| Titel: | Bestimmung der abwechselnden Bewegung der Ziehstangen, Schieber und Klappen, durch welche an einer Dampfmaschine von gewöhnlichem Baue die Verbindung zwischen dem Kessel, dem Cylinder und dem Verdichter hergestellt wird; Bestimmung des Spieles dieser Theile unmittelbar aus der abwechselnden Bewegung des Schwung- oder Wagebalkens. Von Hrn. Verdam. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXXXIII., S. 325 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXXXIII.
                        Bestimmung der abwechselnden Bewegung der
                           Ziehstangen, Schieber und Klappen, durch welche an einer Dampfmaschine von
                           gewoͤhnlichem Baue die Verbindung zwischen dem Kessel, dem Cylinder und dem
                           Verdichter hergestellt wird; Bestimmung des Spieles dieser Theile unmittelbar aus der
                           abwechselnden Bewegung des Schwung- oder Wagebalkens. Von Hrn. Verdam.
                        Aus der Correspond. mathém. et phys.Diese Correspondance
                                       mathématique et physique, welche heftweise erscheint, und
                                    in Deutschland wenig bekannt ist, verdient die Aufmerksamkeit der deutschen
                                    Zeitschriften fuͤr Mathematik, indem sie manches Gute
                                    enthaͤlt. A. d. Ue. T. W. 4e livr. p. 255 im Bulletin d. Scienc. technol. Mars. p.
                              261.
                        Mit Abbildungen aus Tab.
                              VII
                           
                        Verdam, uͤber Bewegung der Ziehstangen, Schieber und Klappen
                           etc.
                        
                     
                        
                           Unter gewissen Umstaͤnden muß diesen Theilen ihr Spiel auf eine andere Weise,
                              oder durch andere Theile der Maschine mitgetheilt werden! Gewoͤhnlich
                              geschieht dieß mittelst einer excentrischen Scheibe, die an der Achse des
                              Schwungrades angebracht ist. Um diese excentrische Scheibe bewegt sich in einer
                              Kehle ein kupferner Ring, an welchem platte Staͤngelchen angebracht sind,
                              die, von der Achse des Flugrades auslaufend, an dem anderen Ende der Maschine
                              zusammentreffen, und an einer horizontalen Stange befestigt sind, welche mittelst
                              Kurbeln und Stoßstangen den Schiebern und Klappen etc. eine Bewegung hin und her
                              mittheilt. Wer den Bau einer Dampfmaschine kennt, weiß, daß man oͤfters, um
                              die Bewegung der excentrischen Scheibe diesen Theilen mitzutheilen,
                              vorzuͤglich wenn sie aus laden oder Schiebern bestehen, die man mit Recht den
                              Klappen vorzieht, starker und langer Stoßstangen bedarf. Abgesehen von diesen
                              lezteren fordert der excentrische Apparat auch noch platte Stangen, die eben so lang
                              sind, als die Maschine, und daher sieht man nicht selten excentrische Scheiben an
                              starken Maschinen mir Stangen von 8 Metern Lange und daruͤber. Wenn man nun
                              diese langen Stangen vermeiden, und die Anzahl der uͤbrigen Stoßstangen
                              vermindern, dafuͤr aber einen anderen, wenn auch nicht einfacheren, doch
                              gedraͤngteren und weniger unbequemeren Mechanismus anbringen kann, so ist es
                              klar, daß die Maschine dadurch wohlfeiler wird. Dieß ist nun bei folgendem
                              Mechanismus der Fall, welchen man in vielen Faͤllen wird anwenden
                              koͤnnen. Indessen kann man denselben mehr als Aufloͤsung eines
                              Problemes der angewandten Mathematik, denn als eine wichtige Vereinfachung
                              betrachten.
                           
