| Titel: | Sammlung verschiedener Bemerkungen des Hrn. D'Arcet zu seiner Abhandlung über Bereitung der Knochengallerte mittelst Dampfes. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XXXIX., S. 135 | 
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                        XXXIX.
                        Sammlung verschiedener Bemerkungen des Hrn.
                           D'Arcet zu seiner
                           Abhandlung uͤber Bereitung der Knochengallerte mittelst Dampfes.Hrn. D'Arcet's Bemerkungen, uͤber die Anwendung
                                 des Apparates, mit welchem man an der Charité zu Paris taͤglich
                                 tausend Portionen Knochengallerteaufloͤsung bereitet, nebst der dazu
                                 gehoͤrigen Abbildung theilen wir in dem folgenden Hefte dieses Journales
                                 mit. A. d. Red.
                           
                        Aus dem Recueil Industriel. N. 34. S.
                              II.
                        D'Arcet's Bemerkungen uͤber Knochengallerte.
                        
                     
                        
                           Der Apparat, den wir im Recueil N. 29. (Polyt. Journ. Bd.
                                 XXXIII. S. 222.) beschrieben haben, mußte an mehreren oͤffentlichen
                              Anstalten errichtet werden, und gerieth so in die Haͤnde verschiedener Leute,
                              die an diesen Anstalten angestellt sind. Es mußten daher nothwendig verschiedene
                              Fragen uͤber dieß und jenes entstehen, und aus diesen Fragen Bemerkungen
                              hervorgehen, die schnell abgefaßt und lithographirt vertheilt werden mußten.
                           Diese Fragen machten es nothwendig, unseren Apparat neuerdings von allen Seiten zu
                              betrachten, und in den verschiedenen Perioden seiner Arbeiten zu studiren; wir
                              mußten alle Anwendungen, die von demselben gemacht werden konnten, neuerdings einer
                              strengen Pruͤfung unterziehen.
                           Hieraus erklaͤrt sich der geringe Zusammenhang unter diesen Bemerkungen von
                              selbst. Wir hielten es indessen fuͤr zwekmaͤßiger, sie so zu belassen,
                              wie die Umstaͤnde sie herbeifuͤhrten, in dem sie auf diese Weise auf
                              der einen Seite das Siegel unserer Ueberzeugung an sich tragen, auf der anderen
                              spaͤter zu einem vollstaͤndigen Werke uͤber diesen Gegenstand
                              zusammengestellt werden koͤnnen. Einstweilen wollen wir noch die Erfahrung
                              gewahren lassen. Sie hat bisher alle Fragen, die man uns stellte,
                              hinlaͤnglich geloͤset, um uns die Ueberzeugung zu schenken, daß unser
                              Apparat von allgemeinem Nuzen fuͤr alle Anstalten ist, wo viele Personen eine
                              gemeinschaftliche Kuͤche haben.
                           
                           Ich reihte diese Bemerkungen hier nach jener Ordnung, in welcher sie erschienen
                              sind.
                           
                        
                           I. Bemerkung. Ueber Anwendung der
                                 Gallerte zur Gemuͤsesuppe.
                           In dieser Bemerkung werden bloß die Vortheile gezeigt, welche durch Verbindung eines
                              thierischen oder stikstoffhaltigen Stoffes mit den Gemuͤsesuppen entstehen,
                              die unter dem Namen der Rumford'schen Suppen (Soupes
                                 économiques) bekannt sind. Man weiß, daß diese Suppen den Magen mehr
                              beschweren, als den Menschen naͤhren, und daß sie dem Tagloͤhner nicht
                              jene Kraft gewaͤhren, die er zu seinen Arbeiten braucht.Sehr wahr! A. d. Ue. Man erinnert sich, daß der beruͤhmte La
                                 Grange erwiesen hat, daß ein gesunder Mensch binnen 24 Stunden nicht bloß
                              ungefaͤhr zwei Pfund fester Nahrungsmittel bedarf, sondern daß diese
                              Nahrungsmittel wenigstens aus zwei Theilen thierischer Stoffe gegen sieben Theile
                              Pflanzenstoffe enthalten muͤssen.Alle Verehrung fuͤr den unsterblichen La
                                       Grange; er behauptet hier aber zu viel und vergaß der Millionen,
                                    die in Indien in Athleten-Staͤrke ohne alle animalische Kost
                                    leben. A. d. Ue. Ich koͤnnte noch eine Menge Betrachtungen hier beifuͤgen,
                              welche meine Ansicht uͤber die Verbesserung obiger Suppe durch
                              Knochengallerte bestaͤtigen; ich halte aber die Sache bereits fuͤr
                              erwiesen, und ich will hier nur noch zeigen, daß diese Verbesserung ohne besondere
                              Auslage geschehen kann, wenn man sich meines Apparates zum Ausziehen der
                              Knochengallerte aus den Knochen der Mezgerei bedient.
                           Ich will die Auslagen fuͤr einen Apparat zur Bereitung von 1000 Portionen
                              Knochengallerteaufloͤsung waͤhrend 24 Stunden hoch anschlagen, zu 3000
                              Franken, und die Interessen dieses Capitales zu 20 p. C.; so wird
                           
