| Titel: | Beobachtungen über die Wirkungen der Mineralsäuren auf Kupfer. Von Joh. Davy, M. Dr. F. R. S., Militärarzte. Mitgetheilt von Sir Macgregor, General-Director des Army Medical Board. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. LXXXIX., S. 337 | 
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                        LXXXIX.
                        Beobachtungen uͤber die Wirkungen der
                           Mineralsaͤuren auf Kupfer. Von Joh. Davy, M. Dr. F. R. S., Militaͤrarzte. Mitgetheilt von Sir
                           Macgregor,
                           General-Director des Army Medical Board.
                        Aus dem Edinburgh New Philosophical Journal. April.
                              1830. S. 229.
                        (Im Auszuge.)Wir theilen diesen Aufsaz mit, indem er einige Erscheinungen bei Bereitungen
                                 verschiedener Farben aus Kupferoxyden erklaͤren helfen kann. A. d.
                                 Ue.
                           
                        Davy, uͤber Mineralsaͤuren auf Kupfer.
                        
                     
                        
                           Dieser Aufsaz wurde im Jahre 1827 nach England gesendet, und zwei Jahre
                              fruͤher geschrieben, als Bacquerel seine
                              interessanten Abhandlungen uͤber die Bildung neuer Verbindungen durch
                              schwache elektro-chemische Kraͤfte bekannt machte. Die Resultate in
                              gegenwaͤrtigem Aufsaze sind dieselben.
                           
                              „Ich habe in einem Aufsaze in den Philosoph.
                                    Transactions of 1826 gewisse Veraͤnderungen beschrieben, welche
                                 in einigen allen Kupfercompositionen durch elektro-chemische Attraction
                                 entstehen, die sehr langsam und nach Art eines Oxydirungs-Processes
                                 wirkt.“
                              
                                 
                                 Wir haben sie im Polytechn Journ. seiner Zeit
                                    mitgetheilt. A. d. Ue.
                                 
                              
                           
                              „Ich will hier die Resultate einiger Versuche mittheilen, welche ich
                                 uͤber die Einwirkung der Mineralsaͤuren auf Kupfer unter
                                 verschiedenen Verhaͤltnissen anstellte, und welche die fruͤheren Erscheinungen
                                 und die bei denselben noch vorwaltenden Dunkelheiten aufklaͤren
                                 sollen,“
                              „Zuerst die Versuche mit diesen Saͤuren, wenn der Zutritt der tust
                                 beinahe vollkommen ausgeschlossen war. 60 Tropfen der drei Mineralsaͤuren
                                 wurden mit 6 Unzen destillirtem Wasser verduͤnnt, und Flaschen damit
                                 vollgefuͤllt, welche mit glaͤsernen, mit Oehl und Wachs
                                 bestrichenen. Stoͤpseln geschlossen wurden, nachdem man vorlaͤufig
                                 in jede derselben kleine polirte Kupferstabe gebracht haͤtte. Nach 69
                                 Tagen, vom 25. Mai bis 3. August, zeigten sich folgende Resultate.“
                              
                           
                              „Die verduͤnnte Schwefelsaͤure war farbenlos, haͤtte
                                 einen eben merklichen Kupfergeschmak, und wurde durch zugeseztes Ammonium
                                 schoͤn blau. Das Kupferstaͤbchen war an seiner Oberflaͤche
                                 etwas mit schwarzem Kupferoxyde beschmuzt, nicht gleichfoͤrmig, sondern
                                 an einigen Stellen mehr, als an den anderen.“
                              
                           
                              „Aehnliche Resultate zeigten sich auch bei der verduͤnnten
                                 Kochsalzsaͤure. Durch Ammonium erhielt sie einen eben merklichen Stich
                                 in's Blaͤuliche, und schwarzes Kupferoxyd beschmuzte das
                                 Kupferstaͤbchen in der Art, daß es uͤbereinander liegende
                                 Schichten zu bilden schien, jedoch mit Zwischenraͤumen, in welchen der
                                 Glanz des Metalles nur wenig litt.“
                              
                           
                              „Etwas verschieden waren die Resultate bei der Salpetersaͤure. Die
                                 Saͤure bekam hier eine hellblaue Farbe, und das Metall war mit einer sehr
                                 duͤnnen, schwach anhangenden Rinde von Kupferoxyd bedekt, welches sich in
                                 der Mitte des Staͤbchens etwas haͤufiger fand, als an den Enden.
                                 Es haͤtte sich etwas Luft erzeugt, die wahrscheinlich Stikstoff oder
                                 Salpeteroxydgas war; denn sie gab, in Beruͤhrung mit
                                 atmosphaͤrischer Luft, keine rothen Daͤmpfe.“
                              
