
                              Legirungen oder sogar mit feinem Silber versezt, oder endlich dadurch, daß er diese
                              Legirungen von geringem Gehalt auf der Kapelle abtreibt. Die Gold- und
                              Silberartikel, welche Blei oder sogar außer dem Kupfer noch leicht oxydirbare
                              Metalle enthalten, darf der Feinmacher nie mit Schwefelsaͤure behandeln,
                              sondern er muß zuvor diese Metalle vermittelst Salpeter daraus abscheiden, wenn sie
                              nur in geringer Menge darin vorhanden sind, im entgegengesezten Falle aber sie zuvor
                              auf der Kapelle abtreiben. Wir wollen diesen Abschnitt mit der Bemerkung schließen,
                              daß der Feinmacher aus einer guten Zusammensezung der der Scheidung unterworfenen
                              Legirung großen Gewinn ziehen kann, und daß der Erfolg dabei ganz von der Vereinigung chemischer und
                              commercieller Kenntnisse und von ihrer guten Anwendung abhaͤngt.
                           
                        
                           Ueber die Schwefelsaͤure, welche man zum Feinmachen der
                                 Gold- und Silberbarren anwendet.
                           Die Feinmacher wenden concentrirte Schwefelsaͤure an, welche ein
                              Handelsartikel ist und gewoͤhnlich 66° Beaumé (1844
                              specifisches Gewicht) zeigt; man koͤnnte jedoch diese Saͤure auch so
                              anwenden, wie sie aus den Bleikammern kommt, wo sie nur 45 bis 50 Grad hat; in
                              lezterem Falle wuͤrde man aber nur einen Theil der Concentrationskosten
                              gewinnen und dagegen die Operationen des Feinmachens verzoͤgern, wobei man
                              noch befuͤrchten muͤßte, daß sich schwefelsaures Blei in den
                              Platinna-Kesseln niederschlaͤgt, was sie in gewissen Faͤllen
                              durchloͤchern koͤnnte. Die schwache Saͤure aus den Bleikammern
                              enthaͤlt uͤbrigens fast immer Salpetersaͤure und
                              Salzsaͤure, deren Gegenwart den Platinna-Geraͤthen nur
                              nachtheilig seyn kann; wir rathen daher den Feinmachern, fuͤr ihre Arbeiten
                              nur concentrirte Schwefelsaͤure anzuwenden, welche genau 66° zeigt.
                              Wir haben von der schwachen Schwefelsaͤure nur deßwegen gesprochen, weil wir
                              wissen, daß diese Saͤure im Großen von einem Feinmacher angewandt worden ist
                              und um zugleich ein Auskunftsmittel fuͤr den Fall anzugeben, wo man sich die
                              erforderliche concentrirte Saͤure nicht leicht verschaffen
                              koͤnnte.
                           Wenn man die sauren Aufloͤsungen, welche schwefelsaures Kupfer (Kupfervitriol)
                              enthalten und die man bei den Arbeiten des Feinmachens erhaͤlt, abdampft, so
                              erhaͤlt man nach den lezten Krystallisationen eine außerordentlich schwarze
                              Schwefelsaͤure, worin nur sehr wenige Substanzen aufgeloͤst sind.
                              Concentrirt man diese Saͤure in Bleikesseln bis auf 60° und bringt sie
                              sodann bis auf 66°, indem man sie entweder in einem Platinna-Kessel,
                              oder in glaͤsernen Retorten einkocht, so erhaͤlt man eine
                              Schwefelsaͤure, die fast eben so rein ist, wie die kaͤufliche und sehr
                              gut an Statt der lezteren bei den Arbeiten des Feinmachens angewandt werden kann.
                              Wir wollen hier nur noch bemerken, daß man die Concentration dieser Saͤure,
                              wobei sich schaͤdliche Daͤmpfe entwikeln koͤnnen, nicht in der
                              Naͤhe von Wohnungen vornehmen darf, vorausgesezt, daß man sie nicht in
                              solchen Apparaten verrichtet, welche die Daͤmpfe und die schwefliche
                              Saͤure in den großen Cylinder e leiten und sich
                              nicht des Verdichtungs-Apparates bedient, welchen wir im Anfange dieser
                              Abhandlung beschrieben haben.