                              
                                 das Interesse fuͤr 2000 Franken
                                    fuͤr Einen Tag
                                   1 Frank.
                                 65 Cent.
                                 
                              
                                 33 Kilogr. Knochen (100 Kilogr. zu
                                    Frank.)
                                   4   –
                                  –   –
                                 
                              
                                 zwei Arbeiter, jedem 3 Franken
                                   6   –
                                  –   –
                                 
                              
                                 Ein Hektoliter Steinkohlen fuͤr
                                    Einen Tag
                                   4   –
                                  –   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 also taͤgliche Ausgabe fuͤr
                                    1000 PortionenKnochengallerteaufloͤsung
                                 15 Frank.
                                 65 Cent.
                                 
                              
                           Wir wollen sechzehn Franken annehmen.
                           Man wird also 1000 Portionen Knochengallerte fuͤr 16 Franken bekommen, und nur
                              1,6 Centim brauchen, um eine Portion Rumforder Suppe so nahrhaft zu machen, als wenn
                              sie mit Fleischbruͤhe bereitet worden waͤre.Hieran zweifeln wir sehr, und werden und muͤssen so lang zweifeln, als
                                    uns nicht Hr. D'Arcet oder irgend ein anderer
                                    Chemiker erwiesen hat, daß Knochen Fleisch und Fleisch Knochen sind, und daß
                                    diese beiden, wie es uns scheint, sehr verschiedenen Gebilde eines und
                                    desselben Thieres dieselben Bestandtheile in demselben Verhaͤltnisse
                                    enthalten. Auf Stikstoff allein kommt es nicht an; man muͤßte sonst
                                    die Menschen mit Scheidewasser naͤhren koͤnnen, daß,
                                    bekanntlich, sehr stikstoffhaltig ist. A. d. Ue. Nun kann aber eine Portion Rumforder Suppe, die neun Centim kostet, wenn man
                              sie gehoͤrig animalisirt, um ein Drittel verkleinert werden.Das ist, fuͤrwahr, doch gar zu hart! nicht einmal eine ganze Portion
                                    Rumforder Suppe soll der arme Franzose mehr bekommen, der immer von Restauration und von Restauration hoͤrt! A. d. Ue. Die Anwendung der Knochengallerte bei den Rumforder Suppen wird also, Statt
                              etwas zu kosten, den Armen administrationen noch ein Mittel an die Hand geben, an
                              jeder Portion solcher Suppe 1,4 Centim zu ersparen.Man wuͤrde 2. 7 Cent, an der Portion gewinnen oder ersparen, wenn die
                                    Portion solcher Suppe, wie im Jahre 1828, auf 13 Centim kommt. In diesem
                                    Falle duͤrfte man die Portion dieser Suppen nur um ein Achtel
                                    verkleinern, um ohne alle Kosten dieselbe animalisiren zu koͤnnen. Es
                                    wuͤrde sich noch mehr ersparen lassen, wenn man Steinkohle Statt
                                    Holzkohle nehmen wuͤrde, und wenn man die Bereitungskosten durch
                                    Centralisirung der Bereitung vermindern wollte. A. d. O.
                              
