| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XL., S. 144 | 
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                        XL.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der Patente, welche zu London vom 26. November bis
                              14. December 1829. ertheilt wurden.
                           
                              Dem Franz Westby,
                                 Messerschmid zu Leicester in Leicestershire; auf gewisse verbesserte Apparate
                                 zum Scharfen und Wezen der Barbiermesser, Federmesser und anderer schneidenden
                                 Instrumente. Dd. 26. November 1829.
                              
                           
                              Dem Joh. Marshall,
                                 Theehaͤndler in Southampton Street, Strand; auf ein Verfahren,
                                 Cacao-Extract zu bereiten, das er „Marshall's Extract of Cocoa“ nennt. Dd. 10. Dec.
                                    1829.
                              
                           
                              Dem Benj. Goulson,
                                 Wundarzte zu Pendleton bei Manchester; auf gewisse Verbesserungen in der
                                 Bereitung von Starkmehl und Zuker aus Pflanzenstoffen. Dd. 14. Dec. 1829.
                              
                           
                              Dem Karl Derosne,
                                 Gentleman, Leicester-Square; auf gewisse Verbesserungen in der Bereitung
                                 des Zukers oder der Syrupe aus Zukerrohr und anderen zukerhaltigen
                                 Koͤrper, und im Raffiniren des Zukers und der Syrupe. Mitgetheilt von
                                 einem Fremden. Dd. 14. Dec. 1829.
                              
                           
                        
                           Verfallene Patente.
                           
                              Patent des Georg Young, Gentleman's in Paul's Wharf,
                                 Thames Street; auf ein Verfahren, eine besondere Art von Canevaß zu weben, der
                                 zum Militaͤrgebrauche und zu anderer Zweken besser laugt, als der jezt
                                 gebraͤuchliche Canevaß. Dd. 5. Dec. 1815.
                              
                           
                              – des Marquis de Chabarmes, Russel Place,
                                 Fitzroy-Square, Middlesex; auf eine oder mehrere Methoden, die Luft durch
                                 Haͤuser oder Gebaͤude zu leiten und die Temperatur in denselben zu
                                 reguliren, Luft oder Fluͤssigkeiten auf eine schnellere und bequemere und
                                 weniger kostbare Weise, als bisher in diesem Koͤnigreiche
                                 gebraͤuchlich war, zu kuͤhlen oder zu waͤrmen; welche
                                 Methoden zu verschiedenen Zweken dienen koͤnnen und von großem
                                 allgemeinen Nuzen sind. Dd. 5. Dec. 1815. (Die Specification ist im Repertory Bd. XXVIII. S. 321.)
                              
                           
                              Patent des Jak. Lee, Gentleman's in Old Ford, Middlesex; auf gewisse Verbesserungen in den bisher erfundenen Methoden Hanf und
                                 Flachs zuzurichten, wodurch auch andere Pflanzenstoffe zu manchem Zweke
                                 verwendet werden koͤnnen, wozu man jezt Hanf und Flachs braucht. Dd. 5. Dec.
                                    1815.
                              
                           
                              – des Christoph Dill, Esq. in Frith Street,
                                 Soho; auf gewisse Verbesserungen in der Methode oder in den Apparaten zur
                                 Destillation. Dd. 5. Dec. 1815.
                              
                           
                              – Joh. Maͤlzl, Mechanikers in Middlesex, Poland Street; auf ein
                                 Instrument oder Instrumente, auf eine Maschine oder auf Maschinen zur
                                 Verbesserung der Musik, die er Metronom oder musicalischen Tasthaͤlter nennt. Dd. 5. Dec.
                                    1815. (Die Specification ist im Repertory
                                 XXXIII. Bd. S. 7.)
                              
                           
                              – Dav.
                                    Redmund, Maschinisten in Johnson's Court, Fleet-Street; auf
                                 eine Maschine zur Verfertigung von Hahnen und Spunden. Dd. 9. Dec. 1815.
                              
                           
                              – Sam. Clegg,
                                 Mechanikers an den Gaswerken in Peter-Street, Westminster; auf einen
                                 verbesserten Gasapparat. Dd. 9. Dec. 1815. (Die Specification ist im Repertory XXX. Bd. S. 1.)
                              
                           
                              – Rob. Kinder,
                                 Gentleman's in Hill Street, Liverpool, Lancashire; auf eine Methode oder ein
                                 Verfahren, Schiffe, Bothe oder andere Fahrzeuge vorwaͤrts zu treiben. Dd.
                                 19. Dec. 1815. (Die Specification
                                 ist im Repertory XXVIII. Bd. S. 261.)
                              
                           
                              – Rob.
                                    Dickinson, Esq., Great-Queen Street, Lincoln's-Inn Fields; auf eine Verbesserung in den Reifen der Faͤsser. Dd. 17. Dec.
                                    1815. (Die Specification ist im Repertory
                                 XXIX. Bd. S. 157.)
                              
                           
                              – Wilh.
                                    Plenty, Eisengießers zu Newbury bei Werks; auf einen verbesserten
                                 Pflug, der zu einem doppelten Zweke, zum Reinigen und zum Pfluͤgen des
                                 Feldes, dienen kann. Dd. 22. Dec. 1815. (Die Specification ist im Repertory Bd. XXIX. S. 193.)
                              
                           
                              – Wilh.
                                    Adamson, Gentleman in St. George's, Hanover-Square; auf
                                 eine Methode, wodurch ein horizontales Rad von dem Wasser so um seine Achse
                                 getrieben werden kann, daß es eine weit groͤßere Kraft erhaͤlt,
                                 als wenn es in irgend einer anderen Lage sich befindet. Dd. 22. Dec. 1815. 
                              
                           
                              (Aus dem Repertory of Arts. Jaͤner 1830. S.
                                 64.)
                              
                           
                        
                           Schnellste bisher bekannte Fahrt von New-York nach
                              Havre.
                           Das Dampfboth Edward Bonaffè haͤtte eine so
                              gluͤkliche Fahrt von New-York nach Havre, daß es dieselbe in 16 Tagen
                              vollendete. So schnell ist seit 7 Jahren (so lang zwischen New-York und Havre
                              Dampfbothe laufen) noch keines gekommen. Da von New-York nach Havre in
                              gerader Linie 1075 Leagues (ein League = 3 engl. Meilen) sind, so legte dieses
                              Dampfboth taͤglich 67 Leagues (201 engl. oder 50 deutsche Meilen)
                              zuruͤk. Manchen Tag war die Geschwindigkeit uͤber 100 Leagues! Galignani. N. 4605. (Das neue Dampfboth, the President, fuͤhr von New-York nach
                              Providence bei einem starken Gegenwinde in 14 Stunden! Es legte 18 Meilen in Einer Stunde zuruͤk. Galign. 4606.)
                           
                        
                           Neueste Versuche mit dem Novelty
                              des Hrn. Ericsson auf der Eisenbahn zu Liverpool.
                           Das Mechan. Magaz. N. 333. 26. Decbr. 1829. S. 314.
                              theilt folgende Notizen uͤber die neuesten Fahrten des Novelty (des Dampfwagens des Hrn. Ericsson)
                              mit.
                           Nachdem der Dampfwagen des Hrn. Ericsson, the Novelty, in der Fabrik der HHrn. Fawcett und Comp. gehoͤrig ausgebessert wurde,
                              erschien er den 17. December wieder auf der Eisenbahn und lief
                                 den ganzen Tag uͤber ohne irgend einen Zufall. Er fuhr bald mit,
                              bald ohne Passagiere, und bald mit einer Schnelligkeit von 25, bald von 32 engl.
                              Meilen in Einer Stunde. In mehreren Fahrten fuhr er sogar mit einer Schnelligkeit
                              von 40 engl. Meilen (10 bayer. Postmeilen) in Einer
                                 Stunde. Die Hauptgefuͤge, die Kurbeln, die excentrischen Scheiben,
                              die Achsen wurden den ganzen Tag uͤber nicht geschmiert. Man kann sich nichts
                              sanfteres denken, als die Bewegung dieses Wagens. Der Dampf wurde mit der groͤßten
                              Leichtigkeit und mit dem kleinsten Aufwande von Brennmaterial immer in
                              gehoͤriger Kraft erhalten. Die Actien auf diese Eisenbahn, die bereits bis
                              auf 80 p. C. Praͤmium gestiegen sind, werden nach diesen Versuchen noch mehr
                              steigen. Auch der Rocket hat Wunder gethan in Bezug auf
                              Schnelligkeit.
                           Am 21. Decbr. wurden Versuche mit der Novelty in Hinsicht
                              auf Kraft angestellt. Sie fuhr mit einer zehn Mal groͤßeren Last als ihre
                              eigene Schwere, zwoͤlf englische Meilen (3 bayer.
                              Postmeilen) in Einer Stunde.
                           
                        
                           Wichtige Versuche uͤber die Reibung an
                              Wagenraͤdern.
                           Nach dem Mechan. Mag. a. a. O. haben die HHrn. Mechaniker 
                                 Hartley und Rastrick auf
                              der Eisenbahn zu Liverpool Versuche angestellt, um 1) zu sehen, welche Patentachsen
                              und Raͤder fuͤr Eisenbahnen die besten sind. 2) den wirklichen Grund
                              der Reibung eines jeden zu bestimmen, oder uͤberhaupt das Verhaͤltniß
                              der Kraft zur Last.
                           Diese Herren werden ihre Resultate selbst bekannt machen. Bisher verlautet nur so
                              viel.
                           1) Daß eine Verminderung des Verhaͤltnisses des Lagers der Achsen an
                              Eisenbahnwagen zu dem Umfange der Raͤder eine bedeutende Verminderung der
                              Reibung veranlaßt.
                           2) Daß, wenn bei beladenen Wagen der lagernde Theil der Achse 1 1/2 Zoll ist und der
                              Durchmesser des Rades ungefaͤhr 5 Fuß, die Reibung weniger als 6 Pfd. auf die
                              Tonne betraͤgt, das heißt nur wie 1 : 400 ist.
                           3) Daß, wenn auch Reibungswalzen an den Wagen in gewisser Hinsicht nuͤzlich
                              sind, die neueste Verbesserung, Verkleinerung des Durchmessers der Achse, doch immer
                              weit vorteilhafter ist.
                           Hiernach scheint bei den fruͤheren Berechnungen der Kraft des Novelty, Rocket etc. ein Fehler begangen worden zu seyn,
                              in dem man bei denselben die Reibung als 12 Pfd. auf die Tonne annahm, oder 1 : 200.
                              Hieraus ergibt sich ferner, daß Dampfwagen immer nur auf Eisenbahnen mit dem besten
                              Erfolge laufen koͤnnen. Die Reibung ist hier wie 1 : 400, waͤhrend sie
                              auf den besten ebenen Straßen im Sommer nur wie 1 : 20, im Winter oder in der
                              Haͤlfte des Jahres wie 1 : 10 ist. Auf gewoͤhnlichen ebenen Straßen
                              kann ein Dampfwagen nur als Zugwagen vor schweren Lastwagen, wo keine besondere Eile
                              nothwendig ist, mit Vortheil verwendet werden.
                           
                        
                           Kraftsprung eines Pferdes.
                           Hr. Homfray, Eigenthuͤmer des
                              Veterinaͤr-Institutes in Kinnersten-Street, wettete, mit einem,
                              Pferde uͤber eine Barrière von 2 Fuß Hoͤhe so zu springen, daß
                              die Hinterfuͤße des Pferdes vor den Vorderfuͤßen auf die Erde kommen.
                              Man wettete 20 gegen 1, daß dieß nicht moͤglich ist. Bei dem zweiten Sprunge
                              gewann er die Wette. (Observer. Galignani 4596.).
                           
