| Titel: | Ueber einen Stein aus hydraulischem Kalke im Steinbruche Warcq, bei Mézières, Dep. des Ardennes. Von Wahart Duhesme, Apotheker. | 
| Fundstelle: | Band 35, Jahrgang 1830, Nr. XCI., S. 376 | 
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                        XCI.
                        Ueber einen Stein aus hydraulischem Kalke im
                           Steinbruche Warcq, bei Mézières, Dep. des Ardennes. Von Wahart Duhesme,
                           Apotheker.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Janvier 1830. S.
                              17.
                        (Im
                              Auszuge.)
                        Duhesme, uͤber einen Stein aus hydraulischem
                           Kalke.
                        
                     
                        
                           Man unterscheidet in der Baukunst zweierlei Arten von Baustein: die eine nimmt,
                              nachdem sie gebrannt wurde und in Wasser getaucht wird, um das Doppelte, zuweilen um
                              das Dreifache ihres Volumens zu; die andere nimmt bei dem Loͤschen wenig oder
                              gar nicht am Umfange zu. Erstere nennt man gewoͤhnlich fetten Kalk (chaux grasse), die zweite mageren (chaux maigre).
                           Der Vortheil, der durch dieses Anschwellen des fetten Kalkes entsteht, gab demselben
                              lange Zeit uͤber den Vorzug vor dem mageren, den man, als von geringerer
                              Guͤte, verwarf. Smeaton war der Erste, der die
                              Entdekung machte, daß magerer Kalk mit gewoͤhnlichem Sande gemengt, die
                              Eigenschaft hat unter dem Wasser zu erhaͤrten, und dadurch zum Wasserbaue
                              vorzuͤglich geeignet zu seyn. Man stellte eine Menge von Untersuchungen an,
                              entdekte in Folge derselben viele Steinbruͤche mit kostbaren hydraulischen
                              Kalksteinen, und lernte sehr guten kuͤnstlichen hydraulischen Moͤrtel
                              verfertigen.
                           Hr. Leroy, Ingenieur en Chef
                              des Ardennen-Canales, fuͤhlte die Wichtigkeit, hydraulischen Kalk zum
                              Canalbaue an Ort und Stelle zu haben, und ließ solche Steine aufsuchen. Die
                              Bemuͤhungen blieben nicht ohne Erfolg; es fanden sich drei Hauptlager, die
                              das Departement seiner ganzen Laͤnge nach von Osten nach Westen
                              durchziehen.
                           Wenn die zahlreichen und schoͤnen Versuche des Hrn. Vicat großes Licht uͤber die Theorie und uͤber die beste
                              Bereitungsart des hydraulischen Moͤrtels verbreiteten, so lernte man auch
                              durch Hrn. Leroy's Versuche, daß der Grad der Brennung,
                              den man den Kalksteinen gibt, auf eine auffallende Weise auf die Schnelligkeit des
                              Erhaͤrtens Einfluß hat. So fand Hr. Leroy, daß,
                              wenn man mittelst fleißigen Umruͤhrens einen festen Teig aus
                              Kalkstuͤken anruͤhrt, die nicht ganz ausgebrannt wurden, so daß sie
                              nicht auf gewoͤhnliche Weise geloͤscht werden koͤnnen, dieser
                              Teig in wenigen Stunden unter Wasser so sehr erhaͤrtet, daß man nicht mehr im
                              Stande ist mit dem Finger einen Eindruk in denselben zu machen. Dieses Resultat ist,
                              wie es mir scheint, sehr wichtig; es muß der Baukunst wesentliche Dienste leisten,
                              und in die bisher angenommene chemische Theorie des Moͤrtels einige
                              Abaͤnderungen bringen.
                           Das Graben nach Warcq-Kalk nimmt heute zu Tage so sehr zu, daß ich mich durch
                              Analyse uͤberzeugen wollte, ob er von dem so sehr geschaͤzten Kalke zu
                              Metz verschieden ist.
                           Die Kalksteine von Warcq liegen in einem Kalklager mit Gryphiten. Die Schichten sind
                              im Norden auf dem Schiefer der Ardennen angelehnt, und versenken sich gegen Mittag
                              unter den Jura-Kalkstein. Man unterscheidet sie leicht von den
                              uͤbrigen Felsen, die sie bedeken, durch ihre dunkelblaue Farbe, und durch die
                              Lagen von bituminoͤsem Thonschiefer, mit welchem er gemengt ist.
                           Ich analysirte ihn nach Hrn. Thenard's Methode (IV. Bd. d.
                              lezt. Ausgabe).
                           1000 Theile, hoͤchst fein gepuͤlvert, verloren in einem gut
                              unterhaltenen Feuer 3,40.
                           Eben so viel Warcq-Kalk wurde durch 3/4 Stunden mit 6 Gewicht theilen
                              kaustischem, mit Alkohol behandeltem, Kali bis zur Rothgluͤhhize gehizt, dann
                              mit destillirtem Wasser angeruͤhrt, und in reiner Hydrochlorsaͤure
                              aufgeloͤst. Diese Aufloͤsung wurde bis zu mehr als teigartiger
                              Consistenz abgeraucht und mit kochendem destillirten Wasser behandelt. Die
                              Kieselerde wurde durch das Filtrum abgeschieden, gewaschen, getroknet und
                              ausgegluͤht in Rothgluͤhhize.
                           Ammonium in die filtrirte Fluͤssigkeit gegossen gab einen Niederschlag
                              bestehend aus Thonerde, Eisen, und Braunstein. Dieser Niederschlag ward durch das
                              Filtrum abgeschieden, und die erhaltene Fluͤssigkeit, mit einem Ueberschusse
                              von basisch kohlensaurem Ammonium behandelt, gab einen Niederschlag aus kohlensaurem
                              Kalke, der gewaschen und gehizt wurde, so daß die Ammoniumsalze sich
                              verfluͤchtigten.
                           Die Thonerde wurde von den Eisen- und Braunsteinoxyden durch Kali
                              abgeschieden, und auf die gewoͤhnliche Weise aus ihrer Aufloͤsung
                              niedergeschlagen, dann gewaschen und ausgegluͤht.
                           Das Eisen wurde von dem Braunsteine nach Quesneville (des
                              Sohnes) Methode abgeschieden.
                           Das arseniksaure Eisen gab, stark calcinirt, ein Eisenoxyd vom dritten Grade (fer tritoxydé).
                           Der arseniksaure Braunstein gab, durch kaustische Potasche zersezt, den
                              Braunstein.
                           
