| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XXVI., S. 60 | 
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                        XXVI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Canaͤle in England.
                           Einer neueren Berechnung zu Folge sind in Großbritannien 103 verschiedene
                              Canaͤle, die zusammengenommen 2,682 engl. Meilen betragen und 30 Millionen
                              Pfd. Sterl. kosteten. (Courier. Galignani N. 4575.)
                           
                        
                           Canaͤle in Eisenbahnen umgewandelt.
                           Man ist seit dem gluͤklichen Erfolge der Versuche auf der Liverpool-
                              und Manchester-Eisenbahn so voll von Ideen von Eisenbahnen in England, daß
                              ein Hr. W. D. R. im Mechan. Mag. N. 329. S. 252. allen
                              Ernstes vorschlaͤgt, die Canaͤle in England troken zu legen, und auf
                              dem Boden derselben Eisenbahnen zu errichten. Der Redakteur des Mechan. Mag. meint jedoch, man koͤnnte den Canal
                              fort bestehen lassen, und sich begnuͤgen, Eisenbahnen an den Seiten desselben
                              laufen zu lassen.
                           
                        
                           Dampfbothe und Baͤkerei.
                           Ein Hollaͤnder hat an der Kuͤste eine große Baͤkerei errichtet,
                              die fuͤr London Brot bakt. Gin Dampfboth bringt das in Holland gebakene Brot
                              binnen 24 Stunden auf den Londoner Markt, und der Baͤker gewinnt an jedem
                              Leibe bei dieser eben so theuren als schnellen Fracht noch 6 Kr. Bekanntlich geht
                              viel Schiffs-Zwiebak aus Hamburg nach England (Times.
                                 Galignani N. 4588.). (Eine Dampfbothfahrt von Bombay uͤber Suez nach
                              England in 8 Wochen soll bereits eingeleitet seyn (Herald.
                                 Galignani daselbst).
                           
                        
                           
                           Segel aus Baumwollenzeugen.
                           Wir haben im Polytechn. Journale schon einige Male von den
                              Versuchen der Nordamerikaner gesprochen, Baumwolle zu Segeltuch zu verwenden. Das
                              Journal „the Baltimore American“
                              (Galignani N. 4581) erzaͤhlt die Versuche,
                              die sechs Jahre lang ununterbrochen an dem Schooner Yellot mit Segeln aus Baumwolle
                              angestellt wurden. Dieser Schooner segelte waͤhrend dieser sechs Jahre zwei
                              Mal nach Smyrna und zwei Mal um das Cap Horn mit seinen baumwollenen Segeln, ohne
                              daß dieselben auch nur die mindeste Spur von Moder (nicht einmal in den
                              Saͤumen, wo Segeltuch zuerst vermodert) zeigten. Die Baumwolle wurde
                              waͤhrend ihrer Verarbeitung zu Segeltuch nie geschlichtet, und auf diesem
                              Umstande soll die Sicherstellung gegen Moder beruhen. Das Resultat aller
                              amerikanischen Schiffer, welche bisher sich baumwollener Segel bedienten,
                              laͤuft dahin aus, daß diese Segel laͤnger dauern, als die besten
                              russischen und hollaͤndischen, daß sie wohlfeiler sind; und daß ein Schiff
                              mit Baumwollsegeln um Eine Meile in Einer Stunde schneller segelt. An einem Segel
                              halb aus Baumwolle, halb aus Hanf war der Theil aus Baumwolle ganz und gesund
                              geblieben, waͤhrend der andere vermoderte.
                           
                        
                           Wasserbau am Niagara-Falle. Amerikanische
                              Schwimmkunst.
                           Im New-York-Advertiser (Galignani N. 4581) wird eine Notiz von dem Feste
                              mitgetheilt, welches die Wasserbaukunst den Nord-Amerikanern am 8. October
                              gegeben hat.
                           An dem beruͤhmten Niagara-Falle, wo der Lorenzo-Fluß 170 Fuß
                              hoch uͤber Felsen herabstuͤrzt, wurde an diesem Tage ein ungeheuerer
                              Fels an der sogenannten indischen Leiter gesprengt; ein Theil der
                              Dawson's-Insel in die Luft gesprengt an der englischen Seite, und der
                              aͤußere Terrapin-Fels an der amerikanischen. Man wollte Anfangs einen
                              ganzen Viertelmorgen vom Tafel-Fels wegsprengen; er hat bereits einen Sprung
                              von 60 bis 70 Fuß Laͤnge und 100 Fuß Tiefe, und wird wohl bald von selbst in
                              den Abgrund stuͤrzen, uͤber welchen er uͤberhangt. Hr. Forsyth wollte ihn durch ein kuͤnstliches Erdbeben
                              einstuͤrzen lassen; allein die canarische Regierung wollte es nicht
                              zugeben.
                           
                           Nachdem dieß Alles gluͤklich geschehen war, ließ man ein Schiff in den Fall
                              stuͤrzen: einen Schooner mit zwei Masten. Das Schauspiel war in der That
                              herrlich. Das Wasser uͤber dem Falle war glatt wie ein Spiegel. Anfangs
                              erschien der Schooner in der Ferne nur als ein schwarzer Punkt, aber immer
                              ruͤkte er naͤher und naͤher, und immer schneller, je naher er
                              dem Ziele seines Sturzes in den Abgrund kam. Kaum hatte man die Masten und die
                              Seitenverzierungen desselben einige Augenblike deutlich gesehen, als er in die
                              Brandung hinabstuͤrzte. Man hoͤrte ein lautes Krachen, und beide
                              Masten waren abgesprungen. Man sah ihn nicht mehr im Schaume des tobenden
                              Wasserfalles. Aber ploͤzlich hob er sich wieder aus demselben empor, und
                              stuͤrzte entmastet noch sich von einem Falle in den anderen. Siegreich schien
                              er, wie ein alter Krieger, aus dem Kampfe hervorzutreten, als ein Schwall ihn in der
                              Mitte des Stromes (man glaubte er wuͤrde naͤher am Ufer hinlaufen)
                              pakte, und an einen flachen Felsen hinwarf, auf dem er jezt liegt, noch ganz und dem
                              Strome trozend, der an ihm voruͤber braust.
                           Zum Schlusse des Festes versprach Hr. Samuel Patch sich
                              von den Felsen des Falles herab in die Tiefe des Abgrundes des Flusses zu
                              stuͤrzen. Er kam, in Weiß gekleidet, aus einer Felsschlucht heraus, stieg auf
                              einer Leiter hinan und erreichte endlich, unter so lautem Beifall, daß selbst das
                              Brausen des Niagara-Falles noch denselben vernehmen ließ, den Gipfel. Hier
                              sezte er sich und ruhte wie ein Sturmvogel auf einer Felsenspize. Endlich erhob er
                              sich, neigte sich gegen seine guten Landsleute, kuͤßte seine Haͤnde
                              und warf die Kuͤsse den Damen zu, die fuͤr ihn zitterten, und
                              stuͤrzte im weiten Sprunge sich hinab in den Abgrund. Verschwunden war er in
                              den Wirbeln der Tiefe, die uͤber ihn schaͤumten und brausten. Das war
                              ein Sprung in die Ewigkeit, seufzten viele. Die Bothe naͤherten sich, so nahe
                              sie vermochten, den Wirbeln, um zu helfen, wenn der gute Samuel zum Vorscheine
                              kommen sollte. Vergebene Muͤhe. Der große Taucher schwamm unter dem Wasser
                              an's Ufer, und das Erste was man von ihm sah, war, daß er naß wie eine Wassermaus an
                              den Felsen des Ufers hinanklimmte, wo lauter Beifall Aller ihn empfing.
                           
                        
                           Straͤfliches Schnellfahren der englischen
                              Landkutschen.
                           Die Landkutschen zwischen Manchester und Carlisle fahren gegenwaͤrtig in die Wette; sie
                              fahren 15 englische Meilen (4 deutsche weniger einer halben Stunde) in Einer Stunde.
                              Die Kutschen New Times und Fair
                                 Trader fuhren eilf englische Meilen (3 deutsche
                              weniger einer halben Stunde) in 40 Minuten, und wurden dafuͤr verdienter
                              Weise zur Strafe gezogen. (Carlisle Patriot. Galign. N. 4587.).
                           
                        
                           Die Ladung eines Wagens nach dem Straßengeseze zu bestimmen,
                              ohne denselben zu waͤgen.
                           Der Industriel belge, Jun. 1829, S. 453., und aus diesem
                              der Bullet. d. Sciences technol. Oct., S. 193. liefern
                              unter dem absurden halb griechisch, halb lateinisch gedrechselten Worte, Ponderometer, die Idee zu einem Instrumente, mittelst
                              dessen man nicht bloß, ohne alle Wage, erkennen kann, ob ein Fuhrmann zu viel, d.i.
                              mehr als die Straßengeseze erlauben, geladen, hat, sondern selbst, ob auch nur ein
                              Rad zu tief in die Straße einschneidet. Man schlug bekanntlich hierzu Winden vor,
                              deren Kraft genau berechnet ist. Bei der Anwendung zeigten sich jedoch
                              Schwierigkeiten. Hr Groetaers, d. Sohn, schlug
                              Wuͤrfeln aus Stein vor, die nur unter einem gegebenen Gewichte des
                              daruͤber rollenden Wagens zerdruͤkt werden. Auch hier zeigten sich
                              viele Schwierigkeiten. Diese Idee veranlaßte indessen eine andere bei Hrn. Delavault. Dieser schlaͤgt ein Metall, Blei oder
                              Zinn vor, welches immer denselben Widerstand leistet. Ein mit einem Maßstabe
                              graduirtes Messer schneidet in einen metallnen Cylinder desto tiefer ein, je
                              schwerer der uͤber das Messer hinfahrende Wagen beladen ist. Der ganze
                              Apparat wiegt nicht mehr als 12 bis 16 Pfd., so daß der Wegsteher, dem ein
                              verdaͤchtiger Wagen auf der Straße vorkommt, denselben leicht unter seinem
                              Mantel haben kann. Schon die Furcht vor einem solchen tragbaren Wagenwaͤger
                              muͤßte, meint der Industriel, die Fuhrleute
                              abhalten, ihre Wagen zu uͤberladen, indem sie auf diese Weise jeden Augenblik
                              in Gefahr sind entdekt zu werden. Ueberdieß sind hier die gewoͤhnlichen
                              Unterschleife, das Aufladen unter Weges, nachdem der Wagen bereits gewogen wurde,
                              nebst allen anderen aͤhnlichen Komoͤdien erspart. Der Metallcylinder
                              kann, nachdem er abgenuͤzt ist, leicht wieder umgegossen werden.
                           
                              „Da „sagt der Industriel“
                                 in Frankreich jezt noch mehr als 30 Wagen erbaut werden sollen, auf welchen man
                                 die Frachtwagen abwaͤgen kann, und jeder derselben an 100,000 Franken
                                 kostet, so verschaffen wir der franzoͤsischen Regierung einen reinen
                                 Gewinn von 3 Millionen Franken, und beinahe eben so viel kann die Regierung
                                 dadurch gewinnen, daß sie die bereits bestehenden Wagen einreißt und verkauft.
                                 An drei Millionen wird auch die niederlaͤndische Regierung durch unsere
                                 Vorrichtung gewinnen. England gewinnt mehr als 20 Millionen; Preußen und
                                 Oesterreich mehr als 10 Millionen, die uͤbrigen Staaten wollen wir gar
                                 nicht in Anschlag bringen. Wir verlassen uns vertrauungsvoll auf die Großmuth
                                 der Regierungen; wir sprechen sie sogar von aller Verbindlichkeit frei, indem
                                 wir wissen, daß die Finanzen bei mehreren in einem sehr betruͤbten
                                 Zustande sich befinden; wir haben es uns zum Geseze gemacht, auch die kleinste
                                 Summe anzunehmen, mit welcher sie unsere Entdekung belohnen wollen, waͤre
                                 es auch nur Eine Million oder nur Eine halbe Million Franken.“
                              
                                 
                                 Diese Satyre ist etwas stark; allein, sie wird nicht fruchten. Wenn auch die
                                    Regierungen (wir verstehen unter diesen die Fuͤrsten) von dem besten
                                    Willen beseelt sind, so sind es nicht immer die Regierer, die Beamten. Der
                                    Italiaͤner sagt zwar: „dall'
                                          arrosirne all' emendarsi é breve il passo;“
                                    allein viele unserer Beamten haben gegen das Erroͤthen dadurch
                                    gesorgt, daß sie sich schminken. Sie koͤnnen nicht mehr
                                    roͤther werden, als sie sich selbst machen. A. d. Ue.
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber einen Tag- und Nacht-Telegraphen, von Le Coat de Kveguen.
                           „Ich habe,“ sagt Hr. Le Coat de
                                 Kveguen im Bulletin de Scienc. technol. October
                              1829, S. 196., „im Jahre 1826 ein Mittel gefunden, aus dem Semaphore einen
                                 Tag-Telegraphen zu machen, und seit dieser
                                 Zeit bediene ich mich desselben mit dem groͤßten Vortheile, um Alles in
                                 Kuͤrze zu signalisiren.“
                              