                        
                           Ueber Dixon's Pendel, als Kraft
                              angewendet,
                           bemerkt ein Leser im Mech. Mag. N.
                              333. S. 320., daß diese Vorrichtung bereits in einem im J. 1635. herausgegebenen
                              Werke beschrieben und abgebildet wurde. Er gibt aber weder den Verfasser noch den
                              Titel des Werkes an.
                           
                        
                           Neue Vorrichtung, aus jeder geradelinigen Bewegung auf und
                              nieder oder vor- und ruͤkwaͤrts eine Kurbelbewegung zu
                              erhalten, und umgekehrt.
                           Ein ungenannter franzoͤsischer Mechaniker bietet im Recueil industriel N. 33. diese neue Erfindung, die vorzuͤglich
                              fuͤr Besizer von Dampfmaschinen wichtig ist, zum Kaufe an. Nach der
                              Ankuͤndigung soll man dadurch sehr viel an Zeit, Kraft und Raum gewinnen.
                              Kauflustige haben sich an den Directeur du Recueil
                                 industriel, rue
                              Godot-de-Mauroy, N. 2., Paris, zu
                              wenden.
                           
                        
                           
                           Ueber die neueren Dampfmaschinen mit Geblaͤse
                           der HHrn. Braithwaite und Ericsson bemerkt Hr. Hebert im
                              Mech. Mag. N. 332., 49. Dec., S. 292., daß diese
                              Maschinen vorzuͤglich dadurch gefaͤhrlich werden, daß sie die Kessel
                              an jener Stelle, an welcher das Geblaͤse die Flammen an dieselben anschlagen
                              macht, anbrennen.
                           
                        
                           Ueber die artesischen Brunnen in Frankreich
                           gibt auch das Journal de Pharmacie,
                                 December-Heft 1829. S. 622. Nachricht, und zwar uͤber jene,
                              die an der Gare von St. Ouen in einer Tiefe von 150 und
                              200 Fuß gebohrt wurden. Man traf hier zwar nicht auf Quellen von Trinkwasser, aber
                              auf sehr merkwuͤrdige Mineralwasser, deren treffliche Analyse Hr. Henry
                              fils gegeben hat.
                           Daß es in bedeutender Tiefe, und selbst in Gegenden, die auf Kreidenfloͤzen
                              liegen, Wasserspiegel gibt, und daß das Wasser aus einer Tiefe von 150 bis 200 Fuß,
                              wenn man in diese Tiefe Roͤhren einsenkt, einige Fuß hoch uͤber das
                              Mundloch aus dieser Roͤhre emporquillt, ist eine durch so viele in
                              Frankreich, England und Nord-Amerika gebohrte artesische Brunnen erwiesene
                              Thatsache. Die Industrie und die Landwirtschaft mancher Gegenden in diesen
                              Laͤndern haben dadurch unendlich gewonnen, und das Springbrunnenbohren (denn
                              die sogenannten artesischen Brunnen sind eigentlich Springbrunnen) wird in diesen Laͤndern immer
                              allgemeiner.
                           Man fand unter den tiefsten Gyps- und Muschelkalklagern und selbst im
                              Chloritsande die herrlichsten Springquellen, und kam bei diesen Bohrversuchen
                              zufaͤllig noch auf andere unerwartete Resultate, z.B., daß die Bohrstange,
                              waͤhrend sie durch Thon-, Kalk-, Gyps- und
                              Sandstein-Lager bohrte, in hohem Grade magnetisch wurde.
                           Es waͤre der Muͤhe werth, daß man aͤhnliche Bohrversuche in
                              wasserarmen Gegenden, z.B. in der oberen Pfalz in Bayern, in Wuͤrtemberg auf
                              der rauhen Alp etc. anstellte. Man duͤrfte sich jedoch nicht abschreken
                              lassen, wenn man bei den ersten 50 Fuß keinen Wasserspiegel trifft: wir sehen, daß
                              man an der Gare d'Ouen Geduld genug haͤtte, um
                              150 bis 200 Fuß tief zu bohren. Einzelnen Privaten wollten wir es nie rathen, solche
                              Versuche zu wagen, außer in Gegenden, wo man des Erfolges vollkommen gewiß ist, wie
                              uͤberall in den flachen Gegenden an der Isar, am Lech, am Inn; in den
                              wasserarmen Gegenden, wie die oben angefuͤhrten, sollten solche Versuche, wie
                              in England und N. Amerika, auf Subscription unternommen werden, so daß einzelne
                              Individuen nur ein paar Gulden des Jahres dazu beitragen. Es gilt bei solchen
                              Versuchen, wie bei vielen anderen, das alte Sprichwort: „es kommt nur auf
                                 den ersten Schritt an;“ wenn unter mehreren mißlungenen Versuchen nur
                              Einer gelingt, so kann dieser fuͤr eine Menge anderer als Norm dienen, und
                              das Gelingen derselben sichern.
                           Es wird indessen, wie es scheint, noch mancher Tropfen die Donau hinabfließen, bis
                              ein gluͤklicher Zufall in irgend einer Gegend eine gehoͤrige Anzahl
                              unternehmender Maͤnner, die eine Ausgabe von einigen Gulden des Jahres zum
                              Besten ihrer Gegend nicht scheuen, zusammenfuͤhrt, und bis dieses seltene
                              Haͤuflein einen geschikten Bohrmeister findet, der die Blechroͤhren
                              auf der Bohrsonde einzuziehen versteht. Wir haben mit einigen Maͤnnern, denen
                              wir mehr Kenntnisse und Erfahrung, als uns selbst, in dieser Sache zutrauten,
                              gesprochen, und sie laͤugneten geradezu die Moͤglichkeit, 200 Fuß tief
                              zu bohren, und in dieser Tiefe Roͤhren einzuziehen. Wo man Thatsachen,
                              wiederholte Thatsachen, fuͤr Unmoͤglichkeiten erklaͤrt; wie ist
                              da zu helfen?
                           
                        
                           Wie jezt in England gebaut wird.
                           Die Londoner Mauth-Administration und der Baumeister Hr. Peto (ein furchtbarer Name!) fuͤhren jezt einen sonderbaren Proceß
                              vor dem Hofgerichte, wovon ein Theil im Spectator und
                              Galignani N. 4593. nachgelesen werden kann. Hr. Peto schloß einen Contract ab, das neue
                              Hauptmauth-Gebaͤude (Coustom-House)
                              um 165,000 Pfd. Sterl. (1,980,000 fl.) zu bauen. Als das Gebaͤude fertig war,
                              kostete es aber 371,835 Pfd. (4,462,020 fl.). Man zahlte ihm gutwillig 313,773 Pfd.
                              Nachdem dieß bezahlt war, fiel ein Theil des neu gebauten Mauthgebaͤudes ein. Man
                              klagte, und die Advocaten der Krone und die Richter riechen zu einem Vergleiche!
                           
                        
                           Ueber das Brennen des Gypses, um der Paste desselben eine
                              groͤßere Haͤrte zu verschaffen.
                           Hr. Payen hat gefunden, daß, wenn man den Gyps beim
                              Brennen einer hoͤheren Temperatur aussezt, z.B. einer Hize von 105°,
                              man eine weit haͤrtere Paste bekommt, als wenn man denselben bei der
                              gewoͤhnlichen Temperatur brennt. Er fand indessen, daß eine Temperatur von 70
                              bis 80° schon hinreicht, wenn der Gyps in feines Gypsmehl zermahlen wurde,
                              daß aber, bei ganzen Stuͤken, obige Temperatur immer besser seyn wird. (Journal de Pharm., Dec. 1829,
                              S. 654.)
                           
                        
                           Die franzoͤsische oder deutsche Art, Moͤrtel zu
                              bereiten, ist in England ganz unbekannt.
                           Ein Ungenannter lehrt im Mecha. Mag. N. 333. S. 320., wie
                              man in Frankreich (und auch in Deutschland, das Verfahren ist beinahe dasselbe)
                              Moͤrtel bereitet, und schließt mit den Worten: „dieses Verfahren
                                 ist weit zwekmaͤßiger und reinlicher, als das schmuzige Durchsieben des
                                 ungeloͤschten Kalkes mitten in den Straßen durch ein grobes Sieb, so daß
                                 Alles in der Nachbarschaft umher mit weißem Staube bedekt wird, und die Arbeiter
                                 wie die Voruͤbergehenden dadurch in Gefahr gesezt werden, zu
                                 erblinden.“
                              
                           
                        
                           Neuer Apparat zum Schlaͤmmen des Thones. Von Hrn. George.
                           Ein Hr. Ant. George erbietet sich, allen
                              Steingutfabrikanten, Toͤpfern, Ziegelschlaͤgern eine neue Vorrichtung
                              zum Schlaͤmmen des Thones mitzutheilen, wodurch sie 14/15 an Zeit gewinnen.
                              Man wendet sich, wenn man diesen Apparat zu benuͤzen wuͤnscht, an den
                              „Directeur du recueil industriel, Paris,
                                    rue Gaudot-de-Mauroy. N. 2.“
                              
                           
                        
                           Festungsbau zu Quebec.
                           Der Festungsbau zu Quebec in Canada schreitet rasch vorwaͤrts. Man hat in zwei
                              Jahren Wunder gebaut. Das Hauptwerk (the Diamond) liegt
                              auf einem hohen senkrechten Felsen am Strome. Es schien unmoͤglich Steine auf
                              diesen Fels hinauf zu bringen. Eine kleine Eisenbahn von 340 Fuß wurde unter einem
                              Winkel von 45° an diesem Felsen angelegt, am untern Ende derselben eine
                              Dampfmaschine hingestellt, und diese Maschine foͤrdert Karren mit 25 Ztr.
                              Steinen beladen diese 540 Fuß in 2 1/2 Minute hinauf. Jede Stunde gehen 8 solche
                              Ladungen hinauf und die Karren kommen wieder leer zuruͤk. (Courier Galignani. N. 4549.)
                           
                        
                           Leder wasserdicht zu machen.
                           Der Recueil industriel gibt N. 34., ohne Angabe der Quelle (die er so oft vergißt) folgendes Recept, Leder
                              wasserdicht zu machen, welches mit dem Patente des Baron Wetterstedt (Polyt. Journ. Bd. XXXIV. S. 141.) große Aehnlichkeit hat.
                              In einem Gefaͤße, das 35–40 Gallons faßt (ein Gallon ist 4 1/2 Pariser
                              Pintes und haͤlt 10 Pfd. destillirtes Wasser), loͤst man 10 Pfd.
                              klein, zu Stuͤken von einem halben Quentchen zerschnittenen Kautschuk in 20
                              Gallons Terpenthingeist auf, und stellt dieses Gefaͤß in einen mit Wasser
                              gefuͤllten Kessel, der als Wasserbad dient. Auf eine aͤhnliche Weise
                              loͤset man in einem anderen Gefaͤße 150 Pfd. gemeines Wachs, 20 Pfd.
                              burgundisches Pech, und 10 Pfd. Weihrauch in 100 Gallons Terpenthingeist auf. Beide
                              Aufloͤsungen werden unter einander gemischt, und nachdem man sie erkalten
                              ließ, sezt man denselben 10 Pfd. des besten Copalfirnisses zu. Die ganze Masse kommt
                              hierauf in einen großen Behaͤlter, in welchem man sie mit 100 Gallons
                              Kalkwasser anruͤhrt, wovon man aber nur 5 Gallons auf Ein Mal unter
                              bestaͤndigem Umruͤhren zusezt, und damit 7–8 Stunden lang
                              fortfaͤhrt. So oft man etwas davon aus dem Behaͤlter herausnimmt, um
                              es in Flaschen oder Faͤsser zu fuͤllen, muß es neuerdings stark
                              aufgeruͤhrt werden. Um die Mischung schwarz zu
                              faͤrben, sezt man ihr 20 Pfd. Kienruß zu, der mit 20 Gallons Terpenthingeist
                              abgeruͤhrt wird, welche von obigen 100 Gallons Terpenthingeist abgezogen
                              werden. Dieser Kienruß muß vor dem Kalkwasser zugesezt werden. Die Mischung wird
                              dann mittelst einer Buͤrste auf das Leder aufgetragen und in dasselbe
                              eingerieben, wie man es mit den gewoͤhnlichen Wichsen zu thun pflegt, wodurch
                              das Leder vom Wasser undurchdringlich und zugleich weich und nachgiebig wird.
                           
