| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. LXXVI., S. 317 | 
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                        LXXVI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der vom 12. Jaͤnner 1830 bis 21.
                              Jaͤnner zu London ertheilten Patente.
                           
                              Dem Wilh. Hale,
                                 Maschinisten zu Colchester in Essex; auf eine Maschine zum Heben oder Treiben
                                 des Wassers, um Schiffe vorwaͤrts zu treiben. Dd. 12. Jaͤnner
                                    1830.
                              
                           
                              Dem Jak. Carpenter,
                                 zu Willenhall, Pfarre Wolverhampton, Staffordshire, und Joh. Young, ebendaselbst;
                                 beide Schlosser; auf gewisse Verbesserungen an Schloͤssern fuͤr
                                 Thore und zu anderen Zweken. Dd. 18. Jaͤnner.
                              
                           
                              Dem Wilh. Barr,
                                 Gentleman am Union-Place, City-Road, Middlesex; auf eine neue
                                 Methode abwechselnde Bewegung mittelst umdrehender Bewegung zu erzeugen, welche
                                 Vorrichtung sich an Pumpen, Mangen und allen Maschinen, welche derselben
                                 beduͤrfen, anbringen laͤßt. Dd. 18. Jaͤnner.
                              
                           
                              Den Edw.
                                    Dakeyne und Jak. Dakeyne, beide Kaufleute zu Darley Dale in Derbyshire; auf eine hydraulische Maschine, um die Kraft oder den Druk des
                                 Wassers, Dampfes oder anderer elastischer Fluͤssigkeiten zum Treiben der
                                 Maschinen und anderen Zweken, bei welchen man Kraft braucht, zu verwenden, auch
                                 zum Heben der Fluͤssigkeiten. Dd. 21. Jaͤnner 1830.
                              
                           
                        
                           Verfallene Patente.
                           
                              Dem Jos. Reynolds,
                                 Esq. in Kitley, Pfarre Wilting, Salop; auf gewisse Verbesserungen im Baue der
                                 Wagen und Pfluͤge und anderer Wirthschaftsgeraͤthe, die mittelst
                                 Dampfes, erhizter Luft oder Gasarten bewegt werden. Dd. 9. Jaͤnner
                                    1816.
                              
                           
                              Dem Edw. Cooper,
                                 Eisenhaͤndler und Maschinisten zu Newington Butts; auf eine Methode
                                 Papier zu Papier-Tapeten zu druken. Dd. 10. Jaͤnner 1816.
                              
                           
                              
                              Dem Thom. Deakin,
                                 Eisenhaͤndler am Ludgate Hill city of London,
                                 und J. R. Haynes,
                                 Eisenhaͤndler in St. John's Street, Middlesex; auf einen verbesserten
                                 Ofen, Rost oder Herd. Dd. 15. Jaͤnner 1816.
                              
                           
                              Dem Jak. Barron,
                                 Messinggießer in Wells-Street, Oxford-Street; auf eine
                                 Verbesserung an Laufrollen unter Moͤbeln. Dd.
                                 23. Jaͤnner 1816. 
                              
                           
                              (Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar. 1830. S. 128.
                              
                           
                        
                           Mottershead's elastischer Metallkolben (s. Polyt. Journal
                              Bd. XXXIV. Seite 248) ist nicht seine
                              Erfindung, sondern ein neues Beispiel eines, von einem Englaͤnder an einem
                              deutschen Erfinder begangenen Diebstahls.
                           Wenn manche meiner Landsleute, die meine Aufsaͤze im Dinglerschen Polyt.
                              Journale gelesen, und mich vielleicht einen zu starken Eiferer gegen die englischen
                              Maschinenbauer, und parteiischen Zweifler an der Großmuth und Liberalitaͤt
                              der englischen Nation genannt, vielleicht auch den, in der Note der 22sten Seite des
                              XXXII. Bandes dieses Journales ausgesprochenen Verdacht gegen meinen Werkmeister,
                              als ohne gegebene Beweise, ungerecht gefunden haben koͤnnen, so erlaube ich
                              mir, sie auf den von einem Herrn Mottershead bei der Société of Arts eingegebenen neuen
                              Metallkolben (s. Polyt. Journal Band XXXIV. Seite
                                 248), angeblich von seiner Erfindung, aufmerksam zu machen und sie zu
                              ersuchen, selbigen, dem Principe und der Metallmischung nach, aus der er verfertigt
                              werden soll, mit dem von mir im Polyt. Journale Band XXXII. Seite 161 beschriebenen, zu vergleichen, zugleich aber ihnen
                              mitzutheilen, daß jener mein Werkmeister R. Mottershead
                              hieß, und sie zu bitten, wenn noch einige Zweifel uͤber den wahren Erfinder
                              dieses Kolbens bei ihnen sich regen moͤchten und die Wage zwischen mir und
                              Mottershead, der von mir mit Guͤte
                              uͤberhaͤuft worden, dem ich also gewiß keine Veranlassung zur
                              Kraͤnkung meiner Ehre gegeben habe, schwanken sollte, sie sich bei meinen
                              Herren Interessenten in London, dem Herrn John Bent, Wilkinson, Porter und Kreeft (Fenchurch-street N. 121) und
                              wenn dieses nicht moͤglich waͤre, bei dem Herrn
                              Fabrikencommissionsrathe Weddin in Berlin, und den beiden Bergraͤthen, Herrn von Oehnhausen und Herrn von Decken, die als
                              Schriftsteller ruͤhmlichst bekannt sind und waͤhrend ihres
                              Aufenthaltes in London, im Jahre 1826, meine Verhaͤltnisse daselbst in Bezug
                              auf diesen Kolben genau kannten, erkundigen moͤgen, wer, Mottershead oder ich, der eigentliche Erfinder dieses
                              Kolbens sey, und wer sich eines schaͤndlichen Diebstahls gegen den andern
                              schuldig gemacht habe.
                           Herr Haevel, der in der, im Polyt. Journale, Band XXXIV. Seite 248 gegebenen, Note meiner
                              Behauptung, daß der Barton'sche oder vielmehr Brown'sche Kolben durch seine Keile den Cylindern schade,
                              widersprechen will, erwiedere ich, daß ich in England viele Klagen daruͤber
                              gehoͤrt habe und von Leuten, die Erfahrungen von der Zerstoͤrung der
                              Dampf- und Pumpencylinder selbst gemacht haben wollten. Ob das plus der Erfahrungen fuͤr eine oder die andere
                              Behauptung entscheiden solle, uͤberlasse ich meinen Lesern. Wer von diesen
                              die Theorie zu Huͤlfe nimmt und die Anordnung und Stellung, so wie die Art
                              des Vordringens der genannten Barton'schen Keile einer
                              wissenschaftlichen Pruͤfung unterzieht, der duͤrfte vielleicht auf
                              meiner Seite bleiben. Sollte Herr Haͤvel auch wohl
                              genau genug untersucht haben? Die Abnuzung des Cylinders ist nach einer kurzen Zeit
                              der Arbeit des Kolbens fuͤr das menschliche Auge und Gefuͤhl oft sehr
                              unmerklich, wird aber von dem Dampfe der Hochdrukmaschinen desto schneller
                              gesunden.
                           Klein-Wehnendorf im Monate Januar 1830.
                           Dr. E. Alban.
                           
                        
                           Neue Haͤngebruͤke uͤber die Seine zu
                              Paris.
                           Die neue Haͤngebruͤke uͤber die Seine von den Champs Elysées nach Gros-Caillou wurde den 20. Dec. 1829. eroͤffnet. Sie ist 380
                              engl. Fuß lang. Hr. Berges leitete den Bau derselben.
                              (Galignani. a. a. O.)
                           
                        
                           
                           Preis von 100 Pfd. (1200 Pfd.) auf einen Dampfpflug.
                           Hr. Heinr. Handley, zu Culverthorpe, Sleaford, bietet im
                              Scotsman (Galignani
                                 Mess. 4617.) einen Preis von 100 Pfd. fuͤr einen brauchbaren Dampfpflug,
                              um schweren Thonboden zu pfluͤgen, da die Pfluͤgkosten eines solchen
                              Bodens in Schottland auf 12–15 Shill. p. Acre kommen. Er berechnet, daß man
                              mit einer Dampfmaschine am Pfluge diese Arbeit um 3 bis 5 Shill (1 st. 48 kr. bis 3
                              fl.) leisten koͤnnte.
                           
