| Titel: | Ueber Glasmanufaktur, von Horatius N. Fenn, M. Dr. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. LXXIII., S. 297 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber Glasmanufaktur, von Horatius N. Fenn, M. Dr.Hr. Dr. Fenn beschaͤftigte sich praktisch mit der Glasmachern, und theilte Hrn. Dr.
                                 und Prof. Silliman
                                 gegenwaͤrtige Bemerkungen auf Ansuchen des lezteren mit. Es sind noch
                                 nicht 30 Jahre, daß Boͤhmen und zum Theile auch Bayern, den
                                 groͤßten Theil Nordamerikas mit Glas aus seinen Glashuͤtten und
                                 auch mit Glasmachern versah. Wenn die Amerikaner so fortfahren, werden sie uns
                                 in 30 Jahren mit Glas versehen. A. d. Ue.
                           
                        Aus Silliman's Americ. Journal. Bd. XVI. N.
                              1.
                        Mit Albbildung auf Tab.
                              VII.
                        Toͤpfe oder Haͤfen.
                        Fenn, uͤber Glasmanufaktur.
                        
                     
                        
                           Es ist auf allen Glashuͤtten gebraͤuchlich, daß man sich die
                              Toͤpfe oder Haͤfen selbst bereitet. Wer sich nicht selbst praktisch
                              mit Glasmacherei beschaͤftigt hat, kann weder die Wichtigkeit noch die
                              Schwierigkeiten der Verfertigung dieser Toͤpfe gehoͤrig beurtheilen.
                              Wenn die Toͤpfe schlecht sind, geraͤth die ganze Arbeit in Unordnung:
                              nicht bloß die ersten Gestehungskosten der rohen Materialien, sondern auch die
                              Arbeit bei Zubereitung derselben und die Arbeitskosten sind rein verloren. Wenn
                              aber, im Gegentheile, die Toͤpfe gehoͤrig bereitet sind, so ist der
                              Glasmacher zum Voraus seiner Glaserzeugung sicher; er weiß, was er erhaͤlt,
                              und kann es zum hoͤchsten Vortheile verwenden. Er kann die Wirkung des Feuers
                              reguliren, die glasartigen Materialien nach Belieben wechseln, und, mit einem Worte,
                              die ganze Arbeit nach seinem Gutbefinden leiten und uͤbersehen. Es ist daher
                              hoͤchst wichtig, daß man der Verfertigung der Toͤpfe die
                              hoͤchste Aufmerksamkeit schenkt, damit dieselben so vollkommen als
                              moͤglich ausfallen.
                           Hierzu wird nun vor Allem wesentlich erfordert, daß die Materialien, aus welchen die
                              Toͤpfe verfertigt werden, durchaus von der besten Qualitaͤt sind. Man
                              fuͤhrt bei uns fuͤr unsere Glashuͤtten drei verschiedene Arten
                              von Thon zu den Toͤpfen ein: den weißen und blauen deutschen Thon, und den englischen blauen Thon.
                              Alle diese Thonarten sind aus der Classe des sogenannten Porzellanthones. Der blaue
                              Thon erhaͤlt seine Farbe von kohlenstoffhaltigen Stoffen, indem er sich in
                              dem Ofen weiß brennt. Wir haben in unserem Lande viele Thongruben, welche einen Thon
                              liefern, der Statt des auslaͤndischen eingefuͤhrten Thones gebraucht
                              wird. Die einzige Art, die ich anwenden sah, ist der Philadelphia- oder
                              New-Castle-Thon, der, wie man mir sagte, am Flusse Delaware, bei
                              New-Castle, unter dem Hochwasser-Zeichen gefunden wird.
                           Dieser Thon kommt in Massen von der Groͤße eines Mannskopfes zu uns, und ist weiß mit
                              rosenfarbenen Fleken von verschiedener Groͤße, die durch die ganze Masse
                              desselben zerstreut sind. Diese Fleken ruͤhren offenbar von Braunsteinoxyd
                              her, indem sie in der Hize des Ofens schwarz werden. Dieser Thon ist aͤußerst
                              unschmelzbar, und, wenn er im gehoͤrigen Verhaͤltnisse mit den
                              uͤbrigen Thonarten gemengt wird, bildet er eine Mischung zu Toͤpfen,
                              die jeder einzelnen Thonart fuͤr sich allein vorzuziehen ist.
                           Zur Verfertigung der Toͤpfe bedienen wir uns gleicher Theile rohen Thones,
                              gebrannten Thones und Scherben der alten Toͤpfe. Leztere erhaͤlt man
                              durch Zerschlagen der alten Toͤpfe, die aus dem Ofen geschafft werden mußten,
                              und von welchen man das anhaͤngende Glas und die Glasur abgeklopft hat. Diese
                              Materialien werden, jedes fuͤr sich einzeln, gemahlen und durch ein feines
                              Sieb durchgesiebt, dann zusammen in einen Trog gethan, und, troken, auf das Innigste
                              unter einander gemengt. Man gießt hierauf Wasser zu, bis die ganze Masse die
                              Consistenz eines Moͤrtels erhaͤlt. In diesem Zustande laͤßt man
                              sie 10 bis 14 Tage mit einem nassen Tuche bedekt stehen. Nach Verlauf dieser Zeit
                              wird sie eine teigartige Masse bilden, und beinahe eben so zaͤhe seyn. Nun
                              laͤßt man sie von einem Arbeiter umkehren und mit den Fuͤßen treten.
                              Dieser faͤngt hierauf an sie in Stuͤke von der Dike eines Zolles drei
                              bis vier Zoll breit zu schneiden, und legt sie auf den Boden des Troges von dem
                              Hinteren Ende desselben anfangend; wenn der Boden auf diese Weise bedekt ist, steigt
                              er auf die Stuͤke und tritt sie mit seinen Fuͤßen fest. Auf diese
                              Weise faͤhrt er fort, bis die ganze Masse durchgetreten ist. Diese Arbeit
                              geschieht taͤglich, bis der Thon fest wird, oder, in anderen Worten, bis die
                              Luft aus demselben ausgedruͤkt ist, so daß er, wenn man ihn schneidet, eine
                              vollkommen gleiche und ebene Masse bildet. Wenn er nun die gehoͤrige
                              Consistenz hat, koͤnnen Toͤpfe aus demselben verfertigt werden. Man
                              glaubt, daß er besser wird, wenn man ihn in. diesem Zustande sechs bis zwoͤlf
                              Monate lang liegen laͤßt, ehe man Toͤpfe daraus verfertigt, und, so
                              weit meine Erfahrung reicht, ist dieß auch wirklich so.
                           Zur Verfertigung der Toͤpfe bedienen wir uns walzenfoͤrmiger Model aus
                              Holz mit eisernen Reifen gebunden, und zu jeder Seite sich oͤffnend. Auf
                              diese legt der Arbeiter Stuͤke Tuches, die so befeuchtet sind, daß sie an den
