| Titel: | Vergleichung der Wirkungen eines Gebläses, das mit kalter und mit Wärmer Luft geht. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. LIV., S. 224 | 
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                        LIV.
                        Vergleichung der Wirkungen eines
                           Geblaͤses, das mit kalter und mit Waͤrmer Luft geht.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. N. 334. S.
                              555.
                        Vergleichung der Wirkungen eines Geblaͤses etc.
                        
                     
                        
                           Wir haben N. 308. S. 336. (Polytechn. Journ. Bd. XXXIII. S.
                                 326.) einige Versuche des Hrn. Nelson zu
                              Glasgow angefuͤhrt, durch welche eine große Ersparung an Brennmaterial bei
                              Anwendung von heißer. Statt kalter Luft an dem Geblaͤse eines Ofens erwiesen
                              werden soll, und bei dieser Gelegenheit unsere Meinung dahin geaͤußert, daß
                              die Kosten des Heizens der Luft den Gewinn, den man bei heißer Luft hat,
                              aufwaͤgen werden. Wir liefern hier einen Auszug aus einer neueren Angabe im
                              Glasgow Chronicle, die von unserer gegebenen Ansicht
                              sehr abweicht. Thatsachen sind allerdings Starrkoͤpfe, die nicht nachgeben;
                              indessen gestehen wir, daß wir noch immer die Ursachen nicht
                                 deutlich einsehen, die hier obwalten.
                           „Seit wir von der Anwendung heißer Luft im Geblaͤse der
                                 Hochoͤfen sprachen, hat man ununterbrochen Versuche an den Eisenwerken zu
                                 Clyde (Clyde Iron
                                    Works) angestellt, und die Resultate fielen hoͤchst
                                 guͤnstig aus. Es ist durch diese Versuche hinlaͤnglich erwiesen,
                                 daß Eisen mittelst erhizter Luft mit drei Viertel der Kohlenmenge geschmolzen
                                 werden kann, die man bei kalter Luft, d.h. nicht kuͤnstlich geheizter,
                                 Luft noͤthig hat, und daß die Menge Eisens, die man dadurch
                                 erhaͤlt, noch um ein Bedeutendes vermehrt wird. Alle Geblaͤse an
                                 den Clyde-Eisenwerken werden nun mit heißer
                                 Luft versehen, die bis auf 220° Fahr. (+ 83° R.) gehizt ist. Die
                                 Luft wird in eisernen Gefaͤßen, die den Dampfkesseln aͤhnlich
                                 sind, und die auf den Ofen gestellt werden, gehizt. Man ist der Meinung, daß
                                 eine noch hoͤhere Temperatur, als 220°, eine
                                 verhaͤltnißmaͤßig noch staͤrkere Wirkung hervorbringen
                                 wird: hieruͤber muͤssen aber erst noch Versuche angestellt werden.
                                 Man berechnet den Vortheil, welcher fuͤr ganz England durch diese
                                 Verbesserung an den Geblaͤsen bei den Eisenwerken entstehen kann, auf
                                 eine jaͤhrliche Ersparung von wenigstens 200,000 Pfd. (2,400,000 fl.).
                                 Die Thatsache, daß heiße Luft besser zum Verbrennen taugt, als kalte, ist nun
                                 einmal durch Versuche erwiesen. Daß Feuer bei kaltem Wetter, wie man sagt,
                                 besser brennt, als bei warmem, ist kein Beweis fuͤr das Gegentheil. Das
                                 Feuer brennt in dem ersten Falle staͤrker, nicht weil die Luft kalt,
                                 sondern weil sie trokener „(und auch dichter, folglich mehr
                                    sauerstoffhaltig)“ ist. Man erhize kalte Luft kuͤnstlich,
                                 und es wird sich zeigen, daß sie, kuͤnstlich gehizt, das Verbrennen mehr
                                 foͤrdern wird, als die kalte Luft. Man hat diese Thatsache auf
                                 verschiedene Weise zu erklaͤren gesucht. Die einfachste Theorie scheint
                                 diese, daß Luft
                                 nicht ehe zum Verbrennen taugt, bis sie nicht eine hohe Temperatur erreicht hat,
                                 und daß man viel Brennmaterial verbrennen muß, ehe man die Temperatur der Luft
                                 auf einen solchen Grad erhoͤht, daß Verbrennung dadurch gefoͤrdert
                                 werden kann. Die Frage: ob durch das Hizen der Luft fuͤr die
                                 Geblaͤse der Hochoͤfen Ersparung an Brennmaterial Statt hat?
                                 laͤßt sich demnach auf folgende Frage zuruͤkfuͤhren: ob es,
                                 in Hinsicht auf Brennmaterial, wohlfeiler kommt, die Luft in dem Ofen selbst zu
                                 erhizen, wo sie mit den Kohks in Beruͤhrung kommt und als kohlensaures
                                 Gas entweicht, oder sie vorlaͤufig in einem besonderen Ofen zu heizen?
                                 Nach den Versuchen an den Clyde-Eisenwerken
                                 kann die Luft in einem besonderen Ofen mit dem eilften Theile des
                                 Brennmateriales geheizt werden, das zur Erhizung derselben in dem Brennofen
                                 selbst noͤthig ist, wo die Luft mit den Kohks in Beruͤhrung kommt.
                                 Ein Grund hiervon laͤßt sich leicht von selbst einsehen: in dem
                                 Schmelzofen muͤssen Kohks hierzu gebraucht werden; in dem besonderen Ofen
                                 kann man Steinkohlen brennen. Diese Bemerkung laͤßt sich aber nicht auf
                                 das Heizen der Luft in geschlossenen Gefaͤßen anwenden, das durch den
                                 Schmelzofen selbst geschieht, ehe es in demselben mit den Kohks in
                                 Beruͤhrung kommt. Die Versuche werden noch immer fortgesezt.“
                              A. d. Ue.