                           Man haͤtte hierbei noch folgende Vortheile:
                           1) Die Armen wuͤrden besser genaͤhrt, (und sollten daher um 1/3 weniger
                              bekommen?! Grausam!)
                           2) Ihr Magen wuͤrde nicht mehr beschwert.
                           3) Sie waͤren nicht gezwungen anderswo Nahrungsmittel zu suchen, die reicher
                              an thierischem Stoffe sind.
                           4) Die Suppe wuͤrde sich laͤnger aufbewahren lassen.
                           5) Man erhielte einen Nebengewinn von 2 Kilogramm (4 Pfd.) gutem Fette zum Kochen,
                              also ungefaͤhr 2 Franken Werth.
                           6) Den Ruͤkstand der verbrauchten Knochen erhielte man so zu sagen um
                              nichts.
                           7) Man koͤnnte des Apparates sich als Ofen zum Heizen einer
                              Waͤrm- oder Trokenstube bedienen.
                           Man kann also als erwiesen annehmen, daß die Anwendung der Knochengallerte bei der
                              Rumforder Suppe nichts kostet, und daß die Administratoren dieser Anstalt, die der
                              Menschheit bereits so viele Dienste leistete, davon Gebrauch machen werden.
                           
                        
                           II. Bemerkung. Diaͤt in den
                                 Spitaͤlern.
                           Hr. D'Arcet meint, daß man in jedem Spitale einen Apparat
                              aufstellen muͤßte, um daselbst die Gallerte aus den Knochen auszuziehen,
                              welche man aus dem in dem Spitale verbrauchten Fleische erhaͤlt. Man
                              haͤtte dadurch thierischen Stoff, um zwei und ein halb
                                 Mal so viel Suppe aus demselben bereiten zu koͤnnen, als das
                              Fleisch, nach der bisherigen Methode behandelt, nicht gewaͤhrt. Er
                              schlaͤgt vor die Gallerteaufloͤsung auf folgende Weise im Spitale zu
                              benuͤzen.
                           Das fuͤr die Kranken bestimmte Fleisch wird zu schwacher
                                 Suppe (bouillon faible) verwendet, ganz wie es
                              bisher geschah, so daß die Kranken ganz so wie bisher behandelt werden.D.h. also schlecht. Man sieht leider, daß Hr. D'Arcet nicht praktischer Arzt und zumal nicht Spitalarzt ist, und
                                    nicht weiß, daß man bei allen jenen Kranken, welche gestaͤrkt werden
                                    muͤssen, eine starke, und keine schwache Suppe braucht; eine Kraftsuppe. Wir verweisen auf unsere Anmerkung
                                    uͤber Spitalsuppen fuͤr Kranke im Polyt.
                                       Journ. Bd. XXXIII. S. 222.
                                    bei Gelegenheit von D'Arcet's Aufsaz. A. d.
                                    Ue. Wollte man diese Suppe staͤrker machen, so koͤnnte dieß leicht
                              dadurch geschehen, daß man Statt des Wassers zur Bereitung derselben
                              Knochengallerteauflosung nimmt. Die Kranken haͤtten dann eine starke
                              Fleischbruͤhe,Knochenbruͤhe ist so wenig Fleischbruͤhe, als Knochen Fleisch
                                    sind. A. d. Ue. die so reich an thierischen Stoffen waͤre, als der Arzt es nur immer
                              raͤthlich findet.
                           Das Fleisch fuͤr die Reconvalescenten und fuͤr die Dienstleute„Reconvalescenten und Dienstleute!“ Ein trauriges
                                    Niveau, auf welches man zwei himmelweit verschiedene Wesen sezt. Ein
                                    Reconvalescent ist noch kein Gesunder. Er braucht bessere, auserlesenere,
                                    Speisen als der Gesunde, wann er schnell und vollkommen genesen soll.
                                    Reconvalescenten Rost-beef und Boeuf à la mode geben, wird und muß viele
                                    Recidive erzeugen. Es waͤre fuͤrwahr menschlicher und
                                    christlicher, die armen Kranken lieber gleich todt zu schlagen, als ihnen
                                    ihren Bedarf an Nahrung verkuͤrzen. A. d. Ue. wuͤrde in zwei Theile getheilt. Die eine Haͤlfte wird mit den
                              Gemuͤsen gekocht und mit so viel Knochenleimauflosung, als noͤthig
                              ist, um eine gute substantioͤse Suppe zu bekommen (un
                                 bon bouillon bien corsé.)
                           Die zweite Haͤlfte des fuͤr die Reconvalescenten und Dienstleute
                              bestimmten Fleisches kann zu Boeuf à la mode
                              verwendet oder gebraten werden. Im ersten Falle kann man Knochengallerte zusezen, um
                              eine hinlaͤngliche Menge gut aromatisirter Knochengallerte zum Boeuf à la mode sowohl, als zu dem schlechten
                              Rindfleische, das nach der Suppenbereitung fuͤr die. Kranken uͤbrig
                              bleibt, zu erhalten.
                           Man koͤnnte sich uͤberdieß noch der Knochengallerteaufloͤsung
                              Statt des Wassers zum Kochen der Gemuͤse fuͤr die Reconvalescenten und
                              fuͤr die Dienstleute bedienen; man koͤnnte sie zur Bereitung
                              verschiedener suͤßer Sulzen sowohl fuͤr Kranke als fuͤr
                              Reconvalescenten verwenden.
                           Wenn man obige Diaͤt annimmt, so haͤtten also die Kranken
                           1) eine schwache Suppe aus Fleisch allein, so wie man sie bisher machte.
                           2) eine staͤrkere und an Gallerte so reiche Suppe, als der Arzt sie nur immer
                              wuͤnscht.
                           3) Fleischsulzen, Pomeranzen- und Citronensulzen etc.
                           4) gebratenes Fleisch, Boeuf à la mode, oder
                              wenigstens ein schmakhafteres Rindfleisch, als man bisher in Spitaͤlern nicht
                              hatte.
                           
