| Titel: | Unterricht über die nöthigen Vorsichtsmaßregeln, um den Apparat zum Ausziehen der Gallerte aus den frischen Knochen der Fleischbank gehörig anwenden zu können. Von Hrn. d'Arcet. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. XXXV., S. 120 | 
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                        XXXV.
                        Unterricht uͤber die noͤthigen
                           Vorsichtsmaßregeln, um den Apparat zum Ausziehen der Gallerte aus den frischen Knochen
                           der Fleischbank gehoͤrig anwenden zu koͤnnen. Von Hrn. d'Arcet.Unsere Leser werden aus der Anlage ersehen, daß die franzoͤsische
                                 Knochenleimsuppe, vor welcher der Himmel die deutschen Magen bewahren wolle,
                                 noch immer nicht ganz fertig ist. Da dieser Apparat indessen auch zu anderen
                                 Zweken dienen, und die in großen Communitaͤten, in Spitaͤlern,
                                 Kasernen, Waisenhaͤusern, Strafanstalten eben so nothwendige, als bisher
                                 schaͤndlich vernachlaͤssigte, Dampfkochung einfuͤhren,
                                 verbreiten und verbessern helfen kann, so glauben wir durch Mittheilung dieser
                                 Abhandlung unserem Paterlande einen Dienst erweisen zu koͤnnen. Die
                                 Abbildung nebst Beschreibung desselben findet man im Bd. XXV. S. 210. und Tab. V.
                           
                        Aus den Annales de l'Industrie. T. V. N. 2. S.
                              155.
                        d'Arcet, Unterricht uͤber den Apparat zum Ausziehen der
                           Gallerte.
                        
                     
                        
                           Nachdem der Apparat, welchen ich zum Ausziehen der Knochengallerte vorgeschlagen
                              habe, fuͤr die Spitaͤler einmal angenommen wurde, und die Anwendung
                              desselben anfaͤngt, sich immer mehr zu verbreiten,Die Apparate, die gegenwaͤrtig zu Paris im Gange sind, haben bereits
                                    mehr als 500,000 Portionen Knochenleimaufloͤsung geliefert! A. d. O.
                                    Bon Appetit! Wenn ihr Christler Christen seyn wollt, so lasset
                                    „das Wort Fleisch
                                          werden.“ und versucht den hungernden Magen nicht mit
                                    Knochenleim, wie Satan den Herrn Christus mit Steinen Statt des Brotes. A.
                                    d. Ue. so hielt ich es fuͤr nuͤzlich einen Unterricht bekannt zu
                              machen, welcher den Arbeitern, die mit der Bedienung dieses Apparates beauftragt
                              sind, als Fuͤhrer dienen, und sie in den Stand sezen koͤnnte, den
                              moͤglich groͤßten Vortheil aur demselben zu ziehen. Ich hoffe, daß die
                              Aufklaͤrungen, die ich hier geben werde, diesen Zwek erfuͤllen werden.
                              Ich werde uͤbrigens mit Dank die Bemerkungen aufnehmen, welche die Anwendung
                              meines Apparates im Großen veranlassen kann, und werde mich beeilen sie zu
                              benuͤzen, um den gegenwaͤrtigen Unterricht, von welchem ich nur wenige
                              Exemplare abziehen ließ, zu vervollkommnen, und denselben dann neu auflegen zu
                              lassen. Ich werde hier in der Ordnung die Vorsichtsmaßregeln auffuͤhren,
                              welche man zu ergreifen hat, um die verschiedenen Theile des Apparates
                              gehoͤrig und regelmaͤßig wirken zu lassen.
                           
                        
                           Von dem Brennmateriale.
                           Man kann sich des Holzes, Torfes oder der Steinkohlen zur Erzeugung des noͤthigen Dampfes
                              bedienen. Einige Versuche, die Preise dieses verschiedenen Brennmateriales an
                              verschiedenen Orten, werden sehr bald die Wahl entscheiden helfen. Wo man
                              Steinkohlen anwendet, muß man dafuͤr sorgen dieselben so bindend (collante) zu erhalten, daß es nicht nothwendig wird,
                              dieselben zu befeuchten, und sie in Stuͤke von der Groͤße eines Eies
                              zerschlagen, ehe man sie in den Ofen wirft.
                           
