| Titel: | Verbesserung in Erzeugung von Leuchtgas und Talglichtern, worauf Edw. Heard, Chemiker in Devonshire-Street, Vauxhall-Road, Lambeth, sich am 12. Februar 1829 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XXII., S. 51 | 
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                        XXII.
                        Verbesserung in Erzeugung von Leuchtgas und
                           Talglichtern, worauf Edw.
                              Heard, Chemiker in Devonshire-Street, Vauxhall-Road,
                           Lambeth, sich am 12. Februar 1829 ein Patent
                           ertheilen ließ.Wir haben von diesem Patente bereits fruͤher Notiz gegeben; hier sind aber
                                 die Worte des Patent-Traͤgers selbst. A. d. Ue.
                           
                        Aus dem London Journal of Arts. October
                              1829.
                        Heard, Verbesserung in Erzeugung von Leuchtgas etc.
                        
                     
                        
                           Beleuchtung oder kuͤnstliches Licht erzeugt man gewoͤhnlich durch
                              Zersezung fluͤssiger und fester Koͤrper, welche durch Einwirkung von
                              Hize in einen gasartigen Zustand verwandelt werden, und dann, wenn man sie
                              anzuͤndet, Licht gewahren. Ich nehme solche Koͤrper, welche bisher
                              noch nicht zur Erzeugung von brennbarem Gas verwandelt wurden, und bediene mich
                              hierzu des Ruͤkstandes, den man beim Aussieden des Talges, beim Talgschmelzen
                              aus dem rohen Fette erhaͤlt, und der unter dem Namen Kreppel (Kraͤmmel
                              im Oberdeutschen) bekannt ist, so wie auch aus dem Ruͤkstande anderer Arten
                              von Fett, den man im Englischen gewoͤhnlich Stoff (Stuff) nennt.
                           Eben so nehme ich die Ruͤkstaͤnde aus Fabriken, in welchen
                              Hoͤrner, Huͤfe, Knochen, Haute, Felle, Leder oder uͤberhaupt
                              fettige oder brennbare Materialien verarbeitet werden, so wie auch die
                              Ruͤkstaͤnde aus Oehlmuͤhlen, die sogenannten Oehlkuchen aus
                              Leinsamen, Reps, Senf, Mandeln, Mohn etc.; auch Buchen- und
                              Kokos-Nuͤsse und alle Samen, die viel Oehl halten, und noch nicht zu
                              diesem Zweke verwendet wurden.Einer der besten Samen hierzu waͤre gewiß jener der Sonnenblume (Helianthus annuus), welche
                                    uͤberall, auch auf dem schlechtesten Boden, ohne alle Wartung und
                                    Pflege gedeiht, in jedem Graben und an jeder Heke, und keine andere Wartung
                                    fordert, als daß man die Samen legt. A. d. Ue.
                              
                           Ich bediene mich dieser Koͤrper entweder einzeln, oder nehme mehrere derselben
                              zusammen, und zwar in solchem Verhaͤltnisse, daß sie das schoͤnste,
                              wohlfeilste und beste Licht gewahren.
                           Diese Koͤrper gebe ich in Retorten, oder in andere hierzu geeignete
                              Gefaͤße, und seze sie dem gehoͤrigen Grade von Hize aus, wo sie dann
                              frei ihre Gasarten entwikeln, die hierauf gesammelt, und nach der bekannten Methode
                              gereinigt werden.
                           
                           Unter den fluͤssigen brennbaren Koͤrpern und unter den
                              bituminoͤsen nehme ich Steinkohlen-Theer, das schwarze Oehl, welches
                              man bei Destillation der Knochen und anderer thierischen Substanzen erhaͤlt,
                              Kokos-Nußoͤhl und andere aͤhnliche brennbare Koͤrper,
                              und mische deren zwei oder mehrere zusammen, und zwar in solchem
                              Verhaͤltnisse, in welchem sie das beste und wohlfeilste Licht gewahren:
                              leztere Bedingung haͤngt nothwendig von den Schwankungen des Marktpreises ab,
                              so wie von den Zweken des Fabrikanten.
                           Diese Oehl-Mischung muß nun durch Hize zersezt werden, nach derselben Weise,
                              nach welcher man bei der Oehlgasbereitung verfaͤhrt.
                           An Kohlgaswerken ist der Augenblik, in welchem man obige Oehlgas-Mischung in
                              die gewoͤhnlichen Retorten einsezt, derjenige, in welchem die Kohlen
                              aufhoͤren Leuchtgas zu geben, und nur mehr leichtes gekohlstofftes
                              Wasserstoffgas liefern, das wenig Leuchtkraft besizt: in diesem Augenblike befinden
                              sich naͤmlich die Kohks in einem Zustande von Glut, welcher die unmittelbare
                              Zersezung der oͤhligen Mischung beguͤnstigt, und die Bildung des
                              schweren gekohlstofften Wasserstoffgases erleichtert.
                           Ich nehme ferner das Recht in Anspruch, aus einem von einem franzoͤsischen
                              Chemiker entdekten Stoffe, den derselbe Margarine nennt,
                              Kerzen zu verfertigen, und zwar entweder aus Margarine
                              allein, oder verbunden mit Wachs, Wallrath, Talg oder Stearine in solchem
                              Verhaͤltnisse, wie man es am zwekmaͤßigsten findet, um gute und
                              wohlfeile Kerzen zu erhalten.