                              Seiten des Models anhaͤngen, bis die ganze innere Seite damit bedekt ist.
                              Dieß geschieht, um die Toͤpfe leichter aus den Modeln nehmen zu
                              koͤnnen. Nachdem der Model so vorgerichtet wurde, schneidet der Arbeiter ein
                              Stuͤk Thon ab, ungefaͤhr von der Groͤße, wie er sie zur Bildung
                              des Bodens des Topfes und zu vier bis fuͤnf Zoll Seitenwand desselben
                              noͤthig glaubt. Dieses Stuͤk bringt er auf ein Brett, welches groß genug
                              ist den Boden des Models zu bedeken, stellt nun den Model auf dasselbe, steigt auf
                              den Thon, und tritt denselben rings um den Boden nieder. Der Mittelpunkt des Thones
                              wird nun mittelst eines eigenen hierzu verfertigten hoͤlzernen Blokes zur
                              gehoͤrigen Dike des Bodens des Topfes nieder gestampft, und der Rest
                              desselben rings um die Seiten des Models mit der Hand in der gehoͤrigen Dike
                              aufgeschlagen. Die Seiten des Topfes werden dann dadurch ausgebildet, daß man
                              innenwendig In dem Model so lang kleine Rollen von Thon mit der Hand anlegt, bis man
                              mit der Wand beinahe bis an den Rand des Topfes hinauf gekommen ist. Die innere Wand
                              des Topfes wird nun mit einem eisernen Instrumente flach gepuzt, und der obere Rand
                              desselben gehoͤrig zugeformt und vollendet. Man stellt jezt den Topf bei
                              Seite, um ihn troken werden zu lassen, und wenn man glaubt, daß er fest genug
                              geworden ist, um fuͤr sich allein stehen bleiben zu koͤnnen, was
                              gewoͤhnlich in zwei Mal vier und zwanzig Stunden der Fall ist, wird der Model
                              abgenommen, und der Topf an seiner Außenseite sorgfaͤltig vollendet. Mit dem
                              Abebenen (Puzen) und dem weiteren Festmachen des Topfes wird taͤglich so lang
                              fortgefahren, bis der Topf so hart und troken geworden ist, daß er keinen Eindruk
                              von Außen mehr aufzunehmen vermag. Der Topf waͤre nun allerdings fertig;
                              allein er muß noch 6 oder 12 Monate lang stehen, ehe er gebraucht werden kann; denn
                              die Erfahrung hat auf das Deutlichste erwiesen, daß ein Topf, der ein Jahr lang
                              uͤber ruhig gestanden ist, weit weniger der Gefahr ausgesezt ist, im Ofen zu
                              leiden, als ein ganz neuer Topf. In die Kammer, wo diese Toͤpfe aufbewahrt
                              werden, darf kein Frost eindringen, indem sonst das Wasser in denselben (und sie
                              enthalten noch immer einiges Wasser) frieren und sie zerstoͤren
                              wuͤrde.
                           Wir verfertigen unsere Toͤpfe gewoͤhnlich zwei Fuß hoch, und geben
                              denselben am oberen Rande 20 Zoll, am Boden 16 Zoll im Durchmesser. Der Boden ist
                              zwei und einen halben Zoll dik; die Seitenwand hat oben anderthalb, unten zwei Zoll
                              Dike. Ein Topf von dieser Groͤße faßt, nachdem er gebrannt ist, 250 Pfd.
                              Glas. Wir haben gewoͤhnlich zwischen 80 und 100 Toͤpfe in der
                              Topfkammer vorraͤthig, so daß wir nie zu neuen Toͤpfen Zuflucht zu
                              nehmen brauchen. Wenn die Toͤpfe gut gemacht sind, und wenn das Material
                              derselben gut ist, so haͤlt ein solcher Topf drei bis sechs Wochen im Ofen
                              aus. Wenn sie aber schlecht gearbeitet wurden, und der Thon mager (arm) ist, so
                              bersten sie gern an der Seite, die dem Mittelpunkte des Ofens zugekehrt ist, und
                              gewoͤhnlich, wann die eingesezte Masse anfaͤngt in vollkommenen Fluß
                              zu gerathen. Wo dieß geschieht, ist hie ganze Masse im Topfe verloren, und fließt in
                              die Mitte des Ofens, wo
                              sie sich mit der daselbst befindlichen Kohle in Asche vermengt.
                           Wenn ein neuer Topf eingesezt werden soll, so kommt er in den Kuͤhlofen, und
                              wird in demselben mit aller Sorgfalt aufgestellt. Das Feuer in diesem Ofen wird nach
                              und nach bis zur hellen Rothgluͤhhize verstaͤrkt, und fuͤnf bis
                              sechs Stunden lang auf diesem Punkte erhalten. Wenn die Arbeiter aufhoͤren zu
                              blasen, laͤßt man den Ofen bis zur Temperatur des Kuͤhlofens
                              abkuͤhlen, und bringt dann den Topf bei der Hinteren Thuͤre (dem
                              Tiegelloche) ein: er wird mittelst einer langen eisernen Stange und mittelst Haken
                              auf die Bank unmittelbar unter das Fenster oder das Arbeitsloch (the ring) gestellt.
                           Der Verlust, der durch mißlungene Toͤpfe entsteht (und das Mißlingen derselben
                              kann ungeachtet aller Sorgfalt und Geschiklichkeit der erfahrensten und
                              verstaͤndigsten Arbeiter nicht immer verhuͤtet werden), erhoͤht
                              die Erzeugungskosten des Tafel- oder Fenster-Glases schon auf der
                              Huͤtte um ein Bedeutendes. Wenn wir irgend eine Masse entdeken
                              koͤnnten, die, nebst den wesentlichen Eigenschaften des Thones, auch noch die
                              Tugend besaͤße, nicht gebrechlich zu seyn, so wuͤrde dadurch ein
                              großes Desideratum in der Glasmacherkunst erreicht werden.
                           Die verschiedenen Gebaͤude, die in einer Glashuͤtte, in welcher man
                              Tafel- oder Fenster-Glas verfertigt, nothwendig werden, sind:
                           1) Roͤst- oder Calcinir-Oefen zur Zurichtung der
                              Materialien.
                           2) Ein Reverberir-Ofen zum Schmelzen derselben.
                           3) Ein Strekofen, zum Streken und Abkuͤhlen des Glases.
                           4) Trokenoͤfen oder Holzdarren zum Troknen des Holzes.
                           5) Ein Brennofen (Tempering-oven) zum Brennen der
                              Toͤpfe und des Thones uͤberhaupt.
                           Von allen diesen Oefen das Noͤthige im Verlaufe der Beschreibung der
                              Arbeit.
                           Die glasartigen Materialien und die Verhaͤltnisse derselben, wie man sie bei
                              uns zum Glase braucht, sind folgende:
                           