                        
                           Von dem Ofen.
                           Der Heizer muß dafuͤr sorgen, daß er regelmaͤßig diejenige Menge Dampfes erzeugt, deren man bedarf, und
                              diese mit dem moͤglich geringsten Aufwande von Brennmaterial zu erhalten
                              suchen.
                           Er wird diese Ersparung an Brennmaterial erreichen, wenn er nur wenig von demselben
                              auf ein Mal in den Ofen schuͤrt, den Rost in gutem Stande erhaͤlt, den
                              Aschenherd oft ausleert und denselben, vorzuͤglich aber die Klappe, die sich
                              uͤber der Roͤhre befindet, welche als Schornstein dient, so viel
                              moͤglich geschlossen haͤlt. Der Heizer darf das Feuer in dem Ofen
                              nicht hoͤher treiben, als bis auf den Punkt, welcher nothwendig ist, um den
                              Dampf bei seinem Uebertritte in die Cylinder bestaͤndig auf einer Temperatur
                              von 105 bis 106° am 100gradigen Thermometer zu halten. Er muß die
                              Zuͤge reinigen, wenn der Mangel an Zug ihm anzeigen wird, daß sie anfangen
                              sich zu verstopfen.Man sehe uͤber den Bau der Ofen bei Dampfkesseln: Traité de la chaleur par Mr. Peclet
                                       . 1828. A. d. O. (Die deutsche Uebersezung von Hrn. Hartmann. A. d. Ue.
                              
                           
                        
                           Von dem Kessel.
                           Der Heizer muß genau dafuͤr sorgen, daß das Wasser in dem Kessel beinahe immer
                              auf derselben Hoͤhe steht. Er wird diesen Zwek leicht erreichen, wenn er den
                              Hahn auf der Roͤhre, die das Wasser in den Kessel fuͤhrt,
                              gehoͤrig weit oͤffnet, um, wenn der Kessel gehoͤrig im Gange
                              ist, die Oberflaͤche des Wassers bestaͤndig zwischen den Enden der
                              Anzeigeroͤhren zu erhalten. Er muß sich hiervon uͤberzeugen, indem er
                              jede Stunde Ein Mal die beiden mit diesen Roͤhren correspondirenden
                              Haͤhne etwas oͤffnet. Der Hahn, welcher mit der unteren Roͤhre
                              correspondirt, muß immer Wasser geben, waͤhrend der andere Hahn nur Dampf
                              ausfahren lassen darf.
                           Der Heizer muß ferner, wenigstens ein Mal des Tages, die Sicherheitsklappe spielen
                              lassen. Er muß sie endlich immer in gutem Stande erhalten, indem er sie, so oft es
                              noͤthig ist, herumlaufen laͤßt.
                           
                           Man muß immer schmelzbare Scheiben zum Auswechseln bei der Hand haben, um auf der
                              Stelle diejenige, die sich an der Tubulirung des Kessels befindet, auswechseln zu
                              koͤnnen, wenn sie zufaͤlliger Weise schmoͤlze, oder sich
                              verunstaltete.
                           Diese Scheiben bestehen aus einer Composition von
                           
