| Titel: | Bemerkungen über die Lage des Stüzpunktes an Hebeln, und über den Druk und die Reibung auf den sogenannten Journalen bei Mittheilung der Bewegung. Von Hrn. Tyler. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXII., S. 409 | 
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                        CXII.
                        Bemerkungen uͤber die Lage des
                           Stuͤzpunktes an Hebeln, und uͤber den Druk und die Reibung auf den
                           sogenannten Journalen bei Mittheilung der Bewegung. Von Hrn. Tyler.
                        Aus dem Franklin Journal. V. B. N. 1. S.
                              56.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Bemerkungen uͤber die Lage des Stuͤzpunktes an
                           Hebeln, etc.
                        
                     
                        
                           Man hat schon oͤfters bemerkt, daß ein Hebel der zweiten Art den Vortheil
                              gewaͤhrt, kuͤrzer zu seyn, als ein Hebel der ersten Art von gleicher
                              Staͤrke und Laͤnge des Armes. Es scheint indessen nicht, daß man diese
                              Bemerkung im Allgemeinen gehoͤrig verfolgte, und jene Vortheile dadurch sich
                              zu verschaffen suchte, die, bei einiger Aufmerksamkeit, jedem einleuchten
                              muͤssen. Es ist merkwuͤrdig den großen praktischen Vorzug zu
                              beobachten, den diese Art von Hebeln in mancher Ruͤksicht gewaͤhrt,
                              vorzuͤglich dort, wo es sich nur um eine kleine Kraft handelt, wie z.B. um
                              eine Kraft wie 2 : 1, d.h., wo der laͤngere Arm zu dem kuͤrzeren in
                              diesem Verhaͤltnisse stehen muß.
                           Daß hier ein Unterschied in ihrer Laͤnge Statt hat, erhellt aus der
                              Betrachtung, daß, in einem Falle, der lange und der kurze Arm an entgegengesezten
                              Seiten des Stuͤzpunktes liegen, waͤhrend in dem anderen der kurze Arm
                              einen Theil des laͤngeren bildet, indem er auf derselben Seite des
                              Stuͤzpunktes liegt. Man wird in dem ersten Augenblike einsehen, daß in dem
                              gegenwaͤrtigen Beispiele die Laͤnge des Hebels der zweiten Art sich zu
                              jenem der ersten Art verhaͤlt, wie 2 : 3. Es ist offenbar, daß dasselbe
                              Verhaͤltniß ruͤksichtlich ihres verhaͤltnismaͤßigen
                              Gewichtes Statt hat, indem die Stangen von gleicher Dike und einander gleich sind;
                              es ist aber auch offenbar, daß der laͤngere Arm genau zwei Mal so stark oder
                              fest seyn muß als der kuͤrzere, und folglich bedeutend diker seyn muß; denn
                              die Momente der Kraͤfte, die auf die Enden des laͤngeren Hebels wirken
                              muͤssen, sind zwei Mal so groß als die Momente der Kraͤfte an den
                              Enden des kuͤrzeren Hebels. Hieraus folgt, daß das Streben dieser
                              Kraͤfte die Hebel zu spannen oder zu biegen, an der dritten oder mittleren
                              Kraft zwei Mal so groß an dem laͤngeren, als an dem kuͤrzeren, Hebel
                              seyn muß. Hieraus erhellt, daß ihre Schweren an gehoͤrig proportionirten
                              Hebeln sich wahrscheinlich wie 2 zu 5 verhalten.
                           
