| Titel: | Ueber die Ziegelschlägereien und die Benüzung der Ziegel in Holland. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXXVI., S. 441 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CXXVI.
                        Ueber die Ziegelschlaͤgereien und die
                           Benuͤzung der Ziegel in Holland.
                        Aus dem Industriel. Januar 1829. S.
                              480.
                        Ueber die Ziegelschlaͤgereien und die Benuͤzung der
                           Ziegel in Holland.
                        
                     
                        
                           Es ist bekannt, daß man in Holland eine ungeheuere Menge Ziegel braucht; denn man
                              verwendet sie nicht bloß zu Haͤusern, sondern auch zu Heerstraßen. Die
                              Ziegel, deren man sich bei lezteren bedient, sind indessen nicht besonders fest.
                              Fremde erstaunen daher uͤber die Vortrefflichkeit der hollaͤndischen
                              Straßen aus einem so muͤrben Materiale. Wenn man aber bedenkt, daß diese
                              Straßen nur von Wagen befahren werden, die in Federn haͤngen; daß sie mit der
                              groͤßten Sorgfalt unterhalten werden; so wird man leicht begreifen, daß sie,
                              ungeachtet ihres muͤrben Materials, sehr schoͤn seyn
                              koͤnnenSiehe die folgende Note.A. d. U.. Guͤter werden in Holland fast immer auf dem Wasser, und so auch
                              19/20 aller Reisenden, transportirt.
                           Die Ziegel werden aus einem Gemenge von Thon und Sand verfertigt: lezterer ist
                              vorherrschend. (?) Ueberdieß brennt man sie mit großer Sorgfalt, und daher die
                              geringe Festigkeit derselben.
                           Die merkwuͤrdigsten Ziegelbrennereien, die den groͤßten Theil von
                              Holland versehen koͤnnen, sind in den Umgebungen von Utrecht und Dortrecht.
                              Zu Dortrecht sind sie dicht an der Stadt, und der Sand, den man zu diesen Ziegeln
                              braucht, wird aus dem Grunde der Canale gezogen, die das ganze Land
                              durchschneiden.
                           Man brennt die Ziegel in Oefen, die nichts anderes als mehr oder minder große rechtwinkelige
                              Gruben sind. Man stellt die Ziegel in denselben so auf, daß unten in denselben nach
                              zwei entgegengesezten Richtungen Oeffnungen uͤbrig bleiben. Man laͤßt
                              zwischen den Ziegeln Zwischenraͤume, die man mit Torf ausfuͤllt, und
                              bedient sich dieses Brenn-Materiales zum Brennen.
                           Die Ziegel, die den untersten Theil des Ofens bilden, sind graulich und sind die
                              haͤrtesten. Die in der Mitte des Ofens sind roth, und die aus dem obersten
                              Theile desselben gelb, und haben weniger Festigkeit, als die uͤbrigen.
                           Mit diesen verschieden gefaͤrbten Ziegeln verfertigen die Hollaͤnder
                              die artigen Mosaiken in den Straßen, die alle ihre Staͤdte so schoͤn
                              zieren, und nicht bloß den hoͤchsten Grad der Reinlichkeit, sondern selbst
                              einen gewissen Luxus beurkunden.
                           Die hollaͤndischen Pflasterer fuͤgen die Ziegel, mit welchen die
                              Straßen und Gassen der Staͤdte gepflastert sind, mit besonderer Kunst und
                              Geschiklichkeit zusammen. Sie legen sie dicht an einander, horizontal und zuweilen
                              ganz flach auf eine Schichte Stauberde, die sie auch zwischen denselben anbringen,
                              und bilden dadurch allerlei Arten von Mosaik. Diese Verbindungen vieler kleinen
                              Prismen, die dicht an einander gedraͤngt sind, gewaͤhren eine sehr
                              große FestigkeitDiese sehr richtige Bemerkung steht mit der obigen minder richtigen im
                                    Widerspruche. Auch fand Uebersezer nicht, daß die Ziegel auf den
                                    hollaͤndischen Heerstraßen ganz flach
                                    liegen; er fand sie vielmehr auf ihre Kante (Dike) gestellt, wodurch sie
                                    nothwendig noch weit festeres Pflaster bilden und weniger abgenuͤzt
                                    werden. Es gehen uͤbrigens auch Lasten und schwere Lasten
                                    uͤber diese Straßen, und zwar gerade zu jener Zeit, wo andere, als
                                    gemauerte Straßen, am meisten leiden; naͤmlich des Winters, wo die
                                    Canaͤle gefroren sind. Die hollaͤndischen Straßen, ganz im
                                    Geiste der alten roͤmischen Straßen, sind die besten in der heutigen
                                    Welt, und wer immer die Hollaͤnder genauer kennt, wird ihnen
                                    zugestehen, daß sie unter allen heutigen Voͤlkern noch den meisten
                                    roͤmischen Geist besizen.A. d. U..
                           Diese Ziegel sind ungefaͤhr 7 Zoll lang, drei und einen halben Zoll breit und
                              anderthalb Zoll dik.