                        
                           Meisterstuͤke englischer Messerschmide zu
                              Sheffields.
                           Sir Richard Phillipps erzaͤhlt in seiner lezten
                              Reise, daß er zu Sheffields bei den HHrn. Rodgers folgende Arbeiten gesehen hat: – ein
                              Messer mit 200 Klingen, eine schoͤner als die andere. Es kostete nur 200
                              Guineas. Der Koͤnig von England besizt ein solches Messer. – Ein
                              Messer mit 75 Klingen, wovon man jede zu besonderem Zweke verwenden kann. Dieses
                              Messer ist nicht laͤnger als 4 Zoll, 1 1/2 Zoll breit und 3 Zoll dik. Es gilt
                              50 Guineas. – Ein Miniaturmesser mit 75 Artikeln, das nur sieben Dwts (zwei
                              Quentchen 48 Gran) schwer ist. Es kostet 50 Guineas. – 25 Duzend Scheren in
                              einem Federkiele. – Ich fand, sagt Hr. Richard,
                              daß die Vortrefflichkeit der Stahlarbeiten zu Sheffield vorzuͤglich auf der
                              zwekmaͤßigen Vertheilung der Arbeiten beruht. Ich sah Transchir- und
                              Barbier-Messer in wenigen Minuten aus einer Stahlstange verfertigen. (British Traveller. Galignani Messeng. N. 4602.)
                           
                        
                           Bier aus Runkelruͤben.
                           Ein Hr. Homo empfiehlt im Mech.
                                 Mag. N. 332., 19. Dec., S. 293., Runkelruͤben zum Bierbrauen Statt
                              des Malzes, und hofft auf diese Weise der Malzsteuer zu entgehen, die in England
                              nicht weniger als 175 p. C. betraͤgt. Sein Verfahren ist folgendes. Die
                              Runkelruͤben werden gewaschen, quer entzwek geschnitten, in einen Kessel
                              gethan und in demselben, beschwert mit einem Gewichte, ungefaͤhr anderthalb
                              Stunden lang gesotten, dann herausgenommen und ausgepreßt. Der Absud und der
                              ausgepreßte Saft wird zusammengemischt und zur beliebigen Staͤrke
                              eingesotten. Diesem Einsude wird die gehoͤrige Menge Hopfens beigesezt, und
                              dieser eine Stunde lang damit gekocht. Diese Abkochung kuͤhlt man so schnell
                              als moͤglich ab und sezt derselben die gehoͤrige Menge Hefen zu. Er
                              nahm 150 Pfd. Runkelruͤben und kochte den erhaltenen Saft bis auf 28 Pfd.
                              Zukerstoff in 36 Gallons (360 Pfd. ungefaͤhr) nach Saddington's Saccharometer.Dieses Saccharometer ist im IX. Bd. S. 361. des Mech.
                                       Mag. beschrieben. A. d. O. Ein Pfund Hopfen wurde eine Nacht uͤber mit obiger
                              Fluͤssigkeit angebruͤht, und dann nach obiger Vorschrift gekocht. Die
                              Abkochung wurde so schnell als moͤglich auf 70° F. abgekuͤhlt,
                              Ein Pfd. gute Hefen zugesezt und 24 Stunden lang in Gaͤhrung gelassen. Die
                              durch die Gaͤhrung erzeugten neuen Hefen wurden nach 12 Stunden, und dann von
                              6 zu 6 Stunden, abgenommen, eine Hand voll Hopfen in das Faß gethan und zugespundet.
                              Auf diese Weise versichert er 16 Gallons (160 Pfd.) gutes, starkes Ale (Bier wie Weizenbier) erhalten zu haben, wovon ihm
                              der Gallon (3,264 Wiener Maß) auf 5 Pence (ungefaͤhr 16 kr.) zu stehen kam.
                              Der Ruͤkstand ist gutes Schweinfutter. (Schwerlich wird ein Bayer ein solches
                              Weißbier trinken koͤnnen.)
                           
                        
                           Schlechtes, der Gesundheit gefaͤhrliches, Kochsalz in
                              Frankreich.
                           Hr. Commesny, Apotheker zu Reims, sandte Hrn. Planche einen Aufsaz uͤber ein unreines, der
                              Gesundheit sehr gefaͤhrliches, Kochsalz, welches in mehreren Gemeinden des
                              Marne-Departement vorkommt. Die Akademie hat schon oͤfters Notizen
                              hieruͤber erhalten. Hr. Mercier hat mehr als 400
                              Personen gesehen, welche in Folge dieses Salzes geschwollenes Gesicht, Kopfschmerz,
                              brennenden Durst, Entzuͤndung der Mandeln, unaushaltbare Schmerzen im Magen
                              und in den Gedaͤrmen mit blutigem Stuhlgange etc. bekamen. Hr. Commesny fand in diesem Salze
                              Pottasche-Bromuͤr und Jod. Hr. Boullay
                              bestaͤtigte, daß das Salz von Guérande in der Bretagne, welches nach
                              Veilchen riecht, so wie das Seesalz aus mehreren anderen Lagunen, Jod enthaͤlt. Hr. Laugier bestaͤtigte dieß gleichfalls, und
                              bemerkte, daß auch Brom in geringerer Menge darin vorkommt. Das rosenrothe und
                              violette Steinsalz von Vic erhaͤlt seine Faͤrbung, nach den HHrn. Planche und Caventou, nur von
                              Eisenoxyd, und lezterer fand auch Glaubersalz in dem gemeinen Kochsalze. –
                              Man sieht hieraus, wie nothwendig es ist, daß Chemiker, und nicht Schreiber, die in
                              ihrem Leben nichts von Chemie gelernt haben, den Salzsiedereien vorstehen. (Journ. d. Pharm. Octobre. S. 534. Vergl. auch Polyt. Journal
                              Bd. XXXIV. S. 396.)
                           
                        
                           Analyse der Galle.
                           Hr. Prof. Braconnot beschreibt in den Annales de Chimie, Octbr. S. 171–185. die von ihm
                              unternommene Analyse der Ochsengalle. Sie ist, nach ihm, gegen Fourcroy, Thenard und Berzelius, eine wahre
                              Seife, wie schon die Alten behaupteten, und der Hauptbestandtheil der Galle, das
                              sogenannte Picromel, besteht nach ihm, 1) aus einem
                              eigenen saueren Harze, welches den groͤßten Theil derselben ausmacht; 2) aus
                              Margarsaͤure; 3) aus Oehlsaͤure; 4) aus einem thierischen Stoffe; 5)
                              aus einem sehr bitteren, seiner Natur nach alkalischen, Stoffe; 6) aus einem
                              farbelosen zukerhaltigen Stoffe, welcher durch Schwefelsaͤure purpur, violett
                              und blau wird; 7) endlich aus einem Faͤrbestoffe.
                           
                        
                           Ueber Aufbewahrung der Pflanzensaͤfte
                           findet sich im Journal de Pharmacie,
                                 December-Heft 1829, S. 632. ein langer Aufsaz des Hrn. Gay, in welchem die Brauchbarkeit des bisherigen
                              Verfahrens zur besseren Aufbewahrung der Pflanzensafte (das wir im Polyt. Journale a. m. O. angegeben haben),
                              naͤmlich sie in einem siedend heißen Wasserbade zu kochen, und dann die
                              herausgenommenen Flaschen hermetisch zu schließen, bestaͤtigt wird.
                           
                        
                           Die groͤßten und besten bisher bekannten Linsen zu
                              einem Teleskope.
                           Die franzoͤsische Regierung besaß seit einiger Zeit zwei der groͤßten
                              und schoͤnsten Linsen zu einem Teleskope, die die weite Welt aufzuweisen hat:
                              es sollte endlich einmal auch in Frankreich ein kraftvolles astronomisches
                              Instrument auf die Welt kommen. Allein, so gewaltig wirkt die Kraft des Goldes, daß
                              ein einzelner Mann „aus dem Lande des
                                    Kraͤmer-Volkes“ die Vatersorge der Minister
                              des Unterrichtes und des Inneren in dem heutigen Frankreich dahin galvanisiren
                              koͤnnte, daß dieses fuͤr die Ehre Frankreichs und das allgemeine Wohl
                              der Wissenschaften in diesem großen Koͤnigreiche bestimmte Teleskop nur das
                              Cabinet eines englischen Physikers in der Naͤhe von Kensington zieren wird.
                              Ehre den Ministern des heutigen Frankreichs! Sie fordern die Wissenschaften und das
                              Wohl ihres Landes ganz himmlisch. (Atlas. Galignani
                              4596.)
                           
                        
                           Explosion durch Unvorsichtigkeit bei Gasbeleuchtung.
                           In dem Gewoͤlbe eines Liqueurhaͤndlers zu Glasgow, welches mit
                              Leuchtgas erleuchtet wird, mußten die Roͤhren ausgebessert werden. Die
                              Hauptroͤhre stand nur eine Minute lang waͤhrend der Arbeit offen, ehe
                              die Nebenroͤhren wieder eingesenkt werden konnten. Ungluͤklicher Weise
                              stand aber auch, aus Versehen, ein Licht an einem Fenster. In dieser Minute
                              entwikelte sich so viel brennbare Luft aus der Hauptroͤhre, daß das ganze
                              Gewoͤlbe mit Knallluft gefuͤllt wurde, die sich am Lichte
                              entzuͤndete und eine solche Explosion herbeifuͤhrte, daß das Haus in
                              seiner Grundfeste dadurch erschuͤttert wurde, alle Fenster und Thuͤren
                              zerschmettert wurden und die Wand einen maͤchtigen Riß bekam. Von vier
                              Personen, die eben im Gewoͤlbe waren, wurden drei schwer beschaͤdigt.
                              (Glasgow Chronicle. Galignani N. 4596.)
                           
                        
                           Verbesserung an den Raketen zum Schlagen des
                              Federballes.
                           Das Federballspiel ist eine gymnastische Uebung, die man den Vaͤtern und
                              Erziehern nicht genug fuͤr ihre Kinder empfehlen kann. Im suͤdlichen
                              Deutschland ist dieses
                              Spiel zu wenig bekannt. Man bekommt in manchen Staͤdten desselben nicht
                              einmal die Werkzeuge dazu, und wenn man sie hier und da in Haupt- und
                              Residenz-Staͤdten findet, so sind sie auch daselbst noch so plump
                              gemacht, daß der Arm eines Erwachsenen, viel weniger der eines Kindes, schnell in
                              dem Spiele mit denselben ermuͤden muß. Man kaufte neulich ein Paar solcher
                              Rakete in einer Hauptstadt um 1 fl. 30 kr., an welchen der gebogene Reif nicht
                              weniger als Einen Zoll breit ist! Die Nachtheile hiervon sind offenbar.
                           Gute und zwekmaͤßige Raketen muͤssen einen so leichten und elastischen
                              Bogen haben, als moͤglich. Dazu dient nun ein leichter Streifen Fischbein,
                              nur von hoͤchstens vier Linien Breite und 1 1/2 Linien Dike, in welchem die
                              Loͤcher, durch welche die Saiten gezogen werden, durchgebrannt wurden. Reife
                              aus gespaltenen, duͤnnen, sogenannten spanischen Roͤhrchen, wie man
                              sie zu den gemeinsten Regen schirmen hat, dienen gleichfalls. Am besten sind jedoch
                              schmale, nur zwei Linien breite Stahlfedern, an welchen die Kanten der
                              durchgeschlagenen Loͤcher jedoch abgefeilt oder zugerundet seyn
                              muͤssen. Solche Bogen an Raketen geben einen ungemeinen Effekt, und man
                              koͤnnte sie um obigen Preis liefern, und dabei noch reich werden.
                           Gelegentlich wollen wir noch bemerken, daß der Federball ungemein verbessert wird,
                              wenn man an seinem unteren Ende, mit welchem er auf die Saiten auffallt, ein kleines
                              Kaͤppchen, oder selbst nur eine kleine Scheibe, von Kautschuk (Gummi elasticum) anbringt.
                           