                           Um 100 Theile Kupfer zu oxydiren und aufzuloͤsen, braucht man bekanntlich
                              ungefaͤhr 311 Theile Schwefelsaͤure von 66°, wogegen nur 91
                              Theile dieser Saͤure erforderlich sind, um 100 Theile feines Silber zu
                              oxydiren und aufzuloͤsen; die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß man eine groͤßere
                              Menge Schwefelsaͤure anwenden muß, wenn man klare Aufloͤsungen
                              erhalten will und solche die nicht zu schnell krystallisiren. Da aber die
                              Platinna-Geraͤthe, uͤber welche man zu verfuͤgen hat,
                              gewoͤhnlich eine geringe Capacitaͤt haben, und dessen ungeachtet zum
                              Feinmachen der groͤßtmoͤglichen Menge von Substanzen gebraucht werden
                              muͤssen, so sieht man sich genoͤthigt, nur die genau erforderliche
                              Saͤuremenge anzuwenden und den Mangel einer groͤßeren
                              Quantitaͤt durch eine besonders sorgfaͤltige Manipulation beim
                              Abgießen der Fluͤssigkeiten zu ersezen, fuͤr deren ganz langsame
                              Abkuͤhlung man Sorge tragen muß. Alle diese Erfordernisse haben auf das von
                              den Feinmachern angenommene Verhaͤltniß gefuͤhrt, welches darin
                              besteht, drei Theile concentrirte Schwefelsaͤure auf Einen der Legirung
                              anzuwenden, welche die von uns angegebene Zusammensezung hat, und sodann die
                              Saͤuremenge nach den Abweichungen im Goldgehalte und besonders nach dem
                              groͤßeren oder geringeren Kupfergehalte der feinzumachenden Legirung zu
                              vermehren oder zu vermindern.
                           
                        
                           Ueber das Kupfer, welches der Feinmacher anwendet, um das
                                 schwefelsaure Silber zu zersezen und daraus das Silber in metallischem Zustande
                                 niederzuschlagen.
                           Die Feinmacher kaufen zu diesem Zweke die Barren von geringem Korn, die Kupferbarren,
                              welche einige Tausendtheile Silber enthalten, die Abschnizel von dem mit Silber
                              platirten Kupfer, und das versilberte Rothkupfer, welches man im Handel oft zu
                              niedrigem Preise haben kann; sie gießen die Barren in duͤnne Platten und
                              bedienen sich dieser Platten an Statt des reinen Kupfers, um das schwefelsaure
                              Silber zu zersezen; sie ersparen so die Feinmachungskosten des in diesen Substanzen
                              enthaltenen Silbers und haben dann oft sogar alles Kupfer oder alles dieses Silber
                              durch ein solches Verfahren umsonst. Die einzige Vorsichtsmaßregel, welche sie
                              befolgen muͤssen, ist, keine Legirungen anzuwenden, welche Blei oder Zinn
                              enthaltenWir haben in unserer ersten Abhandlung (polytechnisches Journal Band XXVIII. S. 8.) gesagt, daß man
                                    jedes Mal Eisen und Zink anwenden kann, wenn man nicht den Zwek hat, reines
                                    Silber zu fabriciren. In der That zersezen diese Metalle das schwefelsaure
                                    Silber und Kupfer gut; man muß sogar, wenn man sich ihrer bedient und die
                                    Operation zur gehoͤrigen Zeit unterbricht, Silber von sehr hohem Korn
                                    erhalten. Diese Anwendung des Eisens und des Zinkes wird jedes Mal in
                                    denjenigen Umstaͤnden vortheilhaft seyn, wo das schwefelsaure Kupfer
                                    keinen Werth hat und man sich genoͤthigt sieht es auf metallisches
                                    Kupfer zu verarbeiten. Der geringe Preis des Eisens und des Kupfers
                                    wuͤrde uͤbrigens sehr oft erlauben die Fluͤssigkeiten,
                                    welche diese Metalle aufgeloͤst enthalten, als werthlos
                                    wegzuwerfen.A. d. O..