                           
                              „Diese Entdekung fuͤhrte mich zu jener eines Tag- und Nacht-Telegraphen.
                                 Dieser besteht bloß aus einer Huͤtte mit zwei Seitenflaͤchen,
                                 deren jede mit drei kreisfoͤrmigen Oeffnungen versehen ist, durch welche
                                 eine Leiste vertical oder horizontal durchlaͤuft, je nachdem die
                                 Centrallinie vertical oder horizontal ist. Diese Oeffnungen sind mit einer
                                 undurchsichtigen Scheibe bedekt, in welcher sich ein weißer oder schwarzer
                                 Halbmesser (je nachdem die Scheibe weiß oder schwarz ist) fuͤr den
                                 Tag-Telegraphen befindet: fuͤr den Nacht-Telegraphen
                                 beleuchtet man diesen Halbmesser.“
                              
                           
                              „Die Bewegungen werden aus dem Inneren dieser Huͤtte geleitet, und
                                 man bildet, nach Belieben, rechte und spizige Winkel, rechts und links,
                                 aufwaͤrts und abwaͤrts. Die Groͤße der Huͤtte ist im
                                 Verhaͤltnisse mit dem Durchmesser der Scheibe, und dieser richtet sich
                                 nach der Entfernung der Telegraphen von einander. Die vor mehreren Personen mit
                                 Halbmessern von verschiedener Groͤße angestellten Versuche sind mir nicht
                                 nur gelungen, sondern die lezteren derselben, die ich am 21. Maͤrz 1829
                                 um 8 Uhr Abends bei Hellem Mondenlichte anstellte, haben sogar meine Erwartungen
                                 uͤbertroffen. Ich wollte sehen, wie groß die beleuchteten Halbmesser seyn
                                 muͤßten, wenn sie in einer gewissen Entfernung deutlich gesehen werden
                                 sollten.“
                              
                           
                              
                                 
                                    „ Der
                                    1ste Halbmesser war
                                    4 Fuß 6 Zoll lang
                                    8 Zoll breit
                                    
                                 
                                    
                                    2te     –      –      –
                                    4   –   –   –   –
                                    6  –    –
                                    
                                 
                                    
                                    3te     –      –      –
                                    3   –   –   –   –
                                    4  –    –
                                    
                                 
                                    
                                    4te     –      –      –
                                    2   –   –   –   –
                                    3  –    –“
                                    
                                 
                              
                           
                              „Alle gegebenen Zeichen werden von den Wachen am Cap Sépet, welches
                                 1 Lieue 8/10 vom Thurme des Hafens entfernt ist, deutlich gesehen und
                                 verstanden; sie antworteten am folgenden Morgen mit dem
                                 Sémaphore.“
                              
                           
                              „Ein Halbmesser von zwei Fuß Laͤnge und drei Zoll Breite reicht
                                 also fuͤr zwei Meilen hin.“
                              
                           
                              „Der Bau dieses Telegraphen ist hoͤchst einfach und wohlfeil. Er
                                 wuͤrde an Hafen zum Signalisiren der aus- und einlaufenden Schiffe,
                                 waͤhrend des Krieges an den Kuͤsten zur Signalisirung der
                                 Stellungen und Bewegungen des Feindes, bei Belagerungen zur Correspondenz mit
                                 der zum Entsaze anruͤkenden Armee hoͤchst vorteilhaft seyn; der
                                 Minister des Krieges koͤnnte dadurch mit den Armee-Divisionen, der
                                 Minister des Inneren koͤnnte dadurch auch mit den Departements
                                 korrespondiren.“
                              
                                 
                                 Dieß mag vielleicht fuͤr die Minister in England, Holland, Frankreich
                                    bequem seyn; in anderen Laͤndern scheint es bequemer, wenn ein vom
                                    Koͤnige unterzeichneter Befehl, der das Wohl von Hunderten, von
                                    Tausenden seiner treuen Unterthanen betrifft, 8–14 Tage und noch
                                    laͤnger in den Buͤreaux liegen bleibt, ehe er abgesendet wird.
                                    Es ist uͤberhaupt eine sonderbare Erscheinung, daß in den deutschen
                                    Staaten, selbst in denjenigen, die weit bequemer zur Telegraphie gelegen
                                    sind, als Frankreich, England und Holland, wo die Nebel so laͤstig
                                    und die Hoͤhen so sparsam sind, noch bis zur Stunde gar kein Gebrauch
                                    von telegraphischer Correspondenz gemacht wird. Nicht einmal die Bankiers zu
                                    Augsburg und Frankfurt halten sich Telegraphen, wie die englischen Kaufleute
                                    weit kleinerer Staͤdte. A. d. Ue.
                                 
                              
                           
                              „Ein solcher Telegraph ließe sich auch leicht an zwei Haͤusern
                                 anbringen, deren Fenster gegen einander gekehrt sind.“
                              
                           
                              „Ich habe auch einen tragbaren Tag-Telegraphen erfunden, der an
                                 Bord eines Kriegsschiffes gebracht werden kann, um mittelst desselben die
                                 geheimen Befehle zu signalisiren und mit den Wachen an den Usern zu
                                 correspondiren. Dieser Telegraph wurde fuͤr das Linienschiff, le Conquerant, auf Verlangen des Admirals de Rigny, verfertigt, und besteht aus einem hohlen
                                 Mast, der seine drei Fluͤgel aufnimmt.“
                              
                           
                              „Ich habe seit meinen lezten Versuchen ein Mittel gefunden, mit einem
                                 einzigen Halbmesser viele tausend Artikel signalisiren zu koͤnnen,
                                 wodurch die telegraphischen Anstalten noch viel wohlfeiler werden. Ich habe die
                                 Versuche in einer kleinen Huͤtte auf dem Vorgebirge Sépet
                                 angestellt. Alle Signale wurden im Mondenlichte vollkommen verstanden, obschon
                                 der Halbmesser nur 2 Fuß lang und 5 Zoll breit war. Ich bediene mich desselben
                                 taͤglich, um die Bewegungen der Schiffe in meinem Gesichtskreise
                                 anzuzeigen.“
                              
                           
                              „Nach diesem neuen Verfahren hat der tragbare Tag-Telegraph nur
                                 einen einzigen Fluͤgel, und laͤßt sich auf diese Weise desto
                                 leichter von einem Orte auf das andere bringen.“
                              
                           
                        
                           Ueber Gleichgewicht und Bewegung elastischer fester und
                              fluͤssiger Koͤrper
                           hat der beruͤhmte Physiker und Mathematiker, Hr. Poisson, eine aͤußerst wichtige Abhandlung in den
                              Annales de Chimie, October, S. 145. mitgetheilt,
                              die, wenn man so sagen darf, das Grundprincip der Mechanik zu Lande und zu Wasser
                              umfaßt. Leider werden diese Abhandlung, die die hoͤchste Gelaͤufigkeit
                              im Differential- und Integral-Calcul voraussezt, nur wenige Mechaniker
                              verstehen, und diejenigen, die sie verstehen, verstehen sie auch
                              franzoͤsisch, oder werden sie gewiß bald in einer fuͤr Physik
                              bestimmten deutschen Zeitschrift finden.
                           Eines nur waͤre bei dieser Abhandlung, so wie bei mancher anderen
                              aͤhnlichen, zu wuͤnschen; naͤmlich dieses, daß nach der Methode
                              einiger alten Mathematiker in Corollarien die Nuzanwendung der Resultate, zu welchen
                              eine so tief gefuͤhrte wissenschaftliche Bearbeitung der obersten
                              Grundsaͤze leitete, angegeben oder wenigstens angedeutet wuͤrde. Und
                              dieses koͤnnte, wie wir aus Erfahrung wissen, der Verfasser einer solchen
                              Abhandlung mit geringerer Muͤhe und mit gluͤklicherem Erfolge, als der
                              erste unter den besten praktischen Mechanikern. Wir wissen ja, daß der
                              groͤßte Zimmermeister und Schiffbaumeister neuerer Zeit in England, Sir
                              Joseph Sepping, der ohne alle Kenntniß der Mathematik
                              seine unsterblichen Meisterwerke auffuͤhrte und vollendete, als man ihn
                              spaͤter Mathematik lehrte und durch diese ihm begreiflich machen wollte, wie
                              er der große Mann geworden ist, der er ist, bei allem diesen Studium der Mathematik
                              am Ende seine eigenen Werke nicht mehr begriff, sich selbst nicht mehr verstand.
                              Eben so ging es jenem alten Hufschmide, der im noͤrdlichen Theile von England
                              sehr gluͤklich den
                              grauen Staar operirte, ohne etwas von den Regeln der Kunst zu wissen. Der
                              beruͤhmteste Augenarzt seiner Zeit in England, der unsterbliche Cheselden, besuchte diesen Collegen an seinem Amboße, als
                              er einst zufaͤllig in seine Nachbarschaft kam, und erstaunte uͤber die
                              Geschiklichkeit desselben eben so sehr, als uͤber seine Unwissenheit. Er
                              verweilte einige Zeit bei ihm, und ertheilte ihm freundschaftlich Unterricht
                              uͤber den Bau des Auges und uͤber die Hauptmomente der Kunst des
                              Staarstechens. Als er ihn nach einiger Zeit wieder besuchte und den Meister vom
                              Amboße fragte, wie er sich bei seiner neuen Lehre befaͤnde, antwortete ihm
                              dieser seufzend: „o guter Herr! Ihr habt mich scheu gemacht; ihr habt mich
                                 ganz verwirrt. Die erste Operation, die ich nach euerer Anleitung machte, ist
                                 mir mißlungen, und zeither getraue ich mich nicht mehr, einen Staar zu stechen.
                                 Ich weiß jezt, was dieß fuͤr eine delicate Sache ist, und ich
                                 zittere.“ So geht es haͤufig, wenn man Technikern, die in
                              ihrem Fache ausgezeichnete Kuͤnstler sind, wissenschaftlichen Unterricht
                              ertheilt man schadet ihnen oft mehr, als man nuͤzt, wenn man den Unterricht
                              nicht genau ihrer Fassungskraft und ihren Beduͤrfnissen anzupassen weiß, und
                              diese Kunst ist schwerer, als mancher gelehrte Professor an einer polytechnischen
                              Schule glaubt, auf welcher das, was man ungebildeten Technikern lehren muß, nicht so
                              herabgekanzelt werden darf, wie der Unterricht von den Lehrkanzeln der
                              Universitaͤten.
                           
                        
                           Kohlensaͤure dringt durch Blasen.
                           Hr. Thom. Graham zu Glasgow fand (vergl. Register of Arts, Decbr. N.
                              29. S. 156.), daß Kohlensaͤure durch Blasen ein- und ausdringt.
                           Er brachte eine vollkommen gesunde und ganze Blase mit einem Sperrhahne, die bis auf
                              zwei Drittel mit Luft gefuͤllt war, unter einen mit kohlensaurem Gase
                              gefuͤllten und mit Wasser abgesperrten Recipienten. In der kurzen Zeit von
                              zwoͤlf Stunden fuͤllte sie sich in dieser kohlensauren Luft bis zum
                              Bersten, und die kohlensaure Luft verschwand unter dem Recipienten in dem Maße, als
                              die Blase sich fuͤllte, welche leztere bei dem Herausziehen auch wirklich am
                              Halse barst. Die Blase war uͤbrigens vollkommen gesund, und verrieth nicht
                              den mindesten Geruch. Das kohlensaure Gas im Recipienten zeigte indessen Spuren von
                              Kohlenstoffgas, und die Luft in der Blase hielt 35 p. C. kohlensaures Gas dem
                              Volumen nach.
                           Eine Blase, die etwas weniger Kohlengas enthielt, wurde auf dieselbe Weise in eine
                              Atmosphaͤre von kohlensaurem Gase gebracht, und ward in 15 Stunden vollkommen
                              aufgeblasen. Sie hielt 40 p. C. von dieser lezteren Gasart.
                           Eine, mit gemeiner Luft gefuͤllte, Blase wurde unter gleichen
                              Umstaͤnden binnen 24 Stunden vollkommen aufgeblasen. Eine Blase aber, die mit
                              Kohlenstoffgas gefuͤllt war, blies sich nicht auf, als man sie unter den
                              Recipienten brachte, wem dieser mit gemeiner Luft oder mit Wasser gefuͤllt
                              war.
                           Da der Recipient, in welchem die Blase hing, mit Wasser gefuͤllt war, so ward
                              die Blase feucht. Die Haarroͤhrchen in der Blase waren mit Wasser
                              gefuͤllt, und die aͤußere Oberflaͤche dieses Wassers verschlang
                              die in demselben aufloͤsliche Kohlensaͤure, mit welcher sie in
                              Beruͤhrung stand. Das innere Ende der Haarroͤhrchen ließ diese Gasart
                              dann in den inneren Hohlraum der Blase entweichen. Selbst wenn der Druk der Gasart
                              in der Blase schon ziemlich stark ist, wird die Capillar-Attraction noch
                              immer den Durchgang des Gases beguͤnstigen.
                           