                        
                           Brand eines Baumwollenlagers.
                           Zu Glasgow brannte das Baumwollenlager des Hrn. Donaldson
                              ab, auf welchem um mehr als 50,000 Pfd. Sterling (um mehr als 600,000 st.) Baumwolle
                              aufgespeichert lag. Das Feuer war schreklich, und die ganze Stadt in Gefahr. Zu
                              Paisley, einem Fabrikstaͤdtchen einige Stunden von Glasgow, ward es so hell
                              des Nachts von diesem Brande, daß man glaubte, es brenne daselbst auch. Man weiß
                              nicht, wie das Feuer entstand, und vermuthet bloß, es sey durch einen Funken aus der
                              Tabakspfeife eines Arbeiters entstanden (wahrscheinlicher durch
                              Selbstentzuͤndung). (Glasgow Chronicle. Galignani
                              4594.)
                           
                        
                           Baumwollenmarkt zu Liverpool.
                           In den lezten beiden Monaten wurde zu Liverpool fuͤr 1,200,000 Pfd. Sterl.
                              rohe Baumwolle gekauft, und der Preis stieg um 12 p. C. Das Mißrathen der
                              Baumwollenernte in N. Amerika, der Baumwollenbrand zu Glasgow, wird die Preise noch
                              hoͤher treiben. (Globe. Galignani 4589.)
                           
                        
                           Ueber den Baumwollenbau im suͤdlichen
                              Maratten-Lande
                           theilt Hr. Dr. Turnbull Christie
                              vorzuͤglich nach den Bemerkungen des Hrn. J. R. Stevenson zu Darwar, folgende Bemerkungen mit. Die Baumwollenpflanze wird
                              nur im schwarzen Regur-Lande gebaut. Der Boden wird nie geduͤngt, es
                              wird aber nur alle drei Jahre Baumwolle auf dasselbe Feld gebaut: in den beiden
                              Zwischenjahren saͤet man Sorgh (Holcus
                              Sorghum. L. Sorghum
                              vulgare) auf dasselbe, welcher in dem ersten Jahre nach
                              der Baumwollenernte außerordentlich uͤppig gedeiht. Der Baumwollensaame wird
                              mittelst eines Drillpfluges Ende Augusts oder Anfangs Septembers zehn bis
                              zwoͤlf Zoll weit aus einander gelegt: die Saatzeit haͤngt von dem Ende
                              der Regenzeit ab, das in verschiedenen Gegenden verschieden, in den
                              oͤstlichsten am spaͤtesten, ist. In acht Tagen ist der Saame
                              aufgegangen und ungefaͤhr im November, wo das Gaͤten beginnt, die
                              Pflanze bereits fuͤnf bis sechs Zoll hoch. Das Instrument zum Gaͤten
                              ist eine doppelte Haue, deren Blaͤtter drei bis vier Zoll weit von einander
                              stehen und die von Ochsen gezogen wird: sie wird mittelst einer Sterze geleitet. Die
                              beiden Blaͤtter sind etwas nach einwaͤrts gekehrt und zerschneiden das
                              Unkraut, waͤhrend sie die Erde an die Wurzeln der Baumwollenpflanze werfen.
                              (Dieser Gaͤtepflug heißt im Indischen Yedi,
                              was dem deutschen Gaͤten oder Jaͤten ziemlich nahe kommt.) Man gaͤtet
                              alle acht bis zehn Tage, und zuweilen noch oͤfter. Die Baumwolle muß bis
                              Anfangs Januar zum Ernten reif seyn. Die erste Ernte ist nicht die beste; die
                              reichlichste ist die zweite und dritte, und die Ernte dauert so lang, als die Pflanze tragt, was bis
                              Ende Maͤrzes hinausreicht. Die Arbeiter, die die Baumwolle einsammeln, werden
                              in natura bezahlt: von der ersten Ernte erhalten sie ein
                              Viertel; von der zweiten ein Sechstel oder Achtel, und von den uͤbrigen ein
                              Viertel oder Fuͤnftel. Wenn die Zeit zum Umpfluͤgen herbeigekommen ist,
                              werden die Staͤngel ausgezogen und als Brennmaterial oder zum Korbflechten
                              gebraucht.
                           Die Baumwolle kommt nach Hause zum Landwirthe, der sie baut, wird daselbst in die
                              Sonne gelegt und mit Stangen gedroschen, damit die Huͤlsen abfallen. Hierauf
                              wird die Baumwolle von den Saamen gereinigt, entweder mittelst der sogenannten Ein-Muͤhle (die aus zwei kleinen
                              hoͤlzernen Walzen besteht, durch welche die Baumwolle durchgezogen wird, so
                              daß der Saame zuruͤkbleibt; sie ist der amerikanischen Ein-Muͤhle aͤhnlich, nur daß sie mit der Hand
                              getrieben wird), oder mittelst einer kleinen eisernen Walze, die eine Weibsperson
                              mit ihren Zehen auf einem glatten Steine rollt, waͤhrend sie mit den
                              Haͤnden die Baumwolle nachgibt. Die Saamen dienen theils zur
                              Fuͤtterung der Hausthiere, theils wird der Arbeiter mit denselben bezahlt.
                              Die Baumwolle wird keiner weiteren Reinigung unterworfen, und so, wie sie ist, zu
                              Markte gebracht.
                           Die sogenannte Bourbon-Baumwolle wird hier nicht gebaut, sie nimmt, wie man
                              sagt, zu viel Raum weg, gibt nicht so viel Ertrag, und vertraͤgt die Hize
                              nicht an ihren Wurzeln, wenn die Erde im Maͤrz und April aufspringt, sie
                              muͤßte begossen werden. Indessen meint Hr. Dr.
                                 Turnbull doch, daß sie hier und da, wenn auch nicht auf Regur-Boden,
                              gebaut werden koͤnnte, z.B. westlich von Darwar. Diese
                              Bourbon-Baumwolle ist ausdauernd, nicht einjaͤhrig, und wuͤrde,
                              obschon sie erst im dritten Jahre traͤgt, erlauben, daß man zwischen ihre
                              Reihen in den beiden ersten Jahren, wo sie noch klein ist, andere Pflanzen baut. Sie
                              braucht, nach Dr. Turnbull's Erfahrungen in seinem
                              Garten, kein Begießen, und ihre Baumwolle ist weit besser.
                           Die Baumwolle um Darwar ist gut, aber selten gehoͤrig gereinigt; sie
                              wuͤrde mehr Gewinn geben, wenn sie gut gereinigt waͤre. Ein
                              sogenannter Sandy derselben, von 500 Pfund, gilt zu
                              Darwar 62 Rupien. Paktuch und Paken kommt auf 10 Rupien, und die Fracht bis zum
                              naͤchsten Hafen, bis nach Sedaschegur, auch 10 Rupien; so daß demnach 500
                              Pfund Baumwolle auf 82 Rupien kommen. Wenn wir die Rupie zu 1 Shilling 10 Pence (1
                              fl. 6 kr.) rechnen, so kommt diese Baumwolle, zu Sedaschegur auf das Schiff geladen,
                              das Pfund auf 3 1/2 Pence (10 1/2 kr.). Zu Sedaschegur ist kein Ausfuhrzoll. Gin
                              großer Theil dieser Wolle wird von Parsischen (Parsee) Kaufleuten uͤber
                              Comtah nach Bombay gebracht, wohin es aber zu Land und zur See weiter ist: die Nahe
                              des Pfefferlandes scheint allein diese Kaufleute nach Comtah zu loken. Einige Wolle
                              geht auch nach Mysore. (Edinburgh New Philosophical
                                 Journal, July.)
                           
                        
                           Neue Dreschmaschine von Hrn. George.
                           Hr. George bietet eine neue Dreschmaschine aus, welche
                              hoͤchst einfach ist und beinahe gar keine Reparatur fordert; die tragbar ist
                              und von Einem Manne mittelst einer Kurbel in Bewegung gesezt werden kann; die nur
                              einen Raum von 15 Fuß Laͤnge und 8 Fuß Breite fordert, wenn sie in
                              Thaͤtigkeit gesezt wird, und selbst nur 8 Fuß lang und 6 Fuß breit ist. Sie
                              drischt mit 8 Flegeln, zerschlaͤgt und verdirbt das Stroh nicht und schwingt
                              zugleich das gedroschene Korn. 2–3 Weiber oder Kinder versehen sie mit dem
                              auszudreschenden Getreide. Sie kostet 900 Franken. Man wendet sich an den Directeur des Recueil industriel, Paris, rue
                                 Gaudot-de-Mauroy, N. 2.
                           
                        
                           Wie Verfall der Industrie den Verfall der Landwirthschaft
                              herbeifuͤhrt.
                           Daß Tausende der fleißigsten Einwohner Englands gegenwaͤrtig durch die
                              verkehrten Huskinsonschen Maßregeln im tiefsten Elende darben; daß taͤglich
                              nach Duzenden in allen Fabrikstaͤdten fleißige Fabrikarbeiter
                              buchstaͤblich verhungern und bis auf die Knochen abgezehrt todt gefunden
                              werden; davon sind jezt alle englischen Zeitungen voll, diejenigen ausgenommen,
                              welche bezahlt sind um zu schweigen. Das Ungluͤk, welches so schwer
                              uͤber das arme England gefallen ist, beschraͤnkt sich aber nicht
                              allein auf diejenigen, welche verhungern und bitter darben muͤssen, auch
                              diejenigen, die sich noch naͤhren koͤnnen, muͤssen sich harten
                              Abbruch thun, wenn sie
                              fortbestehen wollen; sie muͤssen sich nicht bloß Genuͤsse, sondern
                              selbst Beduͤrfnisse versagen; sie koͤnnen nicht mehr vom Markte
                              heimtragen, was sie ehevor auf demselben kauften, und dadurch, durch Mangel an
                              Absaz, sinken die Preise der Erzeugnisse des Landwirthes zu einer solchen Tiefe, daß
                              dieser nicht laͤnger mehr im Stande ist, seine Abgaben zu bezahlen.
                              Kaͤse (ein Hauptnahrungsmittel des Englaͤnders, mit welchem sogar
                              Kranke in Spitaͤlern genaͤhrt werden) sanken jezt von 109 Shill. (65
                              fl. der Ztr.) auf 55 bis 45 Shillings herab. Butter (ein Hauptbeduͤrfniß des
                              Englaͤnders) sank bis auf 75, sogar bis auf 60 Shill. der Ztr., da sie ehevor
                              zu 94 stand. Schinken sanken auf 43 bis 45 Shill. Die Regierung und die Magistrate
                              gefallen sich bei diesen wohlfeilen Preisen, in dem sie die Armee und die
                              Armenhaͤuser leichter versorgen. Die Rentiers finden gleichfalls ihr Behagen
                              an diesem Faͤllen der Preise. Allein der Landmann, der Paͤchter und
                              Guͤterbesizer, der wahre Nerve des Staates, geht dabei zu Grunde: er geht dem
                              Fabrikanten und Kaufmanne mit der Leiche und faͤllt in das Grab derselben, in
                              welches auch die Rentiers bald stuͤrzen werden. Da weder in Gewerben, noch im
                              Handel, noch mit Guͤtern Speculationen zu machen sind, so kauft man
                              Staatspapiere. Diese steigen bei der immer haͤufigeren Nachfrage nicht nur im
                              Preise, sondern verlieren so sehr in Interessen, daß man jezt in jedem Staate damit
                              umgeht, die Zinsen so sehr herabzusezen, daß es beinahe besser ist, man
                              behaͤlt sein Geld im Kasten. (Observer. Galignani
                                 N. 4592.) – So wahr ist es, was der gute alte Beckmann sagte, und was so Wenige glauben, daß Wohlfeilheit der
                              Lebensbeduͤrfnisse in einem Lande, das nicht auffallend schlecht
                              bevoͤlkert ist, wie Ungarn, Polen, Rußland etc, der sicherste Maßstab seines
                              Elendes ist.
                           