                           Ein Blik auf die Figuren wird zeigen, daß in Fig. 6 der
                              Stuͤzpunkt F mit einer drei Mal so großen Kraft
                              gedruͤkt wird, als in Fig. 3. Die Staͤrke der Achsen oder Central-Stifte muß
                              also in Fig. 1
                              drei Mal so groß seyn, als in Fig. 2. Es ist aber
                              noͤthig, daß die Ausdehnung der Reibungs-Flaͤche eines jeden
                              Stuͤzpunktes im gehoͤrigen Verhaͤltnisse zu seiner Last steht.
                              Daher muß der Durchmesser (wenn der Stuͤzpunkt ein
                              Stift oder Bolzen ist) in dem ersteren Falle beinahe doppelt so groß seyn, als in
                              dem lezteren. Da nun die Reibung eines Koͤrpers, der sich schiebt, sich
                              beinahe wie der Druk verhalt, und die Kraft, oder der Einfluß irgend einer Kraft, an
                              dem Hebel sich verhaͤlt wie ihre Entfernung von dem Mittelpunkte der
                              Bewegung, so darf nur der Druk auf jeden Stuͤzpunkt mit dem Durchmesser des
                              lezteren multiplicirt werden, um das Verhaͤltniß der Reibung in den beiden
                              Faͤllen zu finden. In Fig. 7 ist der Druk, der
                              Durchmesser und ihr Product = 1; in Fig. 1. wo der Druk = 3,
                              der Durchmesser = 2 ist, ist das Product 6; folglich ist die Reibung wie 1: 6.
                           Die Vergleichung erhellt noch deutlicher aus folgender Uebersicht:
                           
                              
                                 Laͤnge
                                 wie
                                 2 : 3
                                 Dtto zum
                                    Stuͤzpunkte
                                 wie
                                 2 : 6
                                 
                              
                                 Schwere 
                                  –
                                 2 : 5
                                 Durchmesser do.
                                 –
                                 2 : 4
                                 
                              
                                 Druk oder Spannung
                                  –
                                 2 : 4
                                 Reibung   –
                                 –
                                 2 : 12.
                                 
                              
                           Hierzu kommt noch ein verhaͤltnißmaͤßiger Unterschied in den Lagern
                              oder Gestellen, in welchen die Hebel angebracht werden.
                           Ich muß hier bemerken, daß man zu wenig Aufmerksamkeit auf Vermeidung des Drukes oder
                              der Spannung und der Reibung bei den Maschinen uͤberhaupt gelegt hat. Wir
                              sehen haͤufig einer Maschine die Kraft durch eine Reihe von Raͤdern,
                              Rollen, Trommeln etc. mitgetheilt, die alle als Hebel der ersten, statt der zweiten,
                              Art wirken, selbst wo die Geschwindigkeit nicht veraͤndert wird. In diesem
                              Falle ist, da die Arme eines jeden Hebels gleich sind, der Unterschied zwischen
                              Hebeln der ersten und zweiten Art, in Hinsicht auf Reibung an der Achse, unendlich
                              groͤßer, als in dem oben gegebenen Falle; d.h., bei gleicharmigen Hebeln der
                              zweiten Art wird, in Folge der Wirkung der Kraft und der Last, keine Gewalt auf den
                              Stuͤzpunkt geworfen, da diese Kraͤfte einander genau gegen
                              uͤber stehen; waͤhrend bei den Hebeln der ersten Art, wo der
                              Stuͤzpunkt zwischen der Kraft und der Last ist, dieser die Summe beider
                              traͤgt, und zwar von jeder Achse in dem Getriebe, vom ersten Triebwerke an
                              bis zum lezten, das eigentlich die Arbeit verrichtet.
                           Ich will damit nicht sagen, daß solche Vorrichtungen nicht zuweilen gut berechnet und
                              selbst unvermeidlich sind, sondern daß sie noch haͤufiger von der
                              Unwissenheit oder Unaufmerksamkeit des Mechanikers herruͤhren.
                           
