| Titel: | Notizen über verschiedene Gegenstände des Garten-Baues. | 
| Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXXXVIII., S. 456 | 
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                        CXXXVIII.
                        Notizen uͤber verschiedene
                           Gegenstaͤnde des Garten-Baues.
                        Aus den Minute Books der London-Horticultural Society in
                           den Transactions derselben. Auch im Repertory of Patent-Inventions. Februar
                              1829. S. 109.
                        (Im Auszuge.)
                        Notizen uͤber verschiedene Gegenstaͤnde des
                           Garten-Baues.
                        
                     
                        
                           Methode, die schwarze Damascener Traube zu ziehen.
                           Hr. Wilh. Rosse sandte der Society einige Trauben der schwarzen Damastener Sorte (Black Damascus grape) aus seinem Garten zu Stoke
                              Newington, die er mit dem Blumen-Staube Royal
                                 Muscadine befruchtete. Er fuͤgte die Bemerkung bei, daß die schwarze Damascener Traube sehr schwer ansezt, und daß er
                              mehrere Jahre lang von einer Rebe dieser Sorte nur drei bis vier Beeren statt einer
                              Traube erhielt, indem alle uͤbrigen Blumen abortirten. Er zog daher einige
                              Fechser derselben zwischen den Reben der Sorte, die in England unter dem Namen Royal-Muscadine bekannt ist, so daß die Blumen
                              von dem Blumenstaube derselben befruchtet werden konnten. Der Versuch gelang; alle
                              Blumen des schwarzen Damastener wurden jezt befruchtet, und die zwischen die Royal-Muscadine hingepflanzten Reben des
                              schwarzen Damasceners brachten jezt strozende Trauben, waͤhrend die einzeln
                              dastehende Damascener-Rebe fortfuhr einzelne Beeren zu bringen. Als er
                              bluͤhende Trauben von Trauben-Sorten, die reichlich stauben
                              (Blumenstaub erzeugen), uͤber diese scheinbar unfruchtbare Rebe hing, und die
                              Bluͤthen derselben mit dem Blumenstaube der anderen fruchtbaren befruchtete,
                              brachte auch diese unfruchtbare Rebe reiche TraubenEs gibt auch bei uns auf dem festen Lande mehrere wohlschmekende
                                    Trauben-Sorten, die sogenannte Reiser
                                    sind, und sehr magere und duͤnne Trauben geben, was zum Theile davon
                                    herruͤhrt, daß die weiblichen Geschlechtstheile der Blumen dieser
                                    Sorten nicht gehoͤrig befruchtet werden: die Rebe bluͤht
                                    haͤufig polygam, mit vielen bloß weiblichen Blumen. Auch bei diesen
                                    wuͤrde obige kuͤnstliche Befruchtung, und mehr noch das
                                    Verpflanzen derselben unter stark staubende Sorten, diesem Nachtheile
                                    abhelfen koͤnnen. A. d. U..
                           
                        
                           Erdbeeren zu pflanzen.
                           Hr. Joh. William, Esq. zu
                              Pitmaston bei Worcester, zieht seine Erdbeeren auf folgende Weise mit gutem Erfolge.
                              Er zieht in sein Gartenbeet tiefe Furchen von Norden gen Suͤden, so daß die
                              Erde zwischen den beiden einander zunaͤchst stehenden Furchen neun Zoll
                              uͤber die Flaͤche des Beetes emporragt, und sezt die Erdbeerpflanzen
                              in die obere Kante der dadurch entstehenden Erdruͤken: die
                              Seitenabhaͤnge dieser lezteren bedekt er zu jeder Seite, mit flachen Ziegeln,
                              und findet, daß die Erdbeerstoͤke auf diese Weise reichlichere und
                              schmakhaftere Fruͤchte tragen, die auch fruͤher reifen. Auf einem
                              Boden, der wenig gute tragbare Erde hat, wird diese, bei obigem Verfahren, mehr
                              aufgehaͤuft, die Ziegel halten die Erde feucht und doch warm; man darf
                              weniger gießen, und die Fruͤchte werden nicht so schmuzig. Fuͤr
                              Gaͤrtner, die Erdbeeren fuͤr den Markt ziehen, wird dieses Verfahren
                              vielleicht zu kostbar seyn; fuͤr Gaͤrten wohlhabender Private ist es
                              aber allerdings zu empfehlen.
                           