                              
                                 Verona-Sand
                                 100 Theile
                                 
                              
                                 Potasche
                                   34   –
                                 
                              
                                 Salz
                                   18   –
                                 
                              
                                 Kalk
                                     5   –
                                 
                              
                                 Hausasche
                                   45   –
                                 
                              
                                 Glasscherben
                                   30   –
                                 
                              
                           ––––––––
                           
                              
                                 Sand
                                 100 Theile
                                 
                              
                                 SodaWenn dieses Salz noch sein Krystallisationswasser hat, wo man es zu
                                          Glas verwendet, muͤssen 440 Theile genommen werden. A. d.
                                          O. (Sul)
                                   60   –
                                 
                              
                                 Kalk
                                     5   –
                                 
                              
                                 Asche
                                   20 Theile
                                 
                              
                                 Saͤgespaͤne
                                     2   –
                                 
                              
                                 Glasscherben
                                   20   –
                                 
                              
                           ––––––––
                           
                              
                                 Sand
                                 100 Theile
                                 
                              
                                 Kelp
                                   65   –
                                 
                              
                                 Kalk
                                     8   –
                                 
                              
                                 Glasscherben
                                   30   –
                                 
                              
                                 Hausasche
                                   25   –
                                 
                              
                           ––––––––
                           
                              
                                 Sand
                                 100 Theile
                                 
                              
                                 Potasche
                                   20   –
                                 
                              
                                 Kelp
                                   28   –
                                 
                              
                                 Kalk
                                     5   –
                                 
                              
                                 Hausasche
                                   15   –
                                 
                              
                                 Glasscherben
                                   25   –
                                 
                              
                           ––––––––
                           
                              
                                 Sand
                                 100 Theile
                                 
                              
                                 Potasche (Sul)
                                   45   –
                                 
                              
                                 Kalk
                                     8   –
                                 
                              
                                 Hausasche
                                   15   –
                                 
                              
                                 Saͤgespaͤne
                                     2   –
                                 
                              
                                 Glasscherben
                                   30   –
                                 
                              
                           Diese Mischung ist diejenige, welche wir gewoͤhnlich gebraucht haben; in
                              mancher Hinsicht ist sie allen uͤbrigen vorzuziehen.
                           Der Sand wird in den Calcinir-Ofen geworfen, und in diesem fuͤnf oder
                              sechs Stunden lang gegluͤht. Die Hausasche wird auf dieselbe Weise behandelt.
                              Der Zwek dieses Ausgluͤhens bei beiden ist: Verbrennung der Pflanzenstoffe,
                              und Verjagung des Wassers und der Kohlensaͤure, welche in diesen Materialien
                              enthalten seyn koͤnnten. Sobald dieser Zwek erreicht ist, werden diese
                              Materialien aus dem Ofen genommen, man laͤßt sie abkuͤhlen und siebt
                              sie durch ein Sieb, dessen Loͤcher 1/30 Zoll im Durchmesser balten.
                           Der Kalk wird in ein Hydrat verwandelt (geloͤscht) und gleichfalls
                              durchgesiebt. Die Potasche wird in Stuͤke gebrochen, die nicht groͤßer
                              sind, als eine Wallnuͤß. Das Salz braucht keine Zubereitung.
                           Kelp. So nennt man ein Salz, das aus der Asche unter den
                              Kesseln der Salzwerke zu Salina bereitet wird. Es wird
                              auf dieselbe Weise, wie Potasche, durch Auslaugen und Abdampfen gewonnen. Man
                              braucht es auf unserer Glashuͤtte als Surrogat fuͤr Salz und Potasche.
                              Es scheint mir ein zusammengeseztes Salz, welches aus kochsalzsaurer Potasche und
                              kohlensaurer oder basisch kohlensaurer Soda in beinahe gleicher Menge besteht.
                              Dieses Salz waͤre der Potasche bei der Glaserzeugung vorzuziehen, wenn man
                              sich immer auf das gehoͤrige Verhaͤltniß seiner Bestandtheile
                              verlassen koͤnnte; da aber dieses zuweilen sehr wechselt, so entsteht dadurch
                              zuweilen bedeutender Verlust.
                           Wenn man schwefelsaure Potasche oder Soda nimmt, so muß diese fein gepuͤlvert
                              werden. Saͤgespaͤne nimmt man, weil sie besser dienen als Holzkohle.
                              Beide zersezen die schwefelsauren Salze, indem sie sich des Sauerstoffes der
                              Schwefelsaͤure bemaͤchtigen, und mit derselben Kohlensaͤure
                              bilden, die durch die Masse entweicht, waͤhrend der Schwefel der
                              Schwefelsaͤure, der dadurch frei wird, durch die angewendete Hize verjagt
                              wird, und so das Alkali in seiner reinsten Form zur Vereinigung mit der Kieselerde
                              zuruͤklaͤßt.
                           Nachdem die Materialien auf diese Weise zubereitet wurden, werden sie so innig unter
                              einander gemengt, daß alle die verschiedenen Bestandtheile derselben
                              gleichfoͤrmig in der ganzen Masse vertheilt sind. Wo es die Umstaͤnde
                              erlauben, sollte man die Masse in diesem Zustande drei Monate lang ruhen lassen.
                           Die oben angegebenen Mischungsverhaͤltnisse der Fritte erzeugen nur sehr
                              geringe Verschiedenheiten in der Qualitaͤt des Glases, und die Zeit, deren
                              sie beduͤrfen, um in Fluß zu gerathen, ist beinahe dieselbe. Was die
                              verschiedenen Kosten derselben belangt, so haͤngen diese nothwendig von den
                              Schwankungen der Marktpreise einzelner Artikel ab, und sind daher nach denselben
                              verschieden.
                           Zuweilen, wenn naͤmlich diese Materialien nicht vollkommen frei von allen
                              vegetabilischen Unreinigkeiten sind, bekommt das Glas eine gelbliche Farbe. Um dieß
                              nun zu verhuͤten, oder, wo es bereits eingetreten ist, zu verbessern, nimmt
                              man zuweilen weißes Arsenikoxyd, schwarzes Braunsteinoxyd, Salpeter und die
                              Bleioxyde. Alle diese Oxyde scheinen dadurch zu wirken, daß sie Sauerstoff liefern,
                              welcher sich mit dem Kohlenstoffe verbindet, und denselben als kohlensaures Gas
                              entweichen laͤßt.
                           Um diese Materialien auf den Boden der Toͤpfe hinabzubringen, so daß sie sich
                              mit dem Glase vereinigen und die gewuͤnschte Wirkung hervorbringen
                              koͤnnen, ist es am besten, sie in nasses Papier einzuwikeln, und mittelst
                              einer eisernen Stange unterzutauchen. Mit schwarzem Braunsteinoxyde gelang mir
                              dieses Verfahren gewoͤhnlich auf die vollkommenste Weise. Die Wirkung des
                              Kalkes, welcher zu allen Fritten kommt, ist, wie man glaubt, Erleichterung des
                              Flusses; noch eine andere Wirkung, die der Kalk hervorbringt, ist
                              zuverlaͤssig aber diese, daß er das Glas zum besseren Waͤrmeleiter
                              macht, so daß es bei dem Abkuͤhlen und bei den uͤbrigen darauf
                              folgenden Arbeiten an demselben weniger in Gefahr ist zu brechen, vorzuͤglich
                              dann, wann es der Einwirkung des Demantes ausgesezt wird.
                           Das Holz, mit welchem der Werkofen, worin das Glas geschmolzen und geblasen wird, geheizt wird,
                              ist zwischen drei- und vierthalb Fuß lang, und so fein gespalten, daß ein
                              Scheitchen nicht mehr als zwei Zoll im Durchmesser hat. Alles dieses Brennholz muß
                              in der Darrstube (im Darrofen, Kiln) getroknet werden.
                              Sechs solche Darrofen sind in der Mitte der Glashuͤtte angebracht, und jeder
                              derselben faßt eine halbe Maß (cord) Holz. Wenn der
                              Werkofen im Gange ist, braucht er in 24 Stunden sechs Maß (cords) Holz.
                           Der Werkofen selbst wird entweder aus feuerfesten Baksteinen, aus demselben Thone,
                              wie die Toͤpfe, oder aus irgend einem natuͤrlichen Sandsteine erbaut,
                              der so wenig als moͤglich, oder gar nicht schmelzbar ist bei der Temperatur
                              des Glasofens.Talg ist das beste Material zu einem Glasofen, wo er, wie in
                                    Kaͤrnthen, in schoͤnen derben Bloͤken zu haben ist.
                                    Gewiß findet sich auch solcher Talg in Amerika. A. d. Ue.
                              
