| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXXXI., S. 319 | 
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                        LXXXXI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Industrie zu Muͤhlhausen und in den
                              naͤchsten Umgebungen dieser Stadt.
                           Die vortreffliche Société industrielle de
                                 Mulhausen liefert in der 7ten Nummer ihres Bulletin einen Bericht uͤber die am 11. Sept. 1828 in diesem
                              Staͤdtchen gefeierte Industrie-Ausstellung.
                           So troken und nuzlos Berichte uͤber aͤhnliche
                              Kunst-Ausstellungen gewoͤhnlich sind, so muͤssen wir doch
                              gestehen, daß dieser Bericht fuͤr den Freund der Industrie lehrreich,
                              wenigstens weit lehrreicher, als die Berichte uͤber die
                              Industrie-Ausstellung zu Paris und London, ausgefallen ist.
                           Muͤhlhausen, das kleine Muͤhlhausen, das einst eine freie Reichsstadt
                              gewesen ist, seit ungefaͤhr zwei Jahrhunderten eine kleine aristokratische
                              Republik war, die mit Frankreich und mit der Schweiz zugleich in Allianz stand, und
                              dessen einzige universalhistorische Merkwuͤrdigkeit diese war, daß der
                              unsterbliche Lambert in ihren Mauern geboren wurde, war
                              noch vor 70 Jahren kaum dem Namen nach in der Handelswelt bekannt, und ist heute zu
                              Tage eine der beruͤhmtesten Fabrik-Staͤdte Frankreichs.
                           Zu jener Zeit bestand seine Industrie bloß in der Verfertigung grober
                              Wollentuͤcher, welche besonders von den Landleuten gesucht waren. Es ist sehr
                              wahrscheinlich, daß dieser Industriezweig großen Gewinn brachte, denn ein Theil der
                              Buͤrger befuͤrchtete, der Reichthum und der Einfluß einiger
                              Fabrikanten moͤchte sich uͤber alles Verhaͤltniß uͤber
                              die Macht und den Einfluß der anderen Buͤrger vermehren, und bewirkte beim
                              Magistrate im Jahre 1750 den Erlaß eines Ediktes, welcher die Anzahl der
                              Tuͤcher, welche jaͤhrlich aus einer einzigen Werkstaͤtte
                              hervorgehen duͤrften, auf eine bestimmte Zahl beschraͤnkte. Diese
                              Beschraͤnkung blieb aber ziemlich ohne Wirkung, denn sie wurde sehr
                              haͤufig uͤbertreten, weil die Geldstrafe, welche man im
                              Betretungsfalle zu bezahlen hatte, in Verhaͤltniß zu dem bei einer
                              ausgedehnten Fabrikation zu erlangenden Vortheile sehr gering war. Tuͤcher,
                              welche lange Zeit den Haupthandel Muͤhlhausens ausmachten, machen heute zu
                              Tage nur einen kleinen Theil desselben aus, seitdem von dieser Stadt
                              unabhaͤngige Umstaͤnde ihre Ausfuͤhrung sehr vermindert haben,
                              besonders aber seitdem die Kattun-Weberei und Kattun-Drukerei einen so
                              großen Aufschwung nahmen.
                           In diesem Zustande war die Industrie Muͤhlhausens, als im Jahre 1746 drei
                              Muͤhlhaͤuser, die HHrn. Samuel Koͤchlin, Johann Jacob Schmaltzer und Johann Heinrich Dollfus eine
                              Kattun-Drukerei errichteten, und so den ersten Grund zum spaͤteren
                              Wohlstande dieser Stadt legten.
                           Die Ersten, die in der Mitte des 8ten Jahrzehendes des vorigen Jahrhundertes die
                              Kattundrukerei anfingen zu vervollkommnen, waren die HHrn. Oberkampf, Widmer, und J. M. Haußmann, dessen Soͤhne
                              gegenwaͤrtig in der Nahe von Kolmar eine der schoͤnsten
                              Kattun-Fabriken besizen. Nach und nach brachten und machten andere verdiente
                              Maͤnner neue Erfindungen; Hr. Hartmann brachte den sogenannten Lapis aus England, der erst in dem
                              Hause Nik. Koͤchlin und Bruͤder die
                              gehoͤrige Vervollkommnung erhielt. Hr. Dan. Koͤchlin-Schuch erfand im
                              Jahre 1810 zuerst die Kunst, auf baumwollenen Zeugen einen
                              tuͤrkisch-rothen Grund hervorzubringen, was bis auf jene Zeit nur bei
                              Garn geschehen konnte; alsdann erfand er das Verfahren, auf eben diesem Grunde alle
                              sogenannten Schilderfarben wegzuaͤzen und so elegante und bunte Muster
                              hervorzubringen, die besonders durch ihre Reinheit merkwuͤrdig warenWir haben gleichzeitlich diesen Industriezweig ins Leben gerufen und ihn
                                    in
                                    unseren Augsburger Fabriken eingefuͤhrt (Bancrofts Faͤrbebuch
                                    Bd. II. S. 438 und 472.), wo er bis jezt noch, nach weiteren
                                    Vervollkommnungen dieser HHrn. Fabrikanten, einen Hauptzweig der Fabrikation
                                    ausmacht.A. d. R..