                        
                           Gegenwaͤrtiger Zustand der Landwirthe in
                              England.
                           Die Devizes Gazette und das Falmouth Packet (in Galignani Messenger N.
                              4599.), die Bucks Gazette (in Galignani N. 4601.) bemerkt, als Maßstab der Tiefe des Elendes, in welches
                              England gegenwaͤrtig gesunken ist, daß ein Duzend Laͤmmer auf dem
                              Viehmarkte zu Marlborough um 42 Shill. (um 25 fl. 12 kr.) verkauft wurden; daß sechs
                              Jersey-Kuͤhe und Heiser (von den ersteren vier traͤchtig)
                              fuͤr 22 Pfd. Sterl. (um 264 fl.) verkauft wurden, wofuͤr man noch vor
                              zwei Jahren hoͤchstens zwei Kuͤhe kaufen koͤnnte. Die
                              Paͤchter muͤssen jezt gemaͤstetes Vieh wohlfeiler verkaufen,
                              als sie dasselbe mager kaufen, und verlieren am Stuͤke Rind 24 bis 72 fl.; an
                              Schafen 2 fl. 24–5 fl. 36 kr. beim Stuͤke. Dafuͤr hat aber jezt
                              der Treiber des John Bull, bloß fuͤr das Treiben
                              allein, jaͤhrlich 22,000 Pfd. (264,000 fl.). Nur ein so erbaͤrmliches
                              Blatt, als die Times in neueren Zeiten geworden sind,
                              kann dem Elende der armen englischen Paͤchter auch noch Hohn sprechen, wo
                              zwei oder drei Zahlen mehr Wahrheit verkuͤnden, als die groß geformten Times in 12 Columnen Luͤge.
                           
                        
                           Akerbau in Indien.
                           Das Edinburgh New Philosophical Journal,
                              April-July, gibt S. 49. einige Notizen uͤber den Akerbau in Indien,
                              von Dr. Alex. Turnbull
                                 Christie, die sehr sonderbar sind. Der sogenannte Regur- oder Baumwollen-Boden in
                              Indien, welcher verwitterter Trapp zu seyn scheint, bildet die ungeheueren Ebenen
                              von Decan und Kandeisch und
                              eines Theiles von Hydrabad. Er ist von 2–20 Fuß
                              tief, liegt nie einen Augenblik brach, und erhaͤlt nie auch nur eine Spur von
                              Duͤnger. Selbst die Staͤmme der Baumwollenpflanze, die er trug, werden
                              ausgezogen, und als Brennmaterial verbrannt, um den Kuhduͤnger, das
                              Brennmaterial in dieser Gegend, in Glut zu halten. Baumwolle, Sorgh (Holcus
                              Sorghum L.), Weizen und andere Getreidearten werden
                              abwechselnd in demselben gebaut, geben reichliche Ernten, und der Boden, der sie
                              traͤgt, hat dafuͤr, wenigstens seit zwei bis drei Jahrhunderten mit
                              aller Sicherheit, nichts, vielleicht seit zwei bis drei
                              Jahrtausenden nichts erhalten. „Dieß
                                 beweist,“ sagt Dr. Turnbull,
                              „die Mangelhaftigkeit der Ansicht der Landwirthe, die da behaupten,
                                 daß, wenn man dem Boden nicht immer etwas gibt, was dasjenige ersezt, das man
                                 aus ihm gezogen hat, er immer schlechter werden muß. Auf Wechsel im Baue muß
                                 aber sorgfaͤltig gesehen werden.“ Wir wollen die Wahrheit
                              obiger Thatsachen durchaus nicht in Zweifel ziehen, wir wissen, daß auch in Ungarn
                              in manchen Boden der Aker ohne Duͤnger traͤgt, und sogar, wie ein
                              schwaͤbischer Landwirth, der sich daselbst ansiedelte, uns versicherte,
                              zuweilen durch Duͤnger verdorben wird; wir zweifeln aber sehr, daß Dr. Turnbull richtig schließt, wenn er von Indien auf
                              Europa schließt, obschon wir ihm gern zugeben wollen, daß Wechsel halber
                              Duͤnger ist. Hr. Turnbull findet die Ursache der
                              Fruchtbarkeit dieses Bodens, nach Sir Humphrey Davy,Elements of Agricultural Chemistry. p. 160. in seiner großen Faͤhigkeit, Feuchtigkeit aus der Atmosphaͤre
                              einzusaugen. Davy fand, daß die fruchtbarsten Erden in
                              England und Schottland, bei 62° Fahrenh. sehr nasser Luft ausgesezt und
                              getroknet bis auf 212° F., 16 bis 18 Tausendtel Feuchtigkeit einsaugen. Hr.
                              Turnbull fand, daß die Erde aus diesem
                              Regur-Grunde in einigen Wochen 8 p. C. Feuchtigkeit einsaugt, d.h., in
                              feuchter Luft so lang aufbewahrt, um 8 p. C. schwerer wird. Nun ist es aber, wenn es
                              in Indien feucht ist, gewiß acht Mal feuchter, als in Europa, in dem es dort
                              waͤhrend der Regenzeit in einer Woche mehr regnet, als in England (wo es doch
                              viel regnet) in Einem Jahre, so daß uns auch dieser Schluß nicht ganz richtig
                              scheint. Hr. Turnbull brachte Erde aus diesem
                              Regur-Boden nach Europa und ließ sie von einem Hrn. Reid, Lecturer on Chemistry, analysiren. Die
                              S. 50. angegebene Analyse lehrt uns aber so viel als nichts; denn sie sagt bloß, daß
                              diese Erde aus feiner Kieselerde mit etwas Kalk und Thonerde und Eisenoxyd besteht,
                              ohne das Verhaͤltniß) dieser, beinahe in allen tragbaren Erden des Erdballes
                              vorkommenden, Bestandtheile anzugeben. Aus dem Umstande, daß sie vor dem
                              Loͤthrohre sehr leicht in eine schwarze Schlake schmolz, und in einem Tiegel
                              geschmolzen eine Rinde von Eisenoxyd an der Oberflaͤche bildete, scheint
                              allerdings hervorzugehen, daß sie, mehr als gewoͤhnlich, Eisen
                              enthaͤlt; allein, nach diesem Umstande sollte sie ehe mehr unfruchtbar als
                              fruchtbar seyn, um so mehr, als ausdruͤklich bemerkt wird, daß sie nur wenig
                              vegetabilische und animalische Reste enthaͤlt. Ob Salze darin vorkommen und
                              welche, wird gar nicht gesagt: mit einem Worte, die angefuͤhrte Analyse ist
                              schlechter als keine, und es wundert uns, wie Hr. Jameson
                              sie einruͤken koͤnnte, obschon sie nur 9 Zeilen betruͤgt.
                              Waͤhrend der heißen Jahreszeit zerreißt, wie Dr.
                                 Turnbull bemerkt, das Regur-Land nach allen Richtungen in tiefen
                              Spruͤngen; waͤhrend der Regenzeit erscheint es in der Form eines sehr
                              zaͤhen Thones. Eben dieß ist auch in den fruchtbarsten Streken Ungerns der
                              Fall. Fast Alles, was in dieses Land gebaut wird, wird am Ende der Regenzeit gebaut,
                              und erhaͤlt also waͤhrend der ganzen uͤbrigen Zeit seines
                              Wachsthumes nur aͤußerst wenig Regen mehr, oft gar nichts, als den Thau des
                              Himmels.
                           
                        
                           Ueber Industriebedarf des Inlandes und Handel mit dem
                              Auslande.
                           Einer der vielen Irrthuͤmer unserer neuen Staatswirthschaftler, sagt der Herald (Galignani N. 4579)
                              ist unter anderen auch dieser, daß sie dem Handel mit dem Auslande einen viel zu
                              hohen Werth beilegen, und den Hausbedarf des Inlandes an Fabrikaten viel zu gering
                              anschlagen oder gar vernachlaͤssigen. Der gesunde Menschenverstand
                              durchschaut sehr bald das Spinnengewebe von Sophismen, in welches diese gelehrten
                              Herren die einfachste Sache zu verhuͤllen wissen. Wird ein Englaͤnder
                              von gesundem Menschenverstande sagen koͤnnen: „ihr 15 Millionen
                                 meiner lieben Landsleute seyd der Herr Niemand; wir muͤssen zuerst auf
                                 den auslaͤndischen Kaͤufer Ruͤksicht nehmen.“
                              Ist nicht gerade dieser Herr Niemand diejenige Kundschaft, die taͤglich von
                              uns tauft, und kaufen muß, wenn die Geseze weise sind, waͤhrend der
                              Auslaͤnder nur eine Kundschaft ist, die so zu sagen, wie vom Himmel
                              herabgefallen zu unserem Waarenlager kommt? Waͤhrend die Huskinson'sche
                              Schule den fleißigen Bruder-Buͤrger des Inlandes gaͤnzlich
                              vernachlaͤssigt, bringt sie dem Auslaͤnder jedes Opfer. „Hol
                                 der Guckguck, „sagt sie,“ den ganzen Verkehr im Inlande,
                                 wenn nur unser Handel mit dem Auslande so gestellt ist, daß er den
                                 Beduͤrfnissen und den Forderungen der Finanzminister des Auslandes
                                 entspricht.“ Dieser nagelneuen Theorie haben wir bereits unseren
                              Tribut schwer bezahlt. Wir haben dem Auslande gesagt: wir legen uns euch zu
                                 Fuͤßen; Wir wollen mit euch auf die nachtheiligste Weise fuͤr uns,
                                 und auf die vorteilhafteste fuͤr euch fortan Handel treiben.“
                              Und was war das Resultat dieser Unterthaͤnigkeit? Auch nicht eine einzige
                              Kundsch fuͤr haben wir dadurch mehr im Auslande erhalten, waͤhrend wir unseren Absaz und
                              unseren Verkehr im Auslande uns muthwillig erschwerten, in dem wir das Ausland an
                              dem Gewinne desselben Theil nehmen ließen. Das Resultat hiervon ist Verarmung der
                              Buͤrger und folglich auch Erschoͤpfung der Staatscasse selbst. (Bei
                              dem lezten Termine des Gerichtshofes waren um 5000 Klagen wegen Schniden mehr, als
                              im vorigen Jahre.) Es ist also eine bare Tollheit der Huskinson'schen Schule, auf
                              das Ausland zu sehen, und fuͤr die Beduͤrfnisse des Inlandes blind
                              bleiben zu wollen. Jeder Staat ist ein kuͤnstliches Gebaͤude, und
                              England ist es mehr, als jeder andere. Wir muͤssen ungeheuere Auflagen
                              bezahlen, um die Interessen unserer Staatsschulden zu entrichten, und es ist reine
                              staatswirthschaftliche Narrheit zu behaupten, daß wir es bei einer solchen
                              Schuldenlast, bei solchen Steuern mit Voͤlkern aufnehmen koͤnnen, die
                              weniger verschuldet sind, und weniger Steuern zu bezahlen haben.
                           
