| Titel: | Maschine zur Appretur leichter Stoffe in der Fabrik der HHrn. Schlumberger-Grosjean et Comp.; der Société industrielle de Mulhausen vorgelegt von Hrn. Jos. Koechlin. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XI., S. 33 | 
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                        XI.
                        Maschine zur Appretur leichter Stoffe in der
                           Fabrik der HHrn. Schlumberger-Grosjean et Comp.; der
                           Société industrielle de Mulhausen vorgelegt von
                           Hrn. Jos.
                              Koechlin.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen. N. 11. S. 35.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Koechlin, uͤber eine Maschine zum Appretiren leichter
                           Stoffe.
                        
                     
                        
                           Gegenwaͤrtige Maschine ist in dem Hause Schlumberger-Grosjean u. Comp., welches sie durch Hrn. Ziegler und Greuter erhielt,
                              seit zwei Jahren im Gange.
                           Sie ist nicht neu; sie wurde bereits mit Erfolg zu Tarrare, zu St. Quentin und in anderen Oertern
                              Frankreichs, vielleicht aber in einem minder vollkommenen Zustande, angewendet. Im
                              Departement des Oberrheins ist sie noch ganz neu und arbeitet trefflich.
                           Zwei viereckige Ballen, von drei Zoll im Gevierte und von der Laͤnge des
                              Stuͤkes, welches man appretiren will, parallel so weit von einander gestellt,
                              als dieses Stuͤk breit ist, ruhen horizontal auf senkrechten Fuͤßen,
                              welche gehoͤrig befestigt, und in einer Hoͤhe von 3 Fuß 9 Zoll von der
                              Erde durch Querbalken verbunden sind.
                           In obigen Balken laufen, der ganzen Laͤnge derselben nach und auf ihrer oberen
                              Flaͤche, zwei Furchen, in welche hoͤlzerne Keile sich einreiben. Das
                              Ganze bildet einen ungeheuren Rahmen, an welchem eine laͤngere Seite und eine
                              kuͤrzere beweglich ist.
                           Ein Ofen aus Eisenblech laͤuft, auf vier Raͤder gestellt, unter diesem
                              Rahmen der ganzen Laͤnge nach auf zwei eisernen Schienen hin.
                           Eine Schnur, die an den beiden Enden des Apparates uͤber zwei Rollen
                              laͤuft und an dem Ofen befestigt ist, zieht diesen parallel mit den Balken
                              der Laͤnge nach hin und her.
                           Die Eisenbahn ist laͤnger als die beiden Balken, um dem Ofen außer dem Rahmen
                              freien Plaz zu gewaͤhren, waͤhrend er still stehen muß.
                           An dieser Stelle, wo der Ofen ruht, befindet sich ein Schornstein, durch welchen die
                              schaͤdlichen Gasarten ihren Abzug finden: hier zuͤndet man das Feuer
                              an und unterhaͤlt es.
                           Ein Balken ist, seiner ganzen Laͤnge nach, von zehn Fuß zu zehn Fuß, mit
                              Stellschrauben versehen, die sich auf senkrechten Stuͤzen befinden.
                           Das Stuͤk Zeug, welches getrocknet werden soll, und vorlaͤufig in
                              Staͤrke oder in irgend einen anderen Stoff auf die gewoͤhnliche Weise
                              getaucht wurde, befindet sich auf einem hoͤlzernen, auf zwei Zapfen laufenden
                              Cylinder. Dieser Cylinder ruht auf zwei Stuͤzen, die an einem Ende des
                              Gestelles angebracht sind. Ein Arbeiter nimmt das aufgerollte Stuͤk Zeug an
                              seinem Ende, und fuͤhrt es mit demselben an das entgegengesezte Ende des
                              Rahmens, wo er, nachdem er sich uͤberzeugte, daß das ganze Stuͤk
                              abgerollt ist, das Ende desselben auf einer Querlatte befestigt, die frei auf den
                              Laͤngenbalken ruht, und mit kupfernen Zaͤhnen versehen ist. In diese
                              Zaͤhne druͤkt er den Zeug mittelst einer Buͤrste ein, und sorgt
                              dafuͤr, daß er gehoͤrig der Breite nach ausgespannt wird.
                              Waͤhrend dieser Zeit geschieht dasselbe auch an dem anderen Ende des
                              Stuͤkes; nur ist hier die Leiste mit den kupfernen Zaͤhnen fest
                              angebracht, und nicht beweglich.
                           Die erstere dieser Zahnleisten kann mittelst eines kleinen Haspels horizontal bewegt
                              werden: der Arbeiter treibt eine Kurbel mit einem Zahnrade, und spannt so das
                              Stuͤk Zeug nach der Laͤnge. Die Verlaͤngerung, die er dem
                              Stuͤke durch diese Spannung geben kann, haͤngt von der Natur des Gewebes ab, und ist
                              folglich verschieden: bei leichten und feinen Geweben, und uͤberhaupt wo
                              keine Kreuzung oder keine groben Faden in der Kette vorkommen, muß sanft mit dem
                              Stuͤke umgegangen werden.