                        
                           Ueber Poole's Ruderrad.
                           Wir haben uͤber dieses Rad im gegenw. Bande des Polyt.
                                 Journal es S. 90. Nachricht gegeben
                              nach dem London Journal of Arts. Das Mechanics' Mag. N. 335. beruft sich auf eine Notiz
                              uͤber dasselbe, die Hr. Merryweather im Register of Arts liefert, und bemerkt, daß dieses Rad
                              ganz demjenigen aͤhnlich ist, welches Chelmeriensis in N. 276. des Mech. Mag. Octbr. 1828. beschrieben hat, und das
                              spaͤter N. 298. S. 173. einem Hrn. Joel Lean zu Fishponds zugeschrieben wurde. Das Register, und aus diesem das Mechanics' Magazine a. a. O. S. 341. gibt folgende Uebersicht der
                              Resultate von Poole's Ruderraͤdern an drei auf dem
                              Flusse Witham fahrenden Dampfbothen, naͤmlich:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 35, S. 318
                              Laͤnge; Breite; Pferdekraft
                                 der Dampfmaschinen; Tauchung unbeladen; Gewicht der Maschine sammt
                                 Zugehoͤr; Mittlere Geschwindigkeit; bei den alten Ruderraͤdern;
                                 bei Hrn. Poole's Ruderraͤdern; Kohlenverbrauch; bei Hrn. Poole's
                                 Ruderraͤdern; Favorite, 27. Jul. 1829; Countiß of Warwick, 22. Sept.; The
                                 Witham, 6. Dec.; Fuß; Tonnen; engl. Meil; Bush
                              
                           Die Ruderraͤder der Herren Steenstrup, Oldham u.a.
                              haben eine Menge Raͤderwerke, Laufketten, Walzen etc., um die Schaufeln unter
                              den verlangten Winkel zu bringen: Hr. Poole, der ein
                              Schmid zu Lincoln ist, machte sein Rad auf die einfachste Weise, und machte es gut.
                              Hier haben wir endlich einmal den Erfolg eines Patentes.
                           
                        
                           Ueber Hrn. Winans's
                              Patent-Rad
                           theilt das Mechanics' Magazine N.
                              335. S. 346. eine sehr interessante Rotiz mit, die jedoch fuͤr uns weniger
                              brauchbar ist, da keine Figur dazu gegeben wurde, und wir auf dem festen Lande mit
                              dem Baue der Wagen fuͤr Eisenbahnen noch zu wenig bekannt sind. Hr. Winans ließ sich in Amerika ein Patent auf seinen Wagen
                              fuͤr Eisenbahnen ertheilen, und nahm auf denselben auch ein Patent in
                              England. Statt die Patent-Erklaͤrung mit Abbildung zu geben, theilt
                              das Mechanics' Magazine a. a. O. bloß Hrn. Sullivan's Beschreibung dieses Rades aus dem Journal of the Franklin Institute, April 1829. mit, und
                              fuͤgt demselben den lehrreichen Bericht des Ausschusses der Mechaniker am Franklin Institute bei, der, leider, ohne Abbildung,
                              nicht deutlich ist. Wir muͤssen uns begnuͤgen unsere Leser, die sich
                              fuͤr Eisenbahnen interessiren, auf diesen Bericht aufmerksam zu machen, auf
                              weichen wir zuruͤkkommen werden, wenn wir Winans's
                              Wagen werden in einer Abbildung liefern koͤnnen.
                           
                        
                           Vorzuͤge eiserner Bothe vor hoͤlzernen.
                           Versuche am Forth- und Clyde-Canal haben erwiesen, daß eiserne Bothe
                              sich im Verhaͤltnisse von 7 : 4 leichter in Canaͤlen ziehen lassen,
                              als hoͤlzerne. Ein Pferd zieht 70 Tonnen (1,400 Ztr.) in einem eisernen
                              Bothe, waͤhrend es in einer hoͤlzernen Gabarre kaum 40 zu schleppen vermag.
                              (Scotsman. Galignani Messeng. 4615.)
                           
                        
                           Perlins's Dampf-Kanonen.
                           Das Journal de Commerce, und das United Service Journal, Jaͤnner 1830, und aus diesen das Mech. Mag. N. 335. 9. Jaͤnner 1830. S. 346. berichtet, daß Hrn. Perkins's Versuche mit seinen Dampfkanonen zu Vincennes bei Paris keinen
                              gluͤklichen Erfolg hatten. Vierpfuͤndige Kugeln blieben auf 40
                              Schritte auf ein Schiffsgerippe geschossen in demselben steken. Man findet die
                              Maschine uͤberdieß zu complicirt.
                           
                        
                           Berstung eines Dampfkessels zu Rouen.
                           Zu Rouen wurde eine Dampfmaschine mit hohem Druke, die vor
                              7 Jahren von Hrn. Hall zu London verfertigt wurde, und
                              deren Kessel aus Gußeisen 1 1/2 Zoll dik war, Baumwollenspinnern uͤberlassen,
                              die ihre Stuͤhle in der Naͤhe hatten. Am 19. December 1829. barst der
                              Kessel mit einer furchtbaren Explosion in drei Stuͤke, Ein Seitenstuͤk
                              flog in einen Saal, in welchem eben gearbeitet wurde, so gluͤklich, daß kein
                              Arbeiter verlezt wurde. Das zweite Stuͤk flog in einen zweiten Nebensaal, in
                              welchem gluͤklicher Weise Niemand sich befand, denn Alles ward in demselben
                              zu Atomen zerschmettert. Der oberste Theil des Kessels aber flog senkrecht in die
                              Hoͤhe, und schleuderte die Stuͤhle aus dem zweiten Stokwerke in das
                              dritte hinauf. Drei Arbeiter wurden auf der Stelle getoͤdtet; acht andere
                              schwer, drei davon toͤdtlich verwundet. (Galignani.
                                 N. 4614.)
                           
                        
                           Camera lucida, als Stellvertreter des
                              Storchschnabels.
                           Ein Hr. J. J. gibt in der neuesten Nummer des Mech. Mag.
                                 N. 336. 16. Jaͤnner 1830. S. 354.
                              Beschreibung und Abbildung der in Deutschland noch zu wenig von bildenden
                              Kuͤnstlern benuͤzten Camera lucida. Er
                              zeigt, wie mittelst derselben nicht bloß Maschinen copirt, sondern auch
                              Portraͤte verfertigt werden koͤnnen. Als Muster der ersteren gibt er
                              die amerikanische Luftpumpe mit zwei Stiefeln, welche in Europa noch wenig gekannt,
                              hoͤchst einfach, dauerhaft und kraͤftig ist, und an welcher die
                              Klappen sich mechanisch mittelst des Griffes oͤffnen. Sie soll weit besser
                              seyn, als die Cuthbertson'sche, die mehr zusammengesezt
                              ist, und daher auch leichter in Unordnung geraͤth. Leider kann jedoch nach
                              der hier gegebenen Zeichnung kein Instrumentenmacher diese Luftpumpe nachmachen,
                              indem das Wesentliche, die Klappen, nicht besonders gezeichnet sind. Auch wird
                              schwerlich ein optischer Instrumentenmacher die Camera
                                 lucida nach der hier gegebenen Zeichnung und Beschreibung verfertigen
                              koͤnnen. Die beste Beschreibung dieses hoͤchst nuͤzlichen und
                              noch zu wenig benuͤzten Instrumentes findet sich im „Supplement to the Encyclopedia britanica“
                              in dem Artikel „Hooke's
                                 Camera lucida“ mit Verbesserungen von dem
                              unsterblichen „Wollaston.“ Die
                              beigefuͤgte Zeichnung auf einem Quartblatte ist ein Meisterwerk der
                              Kunst.
                           
