| Titel: | Ueber Wartung und Pflege der Melonen. Von K. Harrison. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXXVIII., S. 293 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber Wartung und Pflege der Melonen. Von
                           K.
                              Harrison.
                        Aus den Transactions of the Horticultural
                                 Society. Im Repertory of Patent-Inventions. Julius
                              S. 37.
                        Harrison, uͤber Wartung und Pflege der Melonen.
                        
                     
                        
                           Da meine Weise die Melonen zu behandeln, um eine zweite Ernte derselben zu bekommen,
                              in meiner Nachbarschaft vielen Beifall findet, und mehrere Gartenfreunde den
                              Unterschied und die Vortheile derselben vor der gewoͤhnlichen Methode sahen,
                              so sende ich Ihnen eine Beschreibung derselben.
                           Nachdem die erste Ernte beinahe voruͤber ist, nehme ich Reben von den alten
                              Stoͤken. Die Reben, welche ich auswaͤhle, sind jene Enden von
                              Schoͤßlingen, die die meisten kleinen Fruͤchte zeigen. Ich schneide
                              sie dicht unter dem zweiten vorgeruͤkten Gliede von der Spize weg ab. Die
                              Blaͤtter werden abgenommen, und jeder Schoͤßling so vorgerichtet, daß
                              er eingesezt werden kann. Ich seze zwei Reben in Einem Topfe ein, dicht an der Wand
                              des Topfes, und fuͤlle die Toͤpfe mit leichter fruchtbarer Gartenerde,
                              die ich sacht uͤber die Reben schuͤttle. Die Toͤpfe, deren ich
                              mich bediene, sind sogenannte Vierundzwanziger (Twentyfours). Nach dem Begießen stelle ich nun die Toͤpfe unter ein
                              kleines Fenster in ein Treibbeet, welches ich einige Zeit vorher zu diesem Ende
                              anlegte, damit die erste brennende Hize desselben bereits voruͤber ist, wann
                              die Toͤpfe in dasselbe eingesezt werden. Ich deke dieses Beet 8 bis 10 Zoll
                              hoch mit maͤßig trokener Erde, und seze dann in diese die Toͤpfe bis
                              an ihren Rand ein. Das Fenster wird vier bis fuͤnf Tage lang uͤber den
                              Reben geschlossen gehalten, um den Dampf zuruͤkzuhalten, der fuͤr die
                              Nahrung der Reben hoͤchst nothwendig ist, waͤhrend sie noch keine Wurzeln geschlagen
                              haben. Vier bis fuͤnf Stunden lang muß in der Mitte des Tages Schatten
                              gegeben werden, und man muß auch dafuͤr sorgen, daß die Hize am Boden der
                              Toͤpfe die Reben nicht brennt. In ungefaͤhr einer Woche werden die
                              Reben, wenn sie gehoͤrig behandelt worden sind, Wurzel geschlagen haben, was
                              man daran erkennt, daß sie an den Spizen treiben.
                           Nachdem die erste Melonenernte von den alten Stoͤken eingebracht wurde, nehme
                              ich die Erde, in welcher sie gewachsen sind, weg, und trage neue an der Stelle
                              derselben ungefaͤhr 12 Zoll hoch auf. Die Beete werden zu gleicher Zeit mit
                              frischem Duͤnger ausgefuͤttert. Ungefaͤhr zehn Tage nach dem
                              Einsezen der Reben in die Toͤpfe koͤnnen jene aus diesen wieder
                              verpflanzt werden. Man bringt die Reben in die so eben beschriebenen umgearbeiteten
                              urspruͤnglichen Beete, und sezt unter jedes kleine Fenster mit drei Tafeln
                              zwei Reben, unser jedes groͤßere aber vier: zwei unter jede der
                              aͤußersten Tafeln. Nachdem die Pflanzen ungefaͤhr vierzehn Zoll lang
                              getrieben haben, kneipe ich das Ende eines jeden Schoͤßlinges ab, um frische
                              Auslaͤufer hervorzubringen. Die Frucht, welche ehevor an den Reben saß, die
                              man von den alten Stoͤken abschnitt, wird nach diesem Versezen sehr schnell
                              anschwellen; in drei Wochen nach dem Wiederaufrichten des Beetes habe ich
                              oͤfters die reichlichsten schoͤnsten Fruͤchte von 7 bis 8 Pfund
                              (nach der Sorte naͤmlich, die ich zog) abgeschnitten. Diese neuen
                              Stoͤke tragen ungemein reichlich, und sind fruchtbarer und kraͤftiger,
                              als die alten auf die gewoͤhnliche Weise behandelten Stoͤke zu dieser
                              Zeit zu seyn pflegen.
                           Ein großer Vortheil bei dieser Methode ist der, daß die Stoͤke nie in die
                              Laͤnge auslaufen; daß man sie in ihrem Wuͤchse nicht mehr aufzuhalten
                              braucht, als angegeben wurde, und daß sie kein Ausschneiden, Verduͤnnen der
                              Schoͤßlinge fordern.
                           Ich muß ferner noch bemerken, daß bei Melonenstoͤken, die nicht von solchen
                              Steklingen gezogen sind, die Staͤngel oͤfters in der Naͤhe der
                              Wurzeln brechen, und wenn man Wasser auf die Stellen gießt, wo der Staͤngel
                              gesprungen ist, so geht der Stok zu Grunde. Dieser Unfall hat bei den auf die hier
                              beschriebene Weise gezogenen Melonen nie Statt.
                           Ich besize gegenwaͤrtig eine Menge Fruͤchte an schoͤnen und
                              gesunden Stoͤken, die, seit sie als Steklinge eingesezt wurden, bereits mehr
                              als zwei Monate lang Fruͤchte tragen.