                        
                           Ueber das sogenannte Schwarz im
                              Meliszuker.
                           Seit einigen Jahren bemerkt man an den Zukerhuͤten der Zukerraffinerien zu
                              Amsterdam schwarze Fleken, (das sogenannte Schwarz (het Zwart)), welche unendlichen Schaden anrichten. Die
                              Herren van Dyk und van Beck
                              untersuchten dieses sogenannte Schwarz, und fanden, daß
                              es ein kryptogamisches Gewaͤchs ist. Sie legten das Resultat ihrer
                              Untersuchungen in einer kleinen Schrift dar, welche den Titel fuͤhrt:
                           
                              „Onderzoekingen aangaande het Zwart in de
                                    Melisbrooden: door C. M. van Dyck
                                 in A. van Beek, te Utrecht. Uitgegeven door de Erste
                                    Klasse van het Instituut. 8. Te Amsterdam. 1829 by L. Muller en Comp.
                                    1829. 55 S. mit 2 Kupfern.“
                              
                           Die HHrn. van Dyk und van Beek
                              nennen diese kleine Alge Conserva
                              
                              mucuroides
                              Agardh, welche Sprengel in
                              seiner Anleit. z. Kenntniß d.
                              Gewaͤchse, 2. Aufl., Halle 4847. II. t. 1. f. 1–6
                              abgebildet hat, und sie copirten diese Abbildung in ihrem Werke. Hr. Prof. Agardh hat aber zeither in seinem neuen Werke (Systema Algarum. Lund. 1824) diese Pflanze Syncollesia
                              mucuroides genannt, und unter die Algae confervoideae funginae gestellt, indem sie kleinen Pilzen
                              aͤhnlich ist.
                           Hr. Prof. van Hall, welcher von den HHrn. van Dyk und van Beek ein
                              Stuͤk Zuker mit solchem Schwarz erhielt,
                              uͤberzeugte sich jedoch in seinen Bydragen, IV.
                              Th. N. 2. S. 86., daß diese kleine Alge nicht die Syncollesia
                              mucoroides, sondern eine eigene Art dieser Gattung ist,
                              welche er Syncollesia sacehari zu nennen
                              vorschlaͤgt, indem sie von allen anderen Arten dieser Gattung verschieden
                              ist. Er bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß noch andere Schimmelarten, wie Aleurisma
                              granulosum
                              Mart., Sporotrichum
                              densum
                              Link, Sp. vitellinum
                              Link auf Syrupen vorkommen.
                           Es scheint den HHrn. Verfassern, daß das unreine Wasser, in welchem die Formen
                              gewaschen werden, und vor Allem die Waͤrme und Feuchtigkeit der Raffinerien
                              die Vermehrung dieser kleinen Alge sehr beguͤnstigen. Sie empfehlen daher das
                              Auslaugen der Formen mit Kalk, und, wo das Uebel in Raffinerien eingenistet ist, das
                              Waschen des Holzwerkes mit Kalkchloruͤraufloͤsung.
                           Wer sollte glauben, daß der Zukerraffineur der Botanik, und zwar der allerfeinsten,
                              beduͤrft, um sich vor Schaden zu bewahren? Vielleicht vegetirt der Brand am
                              Weizen eben so nur auf dem Zukerstoffe des Weizens (denn auch der Brand ist ein
                              aͤhnlicher kleiner Pilz), wie dieser schwarze kleine Pilz auf dem raffinirten
                              Zuker.
                           
                        
                           Debreziner Sauerteig.
                           Der Industriel belge, Mai, 1829. S. 394., das Journal des Connaiss. usuelles N. 50. S. 214., der Bulletin d. Science. technol. October 1829. S. 270.
                              theilen folgende Notiz uͤber den Sauerteig mit, dessen man sich zu Debrezin
                              zum Brotbaken bedient.
                           
                              „Man laͤßt zwei starke Hand voll Hopfen in 4 Pinten (4 Pfund)
                                 Wasser kochen, und gießt die Abkochung uͤber so viel Weizenkleie, als von
                                 denselben vollkommen befeuchtet werden kann. Dieser sezt man vier bis
                                 fuͤnf Pfund Sauerteig zu, und wenn dieser hinlaͤnglich warm
                                 geworden ist, knetet man die Masse durch, um Alles gehoͤrig unter
                                 einander zu mengen. Die durchgeknetete Masse stellt man 24 Stunden lang an einen
                                 warmen Ort, und theilt sie hierauf in Stuͤke von der Groͤße eines
                                 Gaͤnseeies oder einer kleinen Pomeranze, legt sie auf ein Brett, und
                                 laͤßt sie an der Luft, aber nicht cm der Sonne troken. Nachdem sie gut
                                 getroknet sind, legt man sie zum Gebrauche bei Seite, und bewahrt sie
                                 uͤber ein halbes Jahr lang auf. Dieses Sauerteiges bedient man sich nun
                                 auf folgende Weise. Um sechs große Leibe von anderthalb Kubikfuß jeden zu
                                 verfertigen, nimmt man sechs solche Kugeln, und loͤst sie in 6–8
                                 Pinten heißem Wasser auf. Man laͤßt diese Aufloͤsung durch ein
                                 Sieb in den Baktrog laufen, und gießt noch drei Pinten ungefaͤhr heißes
                                 Wasser durch das Sieb nach. Der Ruͤkstand wird sorgfaͤltig
                                 ausgedruͤkt. Diese Fluͤssigkeit wird nun mit der zu einem großen
                                 Leibe erforderlichen Menge Mehles gemengt; der Leib wird mit Mehl
                                 uͤberstaͤubt und auf das Sieb gestellt, in welchem man den
                                 Ruͤkstand ließ, und auf welchem man den Leib so lang laͤßt, bis er
                                 gehoͤrig aufgegangen ist. Wenn er an der Oberflaͤche aufgesprungen
                                 ist, ist er gehoͤrig gegangen. Nun sezt man 15 Pinten heißes Wasser zu,
                                 in welchem man 6 Haͤnde voll Salz aufloͤst, laͤßt alles
                                 durch das Sieb laufen, sezt die gehoͤrige Menge Mehl zu, und mischt und
                                 knetet alles' mit dem Sauerteige ab. Die abgeknetete Masse wird warn; zugedekt
                                 und eine. Stunde lang in Ruhe gelassen, worauf man Leibe aus derselben bildet,
                                 die man wieder eine halbe Stunde lang in einer warmen Stube laͤßt, und in
                                 den Ofen schießt, in welchem man sie, nach ihrer verschiedenen Groͤße,
                                 zwei oder drei Stunden lang baken laͤßt, je nachdem sie naͤmlich
                                 mehr oder minder groß sind. Auf diese Weise kann man sich auf ein Mal viel
                                 Sauerteig verschaffen, als man will, und diesen, so lang man will, zu seinem
                                 Bedarfs aufbewahren. Waͤre es nicht gut dieses Verfahren fuͤr
                                 Schiffe und Armeen zu benuͤzen?“
                              
                           ––––––––
                           Wir wissen, daß das Debreziner Brot zu den besten europaͤischen Brotsorten gehoͤrt; wir haben
                              es, obschon in einiger Entfernung von Debrezin selbst, also altgebaken, gegessen,
                              und sehr schmakhaft gefunden; frischgebaken muß es koͤstlich seyn. Ob
                              indessen diese Methode, den Sauerteig zu dem beruͤhmten Debreziner Brote zu
                              bereiten, die wahre ist, zweifeln wir sehr, und wuͤnschen nichts sehnlicher,
                              als daß irgend ein achtbarer Buͤrger des ungrischen Athen (fuͤr
                              welches Debrezin mit Recht gilt, denn es sind und waren an dem dortigen reformirten
                              Lyceum immer ausgezeichnete Gelehrte) uns eine bessere und die wahre Methode angeben
                              moͤchte, nach welcher der Sauerteig zu dem koͤstlichen Debreziner
                              Brote bereitet wird. Die europaͤische Industrie koͤnnte noch Manches
                              aus der ungrischen lernen, die man, so wie das edle ungrische Volk selbst, in Europa
                              noch zu wenig kennt, und nicht nach voller Wuͤrde zu schaͤzen
                              weiß.
                           
                        
                           Ewiger Bakofen.
                           Im Industriel belge, Jun 1829. S. 452., bietet Jemand den
                              Baͤkern gegen Bezahlung die Mittheilung des Planes eines Bakofens an, welcher
                              Tag und Nacht in der Hize bleibt, so daß man jeden Augenblik Brot in demselben baken
                              kann. Man erspart bei diesem Ofen ungeheuer an Zeit, Brennmaterial (zu welchem auch
                              Steinkohlen benuͤzt werden koͤnnen), das Brot wird nie mit Asche oder
                              Kohle verunreinigt, und man hat jeden Augenblik frisch gebakenes, warmes Brot. (Bullet. d. Sc. techn. October S. 170.)
                           
                        
                           Ueber Eisenerzeugung in England, besonders uͤber
                              Gußeisen,
                           findet sich ein sehr interessanter Aufsaz von den HHrn. Coste und Perdonnet in der I.
                              und II. Lieferung der Annales des Mines, Jahrgang 1829.
                              Wir muͤssen uns begnuͤgen unsere Leser einstweilen auf denselben
                              aufmerksam gemacht zu haben, bis in irgend einem deutschen bergmaͤnnischen
                              Journale eine Uebersezung hiervon erscheinen wird. Im Bulletin d. Sc. tehnol. Oktober, S. 130, findet sich ein kurzer Auszug aus
                              demselben, nach welchem im J. 1826 in Großbritannien 574 Hochoͤfen vorhanden
                              waren, wovon jedoch nur 262 im Betriebe standen. Von lezteren waren 408 in
                              Staffordshire, 109 im suͤdlichen Wallis, 130 im uͤbrigen England, 25
                              in Schottland und 2 in Irland. Die jaͤhrliche Erzeugung betrug 600,000 Tonnen
                              (die Tonne zu 1015 Kilogr., 2030 Pfd.). Davon waren: verfeinerter Guß, 339,662
                              Tonnen; Guß aus dem 2ten Flusse: 470,942 Tonnen, aus dem 1sten 89,426.
                           Staffordshire erzeugt nicht bloß das meiste, sondern auch das beste Eisen. Als
                              Feuermaterial hat man bloß verkohlte Steinkohlen, Kohks. Die Eisenerze in
                              Staffordshire halten zwischen 20 und 45 p. C. Eisen. Man mengt die Erze so, daß sie
                              vor dem Roͤsten im Durchschnitte 30 bis 33 p. C., beim Eintragen in den
                              Hochofen aber 40 bis 44 p. C. liefern. In Wallis sezt man dem kohlensauren Eisen
                              Blutstein (Haematit) aus Lancashire zu: die Mischung
                              beider nach dem Roͤsten gibt zuweilen 40 p. C., meistens aber nur 30 bis 33.
                              Die Hochoͤfen in England haben fast alle denselben Bau, indem sie beinahe
                              alle dasselbe Erz und dasselbe Brennmaterial haben. In England ist auch das Erz, das
                              Brennmaterial und der feuerfeste Thon gewoͤhnlich neben einander. Diese Oefen
                              liefern woͤchentlich 30 bis 40 Tonnen Gußeisen oder 40–60 Tonnen
                              Roheisen. Die Oefen in Wallis sind groͤßer: zu Merthyr geben sie
                              woͤchentlich 70 bis 400 Tonnen; man hat jezt einen Ofen daselbst erbaut, der
                              woͤchentlich 420 Tonnen liefert. In Staffordshire kommen die Erzeugungskosten
                              auf 85 bis 98 Franken fuͤr die Tonne; in Wallis auf 80 bis 90 Franken.
                           
                        
                           Gesprungene Gloken ausbessern.
                           Im Industriel belge S. 447. wird bas Verfahren angegeben,
                              gesprungene Gloken auszubessern. Bekanntlich muß eine Gloke umgegossen werden, wenn
                              sie einen Sprung bekam. Ein armer Kesselfliker lehrte eine einfachere Methode. Man
                              hielt den armen Teufel lange Zeit uͤber bei seinen Versuchen fuͤr
                              einen Narren, und wollte ihn in's Tollhaus sperren, als ihm endlich seine lezten
                              Versuche gelangen. Sein Verfahren ist a. a. O. (und auch im Bulletin d. Scienc. technol. October S. 146.) etwas undeutlich
                              beschrieben. Es heißt: die herabgelassene Gloke wird umgekehrt, so daß ihre untere
                              Oeffnung nach oben gerichtet ist. Die Raͤnder des Sprunges werden so ausgesagt, daß ein
                              ekiger Hohlraum sich bildet, an welchem ein nach der Form der Gloke ausgeschnittenes
                              Stuͤk Holz angebracht wird, das eine Art Model gibt, der mit Glokenspeise
                              ausgegossen wird. Die Gloke wird nun mit Kohlen ausgefuͤllt und außen mit
                              Kohlen umgeben, welche angezuͤndet und soviel moͤglich in
                              gleichfoͤrmiger Hize gehalten werden, bis man endlich nach 10–12
                              Stunden nur mehr das Geblaͤse auf jene Stelle Hinspielen laͤßt, die
                              ausgebessert werden soll. Eben so wird auch das dreiekige Stuͤk
                              rothgluͤhend gemacht, welches den Sprung ausfuͤllen soll. Wenn die
                              Raͤnder des Sprunges, und das erwaͤhnte Stuͤk beinahe
                              gluͤhend geworden und auf dem Punkte sind in Fluß zu gerathen, raͤumt
                              man die Kohlen weg, blaͤst die Asche weg, und bestreut den Sprung und das
                              Stuͤk, welches eingesezt werden soll, mit Borax. Das einzusezende
                              Stuͤk wird mit der Zange gefaßt, in die ausgesaͤgte Oeffnung eingesezt
                              und mit dem Hammer facht nachgetrieben. Die Reibung der Raͤnder, welche durch
                              die Schlage mit dem Hammer erzeugt wird, vermehrt die Hize an denselben so, daß sie
                              in Fluß gerathen, an einander schmelzen und ein neues Ganze bilden. Hierauf
                              laͤßt man die Gloke erkalten feilt die ausgebesserte Stelle zu und die Gloke
                              ist so gut wie vor. Ein anderer hat vorgeschlagen, den ausgeschnittenen Sprung mit
                              Eisenblech zu schließen, und das Glokenmetall in die auf diese Weise gebildete
                              Hoͤhlung zu gießen. – – So gut diese Methode ist, so scheint
                              uns doch die amerikanische Methode, die Gloken gaͤnzlich zu ersezen, (die
                              bereits in Wuͤrtemberg mit gutem Erfolg nachgemacht worden sind), den Klang
                              naͤmlich durch starke Stahlfedern zu erzeugen, auf welche ein Hammer
                              schlaͤgt, vortheilhafter. Dadurch wird der, immer kostbare und gefahrvolle,
                              Thurmbau, und die eben so kostbare und gefahrvolle Ausbesserung der Thuͤrme
                              gaͤnzlich beseitigt, und die Kirche selbst einer schoͤnen, reinen
                              antiken Form faͤhig, die durch jeden Thurm entstellt werden muß.
                           