                           Hierauf nehmen zwei Arbeiter, die an den Seiten des Rahmens einander
                              gegenuͤberstehen, den Zeug bei seinen Sahlbaͤndern, und fangen an dem
                              oberen oder unteren Ende des Stuͤkes an, diese Sahlleisten (jeder auf seiner
                              Seite) in jene Furche zu bringen, die uͤber die Laͤngenbalken
                              hinlaͤuft, und befestigen dieselben darin mittelst der hoͤlzernen
                              Keile.
                           Nachdem dieß geschehen ist, spannt man das Stuͤk durch Drehung der
                              Stellschrauben nach der Breite. Erfahrung kann hier allein lehren, welchen Grad von
                              Spannung man dem Zeuge geben darf. Wenn man indessen einmal weiß, wie stark man
                              denselben spannen darf, so ist es leicht, jedem gegebenen Stuͤcke seine
                              Spannung gleichfoͤrmig durch die ganze Laͤnge desselben zu geben,
                              indem die Stellschrauben graduirt sind. Ueberhaupt spannt man die Mußline so sehr in
                              die Laͤnge und Breite, als es ohne Zerreißung derselben moͤglich
                              ist.
                           Das Feuer ward vorher in dem Ofen bereits eingeschuͤrt, um denselben in
                              gehoͤriger Hize zu haben, wenn das Stuͤk seine Spannung erhalten hat.
                              Man unterhaͤlt dieses Feuer mit Holzkohlen, unter welchen man nur solche
                              waͤhlt, die gehoͤrig verkohlt sind, und die keine Flamme mehr
                              geben.
                           Um zu verhuͤten, daß der Ofen keine Funken spruͤht, und daß keine
                              Flamme ausschlaͤgt, wodurch der Zeug beschaͤdigt werden
                              koͤnnte, ist der obere Theil des Ofens mit zwei Thuͤrchen aus
                              Eisenblech versehen, in welchen sich kleine Loͤcher befinden, und die man
                              nach Belieben oͤffnen und schließen kann.
                           Nachdem die hier erwaͤhnten Arbeiten vollendet sind, fuͤhrt man den
                              Ofen mittelst einer Kurbel und einer Schnur unter dem Zeuge von einem Ende desselben
                              zu dem anderen hin und her, und faͤhrt hiermit so lang fort, bis das
                              Stuͤk vollkommen troken ist. Hierauf nimmt man, so sanft als moͤglich,
                              die hoͤlzernen Keile aus der Furche, und legt sie in derselben zur Seite. Man
                              macht die Sahlleisten los, die noch etwas feucht sind. Um auch diese zu troknen,
                              fuͤhrt man den Ofen ein paar Mal laͤngs dem Rahmen hin und her, und
                              nimmt dann das Stuͤk aus demselben, um es zusammenzulegen.
                           Man muß wohl Acht geben, daß der Ofen, zumal in den lezten Gaͤngen, nicht zu
                              langsam laͤuft; denn wenn das Stuͤck einmal troken ist, faͤngt
                              es leicht Feuer.
                           Um diese Gefahr noch sicherer zu vermeiden, muß man sich huͤten, das Feuer dem Gewebe zu nahe zu
                              bringen. Die Entfernung, welche ich am zutraͤglichsten fand, und die sich
                              uͤbrigens leicht reguliren laͤßt, ist 24 bis 26 Zoll zwischen dem
                              Stuͤke und der Oberflaͤche der Kohlen.
                           Eine Gloke verkuͤndet dem Arbeiter, der den Ofen in den Gang sezt, wann
                              derselbe an dem ihm gegenuͤberstehenden Ende angekommen ist; und noch ehe
                              dieser daselbst anstoͤßt, dreht der Arbeiter in entgegengesezter
                              Richtung.
                           Ein auf diese Weise appretirter Mußlin sieht ganz anders aus, als ein solcher, der
                              auf die gewoͤhnliche Weise zugerichtet wurde.
                           Die Faden der Kette und des Eintrags sind hier ganz gerade und gehoͤrig
                              gespannt; sie scheinen runder zu seyn und bilden regelmaͤßigere Viereke; sie
                              haben mehr Durchscheinenheit und zugleich ein weit schoͤneres Korn. Man muß
                              solche Appretur gesehen haben, um uͤber dieselbe richtig urtheilen und sie
                              mit der fruͤheren Methode vergleichen zu koͤnnen.
                           Wie kommt es, daß man in unseren Drukereien so lang druken konnte, ohne dieses
                              Verfahren bei der Appretur anzuwenden? Fehlte es hierzu an Raum in unsern großen
                              Fabriken? Dieß scheint nicht. Die kleinen Fabrikanten zu Tarrare bedienen sich
                              dieser Vorrichtung in einem kleineren Maßstabe, und troknen nur einen Theil des
                              Stuͤkes auf ein Mal. Einige haben sogar keinen Wagen fuͤr den Ofen,
                              und fahren nur mit einer Glutschaufel unter dem Zeuge hin und her.