                           Die Analyse gab
                           
                              
                                 fuͤr den hydraulischen Kalk
                                 fuͤr den hydraulischen Kalk
                                 
                              
                                 von Warcq:
                                 von Metz.
                                 nach
                                 Guyton-Morveau:
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                   19,30
                                 –
                                   39,00 Kohlensaͤure.
                                 
                              
                                 Kohlensauren Kalk
                                   68,00
                                 –
                                   44,50 Kalk.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   04,00
                                 –
                                   05,25 Kieselerde.
                                 
                              
                                 Eisenoxyd vom 3ten Grade
                                   03,75
                                 –
                                   01,25 Thonerde.
                                 
                              
                                 Braunstem
                                   00,23
                                 –
                                   03,50 Braunstein.
                                 
                              
                                 Wasser
                                   03,40
                                 –
                                   03,20 Eisenoxyd.
                                 
                              
                                 Verlust
                                   01,32
                                 –
                                   02,25 Wasser.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                   01,05 Verlust.
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Aus beiden Analysen ergibt sich ein bedeutender Unterschied in Bezug auf Kieselerde;
                              indessen hat, nach Hrn. Leroy, nicht bloß Analogie im
                              geologischen Vorkommen in Gryphitkalk bei dem Kalke von Warcq in den Ardennen, so
                              wie bei jenem von Metz in Lothringen Statt, sondern auch eine durch Erfahrung
                              erwiesene Analogie in Hinsicht der Eigenschaften beider.
                           Es scheint mir jedoch, daß, bei dem großen Unterschiede, der in Hinsicht auf
                              Kieselerde Statt hat, auch einige wichtige Unterschiede in Hinsicht der
                              Eigenschaften Statt haben muͤssen. Ich uͤberlasse diese Frage
                              denjenigen, die durch ihre Lage und Kenntnisse in den Stand gesezt sind
                              daruͤber zu urtheilen.