                        
                           Ueber die epicykloidischen Zaͤhne an
                              Raͤderwerken.
                           Hr. Wynn, ein sonst angesehener Mechaniker zu London,
                              erklaͤrte im Mech. Mag. N. 283. S. 371., daß die
                              epicykloidischen Zaͤhne (von deren Vorteilen die Mechaniker sich
                              uͤberzeugt haben (siehe Polyt. Journ. a. a. O.),
                              „eine große Absurditaͤt“ sind. Der beruͤhmte
                              Londoner Uhrmacher, Jak. Harrison, weiset ihn
                              hieruͤber im Mechan. Mag. N. 329. S. 341. zu
                              Recht, und wir wollen Uhrmacher auf diesen wichtigen Aufsaz aufmerksam gemacht
                              haben.
                           
                        
                           Verbesserung des Glases zu optischen Instrumenten.
                           Es ist Hrn. Faraday, dem beruͤhmten Chemiker,
                              gelungen, Glas zu Linsen fuͤr optische Instrumente von 1 bis 2 Fuß im
                              Durchmesser in einer solchen Reinheit zu verfertigen, wie es bisher noch
                              unmoͤglich gewesen ist. (London litt. Gazette Bullet.
                                 d. Scienc. techn. techn. October. 151.)
                           
                        
                           Uhr aus Bergkrystall.
                           Hr. Rebillier verfertigte eine Uhr aus Bergkrystall,
                              uͤber welche am 7. Septbr. 1829 vor der koͤniglichen Akademie d.
                              Wissenschaften zu Paris Bericht erstattet wurde. (Annales de
                                 Chimie. Octobre 1829. S. 196.).
                           
                        
                           Einfluß der feuchten Waͤnde auf Messingdrath.
                           Ein Kaufmann hing Messingdrath an einer feuchten Wand auf. Der Theil des Drathbundes,
                              welcher an der Wand anstieß, warb in kurzer Zeit so bruͤchig wie Glas. Er
                              fragt im Mechan. Mag. N. 329. S. 254. um die Ursache
                              dieses Phaͤnomenes und um ein Mittel dagegen. Da das Mechan
                              . Mag
                                 . weder auf die eine noch auf die andere dieser Fragen Bescheid gab, so wollen
                              wir beide beantworten. Die Ursache dieses Phaͤnomenes ist die Oxydirung des
                              Kupfers durch die Feuchtigkeit und durch den sogenannten Mauersalpeter, und das
                              Mittel dagegen ist, die Wand troken zu legen.
                           
                        
                           
                           Ueber die Maschinen des alten Giov. Branca
                              
                           kommt eine interessante Notiz in der Biblioteca italiana (Ottobre (pubbl. il 3. Dicemb.) 1829. S. 96.) unter der Aufschrift
                              vor: Osservazioni sulle macchine pubblicate da
                              Giovanni Branca
                              nel 1629. Der ungenannte Verfasser derselben erinnert
                              seine Leser, daß zu jener Zeit, wo Italien, wo Florenz, Pisa, Venedig, Mailand,
                              Genua ganz Europa und den Orient in Tuch und Seide kleidete, mit Glas- und
                              Toͤpferwaaren und mit allen Artikeln des Luxus versah, manche Maschine dort
                              gebraucht worden seyn mußte, die man jezt fuͤr eine neue Erfindung
                              haͤlt und uͤber das Meer heruͤber holt. Er bemerkt sehr
                              richtig, daß bei dem Wiederaufleben der Wissenschaften in Europa die Gelehrten, und
                              selbst die gebildetesten unter denselben, mit einer Art von Verachtung auf die bloß
                              nuͤzlichen Kuͤnste herab blikten, und Vorurtheile gegen dieselben
                              naͤhrten und verbreiteten, die sich noch bis auf den heutigen Tag erhalten
                              haben: vielleicht nirgendwo mehr, als auf deutschen Universitaͤten, wo der
                              Techniker ein Philister, und nur der Student, der Bursch,
                              der vielleicht schlechte Verse, aber keinen Schuh fliken kann, ein honorisches Wesen
                              ist. Dieselbe Pedanterei und derselbe Mandarinengeist unter dem
                              Universitaͤtsvolke, der die nuͤzlichen Kuͤnste in Italien
                              untergrub, hinderte auch bisher, bis auf Beckmann, das
                              Gedeihen derselben in Deutschland, und hindert es in manchen Laͤndern noch
                              bis zur Stunde. Die Stokgelehrten ließen nicht nur die technischen Erfindungen der
                              Italiener zu Grunde gehen, sondern unterdruͤkten sogar die neuen Erfindungen,
                              in welchen einzelne Genies ihrem Zeitalter um Jahrhunderte voraus waren, oder
                              vernachlaͤssigten dieselben wenigstens. Sie schenkten weder den Ideen des
                              Spaniers, Blasco de Garay, der schon im J. 1545 ein
                              Dampfboth erbaut haben soll (woran indessen Hr. Arago
                              zweifelt), noch den Ideen des Salomon de Gaus, der in
                              einem Werkchen unter dem Titel: „raisons des forces
                                    mouvantes“ zu Frankfurt im J. 1615 eine Maschine beschrieb
                              und abbildete, die der Dampfmaschine des Marquis de Worcester vom J. 1663 hoͤchst aͤhnlich ist, irgend eine
                              Aufmerksamkeit. Man weiß sogar heute zu Tage nicht mehr, ob dieser Salomon de Gaus ein Deutscher oder ein Franzose war. Es
                              waͤre der Muͤhe werth, daß irgend ein Gelehrter zu Frankfurt, oder der
                              hochverdiente und beruͤhmte Hofrath Gauß zu
                              Goͤttingen, der vielleicht gar ein spaͤter Enkel dieses Salomon de Gaus seyn koͤnnte, hieruͤber
                              Nachforschungen hielte, und die Ehre der ersten Erfindung der Dampfmaschine
                              fuͤr Deutschland vindiciren haͤlfe.
                           In Branca's Werke, welches zu Rom im J. 1629 erschien,
                              sind mehrere Vorrichtungen zum Treiben von Maschinen beschrieben und abgebildet, die
                              man fuͤr neue Erfindungen haͤlt, vorzuͤglich hydraulische. Branca beschreibt z.B. einen senkrechten Cylinder, um
                              welchen sich eine Schlangenroͤhre windet, welche oben in einen Trichter sich
                              endet. In diesen faͤllt ein kleiner Wasserstrahl, und treibt den Cylinder mit
                              großer Kraft in entgegengesezter Richtung der Windungen der Roͤhre. Auch in
                              pyrotechnischer Hinsicht hat Branca Manches geleistet,
                              und ein Rad beschrieben, das durch eine Dampfkugel getrieben wird: eine Vorrichtung,
                              die mit jener des spaͤter gekommenen Marquis de Worcester große Aehnlichkeit hat. Die Lampen nach Art eines Hieron's
                              brunnen, die jezt als neue Erfindung gelten, finden sich bereits in Branca, und
                              waren vielleicht schon sogar vor ihm. Auch eine Dreschmaschine ist in Branca abgebildet, und, sonderbar, beinahe so, wie wir
                              eine aͤhnliche Maschine, von einem Bauern verfertigt, auf dem Wege von Traunstein nach In Zell
                              fanden, die sehr gut arbeitet, und gewiß fuͤr unsere Bauern besser ist, als
                              die englische des Hrn. Meickle. Die neue Knetemaschine
                              zum Kneten des Teiges ist bereits in Branca beschrieben
                              und abgebildet.
                           Unter den vielen hydrostatischen und hydraulischen Maschinen, Druk- und
                              Saugwerken, Wasserraͤdern, welche Branca beschrieb
                              und abbildete, (unter lezteren kommen sogar Poncelet's
                              und Burdin's Raͤder vor) zeichnen sich
                              vorzuͤglich mehrere zur Benuͤzung eines kleinen Wasserstrahles bei
                              hohem Falle aus, eine Benuͤzung der Kraft des Wassers, die heute zu Tage
                              beinahe gaͤnzlich aufgegeben ist, und die so herrliche Dienste leisten
                              koͤnnte.
                           Wie kommt es, daß so nuͤzliche Erfindungen durch Jahrhunderte auf eine so
                              straͤfliche Weise vernachlaͤssigt und dem Dienste der Menschheit
                              entzogen werden konnten? An wem lag die Schuld? Sicher nicht an denjenigen, die
                              lernen wollten, sondern an denjenigen, die lehren sollten, und die theils aus
                              eigener Unwissenheit, aus Faulheit und Bequemlichkeit, theils aus Eitelkeit und
                              schnoͤdem Stolz, der sich durch fremdes Verdienst gekrankt stecht, ihre
                              Schuͤler lieber in Unwissenheit ließen, als daß sie dieselben gehoͤrig
                              unterrichten.
                           