                           Man hat noch eine andere Abaͤnderung an dieser Maschine: Statt der
                              hoͤlzernen Keile, die in die Furchen passen, hat man laͤngs den
                              Laͤngenbalken Charnier-Stuͤke mit Zaͤhnen, die, wenn sie
                              niedergedruͤkt werden, die Zaͤhne in die Sahlleisten eingreifen
                              lassen. Man arbeitet auf diese Weise schneller, indem die Sahlleisten zugleich mit
                              dem Stute troken werden; allein man hat hier den Nachtheil, viele kleine
                              Loͤcher in die Sahlleisten zu bekommen.Diesem Nachtheile und dem spaͤteren Troknen der Sahlleisten bei den
                                    Keilen ließe sich vielleicht dadurch abhelfen, daß man die
                                    Laͤngenbalken oben ganz flach laͤßt, und bloß eine heiße
                                    polirte Messingleiste auf den Zeug legt, den man mit seinem Ende auf die
                                    Balken gezogen hat, die Leiste wird dann durch kleine Schraubenstoͤke
                                    fest auf dem Zeuge angezogen. A. d. Ue.
                              
                           
                        
                           Erklaͤrung der Figuren.
                           1. Fig. Aufriß
                              von der Vorderseite.
                           2. Fig.
                              Grundriß.
                           3. Fig.
                              Durchschnitt nach ab des Grundrisses und
                              Aufrisses.
                           4. Fig.
                              Laͤngendurchschnitt des Ofens.
                           5. Fig.
                              Querdurchschnitt des Ofens.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen in diesen Figuren dieselben Gegenstaͤnde.
                           AA, Laͤngenbalken aus Holz: jeder derselben
                              ist so lang, als die ganze Maschine und aus Einem Stuͤke. Jeder ruht von 10 Fuß zu 10 Fuß auf
                              senkrechten Stuͤzen,
                           BB, die fest in der Erde stehen, und durch
                              Querbalken verbunden sind, CC, an welchen sich
                              eine Furche auf einer Seite befindet, wodurch die Furche auf den
                              Laͤngenbalken nach der Breite des Stuͤkes bestimmt wird.
                           DD, Furchen zur Aufnahme der hoͤlzernen
                              Keile,
                           EE, deren unterster Theil genau in die Furchen
                              passen muß, um die Sahlleisten des Zeuges zu kneipen und fest zu halten.
                           F, Ofen auf einem Wagen. Man kann den Ofen mittelst
                              Falze und Bolzen nach Belieben aufsezen und abnehmen.
                           G, Eisenbahn, die auf Schuhen ruht, welche fest in der
                              Erde befestigt sind.
                           H, Schnur, durch welche der Wagen in Bewegung gesezt
                              wird, und die uͤber vier Rollen laͤuft,
                           IIII; uͤber die Hauptrolle laͤuft die
                              Schnur in zwei Windungen; hierdurch wird dem Spannen und dem Abgleiten der Schnur
                              vorgebeugt.
                           K, Stellschrauben, um den Zeug in abgemessenen
                              Entfernungen nach der Breite desselben zu spannen.
                           L, beweglicher Querbalken mit kupfernen Spizen, um das
                              Stuͤk daran zu befestigen.
                           M, aͤhnlicher Querbalken, wie der vorige, aber
                              feststehend.
                           N, Haspel oder Winde, um den Zeug der Laͤnge nach
                              zu spannen.
                           OO, kleine Walzen, um zu verhindern, daß die
                              Schnur sich nicht auf der Erde reibt.
                           P, Kurbel, durch welche man den Ofen in Bewegung
                              sezt.
                           QQ. Einige Stuͤke Ketten, die die Stelle
                              des Seiles in der Nahe des Ofens vertreten.
                           Hr. Heilmann sagt S. 44. in einem Berichte uͤber
                              obige Maschine, daß er dieselbe in der Fabrik der HHrn. Schlumberger-Grosjean und Comp. arbeiten sah; daß diese Fabrik die
                              erste war, die sich derselben im Oberrhein-Departement bediente, und daß sie
                              allen Dank fuͤr die Liberalitaͤt verdient, mit welcher sie dieselbe
                              ihren Rivalen bekannt macht; daß diese Maschine trefflicher als alle bisherigen
                              Appretur-Vorrichtungen arbeitet; daß es unbegreiflich ist, wie man sich
                              derselben nicht schon laͤngst bedienen konnte, da sie doch in kleineren
                              Fabriken Frankreichs schon lang im Gange war, gewoͤhnlich aber nur bei weißen
                              Mußlinen, die man dadurch zu verbrennen fuͤrchtete; daß endlich in Drukereien
                              bei gedrukten Mußlinen, wenn gewisse Farben (couleurs
                                 d'application) aufgetragen wurden, Vorsicht und Aufmerksamkeit
                              noͤthig ist, damit diese Farben nicht leiden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