                              
                                 Wißmuth
                                 4 Theilen,
                                 
                              
                                 Zinn
                                 4    –
                                 
                              
                                 Blei
                                 3    –
                                 
                              
                           Diese Composition muß bei 118 oder hoͤchstens 120° am
                              100-gradigen Thermometer schmelzbar seyn. Man muß sich genau
                              uͤberzeugen, ob diese Composition wirklich den angegebenen Grad von
                              Schmelzbarkeit besizt, ehe man sich derselben zur Verfertigung solcher Scheiben
                              bedient.Man kann sich von der Schmelzbarkeit dieser Composition bald
                                    uͤberzeugen, wenn man etwas von derselben, mit einem guten
                                    Thermometer, in einen eisernen Loͤffel gibt, und diesen in Oehl
                                    taucht, dessen Temperatur man nach und nach bis auf den gehoͤrigen
                                    Grad erhoͤht. A. d. Ue. Man kann sie eben so gut in hoͤlzernen, wie in steinernen oder
                              metallnen Modeln gießen. Man gießt das geschmolzene Metall in die Hoͤhlung
                              des Models, nachdem man diese vorher etwas mit Fett ausstrich. Man ruͤhrt die
                              Composition mit einem hoͤlzernen Stabe, bis sie anfingt teigig zu werden.
                              Dann druͤkt man eine gebrannte Thonplatte darauf, um alle
                              uͤberfluͤssige Composition zu beseitigen, und die obere Flaͤche
                              der Scheibe so eben, als moͤglich, zu machen. Wenn der Guß
                              hinlaͤnglich kalt geworden ist, darf man nur den Model umstuͤrzen, um
                              die Scheibe herausfallen zu machen, die man dann mittelst einer Feile zupuzt.
                           Der Heizer muß dafuͤr sorgen, daß nur klares und trinkbares Wasser in den
                              Kessel kommt, oder wenigstens nur solches, das so wenig als moͤglich fremde
                              Koͤrper aufgeloͤst oder schwebend in sich enthaͤlt.
                           Der Kessel muß so oft vollkommen gereinigt werden, als man wahrnimmt, daß die Rinde,
                              die sich an demselben angelegt hat, zu stark geworden ist, oder nachtheilig werden
                              koͤnnte. Wenn die Rinde oder der Bodensaz bloß staubig, pulverartig ist, so
                              kann man denselben dadurch wegschaffen, daß man die Tubulirungen, welche durch die
                              schmelzbaren Scheiben und durch die Sicherheitsklappen geschlossen werden,
                              oͤffnet; das in dem Kessel enthaltene Wasser mittelst Staͤben, die man
                              durch diese Roͤhren einfuͤhrt, gehoͤrig umruͤhrt; daß
                              man endlich den unten am Kessel befindlichen Hahn oͤffnet, das Wasser
                              auslaufen laͤßt und den Kessel wiederholt mit frischem Wasser auswascht. Wenn
                              aber diese Rinde und der Bodensaz fest ist, wenn er Schuppen oder ganze Lagen
                              bildet; so muß man, wenn er nicht von Hydrochlorsaͤure (Kochsalzsaure) angegriffen wird,
                              den Kessel ausleeren, seinen Zapfen oͤffnen, den Bodensaz mit sanften
                              Schlaͤgen des Hammers abschlagen, denselben wegschaffen, den Kessel gut
                              auswaschen, und den Zapfen wieder an seine Stelle bringen. Wenn aber, im
                              Gegentheile, dieser feste Bodensaz in Hydrochlorsaͤure aufgeloͤst,
                              oder von derselben wenigstens zerbroͤkelt wird; so wuͤrde es in diesem
                              Falle, um denselben wegzuschaffen, hinreichen, das Feuer ausgehen zu lassen, die
                              Sicherheitsklappe abzuheben, die schmelzbare Scheibe wegzunehmen, den Hahn, der den
                              Dampf in die Cylinder leitet, zu schließen, und nach und
                              nach durch eine dieser Roͤhren so viel
                              Hydrochlorsaͤure in den Kessel zu gießen, als noͤthig ist, um allen in
                              demselben befindlichen kohlensauren Kalk aufzuloͤsen. Man koͤnnte die
                              Wirkung der Saͤure noch beschleunigen, wenn man das in dem Kessel enthaltene
                              Wasser mit einem Stoke umruͤhrte. Das Aufbrausen, welches dadurch entsteht,
                              koͤnnte als Maßstab zur gehoͤrigen Anwendung der Kochsalzsaure dienen;
                              man koͤnnte mit dem Zersezen desselben aufhoͤren, wenn kein Aufbrausen
                              mehr Statt hat, und wenn das Nasser, gehoͤrig damit umgeruͤhrt, den
                              Veilchensaft oder das blaue Papier roͤchet; oder, wenn dieses Wasser auf
                              Kreide gegossen ein merkliches Aufbrausen auf derselben erzeugt. Man duͤrfte
                              dann nur den Kessel ausleeren und mit vielem Wasser auswaschen, wie ich oben bei
                              Beseitigung des nicht festen Niederschlages angegeben habe.Die Anwendung der Hydrochlorsaͤure zur Reinigung der Dampfkessel
                                    bietet so viele Vortheile dar, daß man sich derselben, wo es nur immer
                                    geschehen kann, bedienen sollte: die Leitung dieser Arbeit sollte jedoch
                                    einem Apotheker oder irgend einem Manne anvertraut werden, der die hierzu
                                    noͤthigen Kenntnisse besizt. Man sehe hieruͤber meine Notiz im
                                    Bulletin d. l. Soc. d'Encouragement. T. XXV.
                                    p. 118. S. 1826. A. d. O. (Sie findet sich
                                    auch im polytechnischen Journale beschrieben.) A.
                                    d. Ue.
                              