                        
                           Elias Carter's Dachbedekung.
                           Wir haben von dieser Dachbedekung aus Eisenplatten, auf welche Hr. E. Carter am 11. Oct. 1827 sich ein Patent ertheilen ließ,
                              schon im XXVII. Bd. S. 176. des Polytechn. Journales ausfuͤhrliche Nachricht
                              gegeben. Es freut uns, unser fruͤheres beifaͤlliges Urtheil jezt,
                              obgleich sehr spaͤt erst, im Repertory of
                                 Patent-Inventions, N. 54. S. 720, bestaͤtigt zu sehen. Der
                              Porticus der neuen Londoner Universitaͤt, der nach den besten Mustern der
                              griechischen Baukunst erbaut wurde, hat eine solche Bedekung bekommen. Man machte
                              gegen diese Daͤcher die Einwendung, daß sie blizgefaͤhrlich sind;
                              allein, kupferne und bleierne Daͤcher muͤßten es noch weit mehr seyn,
                              da Kupfer und Blei noch ein besserer Leiter fuͤr Elektricitaͤt ist.
                              Man hat in England noch kein Beispiel, daß eine eiserne Bruͤke, deren es doch
                              so viele auf dieser Insel gibt, vom Blize beschaͤdigt worden
                              waͤre.
                           
                        
                           
                           Ueber Bestimmung des Verhaͤltnisses der Laͤnge
                              und Weite der Schornsteine
                           findet sich unter der Aufschrift: „Mémoire sur la manière de déterminer
                                    les dimensions d'une cheminée“ eine Abhandlung des
                              Hrn. Achill Penot in dem schaͤzbaren Bulletin de la Société de Mulhausen. N.
                              12. S. 105–151. Diese Abhandlung zerfaͤllt in drei Abschnitte; sie
                              betrachtet in dem ersten die gewoͤhnlichen Schornsteine; in dem zweiten
                              diejenigen, die bloß zur Reinigung der Luft bestimmt sind; im dritten die
                              Schornsteine fuͤr Trokenstuben. Sie ist, in Jedem dieser Abschnitte, mit
                              großer Ausfuͤhrlichkeit und in einem rein mathematischen Geiste bearbeitet,
                              so daß nur Techniker, denen die Algebra sehr gelaͤufig ist, dieselbe
                              benuͤzen koͤnnen. Nach dem von Hrn. Jos. Koͤchlin im Namen des Ausschusses fuͤr Mechanik erstatteten
                              Berichte, welcher 30 Seiten einnimmt, ist die Erfahrung nicht immer mit den Formeln,
                              die Hr. Penot aufgestellt hat, im Einklange, und durch
                              die Berichtigungen, welche Hrn. Penot's Abhandlung aus
                              der Hand der Erfahrung empfing, erhielt sie erst fuͤr den Techniker, der nur
                              dann der Theorie trauen darf, wenn sie mit der Erfahrung uͤbereinstimmt,
                              wahren Werth. Bei dieser Gelegenheit wird zugleich Hrn. Peclet's Werk, das beste, was wir bisher uͤber den Bau der
                              Schornsteine besizen, in manchen Faͤllen berichtigt. Es waͤre sehr zu
                              wuͤnschen, daß der deutsche Uebersezer Peclet's
                              die Abhandlung des Hrn. Penot und die Berichtigungen des
                              Hrn. Jos. Koͤchlin seiner Uebersezung so
                              einverleibte, daß hieraus ein leitendes Ganzes fuͤr den Techniker
                              hervorginge, welches vermoͤchte, wie der alte Weise sagte, ex fumo clare lucem. Wo, in zwei langen Abhandlungen,
                              die Widerlegung der Theorie der einen durch die Thatsachen der anderen, 50 und mehr
                              Seiten weit aus einander liegt, ist die Sache nicht so klar dargestellt, als sie es
                              zu seyn verdiente. Dieß wird die Arbeit des Uebersezers Peclet's seyn, der sich hierdurch sehr verdient machen wird, wenn es nicht
                              Hrn. Koͤchlin selbst gefaͤllig seyn sollte,
                              in einer kuͤnftigen Nummer des trefflichen' Bulletin
                                 de la Société de Mulhausen auf diesen Gegenstand
                              zuruͤkzukommen, und uns ein Précis succinct de
                                 la méthode de détermines les dimensions d'une cheminée
                              zu schenken, das aus der Hand der Erfahrung hervorging, und durch den feinsten
                              Calcul die lezte Feile erhielt.
                           
                        
                           Sicheres und durch wiederholte Erfahrungen bestaͤtigtes
                              Mittel, das Feuer zu loͤschen, wenn es bloß im Schornsteine brennt.
                           Wir beeilen uns aus dem Berichte, den der Gesundheitsrath zu Paris an den
                              Polizei-Praͤfecten uͤber seine Arbeiten im J. 1828Dieser Bericht findet sich in dem Recueil industriel
                                       T. XII. N. 35. S. 127. unter dem Titel:
                                    Rapport général des travaux du
                                       consil de Salubrié de la ville de Paris pour l'année 1827,
                                       présenté à Mr. le Préfet de Police. Er
                                    ist unterzeichnet von den HHrn. Adelon, Andral,
                                    Barruel, D'Arcet, Deyeur, Dupuytren, Gauthier de
                                       Claubry, Girard, Huzard
                                    pére et fils, J. Juge, Labarraque, Le Roux, Marc, Parent-Duchatelet, Pelletier,
                                       Petit, und vom Polizei-Praͤfect Mangin. Er verdiente in der Polizei-Fama in mehr denn einer Ruͤksicht ganz, wie er ist, uͤbersezt und
                                    fuͤr Deutschland bekannt gemacht zu werden. A. d. Ue. erstattete, den Artikel mitzutheilen, welcher das Loͤschen des Feuers
                              betrifft, wenn es bloß im Schornsteine brennt. Da nicht selten die verheerendsten
                              Feuersbruͤnste aus dem Brande im Schornsteine entstehen, so glauben wir
                              sowohl dem Publicum als den Feuer-Assecuranzanstalten dadurch einen
                              wesentlichen Dienst zu erweisen. Wir haben auf dieses Mittel schon vor einigen
                              Jahren in dem Polytechnischen Journale aufmerksam
                              gemacht, hatten aber damals noch nicht jene Autoritaͤt und Erfahrung, welche
                              nachstehender Ausspruch einer so achtbaren Commission, wie die des Gesundheitsrathes
                              zu Paris, gewaͤhrt.
                           
                           
                              „Anwendung der sogenannten Schwefelbluͤthe zum Loͤschen des
                                 Feuers in den Schornsteinen.“
                              
