| Titel: | Wie Bücherdruk wohlfeiler gemacht werden kann. Von Josiah Warren, zu Cincinnati, 30. Jan. 1830. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. XVII., S. 55 | 
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                        XVII.
                        Wie Buͤcherdruk wohlfeiler gemacht werden
                           kann. Von Josiah Warren, zu
                           Cincinnati, 30. Jan. 1830.
                        Aus dem „Freo-Enquirer“ (freien Pruͤfer) im
                           „British
                                    Co-operator“ und Mechanics' Magazine, 5. Julius, N.
                              356., S. 237. diplomatisch genau uͤbers.
                        Warren, wohlfeiler Buͤcherdruk.
                        
                     
                        
                           Wer auch nur etwas uͤber die Sache jemals nachgedacht hat, wird wissen, daß
                              DrukenIn einigen Provinzen Deutschlands spricht man Druͤken Statt Druken; diese
                                    falsche Aussprache gaͤbe jedoch auch einen guten Sinn in einer
                                    anderen Bedeutung. A. d. Ue.eine Kraft ist, welche das Schiksal des Menschengeschlechtes beherrscht:
                              diejenigen also, die die Drukerpresse in ihrer Gewalt haben, haben auch ihre
                              Mitgeschoͤpfe in ihren Haͤnden.
                           So lang Menschen fortfahren werden mit den Personen und mit dem Eigenthume anderer
                              einen Verkehr zu unterhalten, darf man erwarten, daß jeder zu seinem Schuze sich
                              aller Mittel bedienen wird, die in seinem Bereiche stehen, um seine eigene Macht zu
                              vermehren, und die der anderen zu vermindern.
                           Gegenwaͤrtig, im J. 1830, stehen die Drukkosten noch so hoch, daß die große
                              Masse des Volkes der Wohlthat des Drukes beinahe gaͤnzlich beraubt ist,
                              waͤhrend die wenigeren Reichen (durch ihr Capital und ihren Einfluß) sich der
                              maͤchtigen Maschine, genannt Drukerpresse, bedienen, um ihre Macht zu
                              vergroͤßern, und die der anderen zu schwaͤchen. Die Unwissenheit des Menschengeschlechtes erlaubt ihnen das Wohl anderer außer
                              Augen zu lassen, und alle ungesezlichen Kreuzungen der Interessen lediglich durch
                              ihre Macht zu beschraͤnken. Es bleibt daher fuͤr die Sicherheit
                              gleicher Rechte keine andere Gewaͤhr, als gleiche
                                 Kraft.
                           Die Wichtigkeit dieser Betrachtungen, welche Grundprincipe der Gesellschaft
                              betreffen, veranlassen mich die Resultate einer Reihe von Versuchen allgemein
                              bekannt zu machen, welche ich in der Erwartung angestellt habe, die Drukerpresse in
                              den Bereich aller zu stellen.
                           Die Vorrichtungen zu einer Letterngießerei wurden mit dem Aufwande von
                              zwanzigtaͤgiger Arbeit bloß mit den Werkzeugen eines Klempners, und mit 5
                              Dollars Geldauslage vollendet. Hier wurde also Arbeit und Geld zugleich erspart, und
                              zwar in mancher Ruͤksicht. Eine der wichtigsten dieser lezteren sind:
                              Matrizen aus Blei, mit Lettern geschlagen, statt der kupfernen Matrizen mit
                              staͤhlernen Punzen. Auf diese Weise wird das kostbare und schwierige
                              Schneiden der staͤhlernen Punzen gaͤnzlich umgangen, und das Gießen
                              der Lettern, das jezt Capitalisten als Monopol treiben, kann durch jeden nur etwas
                              geschikten Menschen verrichtet werden, ohne daß man Jahre als Lehrling mit dem
                              Erlernen des Letterngusses verschwenden, und am Ende noch von Capitalisten
                              abhaͤngig bleiben muß.
                           Eine Drukerpresse wurde aus einer Steinplatte und einer hinlaͤnglich schweren
                              Walze vorgerichtet, die den Druk gibt. Die Walze ruht mit ihren Zapfen auf Lagern,
                              die so hoch uͤber den Lettern gestellt sind, daß Raum genug fuͤr das
                              Papier und die Zwischenlage uͤbrig bleibt. Die Kosten einer solchen Presse