                           
                              „Kupferne Staͤbchen in denselben Saͤuren, aber in
                                 glaͤsernen Gefaͤßen, welche nur mit einer Glastafel bedekt waren,
                                 so daß bloß die Verduͤnstung gehindert, der
                                 Zutritt der Luft aber nicht ausgeschlossen ward,
                                 gaben nach 8 Monaten, vom 3. August bis 2. April, folgende
                                 Resultate.“
                              
                           
                              „Die Schwefelsaͤure war mit Kupfer gesaͤttigt, und das
                                 Kupferstaͤbchen mit einer duͤnnen Rinde von schwarzem Kupferoxyde
                                 gleichfoͤrmig bedekt, nur mit Ausnahme des
                                 oberen Theiles, welcher bis auf beinahe zwei Linien ohne Fleken, aber mehr
                                 zerfressen als die uͤbrige Oberflaͤche sich zeigte, und
                                 uͤber die Fluͤssigkeit in Folge der Verduͤnstung derselben
                                 etwas emporragte. Die Salpetersaͤure zeigte
                                 sich gleichfalls gesaͤttigt. Das obere Ende des Kupferstaͤbchens
                                 ragte uͤber die Fluͤssigkeit sehr wenig empor, war aber noch immer
                                 feucht. Es zeigte sich ein ziemlich bedeutender Niederschlag von Kupferprotoxyd
                                 auf dem Staͤbchen, mit etwas basisch salpetersaurem Kupfer und einer hoͤchst
                                 geringen Menge metallischem Kupfer. Das basisch salpetersaure Kupfer zeigte sich
                                 vorzuͤglich an den beiden Enden des Staͤbchens; das Protoxyd kam so ziemlich uͤberall vor, das metallische Kupfer war aber beinahe gaͤnzlich
                                 auf eine Seite, und auf einen kleinen Raum gegen das obere Ende des
                                 Staͤbchens beschraͤnkt. Da der Niederschlag krystallisirt, und die
                                 Farben deutlich und hell waren, so haͤtte das Staͤbchen ein sehr
                                 glaͤnzendes Ansehen, vorzuͤglich wenn es in das Sonnenlicht
                                 gestellt wurde, und gleich natuͤrlichen Exemplaren derselben Art in
                                 Migniatuͤr.“
                              
                           
                              „Die Resultate mit der Kochsalzsaure waren ganz aͤhnlich: es wurde
                                 basisch kochsalzsaures Kupfer, Protoxyd und metallisches Kupfer
                                 niedergeschlagen. Das basisch kochsalzsaure Kupfer war sehr haͤufig, und
                                 vorzuͤglich an dem unteren Theile des Staͤbchens gesammelt, wo es
                                 krystallisirte Platten bildete, aͤhnlich denjenigen, die ich an
                                 Stuͤken aus Peru gesehen habe. Das Protoxyd war in geringerer Menge, als
                                 bei der Salpetersaͤure, so wie auch das metallische Kupfer, und ihre
                                 kristallinische Form war minder deutlich.“
                              
                           
                              „Ich machte noch eine dritte Reihe von Versuchen, nur mit dem
                                 Unterschiede, daß das Kupferstaͤbchen in jeder verduͤnnten
                                 Saͤure nur bis zur Haͤlfte eingetaucht war, und die Luft freien
                                 Zutritt haͤtte, weßwegen auch die Verduͤnstung rasch vor sich
                                 ging, und nach und nach Wasser zugesezt werden mußte. Um das Austroknen zu
                                 verhindern. Es ist nicht noͤthig, die Resultate im kleinsten Detail zu
                                 beschreiben: sie waren jenen des vorlezten Versuches beinahe vollkommen
                                 aͤhnlich, nur daß hier die Schwefelsaͤure sich analog mit den
                                 beiden uͤbrigen verhielt, insofern naͤmlich Kupferprotoxyd und
                                 eine geringe Spur von metallischem Kupfer zum Vorscheine kam.“
                              