                           
                              „Schon vor mehreren Jahren, Hr. Polizei-Praͤfect, hat einer
                                 ihrer Vorgaͤnger den Gesundheitsrath aufgefordert, eine Commission zu
                                 ernennen, welche durch Versuche pruͤfen sollte, ob die Daͤmpfe des
                                 brennenden Schwefels das Feuer im Schornsteine auszuloͤschen
                                 vermoͤgen, wenn es in demselben brennt. Man hat nun vielfaͤltig
                                 wiederholte Versuche in der koͤniglichen Muͤnze mit dem
                                 gluͤklichsten Erfolge hieruͤber angestellt. Man hat sich
                                 uͤberzeugt, daß Ein Pfund sogenannter Schwefelbluͤthe
                                 „(fein gepuͤlverter gewoͤhnlicher Schwefel, wie man
                                    denselben in den Apotheken immer vorraͤthig hat),“ wenn
                                 man es auf das auf dem Herde brennende Holz oder Kohlen wirft, hinreicht um das
                                 Feuer selbst in dem groͤßten Schornsteine in wenigen Minuten zu
                                 loͤschen, selbst wenn die Flamme schon zwei Klafter (3 Meter) hoch
                                 uͤber den Schornstein hinausschlaͤgt. Man laͤßt, wenn man
                                 auf diese Weise loͤschen will, das Feuer auf dem Herde fortbrennen, und
                                 umgibt den Mantel des Herdes bloß mit einem gut durchnaͤßten Tuche. Man
                                 wirft dann handvollweise die Schwefelbluͤthe in das auf dem Herde
                                 brennende Feuer: augenbliklich werden die schwefeligsauren Daͤmpfe in dem
                                 Schornsteine emporsteigen und einen fuͤr die Luft undurchdringlichen
                                 Mantel bilden, so daß das Feuer auf der Stelle geloͤscht ist. Diese Art,
                                 das Feuer in dem Schornsteine zu loͤschen, gewaͤhrt, außer der
                                 Schnelligkeit, mit welcher sie wirkt, auch noch den großen Vortheil, daß sie
                                 sich auf alle Nebenschlaͤuche ausdehnt, die mit dem brennenden
                                 Schornsteine in Verbindung stehen, und selbst auf die Spruͤnge wirkt,
                                 wenn welche vorhanden seyn sollten. Dieses Mittel wirkt so sicher, und ist so
                                 leicht anzuwenden, daß Ein Loͤscher (Pompier)Es ist zu Paris ein eigenes Corps von Loͤschern (Pompiers-Sappeurs) aufgestellt, und
                                       in den Vierteln der Stadt in verschiedenen Gassen vertheilt, um jeden
                                       Augenblik bei der Hand zu seyn. Dieses Corps wird von einem eigenen
                                       Obersten commandirt. A. d. Ue. hinreicht, das Feuer in jedem Schornsteine, mag er auch, noch so groß
                                 seyn, augenbliklich zu loͤschen. Wir waren selbst im vorigen Jahre drei
                                 Mal in dem Falle, uns der Schwefelbluͤthe zum Loͤschen des Feuers
                                 in dem Schornsteine bedienen zu muͤssen, und jedes Mal geschah es mit dem
                                 besten Erfolge. Um eine Idee von der Schnelligkeit zu geben, mit welcher dieses
                                 Mittel wirkt, wollen wir nur folgende Thatsache anfuͤhren. Es kam in dem
                                 Schornsteine einer Kuͤche in der Gasse Taitbout
                                 N. 15. Feuer aus. Man ließ auf der Stelle die
                                 Loͤscher aus der Gasse Chantereine kommen. In
                                 demselben Augenblike schikten wir aber auch um Ein Pfund Schwefelbluͤthe,
                                 und gingen in die Kuͤche, die sich im ersten Stoke befand. Man hatte das
                                 Feuer vom Herde weggeraͤumt, wir ließen es wieder auf denselben werfen.
                                 Das nasse Tuch, das wir um den Mantel des Herdes haͤngen konnten, umgab
                                 denselben nur auf eine sehr unvollkommene Weise. So mangelhaft indessen auch
                                 diese Vorrichtung war, warfen wir doch die Schwefelbluͤthen in das Feuer,
                                 und der Brand im Schornsteine war geloͤscht ehe die Loͤscher
                                 kamen.
                              
                           
                              Wenn nun solche auffallende Thatsachen schon so lang bekannt sind; wenn Versuche
                                 und Erfahrungen, die in Folge hoͤheren Auftrages angestellt wurden, die
                                 Wirksamkeit eines in seiner Anwendung eben so einfachen, als in seinem Erfolge
                                 sicheren Mittels, beurkundet und erwiesen haben, so muß man mit Recht mit
                                 Erstaunen fragen, warum die Loͤscher (le corps de
                                    Pompiers) noch immer auf ihren altherkoͤmmlichen Schlendrian
                                 angewiesen sind, der, in so vieler Hinsicht, weit hinter der Anwendung der
                                 Schwefelbluͤthen steht, deren Gebrauch uͤbrigens nicht mit der
                                 geringsten Gefahr oder Ungelegenheit verbunden ist.“
                              
                                 
                                 Die Anwendung dieses Mittels, der Schwefelbluͤthe, gruͤndet
                                    sich darauf, daß in den Daͤmpfen, welche sich bei dem Verbrennen des
                                    Schwefels entwikeln, naͤmlich in dem schwefeligsauren Gase, keine
                                    Flamme zu brennen vermag und jede brennende Flamme folglich augenbliklich
                                    verlischt. Da es aber in diesem schwefeligsauren Gase auch unmoͤglich
                                    ist zu athmen, so wuͤrde die Commission vielleicht gut gethan haben,
                                    wenn sie den Hrn. Praͤfecten erinnert haͤtte, daß, wenn
                                    Schwefelbluͤthe auf den Herd gestreut wird, kein Loͤscher oder
                                    Schornsteinfeger nach der gewoͤhnlichen Loͤschpraxis, wo es im
                                    Schornsteine brennt, durch denselben herabfahren darf; denn dieser arme
                                    Teufel wuͤrde eben so sicher erstiken, als das Feuer selbst
                                    durch dieses Gas erstikt wird. – Da nun dieses Mittel erprobt ist,
                                    und jeder durch Versuche sich von der Wirksamkeit desselben
                                    uͤberzeugen kann, so waͤre nur zu wuͤnschen, daß jeder
                                    Baͤker, Brauer, Toͤpfer etc. und uͤberhaupt jeder
                                    Gewerbsmann, der ein Feuer gefaͤhrliches Handwerk treibt, sich mit
                                    einem Vorrathe von Schwefelbluͤthe oder fein gestoßenem
                                    gewoͤhnlichem Schwefel zum Loͤschen bei Hause versehe. A. d.
                                    Ue.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Brand-Assecuranzsteuer in England.
                           Wer in England sein Haus in Brand-Assecuranz stellt, muß dafuͤr der
                              Regierung eine besondere Steuer bezahlen, daß er so klug und verstaͤndig war
                              sein Haus assecuriren zu lassen. Diese Steuer trug der Regierung im J. 1829 nicht
                              weniger als 718,000 Pfd. Sterling (7,360,000 fl.). Sollte man diese Feuer-Assecuranzsteuer (Fire Insurance Duty) nicht Steuer auf Vorsicht
                              nennen? fragt die Sun (Galignani
                                 Messenger N. 4625). (Es ist so ziemlich allgemein bei den Finanzschreibern
                              Sitte, daß Fleiß, Thaͤtigkeit, Geschiklichkeit, Verstand etc. besteuert wird;
                              Faulheit und Dummheit dagegen unbesteuert bleibt, und sogar noch Gratificationen
                              erhaͤlt.)
                           