                           Es scheint, daß man im Großen 28 Kupfer anwenden muß, um 100 Silber niederzuschlagen,
                              und daß die Fluͤssigkeiten, welche man durch diese Operation erhaͤlt,
                              gewoͤhnlich 100 bis 104 krystallisirtes schwefelsaures Kupfer geben.
                           
                        
                           Ueber die Wahl des Wassers, welches man in einer
                                 Feinmachungs-Anstalt anwenden muß.
                           Das Wasser, welches der Feinmacher bei seinen Arbeiten anwendet, muß so rein als
                              moͤglich seyn, und besonders keine salzsauren Alkalien enthalten; denn sonst
                              wuͤrde ein Theil des Silbers in unaufloͤsliches Chlorsilber
                              umgeaͤndert werden, welches das Auswaschen des Goldes sehr schwierig machen
                              und großen Verlust verursachen koͤnnteWir haben in einem aͤhnlichen Falle mit Erfolg ein mit Ammoniak
                                    verseztes Wasser angewandt, um eine sehr große Menge mit Chlorsilber
                                    vermengtes Gold die lezten Male auszuwaschen.A. d. O.. Der Feinmacher muß also Regenwasser anwenden, oder wenigstens das reinste
                              Wasser, welches er sich an dem Orte seines Etablissements verschaffen kann; in dem
                              Falle, wo ihm nur Brunnen-Wasser, welches salzsaure Salze enthaͤlt, zu
                              Diensten steht, wird er sogar untersuchen muͤssen, ob es seinem Interesse
                              nicht angemessener ist, dieses Wasser mittelst schwefelsauren Silbers zu reinigen,
                              bevor er sich desselben zum Aufloͤsen des schwefelsauren Kupfers und Silbers,
                              und zum Auswaschen des pulverfoͤrmigen Goldes bedient, welches man bei der
                              Scheidung erhaͤlt.
                           
                        
                           Ueber das Kalkhydrat, welches man anwendet, um die schwefliche
                                 Saͤure zu absorbiren.
                           Um das Kalkhydrat zu bereiten, muß man gebrannten Kalk sorgfaͤltig
                              loͤschen und durch ein feines Sieb sieben.
                           Man muß den fetten Kalk anwenden, welcher beim Loͤschen sein Volumen sehr
                              vermehrt, und man muß dafuͤr sorgen, daß er nach dem Loͤschen alles
                              Wasser enthaͤlt, was er zuruͤkhalten kann, und dabei doch leicht durch
                              das Sieb geht. Man erreicht diesen Zwek leicht, wenn man den Kalk folgender Maßen
                              loͤscht: man bringt ihn in einen weit geflochtenen Korb, welchen man in
                              Wasser taucht und darin so lange laͤßt, bis man sieht, daß sich Luftblasen
                              aus den Kalkstuͤken entwikeln; man nimmt den Korb dann aus dem Wasser,
                              vereinigt den Kalk zu einem Haufen auf einem mit Rinnen versehenen Boden, besprizt
                              ihn waͤhrend seines Loͤschens mit ein wenig Wasser, bedekt ihn sodann
                              mit Tuͤchern, und laͤßt ihn einige Stunden in diesem Zustande; er ist
                              sodann in ein sehr feines zum Durchsieben geeignetes Pulver verwandelt, welches
                              vortheilhaft zum Absorbiren der sauren Gasarten und Daͤmpfe verwandt werden
                              kann. Man muß das Kalkhydrat nur in dem Maße bereiten, als man desselben bedarf; im
                              Gegentheil muͤßte man es sorgfaͤltig in gute Tonnen verschließen.
                           
                        
                           
                           Ueber das Brennmaterial, welches der Feinmacher
                                 anwendet.