                        
                           Das Abtroͤpfeln der Fenster in den Glashaͤusern
                                 zu verhindern.
                           Die schaͤdlichen Folgen dieses Troͤpfelns der Fenster in den
                              Glashaͤusern sind
                              den Besizern kostbarer Gewaͤchse in ihren Glashaͤusern nur zu bekannt.
                              Hr. Joh. Rigden Neame bringt
                              an den Leisten der Fenster seines Glashauses kleine kupferne Rinnchen an, die von
                              oben an dem obersten Ende des Fensters bis zur unteren Querseite desselben
                              herablaufen, und bei dieser das Wasser in eine allgemeine Rinne leiten, die dasselbe
                              aus dem Hause fuͤhrt.
                           
                        
                           
                              Bau und Zubereitung der Brindschalls (Solanum Melongena
                                 
                              ).
                              
                           Diese Brindschalls sind eine langgestrekte Abart der dunkelpurpurfarbigen Sorte des
                              sogenannten Eigewaͤchses (
                              Solanum
                              Melongena), die in Ostindien, vorzuͤglich zu
                              Bombay, haͤufig gegessen und auch in Frankreich unter dem Namen Aubergine in Gaͤrten gezogen werden.
                              Capitaͤn Rainer zieht in einem drei Fuß tiefen
                              Kasten auf einem Mistbeete, das unten acht Zoll hoch mit einem Gemenge aus zwei
                              Drittel abgefaultem Duͤnger und Einem Drittel aus gleichen Theilen
                              Straßen-Kehricht und durchgesiebtem Lehmen besteht: die oberen vier Zoll sind
                              leichte Lauberde. Die Saamen werden im Februar zehn Zoll weit von einander gestekt,
                              und die Fenster werden abgenommen, wann die Blaͤtter dieselben
                              beruͤhren, wo man dann bloß die Pflanzen fleißig begießen darf, um sie zur
                              Vollendung zu bringen. Jede Pflanze traͤgt sechs bis zehn Fruͤchte.
                              Die rothe Spinne geht diese Pflanze gern an; wenn man aber den Kasten auf
                              gewoͤhnliche Weise durchdampft, werden diese Insekten leicht
                              zerstoͤrt. Man schneidet die Fruͤchte, halbgespalten, der
                              Laͤnge nach auf, schneidet sie mit einem Messer der Quere nach oͤfters
                              durch, richtet sie mit Butter, Pfeffer und Salz zu, und bratet sie auf einem
                              RosteWir wuͤnschen nicht, daß diese Speise sich uͤber das feste Land
                                    verbreitet. Sie schmekt nicht besonders gut und ist ungesund. A. d. U..
                           