                           
                           Kattun-Weberei brachte Hr. Risler vorzuͤglich in Aufnahme. Man begnuͤgte sich bis
                              zu Anfang dieses Jahrhundertes mit tuͤrkischer Baumwolle, die in den Vogesen
                              mit der Hand gesponnen wurde. Erst unter des unsterblichen Kaisers weisem
                              Continental-Systeme wurden Spinn-Muͤhlen im Elsaß errichtet;
                              erst im J. 1806 zu Wesserling die erste) dann eine im J. 1807 zu Masevaux, zu
                              Muͤhlhausen im J. 1809 und zu Guebwiller im J. 1810. (In Oesterreich, wo
                              Joseph zum Wohle seiner Unterthanen das so sehr verschriene
                              Continental-System fruͤher befolgte, waren diese Spinnmuͤhlen
                              10 Jahre fruͤher.)
                           Napoleon schenkte Muͤhlhausen die Ehre, mit Manchester und Glasgow in
                              Concurrenz zu treten, und das kleine Muͤhlhausen mit seinen naͤchsten
                              Umgebungen (lediglich von Reformrirten bewohnt) hatte
                              bald mehr Industrie, als zehn andere Departemente Frankreichs zusammengenommen:
                              „seine Industrie-Produkte haben die
                                    der stolzen Insel in den ersten 10 Jahren schon
                                    uͤbertroffen.“
                              
                           Allein, so wie mit Napoleon das Einfuhr-Verbot englischer Waaren in Frankreich
                              zu Grunde ging, und Italien und Piemont, wieder von Frankreich getrennt, gleich im
                              Anfange ihrer Trennung mit englischen Waaren uͤberschwemmt, und
                              spaͤter in Piemont und Ober-Italien, ganz nach Joseph's und Napoleon's
                              Grundsaze, Einfuhr-Verbot auslaͤndischer Fabrikate wieder hergestellt
                              wurde, erlitt die Industrie des suͤdlichen Elsasses einen Stoß, der ihre
                              Riesenkraft fuͤr eine Reihe von Jahren laͤhmte.
                           Wir werden nicht Nro. fuͤr Nro. alle Industrie-Produkte dieser gewerbfleißigen Stadt, die in
                              dieser lehrreichen Industrie-Aufstellung glaͤnzten, hier aufstellen.
                              Am allerwenigsten koͤnnen wir bei den Werken der schoͤnen
                              Kuͤnste, der Mechanik und Chemie, verweilen, wenn wir auch zu
                              vorzuͤglichen Ehren dieser achtbaren Gesellschaft bemerken muͤssen,
                              daß sie uns mehr, als manche Akademie, den magischen Kreis, zu zeichnen und richtig
                              zu berechnen versteht, der die schoͤnen und hoͤheren Kuͤnste
                              mit den nuͤzlichen vereint. Die Gesellschaft scheint mit jenem weisen
                              Roͤmer zu sagen: nisi utile est, quod facimus, stulta
                                 est gloria; und manche Akademie scheint heute zu Tage behaupten zu wollen:
                              nisi futile est, quod facimus, stulta est
                                 gloria.
                           N. 1. HHrn. Schlumberger und Rott. Adrianopelroth. Diese Herren sezen jaͤhrlich an 15,000
                              Stuͤke solcher Kattune ab.
                           N. 2. HHrn. Dan. Baumgartner und Comp. Hoͤchst feine Perkals und
                              Jaconnats. Diese Herren verfertigen bloß weiße. Waaren und beschaͤftigen 170
                              Arbeiter.
                           N. 5. HHrn. Schmaltzer-Hartmann. Feine
                              Billards-Tuͤcher, zu 30 Franken die Elle; Tuch zum Walzen-Druke
                              etc.
                           N. 7, 17, 44. HHrn. Casp. Dollfus, Huguenin u. Comp.
                              Tuͤrkisch-rother Croise mit Golddruk.
                           N. 8. HHrn. Mart. Thyß u. Comp. Sehr schoͤne Wollentuͤcher;
                              vorzuͤglich leichte, die drapszéphirs. Sie erhielten bereits zwei Mal Medaillen bei den
                              Ausstellungen zu Paris.
                           N. 9. HHrn. Matth. Mieg u. Sohn. Wollentuͤcher. Ihre Tuchfabrik ist die
                              aͤlteste zu Muͤhlhausen.
                           N. 10. HHrn. Dietrich. Eine Tuchfabrik, die sich schnell hebt.
                           N. 11. HHrn. Rob. Bovet. Kattunfabrik. Sie hat bloß Handstuͤhle in der
                              Gegend von Thann.
                           N. 12. HHrn. Bruͤder Katz. Sie erzeugen viel ordinaͤres Tuch auf Kunststuͤhlen
                              und scheren mit Collier's
                              Maschine.
                           N. 13. HHrn. Schlumberger. Ihre Spinnmuͤhle liefert ihnen Garn fuͤr
                              800 Stuͤhle, mit welcher sie jaͤhrlich an 30,000 Stuͤke Calicos
                              erzeugen, die sie selbst druken, großen Theils mit Cylindern. Sie
                              beschaͤftigen 16–1700 Arbeiter. Zwei Drittel ihrer Waaren wird in
                              Frankreich, ein Drittel ungefaͤhr im Auslande abgesezt.
                           N. 14. Hr. Dav. Koͤnig. Er verfertigt bloß weiße
                              Baumwollen-Waaren, die vorzuͤglich nach Paris gehen. Er
                              beschaͤftigt ungefaͤhr 200 Stuͤhle, die in den naͤchsten
                              Doͤrfern zerstreut sind, und erzeugt jaͤhrlich an 6000
                              Stuͤke.
                           N. 15. HHrn. Schlumberger-Steiner u. Comp. Sehr
                              schoͤne Jaconnats, seine Percale, Matapolams-Calicots etc. Ihre
                              Spinnmuͤhle von 7000 Spindeln liefert ihnen taͤglich uͤber 3
                              Ztr. Garn, das auf 500 Armstuͤhlen zu ungefaͤhr 300,000 Ellen
                              jaͤhrlich verarbeitet wird. Sie beschaͤftigen an 900 Arbeiter.
