| Titel: | Vorrichtung um den Schwerpunkt der Mühlsteinläufer zu finden, und dadurch die erschütternde Bewegung derselben zu beseitigen. | 
| Autor: | Spaeth | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. V., S. 9 | 
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                        V.
                        Vorrichtung um den Schwerpunkt der
                           Muͤhlsteinlaͤufer zu finden, und dadurch die erschuͤtternde
                           Bewegung derselben zu beseitigen.
                        Von Hrn. Mechaniker Spaͤth in Nuͤrnberg.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Spaͤth, Vorrichtung um den Schwerpunkt der
                           Muͤhlsteinlaͤufer zu finden.
                        
                     
                        
                           Diese Vorrichtung besteht in Folgendem: In Fig. 1. ist ein
                              Laͤuferstein auf seiner obern Seite liegend im Durchschnitt vorgestellt,
                              worin sich die Haue (Rihn, fer de moulin) ab befindet, in der das Muͤhleisen cd stekt, auf welchem der obere Arm ef des Krahns efmghi, aufsizt, und in dessen unterm Arm mghi die Reißspize kl sich befindet,
                              durch welche die Unebenheiten der mahlenden Flaͤche des Steins sogleich
                              sichtbar werden, wenn der Krahn um das Muͤhleisen herumgedreht wird. Die
                              Einrichtung dieses Krahns hat gewoͤhnlich den Fehler, daß der untere Arm
                              nicht an derjenigen Stelle des Muͤhleisens anliegt, welche im Buchs
                              (Buͤchse, boëte) des Bodensteins laͤuft, und daher leicht
                              Unrichtigkeiten erzeugt. Es ist daher nothwendig, diesen Arm bei h abwaͤrts zu kroͤpfen, damit die Gabel
                              m
                              Fig. 1 und
                              Fig. 1*.
                              genau an den im Buchs laufenden Theil des Muͤhleisens komme, was dadurch
                              erhalten wird, daß die Schraube f im obern Arm
                              geoͤffnet und die darin stekende Stange, woran der untere Arm sich befindet,
                              gehoͤrig verschoben wird.
                           Nachdem die mahlende Flaͤche des Laͤufersteins genau abgerichtet oder
                              geebnet ist, muß folgende Vorrichtung, die in Fig. 2. in ihren einzelnen
                              Theilen abgebildet ist, angewendet werden, um den Schwerpunkt des Laͤufers zu
                              finden. Diese Vorrichtung besteht nach Fig. 2. aus 2 Schrauben
                              g und h und 3 Steegen
                              von Eisen ab, cd und ef. Der untere Steeg ab hat eine runde 4
                              bis 5 Zoll weite Oeffnung mit 2 Schlizen bei a und b, in welche der vierekige Ansaz der Schrauben g und h, der sich zwischen
                              dem Schraubenkopf und dem Gewind befindet genau paßt. Die Schrauben werden nun mit ihrem Ansaz in
                              diese Schlize eingelegt, der mittlere Steeg cd von
                              oben uͤber die Schrauben gestekt, und bis ungefaͤhr in die Mitte
                              derselben herunter geschoben, worauf dann zwei Muttern bis an eben diese Stelle
                              nachgeschraubt werden. Hierauf schiebt man diese Vorrichtung in den auf die Seite
                              gelegten Laͤufer, wie in Fig. 4. von unten hinauf,
                              bringt dann den dritten Steeg ef uͤber die
                              Enden der Schrauben und schraubt zwei Muttern nach, mit denen die beiden Steege ab und ef an die untere und
                              obere Flache des Laͤufers fest angezogen werden.
                           Nun wird der Stein uͤber das Muͤhlbiet oder Steingeruͤst (das
                              Muͤhlbett, Muͤhlgebiet, palier) olv
                              Fig. 3.
                              gelegt, von unten herauf die Probierstange mn
                              durch das Muͤhlbiet gestekt, daß dieselbe mit ihrem untern Ende m auf dem Eisensteeg mp aufsize und ihre staͤhlerne Spize n
                              in eine ganz kleine Vertiefung, die sich in der Mitte des Steegs cd befindet, komme. Schraubt man also mit dem
                              Schluͤssel q den Eisensteeg in die Hoͤhe,
                              so erhebt die Probierstange den Laͤufer uͤber das Muͤhlbiet,
                              und derselbe schwebt dann frei auf der Spize n. Hat die
                              Mahlflaͤche vw des Laͤufersteins in
                              diesem Zustand gleiche Entfernung vom Muͤhlbiet, so ist n der gesuchte Schwerpunkt fuͤr die durch n gehende Horizontalflaͤche des Laͤufers.
                              Waͤre aber der Abstand des Steins vom Muͤhlbiet nicht ringsum gleich
                              groß, so muͤssen die Schrauben nach derjenigen Seite des Laͤufers
                              getrieben werden, auf welcher er am niedrigsten haͤngt, oder wo er am
                              wenigsten vom Biet entfernt ist. Dieses Verschieben des mittlern Steegs cd geschieht dadurch, daß der obere Steeg ef mit einem Hammer auf die angezeigte Seite
                              getrieben wird, und der untere Steeg ab wird
                              mittelst eines Hebeisens, das von oben in das Laͤuferauge eingestekt wird,
                              nach eben dieser Seite geruͤkt, und dieses Verruͤken beider Steege
                              geschieht so lange, bis der Laͤufer gleichweit vom Muͤhlbiet absteht.