                           Der Sandstein, den man gewoͤhnlich hierzu waͤhlt, kommt von Haverstraw am North-River.
                           In dem Werkofen stehen 10 Toͤpfe, fuͤnf zu jeder Seite desselben, auf
                              Baͤnken, die der Laͤnge des Ofens nach hinlaufen, und die 10 Zoll hoch
                              uͤber der Sohle (tone) stehen: so nennt man
                              naͤmlich den Raum in der Mitte des Ofens zwischen den Toͤpfen. Jedem
                              Topfe nach Außen gegenuͤber ist der Fensterstein (ring
                                 stone), durch welchen ein Loch laͤuft, (das Arbeitsloch, the ring) von ungefaͤhr 7 1/2 Zoll im
                              Durchmesser. Durch dieses Loch kommt die Fritte in den Topf und wird das Glas zum
                              Blasen herausgenommen. Diese Loͤcher sind zugleich auch die einzigen
                              Zugloͤcher, wodurch der Zug mittelst kleiner Ziegelsteine (cookies) regulirt wird. An jedem Ende des Ofens ist ein
                              Feuerherd von hinlaͤnglicher Groͤße, um die Toͤpfe durch
                              denselben in den Ofen bringen zu koͤnnen. Nachdem die Toͤpfe eingesezt
                              wurden, werden die Herde mit einer Thuͤre aus Baksteinen von acht Zoll Dike
                              geschlossen. In dieser Thuͤre bleibt eine Oeffnung von vier Zoll im
                              Durchmesser, durch welche das Holz in den Ofen gebracht wird. Unten an der Sohle der
                              Thuͤre bleibt auch noch eine Oeffnung, um der Luft Eingang zu verschaffen,
                              und die Sohle des Herdes (the lock stone) ist zu
                              demselben Ende gleichfalls durchbohrt.
                           Der Ofen wird an seinen vier Eken von Saͤulen aus Baksteinen getragen.
                              Gewoͤhnlich bringt man an jedem derselben einen Roͤstofen an, der
                              mittelst eines Zuges mit dem Werkofen in Verbindung steht. Durch diese Einrichtung
                              erspart man Brennmaterial, welches sonst fuͤr die Roͤstoͤfen
                              einzeln verbrannt werden muͤßte.
                           Wenn ein Werkofen erbaut ist, so braucht man drei bis vier Wochen um den Ofen
                              auszuheizen, d.h., ihn auf jene Temperatur zu erhoͤhen, welche zum Schmelzen
                              des Glases nothwendig ist. Wenn diese Temperatur einmal erreicht ist, wird sie auf
                              folgende Weise immer gleichfoͤrmig unterhalten. Der Heizer (the Stoaker) faͤngt seine Arbeit damit an, daß er
                              zwei Scheite trokenen Holzes nimmt, und eines derselben durch das Loch in der
                              Baksteinthuͤre, die ihm zunaͤchst steht, einbringt, hierauf um den
                              Ofen herumgeht, und in das Loch der anderen Baksteinthuͤre das andere Scheit
                              auf dieselbe Weise einfuͤhrt. Auf diese Weise geht er immer um den Ofen herum
                              und versieht sich zugleich mit dem noͤthigen Holze. Sein Gang ist so
                              bemessen, daß er, immer gleichen Schritt haltend, in diesem Schritte drei
                              (englische) Meilen in Einer Stunde zuruͤklegen wuͤrde.Die englische Statute-Mile hat 5280 engl.
                                    Fuß, oder 1609 Meter. A. d. Ue. Auf diese Weise versieht er sechs Stunden lang den Ofen regelmaͤßig
                              und ununterbrochen mit Holz, nach welcher Zeit er von einem anderen Heizer
                              abgeloͤst wird, den er nach 6 Stunden neuerdings wieder abloͤst. Wir
                              verwenden zu diesem Dienste immer alte und unbrauchbar gewordene Blaͤser,
                              indem sie mit der Art bekannt sind, in welcher das Feuer unterhalten werden muß,
                              wenn Glas mit der moͤglich kleinsten Menge Holzes auf die schnellste Weise
                              geschmolzen werden soll. Obschon diese Arbeit hoͤchst einfach zu seyn
                              scheint, so kann man doch durch einen erfahrnen und geschikten Heizer bei jeder
                              Schmelzung an zwei Stunden Zeit ersparen.
                           Das Schmelzen. Nachdem der Ofen bis zur sogenannten
                              Weißhize gehizt wurde, wird die Fritte (mixing) durch
                              die Fenster oder Arbeitsloͤcher mittelst einer eigenen eisernen Schaufel in
                              die Toͤpfe eingetragen. Wenn nun die Toͤpfe gefuͤllt sind,
                              werden die Ziegelsteine (cookies) in den Fenstern wieder
                              vorgelegt, und das Feuer auf den hoͤchsten Grad gebracht, auf welchem es so
                              lang regelmaͤßig unterhalten wird, bis die ganze Fritte vollkommen im Fluß
                              ist. Waͤhrend dieser Arbeit untersucht der Werkmeister (Master stoaker) gelegentlich das Glas mit einem eisernen
                              Staͤbchen, um zu sehen, ob es mit dem Flusse gehoͤrig vorwaͤrts
                              schreitet. Nachdem nun der erste Einsaz oder Eintrag (laying in)
                              geschmolzen ist, wird neuerdings Fritte zugesezt, und hiermit so lang fortgefahren,
                              bis die Glasmasse nur mehr drei Zoll weit vom Rande des Topfes absteht. Damit die
                              Mischung der verschiedenen Einsaͤze der Fritte gehoͤrig, und so innig
                              als moͤglich geschieht, um eine vollkommen gleichfoͤrmige Masse zu
                              erhalten, wird jezt umgeruͤhrt.
                           Dieses Umruͤhren geschieht entweder mittelst eines eisernen Stabes, oder
                              besser mittelst eines Erdapfels an einem eisernen Staͤngelchen. Diesen
                              fuͤhrt man bis auf den Boden des Topfes durch das geschmolzene Glas hinab, wo dann
                              die ploͤzliche Verwandlung des in demselben enthaltenen Wassers in Dampf in