                           N. 16. Hr. Js. Koͤchlin. Diese Fabrik ist die aͤlteste, und
                              verfertigt sehr schoͤne Calicots. Sie hat ihre eigene Spinnmuͤhle und
                              240 Kunst-Stuͤhle. Hr. Js.
                                 Koͤchlin war der Erste, der den Muth hatte,
                              Kunst-Stuͤhle im Großen einzufuͤhren.
                           N. 18. HHrn. Schlumberger, Grosjean u. Comp. Schoͤne Percale und Jaconnats. Sie haben
                              820 Stuͤhle im Gange, und ihre Spinnmuͤhle von 12,000 Spindeln liefert
                              ihnen taͤglich 630 Pfd. Garn. Sie verfertigen sehr schoͤne Mousseline
                              mit Atlasstreifen. Alles, was Chemie und Mechanik in ihrem Fache Neues hat, findet
                              sich in ihrer Werkstaͤtte.
                           N. 20. HHrn. Reber, Mieg u.
                              Comp. Schahle und gedrukte Kattune.
                           N. 21. HHrn. Nik. Schlumberger u. Cp. Ihre Baumwollen-Spinnerei ist so
                              gut, wie jede englische. Sie wurde waͤhrend der glaͤnzendsten Epoche
                              Frankreichs, im J. 1810, errichtet, wo kein englisches Garn eingefuͤhrt
                              werden durfte. Sie haben ihre eigenen großen Werkstaͤtten, in welchen alles,
                              was zu einer Spinnmuͤhle gehoͤrt, verfertigt wird. Ihr Faden, N. 240 Metrique, wurde
                              bisher in Frankreich noch nicht erreicht, viel weniger uͤbertreffen. Zwei
                              Wasserraͤder und eine Dampf-Maschine geben ihren Spinnmuͤhlen
                              die Kraft von 80 Pferden, die ihre 52,000 Spindeln treiben. 1130 Menschen spinnen
                              und 280 sind mit Verfertigung der zu den Spinnmuͤhlen noͤthigen
                              Werkzeuge beschaͤftigt.
                           N. 22. Lor. Weber Witwe. Sie
                              verfertigt schoͤne Siamoises und Saktuͤcher, und sezte viel nach
                              Spanien ab. Der lezte spanische Krieg hat ihr, so wie der Industrie der Elsasser
                              uͤberhaupt, sehr geschadet.
                           N. 23. HHrn. Nik. Koͤchlin und Bruͤder. Sie spinnen auf 26,000
                              Spindeln mit 6–700 Arbeitern taͤglich an 7 Ztr. Garn, woraus sie
                              jaͤhrlich an 68,000 Stuͤke gedrukte Waare erzeugen. Sie haben noch
                              nicht viele Kunststuͤhle, schweifen aber auf der Maschine. Ihre Drukerei,
                              vorzuͤglich durch Entfaͤrbung und Anwendung des Chromes, ist eine der
                              vorzuͤglichsten.
                           N. 24. HHrn. Gros, Davillier, Roman u. Comp. Ihre Spinnerei ist eine der aͤltesten, und
                              ward erst vor Kurzem ganz neu umgeschaffen. Sie weben sehr schoͤnen
                              Baumwollen-Damast und bedienen sich hierzu der Stuͤhle a la Jacquard, die die alte Damast-Weberei
                              gaͤnzlich verdraͤngen werden.
                           N. 25. Hr. Koͤchlin-Ziegler verfertigt und gravirt herrliche
                              Walzen zum Cylinder-Druke. Sein Stich ist weit tiefer als der der
                              Englaͤnder, die gewoͤhnlich nur mit falschen Farben druken.
                           N. 26. HHrn. Kestner, Vater und Sohn, zu Thann. Chemiker, die jaͤhrlich
                              30,000 Kilogramm (mehr als 600 Ztr.) Weinsteinsaͤure erzeugen,
                              „wovon ungefaͤhr die Haͤlfte nach Baiern und nach der
                                 Schweiz geht“ (dont la moitié est
                                 environ exportée et achetée principalement par la Baviére
                                 et la Suisse); 20,000 Kilogramm Zinnsalz, „das nach eben diesen
                                 Laͤndern geht“ (dont les
                                 débouchés sont les mêmes); 20,000 Kilogramm Bleisalz
                              fuͤr die Elsasser Fabriken. Sie erzeugen auch brennzelige Holzsaͤure,
                              essigsaures Eisen etc.
                           N. 27. HHrn. Scherrer, Zuͤrcher u. Cp. zu Thann. Ihre Drukerei ist eine der
                              vorzuͤglichsten. Sie druken so schoͤn, als die besten englischen
                              Fabriken. Zwei Dampfmaschinen geben ihren Maschinen die Kraft von 32 Pferden; außer
                              diesen haben sie noch vier Wasserraͤder. Sie druken auf 120 Tischen und
                              beschaͤftigen 350 Arbeiter, die 24–25,000 Stuͤke gedrukter
                              Waare liefern.
                           N. 28. Hr. Xav. Jourdain u. Comp. Hr. Jourdain hat seine Fabrik selbst mit 100
                              Kunststuͤhlen versehen, zu deren Bedienung er 50 Arbeiter, Jungen und
                              Maͤdchen von 12–18 Jahren verwendet. Ein solcher Arbeiter verdient
                              sich an 2 Stuͤhlen, die er besorgt, so viel als Ein Weber auf Einem
                              Handstuhle; 1
                              1/4–1 1/2 Franken. Ein ganzes Stuͤk Calicot kommt ihm an Arbeitslohn
                              nicht hoͤher als 2 Frank, 85 Cent. Seine Stuͤhle sind sehr einfach und
                              gehen sehr leicht.