                           Jeder geschikte Mechaniker weiß, daß die Reibung einer Maschine gewisser Maßen von
                              der Zahl und von der Natur der reibenden Oberflaͤchen abhaͤngt; aber
                              er bedenkt nicht immer, vorzuͤglich wenn jede Achse ihre eigene Arbeit hat,
                              daß jede Achse in dem Getriebe eine Last zu tragen hat, die zwei Mal dem Grade der
                              Kraft gleich ist, welche durch dieselbe dem naͤchst folgenden Rade
                              mitgetheilt wird, abgesehen von jener, welche von dem ihr eigenen Widerstande
                              entsteht, und daß dieß allein bei Hebeln von der ersten Art Statt hat.
                           Ich weiß, daß das oben angefuͤhrte Beispiel eines gleicharmigen Hebels der
                              zweiten Art ein Widerspruch im Ausdruke ist; daß er eben so gut ein Hebel der
                              dritten als der zweiten Art ist, oder, in der That, als gar kein Hebel betrachtet
                              werden kann, weil keine dritte Kraft oder Stuͤzpunkt nothwendig ist; es ist
                              indessen nicht mehr als ein aͤußerster Fall und kann daher als
                              Erlaͤuterung dienen.
                           Um nun so viel als moͤglich die Spannung und Reibung bei Mittheilung der
                              Bewegung oder Kraft mittelst eines Hebels sowohl im Rade, als in der Rolle oder
                              Trommel zu vermindern, kann man als Regel annehmen, daß Kraft und Widerstand (oder Last) immer auf derselben
                                 Seite und in gleichen Entfernungen von dem Stuͤzpunkte wirken
                                 sollen: eine Regel, die, obschon sie nicht immer in aller Strenge beobachtet
                              werden kann, doch jedes Mal die Muͤhe lohnen wird, daß man sich an dieselbe
                              erinnert.
                           Man muß hier bemerken, daß die Last eines schweren Rades oder einer Achse zuweilen
                              als ein Surrogat des Drukes auf seine sogenannten Journale angewendet werden kann,
                              um es dadurch in seiner gehoͤrigen Lage zu erhalten.
                           Fig. 8 zeigt
                              ein Beispiel, wo ein senkrechtes Zahnrad von 500 Pf. Schwere durch einen kleinen
                              Triebstok an seinem untersten Punkte in Umtrieb gesezt wird, und gerade schwer genug
                              ist, um in Beruͤhrung mit dem dasselbe treibenden Triebstoke zu bleiben, und
                              zu verhindern, daß es nicht ausgehoben wird, waͤhrend es ein schweres Gewicht
                              hebt, oder auf irgend eine andere Weise eine starke Kraft in einer entgegengesezten
                              Richtung gegen den Trieb des Triebstokes aͤußert. Abgesehen von dem Gewichte
                              des Triebstokes ist es offenbar, daß der bloße Druk auf die Journale sowohl des
                              Rades, als des Triebstokes, das Gewicht des Rades, = 500 Pfund, auf das darunter
                              befindliche Lager ist. Wenn man das Gewicht des Rades = 0 denkt, so braucht man,
                              statt desselben, einen Druk = 500 abwaͤrts auf das Journal desselben,
                              waͤhrend jenes unter dem Triebstoke von dieser Veraͤnderung durchaus
                              nichts leidet: wir werden aber dann 1000 Pfund Druk haben; 500 Pfund oben und 500
                              unten. Wenn wir nun dem Triebstoke die Schwere geben, die wir von dem Rade nahmen,
                              so haben wir 1500 Pfund Druk, oder 1000 Pfund unten, und 500 oben, und wir haben bloß
                              den Triebstok, oder das leichte Rad, oben; wie in Fig. 9. Wenn wir (wie es
                              natuͤrlich ist) annehmen, daß der Triebstok schwer ist, so bleibt uns immer
                              die Regel, nach welcher wir den Fall bestimmen koͤnnen, in welchem das
                              leichtere Rad oben oder unten angebracht wird. Der Unterschied des Drukes auf die
                              Journale wird dem doppelten Unterschiede in dem Gewichte dieser Raͤder gleich
                              seyn, wo das schwerste Rad kaum hinreicht die Neigung derselben zur Trennung zu
                              uͤberwinden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