                           Was die Reconvalescenten und Dienstleute betrifft, so erhalten diese
                           1) weit nahrhaftere, fette oder magere, Suppen, als sie gegenwaͤrtig
                              bekommen.
                           2) Gebratenes Fleisch oder Boeuf à la mode oder
                              Rindfleisch mit einer mit Fleisch aromatisirten Knochengallerte, Statt eines
                              schmaklosen Rindfleisches.
                           3) Gemuͤse, die so reich an thierischem Stoffe sind, als ob sie mit
                              gewoͤhnlicher Suppe gekocht worden waͤren.
                           4) Fleischsulz, Fleischsulz mit Rum, Pomeranzen, Citronen etc.
                           Man muß noch bemerken, daß die Knochenleimaufloͤsung in der Spitaldiaͤt
                              ein Mittel gibt, Fleisch zu sparen, und dafuͤr Fisch, Gefluͤgel, Obst
                              und andere Nahrungsmittel zu kaufen, die sich bei den gegenwaͤrtigen
                              Spitaleinrichtungen nicht anschaffen lassen. Die Einfuͤhrung dieser neuen
                              Spitaldiaͤt, die die alte bessert „(?)“ und wohlfeiler
                              macht, koͤnnte vielleicht es sogar moͤglich machen, den geheilten
                              Kranken, nachdem sie das Spital verlassen haben, noch acht oder zehn Tage lang
                              nahrhafte Suppen auszutheilen, wodurch sie mit Beihuͤlfe der schoͤnen
                              Stiftung des achtbaren Hrn. de Montyon ihre Gesundheit vollkommen herstellen
                              koͤnnten, und Ruͤkfaͤlle vermeiden wuͤrden, die so viele
                              Kranke wieder in das Spital zuruͤkfuͤhren, wo, leider, die dadurch
                              verursachten Auslagen oft nicht der kleinste Schaden sind.
                           
