| Titel: | Ueber die Wirkung der Flamme des Löthrohres auf andere Flammen. Von Hrn. Thom. Andrews. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XXXII., S. 93 | 
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                        XXXII.
                        Ueber die Wirkung der Flamme des
                           Loͤthrohres auf andere Flammen. Von Hrn. Thom. Andrews.
                        Aus dem Philosoph. Magazine and Annals of Philos.
                              Novbr. 1829, S. 366.
                        Andrews, uͤber die Wirkung der Flamme etc.
                        
                     
                        
                           Obschon man die Wirkung der Flamme des Loͤthrohres auf beinahe alle
                              Koͤrper versucht hat, so hat man doch die Wirkung derselben auf die Flamme
                              selbst bisher, wie ich glaube, noch keinem Versuche unterzogen. Bei dem
                              Weingeist-Aeolopile hindert die Heftigkeit, mit welcher der Weingeistdampf
                              aus der Muͤndung der Roͤhre herausfaͤhrt, die Beobachtung der
                              Wirkungen der Flammen auf einander.
                           Ich richtete die Flamme einer Kerze, welche von einem gewoͤhnlichen
                              Mundloͤthrohre zugespizt wurde, auf die Flamme einer anderen Kerze von
                              gleicher Groͤße so, daß die Spize der ersteren auf die leztere hinspielte,
                              wie das Loͤthrohr auf diese. Diese zweite Flamme der entfernter stehenden
                              Kerze ward nun umgekehrt, und nahm beinahe dieselbe Gestalt an, wie die Flamme,
                              aufweiche das Loͤthrohr selbst wirkte: der reducirende Theil derselben
                              haͤtte eine vollkommen kegelfoͤrmige Gestalt, und außer diesem
                              haͤtte der oxydirende Theil eine aͤhnliche Form. Die reducirende Flamme, die auf
                              diese Weise gebildet wurde, war jedoch bedeutend groͤßer, als diejenige,
                              welche auf die gewoͤhnliche Weise durch das Loͤthrohr erzeugt wurde,
                              und, nach einigen vergleichenden Versuchen, die ich angestellt habe, war die hizende
                              Kraft derselben doch kaum so groß. Ich ruͤkte die zweite Kerze der ersten so
                              nahe, daß die reducirende Flamme der lezteren außer die Flamme der ersteren
                              hinausreichte, und in diesem Falle endete sich die reducirende Flamme in mehrere
                              unregelmaͤßige Spizen, und ihre Umrisse waren nur sehr undeutlich
                              begraͤnzt. Als ich die Flamme der zweiten Kerze in den oxydirenden Theil der
                              ersten brachte, wurde die erstere, wie in den anderen Faͤllen,
                              umgestuͤrzt; der reducirende Theil derselben aber endete sich nicht in eine
                              Spize, sondern in einen leuchtenden Guͤrtel. Dieser lezte Versuch wird auch
                              dann gelingen, wenn die Flammen der beiden Kerzen 6 Zoll weit von einander entfernt
                              sind: außer diesem Graͤnzpunkte aber wird durch die zweite Flamme bloß ein
                              unregelmaͤßiges Flattern erzeugt. Uebrigens ist es offenbar, daß dieser
                              Graͤnzpunkt sich nach Verschiedenheit der Flamme, deren man sich bedient,
                              aͤndern muß.
                           Statt zweier Flammen stellte ich sechs auf dieselbe Weise hinter einander, und die
                              lezte derselben war eben so gestuͤrzt wie die erste: woraus erhellt, daß jede
                              Anzahl von Flammen auf diese Weise durch ein einziges Geblaͤse ihre Richtung
                              erhalten kann.
                           Die Wirkung der einen Flamme auf alle die uͤbrigen laͤßt sich auf eine
                              auffallende Weise dadurch darthun, daß man die Flamme, auf welche das
                              Loͤthrohr wirkt, waͤhrend des Blasens ploͤzlich wegzieht: die
                              uͤbrigen Flammen werden dann nur unregelmaͤßig hin und her flattern.
                              Auf dieselbe Weise wird, wenn wir ein kleines Stuͤk Zinn oder Blei in dem
                              reducirenden Theile der entfernten Flamme schmelzen, und die Flamme dann entfernen,
                              das Metall augenbliklich in Oxyd verwandelt werden.