                           
                        
                           Von dem Zerkleinen der Knochen.
                           Man hat versucht, die Knochen mittelst einer Ramme und mittelst gefurchter Walzen,
                              die horizontal gestellt sind, und von einer Roßmuͤhle getrieben werden, zu
                              zerkleinen; allein die Arbeiter kamen immer wieder auf die Keule, und
                              vorzuͤglich auf den Gebrauch der Hake zuruͤk. Einige haben selbst
                              vorgezogen, die Knochen einzeln auf einen hoͤlzernen Blok zu legen, und sie
                              so mittelst eines starken Messers, das sie auf dieselben aufsezten, und mit einem
                              starken Hammer mit der Hand in dieselben einschlugen, zu zerkleinen.So schlaͤgt man in Deutschland Zuker. Sind die Knochen in Frankreich
                                    ein so kostbares Ding geworden, daß man so langweilig und vornehm mit ihnen
                                    umgehen muh? A. d. Ue. Dieses leztere Verfahren, so wie die Anwendung der Keule und der Hake,
                              kostet wenig, und fordert wenig Muͤhe. Jeder Arbeiter kann dasjenige
                              Verfahren waͤhlen, das ihm am leichtesten daͤucht: fuͤr jeden
                              Fall wird es aber
                              gut seyn, wenn er seine Haͤnde mit starken Handschuhen, und sein Gesicht mit
                              einer Drathlarve bei dieser Arbeit versieht; denn die Erfahrung hat gelehrt, daß
                              Verwundungen mit Knochensplittern sehr gefaͤhrlich sind.Wenn die Knochen alt und faul sind, wie es bei diesen Knochenleim: suppen oft
                                    der Fall ist. A. d. Ue.
                              
                           
                        
                           Aufbewahrung der Knochen.
                           Die Knochen muͤssen, so viel nur immer moͤglich, in dem Augenblike
                              angewendet werden, wo sie aus dem Kessel kommen, in welchem man das Fleisch, so wie
                              es aus der Fleischbank kommt, siedet.Hr. d'Arcet scheint also seine fruͤhere
                                    Knochenaufbewahrung, gegen welche wir so sehr protestirten, selbst
                                    zuruͤkgenommen zu haben. Auch das Salzen und Troknen wird nicht gegen
                                    das Stinken sichern. Vergl. Polyt. Journal. Bd. XXXIII. S. 222. Wenn man gezwungen seyn sollte, sie ein paar Tage lang aufzubewahren, so muß
                              dieß in einem Strome frischen Wassers, oder uͤberhaupt in Wasser geschehen,
                              das man oͤfters erneuert. Wenn man sie lang im Magazine aufbewahren
                              muͤßte, muͤßte man sie entweder einsalzen, oder sorgfaͤltig
                              auswaschen, und dann in einer maͤßig gewaͤrmten Trokenstube
                              troknen.
                           