                           N. 29. HHrn. Großheintz und Hartmann. Sie haben ihre eigene Spinnmuͤhle und Fabrik, und
                              erzeugen jaͤhrlich an 12,000 Stuͤke Calicots. Ihre Spinnmuͤhle
                              mit 7000 Spindeln beschaͤftigt an 120 Arbeiter, und liefert taͤglich 2
                              Ztr. 20 Pfd. Garn.
                           N. 30. Hr. Alex. Franck. Er verfertigt eine neue Waare:
                              Mousseline-Guingham; schoͤne Halstuͤcher und Matapolams. Er
                              beschaͤftigt 120 Stuͤhle.
                           N. 31. Hr. Pet. Kohler; ein Mechaniker von seltenem Talente, der mit sehr
                              schlechten Werkzeugen die zusammengeseztesten Modelle sehr nett zu arbeiten
                              versteht.
                           N. 33. HHrn. Bruͤder Risler; Mechaniker, die die fuͤr die uͤbrigen Fabriken
                              noͤthigen Maschinen verfertigen und vorzuͤglich schoͤne
                              Kardaͤtschen. Sie haben seit 4 Jahren bereits 25 Dampfmaschinen verfertigt,
                              die zusammen die Kraft von 340 Pferden betragen, und, seit ihre Fabrik besteht, 56
                              Spinnmuͤhlen in Frankreich und im Auslande vollstaͤndig eingerichtet.
                              In manchem Jahre brauchen sie bis an 700 Arbeiter. Ihre Gießerei ist herrlich
                              eingerichtet. Sie verfertigen auch Kunststuͤhle, und haben deren bisher nicht
                              weniger als 980 geliefert. Die Zahl der von ihnen gelieferten Spindeln zu
                              Spinnmuͤhlen belaͤuft sich beinahe auf 300,000 Stuͤke.
                           N. 34. Hrn. Heilmann's neue Spinnmuͤhle werden wir in einem der
                              naͤchsten Hefte mittheilen.
                           N. 35. Hr. Martin Ziegler. Er verfertigt Calicots, Percale, Mousseline und
                              faconnirte Stoffe. Gewoͤhnlich beschaͤftigt er 1100 Stuͤhle, in
                              manchem Jahre 1500. Sein Vater, der diese Fabrik im J. 1786 gruͤndete, fand
                              die Baumwollen-Manufaktur noch in ihrer Kindheit. Er mußte die
                              tuͤrkische Baumwolle auf die benachbarten Doͤrfer vertheilen, und wenn
                              er auch Tausende von Weibern und Kindern beschaͤftigte, so war der
                              taͤgliche Verdienst eines solchen Arbeiters doch nicht viel uͤber
                              6–8 Sous. Die Weber waren gleichfalls in den Doͤrfern vertheilt, und
                              erhielten fuͤr ein Stuͤk von 14–15 Ellen 2 1/2 Franken
                              Weberlohn. Seit dieser Zeit stieg der Arbeitslohn ungemein. Vom J. 1808 bis 1813
                              mußte man 20 Sous fuͤr die Elle bezahlen. Gegenwaͤrtig bezahlt man
                              wieder nur 5–6 Franken fuͤr ein Stuͤk von 27–28 Ellen.
                              Schon im J. 1805 fuͤhrte Hr. Ziegler das fliegende Schiffchen (la navette
                                 volante) ein, das er bei den Schweizern kennen lernte; allein, die
                              Baumwollen-Manufaktur blieb noch zuruͤk, weil es an
                              Spinnmuͤhlen fehlte. Die Wolle, die im J. 1806 das Pfd. 16 Franken kostete,
                              kommt jezt bei den Spinnmuͤhlen auf 2 Franken. Die rohe amerikanische
                              Baumwolle, die ehevor das Pfd. 7–10 Franken kostete, kommt jezt auf 1 Franken
                              oder 1 Franken 10 Cent., und so sank auch der Preis eines Stuͤkes Calicot,
                              wovon ehevor die Elle 4 1/4–4 1/2 Franken kostete, auf 1 Franken. Man sieht
                              hieraus, wie viel man den Maschinen zu verdanken hat, und wie viel der Akerbau durch
                              die zunehmende Industrie gewinnt. Mit der Nachfrage nach Baumwolle stieg die Cultur
                              derselben, und dadurch, daß mehr Nachfrage nach Baumwolle wurde, und die Cultur
                              derselben daher zunahm, ward die Baumwolle um zehn Mal wohlfeiler.
                           N. 36. HHrn. Wagner und Schwarz. Die Bandfabrik dieser Herren ist bisher die einzige zu
                              Muͤhlhausen, und besteht erst seit einem Jahre.
                           N. 37. HHrn. Andr. Koͤchlin. Das Gußwerk dieser Herren ist eine ganz
                              ausgezeichnete Anstalt. Sie gießen Stuͤke von 80 Ztr. Schwere und
                              daruͤber, und schmelzen in ihren beiden Oefen regelmaͤßig 20 Ztr.
                              Eisen in Einer Stunde. Ihr Geblaͤse nach Art einer Archimed'schen Schneke ist
                              ganz vortrefflich. Sie beschaͤftigen sich vorzuͤglich mit Verfertigung
                              von Geraͤthschaften, die zur Baumwollen-Manufaktur nothwendig
                              sind.
                           N. 38. HHrn. Mantz und Heilmann. Vorzuͤglich schoͤne Sak- und
                              Halstuͤcher.