                        
                           III. Bemerkung. Ueber die Verbesserung
                                 und Ersparung, welche die Einfuͤhrung der Knochengallerte aus den Knochen
                                 des aus der Fleischbank herbei geholten Fleisches in der Diaͤt der
                                 Spitaͤler, und uͤberhaupt in Anstalten wo viele Menschen bei
                                 einander sind, herbeifuͤhren kann.
                           Ich will hier nach einem taͤglichen Fleischbedarfe von 500 Kilogramm (10 Ztr.
                              ungefaͤhr) rechnen.
                           500 Kilogramm Fleisch aus der Fleischbank gibt wenigstens 50 Kilogramm Knochen,
                              welche, in meinem Apparate behandelt, 1500 Portionen oder 750 Liter geben.
                           Indem man diese Knochengallerte auszieht, koͤnnte man sich derselben zur
                              Bereitung der Suppe auf folgende Weise bedienen.
                           Man koͤnnte nehmen:
                           200 Kilogramm Fleisch aus der Fleischbank.
                           750 Liter Knochenleimaufloͤsung.
                           260 bis 270 Liter Wasser.
                           Man sezt so viel Salz, Gewuͤrz, Gemuͤse bei, als nothwendig ist, und
                              verfaͤhrt damit auf die gewoͤhnliche Weise, das Feuer genau
                              regulirend.
                           Man wuͤrde also auf diese Weise 2000 Portionen gute Suppe„Die Suppe nach Hrn. D'Arcet's Methode
                                       ist wenigstens eben so schmakhaft, als die gewoͤhnliche
                                       Spitalsuppe,“ sagten die HHrn. Le Roux,
                                       Dubois, Pelletan, Dumeril, und Vauquelin
                                    in ihrem Berichte an die Faculté de
                                       Médecine. A. d. O.
                              erhalten, und 104
                              Kilogramm gesottenes Rindfleisch. Ueberdieß waͤren noch 300 Kilogramm Fleisch
                              zum Braten oder Einmachen uͤbrig. Wenn man diese 300 Kilogramm auch noch zur
                              Suppe verwendet haͤtte, so haͤtte man nur 156 Kilogramm gesottenes
                              Rindfleisch erhalten, waͤhrend, wenn man es bratet, man 192 Kilogramm Braten
                              erhaͤlt. Man hat also, bei einem solchen Verfahren, wie man sieht, eben so
                              viel gute Suppe, wie gewoͤhnlich, und 192 Kilogramm Braten, Statt 156 Pfd.
                              ausgesottenes Rindfleisch. Die Nahrung wird also nicht bloß verbessert, sondern
                              selbst vermehrt. Die Verbesserung ist offenbar: was die Vermehrung betrifft, so
                              berechnet sich dieselbe im Gelde auf folgende Weise.
                           25 Kilogramm Fleisch geben in den Spitaͤlern 16 Kilogramm Braten. Die 36
                              Kilogramm Braten, welche man demnach mehr erhaͤlt, muͤssen aus 56
                              Kilogrammen Fleisch kommen, welches 56 Franken, und mit den Kochkosten, 58 Franken
                              kosten. Zieht man nun von dieser Summe die 21 Franken ab, welche man aufwenden
                              muͤßte, um die Gallerte aus 50 Kilogramm Knochen auszuziehen, so
                              erhaͤlt man taͤglich eine Ersparung von 37 Franken zur freien
                              Disposition, die man zuruͤklegen kann, wenn man will. 37 Franken sind demnach
                              alle Tage bei dieser Verfahrungsweise rein erspart, und man hat noch den Vortheil,
                              den Leuten im Spitale viel gebratenes Fleisch, Statt wenigerem ausgesottenen
                              schlechten Fleische geben zu koͤnnen. Ich haͤtte die Ersparung noch
                              hoͤher berechnen koͤnnen, wenn ich nur 20 p. C. Knochen in dem
                              Fleische angenommen haͤtte; ich wollte aber lieber unter unguͤnstigen
                              Annahmen rechnen, um die Resultate desto sicherer uͤber allen Zweifel zu
                              erheben.Wir haben gegen diese Rechnung und gegen dieses Verfahren nichts einzuwenden,
                                    und wuͤrden es allerdings in allen Versorgungs- und
                                    Waisen-Haͤusern, Kasernen, Straf- und
                                    Arbeits-Haͤusern, Communitaͤten empfehlen; nie aber in
                                    Spitaͤlern, d.h. in Krankenhaͤusern, wo man gute Suppe
                                    braucht. A. d. Ue.
                              
                           
                        
                           IV. Bemerkung. Ueber den Verkauf der
                                 Knochen des Fleisches aus der Fleischbank, welches in den Spitaͤlern der
                                 Stadt Paris verkauft wird.
                           Die Administration der Spitaͤler wird im Verlaufe des Jahres 1830 nicht
                              weniger als 85,200 Kilogramm Knochen verkaufen.
                           Diese 85,200 Kilogramm Knochen koͤnnten, wenn sie in meinem Apparate behandelt
                              wuͤrden, 25,560 Kilogramm trokene Gallerte geben, oder 2,556,000 Portionen
                              Gallertaufloͤsung, die so reich an thierischem Stoffe ist, als die beste aus
                              Fleisch bereitete Suppe. Man wuͤrde 639,000 Kilogramm Fleisch aus der
                              Fleischbank brauchen, um so viel thierischen Stoff aufgeloͤst zu erhalten, als sich in obigen
                              3,556,000 Portionen Gallertaufloͤsung aufgeloͤst befindet.
                           Wenn die Administration der Spitaͤler diese Knochen nicht verkaufen, und in
                              den Spitaͤlern den Knochenleim aus denselben ausziehen ließe, so
                              haͤtte sie, fuͤr hoͤchstens 25,560 Franken, obige 2,556,000
                              Portionen Knochensuppe, wovon die Portion nicht auf Ein volles Centim kommen
                              wuͤrde.
                           Wenn die Administration aber die Knochen nach dem Preise rechnet, wie sie dieselben
                              verkauft, das 100 Kilogramm zu 12 Franken, so wuͤrde die Auslage fuͤr
                              obige 2,556,000 Suppen 37,784 Franken betragen, und in diesem Falle kaͤme die
                              Portion Knochenleimsuppe hoͤchstens auf 1,4 Centim.
                           Es waͤre nicht leicht moͤglich, mit einem geringeren Aufwande mehr
                              Gutes zu wirken, und wir wollen hoffen, daß dieses Verfahren, das eine so große
                              Verbesserung gewahrt, einst allgemein in Spitaͤlern und fuͤr die
                              aͤrmere Classe benuͤzt werden wird.
                           