                        
                           Ueber kuͤnstliche Behaͤlter des Regenwassers und
                              uͤber gebohrte springende Brunnen.
                           Die Biblioteca italiana gibt in ihrem im Jaͤner
                              1830 ausgetheilten November-Hefte 1829 einen
                              weitlaͤuftigen Auszug aus einem Werke, welches so eben zu Turin unter
                              folgendem Titel erschienen ist:
                           Serbatoj artificiali d'acque piovane pel regolato
                                 innaffiamento delle campagne prive d'acque correnti, giuntavi un'Appendice sui
                                 pozzi artesiani o saglienti del Prof. GiacintoCarena, Segret. della classe fisicomatematica della
                                 reale Accademia delle scienze di Torino. Prima edizione italiana. 8. Torino
                                 1829. p. Pio. 115. S.
                           Wenn auch wir in mehreren Gegenden des suͤdlichen Deutschlandes mehr auf
                              Trokenlegen der Gruͤnde, als auf Bewaͤsserung derselben zu denken
                              haben, und in dieser Hinsicht ein ganz anderes Interesse bei den Serbatoj artificiali d'acque piovane haben
                              muͤssen, als der Italiaͤner; so haben wir doch auch mehrere große
                              Streken, namentlich in der sogenannten bayerischen Pfalz und in einigen Gegenden
                              Wuͤrtembergs, in welchen Sommer und Winter Wassermangel ist, so daß Akerbau
                              und Viehzucht dadurch bedeutend leiden. Fuͤr diese Gegenden ist vorliegendes
                              Werk, insofern man die darin gegebenen Rathschlaͤge daselbst benuͤzen
                              kann, in doppelter Hinsicht, sowohl in Bezug auf die Anlage kuͤnstlicher
                              Behaͤlter des Regenwassers, als der sogenannten artesischen Brunnen, ein
                              wahres Noth- und Huͤlfsbuͤchlein, das allerdings eine deutsche
                              Uebersezung verdiente.
                           Hr. Carena hat schon im J. 1811 ein kleineres Werk in
                              franzoͤsischer Sprache unter dem Titel: „Reservatoirs artificiels, ou manère de retenir l'eau de pluiv
                                    etc.“ herausgegeben, das mit allgemeinem Beifalls
                              aufgenommen, und von der Gesellschaft des Akerbaues zu Paris mit der goldenen
                              Medaille belohnt wurde. Da diese Auflage nun laͤngst vergriffen war, so
                              veranstaltete der Hr. Verfasser eine neue, sehr vermehrte, Ausgabe in
                              italiaͤnischer Sprache, welcher er einen Anhang uͤber die gebohrten
                              springenden Brunnen, die unter dem Namen der artesischen
                              Brunnen bekannt sind, beifuͤgte.
                           Es ist unmoͤglich in einem bloßen Auszuge aus einem Werke, in welchem das
                              Detail der Anlagen kuͤnstlicher Wasserbehaͤlter mit so großer
                              Genauigkeit angegeben ist, und angegeben werden mußte, wenn das Werk von wahrem
                              Nuzen seyn sollte, auch nur das Wesentlichste aus demselben zu liefern, und wir
                              muͤssen uns begnuͤgen, unsere Leser auf das Werk selbst zu verweisen.
                              Sie werden hier finden, daß die Alten, vor welchen wir oft so weit voraus zu seyn
                              uns einbilden, so wie in vielen Stuͤken, so auch in Hinsicht auf die Anlage
                              dieser kuͤnstlichen Wasserbehaͤlter, uns weit voraus gewesen sind.
                              Wenn wir stehen geblieben waͤren, wo sie standen, wuͤrden wir jezt
                              weiter voran stehen. Es ist nicht immer richtig, daß Stillstehen ein
                              Ruͤkwaͤrtsschreiten ist: wo Alles ruͤkwaͤrts schreitet,
                              wird derjenige am weitesten voran stehen, der ruhig und fest auf der Stelle stehen
                              bleibt, auf welcher er fruͤher stand. Wir bilden uns sehr oft ein,
                              vorwaͤrts zu schreiten, wo wir mit starken Schritten ruͤkwaͤrts
                              gehen. Wir finden uns sehr oft bei unseren vermeintlichen Fortschritten in dem Falle
                              eines Menschen, dem man die Augen verbunden, einige Male auf der Stelle, auf welcher
                              er steht, im Kreise umhergedreht hat, und den man dann: Marsch! commandirt. Der gute
                              Mensch wird, je nachdem man ihn naͤmlich bei verbundenen Augen gedreht hat,
                              sehr oft glauben desto schneller vorwaͤrts zu kommen, je schneller er einher
                              schreitet, waͤhrend er nur in eben dem Maße wieder schnell dahin
                              zuruͤkkehrt, wo er ausgegangen ist. So taͤuschen wir uns bei unserem
                              vermeintlichem Fortschreiten sehr oft selbst und andere, und werden von diesen
                              wieder getaͤuscht. Dieß ist die Binde des Schiksales, die den Menschen so oft
                              bei dem besten Willen eine falsche Richtung nehmen laͤßt.
                           Hr. Carena gibt die mittlere Hoͤhe des
                              jaͤhrlich zu Turin fallenden Schnees auf 4,02 Meter an, und sezt, daß die
                              Haͤlfte desselben in tropfbares Wasser verwandelt wird. Der Hr. Verfasser der
                              Anzeige dieses Werkes in der Biblioteca italiana bemerkt
                              dagegen, daß man zu Mailand und an drei verschiedenen Orten sehr genaue
                              Beobachtungen uͤber die Menge des auf ein □ Meter jaͤhrlich
                              fallenden Schnees anstellt, um hiernach Contracte zur Reinigung der Stadt
                              abschließen zu koͤnnen, und daß, nach diesen Beobachtungen, der gefallene
                              Schnee bald 1/4, bald 1/12 der Menge, in welcher er fiel, Wasser gibt) im
                              Durchschnitte also Ein Kubikmeter Schnee ein Siebentel Kubikmeter Wasser gibt, und
                              nicht ein Viertel.
                           Die Geschichte der artesischen Brunnen ist hier mit vieler
                              Umstaͤndlichkeit behandelt. Der beruͤhmte Cassini, der im J. 1671 Mitglied der Akademie zu Paris war, bemerkte
                              zuerst, daß in den gewoͤhnlichen Brunnen im Modenesischen der Boden eine
                              feste klingende Thonlage ist, die, wenn sie mit einem gemeinen Erdbohrer durchbohrt
                              wird, das Wasser mit einer großen Gewalt durch das Bohrloch emporquellen und
                              zuweilen so hoch springen laͤßt, daß es selbst uͤber die obere
                              Oeffnung des Brunnens emporsprizt, und dann immer fort quillt. Eben dieß bemerkte
                              Cassini auch in der Steyermark. Ein halbes
                              Jahrhundert spaͤter schrieb der beruͤhmte Arzt Ramazzini uͤber diese Quellen im Herzogthume Modena seine
                              beruͤhmte Abhandlung: de fontium mutinensium admiranda
                                 scaturigine Genevae. 1717.
                           Ramazzini beschreibt genau das Verfahren, dessen man sich
                              im Modenesischen zur Anlage solcher Brunnen bediente; er meinte jedoch, daß mit der
                              Zeit der Wasserspiegel des unterirdischen Wasserbehaͤlters, wenn viele solche
                              Brunnen gegraben wuͤrden, niedriger fallen, und folglich das Wasser durch die
                              Bohrloͤcher nicht mehr so hoch springen koͤnnte. Hr. Carena schrieb daher an Hrn. Lombardi, Secretaͤr der Società
                                 italiana zu Modena, und erkundigte sich uͤber den heutigen Zustand
                              dieser Brunnen im Modenesischen. Hr. Lombardi antwortete
                              ihm, nach eingezogenen Erkundigungen bei dem beruͤhmten Chemiker und Physiker
                              zu Modena, Hrn. Prof. Barani, daß das Wasser in den
                              Brunnen zu Modena noch so hoch steigt, wie zu Ramazzini's
                              Zeiten, und daß, wenn es in einigen derselben nicht mehr so hoch empor quillt, dieß
                              mehr dem Verfalle des Baues des Brunnens, als der Verminderung des Wassers in dem
                              großen unterirdischen Wasserbehaͤlter zuzuschreiben ist; daß jedoch heute zu
                              Tage, bei den neu gegrabenen Brunnen, das Wasser nicht mehr mit jener Schnelligkeit
                              empor steigt, von welcher Ramazzini sprach, als er
                              schrieb: „illico tanto impetu erumpit aqua, saxa et
                                    arenam eructans, ut temporis fere momento totus putens
                                    impleatur.“
                              Mit dieser von Ramazzini beschriebenen
                                    Geschwindigkeit stieg vor 20 Jahren noch zu Wien das Wasser in einem
                                    daselbst am Neubau gegrabenen und dann gebohrten Brunnen empor. A. d.
                                    Ue.
                              
                           Wenige Jahre nach Ramazzini gab Belidor im J. 1729 in seinem Werke: „la
                                    science des Ingenieurs,“ die erste vollstaͤndige
                              Beschreibung des Baues der artesischen Brunnen, bei welchem in dieser kurzen Zeit
                              schon wichtige Veraͤnderungen eingetreten sind.
                           Nach ihm schrieben Milizia, Venturi, Borgnis (in seinem
                              Traité complet de Mécanique)
                              uͤber diese Brunnen. Das wichtigste Werk hieruͤber aber ist jenes von
                              Garnier, der im J. 1821 den Preis der Société d'Encouragement zu Paris erhielt:
                              Traité sur les puits artésiens ou sur les
                                 différentes espéces de terrains, dans lesquels on doit rechercher
                                 des eaux souterraines.
                           
                           4. Paris 1822 (auf Kosten d. Ministeriums des Inneren); 2
                              édit. augm. 4. Paris 1826. ch. Bachelier.Wir haben von Garnier's Versuchen und von seinen
                                    Werken in dem Polytechnischen Journale Nachricht
                                    gegeben. A. d. Ue. Das lezte und neueste Werk uͤber diesen Gegenstand ist von dem Hrn.
                              Vicomte Héricart de Thury: Considérations géologiques et physique sur le gissement des eaux
                                 souterraines, rélativement au jaillissement des fontaines
                                 artésinnes. Paris 1828. ch. Mad. Huzard. Durch diese beiden Werke
                              ist die Kunst des Brunnengraͤbers auf einen Grad von Vollkommenheit gebracht
                              worden, den sie bisher nicht hatte. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß
                              diese beiden Werke eine gut gearbeitete deutsche Uebersezung erhielten.
                           Die Natur hat ihre Gaben nicht auf Modena und Steyermark, nicht auf das Departement
                              von Pas de Calais allein beschraͤnkt. Man graͤbt jezt artesische
                              Brunnen auch an der Themse und zu Boston in Amerika, und vor wenigen Jahren quoll zu
                              Florenz bei dem Bohren eines Brunnens daß Wasser mit solcher Heftigkeit empor, daß
                              es die starke Stange des Bohrers aus Eichenholz brach, und die Arbeiter sich nur mit
                              hoͤchster Muͤhe und mit der groͤßten Schnelligkeit aus dem
                              Brunnen retten konnten. Das Brunnenbohren ist zwar auch in Deutschland
                              laͤngst bekannt) allein, die Art, die Quelle zu fassen, wo die Ader stark
                              genug ist, daß sie uͤber die Erde emporspringen kann, dieses Verfahren, das
                              man bei Garnier und Carena lernen kann, ist in
                              Deutschland noch so wenig bekannt und angewendet, daß es mehrere große
                              Laͤnder in Deutschland gibt, die noch zur Stunde auch nicht einen einzigen
                              artesischen Brunnen besizen, wenn die Natur ihnen nicht zufaͤllig einen
                              schenkte.
                           