                        
                           Das Staatsmusaͤum fuͤr die Nationalindustrie und
                              die nuͤzlichen Kuͤnste zu Bruͤssel.
                           Ich hoffe meinen Landsleuten, die einst, wie ich, in den Fall kommen koͤnnten,
                              die Niederlande zu bereisen, einen Dienst zu erweisen, wenn ich sie durch Ihr, auch
                              in Holland geschaͤztes Journal auf den Genuß aufmerksam mache, welchen ihnen
                              ein Gang in das Staatsmusaͤum fuͤr die
                                 Nationalindustrie und die nuͤzlichen Kuͤnste zu
                                 Bruͤssel gewaͤhren wird. Sie werden daselbst nicht nur, wie
                              ich, gut aufgenommen werden,Es ist Herr Dryssens, an welchem alle, die dieses
                                    Institut besuchen wollen, einen eben so gefaͤlligen als
                                    unterrichteten Fuͤhrer finden werden. Dieser ausgezeichnete junge
                                    Gelehrte, der nur fuͤr Physik und Technik zu leben scheint widmet
                                    schon seit einiger Zeit, ohne die mindeste Entschaͤdigung, seine
                                    Dienste dieser Anstalt. sondern auch mit mir sich dieser herrlichen Anstalt freuen.
                           Sie werden daselbst eine aͤußerst kostbare Sammlung von Instrumenten
                              fuͤr Experimentalphysik finden, welche sowohl
                              fuͤr den akademischen Unterricht, als auch zur Vorbereitung fuͤr
                              diejenigen bestimmt sind, die sich dem Studium der Technik widmen und die hierzu
                              unentbehrliche Theorie sich eigen machen muͤssen. Diese. Sammlung
                              enthaͤlt, so vollstaͤndig als moͤglich, alle Instrumente, deren
                              in den Werken von 's Gravesande, Desagulier, Muschenbroek,
                                 Rollet, Sigaud de la Fond Erwaͤhnung geschieht, so wie auch die der
                              neueren Physiker, Biot's, Wollaston's, Arago's, Fresnel's,
                                 Ampère's etc. etc.
                           So weit es die kurze Zeit der Errichtung dieses Musaͤums erlaubte, wurde darin
                              die historische Aufeinanderfolge der Erfindungen und ihrer Verbesserungen
                              beobachtet, also die chronologische Ordnung. Die Instrumente und Maschinen sind nach
                              den einzelnen Theilen der Physik geordnet; z.B. nach den allgemeinen Eigenschaften
                              der Koͤrper uͤberhaupt, nach den Imponderabilien, nach der Statik,
                              Hydrostatik, Hydraulik und Pneumatik. In jeder dieser Abtheilungen findet man Alles,
                              was die Geschichte der Erfindungen Vorzuͤgliches aufzuweisen hat: alle
                              Instrumente und Apparate sind mit der moͤglich groͤßten Sorgfalt
                              ausgefuͤhrt und in einem Zustande, welcher jeden Kenner im hoͤchsten
                              Grade befriedigen muß. Was ich hier uͤber die Instrumente fuͤr
                              Experimentalphysik sagte, gilt in vollem Maße auch von den mathematischen und von
                              den Apparaten fuͤr Chemie.
                           In einer zweiten Reihe von Zimmern sind die Instrumente und Maschinen fuͤr
                              einzelne Theile der Technik aufgestellt. Sie werden hier eine Reihe von Modellen zu
                              Dampfmaschinen finden, die Sie anderswo vergebens suchen werden. Die Modelle werden
                              durch eine Weingeistlampe in Thaͤtigkeit gesezt. Diese herrliche Sammlung der
                              Dampfmaschinen stellt die ganze Geschichte derselben von Heron bis auf den heutigen
                              Tag in einer musterhaften Klarheit dar. Zur groͤßeren Deutlichkeit sind jeder
                              dieser Maschinen noch Durchschnittsmodelle beigefuͤgt, um den inneren Bau
                              derselben, das Spiel der Staͤmpel und Ventile, anschaulich zu machen.
                           Die Modelle von Bruͤken und Schleußen fuͤllen allein zwei große
                              Saͤle, und bilden eine eben so kostbare als in der That einzige Sammlung. Die
                              Originale derselben finden sich großen Theils im Koͤnigreiche selbst im
                              Großen ausgefuͤhrt; bekanntlich hat die Wasserbaukunst nirgendwo eine
                              hoͤhere Stufe erreicht, als in Holland.
                           Die Sammlung der Hebeboͤke, Wellen, Winden, Kraniche etc., der Vorrichtungen
                              fuͤr die Wasserbaukunst, fuͤr den Muͤhlenbau etc. wird nur
                              wenig zu wuͤnschen uͤbrig lassen, so wie auch die Modelle fuͤr
                              die sogenannte buͤrgerliche Baukunst, vorzuͤglich fuͤr die in
                              Holland so hoch getriebene Zimmermannskunst und fuͤr die Kunst des
                              Steinmezes.
                           Die Sammlung der Modelle fuͤr Schiffsbaukunst (bloß fuͤr
                              Handelsschiffe) wird nicht leicht irgendwo ein Gegenstuͤk finden: sie ist
                              eben so zahlreich als kostbar.
                           Man beschaͤftigt sich gegenwaͤrtig mit Aufstellung der Modelle von
                              Maschinen welche zur
                              Verarbeitung der sogenannten Webematerialien, des Flachses, Hanfes, der Baumwolle,
                              Wolle, Seide benuͤzt werden von den aͤltesten Zeiten bis auf den
                              heutigen Tag. In demselben Geiste entworfen und ausgefuͤhrt, wie die bereits
                              erwaͤhnten, wird sie, muß sie jeden Kenner nicht bloß befriedigen, sondern
                              entzuͤken.
                           Bei diesen herrlichen Sammlungen befindet sich noch uͤberdieß eine
                              aͤußerst kostbare und bandereiche Bibliothek. Sie ist das Eigenthum des
                              hoͤchst achtbaren Directors dieses Institutes, des Hrn. Onder de Wyngaart Canzius, eines aͤußerst edlen Mannes, der nicht
                              nur allen Technikern und allen Freunden der Industrie den freien Gebrauch dieser
                              kostbaren Sammlung auf die großmuͤthigste Weise gestattet, sondern noch
                              unermuͤdet fortfaͤhrt sich und sein Vermoͤgen dem allgemeinen
                              Wohle zu opfern.
                           In einem eigenen Saale hat der Director eine Elektrisirmaschine aufgestellt, die, wie
                              Alles, was der Hollaͤnder in Maschinen baut, groß, man koͤnnte sagen
                              kolossalisch ist. Sie ist nach der beruͤhmten Maschine des Hrn. van Marum, und ihre Schiebe hat volle 5 Fuß im
                              Durchmesser: vielleicht daß der Staat diese Maschine an sich bringt.
                           Mit wahrer Freude hoͤrte ich den schoͤnen und weisen Absichten der
                              Regierung bei Errichtung dieses Musaͤums ungetheilten und lebhaften Beifall
                              zollen; wir wuͤnschen ihr Gluͤk zu dem Erfolge dieses wahrhaft
                              koͤniglichen Aufwandes, der nicht die kleinste Perle in Wilhelms
                              schoͤner Krone ist. Koͤnige und Staaten koͤnnen ihre
                              Schaͤze nie gluͤklicher verwenden als zur Foͤrderung jener
                              Wissenschaften, durch welche das Talent und der Gewerbfleiß des Buͤrgers
                              gewekt, die Moralitaͤt durch Liebe zur Arbeit genaͤhrt, und der
                              Reichthum des Landes durch den Wohlstand jedes einzelnen Buͤrgers desselben
                              erhoͤht wird. Heil dem Koͤnige von Holland und den wakeren
                              Hollaͤndern.
                           
                        
                           Verbesserung an Lettern.
                           Ein Hr. P. P. zu Cambridge schlaͤgt im Mechan. Mag. N.
                                 329. S. 255. vor, dem gewoͤhnlichen Letternkegel Statt eines Buchstabens
                              an Einem Ende denselben Buchstaben auch an dem anderen Ende zu geben, so daß auf
                              diese Weise dieselbe Columne auf Ein Mal doppelt gesezt und doppelt gedrukt werden
                              koͤnnte. Der Gewinn an Zeit und Kosten bei dieser Vorrichtung ist
                              einleuchtend.
                           
                        
                           Ueber Deschiffrirkunst
                           finden sich interessante Notizen in den Lettere del Conte Morosini, Nob. Veneziano, al Sign. Abate Francesco
                              Cancellieri
                              di Roma, e di questo a quello intorno ad alcune cifre
                                 spettanti all Accademica de' Lincci. 8. Venezia. 1829. p Piccoti. 37 S.
                              (Vergl. Biblioteca italiana Ottobre 1829. S. 96.)
                           
                        
                           Haltbare Tinte.
                           Hr. Murray empfiehlt im Mechan. Mag. N. 329. S. 256. folgende Tinte, als allen chemischen Reagentien
                              widerstehend.
                           
                              
                                 1/2 Loth
                                 Hoͤllensteinaufloͤsung (Aufloͤsung
                                    von salpetersaurem Silber).
                                 
                              
                                   2    –
                                 Aufloͤsung von salpetersaurem Eisen.
                                 
                              
                                 1/2 –
                                 Aufloͤsung von blausaurem Ammonium.
                                 
                              
                                   1    –
                                 Gallaͤpfeltinctur.
                                 
                              
                           Obiger Mischung wird etwas fein abgeriebene Tusche und arabischer Gummi zugesezt.
                           
                        
                           Neue musikalische Instrumente.
                           Hr Archotti, ein Roͤmer, erbaute ein Fortepiano, in
                              welchem jede Saite mittelst eines Bogens gestrichen wird, der durch die Taste in
                              Bewegung gesezt wird. Dieses Instrument ist 15 Fuß lang und 8 Fuß hoch und
                              breit.
                           Ein anderer Kuͤnstler hat eine ungeheuere Baßgeige mit 7 Saiten verfertigt, an
                              welcher der Bogen mittelst eines eigenen Mechanismus bewegt wird.
                           Zu Wien wurde ein Jagdhorn mit 8 Klappen erfunden, das alle 8 Toͤne der chromatischen Leiter
                              unmittelbar gibt. (Journal de Savoie. Sept. Bullet. d. Scienc. technol. Oct. S. 206.)
                           
                        
                           Jackson's Sohlenstifte.
                           Wir haben von diesen Patentstiften im Polytechn. Journ.
                              Nachricht gegeben. Im Mechan. Mag. finden sich mehrere
                              Zeugnisse, durch welche die Brauchbarkeit derselben bestaͤtigt wird.
                           
                        
                           Brantwein aus Nord-Amerika verbannt.
                           Zu New-York bildete sich vor einiger Zeit eine Temperance-Society, welche von jedem Mitgliede Enthaltsamkeit von
                              Brantwein fordert. Der Bericht, welcher bei der lezten Sizung dieser Gesellschaft
                              erstattet wurde, ist wahrlich hoͤchst erfreulich fuͤr den
                              Menschenfreund. Es haben sich bereits mehr als 600 aͤhnliche Gesellschaften
                              in N. Amerika gebildet, und eine derselben in Connecticut zahlt uͤber 600
                              Mitglieder. In einem Staͤdtchen, wo im vorigen Jahre neun Brantweinkneipen
                              waren, ist gegenwaͤrtig nur mehr eine, und mehr als 1500 Brantweinschenke
                              haben ihre Gift-Traffick bereits gaͤnzlich aufgegeben, (Herald. Galign. Messeng. 4586.). Moͤchte der
                              Himmel Missionare dieser Temperance-Society nach
                              Europa fuͤhren, vorzuͤglich nach dem Norden von Deutschland, wo die
                              herrliche Menschenrasse durch den Mißbrauch des Brantweins von Jahr zu Jahr mehr
                              ausartet. Daß jaͤhrlich Tausende und Tausende in Folge des Brantweintrinkens
                              dahin sterben; daran wuͤrde noch wenig liegen, das hohe Ungluͤk, das
                              der Brantwein uͤber den Norden Europens brachte, liegt darin, daß er
                              Siechlinge erzeugt, und die Menschenrasse von einer Generation zur andern immer mehr
                              und mehr verkruͤppelt. Wer Zwerge aus Hunden, Kazen, Pferden etc. ziehen
                              will, darf diesen Thieren nur zugleich mit der Milch ihrer Mutter Brantwein zu
                              trinken geben. Wer Rassen von Zwergen erzeugen will, der gewoͤhne seine
                              Kinder fruͤhe an Brantwein. Wenn es den Amerikanern gelingt, die
                              Temperance-Society mit Erfolg nach England zu spielen, so haben sie die
                              Englaͤnder noch ein Mal, und bei ihrem eigenen Herde, geschlagen: denn die
                              Brantweinsteuer betraͤgt ungefaͤhr den zehnten Theil der Einnahme der
                              englischen Staatskasse.
                           
                        
                           Baumwollenhandel zu Liverpool.
                           Der Baumwollenhandel zu Liverpool wird flau. Es wurden am lezten Mittwoche nur 7000
                              Ballen verkauft, und von diesen wahrscheinlich nur ein Theil auf Speculation, indem
                              dieses Jahr in Folge des nassen Wetters (es war in Amerika diesen Sommer so naß, als
                              bei uns) die Baumwolle sehr kurz ausfaͤllt. (Galign.
                                 N. 4558.)
                           
                        
                           Wollenhandel und Schafmarkt in Ireland.
                           Dieß Jahr kamen auf den irlaͤndischen National-Schafmarkt zu
                              Ballinastoe 20,000 Stuͤke Schafe weniger zu Markte, als in dem
                              vorjaͤhrigen, wo 97,384 aufgetrieben, und 85,143 verkauft wurden. Ungeachtet
                              der geringeren Anzahl sind die Preise gegen das vorige Jahr gewichen um 4 bis 8
                              Shill. bei den Mutterschafen, und um 8 bis 10 Shill. bei den Stoͤren. (Dublin Post in Galignani Mess. N. 4554.)
                           
                        
                           Neues Sinken der Fabriken in England.
                           Die Spuren von einiger Besserung im Fabrikwesen und im Handel, die sich vor
                              ungefaͤhr 3 Wochen zeigten, sind bereits wieder verschwunden. Der Zustand
                              unserer Fabrikanten und Fabrikarbeiter und ihr Jammer und Geschrei ist
                              klaͤglicher, als jemals. Die Calicodruker, die an ihrer Sommerarbeit so
                              großen Verlust erlitten, haben jezt wenig oder gar keine Arbeit, und es steht
                              schlechter mit ihnen, als jemals. Wenn moͤglich noch trauriger ist der
                              Zustand des Fustianwebers. Der fleißigste verdient sich kaum 8–9 Pence
                              (24–27 kr.) des Tages (dem Preise der Lebensmittel nach so viel, als
                              4–5 kr. bei uns). Auch die kurze Besserung, die sich in der Seidenweberei
                              zeigte, ist wieder gaͤnzlich verschwunden. (Manchester
                              
                              Mercur. Galignani N. 4578). Eben so bemerken die Manchester-Times (Galignani 4581.), daß die wenige Nachfrage um schlechte gedrukte
                              Baumwollenwaaren fuͤr die Tuͤrkei seit Abschluß des Friedens von
                              Adrianopel sich schon wieder verloren hat, und keine Besserung im Zustande der
                              Industrie wahrgenommen wird. Die London-Gazette
                              fuͤhrte Dienstags 30, und Freitags darauf wieder 30 Bankerotte auf. Selbst
                              das alte Haus Neville und Sohn fiel. 13 Fabriken in
                              Schottland wurden in den lezten 14 Tagen aufgegeben. Der Manchester-Herald klagt, daß die Ausfuhr des englischen Garnes so
                              sehr zunimmt, zum deutlichen Beweise, daß das Ausland fuͤr seine eigene
                              Rechnung webt, und nicht mehr auf England ansteht. Amerika ist jezt, nach dem
                              Herald, noch der einzige Markt fuͤr englische Kattune.
                           
