| Titel: | Ueber die Anwendung des Chlorkalks, um die Luft in den Stellen der Seidenraupen zu reinigen; von Matteo Bonafous. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXXIX., S. 445 | 
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                        CXXIX.
                        Ueber die Anwendung des Chlorkalks, um die Luft
                           in den Stellen der Seidenraupen zu reinigen; von Matteo Bonafous.
                        Aus dem Giornale die Farmacia-Chimica e Science
                                 accesorie, 1828. N. 4. p. 240.
                        [Bonafous, ueber die Anwendung des Chlorkalks, um die Luft in den
                           Stellen der Seidenraupen zu reinigen.]
                        
                     
                        
                           Herr Bonafous wollte nach dem
                              Beispiele des Hrn. Labarraque
                              den Chlorkalk zur Reinigung der Luft in den Stellen der Seidenraupen an Statt der
                              anderen bisher angewandten Mittel gebrauchen. Nachdem er einige gut gelungene
                              Versuche beschrieben hat, druͤkt er sich folgender Maßen ausDer Herausgeber des Giornale die Farmacia gibt
                                    die Quelle, aus welcher er geschoͤpft hat, nicht an.A. d. R.:
                           
                              „Die angefuͤhrten Resultate scheinen mir wichtig genug, um die
                                 Aufmerksamkeit der Oekonomen und Physiologen zu verdienen; da der Chlorkalk sehr
                                 leicht bereitet und noch leichter von guter Qualitaͤt und schon fertig
                                 gekauft werden kann, so kann er allgemein angewandt werden; man hat weiter
                                 nichts zu thun, als mitten in die Stellen ein Gefaͤß mit Einem Theile
                                 Chlorkalk und dreißig Theilen Wasser zu stellen (die absoluten
                                 Quantitaͤten haͤngen von der Groͤße der Stellen ab): und
                                 wenn der uͤberschuͤssige Kalk sich auf dem Boden abgesezt hat,
                                 decantirt man die Aufloͤsung und schuͤttet sie auf den Boden und
                                 auch an den Waͤnden der Stellen herum; auf den festen im Gefaͤße
                                 gebliebenen Ruͤkstand gießt man frisches Wasser, ruͤhrt um und
                                 wiederholt die Begießung des Bodens und der Waͤnde zwei oder drei Mal in
                                 vier und zwanzig Stunden, je nachdem die Luft mehr oder weniger gereinigt werden
                                 muß.“
                              
                           
                              „Bei dieser Operation vereinigt sich die Kohlensaͤure, welche durch
                                 die Zersezung der gaͤhrenden Substanzen entsteht, mit dem Kalk und sezt
                                 das Chlor in Freiheit, welches durch seine große Verwandtschaft zum Wasserstoff
                                 die vorhandenen Miasmen zerstoͤrt.“
                              
                           
                              „Diese Hypothese wird vielleicht einigen Chemikern gewagt und wenig sicher
                                 scheinenHr. Gaultier de
                                          Claubry hat bereits ihre Richtigkeit durch Versuche außer
                                       Zweifel gesezt. Vergl. polyt. Journ. Bd. XXIII. S. 174. A. d. R., aber ich begnuͤge mich zu bemerken, daß wenn auch die Ursache
                                 der angefuͤhrten Erscheinung nicht vollkommen bekannt ist, die reinigende
                                 Kraft des Chlorkalks mir doch zu gut erwiesen scheint, als daß man die Methode
                                 des Hrn. Labarraque
                                 derjenigen von Guyton Morveau nicht vorziehen sollte.
                                 Das nach der Methode des lezteren Chemikers bereitete Chlor wirkt bisweilen zu
                                 heftig, so daß es der Gesundheit der Kokons nachtheilig seyn kann,
                                 waͤhrend das an Kalk gebundene Chlor sich langsamer entwikelt und weniger
                                 stark auf die
                                 thierische Oekonomie wirkt, eben so gut die toͤdtlichen Miasmen zersezt
                                 und so ein wahres Raͤucherungsmittel abgibt, welches laͤngere Zeit
                                 fortwirkt und sowohl die Kokons als auch die Personen, welche die Aufsicht
                                 daruͤber haben, weniger belaͤstigt.“
                              
                           
                              „Wenn man uͤbrigens auch diese neue Reinigungsmethode anwendet, so
                                 darf man deßwegen doch die schon vorgeschlagenen Mittel, um die Gesundheit der
                                 Luft in den Stellen wieder herzustellen, indem man sie naͤmlich durch gut
                                 angelegte Zugloͤcher erneuert, nicht außer Acht lassen.“