| Titel: | Patent-Dampfwagen des Sir James C. Anderson, Baronet, und W. J. James, Esqu., Vauxhall. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. III., S. 6 | 
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                        III.
                        Patent-Dampfwagen des Sir James C. Anderson, Baronet, und
                           W. J. James, Esqu.,
                           Vauxhall.
                        Aus dem Register of Arts 1. Nov. S.
                              126.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Anderson, Patent-Dampfwagen.
                        
                     
                        
                           „Da ich oͤfters,“ sagt Hr. Hebert, Redakteur des Register
                              „fuͤr dieses Haus zu zeichnen hatte, so bekam ich auch Gelegenheit
                                 die Versuche zu sehen, die diese Herren in ihrem Hofe mit ihrem Dampfwagen
                                 anstellten. Sie fuhren in einem Kreise von 160 Fuß im Durchmesser. Ich kann
                                 meine Leser versichern, daß Alles was zum Schnell- und
                                 Sicher-Fahren mittelst Dampfkraft nothwendig ist, nun beinahe erreicht
                                 ist. Bei einigen neulich in der Croydon-Straße
                                 gemachten Versuchen fuhr dieser Dampfwagen mit einer Geschwindigkeit von 12
                                 engl. (3 deutschen) Meilen in Einer Stunde. Obschon man ihn mit einer
                                 Geschwindigkeit von 20 und mehr (engl.) Meilen in Einer Stunde koͤnnte
                                 laufen lassen, so beschraͤnkt man sich doch ausschließlich bloß auf 12,
                                 indem diese Geschwindigkeit diejenige ist, welche allein bei allgemeiner
                                 Sicherheit auf Straßen bestehen kann. Es waͤre leicht, 20 und 30 engl.
                                 Meilen auf gewoͤhnlichen Chausseen in Einer Stunde zuruͤkzulegen
                                 (auf einer guten Eisenbahn wohl sogar hundert),
                                 wenn man sich eines Geblaͤses am Herde bedienen wollte; ein
                                 Geblaͤse ist aber nicht bloß unnuͤtz, sondern sogar
                                 schaͤdlich und fuͤr das Metall des Kessels verderblich. Dieser
                                 Dampfwagen ist nur 26 Ztr. schwer, und fuͤhrt Brennmaterial fuͤr
                                 50 (engl.) Meilen, Wasser fuͤr 20 (engl.) Meilen.
                              
                           Fig. 4. stellt
                              eine Skizze dieses Wagens dar, dessen innere Einrichtung wir spaͤter
                              nachtragen werden, da spaͤter noch einige Verbesserungen an derselben gemacht
                              wurden. Der Kessel ist bloß aus Roͤhren gebildet, die 3/4 Zoll im Durchmesser
                              halten, aus dem besten Eisen verfertigt und dampf- und wasserdicht sind: denn
                              sie wurden mit einem Druke von 4000 Pfd. auf den □ Zoll probirt, was mehr als
                              20 Mal so viel ist, als man braucht; denn, sobald der Druk des Dampfes
                              staͤrker als 200 Pfd. wird, laͤßt man ihn entweichen. Die
                              Laͤnge aller Roͤhren in dem Kessel zusammen genommen betraͤgt
                              430 Fuß 5 Zoll.
                           Arbeitende Cylinder sind 4 angebracht, welche zugleich oder einzeln arbeiten, und,
                              auf einen Raum von Einem Fuß Breite und zwei Fuß Hoͤhe zwischen den
                              Hinterraͤdern zusammengedraͤngt, als eben so viele Dampfmaschinen
                              betrachtet werden koͤnnen. Die Einfachheit, auf welche die Dampfmaschine an
                              diesem Wagen zuruͤkgefuͤhrt wurde, ist in der That etwas
                              Außerordentliches.
                           
                           Obschon jede dieser vier Maschinen die Kraft von zwei Pferden besizt, so wollten wir
                              es doch uͤber uns nehmen, jede derselben in unserer Rottasche heimzutragen.
                              Die Schnelligkeit der Maschine spielt zwischen 2 bis 400 Stoͤßen in Einer
                              Minute, und der Dampf arbeitet expansiv. Die Kraft wirkt bloß auf die Hinteren
                              Raͤder, wodurch die Reibung auf der Straße immer dieselbe bleibt, der Wagen
                              mag in gerader Linie oder in krummen Linien laufen; eine Vorrichtung, die
                              vorzuͤglich beim Berg an fahren sehr zu Statten kommt. Die Vorrichtung zum
                              Lenken ist voll Kraft, und erlaubt dem Lenker ohne Vergleich mehr Gewalt
                              uͤber die Bewegungen des Wagens, als gegenwaͤrtig ein Kutscher
                              uͤber seine Gaule hat. Wir sahen sehr oft die Kutsche in einem Kreise
                              umkehren, dessen Halbmesser weniger als 10 Fuß hatte. Da der Kutscher hier die
                              Gewalt augenbliklich aufzuhalten vermag, und ohne alle Muͤhe den Radschuh
                              einlegen kann, so ist die Sicherheit bei diesem Dampfwagen um so mehr erwiesen, als
                              es durchaus unmoͤglich ist, daß der Dampfkessel an
                              demselben bersten kann, indem keine groͤßere Dampfkammer, als eine von Einem
                              Zoll im Durchmesser vorhanden ist, welche, wenn sie auch wirklich bersten konnte,
                              nicht das mindeste Unheil anrichten wuͤrde.Wir uͤbergehen hier Seitenblike auf Braithwaite's und Ericson's
                                    Novelty, uͤber deren Richtigkeit uns
                                    einzig und allein Erfahrung in der Zukunft Aufschluͤsse geben wird.
                                    A. d. Ue. So eben erhalten wir das Mech. Mag. N.
                                    327, 14. Nov., in welchem gleichfalls dieser
                                    Dampfwagen abgebildet und beschrieben ist, nebenher aber einige Bemerkungen
                                    angebracht sind, uͤber deren volle Guͤltigkeit Erfahrung allein im Großen entscheiden kann. Die
                                    Herren Dampfwagen-Meister sind jezt noch etwas in der Hize, und
                                    fuͤhren eine Sprache, die mehr an Kutscher, als an Mechaniker
                                    erinnert. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