                        
                           V. Bemerkung. Ueber die Verbesserung und Ersparung, welche die
                                 Anwendung der Knochengallerte in der Kuͤche der Versorgungsanstalten
                                 hervorbringen kann.
                           100 Kilogramm Knochen, in meinem Apparate behandelt, geben eine
                              Gallertaufloͤsung, welche eben so viel thierischen Stoff enthaͤlt, als
                              man in einer aus 750 Kilogramm Rindfleisch bereiteten Knochensuppe findet.
                           Man weiß, daß in Versorgungshaͤusern die Nahrung zu arm an thierischen oder
                              stikstoffhaltigen Stoffen ist; man weiß, daß man in denselben, wie in den
                              Spitaͤlern, aus Mangel an Fleisch nur schwache Suppen bereitet; daß man oft
                              gar keine Fleischbruͤhe in denselben, hat, und aus Mangel an dieser,
                              Gemuͤse mit Wasser kochen muß. „(Wassersuppe! wie sie Napoleon, der
                                 Unsterbliche, am Tage vor der Schlacht zu Abensberg bei seinem
                                 koͤniglichen Freunde zu Nymphenburg zum Fruͤhstuͤke
                                 verlangte: Eine abgeschmalzene Zwiebelsuppe.)“
                              
                           Man weiß, daß der Mensch, wenn er sich wohl befinden soll, 2 Theile thierischen Stoff
                              auf 7 Theile Pflanzenstoffe zu seiner Nahrung braucht. Die Soldatenkost beweist
                              dieß. In Frankreich ißt, wie Lagrange bemerkte, ein
                              Mensch im Durchschnitte nur 2 Theile thierischen Stoff gegen 15 bis 16
                              Pflanzenstoff; also um die Haͤlfte weniger Fleisch, als man dem Soldaten
                              zugesteht, und was der Mensch haben muß, wenn er stark seyn soll.Auf den Landmann in Bayern wird man in vielen Gegenden nicht ein Mal so viel
                                    rechnen koͤnnen, als Lagrange fuͤr
                                    den Franzosen rechnet, den der Englaͤnder einen Frog-Eater (Frosch-Esser) nennt.
                                    Der englische Soldat bekommt beinahe 8 Mal so viel Fleisch, als der
                                    franzoͤsische) daher sagen auch die Englaͤnder: die
                                    franzoͤsische Trommel trommle nur immer: „Garlicks and Shaots, Shalots“
                                    (Zwiebel und Knoblauch! Knoblauch!) waͤhrend die englische
                                    „Rost-beaf and plumpudding,
                                          plumpudding“ lautet. Das war indessen nur in
                                    Altengland so; in dem heutigen hat kaum der Officier mehr diese Kost. A. d.
                                    Ue.
                              