                              der ganzen Masse eine Bewegung erzeugt, die dem Aufwallen beim Sieden
                              aͤhnlich ist, und das Glas bis an den Rand des Topfes hebt. Da sich hierauf
                              die Masse bald wieder sezt, werden die Toͤpfe mit Glasscherben
                              gefuͤllt, und die Baksteine wieder in die Fenster eingelegt.
                           So wie das Feuer fort unterhalten wird, steigt Luft aus der Fritte in Form einer
                              Menge von Blasen auf, die an der Oberflaͤche bersten, bis endlich die
                              fluͤssige Masse vollkommen klar wird.
                           Wenn man sich nun einmal von der Klarheit der Fritte uͤberzeugt hat,
                              laͤßt man den Ofen sich etwas abkuͤhlen, und erhaͤlt ihn eine
                              Stunde lang oder uͤberhaupt so lang in dieser Temperatur, bis das Glas an dem
                              oberen Rande der Toͤpfe anfaͤngt steif zu werden. Waͤhrend
                              dieser Zeit werden die Thuͤren an dem Ofen geoͤffnet, um die Schlaken,
                              Asche und Kohlen, die sich waͤhrend des Schmelzens auf der Sohle des Ofens
                              angehaͤuft haben, herauszuschaffen. Das Feuer wird nun wieder
                              allmaͤhlich verstaͤrkt, bis die Glasmasse (the
                                 metal) die zum Blasen gehoͤrige Consistenz erhaͤlt. Nun
                              werden die Blaͤser angestellt, und der Werkmeister
                              am Ofen (Master-stoaker)
                              uͤbertraͤgt die Aufsicht auf den Ofen dem Blasmeister (Master blower), der
                              waͤhrend des Blasens die Heizung des Ofens zu besorgen hat. Wenn der Ofen neu
                              ist, so werden im Durchschnitte vier und zwanzig Stunden zum Schmelzen erfordert,
                              und wenn er bereits sechs Monate im Feuer steht, dreißig Stunden. Gewoͤhnlich
                              haͤlt man einen Ofen neun Monate lang im Gange, vom September bis Junius, und
                              verwendet dann die uͤbrigen drei Monate zur Ausbesserung desselben. Ein Ofen
                              mit zehn Toͤpfen von gewoͤhnlicher Groͤße erzeugt zwischen
                              sieben hundert und tausend Kisten (boxes) Glases im
                              Monate, je nachdem naͤmlich die Arbeit mehr oder minder gut gelingt.
                           Das Blasen. Fuͤr jeden Topf ist ein Blaͤser
                              und ein Junge oder Lehrling bestellt. Der Blaͤser faͤngt seine Arbeit
                              damit an, daß er zuerst das Ende seiner Pfeife durch das Fenster einfuͤhrt,
                              und dieselbe so lang darin laͤßt, bis sie beinahe rothgluͤhend wird,
                              worauf er sie in Wasser stoͤßt, wo dann das Oxyd abspringt und eine reine
                              metallene Oberflaͤche laͤßt. Diese wird in die Glasmasse des Topfes
                              (the metal) eingetaucht, und, indem sie in derselben
                              umgedreht wird, bleibt eine gewisse Menge von lezterer an ihr haͤngen. Der
                              Blaͤser nimmt nun diese Masse heraus, und richtet sie, wenn es nothwendig
                              ist, mit dem Streicheisen (strike iron) zu, worauf sie
                              wieder in den Topf gebracht wird, bis endlich durch wiederholtes Eintauchen eine
                              hinlaͤngliche Menge zur Bildung eines Cylinders daran haͤngen bleibt,
                              wozu, nach der Glashuͤttensprache (der Amerikaner), drei Sammlungen (three gatherings) nothwendig sind. Der Arbeiter bringt nun die Glaskugel
                              in eine geringe Entfernung von dem Fenster im Ofen, und dreht sie daselbst einige
                              Augenblike lang ununterbrochen um, damit sie die gehoͤrige Temperatur
                              bekommt. Hierauf nimmt er sie heraus, und streicht mit dem Streicheisen die
                              halbfluͤssige Masse nahe an das Ende der Pfeife, die er dann in einen hohlen
                              Untersaz, einen ausgehoͤhlten hoͤlzernen Blok, bringt, in welchem sich
                              etwas Wasser befindet: in dieser Hoͤhlung dreht er sie einige Augenblike, um
                              der Masse die gehoͤrige Form zu geben. Nun fuͤhrt er das
                              Mundstuͤk der Pfeife an die Lippen, blaͤst nach und nach den Ballen
                              (die Blase) auf und faͤhrt dabei immer mit dem Umschwenken fort, bis dieser
                              die gehoͤrige Groͤße erreicht hat. Auf diese Weise bildet sich eine
                              hohle Kugel an dem oberen Ende der Blase. Diese Kugel fuͤhrt der Arbeiter
                              durch das Fenster neuerdings in den Ofen, um ihr daselbst wieder die
                              gehoͤrige Hize zu geben, die sie bei der vorigen Arbeit verloren hat, nimmt
                              sie dann wieder aus dem Feuer und sezt das Mundstuͤk neuerdings an die
                              Lippen, und schwingt, auf einer Bank stehend, die Pfeife von einer Seite zur
                              anderen, dreht sie im Kreise, und blaͤst die Kugel auf. Waͤhrend dieß
                              geschieht, wird durch die Centrifugalkraft, unterstuͤzt und berichtigt durch
                              die Gravitation noch waͤhrend des Aufblasens, die Kugel in einen hohlen
                              Cylinder (die Tute) verwandelt, der mit einem Ende an der
                              Pfeife haͤngt, und an dem anderen Ende von einer hohlen Halbkugel geschlossen
                              wird. Der Cylinder wird nun nahe an das Fenster gehalten, so daß er an seinen
                              aͤußersten Enden erweicht wird; man schlaͤgt ferner ein Loch durch den
                              Mittelpunkt desselben und schwenkt ihn schnell im Kreise, wo dann durch die