                           
                              „Die Resultate sind also offenbar von derselben Art, wie bei meinem
                                 fruͤheren Aufsaze in den Phil. Trans.,
                                 und lassen sich auf elektro-chemische Wirkung
                                 zuruͤkfuͤhren. In der ersten Reihe von Versuchen war kaum eine
                                 Spur von Veraͤnderung wahrnehmbar, außer bei der Salpetersaͤure,
                                 wo diese Veraͤnderung wahrscheinlich durch Zersezung einer geringen Menge
                                 der Saͤure entstand. Bei der zweiten Reihe von Versuchen hingegen hatten
                                 viele und verwikelte Veraͤnderungen in Folge der Einwirkung der
                                 atmosphaͤrischen Luft und der Gegenwirkung der gebildeten Verbindungen
                                 auf einander Statt. Bei der dritten Reihe von Versuchen, wo die
                                 Verhaͤltnisse noch mannigfaltiger waren, wurden die Wirkungen weitschneller, wenn auch nicht
                                    so deutlich erzeugt, und hatten sowohl bei der Schwefelsaͤure, als bei der Kochsalz- und
                                 Salpeter-Saͤure Statt. Es scheint sonderbar, daß in der ersten
                                 Reihe von Versuchen Kupferperoxyd gebildet, und ich moͤchte sagen,
                                 abgesezt wurde, und daß es von den Saͤuren nicht aufgeloͤst ward.
                                 Welcher Ursache
                                 diese Bildung und Absezung zuzuschreiben ist, vermag ich mir nicht im Mindesten
                                 auf eine genuͤgende Weise zu erklaͤren. Diese Wirkung ist mir eben
                                 so dunkel, wie diejenige, die ich wahrnahm, als ich ein polirtes
                                 Kupferstaͤbchen in eine neutrale Aufloͤsung von schwefelsaurem
                                 Kupfer tauchte, wo Kupfer in sehr geringer Menge im metallischen Zustande
                                 niedergeschlagen wurde.Dieß schien mir einmal durch die Sonnenstrahlen veranlaßt worden zu seyn.
                                       Ich bemerkte dieses Phaͤnomen zuerst, als ich einige Versuche
                                       uͤber die chemische Wirkung derselben anstellte; meine Vermuthung
                                       bestaͤtigte sich aber nicht, als ich denselben Versuch im Dunkeln
                                       wiederholte, wo derselbe Niederschlag Statt haͤtte. A. d. Ue. Daß das schwarze Kupferoxyd nicht aufgeloͤst wurde, wenn es
                                 abgesezt ward, ist eben nicht sonderbar; es laͤßt sich, selbst in starken Mineralsaͤuren, nicht leicht
                                 aufloͤsen, und noch viel weniger, wenn diese
                                 Saͤuren mit Wasser verduͤnnt sind. Daß Kupferprotoxyd zum Vorscheine kam, wenn atmosphaͤrische Luft einwirkte, und nur
                                    dann, ruͤhrt wahrscheinlich von irgend einer elektro-chemischen Ursache her. Ich darf
                                 uͤberdieß bemerken, daß, wenn Kupfer entweder in offenes Feuer gethan,
                                 oͤder in destillirtem Wasser gelassen wird, welches der Luft ausgesezt
                                 ist, dasselbe Oxyd sich bildet, und im lezteren Falle ist das Farbenspiel so
                                 schoͤn und glaͤnzend, wenn das Metall vorher polirt war, daß ich
                                 dachte, man koͤnnte dasselbe mit Nuzen in den Galanteriearbeiten
                                 verwenden.
                              
                           Obige Erscheinungen (jenen die wir im Mineralreiche finden, so aͤhnlich, wo
                              wir in demselben Stuͤke oͤfters gediegenes Kupfer, Kupferprotoxyd und
                              einige Verbindungen mit einer Saͤure treffen) bieten uns eine nicht
                              uninteressante Analogie dar, welche die bisher in Dunkel gehuͤllten
                              Umstaͤnde, unter welchen diese Mineralien sich bilden, die in diesen Formen
                              neben einander vorkommen, aufzuhellen, und ich moͤchte fast sagen die Weise
                              zu erklaͤren vermag, in welcher sie beinahe gleichfoͤrmig ihren Glanz
                              in dem Gange der Grube, wie im Cabinette des Mineralogen behalten. Doch Lezteres hat
                              Sir Humphry Davy durch seine elektro-chemischen
                              Untersuchungen hinlaͤnglich erklaͤrt.In dem so eben eingelaufenen Maͤrzhefte der
                                    Annales de Chimie et de Physique ist der
                                    gegenwaͤrtige Aufsaz gleichfalls uͤbersezt und demselben
                                    folgende Note beigefuͤgt: „Ich nehme mir die Freiheit Hrn.
                                       J. Davy zu bemerken, daß meine
                                       elektro-chemischen Bemerkungen nicht so neu sind, als er glaubt.
                                       Meine ersten Versuche uͤber Zersezungen mit sehr geringen
                                       elektrischen Kraͤften datiren sich vom 21. August 1826 (Annal. d. Chim. et d. Phys. t. 31. S. 153.)
                                       und die Abhandlung, in welcher ich das Verfahren entwikelte, eine Menge
                                       von Zusammensezungen, unter anderen auch das Kupferprotoxyd, welches den
                                       Gegenstand obiger Abhandlung bildet, zu erzeugen, wurde der Académie d. Scienc. am 16. April 1827
                                       uͤberreicht. (Annal. d. Chim. et d. Phys.
                                          t. 35. S. 115.) Ich habe also in jeder Hinsicht
                                       Prioritaͤt der fruͤheren Bekanntmachung.“
                                    Becquerel.