                           
                           Man weiß, daß die Reconvalescenten in den Spitaͤlern nicht nahrhafte Kost
                              genug bekommen, und daß sie aus den Spitaͤlern entlassen werden, ohne Kraft
                              genug wieder erlangt zu haben, ihren Arbeiten ohne Gefahr fuͤr ihre
                              Gesundheit vorstehen zu koͤnnen. Man weiß, daß die Krankenwaͤrter
                              nicht so stark sind, wie die Tagloͤhner; man ist einverstanden, daß es gut
                              waͤre, wenn man allem diesem Unheile durch reichlichere Fleischkost abhelfen
                              koͤnnte; allein, man kann nicht, weil eine Besserung in der Kost der
                              Spitaͤler eine ungeheuere Auslage machen wuͤrde. Mittelst der
                              Knochengallerte laͤßt sich aber dieser wohlthaͤtige Zwek erreichen.
                              Man hat zwei und ein halbes Mal so viel Suppe, als man ohne sie nicht hat; man kann
                              den Kranken also mehr Suppe, und eine an thierischen Stoffen reichere Suppe den
                              Reconvalescenten und den Dienstleuten austheilen; man kann die Gemuͤse
                              animalisiren; man hat außer der besseren Suppe Braten, Boeuf
                                 à la mode, Eingemachtes, Fisch etc. Statt des schlechten
                              ausgesottenen Rindfleisches; man gelangt also mittelst der Knochengallerte zu einer
                              der groͤßten Verbesserungen in der Spitalkost, zu welcher man durch andere
                              Mittel wahrscheinlich nie gelangen wird.Es sind allerdings andere, und weit zwekmaͤßigere, weit
                                    wohlthaͤtigere Mittel moͤglich; Weglassung des nicht nur
                                    uͤberfluͤssigen, sondern sogar uͤberfluͤssigen
                                    alten Plunders und Krames kostbarer Arzneimittel, den die Charlataneria-erudita der Aerzte und der blinde Koͤhlerglaube, den sie im
                                    Publicum zu verbreiten wußte, in die Medicin eingepfropft hat. Man
                                    vergleiche den Stand der Arzneimittellehre, wie er noch vor 100 Jahren war,
                                    mit dem heutigen; man vergleiche die alte Pharmacopoea augustana, norimbergensis, wirtembergensis,
                                       vindobonensis mit der heutigen Wiener und Berliner Pharmacopoea jene waren Folianten, mit welchen
                                    man leicht einen Ochsen todt schlagen koͤnnte, wenn man ihm dieselben
                                    unsanft an den Kopf warf, und diese haben bequem in der Tasche des Arztes
                                    Plaz. So weit ist es in den lezten 100 Jahren gekommen, und es wird, es muß
                                    noch weiter kommen. Die nakte Wahrheit wird uͤber den faltenreichen
                                    gelehrten Betrug siegen. Natura paucis contenta.
                                    Ein weiser Arzt wird an den unnuͤzen, verderblichen Ausgaben
                                    fuͤr alberne und schaͤdliche Arzeneien leicht so viel ersparen
                                    koͤnne, daß er seine Kranken gut naͤhren kann, wo eine humane
                                    Spitaladministration ihm zu Huͤlfe kommt. Wir wiederholen, was wir im
                                    Polytechn. Journal
                                    Bd. XXXIII. S. 234. zu sagen uns
                                    erlaubten:„in der Spitalpraxis ist ein Arzt, der mehr als Einen Kreuzer des
                                       Tages im Durchschnitte fuͤr jeden seiner Kranken an Arzenei braucht, wo das Spital seine eigene
                                       Apotheke besizt, oder mehr als vier Kreuzer, wenn er die Arzeneien aus
                                       den gegenwaͤrtig uͤber alle Maße theuren Apotheken nehmen
                                       muß, ohne daß dadurch unter den Kranken in seinem Spitale eine
                                       groͤßere Sterblichkeit herrschen darf, als unter den Gesunden in
                                       der Stadt, entweder ein – sehr großer – Gelehrter, oder
                                       ein Charlatan (auf Deutsch, ein Quaksalber,
                                       ein Betruͤger). Von chirurgischen Faͤllen ist hier nicht
                                       die Rede.“ A. d. Ue.
                              
                           
                           Die Oekonomie entstuͤnde auch von dem Gebrauche der Knochengallerte, wenn man
                              die Kost nicht so sehr verbesserte, als es moͤglich waͤre. Wenn man
                              taͤglich etwas weniger Fleisch nimmt, so gewinnt man an dieser Ersparung
                              leicht so viel, als die Kosten des Ausziehens der Gallerte aus den Knochen betragen
                              koͤnnen. Man ersparte, ohne die Kost an und fuͤr sich selbst
                              schlechter zu machen. Indessen hieße dieß die Sache von der schlechtesten Seite
                              ergreifen. Man kann billiger Weise nicht mehr verlangen, als daß die Verbesserung
                              der Kost keine neuen Auslagen verursacht, und dieß ist, nach dem, was bereits gesagt
                              wurde, moͤglich.
                           