                              Hierauf wird der Laͤufer auf die Seite gelegt, wie in Fig. 4. die eine
                              Zirkelspize in die Versenkung n des Steegs cd eingesezt, und mit der anderen ein Kreis auf
                              der Mahlflaͤche des Steins angedeutet. In diesem Kreis nimmt man Fig. 5. vier
                              uͤber's Kreuz liegende Punkte r, s, t, u an, haut
                              Gruͤbchen von etwa 1/4 Zoll tief ein, und schlaͤgt diese mit Blei
                              voll, wozu Stuͤkchen von einer Bleikugel dienen koͤnnen, und reibt sie
                              dann mit einem Stuͤk Sandstein ab, damit sie nicht uͤber die
                              Mahlflaͤche des Laͤufers hervorragen. Sodann wird der Zirkel wieder
                              wie vorhin eingesezt, und mit der zweiten Zirkelspize in jedes Bleiplaͤttchen
                              eine Rize gemacht, die dann alle gleichweit von dem Schwerpunkte n entfernt sind.
                           Es werden sodann die Schrauben und Steege herausgenommen, die Haue eingepaßt, das
                              Muͤhleisen eingestekt, und der Krahn wie in 
                              Fig. 1.
                              aufgesezt. Waͤre die Haue genau so eingepaßt, wie es seyn soll, so
                              muͤßte beim Herumfuͤhren des Krahns um das Muͤhleisen
                           1) der Reißer die Mahlflaͤche des Laͤufers uͤberall
                              beruͤhren und
                           2) muͤßte die Spize desselben durch die Rizen in dem Bleiplaͤttchen
                              gehen, die mir dem Zirkel darein gemacht wurden.
                           So lange daher diese zwei Bedingungen nicht erfuͤllt sind, so lange muß an der
                              Haue durch Einlassen oder Unterlegen oder Verschieben nachgeholfen werden, ehe sie
                              fest gekeilt wird. Ist aber die Haue auf vorbeschriebene Art eingepaßt worden, so
                              hoͤrt dann auch jede erschuͤtternde Bewegung des Laͤufersteins
                              auf.
                           Sollte bei einem abgemahlenen Laͤuferstein die Haue tiefer eingelassen werden,
                              ohne das Muͤhleisen und Krahn dabei anzuwenden, so schlaͤgt man in das
                              vierekige Loch der Haue eine hoͤlzerne Spuͤnte (Zapfen) Fig. 6.,
                              bemerkt oben bei c die Mitte derselben durch einen
                              Punkt, sezt in denselben die eine Spize des Zirkels und beschreibt mit der andern,
                              wie bei Fig.
                                 4. gezeigt wurde, einen Kreis. Sodann stellt man einen dreifuͤßigen
                              Zirkel so auf die Haue, daß alle drei Spizen auf derselben stehen, und ein Senkel,
                              dessen Faden durch ein kleines Loch im Kopf des Zirkels bei e geht, ungefaͤhr auf die Spuͤnte trifft. Dann
                              schlaͤgt man mit einem Kerner (Spizmeißel) ganz kleine Vertiefungen an
                              denjenigen Stellen in die Haue, wo die drei Spizen des Zirkels stehen, sezt die
                              Zirkelspizen in diese Gruͤbchen, und unterlegt den Laͤufer so lange,
                              bis die Spize des Senkels genau in den bezeichneten Punkt c auf der Spuͤnte trifft, merkt oder bezeichnet aber dasjenige
                              Gruͤbchen in der Haue, worin der dritte Fuß eb des Zirkels gestanden ist. Wird sodann die Haue tiefer eingelassen, so
                              muß
                           1) der Punkt c wieder genau in der Mitte des auf die
                              Mahlflaͤche gezeichneten Kreises und
                           2) beim Aufstellen des dreibeinigen Zirkels in seine drei Gruͤbchen die Spize
                              des Senkels wieder genau in den Punkt c der
                              Spuͤnte treffen, und wenn dieß nicht der Fall waͤre, so duͤrfte
                              an der Lage des Steins nicht durch Unterlegen, sondern ganz allein an der Haue
                              nachgeholfen werden.Durch die Mittheilung dieser sehr zwekmaͤßigen Vorrichtung, um den
                                    Schwerpunkt der Muͤhlsteinlaͤufer zu ermitteln, welche uns Hr.
                                    Spaͤth auf unsere Aufforderung
                                    fuͤr das Polyt. Journal sandte, glauben wir vielen
                                    Muͤhlenbesizern einen großen Dienst zu erweisen. Diese Vorrichtung
                                    kommt beilaͤufig auf 15 fl. zu stehen, zu welchem Preis sie Hr. Spaͤth zu liefern erboͤtig ist. A.
                                    d. N.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