                           Zum Erhizen der Platinna-Kessel eignet sich kein Brennmaterial besser als
                              Kohks oder gereinigte Steinkohlen. Man muß nur solche Kohks waͤhlen, welche
                              aus Steinkohlen bereitet wurden, die keine schwefliche Saͤure geben, und
                              moͤglichst wenig Asche oder erdigen Ruͤkstand nach der Verbrennung
                              hinterlassen. Die Kohks koͤnnen auch vortheilhafter als Holzkohlen bei den
                              Schmelzoͤfen angewandt werden. Die Abdampfkessel muͤssen mit
                              demjenigen Brennmateriale erhizt werden, welches, alles zusammengerechnet, im Lande
                              am wohlfeilsten zu stehen kommt. Wir wollen diesen Artikel mit der Bemerkung
                              schließen, daß die Kohks, welche man aus den Gasbeleuchtungs-Anstalten
                              erhaͤlt, als das vorzuͤglichste Product der Steinkohle, sich
                              vollkommen zu den Arbeiten des Feinmachers eignen wuͤrden, wenn die Erfahrung
                              nicht gezeigt haͤtte, daß diese Kohks schwieriger brennen, als die nach dem
                              alten Verfahren bereiteten; um sie vortheilhaft anzuwenden, muß man nach Belieben
                              einen sehr raschen Luftstrom im Roste des Ofens herstellen koͤnnen. Wir haben
                              weiter oben gesagt, wie man diesen Zwek leicht erreichen kann.
                           
                        
                           Ueber die Platinna-Kessel und ihre
                                 Erhaltung.
                           Der in Fig. 4
                              und 5
                              vorgestellte Platinna-Kessel ist einer von denjenigen, wie sie Hr. Bréant den Feinmachern
                              geliefert hat; ihre Form und Groͤße hat man sehr zwekmaͤßig gefunden.
                              Dieser Kessel faßt 42 Liter; er wiegt 8 1/2 Kilogramm und kostet ungefaͤhr
                              8500 Franken; er ist, wie man in der Zeichnung sieht, mit einem eisernen Beschlage
                              versehen, um ihn leicht transportiren zu koͤnnen und gegen die Stoͤße
                              zu sichern, welchen diese Kessel bestaͤndig ausgesezt sind. Bekanntlich wird
                              die Platinna zu Paris besser als irgendwo zubereitet, und man muß also die
                              erforderlichen Platinna-Kessel von dort her beziehenWir haben in unserer fruͤheren Abhandlung (polyt. Journ. Bd. XXVIII. S. 2.) gesagt, daß die
                                    Platinna-Kessel, deren sich die Feinmacher und die
                                    Schwefelsaͤure-Fabrikanten bedienen, aus Platinna verfertigt
                                    werden, welche nach dem von Hrn. Bréant erfundenen Verfahren zubereitet wurde, und daß
                                    sie zu Paris von Hrn. Bréant und von den HHrn. Cuoq und Couturier fabricirt werden; hierin hat
                                    sich seitdem nichts veraͤndert; Hr. Bréant hat seine
                                    Werkstaͤtte noch rue Montmartre, N. 64,
                                    und die Niederlage der HHrn. Cuoq und Couturier ist immer rue de Lulli,
                                       N. 1.Wir verweisen in Betreff der Geschichte der Anwendung der
                                    Platinna-Gefaͤße in den technischen Kuͤnsten, auf die
                                    von uns herausgegebene Broschuͤre, und bemerken hier nur noch, daß
                                    die Belohnungen, welche Hr. Bréant und die HHrn. Cuoq und Couturier seit der lezten Ausstellung
                                    unserer Industrie-Produkte erhalten haben, beweisen, daß diese
                                    geschikten Fabrikanten sich immer mehr des Vertrauens, welches man in sie
                                    sezt, wuͤrdig machen. A. d. O..