                        
                           Von den Cylindern.
                           Ueber die Bedienung der Cylinder bleibt wenig zu sagen uͤbrig. Wir werden
                              nicht bei der Nothwendigkeit verweilen, sie rein zu halten, indem die
                              Knochengallerte-Aufloͤsung als Nahrungsmittel dienen soll; es ist
                              offenbar, daß man nur frische Knochen dazu verwenden darf,Allerdings! Oben wurde aber davon gesprochen, sie einzusalzen, wie
                                    Haͤringe, oder zu troknen, wie Stoksische. Was soll dieses
                                    Schaukelsystem bei der Leimsuppe? A. d. Ue. und daß die Gefaͤße hier so rein gehalten werden muͤssen, wie
                              alles Kuͤchengeschirr uͤberhaupt.
                           So oft man einen Cylinder ausleert, muͤssen mit einem
                              Schoͤpfloͤffel alle Knochenreste, die allen Falls aus dem Korbe auf
                              den Boden der Cylinder gefallen seyn koͤnnten, herausgeschoͤpft
                              werden; man muß den Cylinder rein auswaschen, und sich uͤberzeugen, ob der
                              Ausleerungshahn nicht verstopft ist. Nachdem dieß geschehen ist, bringt man die
                              zerkleinten Knochen von der Groͤße einer Nuß in den frischen Korb, welcher
                              nun Statt des vorigen eingesezt werden soll, gießt zwei oder drei Mal frisches
                              Wasser auf die Knochen, um sie gehoͤrig auszuwaschen, laͤßt den Korb
                              abtroͤpfeln, und haͤngt ihn dann in den Cylinder. Es ist
                              hoͤchst nothwendig, daß der Cylinder genau geschlossen wird. Um dieß zu
                              bewerkstelligen, muß man zwischen den Rand des Cylinders und seinem Dekel eine
                              Scheibe Kartenpapier anbringen, die in gekochtem Leinoͤhle getraͤnkt
                              und zwei bis drei Mal
                              mit einem Bande aus Baumwolle umwunden wurde: auf diese Weise erhaͤlt man
                              sehr elastische und sehr dauerhafte Scheiben.
                           Die kleinen Roͤhren, welche das kalte Wasser in die Mitte der Cylinder
                              fuͤhren, fuͤllen sich oͤfters mit einer Kalkrinde; man muß sie
                              mit neuen auswechseln und von Zeit zu Zeit entweder auf mechanische oder auf
                              chemische Weise reinigen. Lezteres geschieht dadurch, daß man sie in schwache
                              Hydrochlorsaͤure eintaucht, bis alle Rinden vollkommen aufgeloͤst
                              sind. Diese Roͤhren sind dann, wenn sie ausgewaschen werden, wie neue.
                           Das Thermometer auf der Roͤhre, welche den Dampf in die Cylinder
                              fuͤhrt, muß stets eine Temperatur von 106° am 100gradigen Thermometer
                              anzeigen; man muß sich von Zeit zu Zeit von dem richtigen Gange des Thermometers
                              uͤberzeugen, indem man denselben von seiner Stelle wegnimmt, und in siedendes
                              Wasser taucht, wo er dann 100° zeigen muß. Die ganze Arbeit wird nach diesem
                              Instrumente geleitet; es ist daher nothwendig, daß es bestaͤndig in gutem
                              Zustande erhalten und durch ein neues ersezt wird, wenn es verdorben wurde oder gar
                              brach.
                           Der Arbeiter, der den Apparat zu bedienen hat, muß dafuͤr sorgen, daß die
                              Auslaßhaͤhne der vier Cylinder so geoͤffnet werden, daß die
                              Gallerteaufloͤsung in dem Maße ausfließen kann, als sie sich bildet, ohne daß
                              jedoch der Dampf aus den Cylindern selbst entweicht. Es duͤrfen daher nur
                              9/10 der gebildeten Aufloͤsung durch die Hahne entweichen, und die Hahne
                              muͤssen von Zeit zu Zeit etwas mehr geoͤffnet werden, um die am Boden
                              der Cylinder angehaͤufte Fluͤssigkeit ausfließen zu lassen. Auf diese
                              Weise erhaͤlt man reine und uͤberdieß noch vollkommen klare
                              Gallerte.
                           Was die Bereitung der Gallerte selbst betrifft, so ist das Verfahren hierbei sehr
                              einfach. Es ist genug, um sie in der besten Qualitaͤt zu erhalten, wenn man
                              den Cylinder, welcher der lezte mit frischen Knochen gefuͤllt wurde,
                              alsogleich genau mit Wollentuch bedekt, sobald die Knochen kein Fett mehr geben; den
                              Hahn, der das kalte Wasser auf den Korb leitet, schließt; den Hahn unten am Cylinder
                              geschlossen haͤlt, und denselben nur ein Mal in einer Stunde und nach und
                              nach oͤffnet, so daß nur die concentrirte Gallertaufloͤsung, aber kein
                              Dampf, entweichen kann.
                           