                        
                           Was man in England mit dem Schnee treibt.
                           Im Herald, und aus diesem im Galignani Messenger. N. 2625. steht folgender Artikel, den wir
                              woͤrtlich uͤbersezen wollen.
                           
                              „Gestern Morgens haben viele Einwohner Londons, in Folge eines Versuches,
                                 welchen Hr. Roe in Marlborough-Street
                                 anstellte, den Schnee eingesalzen, und von dem Pflaster vor ihrem Hause
                                 weggeschafft. Das Verfahren, zu welchem Hr. Roe (eine
                                 Magistratsperson) seine Zuflucht nahm, ist folgendes. Er empfiehlt zwei Pfund
                                 gemeines Kochsalz, (was Einen oder hoͤchstens zwei Pence [3–6 kr.]
                                 kostet,) uͤber 6 oder 8 Yards (36 oder 64 □ Fuß) Pflaster zu
                                 streuen, und in weniger denn Einer Stunde wird das Eis so sehr aufgeloͤst
                                 seyn, daß man es mit einem Besen wegkehren kann.“
                              
                           Das Mechanics' Magazine bemerkt hieruͤber in N. 337., 23. Jaͤnner,
                              S. 400: „Mancher wird zu sehr von Zweifelsucht besessen seyn, als daß er
                                 diesen Versuch anstellen, oder denselben gar als eine chemische Thatsache
                                 betrachten koͤnnte, die auf der hygrometrischen Eigenschaft dieses und
                                 eines jeden Salzes mit alkalischer Basis beruht. Salze, welche eine
                                 Verwandtschaft mit Feuchtigkeit haben, eine Verwandtschaft, in Folge deren sie
                                 in einer Luft zerfließen, die, unserem Gefuͤhle nach, selbst nicht feucht
                                 zu seyn scheint, und deren Aufloͤsungen den Waͤrmestoff nicht so
                                 leicht fahren lassen, daß ihre waͤsserigen Bestandtheile in einem Klima,
                                 wie das unsrige, frieren koͤnnten, muͤssen, wenn sie im trokenen
                                 krystallinischen Zustande auf das Eis gestreut werden, in Folge der oben
                                 angegebenen Verwandtschaft, einen sehr kraͤftigen Einfluß auf die
                                 gefrornen Wassertheilchen aͤußern; diese Wirkung wird auf das Eis weit
                                 schneller und kraͤftiger seyn, als auf den Schnee, indem die
                                 Porositaͤt des lezteren die Theilchen beider dieser Koͤrper
                                 hindert in genauere Beruͤhrung zu kommen. Salz kann auf niedergetretenem
                                 Schnee Stunden lang liegen, ohne daß das Salz oder der Schnee zergeht; mit dem
                                 Eise hingegen verhaͤlt sich die Sache ganz anders: hier wirkt das Salz
                                 auf eine dichte Masse, und die Oberflaͤche des Eises wird in kurzer Zeit
                                 mit einer starken Salzaufloͤsung bedekt. Wenn Schwefelsaͤure einer
                                 starken Kaͤlte ausgesezt wird, so friert nicht die Saͤure, sondern
                                 das Wasser. Eben dieß gilt auch von dem Eise am Nordpole, oder uͤberhaupt
                                 von gefrornem Seewasser: das Eis des Seewassers, des Meeres, gibt, aufgethaut,
                                 gutes trinkbares Wasser, und wird auch als solches auf Schiffen
                                 benuͤzt.
                              
                           
                           Wenn Kochsalz auf der Oberflaͤche des Eises sich aufloͤst, so entsteht
                              ein leichtes Krachen, welches durch die Zusammenziehung des Eises veranlaßt wird,
                              wenn dieses sich aufloͤst. Wenn obiger Versuch auf einer duͤnnen
                              Eisrinde oder duͤnnen Rinde von gefrornem Schnee, die flache Pflastersteine
                              uͤberzieht, gemacht wird, so schmilzt diese Eis- oder Schneedeke sehr
                              bald, wo immer Salz auf dieselbe hinfiel; dieses Schmelzen verbreitet sich aber
                              langsam, und das Eis wird dadurch nicht, wie man glauben sollte, los, so daß es sich
                              in kleinen Schollen wegkehren ließe, sondern nur die aufgeloͤsten Theile
                              koͤnnen weggekehrt werden, und wenn dieses kuͤnstliche Aufthauen auf
                              einer großen Streke Statt haben soll, wird viel Salz dazu erfordert.
                           
                        
                           Ueber Knall-Silber
                           findet sich folgende Notiz in Hrn. Serullas Beobachtungen uͤber Stikstoff-Joduͤr und
                                 Chloruͤr (in den Annales de Chimie.
                              XLII. Bd. S. 200.)
                           
                              „Das Silber-Praͤparat, welches man erhaͤlt, wenn man
                                 Silber-Oxyd und Ammonium in Beruͤhrung bringt, und welches Berthollet entdekte, wurde von dem Entdeker und von
                                 einigen Chemikern als ein Silber-Ammoniuͤr, von anderen als ein Azotuͤr betrachtet; d.h., es sollte, nach der
                                 ersten Ansicht, eine Verbindung des Oxydes mit dem Ammonium Statt haben, nach
                                 der zweiten aber waͤhrend der Bereitung der Wasserstoff des Ammoniums
                                 sich mit dem Sauerstoffe des Oxydes verbinden, und Wasser Hilden,
                                 waͤhrend der Stikstoff sich mit dem reducirten Metalle
                                 vereint.“
                              
                           
                              „Nach demjenigen, was wir uͤber Stikstoff-Joduͤr und
                                 Chloruͤr wissen, unterliegt es keinem Zweifel, daß diese
                                 Knall-Composition aus Stikstoff und Silber besteht.“
                              
                           
                              „Ich fuͤhre hier die Versuche an, die ich daruͤber
                                 anstellte.“
                              
                           1) „Ich goß auf Knall-Silber, das unter Wasser stand, nachdem es
                                 bereits mehrere Tage bereitet war, Hydrochlor-Saͤure im
                                 Ueberschusse; es bildete sich auf der Stelle, ohne Gasentwikelung,
                                 Silber-Chloruͤr und hydrochlorsaures Ammonium.“
                              
                           2) „Unter verduͤnnter Schwefelsaͤure ließ das
                                 Knall-Silber etwas Stikstoff fahren; der groͤßte Theil verwandelte
                                 sich aber in schwefelsaures Silber und in schwefelsaures Ammonium.“
                              
                           3) „Geschwefelter Wasserstoff verwandelte es in Schwefel-Silber und
                                 schwefelwasserstoffsaures Ammonium.“
                              
                           „Alle diese Erscheinungen lassen sich auf zweierlei Art erklaͤren,
                                 je nachdem man das erhaltene Praͤparat als ein Azotuͤr oder als
                                 ein Ammoniuͤr betrachtet; indessen erlaubt die ziemlich bedeutende
                                 Entwikelung von Stikstoff, welche bei Beruͤhrung der
                                 Schwefelsaͤure entsteht, uns nicht anzunehmen, daß das Ammonium unter
                                 Einwirkung dieser Saͤure zersezt werden kann; woraus hervorgeht, daß das
                                 Knall-Silber eine binarische Verbindung von Silber und Stikstoff ist, wie
                                 Hr. Gay-Lussac es bereits vor mehreren Jahren
                                 behauptet hat.“ (Annales de Chimie. T.
                              XCI. S. 117.
                           