                              Centrifugalkraft, die auf die erweichte Hemisphaͤre wirkt, dieselbe Anfangs
                              in eine Flaͤche, die quer uͤber die Waͤnde des Cylinders
                              laͤuft und senkrecht auf dieselben steht, verwandelt, und endlich, so wie die
                              Umdrehung fortgesezt wird und die Oeffnung im Mittelpunkte sich erweitert,
                              ploͤzlich in die Weite der uͤbrigen Theile des Cylinders ausgedehnt
                              wird. Man haͤlt nun den Cylinder einige Augenblike uͤber senkrecht,
                              bis das Glas ganz abkuͤhlt, wo er dann dem Jungen uͤbergeben wird,
                              welcher denselben auf einer hoͤlzernen Unterlage von der Pfeife absprengt,
                              indem er den Hals mit einem nassen Eisen beruͤhrt. Noch ist eine andere
                              Arbeit nothwendig, um den Cylinder ganz zu vollenden, die man das Kaͤppeln (cappling)
                              nennt. Man nimmt zu diesem Ende etwas fluͤssige Glasmasse mit einer eisernen
                              Stange aus dem Topfe, und bringt sie mittelst Zangen rings um jenes Ende des
                              Cylinders, welches an der Pfeife hing. Dieser gluͤhende Glasfaden sprengt,
                              wenn er mit dem bereits erkalteten und noch nicht im Kuͤhlofen behandelten
                              Glase in Beruͤhrung kommt, die Kappe weg, und laͤßt einen reinen Cylinder
                              zuruͤk. Um nun den Cylinder zum Streken (flattening) herzurichten, wird ein gluͤhendes
                              Eisen von einem Ende des Cylinders zu dem anderen gefuͤhrt, wo dann, wenn man
                              dasselbe zuruͤkzieht, und mit einem nassen Finger uͤber die Stelle
                              faͤhrt, uͤber welche man das Gluͤheisen gezogen hat, der
                              Cylinder beinahe der ganzen Laͤnge nach in einer geraden Linie springt,
                              worauf er zum Streken aufbewahrt wird.
                           Das Streken. Bei dieser Arbeit sind zwei
                              Gegenstaͤnde zu bezweken: erstens, die Verwandlung der Cylinder oder Tuten in
                              Flaͤchen; zweitens das Abkuͤhlen (Anlassen, annealing tempering) des Glases. Der hierzu noͤthige Bau besteht
                              aus drei Theilen: A dem Hintertheile oder Eingange in
                              den Strekofen. B dem eigentlichen Strekofen und C dem Kuͤhlofen. Diese Oefen werden dadurch zu
                              dieser Arbeit hergerichtet, daß man die Temperatur des Kuͤhlofens auf
                              ungefaͤhr 500° F. (212° R.) mittelst des Zuges, a, erhoͤht, welcher mit einem darunter
                              angebrachten Herde und Roste in Verbindung steht. Der Ofen B wird bis zur Gluͤhhize gebracht, was durch den Zug b geschieht, waͤhrend das Hintertheil, welches
                              mit diesem Ofen in Verbindung steht, seine Hize durch denselben erhaͤlt,
                              welche jedoch, da das Gewoͤlbe, das denselben dekt, viel niedriger ist, als
                              das Gewoͤlbe des Ofens, immer nach und nach abnimmt, so daß sie am Eingange
                              dieses Hintertheiles niedriger ist als die Hize des siedenden Wassers. Da nun die
                              Tuten oder Cylinder noch nicht abgekuͤhlt oder angelassen wurden, so wird es,
                              wenn sie nicht brechen sollen, unerlaͤßlich, die Hize mit der groͤßten
                              Vorsicht an denselben anzubringen. Dieß wird nun durch die Anlage dieses
                              Hintertheiles leicht moͤglich. Innerhalb desselben sind naͤmlich auf
                              dessen Sohle zwei eiserne Stangen angebracht, die der ganzen Laͤnge nach
                              (gewoͤhnlich 10 Fuß lang) hinlaufen. Wenn nun diese Oefen auf die
                              gehoͤrige Hize gebracht sind, wird eine eiserne Platte uͤber den Zug,
                              a, gelegt, welche denselben gaͤnzlich
                              schließt: man wirft einige Spreißel Holz in den Ofen, um denselben in der Hize zu
                              halten, und den Arbeitern zu leuchten. Ein Junge muß nun die Tuten (Cylinder)
                              herbeitragen, und sie auf die eisernen Stangen in dem Hintertheile legen, auf
                              welchem er sie mittelst eines Stabes nach und nach vorwaͤrts schiebt, bis
                              dieses ganze Hintertheil voll ist. Ein Mann, der bei der Oeffnung, D, aufgestellt ist, bringt nun mittelst einer eisernen
                              Stange die Tute, welche zuerst in das Hintertheil eingebracht wurde, auf den Stein
                              E, dessen Temperatur so hoch steht, daß, da das Glas
                              biegsam ist, die Tute sich auf demselben flach ausbreitet. Man fuͤhrt jezt
                              einen hoͤlzernen Blok, der an einer eisernen Stange angebracht ist,
                              uͤber diese Glasplatte, und druͤkt dieselbe fest auf dem Steine an.
                              Nachdem dieß geschehen ist, schiebt dieser Arbeiter die Platte mittelst eines anderen Eisens,
                              das man den Schieber (the cropper) nennt, unter der
                              Scheidewand der Oefen durch auf den Stein F. Auf diesem
                              Steine laͤßt man sie liegen, bis sie kuͤhl genug geworden ist, um ihre
                              Form behalten zu koͤnnen. Ein anderer, bei G
                              angestellter, Arbeiter zieht sie dann an das Hintertheil des Ofens, wo er sie
                              beinahe senkrecht auf ihre Kante stellt.
                           Jede Tute geht nach und nach durch alle diese verschiedenen Manipulationen durch, bis
                              zulezt alle zusammen in den Kuͤhlofen uͤbertragen werden. Wenn dieser
                              voll geworden ist, laͤßt man das Feuer ausgehen, und verstreicht jede