                        
                           Wanzen und Schildlaͤuse aus Ananas-Beeten zu
                                 vertreiben.
                           Hr. Joh. Bowers,
                              Gaͤrtner bei Lord Selsey, Wert Dean House, Sussex, empfiehlt zur Vertreibung
                              der Wanzen und Schildlaͤuse aus den Ananas-Beeten ein Waschwasser aus
                              3 Gallons (30 Pfd.) Regenwasser, 2 Pfd. weicher Seife, 16 Loth schwarzen Schwefel
                              (Sulfur vivum?) und 4 Loth Kampher: alles dieß wird
                              eine Stunde lang gekocht, worauf man 6 Loth Terpenthin zusezt. Man zieht die
                              Pflanzen aus, puzt die Fasern von den Wurzeln, und taucht die Pflanzen in eine Kufe,
                              die mit dieser Fluͤssigkeit gefuͤllt ist, ungefaͤhr
                              fuͤnf Minuten lang bei einer Temperatur von 120 bis 136°. Leztere
                              Temperatur ist fuͤr die Queen und Sugar-loaf Ananas; die Antiguas und uͤbrigen Sorten nehmen mit einer niedrigeren
                              Temperatur vorlieb, muͤssen aber doppelt so lang eingesenkt bleiben. Wenn die Pflanzen
                              aus dieser Fluͤssigkeit kommen, muß man sie gut ablaufen lassen, und auf den
                              Zug des Ananas-Hauses, die Wurzeln nach unten gekehrt, so lang stellen, bis
                              sie troken werden, worauf man sie in kleine Toͤpfe versezt, die man in ein
                              frisches Lohbeet versenkt, dessen Boden mit Duͤngerfuͤtterung
                              gehoͤrig warm gehalten wird. Man beschattet sie am Tage gegen die Sonne, und
                              gibt ihnen etwas Luft, bis sie anfangen zu wachsen, was in der dritten Woche nach
                              dem Versezen geschehen wird. Dieß Versezen kann zwischen Februar und September
                              geschehen.
                           
                        
                           Ananasse mit Duͤnger-Waͤrme zu
                                 ziehen.
                           Hr. Joh. Breese,
                              Gaͤrtner bei Sir Th.
                                 Neave, Bt., zu Dagnam Park, Esser, zieht seine Ananasse mit
                              Duͤnger-Waͤrme in einem Treibhause, in welchem Reben getrieben
                              werden, auf folgende Weise. Das Haus ist 44 Fuß lang und 17 Fuß breit. Die Grube ist
                              36 Fuß lang, 9 Fuß breit. Er brachte starke Querbalken uͤber der Grube an,
                              auf welche er, der Laͤnge nach, 6 Reihen beweglicher Stellen aufsezte, so daß
                              er 6 Reihen Ananasse, 20 in jeder Reihe, stellen konnte: die Toͤpfe standen 6
                              Zoll tief. Von diesen Stellen bis an den Grund der Grube war eine Tiefe von drei
                              Fuß, wovon 2 1/2 Fuß mit fettem Stallduͤnger, die uͤbrigen 8 Zoll mit
                              altem erschoͤpften Duͤnger aus einem Gurkenbeete ausgefuͤllt
                              waren. Die Ananas-Pflanzen wurden auf die Stellen gebracht, wo dann der Dampf
                              aus dem frischen Dunge durch den erschoͤpften oben aufliegenden
                              Duͤnger mild genug aufstieg, um die Reben und die Ananasse zugleich zu
                              treiben. Wenn die Hize zu sehr nachließ, wurde sie dadurch erneut, daß man den
                              Duͤnger des Monates ein Mal umkehrte, und etwas frischen Duͤnger
                              zusezte, und wenn die Waͤrme auch dann wieder nachließ, wurden von Stelle zu
                              Stelle Schieferplatten gelegt, so daß sie den ganzen Raum bedeken, und alle
                              Zwischenraͤume werden mit Lohe ausgefuͤllt. Lezteres ist nicht
                              noͤthig, bis die Hize nicht sehr nachgelassen hat, und dann muß man noch
                              dafuͤr sorgen, daß die Lohe nicht zu warm wird, und die Wurzeln der Pflanzen
                              abbrennt. Wo man kann, kann man Blaͤtter statt der Lohe nehmen. Hr. Breese hat auf diese Weise
                              schoͤnere Ananasse und Trauben gewonnen, als man durch Ofenwaͤrme
                              nicht erhaͤlt. Es scheint ihm, daß eine Vorrichtung moͤglich
                              waͤre, den Duͤnger zu erneuern, ohne daß man die Pflanzen selbst
                              ruͤhren darf.