                        
                           VI. Bemerkung. Ueber die Ersparung, welche die
                                 Einfuͤhrung der Knochengallerte in der Spitalkost gewaͤhren
                                 kann.
                           Man hat gesagt, daß das von mir vorgeschlagene Verfahren zur Bereitung der
                              Knochengallerte keine Ersparung fuͤr das Spital erzeugt; man hat bloß
                              zugestanden, daß, bei gleichen Kosten, die Kost besser wird. Ich will hier die
                              Ersparung erweisen.
                           Ich nehme an, der Apparat koste (was viel zu hoch gerechnet ist) 3000 Franken.
                           
                              
                                 Das taͤgliche Interesse dieser Summe
                                    zu 20 p. C. betraͤgt
                                   1 Frank.
                                 65 Cent.
                                 
                              
                                 Man kann mit diesem Apparate 34 Kilogramm
                                    Knochenaussieden, welche das Spital hoͤchstens verkaufen kann
                                    zu
                                   4   –
                                  –   –
                                 
                              
                                 Arbeitslohn fuͤr zwei Arbeiter zu 3
                                    Franken fuͤr jeden
                                   6   –
                                  –   –
                                 
                              
                                 Brennmaterial, ein Hektoliter
                                    Steinkohlen
                                   4   –
                                  –   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtauslage waͤhrend 24
                                    Stunden
                                 15 Frank.
                                 65 Cent.
                                 
                              
                           Wir wollen 16 Franken annehmen.
                           Man erhaͤlt dafuͤr taͤglich 100 Portionen
                              Knochengallerteaufloͤsung, welche eben so viel thierischen Stoff
                              enthaͤlt, als man aus einer mit 250 Kilogramm Fleisch bereiteten Suppe
                              erhalten wuͤrde. Ueberdieß bekommt man noch 2 Kilogramm Fett, das 2 Franken
                              werth ist.
                           Den Werth des Fettes abgezogen, kommt die Auslage auf 14 Franken. Sezt man nun den
                              Werth eines Kilogramms Fleisch zu 1 Franken, so duͤrfte man, wenn das
                              Ausziehen der Knochengallerte gar nichts kosten sollte, nur um 14 Kilogramm Fleisch
                              weniger aus der Fleischbank nehmen.
                           Diese 14 Kilogramm Fleisch wuͤrden nur 56 Portionen Suppe gegeben haben und
                              zwischen 7 und 8 Kilogramm ausgesottenes Rindfleisch. Dafuͤr gibt aber mein
                              Apparat 1000 Portionen Knochengallerteaufloͤsung, die so reich an thierischem
                              Stoffe ist, als die beste Suppe. Nun sind aber diese 1000 Portionen Suppe gewiß mehr
                              werth, als 56
                              Portionen Fleischbruͤhe und 8 Kilogramm ausgesottenes Rindfleisch. Es ist
                              also offenbar, daß man mittelst meines Apparates die Spitaͤler verbessern
                              kann, ohne irgend eine neue Ausgabe zu veranlassen. Wenn man wirkliche Ersparung haben wollte, so duͤrfte man nur um 14
                              Kilogramm weniger Fleisch nehmen, und die Ersparung wuͤrde noch
                              groͤßer seyn, wenn man die Kost nicht wirklich verbessern wollte. Nun
                              laͤßt sich aber die Sache leicht so einrichten, daß Ersparung und
                              Verbesserung zugleich Statt haben kann, wenn man nicht die eine oder die andere
                              allein in einem hoͤheren Grade erhalten wollte. Ich habe hier nicht von dem
                              Werthe der Knochen gesprochen, den man aus dem Ruͤkstande derselben
                              erhaͤlt, nachdem die Gallerte aus den Knochen ausgezogen wurde, und welcher
                              Ruͤkstand noch 8 bis 10 Hundertel Fett mit Kalk verbunden gibt; nicht von der
                              Hize, die der Apparat waͤhrend der Arbeit gewaͤhrt, und durch welche
                              an den vier Franken, die ich in Ausgabe gesezt habe, noch viel erspart werden
                              koͤnnte.Wir muͤssen unsere Leser wiederholt ersuchen, die Anmerkungen zu
                                    vergleichen, welche wir Hrn. D'Arcet's Abhandlung
                                    im Polytechn. Journ. Bd. XXXIII. S. 222. beigeschrieben
                                    haben. A. d. Ue.