                        
                           Ueber das Verhaͤltniß der akerbauenden Klasse in
                              England zur gewerbetreibenden.
                           Waͤhrend alle Voͤlker Europens, den Landmann und Buͤrger in
                              England bedauern, daß er so ungeheure Abgaben bezahlen muß, findet der Courier (in Galignani Messenger
                                 N. 4584.) hierin einen Beweis des bluͤhenden Zustandes, in welchem
                              sich England befindet. Frankreich vermag es nicht, sagt er, so viel Steuer zu
                              bezahlen, obschon seine Bevoͤlkerung weit großer ist. Er findet den
                              groͤßeren Wohlstand Englands darin, daß erstens seine Staͤdte mehr
                              bevoͤlkert sind, als jene Frankreichs (London hat 1,225,604 Einwohner, Paris
                              nur 720,000; Glasgow 147,043, Lyon 115,000; Edinburgh 138,255, Marseille 102,000;
                              Manchester 133,788, Bordeaux 92,600; Liverpool 118,973, Rouen 86,000; Birmingham
                              106,722, Nantes 77,000; Bristol 87,000, Lille 60,000; Leeds 85,796, Straßburg 50,000
                              u.s.f.), daß zweitens in diesen Staͤdten die Arbeiten besser abgetheilt
                              werden und folglich schneller gefertigt werden koͤnnen; daß drittens die
                              Haͤlfte der Bevoͤlkerung, 50 von 100, in England in Staͤdten
                              wohnt, und daß nur der 33igste Theil der Bevoͤlkerung sich mit Akerbau
                              beschaͤftigt; daß viertens die Guͤterbesizer und Paͤchter in
                              England lauter große Guͤterbesizer und Paͤchter sind, welche etwas
                              aufzuwenden vermoͤgen, waͤhrend in Frankreich die Guͤter alle
                              zerstuͤkelt sind u.s.f. Dadurch, meint er, ist der Englaͤnder im
                              Stande, gegenwaͤrtig 24 P. C. seiner Einnahme an Taxen zu bezahlen. Wir
                              muͤssen gestehen, daß wir in allen den hier aufgestellten Gruͤnden
                              nicht eine Quelle der Groͤße und des Gluͤkes, sondern nur des Unheiles
                              und des nahen physischen und moralischen Verfalles erbliken koͤnnen. Die
                              Geschichte aller Zeiten und Voͤlker hat erwiesen, daß hoch bevoͤlkerte
                              Staͤdte stehende Pesten in einem Lande sind, und daß ein Land desto
                              kraͤftiger und gluͤklicher ist, je mehr seine Bevoͤlkerung
                              gleichfoͤrmig uͤber jeden Morgen Landes vertheilt ist; daß es desto
                              kraͤftiger und gluͤklicher ist, je mehr der Akerbau uͤber die
                              Industrie im Verhaͤltnisse des Bedarfes beider vorwaltet; daß
                              Guͤterbesizungen desto besser verwaltet werden, je kleiner sie sind. Wir
                              koͤnnen nicht begreifen, wie der Courier zu
                              solchen aller Erfahrung und aller Geschichte widersprechenden Behauptungen kommen
                              kann: hoͤchstens koͤnnten wir uns diesen Umstand durch die Erscheinung
                              erklaͤren, daß das heutige England ganz und gar das Gegentheil von jenem
                              allen England ist, das einst, und mit Recht, von ganz Europa bewundert und geachtet
                              wurde. – Wir sehen in der folgenden Nummer Galignani's, daß 15 Paͤchter in Berkshire nach Van Diemen's Land
                              auswandern mußten, weil sie die auf ihrem Pachtgute haftenden Armentaxen, welche jaͤhrlich allein 10 bis 12 fl. (15–20
                              Shilling) fuͤr den Acre (fuͤr 4840 □ Yards, den □ Yard
                              zu 9 engl. Fuß) betragen, nicht mehr bezahlen koͤnnen. Nach dem Herald (Galignani N. 4588.) haben die Magistrate von Berkshire
                              urkundlich erwiesen, daß ein Feldarbeiter in ihrer Grafschaft sich
                              gegenwaͤrtig bei den großen Guͤterbesizern und großen Paͤchtern
                              woͤchentlich nicht mehr als drei Shillings (1 fl. 48 kr.) verdienen kann,
                              also buchstaͤblich fuͤr seine Familie und sich weniger hat, als
                              fuͤr jeden einzelnen Straͤfling in den englischen Zuchthaͤusern
                              gerechnet wird, fuͤr welchen woͤchentlich 1 fl. 54 kr. bloß auf Kost
                              bezahlt wird; Kleidung, Bett, Wohnung hat der schlechteste Straͤfling
                              uͤberdieß besser im Zuchthause, als der arme Feldarbeiter in England.
                              Waͤhrend nun dieß das Loos der achtbarsten und staͤmmigsten Klasse
                              unter jedem Volke, der der Akerbauer, in England geworden ist, fordert ein reicher
                              großer Guͤterbesizer in England (ein ehemaliger englischer Gesandter zu
                              Paris) jeden Spieler und alle Spielgesellschaften in Frankreich auf, gegen ihn
                              600,000 fl. rhein. (50,000 Pfd.) zu wetten, daß er in 20 Tagen hundert Rubber im
                              Whist macht. Jeder Rubber wird noch besonders mit 100 Pfd. Sterl. (1200 fl.)
                              bezahlt. Mit dieser Herausforderung aller Spieler Frankreichs sind jezt alle
                              englischen Journale, und auch mehrere franzoͤsische erfuͤllt (Vergl.
                              Galignani 4588.). 900,000 Franken (36,000 Pf.) haben
                              franzoͤsische Spieler gegen den edlen Lord bisher zusammengebracht; mehr
                              verzweifeln sie jedoch in Frankreich zusammenbringen zu koͤnnen. Die
                              Englaͤnder finden hierin eine Schande fuͤr Frankreich) uns will es
                              scheinen, daß die Schande vielmehr auf das Land zuruͤkfaͤllt, dessen
                              Buͤrger eine solche Herausforderung wagte, waͤhrend Tausende seiner
                              Landsleute buchstaͤblich verhungern.
                           
                        
                           Gewinn eines Kaffeesieders zu London.
                           Ein Kaffeesieder zu London, Hr. Clarke am
                              Leopard-Kasseehause, muß bei Erbauung der neuen Londoner Bruͤke seine
                              Wirthschaft niederreißen lassen, und dafuͤr entschaͤdigt werden. Er
                              legte dem Magistrate folgende Rechnung uͤber seinen Gewinn vor.
                           Aus Einem Quarternleibe weißen Brotes, der ihm auf 9 Pence (27 kr.) kommt, und mit 6
                              Pence (18 kr.) Butter macht er 18 geroͤstete Butterschnitten (rounds of toast), fuͤr deren jede er 3 Pence (9
                              kr.) bekommt. Sonach gewinnt er am Brote und Butter allein 2 Shillings (1 fl. 12
                              kr.) auf den Shilling 3 P. (auf 45 kr.).
                           Aus einem Viertelpfund Kaffee zu 5 P. (15 kr.), wenn das Pfd. 1 Shill. 8 P. (1 fl.)
                              kostet;
                           Aus drei Viertelpfund Zuker zu 4 1/2 P. (13 1/2 kr.), wenn das Pfd. 1 Shill. 6 P. (18
                              kr.) kostet;
                           Aus einem Pint Milch zu 4 1/2 kr. (1 1/2 P.) macht er 26 Schalen Kaffee, die Schale
                              zu 4 1/2 kr. (1 1/2 P.); er gewinnt folglich 2 Sh. 4 P. (1 fl. 24 kr.) an 11 P. (36
                              kr.)
                           13 Kuchen (Muffins) kosten 1 Shilling; die Butter dazu 6
                              P.; er verkauft sie fuͤr 2 Pence das Stuͤk, gewinnt also 100 p. C.
                              daran.
                           Am 9. November bestand seine Ausgabe fuͤr obige Beduͤrfnisse in 2 Pfd.
                              7 Sh. 2 P.; seine Einnahme dafuͤr in 4 Pfd. 17 Sh. 6 P. Er versichert im
                              lezten Jahre 900 Pfd. (10,800 fl.) eingenommen, und nur 250 Pfd. ausgelegt zu haben.
                              Der Jahresgewinn betraͤgt demnach 650 Pfd., und, diesem zu Folge, machte er
                              auf 2000 Pfd. Entschaͤdigung Anspruch. Das Geschwornen-Gericht sprach
                              ihm 1105 Pfd. zu. (Galignani. 4583.)
                           
                        
                           Das Gastmahl des Lord Mayor zu London im J. 1829; ein Beitrag
                              zur Kenntniß der englischen Kochkunst und des englischen Tischgeschmakes.
                           An der festlichen Tafel des Lord Mayor zu London wurden aufgetragen in der
                              Gildenhalle (Guildhall):
                           200 Schalen Schildkroͤte-Suppe, jede zu 5 Pinten (5 Pfd.); 50 Teller
                              mit jungen Huͤhnchen und mit Huͤhnern; 50 Kapaune; 30 gesottene Truthuͤhner oder Indiane in Austersauce
                              (warm); 45 verzierte Schinken; 30 Zungen; 15 gedaͤmpfte Rindskeulen (warm);
                              30 Schuͤsseln Muscheln und Seekrebse; 15 aufgegangene Pasteten; 30
                              Taubenpasteten; 6 Schuͤsseln Fisch; 2 Rindsbarons;Ein Baron of beef ist in der englischen
                                    Kuͤchensprache derjenige Nierenbraten eines Rindstuͤkes, an
                                    welchem beide Nieren belassen sind. A. d. Ue. 3 Nierenbraten; 3 Rippenstuͤke; 2 Rindskeulen; 3 Rundstuͤke
                              von Rindfleisch;, 50 Teller kleine Pasteten; 30 Markpuddings; 40 Aepfel- und
                              andere Torten; 105 Gelées und Cremes; 120 Schuͤsseln Brocoli und
                              Erdapfel. Zweite Tracht: 40 Truthuͤhner; 105
                              Schuͤsseln mit Wildpret; 50 Schuͤsseln mit Federwildpret. Nachtisch: 160 Pfd. Ananas; 150 Teller mit
                              Treibhaustrauben; 50 Teller mit verschiedenen Aepfeln und eben so viel mit Birnen
                              von verschiedenen Sorten; 40 Heller mit Wallnuͤssen; 100 verzierte Kuchen
                              etc.; 50 Teller mit getroknetem Obste; eben so viel Eingesottenes; 200 Portionen
                              Gefrornes. Wein war Champagner, Hock, Claret, Madeira, Port, Sherry. (Courier Galignani. N. 4780.) –
                           
                           Man ersieht hieraus, daß bei dieser ungeheueren Tafel nur zwei warme Speisen waren: gedaͤmpfte Rindskeulen
                                 und gesottene (!) Truthuͤhner; alles
                              andere war kaltes Gericht. 2) daß, waͤhrend taͤglich Duzende von
                              Menschen auf den Straßen zu London buchstaͤblich
                              erhungern, der Hr. Buͤrgermeister und die Raͤthe uͤppig
                              schwelgen. Auf dem festen Lande speisen die Koͤnige die Armen in ihrer
                              Hauptstadt bei oͤffentlichen Festen; zu London speist der demokratische
                              Magistrat aber zuvoͤrderst sich selbst. Der liebe Gott scheint hieran keine
                              besondere Freude zu haben; denn, als der Magistrat in Procession zu obiger Mahlzeit
                              ging, und in der Kirche zum h. Grabe zu Ehren des Lord Mayor mit allen Gloken
                              gelautet wurde, fiel die große 33 Zentner schwere Gloke aus dem Sattel und brach
                              entzwei, ohne daß jedoch die Armen, die sie lauten mußten, dabei beschaͤdigt
                              wurden.
                           
                        
                           Ueber Armenpflege in England und uͤber die
                              Armenanstalten in Holland.
                           Waͤhrend das reiche England gegenwaͤrtig in Gefahr ist unter seiner
                              Armentaxe zu unterliegen, und Hr. Walker (ein Londoner
                              Polizeibeamter) in einer kuͤrzlich erschienenen Schrift, die viel Aufsehen in
                              England erregt, die Armengeseze in England „thoͤricht, grausam und
                                 unchristlich“
                              (Vergl. Galignani Messenger. N. 4592.) nennt, und dabei so menschlich ist, darauf anzutragen, daß man alle Arme,
                              die im Stande sind, sich ihr Brot zu verdienen, aus den Armenhaͤusern
                              hinauswerfen und ihnen keinen Heller geben soll: (wo der Arme, der noch arbeiten
                              kann, Arbeit hernehmen soll, wenn Gewerbe und Handel daniederliegen, sagt er nicht);
                              hat der Courier die Klugheit seine ungluͤklichen
                              Landsleute auf die Armenanstalten in Holland aufmerksam zu machen.Galignani Messenger. N. 4590–91.
                              