                        
                           Reduction des salpetersauren Silbers.
                           Hr. Karl de Filière ließ im J. 1826 von einem
                              seiner Schuͤler eine ziemlich große Menge Hoͤllenstein (salpetersaures
                              Silber) bereiten. Die schoͤnsten Krystalle, die er bei dieser Gelegenheit
                              erhielt, wikelte er in Drukpapier. Sie wurden zufaͤlliger Weise in ein
                              Kaͤstchen aus Pappendekel geworfen, und waren auf diese Weise gegen allen
                              Zutritt der atmosphaͤrischen Luft gesichert. Anfangs Novembers 1829 fand man
                              zufaͤllig diese Krystalle wieder. Das Papier, in welches sie eingewikelt
                              waren, war, wie gewoͤhnlich, dunkel violett geworden, und die schoͤnen
                              Krystalle, die uͤbrigens ihre Form nicht verloren hatten, waren nur mehr
                              – Blaͤtter eines metallischen, sehr haͤmmerbaren Silbers
                              geworden. (Annales de Chimie. T. 48. S. 335.)
                           
                        
                           Gutes Aufloͤsungsmittel fuͤr Kautschuk (Gummi elasticum).
                           Nach dem amerikanischen Journal fuͤr Pharmacie (aus welchem das Journal de Pharmacie de Paris. Octobre 1829. S. 540.
                              einen Auszug liefert) ist das fluͤchtige Oehl des Copaiva-Balsams ein
                              treffliches Aufloͤsungsmittel des Kautschuk oder Gummi
                                 elasticum. Da man diesen Koͤrper jezt so haͤufig in
                              technischer Hinsicht braucht und Copaiva-Balsam in der Medicin immer mehr
                              uͤberfluͤssig wird, so wird die Kenntniß dieses Solvens fuͤr
                              einen so schwer aufloͤslichen Koͤrper manchem Techniker vielleicht
                              nicht unangenehm seyn.
                           
                        
                           Wink fuͤr deutsche technische Chemiker.
                           Der Englaͤnder, so reinlich er ist, brennt haͤufig Fischthran in seinen
                              Lampen. Die englischen Journale sind voll von Anfragen, ob es kein Mittel gibt, dem
                              Gestanke, Rauche etc. abzuhelfen; sie gestehen offen, daß die Franzosen sogar die
                              Saamenoͤhle weit besser zu behandeln wissen, als sie. Wenn ein deutscher
                              Chemiker Versuche uͤber Verbesserung des Fischthranes, als Lampenoͤhl,
                              anstellen wuͤrde, und eine wohlfeile und sichere Methode hierzu ausmittelte,
                              koͤnnte er in wenig Jahren ein großes Vermoͤgen damit in England
                              gewinnen, wenn er sich daselbst ein Patent darauf geben ließe. „Es ist
                                 außerordentlich,“ sagt das Mech. Mag. N.
                              335. S. 343., „wie wenig wir noch uͤber die chemische Behandlung
                                 unseres Lampenoͤhles wissen.“ (It is
                                 extraordinary we know so little about
                              chemicising
                              it.)
                           
                        
                           Schaͤdlichkeit schimmeliger Nahrung fuͤr
                              Menschen und Thiere.
                           In dem trefflichen „Veeartsenykundig
                                    Magazin“ des Directors der Reichsthierarzeneischule, Drs. A. Neeman, einer
                              Zeitschrift, die wir unseren Thieraͤrzten und Landwirthen nicht dringend
                              genug empfehlen koͤnnen, finden sich mehrere Faͤlle angefuͤhrt,
                              aus welchen erhellt, daß Thiere kurz auf den Genuß schimmelig gewordenen Futters
                              aller Art erkrankten und dahin starben. Daß dieß auch bei Menschen auf den Genuß von
                              schimmeligem Brote geschieht, weiß jeder erfahrne und richtig beobachtende Arzt, und
                              diejenigen, die es nicht wissen, koͤnnen es bei den HHrn. Westerhoff (Bydragen etc. door H.
                                 C. van Hall etc. IV. D. 2. St. S. 110) und bei Hrn. Neeman und Marchand lernen. Die Ursache dieser
                              traurigen Folgen wird selbst dem Nichtarzte klar und einleuchtend seyn, wenn er
                              weiß, daß der Schimmel nichts anders, als eine eigene Gattung, (oder vielmehr
                              mehrere Gattungen, eine ganze Familie) kleiner Schwaͤmme oder Pilze ist; also
                              einer Classe von Gewaͤchsen angehoͤrt, die zu den giftigsten zu
                              zaͤhlen sind. Moͤchte Unwissenheit und Habsucht, die sogar an Waisen,
                              an Armen, an Gefangenen wuchert, und diesen oft nur schimmeliges Brot als Nahrung
                              reicht; die so oft Getreide und Kuͤchen-Abfaͤlle, welche
                              fuͤr Menschen ungenießbar geworden sind, dem Viehe mit der Bemerkung
                              vorwirft: „fuͤr's Vieh ist's schon noch gut; fuͤr's Vieh ist
                                 Alles gut;“ durch die traurigen, an den angefuͤhrten Orten
                              erzaͤhlten, Faͤlle physische und moralische Belehrung uͤber die
                              ewige Wahrheit finden, „daß bei dem Geizigen nichts gedeihen
                                 kann.“
                              
                           
                        
                           Lawson, uͤber die Ursachen des Brandes im
                              Getreide, berichtigt von R. Westerhoff, M. Dr.
                           Lawson's Ansichten uͤber die
                                 Ursache des Brandes im Getreide finden sich bekanntlich in W. Weißenborn's Neues und Nuzbares aus dem Gebiete der
                                 Haus- und Landwirthschaft Bd. V. N. 93.
                              August 1828. S. 65 u. ff. in einer deutschen
                              Uebersezung mitgetheilt. Hr. Dr. Westerhoff unterzieht
                              nun Lawson's Ideen in den „Bydragen“ Bd. IV. S. 384 auf dem
                              Pruͤfsteine der Erfahrung einer strengen Untersuchung, und zeigt, daß sie
                              grundlos sind. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß diese lehrreiche
                              Abhandlung bald in irgend einer deutschen Zeitschrift fuͤr Landwirthschaft
                              uͤbersezt wuͤrde. Mit dieser muͤßte dann auch Hrn. Profs. van Hall Anhang (a. a. O. S. 411),
                           uͤber den Unterschied zwischen dem Brande im Weizen und
                              dem Brandstaube
                           verbunden werden. Ersterer ist Uredo
                                 Caries
                              Dec. Fl. fr. VI. Bd. S. 78, lezterer Uredo Carbo
                              Dec. a. a. O. S. 77. Spaͤter, im II. Th. S.
                              229, 230, hat Hr. Decandolle beide unter dem Namen Uredo segetum vereinigt.
                           
                        
                           
                           Winter-Kohlsaat im Fruͤhjahre gebaut.
                           Hr. Dr. Westerhoff erzaͤhlt in den „Bydragen“ IV. Bd. S. 414 den Versuch
                              eines geschikten Landwirthes seiner Gemeinde, Krijn Derks
                                 Bekema, welcher im vorigen Jahre Winter-Kohlsaat (Brassica campestris, var.
                                 oleifera) als Sommerfrucht baute. Ungeachtet des exemplarisch schlechten
                              und kalten Sommers des Jahres 1829 wurde doch dieser Kohlsaat schon Anfangs
                              Septembers reif, und uͤbertraf an Menge und Guͤte (Schwere) des Samens
                              den Sommer-Kohlsaat bei weiten; in Hinsicht auf leztere kam er dem
                              Winter-Kohlsaat beinahe gleich. Hr. Bekema wird
                              diesen interessanten Versuch, durch welchen die Landwirtschaft viel gewinnen kann,
                              wenn er Stich haͤlt, wiederholen. „Ist es gut, so wird's bestehn,
                                 ist es schlecht, wird's untergehn;“ sagt Dr.
                                 Westerhoff mit unserem unsterblichen Dr.
                                 Luther.
                           