                              sind: fuͤnf Tage Arbeit, waͤhrend man zur Errichtung einer gemeinen
                              Drukerpresse einen geschikten Arbeiter und zwischen 2 bis 300 Thaler Geld
                              braucht.
                           Muͤhe und Kosten wurden noch in mancher anderen Hinsicht erspart, die hier
                              nicht fuͤglich beschrieben werden kann. Genug, daß die Materialien zu dem
                              hier vorliegenden DrukeHr. Warren drukte das Blatt, auf welchem dieser
                                    Aufsaz steht, mit seiner neuen Drukvorrichtung
                                    ab. A. d. Ue. fuͤr ungefaͤhr 25 Dollars verfertigt werden koͤnnen;
                              ein zwei Mal groͤßeres Format wuͤrde 35 Dollars kosten, und ein noch
                              groͤßeres im Verhaͤltniß noch weniger. In unseren gewoͤhnlichen
                              Drukereien kostet der Apparat zu einem solchen Druke zwischen 400 und 2000
                              Thaler.
                           Da noch em hirnloser Gebrauch (abdurd custom) unter uns
                              herrschend ist (ich meine das Ertheilen eines Monopoles durch die Patente), so finde
                              ich es noͤthig zu erklaͤren, daß jeder, der da will, von dieser
                              einfachen und hoͤchst wichtigen Verbesserung in der Drukerei Gebrauch machen
                              kann; jedem der noch weitere Aufklaͤrung wuͤnscht, werde ich dieselbe unentgeldlich ertheilen, nur erbitte ich mir die Briefe
                              zu frankiren.
                           Es sind Anstalten getroffen, diejenigen, welche sich einen solchen Drukapparat lieber
                              kaufen wollen, als daß sie sich denselben selbst verfertigen, damit zu versorgen.
                              Der Preis dieses Apparates ist nach dem Grundsaze: Arbeit
                                 fuͤr Arbeit, berechnet, woruͤber der Free-Enquirer, ein Blatt, das den großen Interessen der Menschheit
                              geweiht, und zu New-York von Franz Wright und R.
                              D. Owen herausgegeben wird, sich naͤchstens
                              deutlicher erklaͤren wird.
                           Es ist hier nicht uͤberfluͤssig zu bemerken, wenigstens fuͤr
                              diejenigen, die es noch nicht wissen, daß die Kunst zu sezen Weibern und Kindern,
                              die Lesen koͤnnen, in wenigen Stunden gelehrt werden kann.Wohin wird es am Ende noch kommen, wenn es so in Nordamerika fortgehen darf?
                                    Wenn jeder in seinem Hause seine eigene Drukerei haben wird? – Wir in
                                    Europa, wo Hausdrukereien verboten sind, wo die Waͤnde Ohren haben,
                                    haben nichts von den Folgen zu besorgen. Bei uns in Europa: „neque in ipsos modo auctores, sed in libros quoque corum,
                                          saevitum, delegato triumviris ministerio, ut monumenta clarissimorum
                                          ingeniorum in comitio ac foro urerentur. Sciliat illo igne vocem
                                          Populi Romani et libertatem Senatus, et conscientiam generis humani aboleri arbri trabantur,
                                          expulsis insuper Sapientia professoribus, atque omni bonâ
                                          arte in exilium actâ, ne quid usquam honestum occurreret.
                                          Dedimus profecto grande patientiae documentum, et, sicut vetus actas
                                          vidit, quid ultimum in libertate esset, ita nos, quid in servitute,
                                          ademto per inquisitiones et loquendi audiendique commercio. Memoriam
                                          quoque ipsam cum voce perdidissemus, si tam in nostra potestate
                                          esset oblivisci, quam tacere“ C. C. Tacitus, Julii Agricolae vita. Edit.
                                          Elzevir. Lugd. Bat
                                       . 1634, p. 713. (Leser, die nicht Latein
                                    verstehen, koͤnnen diese Stelle in der „Vie d'Agricole par Tacite; traduite par N. L. B.
                                          (Napoleon Louis Bonaparte
                                          ) und Florence 1829 ch. Guill. Piatti
                                          
                                        trefflich in das franzoͤsische uͤbersezt findenfiuden.) A. d. Ue.