                              Oeffnung des Ofens mit Moͤrtel. Im Winter laͤßt man die Glastafeln
                              eine Woche lang in dieser Lage, im Sommer zehn Tage: nach Verlauf dieser Zeit wird
                              der Ofen geoͤffnet, und nachdem das Glas kuͤhl genug geworden ist, um
                              es ohne Nachtheil herausnehmen zu koͤnnen, wird es herausgenommen und in die
                              Schneidstube gebracht, in welcher es nach und nach bis zur Temperatur der
                              Atmosphaͤre, abkuͤhlt.
                           In der ganzen Glasmachern ist vielleicht nichts, was dem Zuschauer so viel
                              Vergnuͤgen gewaͤhrt und so viel Erstaunen abzuloken vermag, als die
                              Leichtigkeit, mit welcher ein erfahrner Glasschneider seine Arbeit verrichtet.
                              Wirklich fordert auch keine bloße Handarbeit in irgend einem Gewerbe mehr Zeit und
                              Geduld, um die erforderliche Geschiklichkeit zu erlangen, als gerade diese. Man hat
                              allerlei verschiedene Meinungen uͤber die Art aufgestellt, nach welcher der
                              Demant bei dem Zerschneiden des Glases wirkt. Wenn der Demant quer uͤber eine
                              Glastafel hingezogen wird, und einen guten Schnitt bildet, so ist die Linie, die er
                              gezogen hat, kaum merklich, und der Bruch erstrekt sich doch durch die ganze Dike
                              der Tafel. Der Glasschneider beurtheilt das Gelingen seines Schnittes mehr mit dem
                              Ohre, als mit dem Auge. Wenn der Schnitt gut geraͤth, so entsteht ein eigener
                              knarrender Laut. Wenn hingegen eine weiße Linie unter einem knirschenden Laute zum
                              Vorscheine kommt, kann man sicher seyn, daß die Tafel nicht durchgeschnitten ist. Es
                              scheint beinahe in dem lezteren Falle, daß der Bruch, Statt von der Spize des
                              Demantes senkrecht abwaͤrts zu steigen, sich seitwaͤrts erstrekt, und
                              von da wieder nach der Oberflaͤche zuruͤkkehrt, und auf diese Weise
                              kleine Glasstuͤke losreißt, die muschelfoͤrmig sind. Ich waͤhle
                              zum Glasschneiden immer vollkommen ganze Demante, mit dreiekig rhomboidalen
                              Flaͤchen (triangular rhomboidal faces), deren
                              Kanten nicht gerade, sondern etwas convex sind, sie moͤgen uͤbrigens
                              Oktaëder oder Dodekaëder seyn. Die ganz eigene Feinheit, die die Kante
                              des Demantes haben muß, wenn sie gut schneiden soll, wird durch anhaltenden Gebrauch
                              derselben, ungeachtet aller Haͤrte des Demantes, doch sehr bald
                              abgenuͤzt, und
                              das Auge haͤlt oft noch eine Demantkante fuͤr scharf, die es nicht
                              mehr ist.
                           Das gewoͤhnliche Tafel- oder Cylinderglas steht weit unter dem
                              Kronenglase. Einige Maͤngel desselben haͤngen nothwendig von der
                              Verfahrungsweise bei seiner Verfertigung ab, und lassen sich nimmermehr
                              gaͤnzlich verhuͤten. Andere Fehler hingegen lassen sich durch Fleiß
                              und Geschiklichkeit gaͤnzlich beseitigen.
                           Der geringere Glanz oder die geringere Politur, die unregelmaͤßige
                              Zuruͤkwerfung des Lichtes von der Oberflaͤche desselben, die leichten
                              Krazer und Rize, die man mehr oder minder an allen diesen Arten von Glas wahrnimmt,
                              gehoͤren zu den unvermeidlichen Nebeln; viele derselben koͤnnen jedoch
                              durch aufmerksame und sorgfaͤltige Behandlung dieses Glases in einem hohen
                              Grade vermindert werden.
                           Der geringere Glanz ruͤhrt vorzuͤglich davon her, daß das Glas bei dem
                              Streken noch ein Mal gehizt werden muß. Wenn die Temperatur nicht hoͤher
                              getrieben werden duͤrfte, als bloß nothwendig ist, um das Glas biegsam zu
                              machen; so wuͤrde die Verminderung des Glanzes so unbedeutend seyn, daß man
                              sie kaum wahrnehmen koͤnnte; da aber eine groͤßere Hize die Arbeit des
                              Strekens sehr erleichtert, so gerathen die Arbeiter immer in Versuchung, eine
                              staͤrkere Hize anzuwenden. Es ist wahrscheinlich, daß diese große Hize das
                              Alkali von der Oberflaͤche des Glases, welche mit derselben in unmittelbare
                              Beruͤhrung kommt, verfluͤchtigt, und daß die Kieselerde, die hierdurch
                              ihres Aufloͤsungsmittels beraubt wird, die Ursache dieser Truͤbheit
                              des Glases wird. Dieselbe Wirkung hat, bekanntlich, auch Statt, wenn eine
                              Fensterscheibe lang den Einfluͤssen der Witterung ausgesezt gewesen ist, und
                              zeigt sich ganz besonders deutlich an Glasstuͤken, die Monate lang in den
                              Strekoͤfen lagen: sie werden so matt und undurchsichtig, daß sie
                              Porzellanscherben aͤhnlich werden.
                           Das unvollkommene Zuruͤkwerfen der Lichtstrahlen ruͤhrt von der
                              Unmoͤglichkeit her, eine Glasplatte in vollkommen gleiche Beruͤhrung
                              mit dem Steine zu bringen, indem immer Luft und Staub zwischen beiden vorhanden ist.
                              So wie heute zu Tage die Strekofen gebaut sind, wird auch die hoͤchste
                              Sorgfalt diesen Fehler nicht gaͤnzlich vermeiden koͤnnen.
                           Die leichten Rize und Krazer entstehen durch das Schieben der Glasplatte von einem