                        
                           Neue deutsche Colonie in British-Canada.
                           Nach dem Globe hat Sir J. Colborne eine große deutsche Colonie (large parties
                                 of Germans) in British-Canada angesiedelt. (Galignani. 4606.)
                           
                        
                           Ueber den Handel der ostindischen Compagnie.
                           In einem sehr gut geschriebenen Artikel im Herald (Galignani Messenger N. 4589.), in welchem wir mit
                              Vergnuͤgen unsere fruͤhere in diesem Journale ausgesprochene
                              Behauptung bestaͤtigt sehen, daß entweder England oder die ostindische
                              Compagnie zu Grunde gehen muß, wenn die Lage beider gegen einander so, wie bisher,
                              fortbesteht, wird der Ungrund der Behauptungen gegen die ostindische Compagnie aus
                              folgenden, von Hrn. Milburn mitgetheilten, officiellen
                              Ein- und Ausfuhr-Listen erwiesen.
                           wurden nach Ostindien aus England
                           ausgefuͤhrt Pfd. Sterl. Waaren:
                           
                              
                                 Vom Jahre
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1708–9 bis 1733–4
                                 – –
                                   3,064,774
                                 – jaͤhrlicher Durchschnitt
                                    117,877
                                 
                              
                                 1734–5  –  1765–6
                                 – –
                                   8,434,769
                                 –      –    –    –    –
                                    263,586
                                 
                              
                                 1766–7  –  1792–3
                                 – –
                                 16,454,016
                                 –      –    –    –    –
                                    609,408
                                 
                              
                                 1793–4  –  1809–10
                                 – –
                                 31,060,752
                                 –      –    –    –    –
                                 1,827,103
                                 
                              
                           wurden aus Ostindien nach England
                           ausgefuͤhrt Pfd. Sterl. Waaren
                           
                              
                                 Vom Jahre
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1708–9 bis 1733–4
                                 – –
                                   33,571,798
                                 – jaͤhrl. Durchschnitt
                                 1,291,219
                                 
                              
                                 1734–5  –  1765–6
                                 – –
                                   64,452,377
                                 –     –    –    –    –
                                 2,014,136
                                 
                              
                                 1766–7  –  1792–3
                                 – –
                                 101,383,792
                                 –     –    –    –    –
                                 3,754,953
                                 
                              
                                 1793–4  –  1809–10
                                 – –
                                 102,737,954
                                 –     –    –    –    –
                                 6,043,409
                                 
                              
                           Die Ausfuhr im lezten Decennium betrug 21,413,807 Pfd. Sterl., groͤßten Theils
                              in Wollenwaaren; also jaͤhrlich 2,141,380. Hieraus wird klar, daß der Handel
                              nach Indien, ungeachtet alles Schreiens gegen die ostindische Compagnie, in
                              schoͤner Zunahme fortschreitet. Was soll aber das Loos der Millionen armer
                              Indier werden, wenn man Ostindien mit brittischen Baumwollenwaaren
                              uͤberschwemmt? Die armen Hinduhs werden verhungern muͤssen, und die
                              ostindische Compagnie wuͤrde hoͤchstens ihre Knochen nach England
                              fuͤhren koͤnnen, um die Acker auf dieser Insel damit zu
                              duͤngen.
                           
                        
                           Zustand der Weber in Irland.
                           Ein Correspondent des Globe (Galignani N. 4805.) sagt: „ich habe nun das Elend in der
                                 sogenannten „Liberty“ gesehen.
                                 Ich sah nicht weniger als 1300 Familienhaͤupter (Seiden-,
                                 Baumwollen- und Wollen-Weber), deren jedes der
                                 Repraͤsentant von wenigstens 5 Menschen ist. Diese 6500 Individuen
                                 muͤssen bis Weihnachten, da der Wohlthaͤtigkeitsfond bis dahin
                                 erschoͤpft seyn wird, buchstaͤblich
                                    verhungern, wenn keine Huͤlfe kommt, so wie bereits schon viele
                                 derselben verhungert sind. Man darf gegen Huskisson's System nichts sagen, wenn man von der
                                 Regierung etwas erhalten will.
                              
                           
                        
                           Temperance-Society in Irland.
                           Es ist hoͤchst erfreulich, daß die amerikanische Temperance-Society bereits anfaͤngt in England festen Fuß zu gewinnen, und
                              zwar dort, wo man es am wenigsten haͤtte vermuthen sollen, und wo es am
                              meisten nothwendig war: in Irland, zu Dublin, und in
                              mehreren Filialen zu New-Roß, Cookestown, Rathfriland, Drogheda etc.
                              Professor Edgar hat sich durch Gruͤndung dieser
                              Gesellschaft bleibende Verdienste um sein Vaterland erworben. Es ist
                              merkwuͤrdig, daß, waͤhrend wir die Tuͤrken jezt Wein trinken
                              lehren, die amerikanischen Christen das weise Gesez Mahomeds: „Du sollst
                                 dich aller berauschenden Getraͤnke enthalten,“ in ihren
                              Katechismus aufnehmen. (Vgl. Mech. Mag. N. 332., 19.
                              Dec. S. 296.).
                           
                        
                           Die Smithsonean-Institution.
                           Der Hr. Sir James Smithson, Sohn des Herzogs von
                              Northumberland, stiftete die Smithsonean-Institution
                              „zur Vermehrung und Verbreitung nuͤzlicher Kenntnisse unter den
                                 Menschen.“ (Courier. Galignani 4606.)
                           
                        
                           Noth regiert oft weiser, als alte
                              Buͤrgermeister.
                           Da die englischen Paͤchter jezt so sehr in Noͤthen sind, und, außer von
                              den alten und neuesten Huskisson'schen Gesezen, auch noch von den Mezgern geschunden
                              werden, so geriethen sie auf den Einfall, ihr Vieh selbst zu schlachten und dasselbe
                              geschlachtet zu verkaufen. Dadurch erhaͤlt nun das Publikum von dem
                              Paͤchter fuͤr 5 Pence (15 kr.) so viel Fleisch, als es ehevor von den
                              Mezgern um 8–9–10 Pence (24, 27, 30 kr.) erhielt. (Brighton Herald. Galignani N. 4606.).
                           
                        
                           Nordamerikanische Literatur. (Eisenbahnen.)
                           Report of the Board of Directors of internal Improvement of
                                 the State of Massachusett, on the Practicability and Expediency of a Railroad
                                 from Boston to the Hudson River, and from Boston to Providence. Submitted to the
                                 General Court. January. 1829. To which are annexed the Reports of the Engineers,
                                 containing the Results of their Surveys and Estimates of the Cost of
                                 Constructing a Railroad on each of the Routes selected. With Plans and Profiles
                                 of the Routes. 8. Boston. 1829. b. the Boston daily Advertiser. 76 S. und
                              119 S. mit 6 großen Karten.
                           Es ist schwer zu sagen, ob man an den Nordamerikanern mehr ihre Werke oder ihre Ideen
                              bewundern soll. In kaum zwei Generationen haben diese guten Leutchen zwei Mal ein
                              Volk aus ihrem Lande und aus ihren Meeren verjagt, vor welchem alle Staaten Europens
                              zittern, und welchem jezt noch der Ocean angehoͤrt; in eben dieser Zeit haben
                              sie, mitten in ihren Waldwuͤsten, eine Industrie geschaffen, die, in
                              schoͤnem Einklange mit ihrem Akerbaue und mit ihrer Viehzucht, bereits alle
                              Meere aller Welttheile mit ihren Handelsschiffen bedekt; und alles dieses geschah
                              ohne Universitaͤten, ohne Kanzelleischreiber, ohne alle die vielen Anstalten,
                              durch welche die Staaten in Europa waͤhrend dieser Zeit theils nicht in
                              demselben Maße fortschritten, theils stehen blieben, theils gar zuruͤksanken.
                              Es liegt nicht in dem Zweke unserer Blaͤtter, die Ursachen dieser sonderbaren
                              Erscheinungen auf den zwei entgegengesezten Hemisphaͤren zu untersuchen oder
                              zu entwikeln; wir halten es aber fuͤr unsere Pflicht, auf dasjenige
                              aufmerksam zu machen, was, in industrieller Hinsicht, in Amerika
                              buchstaͤblich waͤhrend jener Zeit geschieht, waͤhrend welcher
                              wir in Europa schlafen.
                           Eine Eisenbahn auf einer Streke von 200 engl. Meilen, mit einem Kostenaufwande von
                              16,455 Dollars fuͤr die Meile, also von 3,287,000 Dollars fuͤr diese
                              ganze Streke errichten, in einem Lande errichten, das eine Menge schiffbarer
                              Fluͤsse, die groͤßten Canaͤle des Erdballes, treffliche
                              Landstraßen und mehrere Eisenbahnen besizt; das auf der ganzen Streke, durch welche
                              diese Straße laͤuft, nur 75,000 Einwohner zaͤhlt, und nicht mehr als
                              300,000 Einwohner in dem ganzen Lande, nach welchem diese Straße hinfuͤhrt;
                              das die Haͤlfte des Jahres uͤber in einem beinahe sibirischen Winter
                              begraben liegt; eine solche Idee wird manchem Europaͤer Tollheit scheinen:
                              dem Amerikaner, der die Ausfuͤhrbarkeit derselben wohl berechnete, scheint
                              sie Klugheit. Er hat sich genau erkundigt, wie viel aus jedem Staͤdtchen,
                              durch welches die projectirte Eisenbahn geleitet wird, jaͤhrlich aus-
                              und eingefahren wird; wie viel Individuen reisen; und hat gefunden: daß jaͤhrlich auf dieser
                              Streke in verschiedenen Entfernungen von 40, 95, 450 bis 200 Meilen 402,818 Tonnen
                              (die amerik. Tonne haͤlt 2240 amerik. Pfd.; wir wollen sie aber nach
                              englischer Art nur zu 20 Ztr. rechnen, und so diese Last zu 2,056,960 Ztr.
                              anschlagen) hin- und hergefahren werden, und 23,475 Reisende hin- und
                              Herreisen. Wenn ich nun, sagt er, fuͤr jede Tonne (fuͤr 20 Ztr.) mit
                              nur 2 Cents (zwei Hundertel Thaler) und von jedem Reisenden nur 1 Cent auf die engl.
                              Meile bezahlen lasse, so erhalte ich jaͤhrlich, groͤßere und kleinere
                              Streken, die auf dieser Bahn befahren werden, mit eingerechnet, einen Wegzoll von
                              490,780 Dollar. Dabei ist das Capital verzinst, die Bahn hergehalten, und in 30
                              Jahren wieder in der Tasche meiner. Familie oder in der meinigen, wenn ich noch
                              lebe. Waͤhrend ich mir nuͤzte, habe ich meinen Mitbuͤrgern noch
                              mehr genuͤzt; ich schenke ihnen das Kostbarste, was der Mensch auf Erden
                              besizen kann, Zeit; ihre Geschaͤfte sind, drei Mal schneller besorgt; ich
                              erspare ihnen Auslagen, da sie zehn Mal weniger Pferde
                              halten duͤrfen, also dort fuͤr sich Weizen bauen koͤnnen, wo
                              sie jezt Hafer fuͤr ihre Gaͤule bauen muͤssen; jedes Feld,
                              jedes Haus, das jezt in dem Verhaͤltnisse weniger werth ist, als es weiter
                              von der Hauptstadt (von Boston) entfernt liegt, erhaͤlt durch diese Straße in
                              dem Maße mehr Werth, als seine Verbindung mit der Hauptstadt dadurch erleichtert
                              wird. Und so wird nun in Amerika eine Eisenbahn von 50 deutschen Meilen
                              Laͤnge errichtet, auf Actien mit 5 p. C., wie das ganze uralte und
                              hochcultivirte feste Land Europens noch keine auf eine
                              Viertelstunde weit aufzuweisen hat.Wir kennen die Eisenstraße, die Oesterreich einem geistreichen
                                    Boͤhmen, Hrn. v. Gerstner, verdankt, und
                                    ehren ihn und sein Meisterwerk. Er wird uns aber gestehen, daß seine eben so
                                    nuͤzliche als schoͤne Eisenbahn ein Holzweg ist, wenn man sie
                                    mit der Rail-Road von Boston vergleicht. Da wir indessen jezt auf dem
                                    festen Lande von Europa alle auf dem Holzwege sind, so sind solche Holzwege
                                    das Beste, was wir aufzuweisen haben.
                              