                        
                           Von der Aufbewahrung der
                                 Knochengallerte-Aufloͤsung und des Fettes.
                           Da die Knochengallerte-Aufloͤsung nicht mehr concentrirt ist, als
                              Fleischbruͤhe; da sie alkalisch und nicht gesalzen ist; so nimmt sie
                              oͤfters, wenn sie sich selbst uͤberlassen ist, einen uͤblen
                              Geruch an, vorzuͤglich im Sommer: diesem Uebel laͤßt sich indessen
                              leicht vorbeugen.
                           
                           Wenn diese Aufloͤsung aus frischen Knochen bereitet wird, hat sie weder
                              Geruch, noch Geschmak; man darf sie nur in sehr reinen blechernen Gefaͤßen
                              auffangen, und muß sie schnell erkalten lassen, wenn man sie nicht alsogleich
                              anwenden kann.
                           Fleischbruͤhe hat, wie man weiß, eine ziemlich starke Saͤure, welche
                              auch die Ursache ist, warum man sie aufbewahren kann.Fleischbruͤhe, auf die gewoͤhnliche Weise bereitet,
                                    roͤthet das Lakmußpapier stark, und wird nur alkalisch, wenn sie
                                    verdirbt. Man kann ihrem Verderben nach Belieben Einhalt thun, wenn man sie
                                    mittelst einer hinlaͤnglichen Menge beigesezter Milchsaͤure,
                                    sauren phosphorsauren Kalkes, krystallisirten Weinsteines oder concentrirten
                                    Holzessiges saͤuerlich erhaͤlt: lauter Koͤrper, die
                                    sich in unseren Nahrungsstoffen finden, und die den Geschmak der
                                    Fleischbruͤhe, wenn sie durch dieselben gesaͤuert wird, nicht
                                    sehr veraͤndern. Wenn man sich der Milchsaͤure zum
                                    Saͤuren der Knochenleimaufloͤsung bedienen wollte, so hatte
                                    man den Vortheil in diese Aufloͤsung einen der Hauptbestandtheile des
                                    Fleisches und der Fleischbruͤhe gebracht zu haben: diese
                                    Betrachtungen verdienen alle Aufmerksamkeit des Lesers. A. d. Ue. Nichts ist leichter, als der Knochenleimaufloͤsung dieselbe
                              Eigenschaft zu ertheilen. Man darf sie, wenn man dieses will, nur etwas
                              saͤuerlich machen, entweder mit Milchsaͤure oder mit krystallisirter
                              Weinsteinsaͤure, oder mit saurem phosphorsauren Kalke oder auch mit
                              concentrirtem Holzessige. Auf diese Weise laͤßt sich die
                              Knochenleimaufloͤsung nicht nur gut aufbewahren, sondern sie erhaͤlt
                              auch dadurch die Eigenschaft, leichter zu einer Gallerte zu stoken. Ich rathe
                              dringend, die Vortheile, die dieses Verfahren zur Aufbewahrung gewaͤhrt,
                              nicht zu vernachlaͤssigen, vorzuͤglich im Sommer.Wir haben den obenerwaͤhnten Versuch mit Lakmuß angestellt, und
                                    gefunden, daß frisch bereitete gute Rindsuppe das Lakmußpapier nicht blau faͤrbt. Hr. d'Arcet taͤuschte sich; entweder war das
                                    Fleisch oder die Suppe nicht frisch. Es ist uͤbrigens einer jeden
                                    Hausfrau und leider auch vielen Kranken nur zu bekannte Sache, daß sehr gute
                                    Fleischbruͤhe im Sommer vom Mittage bis Abends, oder, wo des Abends
                                    fuͤr Kranke frisch gekocht wird, uͤber Nacht sauer wird, und
                                    solche sauere Suppe ist eben so ekelhaft als ungesund, vorzuͤglich
                                    fuͤr Kranke. Da nun selbst gute Fleischbruͤhe ehe sauer wird,
                                    als sie in Faͤulniß uͤbergeht, d.h. wie der Hr. Verf. sagt,
                                    alkalisch reagirt, so wird dieß bei der
                                    Leimsuppe derselbe Fall seyn, und die von ihm vorgeschlagenen Saͤuren
                                    als Zusaͤze zu derselben werden, wenn sie auch das Faulen der
                                    Leimsuppe weiter hinausruͤken, doch die natuͤrliche widerliche
                                    Saͤure durch die kuͤnstliche nur noch vermehren. Ueberdieß
                                    werden die Milchsaͤure, die Weinsteinsaͤure, der saure
                                    phosphorsaure Kalk bei Kranken leicht einen Durchfall erregen, der
                                    hoͤchst nachtheilig werden kann. Vor dem Gebrauche der
                                    Holzsaͤure, die zuweilen mit Blausaͤure verunreinigt ist,
                                    muͤssen wir Gesunde wie Kranke warnen. A. d. Ue
                              