                        
                           Ueber Hrn. S. J. Rienk's
                              Pflug.
                           In der Alg. Konst- en Letterbode, April 1829, N. 15, wurde Hrn. S. J. Rienk's, optischen und Physik. Instrumentenmachers zu Leyden, neuer Pflug
                              beschrieben. Hr. R. Westerhoff, M.
                                 D. zu Warffum, zeigt nun in den „Bydragen“ IV. Bd. 3. D. S. 239,
                              daß dieser Pflug nichts anderes, als der in Deutschland unter dem Namen Planir-Pflug bekannte Pflug ist, welcher sich in
                              Putschke's allgemeiner Encyclopaͤdie der gesammten
                                 Land- und Hauswirthschaft der Deutschen, V. Bd. S. 122. T. XIX. Fig. 4–6 beschrieben und abgebildet
                              findet, und auch dem flammaͤndischen Mollebart
                              oder Mouldebart sehr aͤhnlich ist, welcher in Relbroeck's
                              werkdadige Landboeuv-Konstder Vlamingen etc.
                                 Gend. 1823. S. 95 beschrieben ist.
                           
                        
                           Mittel gegen das furchtbare Unkraut, Flachsseide genannt. (Cuscuta
                                 europaea.)
                           Bekanntlich wird der Flachs auf den Ackern nicht selten durch ein Unkraut, das seine
                              Staͤngel umwindet, und ihn aussaugt und erstikt, gaͤnzlich verdorben.
                              Der vortreffliche Landwirth, Bonafous aus Turin, hat in
                              einer kleinen Schrift (Note sur un moyen de préserver
                                 les champs de la Cuscute. 8. Paris 1828, 16 S.) ein einfaches und sicheres
                              Mittel gegen dieses Unkraut fuͤr Aeker, die bisher davon frei geblieben sind,
                              angegeben. Er empfiehlt naͤmlich den Lein, welcher zur Aussaat bestimmt ist,
                              in ein Sieb zu schuͤtten, welches mit so feinen Loͤchern versehen ist,
                              daß kein Leinsaame, wohl aber der kleine Saame der Flachsseide, durch dieselben
                              durchfallen kann. Auf diese Weise kann man den Lein von diesem Unkraute vollkommen
                              reinigen. Bydragen a. a. O. S. 208. (Man sollte alle
                              Saamen, deren Pflanzen den Verheerungen der Cuscuta
                              ausgesezt sind, auf diese Weise vor der Aussaat reinigen.)
                           
                        
                           Manufaktur- und Akerbau-Elend in England.
                           Zu Barnsley sind 3710 Weberstuͤhle. Davon sind 314
                              voll beschaͤftigt; 1202 haben halbe Arbeit; die uͤbrigen 2194 stehen
                              ganz still. (Leed's Patriot. Galignani N. 4623.) Zu Sydling-Fair wurden fuͤnf junge, zum ersten
                              Male traͤchtige Kuͤhe um 15 Pfd. (also das Stuͤk um 36 fl.)
                              verkauft. (Herald. Galign. 4623.) Zu Norwich, wo erst vor Kurzem ein blutiger Auflauf von
                              Webern war, haben sich die Bestellungen auf die Stapelwaare dieser Stadt, die
                              Bombasins, um 50 bis 75 p. C. vermindert. Des Magistrat wollte den Taglohn der Weber
                              noch tiefer herabsezen; der Mayor widersezte sich aber,
                              da eine Weberfamilie sich nur mehr taͤglich 2 1/2 Pence (7 1/2 kr., im Werthe
                              zu den dasigen Lebensmitteln ungefaͤhr so viel als 1 1/2 kr. in Bayern)
                              verdienen kann. (Atlas. Galignan. N. 4621.) Zu Coventry, wo 26,000 Bandmacher und Seidenzeugweber leben,
                              hat das Elend einen noch nie erhoͤrten Grad erreicht. Globe Galign. a. a. O.
                           
                        
                           
                           Kohlenwucher in England.
                           Durch einen Verband (combination) der
                              Steinkohlengrubenbesizer in England stiegen die Preise der Steinkohlen zu London vom
                              September, wo sie zu 34 Shill. der Chaldron standen, bis zum October auf 37 Shill.:
                              eine Erhoͤhung, die den Herren 500,000 Pfd. trug. (Courier. Galignani. N. 2614.)
                           
                        
                           Zwekmaͤßige Preise fuͤr Landleute als
                              Neujahrsgeschenke.
                           Lady Shelley gab, als Preis, zum Neuen Jahre, den
                              Unterthanen auf ihrem Gute: 2 Guineen dem Hausvater, der die groͤßte Familie
                              zu ernaͤhren hat, und dabei am huͤlflosesten ist; 30 Shillings dem
                              Paͤchter, der seine Wirthschaft am besten bestellte; 30 Shillings der
                              Paͤchterin, die die reinlichste Huͤtte im Dorfe hat; 30 Shilling
                              derjenigen, die sich am meisten durch Arbeit außer ihrem Hause, und eben so viel
                              derjenigen, die sich am meisten durch Arbeit in ihrem Hause verdiente. Hr. Orbel Ray
                                 Oakes, Newton, schlachtete fuͤr die Armen in
                              seinem Dorfe ein Schaf, das 8 Stane (112 Pfd.) wog. (Observer. Galignani 2628.)
                           
                        
                           Armen-Colonien in Irland.
                           Nach dem Traveller (Galignani
                                 Mess. N. 4621) beschaͤftigt man sich gegenwaͤrtig in Irland
                              mit Errichtung von Armen-Colonien nach Art der hollaͤndischen, wovon wir im Polyt.
                                 Journ. Bd. XXXV. S. 75. Nachricht
                              gegeben haben.
                           
                        
                           Gedeihen der Viehzucht in Van Diemen's Land.
                           Gemaͤstete Ochsen, die noch vor Kurzem um 8–9 Pfd. Sterl. verkauft
                              wurden, kauft man jezt in Hobart-Town fuͤr 1 1/2 Pfd. (Globe. Galignani N. 4620.)
                           
                        
                           Fischerei- und Thran-Gewinn in Labrador.
                           Nach dem Greenock Advertiser (Galignani N. 4624) betrug der Ertrag der Labrador-Fischereien im lezten Jahre 1,100,000 Dollars (Halifax currency), oder mehr als die Ausfuhr der beiden
                              englischen Canada. Diese Fischerei beschaͤftigt 2108 Schiffe und 24,100
                              Seeleute, waͤhrend der ganze Handel in Canada nur 9000 Seeleute
                              unterhaͤlt. Alle Nordamerikanisch-Englischen Colonien zusammengenommen
                              (und Alt-England mit eingerechnet) hatten im vorigen Jahre nur 608
                              Fischerschiffe mit 9110 Matrosen bemannt: der Fang betrug 678,000 Ztr. Fisch und
                              6730 Hogsheads Thran, waͤhrend die Vereinigten Staaten
                                 Nordamerikas 1500 Fischerschiffe mit 15,000 Matrosen bemannt, in diesen
                              Gewaͤssern hatten, und, unter den druͤkendsten Verhaͤltnissen
                              (sie duͤrfen ihre Fische nicht am Lande troknen, sich nicht auf eine Meile
                              weit den Kuͤsten naͤhern, in keinem Hafen einlaufen), 1,100,000 Ztr.
                              Fische fingen, und 11,000 Hogsheads Thran gewannen.
                           
                        
                           Berichtigung eines fehlerhaften Citates
                           uͤber Barker's Muͤhle
                              (Barker's Mill) in Nicholson's
                              Operative Mechanic und im Franklin Journal.
                           Das Franklin Journal citirte in seinem Julius hefte 1828, nach Nicholson's beruͤhmtem Werke (Operative
                                 Mechanic), Barker's Muͤhle in Desaguliers Course of experimental Philosophy, Th. I. S.
                              453 der dritten Ausgabe. Die daselbst beschriebene Muͤhle, deren Beschreibung
                              Nicholson und das Franklin
                                 Journal daraus entlehnte, ist aber durchaus nicht Barker's Muͤhle, welche in Desaguliers
                              a. a. O. erst Seite 459 beschrieben wird. Dieser Irrthum, der in viele andere Werke
                              uͤberging, wird im Franklin Journal, October
                              1828. S. 275. von einem Hrn. S. C. berichtigt.