                           Es ist uns unmoͤglich, aus diesem lehrreichen Werke einen Auszug zu liefern,
                              der unseren Lesern einen deutlichen Begriff von der wahrhaft bewundernswerthen
                              Genauigkeit geben koͤnnte, mit welcher der Plan zu diesem Riesenwerke
                              entworfen wurde. Man kann sagen, daß Zoll fuͤr Zoll hier abgewogen wurde in
                              der bergigen Streke Landes, durch welches diese „via Frankliniana“ gefuͤhrt werden soll, die der
                              herrlichsten Roͤmerstraße gleich kommen wird. Nur sehr kleine Streken auf
                              dieser Straße haben eine Neigung von 10–26 Fuß auf die engl. Meile (1/4
                              bayersche Postmeile), die meisten steigen oder fallen mit 30, 40, 60, 80 Fuß auf die
                              engl. Meile. Die musterhafte Genauigkeit in der Nivellirung und Topographie einer
                              Streke von 50 deutschen Meilen, die wir diesem Berichte beigegeben finden, ist
                              fuͤr sich allein schon ein Werk der Unsterblichkeit wuͤrdig, und wenn
                              auch die Zukunft, die nie in der Gewalt der Gegenwart liegt, die Ausfuͤhrung
                              dieser herrlichen Unternehmung hindern sollte, so moͤgen die Amerikaner sich
                              damit troͤsten, daß sie uͤber Straßen, die sie bauen wollten, genauere
                              und bessere Plane entwarfen, als mancher Staat in Europa nicht uͤber
                              diejenigen besizt, die er wirklich gebaut hat. Diese hart scheinende Bemerkung
                              koͤnnten wir mit Urkunden aus den Archiven des Wasser- und
                              Straßenbaues zweier europaͤischen Staaten belegen, die wirklich
                              schoͤne Straßen besizen. Die cultivirtesten Staaten Deutschlands, Preußen und
                              Sachsen, sind erst seit 20 Jahren im Besize einiger Chausseen (Kunststraßen!), die,
                              wenn sie beide aufrichtig seyn wollen, sie vorzuͤglich ihrem Feinde,
                              Napoleon, zu danken haben. Preußen ist zu entschuldigen, sein Sandmeer
                              koͤnnte auch Friedrichs Kraft nicht uͤberall gewaͤltigen;
                              unverzeihlich war es aber an den Sachsen, die der Steine genug haben in ihrem armen
                              Lande, und noch unverzeihlicher ist es an ihnen, daß sie die schoͤnen Straßen
                              so muthwillig zu Grunde gehen lassen, die Napoleon ihnen erbaute. Die Russen, die
                              vor zwei Generationen noch tiefer standen, als die Nord-Amerikaner vor sechs,
                              besizen, seit ein paar Jahren, eine eigene und ganz ausgezeichnete Zeitschrift fuͤr Straßen- und Wasserbau,
                              wie noch kein Staat auf Erden eine aufzuweisen haͤtte. Es scheint, daß die
                              Staaten, die erst seit Kurzem in den Stand der Cultur getreten sind, sie
                              moͤgen nun fruͤher die Kinder eines Franklin, eines Czar oder eines
                              Sultans gewesen seyn, weit besser wissen, was ihnen zu ihrem Gedeihen Noth thut, als
                              diejenigen, die in Cultur bereits grau geworden sind, und auf welchen der Schimmel
                              und die Flechten der Zeiten wuchern, die sie werden sahen. So weiß das Kind oft besser, was ihm
                              taugt, als die alte Großmutter, die es auf den Armen wiegt; es schreit und
                              straͤubt sich, dasjenige hinabzuwuͤrgen, mit welchem die Ahnfrau ihm
                              den Mund vollpfropft. Die Großvater commandiren sich heiser, wenn sie mit ihren
                              Enkeln sich in's Freie wagen: Lauft nicht! Springt nicht! Die Kinder fuͤhlen,
                              ohne es zu wissen, daß sie sich in den Gebrauch ihrer Glieder einuͤben
                              muͤssen, und daß Huͤpfen und Laufen ihnen besser bekommt, als
                              großahnherrliches Einherschreiten. Nicht selten hoͤrt man sie ganz naiv dem
                              aͤngstlich warnenden Großvater zurufen: „Fang mich! Fang
                                 mich!“ Dieß scheint nun in industrieller Hinsicht so ziemlich das
                              Verhaͤltniß zwischen N. Amerika und Europa. „Wer nicht rasch
                                 vorwaͤrts geht, der geht zuruͤk,“ sagen die Amerikaner
                              (Those, who are not positively advancing, are
                                 retrograding.) Waͤhrend dieß in Amerika geschieht, halten wir in
                              Europa Wettlaͤufe im Ruͤkwaͤrtslaufen, und haben wirklich
                              buchstaͤblich gelernt, vier englische Meilen (1 bayersche Postmeile) in 62
                              Minuten ruͤklings zu laufen.Wir sahen einen wahren Virtuosen in dieser Kunst obiges Meisterstuͤk
                                    in mehreren Staͤdten Bayerns auffuͤhren.
                              