                           Ich habe bereits von der Notwendigkeit gesprochen, die Knochenleimaufloͤsung
                              sehr reinlich aufzubewahren. Man kann nicht Werth genug auf diesen Rath legen. Da
                              die Knochenleimaufloͤsung hoͤchstens 2 p. Cent thierischen Stoffes
                              enthaͤlt, so haͤlt sie sich sehr schwer, wenn man sie nicht salzt,
                              oder wenn man derselben nicht einen kleinen Ueberschuß an Saͤure zusezt. Es
                              reicht hin, sie in ein Gefaͤß zu gießen, das bereits
                              Knochenleimaufloͤsung enthielt und nicht gewaschen wurde, wenn man sie vollends
                              verderben will. Selbst ein irdener gebrannter Topf reicht hin, wenn man ihn auch
                              auswascht, um dieses Verderben hervorzurufen. Ich habe daher auch bloß
                              Gefaͤße aus Eisenblech bei meinem Apparate empfohlen, und gerathen, diese
                              Gefaͤße immer mit siedendem Wasser, oder mit Wasser und Essig, und dann erst
                              in einer großen Menge reinen Wassers zu waschen, so oft man sie ausleert. Man muß
                              noch uͤberdieß das Aufbewahren der Knochenleimaufloͤsung so viel
                              moͤglich zu vermeiden suchen. Sie muß auf der Stelle, und so zu sagen in dem
                              Augenblike gebraucht werden, wo sie erzeugt wurde. Je weniger man sich von diesem
                              Rathe entfernt, desto besser wird man fahren.Man sieht hier, daß der große Chemiker d'Arcet
                                    selbst nach und nach auf unsere kleinen Bemerkungen, mit welchen wir uns
                                    erlaubten unsere fruͤheren Uebersezungen seiner Aufsaͤze
                                    uͤber Knochenleimsuppe zu begleiten, zuruͤkkommt. Wir wissen,
                                    daß viele fromme Menschenfreunde, die ihren Naͤchsten lieber mit
                                    Knochen und Erdaͤpfeln, Statt mit Fleisch und Brot genaͤhrt
                                    wissen moͤchten, uͤber unsere groben Wahrheiten ihre feine
                                    Nase ruͤmpften. Wir werden aber immer und jedem dasjenige laut und
                                    deutlich sagen, was wir fuͤr Wahrheit halten. „Vitam impendere vero!“ A. d. Ue. Mit dem Fette, welches man aus den Knochen erhaͤlt, ist dieß nicht
                              der Fall: es laͤßt sich gut und leicht aufbewahren, wenn man es im Wasserbade
                              schmilzt, und auf die gewoͤhnliche Weise salzt. Man muß nicht
                              vernachlaͤssigen, alles Fett, was man nicht in Einem Tage verbrauchen oder
                              verkaufen kann, auf diese Weise zu behandeln: dieß ist das einzige Mittel, dasselbe
                              als Nahrung fuͤr den Menschen aufzubewahren, und ohne große Muͤhe
                              allen moͤglichen Vortheil von demselben zu ziehen.
                           