                           N. 39. HHrn. Dollfus-Mieg u. Comp. Dieses Haus besizt eine sehr große
                              Spinnerei 24,000 Spindeln, die 500 Arbeiter beschaͤftigen und taͤglich
                              6 Ztr. 28 Pf. Garn liefert, das bei Hause verarbeitet wird, und eine
                              verhaͤltnißmaͤßige Kattun-, Calicot- und
                              Percal-Fabrik. Diese Fabrik webt jezt ein Stuͤk um 2 Franken, das ehevor 5 Franken
                              60 Ct. Weberlohn kostete. Sie ward unter Napoleon im J. 1812 gegruͤndet, und
                              mußte, da es in Elsaß an Webern fehlte, Weber aus der Schweiz kommen lassen. Sie
                              mußte fuͤr ein Stuͤk von 20 Ellen 16 Franken Weberlohn bezahlen,
                              waͤhrend ihr jezt ein Stuͤk von 28 bis 30 Ellen nur 4 1/2 Franken
                              Weberlohn kostet. Alles zusammen genommen kommt die Elle ihr nur auf 80 Cent. 20
                              Ellen kommen demnach jezt im Ganzen gerade so hoch, als ehevor das bloße Weberlohn
                              derselben. Dazu mußten aber die Leute, wenn man so sagen darf, erst abgerichtet
                              werden, und das Haus Dollfus-Mieg hat, seit 1812,
                              deren uͤber 10,000 abgerichtet. Sie druken jaͤhrlich zwischen 50 und
                              60,000 Stuͤke.
                           N. 40. HHrn. Thierry-Mieg. Diese Herren beschranken sich
                              vorzuͤglich aus Adrianopel-Roth, das sie vorzuͤglich
                              schoͤn liefern.
                           N. 42. Hr. Engelmann, der zu Muͤhlhausen, wie zu Paris und London, seine
                              Lithographie hat.
                           N. 43. HHrn. Blech, Fries
                              u. Comp. Dieses alte Haus hat eine Spinnerei von 13,000 Spindeln, eine Drukerei,
                              eine Dampffaͤrberei, und beschaͤftigt an 2400 Arbeiter.
                           N. 45. HHrn. Risler und Koͤchlin. Schoͤne Schahls und Halsbinden.
                           N. 46. HHrn. Schlumberger und Dettwiller. Schoͤne Tuͤcher.
                           N. 47. Frau Marie Dollfus, Witwe Meyer. Eine
                              Spinnerei von 10,800 Spindeln, die jaͤhrlich an 2000 Ztr. Baumwollengarn
                              liefert.
                           N. 48–55. HHrn. Joh. Zuber u. Comp.
                              Papier-Tapeten-Fabrik. Diese Herren erzeugen gegenwaͤrtig an
                              90,000 Rollen jaͤhrlich, außer 1000 großen Landschaften und 4–5000
                              einzelnen Gegenstaͤnden. Sie ließen mehr als 4000 Platten stechen. In ihrer
                              Fabrik wurden mit Beihuͤlfe ihres Schwagers, des Hrn. Spoͤrlin zu Wien, die sogenannten nuances fonderes gedrukt, die auch in den
                              Kattundrukereien eingefuͤhrt wurden. Ihre Tapeten sind so rein und
                              schoͤn, daß sie mit Recht den Namen papiers taille
                                 douce verdienen. Diese Herren besizen eine eigene
                              Papier-Muͤhle, die jaͤhrlich 5000 Rieß Papier fuͤr ihre
                              Fabrik, 4000 Rieß Schreib- und Drukpapier und 2000 Rieß ordinaͤres
                              Papier verfertigt. Sie verfertigen auch das feine Papier fuͤr
                              Copier-Pressen, das sogenannte Schweizer-Papier fuͤr
                              Lithographie und Kupferdruk. Sie haben ferner eine chemische Fabrik zur
                              Farbenbereitung, und verfertigen sehr schoͤnes neutrales und saures
                              chromsaures Kali; Spießglanz- und Soda-Hydrosulfat; essigsaures Kupfer
                              und Kalk. Sie haben buchstaͤblich das ganze Chrombergwerk im Departement du
                              Var erschoͤpft, und ließen dann Chrom aus Nordamerika kommen. Seit dieser
                              Zeit verfertigen sie jaͤhrlich zwischen 40–60 Ztr. chromsaures Kali.
                              Sie koͤnnten noch mehr erzeugen, wenn das Ministerium sie fuͤr die
                              Salpeter-Accise bei der Ausfuhr entschaͤdigen wuͤrde, indem sie
                              dann das Kilogramm um 5 Franken wohlfeiler geben koͤnnten.
                           N. 49. HHrn. Ferguson und Bornégue. Sie besizen eine Spinnerei von 5000 Spindeln.
                           N. 50. Hr. Ferd. Heilmann gravirt Walzen zum Walzendruke ungemein schoͤn
                              und richtig. Er besizt zu seiner Arbeit eine eigene Maschine, die hier etwas
                              undeutlich beschrieben ist. Wir wissen nicht, ob es die Maschine der HHrn. Chapman, Jopling etc. ist, mit welcher diese die
                              Wunderwerke drechseln, die man zuweilen im Mechanics'
                                 Magazine abgebildet findet, und die in der Model-Schneiderei eine
                              Revolution hervorbrachten.
                           N. 51. Hr. Studer, Mechaniker, stellte eine Schnellwage aus, die ganz nach den
                              Grundsaͤzen der Wage des Hrn. Quintenz eingerichtet ist, und die er fruͤher verfertigte,
                              als Hr. Quintenz die seinige
                              in den Handel brachte.
                           N. 57. HHrn. Heilmann, Vater und Sohn. Sie verfertigen Kunststuͤhle, die
                              weit einfacher sind, als die englischen, und nur 350 Franken kosten. Diese
                              Stuͤhle sind unter dem Namen Elsaͤsser Stuͤhle bekannt, und
                              sind aͤlter als jene von Débergue.
