| Titel: | Neue Reißfeder des Hrn. R. Christie, Sekretär an der London Mechanics' Institution. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXXIII., S. 432 | 
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                        CXXIII.
                        Neue Reißfeder des Hrn. R. Christie, Sekretaͤr
                           an der London Mechanics' Institution. 
                        Aus dem Register of Arts, den 20. Febr. 1829. N. 59.
                              S. 163.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        [Christie's neue Reißfeder.]
                        
                     
                        
                           Der Herausgeber des Register of Arts sagt: „er
                                 freue sich den Kuͤnstlern und Zeichnern uͤberhaupt eine
                                 vortreffliche Reißfeder bekannt machen zu koͤnnen, die in wenigen Minuten
                                 fertig ist, und nur eine Kleinigkeit kostet.“ Da er selbst die
                              Zeichenfeder den ganzen Tag uͤber in der Hand fuͤhrt, so kann er
                              „die Vortrefflichkeit dieses neuen einfachen Instrumentes
                                 verbuͤrgen.“
                              
                           Dieses Instrument wird auf folgende Weise verfertigt. Auf das nicht zugespizte Ende
                              eines Bleistiftes wird ein Stuͤk Siegellak von der Groͤße einer großen
                              Erbse aufgeschmolzen, so daß es eine Art von Zwiebel auf demselben bildet. Man nimmt
                              hierauf drei Naͤhnadeln von N. 7 (echte darning
                                 needels (Stopp-Nadeln), die aber nicht von Whitechapels seyn
                              duͤrfen, denn diese wuͤrden nicht fein genug zeichnen) und stekt sie,
                              nachdem man sie an ihrem Oehre in der Flamme eines Kerzenlichtes erhizt hat, in
                              gleicher Entfernung von einander rings um den Umfang des Bleistiftes so in das
                              Siegellak, daß sie nur drei Viertel Zoll weit mit ihren Spizen hervorragen, und
                              diese so genau als moͤglich in einem Punkte zusammentreffen. In dieser Lage
                              bilden die drei Naͤhnadeln also den Umriß einer dreiseitigen Pyramide, und
                              werden dadurch in dieser Lage erhalten, daß man zwischen der Zwiebel von Siegellak
                              und ihrer Spize ein anderes Stuͤk Siegellak ungefaͤhr von der
                              Groͤße eines Reißkoͤrnchens aufschmilzt. Die sehr feinen Spizen der
                              Naͤhenadeln werden hierauf durch leichtes hin und her Rollen derselben auf
                              einem mit Oehle bestrichenen Wezsteine weggeschliffen, und die Rauhigkeit, die von
                              dieser Arbeit an denselben zuruͤkbleibt, mit feinem Schmergel-Papiere
                              beseitigt. Auf diese Weise erhaͤlt man ein stumpf kegelfoͤrmiges Ende,
                              d.h., eine Spize, mit der man glauben sollte ein feines Haar in der Mitte spalten zu
                              koͤnnen. Eine solche Reißfeder zeichnet ungemein fein, rein, glatt und
                              gleichfoͤrmig und gleich leicht in jeder Richtung ohne zu krazen und zu
                              sprizen.
                           
                           Die Abbildung
                              auf Tab. VII. zeigt diese Feder etwas eleganter, und zeichnet so vortrefflich,
                              „daß ich es fuͤr meine Pflicht halte,“ sagt der
                              Herausgeber des Register of Arts
                              „keinen Augenblik zu verlieren, um sie allen meinen Collegen bekannt zu
                                 machen und zu empfehlen.“ Man kann mit einer Feder dieser Art, die
                              nicht mehr als 3 kr. (1 penny) kostet, und zu deren
                              Verfertigung nicht mehr Zeit erfordert wird, als die Zurichtung einer
                              gewoͤhnlichen Zeichenfeder, so außerordentlich feine Linien zeichnen, daß,
                              wenn man zwei derselben recht nahe an einander zieht, man sie, ohne
                              Vergroͤßerungs-Glas, nur fuͤr Eine Linie halten wuͤrde.
                              Der Hauptvorzug dieser vortrefflichen Federn liegt darin, daß man mittelst derselben
                              mit gleicher Freiheit und Reinheit gerade und krumme Linien nach allen Richtungen
                              zeichnen kann, was mit einer gewoͤhnlichen Zeichenfeder, zumal fuͤr
                              juͤngere noch ungeuͤbte Zeichner sehr schwierig ist. Man zeichnet so
                              leicht mit ihr, wie mit einem BleistifteDer Uebersezer glaubt hier nur dieß bemerken zu muͤssen, daß die
                                    Radeln von der Tinte oder vom Tusche leicht rostig werden: Nadeln aus gut
                                    gehaͤrtetem Golde scheinen zwekmaͤßiger. A. d. U., der diese
                                    Feder sich sogleich nachmachte, und versichern kann, daß sie wirklich
                                    treffliche Dienste leistet, und alle gewoͤhnlichen Reißfedern fortan
                                    entbehrlich machen wird..
                           
                        
                     
                  
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