                        
                           Von dem Knochenruͤkstande.
                           Der Ruͤkstand, welcher noch einige p. Cent thierischen Stoffes
                              enthaͤlt, mit einer großen Menge Wassers uͤberladen ist und sehr heiß
                              aus den Cylindern kommt, geht sehr leicht in Faͤulniß uͤber, wenn man
                              ihn in Haufen aufschuͤttet. Um diesen Nachtheil zu beseitigen, der die
                              Magazine eben so ungesund macht, als er den Absaz dieses Ruͤkstandes hindert,
                              darf man nur die Knochen, so wie sie aus dem Korbe kommen, auf der Erde ausbreiten,
                              daselbst kalt und troken werden lassen, und dann erst im Magazine auf Haufen
                              schuͤtten. Dieser Ruͤkstand wird, so wie er aus den Cylindern kommt,
                              gegenwaͤrtig zu Paris mit 4 1/2, Franken der metrische Ztr. (100 Kilogr.) von
                              den Beinschwarzfabrikanten bezahlt, die demselben andere wohlfeile thierische Stoffe
                              zusezen, und daraus ein gutes schwarz bereiten.
                           
                        
                           Ueber die Leitung des Apparates.
                           Ein Apparat, welcher taͤglich zwischen 1000 und 1200 Portion
                              Gallerteaufloͤsung liefern kann, wenn er gehoͤrig eingerichtet ist,
                              fordert zwei Arbeiter,
                              wovon jeder nur 24 Stunden lang, aber ununterbrochen, arbeitet, und dabei von
                              demjenigen, der seinen freien Tag hat, Aushuͤlfe erhaͤlt. Es muß aber
                              noch ein dritter fuͤr den Fall bei der Hand seyn, daß einer der beiden
                              vorigen krank oder abwesend waͤre, und er muß den Dienst verstehen. Wenn die
                              Kuͤche so eingerichtet ist; wenn man verstaͤndige Arbeiter hat, die
                              abwechseln; wenn sie gut bezahlt sind; wenn man sie an ihren freien Tagen nicht
                              anderswo arbeiten laͤßt; wenn man ihren Lohn in fixen Gehalt und in
                              Remuneration theilt, die von dem Gutbefinden des Herrn abhaͤngt; so kaun man
                              einer guten Wirkung dieses Apparates mit Sicherheit entgegen sehen.
                           Es wird uͤberdieß gut seyn, wenn man Arbeiter waͤhlt, die etwas gewohnt
                              sind mit Maschinen umzugehen: man findet sie leicht unter den Schlossern, Klempnern
                              etc. Man erspart sich auf diese Weise die Abhaͤngigkeit von dem Meister, der
                              den Apparat errichtete, und die Ausgaben fuͤr die kleinen Reparaturen, die
                              auch den regelmaͤßigen Gang der Maschine unterbrechen.
                           Ich kann diesen Abschnitt nicht schließen ohne zu bemerken, daß der Apparat
                              verschieden eingerichtet seyn muß, je nachdem man ihn zugleich als Heizapparat
                              verwenden will, oder nicht. Im ersten Falle muß er so eingerichtet seyn, wie ich ihn
                              in meiner Abhandlung beschrieben habe; im zweiten hingegen muß man der Verdichtung
                              des Dampfes auf der inneren Oberflaͤche der Cylinder so viel moͤglich
                              entgegen arbeiten, was sehr leicht dadurch geschieht, daß man sie genau mit Tuch
                              uͤberdekt. Man muß aber dann auch dafuͤr sorgen, daß haͤufiger
                              Wasser in die Mitte der Koͤrbe eingesprizt wird, damit man immer so viel
                              Gallerteaufloͤsung erhaͤlt, als die Knochen zu liefern
                              vermoͤgen. Es ist klar, daß auf diese Weise viel Brennmaterial erspart wird.
                              Nach der Theorie wuͤrde diese Ersparung, wenn man alle Verdichtung an den
                              inneren Waͤnden der Cylinder vermeiden koͤnnte, sich auf 3/4 des
                              Brennmateriales belaufen, wenn die Cylinder zugleich als Heizapparat dienen, und die
                              verlangte Menge Gallerte liefern. Umstaͤnde und Ortsverhaͤltnisse
                              muͤssen hier die Wahl bestimmen.Man findet hier in einer Note ein Verzeichniß der Fabrikanten, die solche
                                    Apparate liefern. Der naͤchste an Deutschland, an der Mosel, ist Hr.
                                    Grouvelle zu Metz. A. d. Ue.