                           Wir wollen aus diesem herrlichen Berichte nur einzelne Bemerkungen uͤber die
                              Weise ausheben, wie die Amerikaner Eisenbahnen betrachten und behandeln, und
                              bedauern herzlich, das Beste in dieser Schrift, das Detail, die Ruͤksicht auf
                              die kleinsten Lokalverhaͤltnisse, worin gerade das Meisterhafte derselben
                              gelegen ist, weg lassen und uns begnuͤgen zu muͤssen, diejenigen
                              unserer Leser, die fuͤr die Nothwendigkeit und die Vortheile der Eisenbahnen
                              Sinn haben, darauf aufmerksam zu machen. Wir wuͤnschten sehr, daß dieses
                              lehrreiche Werkchen in einer deutschen Zeitschrift fuͤr Straßen- und
                              Wasserbau uͤbersezt wuͤrde, wenn wir unter unseren vielen papiernen
                              Zeitschriften eine uͤber einen so hochwichtigen Gegenstand besaßen.
                           Die Amerikaner fanden die englische Methode, Eisenbahnen anzulegen, wegen des hohen
                              Preises, in welchem das Eisen noch bei ihnen steht, unanwendbar, und ziehen auf der
                              hier anzulegenden Straße den Granit, der uͤberall in der Naͤhe
                              derselben vorkommt, dem Eisen vor. Sie fanden ferner, daß bei ihren strengen Wintern
                              eine weit tiefere Grundlage fuͤr die Bahn nothwendig ist, als in England, in
                              dem der Frost bei ihnen tiefer in die Erde dringt, und die Grundlage immer frostfrei
                              liegen muß. Sie fuͤhren demnach eine gehoͤrig tiefe Steinmauer als
                              Grundlage auf, beleben diese oben, wo die Bahn gebildet werden soll, mit behauenen
                              Granitfelsen von der Groͤße eines Kubikfußes, und bringen auf diesen die
                              eiserne Schiene an, welche als Bahn oder Geleise dienen soll. Diese Schienen werden
                              mittelst Bolzen und Nieten auf dem Granite befestigt, und stehen 5 Fuß weit von
                              einander entfernt, so daß demnach ein Geleise oder eine Wagenspur von 5 Fuß Breite
                              entsteht. Der Zwischenraum zwischen beiden Geleisen oder Schienen ist
                              ungefaͤhr einen halben Fuß tief mit feinem Schutte oder Sande
                              ausgeschuͤttet, und dient als Bahn fuͤr die Pferde. Weniger oder
                              selbst schuhtiefer Schnee hindert den Gebrauch der Bahn im Winter nicht, in dem die
                              Schiene ein paar Zoll mit den Granitwuͤrfeln uͤber der Flaͤche
                              der Straße emporsteht, und, bei maͤßigem Schnee, nur an dem ersten Wagen noch
                              ein Pferd vorgespannt werden darf, welches zwei Streichbretter zieht, die den Schnee
                              zu beiden Seiten von den Schienen abstreifen. Wenn jedoch der Schnee sehr tief ist,
                              oder wenn es stark wehet, geht es natuͤrlich mit der Eisenbahn, wie mit jeder
                              anderen Straße: indessen hat man bei ersterer den großen Vortheil, daß bei
                              eintretendem Thauwetter, wo die gewoͤhnlichen Straßen so lang grundlos sind,
                              die Eisenbahn beinahe eben so gut ist, wie mitten im Sommer.
                           „Dieser Bau ist so einfach, und die Vortheile desselben sind so
                                 einleuchtend, daß es unbegreiflich ist, wie man sich desselben nicht schon
                                 laͤngst bedient hat, in dem, auf ebenem Wege, auf einer solchen Bahn,
                                 eine Kraft von 11 Pfd. eine Last von einer Tonne (2240 amerik. Pfd.) bewegt;
                                 folglich Ein Pferd leicht eine Last von 10 Tonnen (oder 200 Ztrn.) zieht, wenn
                                 man die Kraft des Pferdes nicht hoͤher als zu 125 Pfd. anschlaͤgt,
                                 bei welcher Kraftaͤußerung das Pferd bekanntlich 20 engl. Meilen oder 5
                                 deutsche Meilen bequem in Einem Tage zuruͤklegen kann.“ Wo die
                              Bahn keine staͤrkere Abweichung von der vollkommen horizontalen Ebene, als
                              eine Neigung von 26 Fuß auf die engl. Meile (eine halbe Stunde) hat, rechnet man
                              fuͤr jede 2 1/2 Fuß aufwaͤrts uͤber die horizontale Ebene Ein
                              Pfd. Kraft mehr auf die Tonne, und eben so viel weniger bei derselben Neigung nach
                              abwaͤrts, indem dem bei 26 Fuß Neigung auf die engl. Meile die Schwerkraft der Reibung vollkommen
                              gleichkommt. Wenn daher die Bahn unter solchen Neigungswinkeln oͤfters auf
                              und nieder steigt, so mag es das Pferd sehr wohl aushalten, 200 Ztr. ohne besondere
                              Anstrengung zu ziehen, in dem die auf kurzen Streken noͤthige groͤßere
                              Anstrengung bald durch gaͤnzliche Arbeitslosigkeit oder freien Gang wieder
                              ersezt wird. Wo aber eine Neigung von mehr als 26 Fuß auf die englische Meile
                              vorkommt, und diese zuweilen bis auf 78 und 80 Fuß steigt, kann man nicht mehr als 5
                              Tonnen (100 Ztr.) auf das Pferd rechnen. Wenn indessen auch vollkommene Ebene die gluͤklichste Bedingung zu einer wohlfeilen
                              und guten Eisenbahn ist, so koͤnnen auch lange Bergruͤken, die einen
                              solchen Fall besizen, daß der Wagen von selbst laͤuft, mit groͤßtem
                              Vortheile zu Eisenbahnen benuͤzt werden. Dieß ist z.B. in Nord-Amerika
                              der Fall mit der Eisenbahn zu Darlington und zu Mauch-Chunk. Hier wird das
                              Pferd, nachdem es den leeren Wagen hinaufgezogen hat, und dieser oben an den
                              Kohlen- und Erz-Gruben beladen wurde, auf eine Buͤhne hinter
                              dem Wagen gestellt, und, waͤhrend es auf dieser Buͤhne ruhig sein
                              Futter frißt, mit dem Wagen uͤber den Abhang hinabrollen gelassen: es kommt
                              gerade unten in der Ebene an, nachdem es auf dieser Spazierfahrt abgefuͤttert
                              ist und ausgeruht hat, so daß es dann wieder mit frischer Kraft zur Arbeit kann.
                              Vergleicht man obige Bemerkungen mit der topographischen Lage Bayerns, so scheint es
                              beinahe unbegreiflich, daß man in Bayern noch nicht auf eine Eisenbahn von Passau nach Muͤnchen
                              und nach Regensburg gedacht hat. Kein Land in Europa ist
                              zu Anlegung einer Eisenbahn gluͤklicher gelegen, als Bayern auf der hier
                              angezeigten Streke von 24 Postmeilen, wo auch nicht Ein Huͤgel von einem
                              Falle von 26 Fuß auf die halbe Stunde vorkommt. Von Passau uͤber Vilshofen, Plattling, Pilstling,
                                 Woͤrth, Landshut, Moosburg und zwischen Erding und Freysing durch nach Garching und Muͤnchen
                              ist die Poststraße, wie man zu sagen pflegt, kugeleben. Es ist keine andere Neigung
                              auf dieser ganzen Streke von 24 Meilen, als die hoͤhere Seehoͤhe
                              Muͤnchens uͤber Passau, die man auf 90 Klafter schaͤzt, was
                              demnach eine Neigung in einer 48 Stunden langen Eisenbahn von 11 Fuß auf die halbe
                              bayersche Meile, oder 5,5 Fuß auf die englische gibt. Von Plattling bis Regensburg uͤber Straubing und Pfada, auf einer
                              Streke von 9 Postmeilen, ist dieser Fall noch geringer, und die Ebene ist, wenn
                              moͤglich, noch vollkommener. Am linken Donauufer ist von Passau bis Plattling (und
                              fuͤr die Eisenbahn nach Regensburg bis Pfada aufwaͤrts) der herrlichste Granit in
                              Entfernungen von 1/2 bis 3 Stunden von der anzulegenden Eisenbahn. Wenn die Straße
                              von Passau bis Plattling vollendet ist, so kann von Plattling aus der Granit zur
                              Fortsezung des Baues leicht auf der bereits vollendeten Bahn nachgefahren werden:
                              „Ein Pferd zieht 200 Ztr.!“ Wenn wir nun die Baukosten
                              einer solchen Bahn in Bayern ganz nach dem Ueberschlage der N. Amerikaner berechnen,
                              naͤmlich zu 16,455 Dollars fuͤr die englische, oder zu 65,740 Dollars
                              fuͤr die deutsche Meile, so kaͤme die ganze Eisenbahn von 24
                              Postmeilen von Passau bis Muͤnchen auf 1,577.760 Dollars (oder Laubthaler).
                              Diese amerikanische Rechnung scheint sich so ziemlich auf Bayern anwenden zu lassen,
                              wenn man bedenkt: 1) daß in N. Amerika Alles wenigstens drei Mal so theuer ist, als
                              in Bayern. Das Taglohn eines Arbeiters ist zu 1 Dollar angeschlagen, eines Pferdes
                              zu Dollar. 2) Daß auf der Eisenbahn in N. Amerika haͤufig Neigungen oder
                              Faͤlle von 30 bis 80 Fuß auf die engl. Meile vorkommen, waͤhrend hier
                              24 deutsche Meilen kugeleben sind. 3) Daß wir kein Geleise von 5 Schuh brauchen. 4)
                              endlich, daß, wenn diese Bahn auf der Streke von Passau
                              bis Muͤnchen zwekmaͤßiger angelegt
                              wuͤrde, als die gegenwaͤrtige Poststraße, die, so oft ohne Noth,
                              mitten in der herrlichsten Ebene zik-zak laͤuft (wie auf der Straße
                              von Plattling nach Landshut,
                              von Moosburg gegen Erding, von
                              Freising gegen Muͤnchen), sich leicht 8 Stunden ersparen ließen, so daß die ganze
                              Eisenbahn nur 20 deutsche Meilen betragen wuͤrde. Man sollte nun, scheint es,
                              sagen koͤnnen, wenn in N. Amerika 300,000 Menschen fuͤr sich allein in
                              ihrem inneren Bedarfe und in ihrer Ein- und Ausfuhr an die
                              Meereskuͤste, auf einer Straße von 50 deutschen Meilen jaͤhrlich 2
                              Millionen Ztr. hin- und herfahren; so sollten 300,000 Menschen in der Mitte
                              Europa's, die auf der einen Seite die Millionen Menschen in Oesterreich etc., auf
                              der anderen die Millionen in Wuͤrtemberg, Baden, Frankreich etc. zu ihren
                              Nachbarn haben, eben so viel auf einer Straße von 20 deutschen Meilen
                              jaͤhrlich hin- und herfahren; und wenn folglich der Amerikaner, bei
                              einem Soll von 2 Cents
                              aus die engl. Meile fuͤr die Tonne, und 4 Cent fuͤr den Passagier,
                              490,789 Dollars gewinnt, sollte man auf dieser Eisenbahn in Bayern, bei gleichem
                              Zolle, 91,579 Dollars jaͤhrlich gewinnen. So richtig dieser Schluß von
                              Millionen auf Hunderttausende zu seyn scheint, so moͤchten wir ihn indessen
                              nicht unbedingt und nicht ehe unterschreiben, als bis wir, so genau wie die
                              ehrenwerthen neun Direktoren von Massachusett's, wissen, wie viel jaͤhrlich
                              Fracht auf dies Straße geht. Man muͤßte hier genau die Zahl der Wagen, die
                              nicht bloß taͤglich zu Muͤnchen und Passau an den Endpunkten dieser
                              Straße einfaͤhrt, sondern auch die Zahl der Wagen wissen, die, eine bestimmte
                              Streke weit, von einem Orte zum anderen, auf dieser Straße faͤhrt, z.B. an
                              Markttagen nach Vilshofen, Landau, Dingolfing, Landshut, Moosburg, Erding, Freysing
                              mit Holz, Getreide. Wenn die Direktoren des Inneren von Massachusetts dieß auf einer
                              Streke von 50 Meilen mit einer solchen Genauigkeit erfahren konnten, daß sie
                              hiernach im Stande waren, eine aͤhnliche Unternehmung zu gruͤnden, so
                              wird man dieß wohl auch in Bayern koͤnnen. Es muͤßte demnach, vor
                              Allem, ein Jahr lang genau beobachtet werden, wie viel Wagen und mit welcher Last,
                              und welche Streke sie jaͤhrlich auf dieser Straße fahren. Diese Beobachtung
                              wuͤrde nicht den zehnten Theil des Geldes kosten, welches die Direktoren von
                              Massachusetts aufwenden mußten, um ein aͤhnliches Resultat in N. Amerika zu
                              halten. Es ließe sich allerdings erwarten, daß, wenn eine Eisenbahn von Passau bis
                              Muͤnchen ginge, keine Guͤter von Linz aus uͤber Braunau, Muͤhldorf, Ampfing nach Muͤnchen und Augsburg
                              gehen wuͤrden, und umgekehrt, von Augsburg und Muͤnchen nach Linz;
                              sondern, daß alle schwere Fuhren sich auf die Straße von Passau nach Muͤnchen ziehen
                              wuͤrden. Man muͤßte also auch auf der Straße von Muͤnchen uͤber Ampfing nach Braunau die Zahl der Ztr. notiren lassen, die
                              jaͤhrlich auf derselben auf und nieder geht. Ergaͤben sich 2 Millionen
                              Ztr., in solchen Streken gefahren, daß ein Zoll von 91,579 Dollars hervorginge, so
                              koͤnnte wahrlich kein Capital besser verwendet werden, als die Kleinigkeit
                              von drei Millionen, die zur Erbauung einer solchen Straße noͤthig
                              waͤre. Indessen scheint uns hier viel zu einer jaͤhrlichen Fracht von
                              2 Millionen Ztrn. zu fehlen. Wir koͤnnen, nach unserer Erfahrung, nicht mehr
                              als taͤglich 40 Wagen zu 40 Ztr. Fracht auf der Straße von Passau nach Muͤnchen
                              annehmen: naͤmlich 20 aufwaͤrts, 20 abwaͤrts; so daß
                              naͤmlich taͤglich 4 von Muͤnchen
                              nach Passau, und eben so viel von Passau nach Muͤnchen, abfahren, und 5
                              Tage unter Weges bleiben. Dieß gibt dann erst eine Fracht von 584,000 Ztr.
                              jaͤhrlich. Wenn wir eben so viel Ztr. fuͤr die Straße von Braunau nach Muͤnchen
                              rechnen, die sich auf die Eisenbahn werfen wuͤrden; so bekamen wir erst
                              1,168,000 Ztr. Die uͤbrige Million Ztr. muͤßten die Getreide-
                              und Holz-Fuhren geben. Ob diese Rechnung nicht eine Rechnung ohne Wirth ist,
                              koͤnnen bloß genaue Beobachtungen, wie jene der neun Direktoren des Inneren
                              von Massachusetts, beweisen oder widerlegen. Es ist der Muͤhe werth sie
                              anzustellen; es waͤre fuͤr jeden Fall besser, daß diese Direktoren des
                              Inneren Wagen Statt Sylben zaͤhlten, und ihr Land mit ebenen Wegen Statt der
                              holperigen begluͤkten. Um den Gewinn an Fracht, an Land, das man mit Weizen,
                              Statt mit Hafer bestellen kann etc., sich anschaulich zu machen, darf man nur
                              bedenken, daß dort, wo jezt 2 Millionen Ztr. gefahren werden, 200,000 Pferdetagwerke
                              noͤthig sind, waͤhrend, wenn diese 2 Millionen Ztr. auf einer
                              Eisenbahn gefahren werden, nur 20,000 Pferde dazu noͤthig sind; folglich
                              nicht weniger als 180,000 Pferdetagwerke erspart werden. Von dem Zeitgewinne wollen
                              wir nicht sprechen; fuͤr diesen haben wir noch zu wenig Sinn; es heißt bei
                              uns: „Komm' ich heute
                                    nicht, so komm' ich morgen.“
                              Einen Beweis, wie sehr, in Hinsicht auf Zeitgewinn, der Charakter des
                                    englischen Landmanns und des Englaͤnders uͤberhaupt von jenem
                                    des Deutschen abweicht, beweist folgende Geschichte, die sich Ende Mai's in
                                    einem Landstadtchen Englands zutrug, und in Galignani
                                       Messenger 4436. erzaͤhlt wird. Ein Verbrecher sollte gehenkt
                                    werden. Sein Bruder kam zur Execution, um dem Ungluͤklichen bei der
                                    Beerdigung die lezte Ehre zu erzeigen. Als er hoͤrte, daß die
                                    Execution erst um 12 Uhr, Statt um 11 Uhr, Statt haben sollte, ging er zum
                                    Sheriff, und bat ihn, „daß man doch die Guͤte haben
                                       moͤchte, seinen Bruder um eine Stunde fruͤher henken zu
                                       lassen, in dem er viele Arbeit bei Haust habe, und nicht eine Stunde
                                       umsonst verlieren koͤnne.“