                              Steine auf den anderen. Diese Fehler koͤnnten auf folgende Weise vermieden
                              werden. Man verfertigt eine sehr dike (1/4 bis 1/3 Zoll dike) Glastafel, legt diese
                              auf den Stein, und die Tute oder den Cylinder auf sie, und laͤßt jenen auf
                              dieser sich streken. Beide Platten werden dann zugleich auf den anderen Stein
                              hinabgeschoben, die obere Glasplatte wird von der unteren weggenommen, und die untere dike, die man den
                              Lieger (legger) heißt,
                              wird wieder auf den vorigen Strekstein zuruͤkgeschoben. Alles sogenannte
                              falsche Kronen, glas (imitation crown) wird auf diese
                              Weise gestrekt, und wenn dieses Glas sorgfaͤltig nach obiger Art behandelt
                              wurde, kommt es beinahe dem Kronenglase der Qualitaͤt nach gleich, und hat
                              zugleich noch den wichtigen Vorzug, daß es diker ist.
                           So unvollkommen indessen das Cylinder- oder Tafelglas auch gewoͤhnlich
                              seyn mag, so ist es doch bei seinem geringen Preise (es ist um die Haͤlfte
                              wohlfeiler als Kronenglas) eines ungeheueren Absazes sicher, vorzuͤglich in
                              jenen Gegenden unseres Landes, wo die Einwohner mit ihrem Landgute bereits ins Reine
                              gekommen sind, und ihre alte Residenz, die Huͤtte aus unbehauenen
                              Baumstaͤmmen, mit bequemeren und eleganteren Wohnungen zu vertauschen
                              beginnen. Im Staate von New-York sind gegenwaͤrtig bereits nicht
                              weniger als acht Glashuͤtten, welche Tafel- oder Cylinderglas
                              verfertigen, und jaͤhrlich zwischen 60 und 80,000 Kisten Glas zu Markte
                              bringen. Die Concurrenz der Glashuͤtten ist in dem gegenwaͤrtigen
                              Augenblike bereits so groß in unserem Lande, daß der Preis des Tafelglases
                              gegenwaͤrtig bei uns um volle zwei Drittel niedriger steht, als er vor
                              zwoͤlf Jahren gestanden ist.Die Freunde der freien Einfuhr behaupten immer, daß, wo Einfuhr fremder
                                    Waaren verboten ist, die Fabrikate wegen des Monopoles, das die Fabrikanten
                                    hierdurch erhalten, im Preise steigen und in der Guͤte sinken.
                                    Nordamerika liefert uns neuerdings den Beweis, den zuerst England, dann
                                    Oesterreich und Preußen, endlich Frankreich und zulezt Nußland durch seine
                                    Einfuhrverbote vor Jahrhunderten und Jahrzehenden geliefert haben:
                                    „daß Einfuhrverbote den Preis der Fabrikate nicht nur nicht
                                       vertheuern, sondern maͤchtig verringern, sobald die Fabriken
                                       keine Privilegien besizen;“ daß also obige Einwendung gegen
                                    Einfuhrverbot nichts anderes, als eine gelehrte Professorsgrille ist. Die
                                    gelehrten Herren, die sich fuͤrchten, die paar Lappen, mit welchen
                                    sie ihre Nuditaͤt à priori und à posteriori zu bedeken gezwungen sind,
                                    theuerer bezahlen zu muͤssen, wenn diese Lappen nicht mehr aus dem
                                    Auslande eingefuͤhrt werden duͤrfen, belieben nur, wenn es
                                    ihnen gefaͤllt, eine Tinten- und Papier-Fabrik zu
                                    errichten, und sie werden bald sehen, daß ein Hr. Collega sich
                                    bemuͤhen wird, ihre Lumpenware noch wohlfeiler und noch
                                    schoͤner zu liefern. Es ist heute zu Tage in der ganzen Welt so
                                    eingerichtet, daß dort, wo Ein Fabrikant reich werden koͤnnte, ein
                                    halbes Duzend Fabrikanten desselben Artikels sich, so bruͤderlich in
                                    diese vermeinten Reichthuͤmer theilen, daß allen nichts anderes
                                    uͤbrig bleibt als Gottes Segen: „im Schweiße deines
                                       Angesichtes sollst du dein Brot verdienen.“ U. d. Ue. Tafelglas hat gegenwaͤrtig bei uns gerade den Preis des Einfuhrzolles
                              auf auslaͤndisches Glas, so daß folglich das auslaͤndische Glas von
                              unseren Maͤrkten gaͤnzlich ausgeschlossen ist. So viel ich weiß, ist
                              bis jezt nur eine einzige Glashuͤtte in unserem Lande, die Kronenglas
                              verfertigt, und diese ist zu oder bei Boston. Sie hat bisher mit Vortheil, wie ich
                              hoͤre, gearbeitet, obschon ihr das Brennmaterial vier Mal hoͤher zu
                              stehen kommt, als es an vielen anderen Oertern bei uns nicht der Fall ist. Bei dem
                              Unternehmungsgeiste, der Nationalgeist bei uns geworden ist, bei den einladenden Verhaͤltnissen
                              unserer gegenwaͤrtigen Lage und den vielen Localvortheilen, die wir auf eine
                              auffallende Weise vor anderen voraus haben, bleibt es wahrhaftig ein
                              Raͤthsel, zu erklaͤren, wie wir vergessen konnten unsere Capitalien
                              auf einen so eintraͤglichen Erwerbszweig zu verwenden. Es ist sehr zu
                              wuͤnschen, daß wir in Hinsicht auf einen eben so schoͤnen als
                              nothwendigen Artikel nicht laͤnger mehr vom Anstande abhaͤngen.Bayerische Glashuͤttenmeister, die bekanntlich sehr schoͤnes
                                    Kronenglas verfertigen, duͤrften diesemnach in Nordamerika ihr
                                    Gluͤk machen. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