                           Man scheint in England vergessen zu haben, daß England seine ganze Bildung, seine
                              ganze Große lediglich dem benachbarten Holland zu danken hat. Der schnell empor
                              gereifte Schuͤler hat seinen vortrefflichen Lehrmeister mit grobem Undanke
                              belohnt. Er koͤnnte noch jezt Manches von seinem alten Lehrer lernen, wenn
                              sein Eigenduͤnkel es ihm gestattete. Die Hollaͤnder sind noch immer
                              was sie vor beinahe zwei Jahrtausenden unter den Roͤmern waren,
                              „unter allen Voͤlkern, die am Rheine
                                    wohnen“ wie Tacitus von ihnen
                              sagte „die ausgezeichnetesten; die Ehre und der
                                    Glanz dieses alten Volkes waͤhrt noch immer.“ (Omnium harum gentium praecipui Batavi: manet honos et antique
                                 Societatis insigne. Tacit. de morib. Germanor.)
                           Das uͤbervoͤlkerte Holland fuͤhlte mehr als jedes andere Land
                              den Uebergang vom Kriege zum Frieden; die Last abgedankter Soldaten und Matrosen,
                              und das Stoken in Gewerben und Handel. An den klugen und besonnenen
                              Hollaͤndern ging die Lehre der Tage der Pruͤfung nie verloren: sie
                              schwaͤchten sich nicht durch Anlagen neuer Colonien; sie schikten Fremde nach
                              denjenigen, die sie bereits besaßen. Sie sahen ein, als sie ihre Fabriken wieder in
                              Aufnahme bringen wollten, daß man mit Maschinen weit schneller, wohlfeiler und
                              schoͤner arbeitet, als mit Menschenhand, und sie verwendeten die
                              Haͤnde, die ihnen bei ihren Fabriken uͤbrig blieben, fuͤr den
                              Akerbau, bei welchem jezt der Taglohn hoͤher war, als vor der Revolution. Sie
                              waren mit Armen, mit Brotlosen uͤberhaͤuft, und dachten darauf, daß
                              diese nicht bloß sich selbst ernaͤhren, sondern auch ihnen noch
                              nuͤzlich werden konnten. Nahrung ist immer die Hauptsache im menschlichen
                              Leben. Wenn man die unerlaͤßlichen Lebensbeduͤrfnisse eines Menschen
                              in 10 gleiche Theile theilt, so wird man finden, daß fuͤr Speise und Trank 6,
                              fuͤr Kleidung und Waͤsche 2, fuͤr Heizung und Licht 1,
                              fuͤr Wohnung und Zufaͤlligkeiten 1 dieser Theile zu rechnen kommt.
                           Man muß daher, wo es sich um Unterhaltung der Armen handelt, vor Allem dafuͤr
                              sorgen, daß sie ihre Nahrung sich selbst erzeugen. Unter
                              dieser Voraussezung bildete sich im J. 1818 eine kleine Gesellschaft in Holland zu
                              einem Versuche nur mit 60,000 fl. Man kaufte eine wuͤste, unbebaute, nichts
                              weniger als fruchtbare Streke Landes mitten im Lande an einem kleinen Flusse, der
                              leicht schiffbar gemacht werden konnte: es waren nur 1300 Morgen. Man errichtete 52
                              Huͤtten fuͤr eben so viele arme Familien, ein Magazin, ein Schulhaus
                              und einige Spinnhaͤuser fuͤr die Weiber. Jede Familie erhielt 7
                              Tagwerke, und fuͤr das erste Jahr Kleidung und Nahrung aus dem Fond. Die Arbeiter
                              mußten dafuͤr arbeiten, und wurden fuͤr ihre Arbeit nicht nach dem
                              Tage, sondern nach dem Stuͤke, bezahlt. Die ersten Arbeiten waren Ziegel
                              machen, Aufbauen der Huͤtten und dann ging's an die Feldarbeit. Jeden Abend
                              erhielt der Arbeiter ein Billet, auf welchem der Ertrag seiner Arbeit aufgezeichnet
                              war, und fuͤr dieses Bittet erhielt er seine Nahrung aus dem
                              gemeinschaftlichen Magazine. Wenn er, aus was immer fuͤr einer Ursache, sich
                              weniger verdiente, als er brauchte, erhielt er seinen Bedarf dessen ungeachtet,
                              jedoch auf Abschlag seines kuͤnftigen Verdienstes. Die Weiber besorgten die
                              Hausarbeit, spannen und webten. Die Kinder gingen in die Schule und arbeiteten, wann
                              sie aus derselben heim kamen. Diese und die Weiber wurden so, wie die
                              Maͤnner, fuͤr ihre Arbeit bezahlt. Die Armen arbeiteten auf diese
                              Weise fuͤr ihre eigene Rechnung, und, wenn sie sich am Ende des Jahres mehr
                              verdient hatten, als sie brauchten, bekamen sie den Ueberschuß baar hinaus und
                              konnten bleiben oder weiter ziehen. Der Akerbau wurde groͤßten Theils mit dem
                              Spathen getrieben, weil man es zutraͤglicher fand, und der scheinbar
                              unfruchtbare Boden dadurch am fruͤhesten tragbar gemacht werden kann, indem
                              die Erde besser gemengt wird. Die im Jahre 1818 gekauften 1300 Morgen Landes waren
                              Torf und Heide, und der Morgen galt nur 36 fl. Auf diesen 1300 Morgen leben jezt
                              bereits 2000 Menschen. Man folgte diesem Beispiele in anderen Gegenden Hollands, und
                              auf aͤhnlichen, ehevor wuͤsten, Gruͤnden leben bereits
                              uͤber 30,000 Menschen! Man baut vorzuͤglich Roken, Gerste,
                              Erdaͤpfel und Klee. Die Tonne Kompost aus dem frisch aufgegrabenen Lande wird
                              mit 3 bis 4 fl. bezahlt; ein Feld mit diesem Kompost bestellt, das sonst 380 bis 400
                              fl. Ernte traͤgt, gibt 576 fl. und daruͤber.
                           Obiger Fond entstand theils aus Geschenken von Menschenfreunden, theils durch kleine
                              Subscriptionen von jaͤhrlich 3 bis 6 fl. als Beitrag fuͤr Arme. Der
                              Ankauf des Landes zu 7 Morgen fuͤr jeden Armen, die Erbauung einer
                              Huͤtte, der Gehalt fuͤr 6 bis 8 Personen als Aufseher erhoͤhte
                              den Unterhalt Einer armen Familie im ersten Jahre auf 1200 fl. ungefaͤhr.
                              Allein schon im Julius des Jahres 1820 hatten die 52 armen Familien den
                              fuͤnften Theil des Vorschusses zuruͤkbezahlt, und sechs Jahre
                              spaͤter hatten die meisten Familien ihren Vorschuß gaͤnzlich
                              abgetragen, und fingen an sich Eigenthum zu erwerben. Ein Englaͤnder, der
                              diese Armen-Colonie sechs Jahre nach ihrer Errichtung besuchte, erstaunte
                              uͤber dieselbe. Er fand sie bereits mit Heerden versehen und Leinwand auf der
                              Bleiche: ihre Garten, wenn auch klein, waren niedlich und zwekmaͤßig
                              bestellt, und ihr Tisch reichlich und gut versehen. Nichts verrieth Armuth. Das
                              Land, das um 36 fl. der Morgen gekauft wurde, war jezt bereits 480 fl. der Morgen
                              unter Bruͤdern werth. Dieser steigende Werth der verbesserten Gruͤnde
                              ist der Tilgungsfond der Gesellschaft, oder vielmehr das Capital, durch welches sie
                              den fleißigen Armen neue Wohlthaten erweisen, auch fuͤr die Kinder derselben
                              sorgen kann. Diese erste Armencolonie traͤgt den Namen des geistreichen edlen
                              Prinzen Friedrich, des zweiten erlauchten Sohnes des jezt regierenden weisen
                              Koͤniges der Niederlande. Nachdem die Regierung die Vortheile einer solchen
                              Anstalt durch zehnjaͤhrige Erfahrung kennen lernte, befahl sie, daß alle Arme
                              in den Arbeitshaͤusern, die noch zur Feldarbeit stark genug sind, auf eine
                              aͤhnliche Weise angesiedelt werden, und ihre Pfarrgemeinden die hierzu
                              fuͤr das erste Jahr noͤthigen Kosten tragen sollten. Auf diese Weise
                              entstand die Armencolonie zu Ommeschans fuͤr
                              ungefaͤhr 1300 Arme, die, nach ihrem Alter, ihrer Koͤrperkraft und
                              Geschiklichkeit. in Classen getheilt wurden. Es wurde ihnen eine gewisse Arbeit als
                              Minimum vorgeschrieben, und dafuͤr erhielten sie eine reichliche Mahlzeit aus
                              der gemeinschaftlichen Kuͤche. Dieses Minimum betraͤgt so viel, daß
                              ein fleißiges Individuum mit leichter Muͤhe zwei bis drei Mal so viel
                              arbeiten kann, und fuͤr diesen Ueberschuß erhaͤlt es seine Bezahlung
                              entweder auf der Stelle baar, oder diese wird ihm ausbezahlt, wann es die Colonie
                              verlaͤßt. Es kann diese verlassen, sobald es sich eine bedeutende Summe
                              erworben hat. Die Colonie Ommeschans hat an 2000 Morgen
                              Landes, welche vor drei Jahren eine bloße Heide waren, und jezt mit Roken,
                              Buchweizen, Gerste, Hafer, Erdaͤpfel, Klee bestellt sind. Man hat jezt
                              bereits 8 bis 9 solche Colonien. An diesen Colonien laͤßt man nun auch die
                              Findelkinder erziehen; sie kommen wohlfeiler als im Findelhause, sind
                              gesuͤnder und lernen besser arbeiten. Sie erhalten sich durch ihre Arbeit. Es
                              ist unglaublich, wie der schlechteste Boden (denn nur solchen verwendete man in
                              Holland zu solchen
                              Colonien), der bloß aus Sand, Torf und Thon besteht, durch dieses Umgraben mit dem
                              Spathen ohne allen Duͤnger fruchtbar wird. – Wir kennen ein bei seinem
                              trefflichen Boden sehr duͤnn bevoͤlkertes Land, in welchem wohl noch
                              Mehr als der neunte Theil Heide oder Moos ist. Alle Magistrate in diesem Lande
                              klagen, und mit Recht, von Jahr zu Jahr mehr uͤber die taͤglich mehr
                              uͤber Hand nehmende Armuth, uͤber die taͤglich sich mehrende
                              Zahl der Armen, und die Unmoͤglichkeit, dem immer wachsenden Elende aus den
                              Communalclassen zu steuern. Die Guͤterbesizer, so wie die Landwirthe, klagen
                              laut uͤber die hohen Preise der Feldarbeit, uͤber den hohen
                              Dienstbotenlohn. Man machte einen Mann von Einfluß in diesem Lande auf das Beispiel
                              der hollaͤndischen Armenpflege aufmerksam. „Der Himmel bewahre
                                 uns“ rief er aus „vor einer solchen
                                 Armencolonie.“
                              Wenn die Armen auch noch Getreidebau bei uns treiben, wo wir ohne dieß zu viel
                                 Getreide erzeugen, so werden am Ende alle unsere Herrschaften und reichen Bauern
                                 auch noch verarmen muͤssen, und das ganze Land wird eine Armencolonie
                                 werden.“ Wie ist einem Lande mehr zu helfen, wo selbst die Besseren
                              mit solcher Blindheit geschlagen sind! Sonderbar daß man in dem Lande, wo die Nebel
                              am dichtesten sind, am klarsten sieht, und dort, wo der Himmel so herrlich blau ist,
                              umhertappt wie im naͤchtlichen Nebel.
                           
                        
                           Beweis der Schaͤdlichkeit eines hohen Einfuhrzolles auf
                              Lebensmittel fuͤr die Finanzen eines Staates.
                           
                              
                                 Im J. 1815 war der
                                 Einfuhrzoll auf Kaffee 6 Pence (18 kr.) auf das
                                 
                              
                                 
                                 Pfd., und trug 426,487 Pfd. dem Staate.
                                 
                              
                                 –  –   1823   –   –
                                        –        –       –      12    –     –     –     –
                                 
                              
                                 
                                 Pfd., und trug 393,703 Pfd. dem Staate.
                                 
                              
                           Eben so ist jezt die Staatseinnahme, seit 6 Shill. (Statt 11 Shill.) auf das Gallon
                              (10 Pfd.) gerechnet werden, weit groͤßer als ehevor. (Sun. Galignani. N. 4581.).
                           
                        
                           Weises und menschenfreundliches Mauthtarif in den
                              Suͤd-Amerikanischen Staaten.
                           Alle Buͤcher, gebundene und nicht gebundene, alle physikalischen und
                              uͤberhaupt zu wissenschaftlichen Untersuchungen bestimmten, Instrumente,
                              Musikalien und musikalische Instrumente, alle Maschinen zur Landwirthschaft und zu
                              Kuͤnsten und Gewerben, Saamen auslaͤndischer Pflanzen sind durchaus
                              Zoll frei, und haben folglich bei der Einfuhr keine Mauth zu bezahlen.
                              Auslaͤndische Waaren und Producte, die im Lande erzeugt werden
                              koͤnnen, zahlen 30 p. C. (Recueil Industriel N.
                                 33. S. 288 (In Suͤd-Amerika wird, wie man hieraus ersieht,
                              wissenschaftliche Cultur wenigstens nicht durch Zoͤlle erschwert, wie in
                              manchen europaͤischen Staaten, wo die Wissenschaft des Auslandes nach dem
                              Pfunde Lumpen besteuert wird, auf welche sie gedrukt wurde.)
                           
