| Titel: | Ueber ein sehr einfaches und wohlfeiles Verfahren den Weinen das Schmer zu nehmen. Von A. Dubois, Apotheker zu Flêche, im Sarthe-Departement. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LV., S. 202 | 
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                        LV.
                        Ueber ein sehr einfaches und wohlfeiles Verfahren
                           den Weinen das Schmer zu nehmen. Von A. Dubois, Apotheker zu Flêche, im
                              Sarthe-Departement.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Julius. 1830. S.
                              420.
                        Dubois, Verfahren den Weinen das Schmer zu nehmen.
                        
                     
                        
                           Da ich die nuͤzlichen Unternehmungen des Hrn. François, Apothekers zu Chalons sur Marne, uͤber die
                              Glaïadine in schmierigen Weinen im Journal d.
                                 Pharm. Maͤrz 1830. (Polyt. Journ. 2.
                              Maiheft, XXXVI. Bd. S. 289, vergl. auch Bd. XXXVII, S. 144.) pruͤfte, glaube
                              ich noch ein einfacheres Mittel vorschlagen zu koͤnnen, um die Wirkung der
                              Glaiadine zu beseitigen, die ich fuͤr alkalisch halte.
                           Ohne von Hrn. François's Ideen etwas zu wissen,
                              verfuhr ich nach aͤhnlicher Art, und gerieth nach mehreren mißlungenen
                              Versuchen auf die Anwendung der gruͤnen Fruͤchte des zahmen
                              Vogelbeerbaumes (Sorbier domestique).Es scheint Hrn. Dubois mit seinem Sorbier domestique ein gewaltiges
                                    Ungluͤk begegnet zu seyn; er scheint den gemeinen Vogelbeerbaum (Sorbus Aucuparia) mit dem zahmen
                                    Vogelbeerbaume (Sorbus domestica) verwechselt zu haben.
                                    Sein Sorbier domestique ist ganz offenbar
                                    unser gemeiner Vogelbeerbaum (Sorbus
                                       
                                    Aucuparia). So geht es, wenn man keine Botanik
                                    gelernt, oder sie schnell wieder vergessen hat. Es bringt der Société de Pharmacie wenig Ehre,
                                    daß sie die Lehren ihres unsterblichen Richard so
                                    schnell wieder vergessen hat, und solche Fehler nicht verbesserte. Die Vogelbeeren (Sorbus Aucuparia) werden bekanntlich
                                    erst Anfangs Winters reif, die Fruͤchte von Sorbus domestica hingegen, des zahmen
                                    Ebereschenbaumes oder Spierbaumes, dessen Fruͤchte man Speierlinge,
                                    in Oesterreich Arschuͤzen nennt, reifen im
                                    September. Hr. Dubois scheint auf Gerathewohl Sorbus domestica durch Sorbier domestique uͤbersezt und
                                    so einen doppelten Fehler begangen zu haben. Die franzoͤsische
                                    botanische Sprache kennt keinen Sorbier domestique. Was bei den
                                    Botanikern aller Welttheile Sorbus domestica heißt, heißt bei den
                                    Franzosen Cormier (Desfont.Catal. du jardin d.
                                       Paris) oder Sorbier (Loisel. Fl. gall. und Balbis Fl. d. Lyon); Sorbus Aucuparia der
                                    Botaniker aller Welttheile ist aber bei den Franzosen Sorbier des oiseleurs, Desf. l. c., Sorbier des oiseux Lois. l. c., Allier Balbis l. c. A. d. Ue. Der herbe und trokene Geschmak der birnfoͤrmigen Fruͤchte dieses Baumes,
                              selbst wenn sie reff sind, beurkundet die Gegenwart des Gerbestoffes in derselben.
                              Die gruͤnen Vogelbeeren zerstoͤren die Ursache des Schmeres in den
                              schmierig gewordenen Weinen ganz vortrefflich, und geben denselben jene Trokenheit
                              wieder, die sie durch die Glaïadine verloren haben.
                           Die Gruͤndlichkeit der Bemerkungen des Hrn. François uͤber die Ursachen und die Vorbeugungsmittel dieser
                              Krankheit im Weine, so wie uͤber die Heilmittel derselben, macht, bei den
                              unbestreitbaren Beweisen, die Hr. Francois fuͤr die Richtigkeit seiner
                              Ansichten gegeben hat, jede weitere Eroͤrterung uͤber diesen
                              Gegenstand von meiner Seite uͤberfluͤssig, indem ich beinahe durchaus
                              seiner Meinung bin.
                           Weise, wie man die gruͤnen Fruͤchte des zahmen
                                 Vogelbeerbaumes (Sorbus domestica) anzuwenden hat, um dem Weine das Schmer zu benehmen.
                           Die Zeit, wo man die weißen Weine, die beinahe die einzigen sind, welche schmierig,
                              rozig werden, oder Faden ziehen (filans werden, sagen
                              die Franzosen) faͤllt mit derjenigen uͤberein, in welcher der zahme
                              Vogelbeerbaum (die zahme Eberesche, Sorbus domestique) Fruͤchte bringt. Die
                              Weine, welche schmierig geworden sind, koͤnnten also auf folgende Weise
                              behandelt werden.
                           Man nimmt auf ein Faß von 2 Hektoliter (142 1/2 Wiener Maß) drei bis vier Pfund
                              dieser Fruͤchte, ehe sie reif sind, je nachdem die Fluͤssigkeit mehr
                              oder weniger Glaïadine enthaͤlt, stoͤßt sie in einem
                              Moͤrser, und gibt sie bei dem Spundloche hinein, ruͤhrt dann den Wein,
                              wie bei dem gewoͤhnlichen Klaͤren auf, und laͤßt ihn sich
                              klaͤren. Nach 15 Tagen, hoͤchstens nach einem Monate, wird der Wein
                              vollkommen klar seyn, und kann in Flaschen abgezogen werden, ohne daß es
                              noͤthig waͤre ihn mit Hausenblase zu schoͤnen.
                           Die Weine leiden durch diese Behandlung durchaus nicht, weder an Farbe, noch an
                              Geruch, noch an Geschmak. Sie werden durch diese Behandlung, wie mittelst des
                              Gerbestoffes, mehr mussirend (schaͤumend), und werden hierauf nie wieder
                              schmierig.
                           Ich vermuthe, daß diese einfache und wohlfeile Methode jeder andern vorzuziehen ist.
                              Ich habe Gelegenheit gefunden, dieselbe oͤfters anzuwenden, und immer mit dem
                              besten Erfolge.