                           Es sey AB (Fig. 5.) ein Theil des
                              Schwung- oder Wagebalkens; ABCD das
                              Parallelogramm, an welchem die Stange a des arbeitenden
                              Staͤmpels angebracht ist, der sich in dem Cylinder, y, bewegt; b der Kasten oder die Abtheilung,
                              in welchem die Schieber sich bewegen, und in welchen der Dampf sich begibt, wenn er
                              aus der Dampfroͤhre, d, herbeifließt. Man weiß,
                              daß das Hauptstuͤk, durch welches das Ende D des
                              Parallelogrammes beinahe der Senkrechten folgt, eine horizontale Stange, CE, ist, die sich um den feststehenden Zapfen E dreht etc. Man weiß ferner, daß der Punkt E sich gewoͤhnlich auf der Seite von BD befindet, wenn AB in der horizontalen Lage ist, d.h., daß die Punkte E (denn es gibt deren zwei, zu jeder Seite des
                              Wagebalkens einen) sich in derselben verticalen Ebene befinden, die durch die Stange
                              a laͤuft, und senkrecht auf die Laͤnge
                              des Wagebalkens ist. Man weiß ferner, daß dieser Punkt E
                              auf jeden beliebigen Punkt der horizontalen Linie uͤbertragen werden kann,
                              wenn man anders die Laͤnge AB oder die
                              Breite AC des Parallelogrammes gehoͤrig
                              wechselt; alles dieß geschieht mittelst eines sehr einfachen Mechanismus, der
                              wahrscheinlich allen Dampfmaschinen-Fabrikanten bekannt ist.
                           Man seze nun der Punkt E sey nach F uͤbertragen, etwas vor dem Parallelogramme, und die Stangen CF (siehe Fig. 6 und 7., die
                              horizontalen und verticalen Entwuͤrfe des Mechanismus) drehen sich nicht um
                              Zapfen, sondern seyen an einer runden Stange FF
                              befestigt, die sich in zwei Lagern, GG, dreht.
                              Diese Stange wird also, durch die abwechselnde Bewegung der Stangen, CF, eine abwechselnde kreisfoͤrmige
                              Bewegung erhalten; sie hat eine nur wenig bedeutende Last zu tragen, kann also, ohne
                              daß sie sich deßwegen beugen duͤrfte, so duͤnn seyn, als ihre
                              Laͤnge es nur immer gestattet.Wenn man die Lage der Zapfen E (Fig. 5.) nicht
                                    veraͤndern wollte, so koͤnnte man die Stange, FF, mittelst eines kleinen
                                    gezaͤhnten Bogens, H, Fig. 6. bis sich
                                    drehen lassen, der an der Verlaͤngerung von CE befestigt ist, und in ein auf der
                                    Achse, FF, angebrachtes Rad eingreift.
                                    Dadurch werden, aber die Theile des Mechanismus auf eine unnuͤze
                                    Weise vervielfaͤltigt, indem kein Grund vorhanden ist, warum der
                                    Umdrehungspunkt der Stangen CE vielmehr in
                                    E als in F seyn
                                    soll. A. d. O.
                              