                           N. 58. HHrn. Humbert und Borel, Metall-Gießer. Sie beschaͤftigen sich
                              vorzuͤglich mit Walzenguß.
                           N. 59. Hrn. Neisser's Spar-Ofen, der sehr gelobt wird.
                           
                           Wir sehen also hier aus einem Staͤdtchen, das vor zwei Generationen kaum dem
                              Namen nach bekannt war, einen Fabrikort hervorgehen, der, bloß nach fragmentarischen
                              Angaben, uͤber 12,000 Arbeiter beschaͤftigt, uͤber 300,000
                              Stuͤk Waaren erzeugt, uͤber 5000 Weberstuͤhle im Gange
                              haͤlt. Alles dieß entstand mitten unter den Schreknissen einer Revolution,
                              und mitten unter einem verderblichen 20jaͤhrigen Kriege, der mit dem
                              Untergange des Reiches sich endete, dem dieses Staͤdtchen angehoͤrt;
                              entstand unter der Leitung eines Mannes, der weise genug war, einzusehen, daß
                              Frankreich dasjenige nicht soll aus England und der Schweiz kommen lassen, was in
                              Frankreich selbst erzeugt werden kann; der also Einfuhr aus dem Auslande auf das
                              Strengste verbot, und dadurch theils Englaͤnder und Schweizer
                              noͤthigte, ihre Fabriken nach Frankreich uͤberzutragen, theils die
                              franzoͤsischen Capitalisten ermunterte, ihr Geld auf Fabriken zu verwenden.
                              So entstanden unter Napoleon's weisem Einfuhr-Verbote nicht bloß der
                              groͤßte Theil der hier angefuͤhrten Fabriken, sondern der
                              groͤßte Theil der gegenwaͤrtig noch in Frankreich vorhandenen. Als das
                              „beweinenswerthe“ Ministerium, schelsuͤchtig auf den
                              zunehmenden Wohlstand der Buͤrger, der theils aus dem Gelds hervorging, das
                              nun in Frankreich blieb, waͤhrend es, ehevor nach England zog, die
                              kraͤftigen durchgreifenden Maßregeln Napoleon's in halbe Maßregeln
                              verwandelte, sank die franzoͤsische Industrie bis zu einer Tiefe, die ihrem
                              Einsturz drohte. Wir wissen, welche Erschuͤtterungen das gute
                              Muͤhlhausen erlitten hat.
                           
                        
                           Vorschlag in Staffordshire eine Compagnie zu errichten, die
                              das Gas in eisernen Roͤhren laͤngs der Chausseen nach London leiten
                              soll.
                           Das Repertory of Patent-Inventions enthaͤlt
                              im Februar-Hefte S. 89. den gigantesken Vorschlag,
                              Leuchtgas an den Steinkohlengruben von Staffordshire zu erzeugen, und 110 englische
                              (27 1/2 deutsche) Meilen weit laͤngs der Heerstraße zu leiten. Das Gas wird
                              besser, je laͤnger es laͤuft. Die Kosten sollen kein hoͤheres
                              Capital fordern, als das der London Gas Company (409,000
                              Pfd. Sterl. in Actien zu 30 Pfd. Sterl). Die Londoner Gas-Gesellschaften
                              zahlen ihren Actionaͤren 6, 8, 40 p. C., und muͤssen den Chaldron
                              Kohlen mit 38 Shill. kaufen, waͤhrend der Chaldron Kohlen am Berge in
                              Staffordshire nur 5 Shill. kostet. Der Arbeitslohn wird in dieser Entfernung von der
                              Hauptstadt nur die Haͤlfte betragen, und das Gas, das auf diesem langen Wege
                              immer reiner wird, wird doppelt so viel Licht geben. Der Arbeitslohn kostet den
                              Londoner Gas-Gesellschaften jaͤhrlich ungefaͤhr 75,000 Pfd.
                              Sterl.; in Staffordshire wuͤrde er vielleicht nur 19,000 betragen. Kohks sind
                              von den Fabrikanten in Staffordshire so sehr gesucht, als von den Vornehmeren und
                              von gewissen Arbeitern zu London. London wird von den verderblichen
                              Ausfluͤssen so vieler Manufakturen, die die Luft und selbst das Wasser der
                              Themse vergiften, befreit. Man erwartet nun den Ausspruch des Publikums uͤber
                              diese „Universal
                                    Gas-Company,“ mit welcher alle uͤbrigen
                              Gas-Compagnien zu London zur Verbindung eingeladen sind. Das
                              bedaͤchtliche Repertory findet diesen Vorschlag
                              nicht so ganz verwerflich, obschon noch Erfahrungen uͤber die Leuchtbarkeit
                              des Gases durch eine so lange Streke fehlen. Es bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß
                              die allgemein angenommene und so oft wiederholte Behauptung, daß das Gas der Chartered Gas-Company zu London 130 englische
                              Meilen weit geleitet wird, ein reiner Irrthum ist, indem bisher noch keine
                              Gas-Leitung bekannt ist, die, in gerader Linie vom
                              Gasometer, weiter reichte, als drei englische Meilen. Wenn auch die ganze
                              Roͤhren-Streke dieser Compagnie so viel, oder noch mehr als 150 engl.
                              Meilen, betragen sollte, so reicht sie doch vom Gasometer bis zur Lampe nicht weiter
                              als 3 englische Meilen. Eine Compagnie versuchte es ein Mal, das Gas fuͤnf
                              engl. Meilen weit zu leiten, fand aber, daß das Gas eben so viele Stunden brauchte,
                              um an seine Bestimmung zu gelangen, und mußte daher diese Unternehmung aufgeben.
                           
                        
                           Kosten des neuen Baues der London-Bruͤke.