                        
                           Cider-Ernte (Aepfelmost-Ernte) in England im J.
                              1829.
                           Waͤhrend auf dem ganzen festen Lande Europens im J. 1829 auch nicht Ein Winzer
                              genießbaren Wein kelterte, ist die Aepfelmost-Ernte in England,
                              vorzuͤglich in Devonshire, besser gerathen, als man bei Menschen Gedenken
                              sich zu erinnern weiß. Ein Landwirth in dieser Gegend machte allein 4000 Hogsheads
                              (d.i. in runden Zahlen, (da Ein Hogshead = 63 Gallons, und Ein Gallon = 3,264 Wiener
                              Maß) 13,400 Wiener Eimer) Aepfelmost. In der kleinen Stadt Exeter wurden allein
                              uͤber 42,000 leere Faͤsser verkauft. Dabei war dieses Jahr noch der
                              Wurmfraß in den Aepfeln. (Worcester Journ. Galign.
                              4577.) Wo ist in Deutschland, wir duͤrfen sagen auf dem festen Lande von ganz
                              Europa, nicht bloß ein Landmann, sondern ein Fuͤrst, der so viel
                              Aepfelbaͤume auf seinen Domaͤnen haͤtte, um selbst in einem
                              gesegneten Jahre eine solche Aepfelmost-Ernte halten zu koͤnnen? Wer
                              indessen Obstcultur in England kennt, wird uͤber diese Ernte eben nicht als
                              uͤber eine Unmoͤglichkeit staunen.
                           
                        
                           Ueber das fruͤhere Reifen der Trauben und des Obstes an
                              Wanden.
                           Man zog an einer gegen Suͤden gekehrten Wand eines Hauses eine Rebe. An dieser Wand war
                              uͤber der Hauptthuͤre ein kleines Dach mit Schieferplatten belegt.
                              Diejenigen Trauben dieser Rebe, die auf diesem Dache zu liegen kamen, waren immer
                              viel fruͤher reif und viel schmakhafter. Bouchard
                              im Bull. Univ. X. 230. Mechan. Mag. 255. (Im
                              noͤrdlichen Nußland zieht man Obstbaͤume nicht an Waͤnden,
                              sondern breitet die Aeste uͤber niedrige nur ein paar Ziegel hohe Mauern hin,
                              die man an der Erde auffuͤhrt. Da die Strahlen der Sonne mehr senkrecht auf
                              den Boden, als auf die Wand fallen, so warmen sie den Boden immer mehr, als eine
                              senkrechte Wand. Koͤnnte man die Trauben wegen der Insekten, Wuͤrmer
                              und wegen der Nasse auf der Erde hin kriechen lassen so wuͤrden sie um
                              mehrere Wochen fruͤher reif und um mehrere Prozente mehr zukerhaltig
                              werden.)
                           
                        
                           Zunahme der Pferdeausfuhr, oder vielmehr des Pferdediebstahles
                              in England.
                           Nach einer officiellen Liste im Court Journal (Galignani Messenger, N. 4574) war die Pferdeausfuhr und
                              Einfuhr in Frankreich vom J. 1825 bis 27, wie anliegende
                              Tabelle zeigt. Das Court. Journal betrachtet diese
                              Tabelle als Maßstab der Zunahme der Roßdiebe in England, indem Frankreich seine
                              meisten Pferde von englischen Roßdieben kauft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 35, S. 78
                              Hengste; Stuten u. Walachen;
                                 Fohlen; Summe; Mehr eingefuͤhrt als ausgefuͤhrt; 1823; 1824; 1825;
                                 1826; 1827; ausgefuͤhrt; eingefuͤhrt; Es wurden demnach in den
                                 lezten 5 Jahren
                              
                           Wenn man nun den Werth eines Pferdes nur zu 500 Franken
                              rechnet, so hat Frankreich an England in den lezten 5 Jahren fuͤr
                              groͤßten Theils gestohlene Pferde die ungeheuere Summe von 32,998,000 Franken
                              bezahlt.
                           
                        
                           Erdaͤpfelgraben in die Wette.
                           Zwei Landleute gruben zwei Tage lang (den Tag zu 9 Stunden gerechnet) Erdapfel in die
                              Wette. Der Eine grub am ersten Tage 2487 Pfd., am zweiten 2863. Der andere grub am
                              ersten Tage 2659 Pfd., am zweiten 2574. Jener hatte also 5350, dieser 5233 Pfd.
                              gegraben. Schwerlich werden zwei Bauern sobald wieder eben so viel Erdapfel graben.
                              (Herald Galignani N. 4581.)
                           
                        
                           Vermehrung der Erdapfel.
                           Hr. Taylor zu Preston legte im vorigen Jahre zwei
                              Erdapfel, welche zusammen 6 Loth wogen. Sie erzeugten 8 Pfund. Diese 8 Pfund wurden
                              dieß Jahr wieder gelegt, und gaben 350 Pfd. (Globe.
                                 Galignani 4585.).
                           
                        
                           
                           Ueber die unfruchtbaren Kuͤhe (Kwenen),
                           welche die Englaͤnder Free-Martins nennen, findet sich ein sehr lehrreicher Aufsaz des
                              Hrn. Drs. Westerhoff in van
                                 Hall's, Vrolick's und Mulder's
                              Bydragen IV. Th. N. 2. S.
                              145, auf welchen wir unsere Landwirthe aufmerksam machen zu muͤssen glauben,
                              indem sie hier manche hochwichtige Notiz uͤber die niederlaͤndische
                              Viehzucht, vorzuͤglich uͤber das Entmannen der Rinder, finden werden.
                              Diese sehr gruͤndlich beschriebene kleine Abhandlung verdient in irgend einer
                              deutschen, ausschließlich fuͤr Landwirthschaft bestimmten Zeitschrift
                              uͤbersezt zu werden, so wie auch manches in derselben angefuͤhrte
                              niederdeutsche Werk uͤber Rindviehzucht in das Hochdeutsche uͤbersezt
                              zu werden verdiente.
                           
                        
                           Eine englische Melkkuh,
                           Eigenthum des Hrn. Selt in
                              Lounsley-grenn, gibt taͤglich 21 Quart Milch, woraus 3 Pfd. Butter
                              geruͤhrt werden. (Chesterfield Gazette.
                                 Galignani. 4568.) (Ein Quart ist der vierte Theil Eines Gallon, und Ein Gallon
                              ist = 10 Pfund Wasser.) (Wir haben auch solchesoche Kuͤhe in Deutschland.)
                           
                        
                           Schwere eines zweijaͤhrigen Schweines.
                           Ein Suffolker zweijaͤhriges Schwein, Hrn. Churchyard gehoͤrig, wurde geschlachtet und wog 50 Stone 2 1/2 Pfd.
                              (den Stone zu 14 Pfd.; also 702 1/2 Pfd). Das Thier war 8 Fuß 4 Zoll lang, und maß
                              in der Peripherie 8 Fuß. Der Spek war 5 Zoll dik, und, wie das Fleisch vortrefflich.
                              Das Thier ward mit Weizen gemaͤstet. (Suffolk-Chronicle. Galignani. 4563.) (Ein Pendant von Schwere eines
                              wilden Thieres in England gibt ein Hase von 1 1/2 Pfd.)
                           
                        
                           Der Wallfischfang der Englaͤnder
                           in diesem Jahre gab nur 236 Stuͤke. Zwei Schiffe
                              verungluͤkten dabei. (Galign. 4548.)
                           
                        
                           Thranausbeute der Fischer des Staͤdtchens Hull.
                           Die Hull-Fischer sind jezt alle, bis auf Einen, der verungluͤkte,
                              heimgekehrt. Ihr dießjaͤhriger Fang gab ihnen 9000 Tonnen (180,000 Ztr.)
                              Thran. Dieser Fang, so groß er scheinen mag, ist doch um 4000 Tonnen geringer, als
                              der vorjaͤhrige, und um 8000 Tonnen geringer, als jener vom J. 1837. (Hull Advertiser. Galignani. N. 4579.)
                           
                        
                           Die dießjaͤhrige Hopfenernte in England
                           war zehn Mal geringer, als in guten Jahren. (Herald. Galign. 4563).
                           
                        
                           Fliegen vom Fleische abzuhalten.
                           Die Mezger zu Genf reiben die Waͤnde und Bretter ihrer Fleischbaͤnke,
                              auf welchen das Fleisch zu liegen oder zu haͤngen kommt, mit
                              Lorberoͤhl, welches, durch seinen eigenen Geruch, die Fliegen vertreibt. (Register of Arts. N. 29. S. 160.)
                           
                        
                           Vortheil aus Unheil.
                           Das Jahresfest der Rettung vor der, von den Jesuiten in England angelegten
                              Pulververschwoͤrung beschaͤftigt gegenwaͤrtig an 700 Menschen,
                              die kleine Feuerwerke zu diesem Feste verfertigen und verkaufen. (Galignani. N. 4580.)
                           
                        
                           Hr. Jopling,
                           Erfinder des „Septenary
                                    System“ bemerkt im Mech. Mag. N.
                              329. S. 240., daß er seine in England verschmaͤhten Ideen uͤber
                              Schiffbau schon vor Jahren dem russischen Admiral Greigh mittheilte, und daß er
                              nicht wisse, ob seine Ideen gepruͤft und ausgefuͤhrt wurden. Wir haben
                              jezt in Zeitungen Mehreres von einem, nach neuen mathematischen Grundsaͤzen
                              gebauten russischen Schiffe gelesen. Die Zeit wird lehren, ob Hrn. Jopling's System hier seine Anwendung fand.
                           
                        
                           Literatur.
                           
                              a) Franzoͤsische.
                              
                                 Le Jardinier des fenétres, des appartemens et
                                       des petits jardins etc. parPoiteau. 2. edit. Paris. 1829. chez Audot.
                                       222 S. (Auch dieser Fenstergaͤrtner verdiente eine
                                    Uebersezung, waͤre es auch bloß, um manchen Troͤdel aus der
                                    deutschen Garten-Literatur, die so oft entweiht wird, zu
                                    verdraͤngen.)
                                 Mémoire sur les questions proposées par
                                       la société d'agriculture, du commerce et des arts de
                                       Boulogne-sur-mer concernant les recherches entreprises
                                       à différentes époques dans le Dpt. du
                                       Pas-de-Calais, pour y decouvrir de nouvelles mines de
                                       Houille: par M. F. Garnier. 4. Boulogne-sur-mer.
                                       1829. 100 S. (Eine Schrift, sie fuͤr alle Laͤnder
                                    wichtig, in welchen man bisher zu faul war, auf Steinkohlen zu
                                    schuͤrfen, obschon Regenguͤsse die herrlichsten
                                    Steinkohlengeschiebe in demselben auswaschen am Ufer schiffbarer
                                    Fluͤsse!)
                                 Chimie appliquée a l'Agriculture, ou Art de
                                       prèparer les terres et d'appliquer les engrais. Traduit de
                                       l'Anglais de Sir HumphryDavy, par A. Bulos. 8. Paris. 1829. ch. Audin, quai des
                                       Augustins. N. 25.
                                 Manuel complet du Boulanger, du Negociant en grains,
                                       du Mennier et du Constructeur de Moulins. Par M. M. Benoit et JuliadeFontenelle. 2 edit. 18. Paris. 1829. chez
                                       Roret. IV. 382 S. 3 1/2 Fr.
                                 Manuel du Fabricant de produits chroniques. Par M. L.
                                       S. Thillaye. 18. Paris. 1829. chez Boret. 2 Vol.
                                       7 Francs.
                                 Art de chauffer ou traité des moyens de mettre
                                       à profit la chaleur qui émane des appareils de chauffage:
                                       par M. Hamon. 8. Paris. 1829. ch, Malher. 293 S.
                                       XXXIII. 7 1/2 Francs.
                                 Examen comparatif de différens modes de
                                       chauffage des habitations: par M. Hamon. 8. Paris. 1829. ch.
                                       Malher.
                                 Manuel complet du Mouleur, ou l'art de mouler en
                                       platre, carton, carton-pierre, carton-cuis, cire, plomb,
                                       argile, bois, écaille, corne etc., par M. Lebrun. 18. Paris. 1829. ch. Roret. 224 S. 2
                                       1/2 Francs.
                                 
                              
                           
                              b) Italiaͤnische.
                              
                                 Teorica degli stromenti ottici destinati ad estendere
                                       i confini della visione naturale: di Giov. Santini, Prof. d'astronom. nell' Univ. di
                                       Padova. 8. Padova. 1828. tipografia del Seminario, 2 Vol. p. 474,
                                    (Mi lano nella Societa tipografica de Classici
                                       italiani). (Ein sehr wichtiges Werk, das eine deutsche Uebersezung
                                    verdiente. Man darf nicht vergessen, daß die Waͤlschen die ersten Optiker waren, und daß Amici auch ein
                                    Waͤlcher ist.)
                                 L'Eco, Giornale di scienze, lettere, arti, commercio
                                       e teatri. 8. Milano. 1829. p. Paolo Lampato.
                                 Il Canal grande di Venezia decritto da Ant. Quadrie rappresentato in LX tavole rilevate ed incise da
                                       Dionis. Morette. 1828–29. Venezia, d. tipog.
                                       Andreola.
                                 Della miglior coltivazione del frumentone per
                                       ottenerne abbondante raccolta. 8. Modena. 1829. per G. Vincenzi e Comp.
                                       112 S. 1 Lir. 25 Cent.
                                 
                              
                           
                              c) Niederlaͤndische.
                              
                                 Handleiding tot de beoefening der
                                       Artsenybereidkundige Scheikunde, of Grondlbeginselen der Pharmaceutische
                                       Chemie, door D. Blankenbyl. II Srt. 2 Ged. 8. Dordrecht.
                                       1828. (Wird in den verlaͤssigen Bydragen sehr empfohlen.)
                                 
                              
                           
                              d) Schwedische.
                              
                                 Aarsberaettelse om Technologiens Framstey: G. E.
                                    Pasch. 8. Stockholm. 1828. b.
                                       Norstedt.