                           Da das Feingold in dem Augenblike, wo es aus der Legirung durch die Schwefelsaͤure
                              abgeschieden worden ist, ein sehr feines Pulver bildet, und alsdann in
                              Beruͤhrung mit Platinna dem Einflusse der kochenden Schwefelsaͤure
                              ausgesezt ist, welche beide Metalle reinigt und ihre Temperatur betraͤchtlich
                              erhoͤht, so schweißt es leicht an die Platinna und macht den Boden des
                              Kessels immer diker; die Erhaltung dieser Geraͤthschaft, und der Vortheil,
                              welchen man durch Ersparung an Brennmaterial und dadurch erlangt, daß man keinen
                              Werth unbenuzt liegen laͤßt, noͤthigen den Feinmacher, dieses Gold oft
                              abzuloͤsen, was er dadurch erreicht, daß er zu wiederholten Malen schwaches
                              Koͤnigswasser in den Kessel bringt, welches das Gold aufloͤsen kann,
                              ohne die Platinna anzugreifen. Da diese Operation sehr delicat ist, so muß sich der
                              Feinmacher wohl mit allen ihren Umstaͤnden vertraut machen, ehe er sie im
                              Großen ausuͤbt. Vielleicht waͤre es zwekmaͤßiger, hier
                              Queksilber oder schwefelwasserstoffsaure Alkalien an Statt des Koͤnigswassers
                              anzuwenden; wir haben aber zu wenig Versuche uͤber diesen Gegenstand
                              angestellt, als daß wir einen anderen Rath geben koͤnnten, als die Anwendung
                              dieser beiden Aufloͤsungsmittel im Kleinen zu versuchen.
                           Die Kunst des Feinmachens verdankt bekanntlich der Anwendung der
                              Platinna-Geraͤthe die großen Fortschritte, welche sie in Frankreich
                              gemacht hat. Ungluͤklicherweise beschraͤnken die Seltenheit und der
                              hohe Preis der Platinna noch viel zu sehr ihren Gebrauch. Wir haben in dieser
                              Beziehung erfahren, daß man in Deutschland, wo dieser nachtheilige Umstand sich
                              besonders fuͤhlbar machte, die Platinna durch eine Legirung aus Einem Theile
                              Gold und drei Theilen Silber ersezt hat. Wir wissen nicht, ob die aus dieser
                              Legirung verfertigten Gefaͤße der Einwirkung der concentrirten und kochenden
                              Schwefelsaͤure gut widerstanden haben; wir haben einige Gruͤnde, daran
                              zu zweifeln, und glauben, daß es besser waͤre, diese Kessel aus einer
                              Legirung mit einem groͤßeren Antheile Gold zu verfertigen, besonders wenn das
                              pulverfoͤrmige Gold sich nicht leichter an diese Legirungen aus Gold und
                              Silber anhaͤngt, als an die Platinna-Geraͤthe. Man sieht
                              uͤbrigens, daß die Untersuchung dieses Gegenstandes sehr wichtig ist, und man
                              kann daher die Feinmacher nicht genug auffordern, sich damit zu
                              beschaͤftigen. Wir schließen unsere Bemerkungen uͤber die
                              Platinna-Kessel damit, daß wir es wohl empfehlen, diese Gefaͤße nicht
                              in Beruͤhrung mit Blei oder Zinn zu bringen, besonders wenn sie kochende
                              Schwefelsaͤure enthalten, denn diese Metalle legiren sich leicht mit der
                              Platinna, wenn sie auf diese hohe Temperatur gebracht ist, und koͤnnen so die
                              Zerstoͤrung des Kessels verursachen, wie wir selbst vor wenigen Jahren die
                              Erfahrung machten.
                           
                        
                           
                           Ueber das schwefelsaure Kupfer, welches in den
                                 Werkstaͤtten der Feinmacher fabricirt wird.
