| Titel: | Ledertuch, worauf Rich. Hall sich zur Verfertigung von Stiefeln und Schuhen und verschiedenen anderen Artikeln am 9. September 1829 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XVI., S. 42 | 
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                        XVI.
                        Ledertuch, worauf Rich. Hall sich zur Verfertigung von Stiefeln und
                           Schuhen und verschiedenen anderen Artikeln am 9.
                              September 1829 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Register of Arts. XXVII. S. 65. Auch im
                           Repertory of
                                 Patent-Inventions November 1829.
                        Hall's Ledertuch, zur Verfertigung von Stiefeln und
                           Schuhen.
                        
                     
                        
                           Hr. Rich. Hall, Schneider und Tuchzurichter zu
                              Plymouth, hat eine Composition erfunden, mit welcher er
                              einer starken Leinwand oder irgend einem anderen tauglichen Faserstoffe ein
                              glaͤnzendes Ansehen, wie Leder, und zugleich Festigkeit genug geben kann, um
                              das Eindringen des Wassers und aller Feuchtigkeit abzuhalten.
                           Diese Composition besteht aus Einem Pfunde Bienenwachs, acht Unzen Kautschuk oder Gummi elasticum, vier Unzen Harz, acht Unzen
                              Elfenbeinschwarz und vier Unzen Lampenschwarz. Alles dieß wird durch Anwendung einer
                              anhaltenden gelinden Waͤrme, oder durch Kochen zusammengeschmolzen und zu
                              einer solchen Consistenz gebracht, daß es mittelst eines Pinsels, mit welchem man
                              gewoͤhnlich Firniß auftragt, auf den Stoff aufgetragen werden kann. Der Stoff
                              wird dann uͤber den flachen Rand eines Kessels gespannt, und mit Wasser
                              gehizt, um waͤhrend des Aufstreichens dieser Composition immer eine gleiche
                              Temperatur zu behalten. Nachdem die erste aufgetragene Schichte an der freien Luft
                              getroknet ist, wird eine zweite auf dieselbe Weise uͤber die vorige
                              aufgetragen, und, in einigen Faͤllen, auch die innere Oberflaͤche des
                              Stoffes mit Kautschuk-Firniß uͤberzogen, damit sie vollkommen
                              wasserdicht wird.
                           Der Patent-Traͤger haͤlt sich nicht genau an diese angegebenen
                              Verhaͤltnisse, sondern sagt bloß, daß er sie so am bequemsten fand, und daß
                              man Statt des Bienenwachses Wallrath, Steinoͤhl (Naphtha) oder
                              Terpenthin nehmen kann; Statt des Harzes entweder Weihrauch, Asphalt, Erdharz oder
                              andere harzige Substanzen, die sich mit dem Kautschuk verbinden, und endlich Statt
                              des Lampen- und Beinschwarzes verschiedene andere gepulverte Farben, je
                              nachdem die Umstaͤnde es fordern. Alles dieß wird mit einander gesotten, bis
                              es so duͤnn wie Wasser wird, wo dann die Composition zum Gebrauche fertig
                              ist.
                           
                              „Die HHrn. Hall und Comp. haben am Strand zu
                                 London bereits eine Fabrik und Niederlage eroͤffnet, und verfertigen und
                                 verkaufen daselbst ihren „Pannus
                                       Corium“ oder ihr „leather
                                       cloth,“ wie sie ihre uͤbertuͤnchte
                                 Leinwand nennen. Sie versichern, daß ihr „Ledertuch“ laͤnger waͤhrt, als gegerbtes
                                 Leder, daß es fuͤr alle Klimate taugt, und weder bricht noch abspringt.
                                 Nach den Versuchen, die wir mit denselben machen sahen, scheint es, daß diese
                                 Stiefel und Schuhe fuͤr Leute, die an Leichdornen (Huͤhneraugen)
                                 leiden, leichter und bequemer zu tragen sind, als gewoͤhnliche Schuhe;
                                 als wir aber unserem Freunde, der unsere Schuhe ausbessert, ein Paar solcher
                                 Schuhe zeigten, sagte er uns, daß man solche Schuhe, wenn sie einmal abgetragen
                                 sind, nicht mehr ausbessern kann, und daß nichts uͤber Leder
                                 geht.“
                              
                                 
                                 Alle Ehrfurcht vor dem Orakelspruche des Schuhflikers; allein, es ist und
                                    bleibt gewiß, daß Leder fuͤr wohlhabende Leute das unschiklichste und
                                    ungesundeste Material zu Stiefeln und Schuhen ist, sobald man ein weicheres
                                    und zugleich wasserdichtes Material fuͤr dieselben finden kann. Ein
                                    Herr H. S. J. bemerkt gegen den obigen Schuhstiker im Register of Arts, 1. Nov. S. 127, daß er aus Erfahrung versichern
                                    kann, daß man Schuhe aus solchem Tuchleder nicht bloß leichter und besser, sondern auch netter ausbessern kann, als Schuhe aus
                                    gewoͤhnlichem Leder. Denn wenn man auf den Riß oder Bruch eines
                                    solchen Schuhes ein Stuͤk von diesem Ledertuche aufsezt, wie man es
                                    auch bei ledernen Schuhen thun muß, so laͤßt sich dieß leichter
                                    bewerkstelligen, weil das Material weicher ist, und man irgend eine
                                    haͤrtere Composition daruͤber streichen kann, wodurch die Nath
                                    vollkommen verdekt wird.
                                 Ich habe solche Schuhe, „sagt Hr. J.,“ selbst lang
                                    getragen, und sie gehoͤrig gepruͤft; ich kann aus Erfahrung
                                    versichern, daß die Wohlthat einen solchen Schuh am Fuße zu haben,
                                    unbeschreiblich ist, und es ist, wie Hr. Hall
                                    sagt, gewiß, daß sie durchaus nicht druͤken. Es ist durchaus
                                    unrichtig, daß diese Schuhe sich nicht leicht und nett ausbessern
                                    lassen.
                                 Wir wuͤnschen herzlich, daß diese Schuhe wenigstens bei trokenem
                                    Wetter allgemein eingefuͤhrt und getragen wuͤrden. Daß die
                                    Verkruͤppelung des menschlichen Vorfußes, der nun bei den meisten
                                    Menschen jedem Dinge auf Erden mehr aͤhnlich sieht, als einem
                                    menschlichen Fuße, und beinahe alle Faͤhigkeiten verloren hat, wozu
                                    die Natur ihn bestimmte, bloß durch den Druk des Leders entstanden ist; daß
                                    nicht bloß Leichdorne, sondern eine Menge anderer Nachtheile fuͤr die
                                    Gesundheit dadurch entstehen, hat Niemand besser erwiesen, als der
                                    unsterbliche Arzt und Zergliederer, Camper. Da man heute zu Tage durch eine
                                    leichte Soke aus Kautschuk, die man uͤber den Strumpf anzieht, seinen
                                    Fuß hinlaͤnglich gegen Nasse schuͤzen kann, so laͤßt
                                    sich kein Grund angeben, warum man den Fuß durch hartes steifes Leder zum
                                    Kruͤppel druͤken lassen soll, indem jede andere Bekleidung
                                    uͤber der Soke aus Kautschuk hinreicht, und auch weit eleganter
                                    verfertigt werden kann. Man hatte mitten in der Barbarei des Mittelalters
                                    eine verstaͤndigere und schoͤnere Fußbekleidung, als heute zu
                                    Tage. A. d. Ue.