                           Das Repertory of Patent-Inventions, Februar, 1829.
                              liefert S. 102. eine aͤußerst interessante detaillirte Liste uͤber die
                              bisherigen Ausgaben beim neuen Baue der Londoner Bruͤke. Sie betrug nicht
                              weniger als 575,552 Pfd. Sterl. oder 6,906624 Fl. Merkwuͤrdig ist es, daß von
                              diesen Kosten nicht weniger als 74,160 Fl. (6180 Pfd. Sterl.) dem Parliamente
                              fuͤr die Erlaubnis des Baues, und an Prozeß-Kosten, fuͤr die
                              Streitigkeiten, welche sich waͤhrend des Baues aus verschiedenen
                              Gruͤnden ergaben, nicht weniger als 81,832 Fl. (6736 Pfd. Sterl.) bezahlt
                              werden mußten. Die Schreiber verschlangen also von diesen 6,906624 Fl. nicht weniger
                              als den vier und vierzigsten Theil? So einfach und
                              wohlfeil ist die Gesezgebung in England, oder vielmehr solche Wallfische sind die
                              Schreiber im Dienste derselben.
                           
                        
                           Die Londoner Schiffs-Doke
                           trug im lezten Halbjahre 1828 der
                              London-Dok-Compagnie 101,510 Pfd. Sterl., und, mit den uͤbrigen
                              Einnahmen, 174,885 Pfd., 3 Shill., 4 Den. Die Ausgaben beliefen sich auf 68,110 Pfd.
                              12 Shill.
                           
                        
                           Hrn. Julius Griffith's Dampf-Wagen.
                           Das Register of Arts gibt in seiner neuesten Nummer, 57.
                              30. Jaͤner 1829. S. 131. eine Notiz uͤber Hrn. Julius Griffith's
                              Patent-Dampf-Wagen, aber ohne Zeichnung. Es bemerkt, daß, obschon die
                              mit diesem Dampf-Wagen angestellten Versuche der Erwartung nicht entsprachen,
                              mehrere Vorrichtungen an demselben seinen Nachfolgern nuͤzliche Winke geben
                              koͤnnen, die sie bisher uͤbersehen haben. Ohne Zeichnung, die das
                              Register nicht mittheilt, weil es keine erhielt, sind aber die hier mitgetheilten
                              Notizen ohne Nuzen. Hr. Julius
                                 Griffith, der schon vor 8 Jahren, (im Januar 1821) ein Patent auf
                              seinen Dampf-Wagen nahm, und der auch in Deutschland durch seine Reise nach
                              Ostindien und durch die Herausgabe mehrerer Reisen seiner Landsleute als
                              geistreicher Schriftsteller vorteilhaft bekannt ist, wird, wenn auch seine Erfindung
                              unausgefuͤhrt blieb, immer das Verdienst haben, der Erste gewesen zu seyn,
                              der kostbare Versuche uͤber die Anwendung der Dampfmaschinen zur Bewegung der
                              Kutschen angestellt hat. Wenn er das Loos fast aller Erfinder hat, seine Erfindung
                              nicht vollendet zu haben, so gereicht ihm dieß um so weniger zur Schande, als seine
                              Nachfolger, die einst seine Erfindung vollenden werden, ihm nie die Ehre werden
                              rauben koͤnnen, daß er der Erste war, der die Bahn gebrochen hat. Inventis facile est addere.
                           
                        
                           Die Bruͤsseler Baͤker nehmen blauen Vitriol zu
                              ihrem Brote.
                           Die koͤnigl. niederlaͤndische Regierung fand sich gedrungen durch eine
                              eigene Ordonnance den Baͤkern zu Bruͤssel unter Strafe des
                              Gefaͤngnisses und der Einziehung des Gewerbes zu verbieten, blauen Vitriol
                              bei dem Brotbaken zu gebrauchen, indem die schaͤdlichen Wirkungen hiervon
                              sich an mehreren Einwohnern Bruͤssels deutlich zeigten. (Galignani Messenger. N. 4. 310.)Es waͤre wahrhaftig wieder noͤthig, daß ein Howard Europa durchreiste, der bei allen
                                    Baͤkern der Staͤdte, durch die ihn sein Weg fuͤhrt,
                                    Brot kauft, und Qualitaͤt und Quantitaͤt desselben
                                    aufzeichnet. (Bekanntlich war dieß das Geschaͤft jenes großen
                                    Menschenfreundes, Howard, der die
                                    Gefaͤngnisse in Europa bereiste, und zuerst auf eine Notwendigkeit
                                    der Verbesserung derselben aufmerksam machte. Bei der Redaction seiner
                                    Notate uͤber das Brot uͤberraschte ihn der Tod in der Krimm.)
                                    Es ist unglaublich, wie schlecht die Baͤkerei in vielen
                                    Laͤndern, namentlich in England, Frankreich, in den Niederlanden und
                                    im noͤrdlichen Deutschlande bestellt ist. Man kann sagen, daß man nur
                                    in der Schweiz, im ehemaligen Salzburg'schen, in Ober-Oesterreich, in
                                    Wien und Ungarn zumal in Debreczin, dann in der Tuͤrkei, gutes,
                                    schmakhaftes und gesundes Brot findet. Die franzoͤsische Akademie hat
                                    trefflich, Parmentier unsterblich uͤber die Kunst des Brotbakens
                                    geschrieben; aber die Franzosen koͤnnen kein Brot baken. Sie konnten
                                    sich an dem oͤsterreichischen, an dem ungarischen Brote nicht satt
                                    essen. C'ut du gâteau! riefen sie aus.