                           Da die Feinmacher bisher Kupfer anwandten, um das schwefelsaure Silber, welches sie
                              bei ihren Operationen erhalten, zu zersezen, so erhielten sie so
                              betraͤchtliche Quantitaͤten schwefelsaures Kupfer, welches sie in den
                              Handel brachten, daß dieses Salz dadurch viel von seinem Werthe verlor und an
                              manchem Orte jezt um den Werth des darin enthaltenen Kupfers verkauft wird. Ich habe
                              oft schwefelsaures Kupfer aus den Feinmachungs-Anstalten zur Untersuchung
                              erhalten, und darin Eisen, bisweilen Zinn, haͤufiger schwefelsauren Kalk und
                              fast immer einen sehr großen Saͤureuͤberschuß gefunden. Diese fremden
                              Substanzen sind fast bei allen Proceduren schaͤdlich, wo schwefelsaures
                              Kupfer angewandt wird; es ist also fuͤr die Feinmacher wichtig, dieses Salz
                              erst dann in den Handel zu bringen, wenn sie es auf den erforderlichen Grad von
                              Reinheit gebracht haben. Man wird diesen Zwek leicht erreichen, wenn man die
                              Krystalle des unreinen schwefelsauren Kupfers in Wasser aufloͤst, und die
                              Aufloͤsung in der Waͤrme entweder mit Kupferschlag, oder mit dem
                              natuͤrlichen kohlensauren Kupfer behandelt, welches man zu Chezy bei Lyon
                              findet; oder noch besser, wenn man sie nach dem Verfahren des Hrn. Gay-Lussac reinigt, wovon ich in meiner ersten im Jahre 1827 geschriebenen
                              Abhandlung (polyt. Journ. Bd. XXVIII. S. 3.)
                              gesprochen habe, und welches in den Annales de Chimie
                              Bd. XLIX. S. 25. beschrieben istHr. Gay-Lussac sagt daselbst: „Wenn man
                                       vermittelst Salpetersaͤure, oder noch besser oxydirter
                                       Salzsaͤure, das Eisen stark oxydirt, so wird man es
                                       gaͤnzlich aus dem schwefelsauren Kupfer ausscheiden, wenn man
                                       eine hinreichende Menge Kalilauge hinzuthut, die Fluͤssigkeit
                                       dann erhizt und gut umruͤhrt.“
                                    A. d. R.. Ehe ich dieses Kapitel schließe, will ich noch bemerken, daß man
                              uͤber die Fabrikation des schwefelsauren Kupfers eine gute Abhandlung, welche
                              uͤber diesen Gegenstand von Hrn. Descroizilles geschrieben worden ist, in der
                              Collection des Mémoires de l'Academie de
                                 Rouen, Jahrgang 1807, S. 63. vortheilhaft zu Rathe ziehen kann.
                           
                        
                           Ueber die Abfaͤlle oder Ruͤkstaͤnde in
                                 den Feinmachungs-Anstalten.
                           Diese Ruͤkstaͤnde, welche man im Handel mit Gold- und
                              Silber-Artikeln unter dem Namen Asche (cendres) kennt, bestehen hauptsaͤchlich aus der
                              Erde der Tiegel, welche nach dem Gebrauche gestoßen werden, um daraus
                              moͤglichst viele Koͤrner durch Sieben und Schlaͤmmen zu
                              erhalten; man sezt ihnen auch den Auskehricht der Werkstaͤtte, die Asche der
                              Schmelzoͤfen, den Ruß dieser Oefen, und mit einem Worte alle anderen
                              Ruͤkstaͤnde und Abfaͤlle von der Arbeit zu, weil sie immer einige Theilchen Gold
                              und Silber enthalten. Nachdem die Asche
                              sorgfaͤltig gesiebt und geschlaͤmmt worden ist, wird sie, so wie die
                              Sachen jezt stehen, oͤfters mittelst Queksilber behandelt, um daraus die
                              Koͤrner auszuziehen, welche nicht weggeschlaͤmmt wurden, und diese
                              Asche wird jedes Mal im Wind- oder Reverberirofen mit einem geeigneten
                              Flußmittel geschmolzen, um daraus denjenigen Theil der edlen Metalle abzuscheiden,
                              welcher darin in oxydirtem oder sogar verglastem Zustande vorhanden ist, und daher
                              bei den erwaͤhnten verschiedenen vorhergehenden Behandlungen, welchen man die
                              Asche vor dem Schmelzen unterzieht, entgeht. Ich glaube, daß man diese