                           In der Mitte von FF ist ein kleiner excentrischer
                              Kreis, e, befestigt, der von einem Ringe umfaßt wird, in
                              welchem er sich frei bewegen kann, wie dieß bei der gewoͤhnlichen
                              excentrischen Scheibe geschieht. Die Stange, ed,
                              dieser excentrischen Scheibe ruht auf einem Halsbande, d, (Fig.
                                 5, 6 und 7.) (Fig. 7. ist ein Seitenaufriß) in der Mitte einer kleinen Achse, ii, an deren Enden sich die senkrechten Hebel, ic, befinden, welche gleichfalls auf der
                              horizontalen Achse, cc, befestigt sind; so daß die
                              Achse, cc, sich drehen wird, wann die Hebel, 
                              ic, in Bewegung gesezt werden. In der Mitte von
                              cc ist der Arm des Hebels cb befestigt, der zulezt noch an der Stange, ab, der Laden oder Schieber haͤngt.
                           Aus dieser Beschreibung erhellt, daß durch die abwechselnde Umdrehung der Achse, FF, die excentrische Scheibe in ihrem Ringe sich
                              schwingen, und ihre Stange, ed, eine Bewegung hin
                              und her erhalten wird, wodurch die Stange, ab, und
                              folglich auch die Schieber, ihre Bewegung von oben nach abwaͤrts und von
                              unten nach aufwaͤrts erhalten. Wir wollen nun einige Bemerkungen
                              beifuͤgen.
                           1) Da die Schieber sich sowohl nach aufwaͤrts, als nach abwaͤrts
                              bewegen muͤssen, waͤhrend der Staͤmpel Einen Lauf vollendet, so
                              kann man diese Bewegung ohne excentrische Scheibe nicht einfacher hervorrufen; wenn
                              die Bewegung von ab gleichzeitig mit jener der
                              Stange des arbeitenden Staͤmpels waͤre, so koͤnnte man CF uͤber F
                              hinaus bis nach b verlaͤngern, und die Stange ab unmittelbar an CF befestigen; allein, das Gesez der Bewegung der Schieber erlaubt eine so
                              einfache Vorrichtung nicht. Da die excentrische Scheibe an der Achse FF angebracht ist, so wird die Ursache klar, warum
                              der Punkt E, Fig. 7., auf F uͤbertragen werden muß; denn sonst waͤre
                              die excentrische Scheibe durch die horizontale Achse, D,
                              welche in ihrer Mitte die Staͤmpelstange fuͤhrt, in ihrer Bewegung
                              gehindert. Die excentrische Scheibe kann außerordentlich klein seyn, selbst an den
                              staͤrksten Maschinen, und man wird begreifen, daß die Excentricitaͤt
                              die Laͤnge von ed, und die Laͤnge
                              der Hebel sich leicht so reguliren laͤßt, daß die Schwingungen der
                              excentrischen Scheibe genau jenen Lauf erzeugen, welchen die Schieber nehmen
                              muͤssen, indem derselbe von den Dimensionen der Maschine abhaͤngt, und
                              bei Maschinen von mittlerer Starke, von der Kraft von 12 bis 24 Pferden, kaum mehr
                              als ein Decimeter betraͤgt. Ich bleibe daher nicht laͤnger bei den
                              Laͤngen der Stuͤke stehen, die immer ohne Vergleich kleiner und
                              weniger der Anzahl nach seyn werden, als bei der gewoͤhnlichen
                              Einrichtung.
                           2) Die Achse ii ist frei, die Achse cc aber feststehend; es muͤssen demnach auf
                              der Hoͤhe cc zwei feststehende
                              Stuͤzen vorkommen. Die großen Maschinen mit zwei Saͤulen, so wie die
                              Maschinen mit sechs Saͤulen, die tragbar sind, bieten beinahe immer leichte
                              Mittel dar, diese Stuͤzen auf dem oberen Gestelle der Maschine, oder auf den
                              Saͤulen zu befestigen. Was aber die tragbaren Maschinen mit zwei
                              Saͤulen betrifft, so muͤssen diese Stuͤzen mittelst zweier
                              kleinen Saͤulen, cf, Fig. 6 und 3 am Dekel der
                              Abtheilung b befestigt werden.
                           3) Die Stange, ab, muß eine vollkommen verticale
                              Bewegung, oder wenigstens eine solche erhalten, die derselben so viel nur immer
                              moͤglich gleich kommt. Dieß geschieht auf folgende Weise: 
                              a) Wenn der Arm des Hebels, cb, Fig.
                                 6 und 7.
                                 bis, sich in eine Gabel endet, die an jedem Ende mit zwei Loͤchern
                              zur Aufnahme eines Joches versehen ist, an welchem die Stange, ab, haͤngt, und wenn diese Loͤcher
                              eifoͤrmig sind, und weiter als der Durchmesser des Joches (wie Fig. 6.
                              zeigt); so ist es klar, daß, durch dieses Spiel, die Abweichung des Endes b der Senkrechten keine Abweichung von ab veranlassen kann. Diese Vorrichtung
                              waͤre unvollkommen, und die ovalen Loͤcher wuͤrden sich bald
                              abnuͤzen, wenn der Lauf von ab sehr groß
                              waͤre; da er aber sehr klein ist, so bin ich geneigt zu glauben, daß man
                              diese Vorrichtung an großen Maschinen eben so gut, als an mittleren, anbringen
                              koͤnnte.
                           b) Man koͤnnte indessen an großen Maschinen den
                              Arm cb mit der Stange ab verbinden, und zwar mittelst einer Zwischenstange, ab, Fig. 10., mit zwei
                              Gliederungen a und b.
                           c) oder was noch besser waͤre, ein kleines
                              Parallelogramm an dem Arme, bc, anbringen. Dieses
                              Parallelogramm macht keine Schwierigkeiten, in dem es sehr klein ist, fordert aber
                              einen fixen Punkt mehr. Endlich koͤnnte man auch noch eine andere Vorrichtung
                              anbringen, wie Stoßstangen, durch welche sich die verlangte Verticalitaͤt
                              erhalten ließe.
                           d) Die Verticalitaͤt erhaͤlt man auch
                              mittelst eines gezaͤhnten Bogens (Fig. 9.), der in die
                              Stange, ab, eingreift, welche, zu diesem Ende, in
                              einen Zahnstok auslaͤuft. Da die Bewegung von ab sehr langsam ist, und die Zaͤhne des Zahnstokes beinahe nichts
                              zu nagen haben, wegen des Gegengewichtes, gh, Fig. 6., so
                              ist es offenbar, daß die Bewegung genau und leicht seyn wird, und die Zahne sich
                              durch die abwechselnde Veraͤnderung der Bewegung nicht viel abnuͤzen
                              werden. Man kann aber nicht sagen, daß diese Vorrichtung die einfachste ist.
                           e) Wenn man endlich dem Arme, cd, die Laͤnge Eines Meter geben kann, so
                              wird der beschriebene Bogen sich nicht viel an seinem Ende, b, von der Senkrechten entfernen, und man wird immer eine Gabel b, (Fig. 6 und 7. bis) mit
                              ovalen Loͤchern, und selbst mit runden (die sich beinahe gar nicht merklich
                              abnuͤzen) anwenden koͤnnen, wenn die Laͤnge von ab wenigstens auch Ein Meter betraͤgt.
                           4) Das Gegentheil gh muß nach abwaͤrts
                              verlaͤngert werden, damit der Maschinist dasselbe ergreifen kann, um die
                              Maschine in den Gang zu sezen. Zugleich muß er die Stange aus der
                              Excentricitaͤt ihres Halsbandes, d (Fig. 6 und
                              8.)
                              bringen, was mittelst eines gabelfoͤrmigen Stokes, oder mittelst einer Schnur
                              geschehen kann, die uͤber eine Ruͤksendungsrolle, p, laͤuft.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