                                    Das schmekt wie Kuchen! Ein Oesterreicher kann das franzoͤsische Brot
                                    kaum hinabwuͤrgen, und mit dem englischen Ziegelstein-Brote
                                    ergeht es ihm noch schlechter. Es ist unglaublich, daß der menschliche Geist
                                    sich soweit sollte verirren koͤnnen, daß er ein solches Gift, wie
                                    blauer Vitriol, zum Brotbaken sollte verwenden wollen.
                                    Wahrscheinlich ist bei dem Berichte uͤber die Natur des Kupfers im
                                    Bruͤsseler Brote ein Irrthum unterlaufen. Es war allerdings Kupfer im
                                    Brote, aber kein schwefelsaures, sondern essigsaures. Der Baker hat es nicht
                                    absichtlich zum Brote genommen, sondern es ist durch seine
                                    Nachlaͤssigkeit und Unreinlichkeit in das Brot gekommen. Die
                                    Baͤker in den Niederlanden haben, wie die englischen Baͤker,
                                    kupferne Geschirre statt der in Deutschland uͤblichen
                                    hoͤlzernen, und durch diese kupfernen Geschirre kommt bei dem
                                    Gaͤhrungs-Prozesse des Teiges in der Baͤkerstube sehr
                                    leicht Kupfer, kohlensaures und essigsaures, in das Brot, zumal wenn man so
                                    unreinlich ist, wie der katholische Brabanter und Flamaͤnder es
                                    gewoͤhnlich ist, bei welchem Schweinerei aller Art eben so zur
                                    zweiten Natur geworden ist, wie bei dem protestantischen Hollaͤnder
                                    die hoͤchste Reinlichkeit. Aber selbst bei dieser wird der Gebrauch
                                    des Kupfers in Baͤkerstuben immer gefaͤhrlich und
                                    schaͤdlich; denn wenn man Brotteig auch auf der reinsten Kupferplatte
                                    knetet, oder stehen laͤßt, so wird der Teig immer einen Kupfergeruch
                                    und Kupfergeschmak erhalten, der auf eine feine Zunge und auf einen
                                    empfindlichen Magen immer nachtheilig wirken wird, auch Kupfergehalt durch
                                    Reagentien zeigen wird. Einen deutlichen Beweis, wie sehr die Koch-
                                    und Bakkunst in London selbst noch zuruͤk ist, lieferten wieder die
                                    lezten Weihnachten, wo man fuͤr die Armen nach uraltem Herkommen
                                    einen Budding von 1306 1/2 Pf. verfertigte, zu welchem (nach dem Standard, Galignani N. 4341) 475 Pfd. Mehl, 144
                                    Pfd. Fett, 300 Pfd. Weinbeeren, 44 Pfd. Zuker, 3 Pfd. Ingwer, 2 1/2 Pfd.
                                    Gewuͤrznelken, 160 Quart Milch und 11 Quart starkes Bier kamen. Was
                                    kann aus einem solchen Bazen werden! Dieß war die Spende fuͤr
                                    7–800 Arme. Sie kostete 23 Pfd. Sterl. oder 276 Fl. Wie kann man zu
                                    einer Zeit, wo der Arme zu London auf der Straße buchstaͤblich
                                    verhungerte, eine so alberne Spende an Arme machen. Um wieviel weiser, als
                                    die Gemeinde von Lambeth, handelte Baron Honywood, der den Armen auf seinen zwei Guͤtern zu Elmsted und
                                    Waltham ein Weihnachtsgeschenk von zwei fetten Ochsen und einigen Wagen voll
                                    Brot, und Carl Thannet, der dasselbe
                                    Weihnachtsgeschenk seinen armen Unterthanen machte! Auch der Koͤnig
                                    ließ an 800 Arme zu London zu Weihnachten Fleisch und Brot ertheilen.
                                    Dafuͤr regalirte aber, zum Christtage ein anderer englischer Herr
                                    sich und 51 Gaste an seiner Tafel mit einem Baron-Beefsteak, einem
                                    Schweinshaupte und mit einer Pastete, an welcher vier Bedienten zu tragen
                                    hatten. Da dieß eine alt englische Mahlzeit seyn sollte, so durfte kein Wein
                                    auf den Tisch, und die Gaste bekamen nur starkes Weizenbier (Strongale) und Schnapps.
                              
                           
                        
                           
                           Cobbetts Papier aus den Spelzen des Mays.
                           Wir, haben neulich von diesem Papier Nachricht gegeben. Nach einem neuen Bericht im
                              Globe (Galignani 4320)
                              gelingen die Versuche recht gut. Die Spelze (d.h. die feinen Blaͤtter, die
                              den Fruchtkolben umhuͤllen) geben Schreibpapier, die Staͤngel
                              Pakpapier. Hr. Cobbett ließ
                              einige Stoͤke im Felde bis zum neuen Jahre stehen: die Frucht hatte nicht im
                              Mindesten durch die Kaͤlte gelitten. Er erhielt von Einem Acre 400
                              Bushels.
                           
                        
                           Feste und reine Gartenwege anzulegen.
                           Um Gartengaͤnge und Eingaͤnge vor dem Hause immer troken und rein zu
                              halten, empfiehlt das Register of Arts N. 57., 30. Jan.
                              1829. S. 144. Straßenkoth gut getroknet und durchgesiebt mit Steinkohlen Theer gut
                              zu mengen und etwas feinen Schutt zuzusezen. Damit wird der anzulegende Weg in einer
                              maͤßig diken Schichte gleichsam wie mit einem Grundlager belegt, und auf
                              diesen Grund der gewoͤhnlich feine Schutt und Sand aufgefahren. Auf diese
                              Weise werden alle Wuͤrmer und Insekten und auch alles Unkraut wird von diesen
                              Wegen verbannt, und die Wege bleiben auch in nasser Witterung immer troken.