                              Behandlungsart wesentlich verbessern kann: in der That, da man es nicht umgehen
                              kann, diese Asche zu schmelzen, um die darin enthaltenen oxydirten und verglasten
                              Gold- und Silbertheilchen abzuscheiden, warum schmilzt man sie nicht
                              unmittelbar nach dem Schlaͤmmen, ohne sie mit Queksilber zu behandeln? Man
                              wuͤrde so durch eine einzige Operation alle edlen Metalle erhalten, welche
                              man mittelst zwei oder drei Amalgamationen und des Schmelzens auszieht;
                              wahrscheinlich wuͤrde die Ausscheidung der edlen Metalle aus der Asche, nach
                              diesem Verfahren mit großem Vortheil verbunden seyn. Wenn man diesen Weg bis jezt
                              nicht eingeschlagen hat, so muß man es ohne Zweifel dem großen Gewinne zuschreiben,
                              welchen die Behandlung der sogenannten Aschen lange Zeit abgeworfen hat, der
                              Schwierigkeit, sie genau auf ihren Werth zu pruͤfen, dem hohen Preise der
                              Substanzen, welche man als Flußmittel anwenden koͤnnte, dem Verluste, welchen
                              nothwendig die Ausfuͤhrung neuer Operationen mit Substanzen, welche oft einen
                              bedeutenden Werth an Gold und Silber haben, nach sich zieht, dem Mangel an
                              Vertrauen, und endlich dem Mangel an der Industrie, welche sich entwikeln mußte, um
                              diese neuen Processe zu organisiren. Mehrere dieser Schwierigkeiten sind nicht mehr
                              vorhanden, und Alles laͤßt hoffen, daß die Ruͤkstaͤnde der
                              Werkstaͤtten der Feinmacher, so wie die Aschen der Muͤnzwardeins, der
                              Goldschmiede, der Juwelirer, der Vergolder u.s.w. nach schnelleren und mehr
                              oͤkonomischen Verfahrungsweisen, als es die gegenwaͤrtigen sind,
                              werden behandelt werden. Ich habe mich mit diesem Gegenstande vor einigen Jahren
                              beschaͤftigt: ich habe versucht Soda, Glaubersalz, Eisenoxyd als Flußmittel
                              anzuwenden, und die Versuche haben im Kleinen gute Resultate gegeben, und sind im
                              Großen nur aus Ursachen, welche dem chemischen Theile der Operation fremd waren,
                              gescheitert. Doch will ich auf diesen Ansichten auch nicht beharren; ich weiß, daß
                              sehr faͤhige Leute diese Arbeit wieder aufnehmen, und auf dem Punkte sind,
                              die fraglichen Verfahrungsarten im Großen anzuwenden. Ich nehme hier nur zu Gunsten
                              der franzoͤsischen Industrie von einer merkwuͤrdigen Verbesserung
                              Datum, welche, indem sie einen wichtigen Theil der Kunst des Feinmachers vervollkommnet,
                              ohne Zweifel dazu beitragen wird, die Arbeiten, wobei man Gold und Silber anwendet,
                              gewinnreicher zu machen, oder auch den Werth der Produkte, welche man durch diese
                              Arbeiten erhaͤlt, zu verringern.
                           Wir sind nun an das Ende der Arbeit gekommen, welche von uns verlangt wurde; wir
                              haͤtten sehr gewuͤnscht, sie vollstaͤndiger machen zu
                              koͤnnen; da wir aber keine Gelegenheit gehabt haben, eine
                              Feinmachungs-Anstalt zu dirigiren, so sind wir genoͤthigt, uns hierin
                              auf die allgemeinen Anweisungen, welche wir gegeben haben, zu beschraͤnken;
                              zum Schluß dieser Abhandlung bemerken wir noch, daß die neuen Verfahrungsarten,
                              wovon es sich handelt, schon eine betraͤchtliche Menge verloren gewesenen
                              Goldes in Umlauf gebracht haben; daß sie dem Handel mit Gold- und
                              Silber-Artikeln sehr große Vortheile gebracht haben, und daß sie ein sehr
                              merkwuͤrdiges Beispiel von dem großen Einflusse geben, welchen die chemischen
                              Kenntnisse auf die Schoͤpfung neuer Industriezweige und die Vervollkommnung
                              der darin schon bestehenden Verfahrungsarten haben koͤnnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
