| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. CIX., S. 374 | 
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                        CIX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Die Vorlesungen bei dem land- und
                              forstwissenschaftlichen Institut in Hohenheim im Koͤnigreich
                              Wuͤrtemberg, fuͤr das Winterhalbjahr 1830/31.
                           In Bezug auf die Ankuͤndigung des Lehrkursus fuͤr die land- und
                              forstwirtschaftliche Lehranstalt unterm 3. April v. I. werden die Vorlesungen
                              fuͤr den naͤchsten Semester, welche den 1. November beginnen,
                              angezeigt. Vorgetragen wird in diesem Semester:
                           I. Im landwirtschaftlichen Fache: von Hofrath Volz, landwirthschaftliche
                              Verhaͤltniß- und Organisationslehre, 6 Stunden in der Woche;
                              Schafzucht und Wollkunde, 3 Stunden; praktische Demonstrationen daruͤber, 1
                              Stunde. Von Oekonomierath Pabst: Agricultur und allgemeiner Pflanzenbau, deßgleichen
                              Wiesenbau, 5 Stunden woͤchentlich; Viehzucht nebst praktischen
                              Demonstrationen, 5 Stunden; landwirthschaftliche Technologie, 2 Stunden;
                              Buchhaltung, 2 Stunden.
                           
                           Von dem Institutsgaͤrtner Walker: Anweisung in der Obstbaumzucht, 2 Stunden
                              woͤchentlich.
                           II. Im forstwirtschaftlichen Fache: vom Professor der Forst- und
                              Jagdwissenschaft, Gwinner: Forstbenuzung und Forsttechnologie, 4 Stunden
                              woͤchentlich; Forstschuz, 2 Stunden; Jagdwissenschaft, 2 Stunden;
                              Forstinsectologie, 2 Stunden und Gebirgskunde, 2 Stunden. Von Forstrepetent
                              Voͤgel: forstwissenschaftliche Repetitionen, 10 Stunden
                              woͤchentlich.
                           III. In den huͤlfswissenschaftlichen Faͤchern: 1) von Professor Riecke:
                              allgemeine Physik und Chemie, 4 Stunden woͤchentlich; theoretische Geometrie,
                              4 Stunden; praktische Geometrie, 2 Stunden; Arithmetik, 4 Stunden;
                              Styluͤbungen, 1 Stunde; 2) von Professor Hering: Thierarzneikunde, 2 Stunden;
                              3) von Apotheker Schumann: specielle Chemie, 3 Stunden; 4) von Professor Heigelin:
                              buͤrgerliche Baukunst, Straßen- und Wasserbaukunde, 5 Stunden; 5) von
                              Forstrepetent Voͤgel: mathematische Repetitionen, 6 Stunden; 6) von Geometer
                              Tuͤrk: Maschinenzeichnen, 2 Stunden; Planzeichnen, 4 Stunden. Privatim kann
                              Unterricht genommen werden: in der franzoͤsischen, lateinischen und deutschen
                              Sprache, deßgleichen im Reiten auf einer zu diesem Zwek errichteten Reitbahn.
                           Fuͤr den praktischen Unterricht unter besonderer Leitung des Directors
                              Freiherrn v. Ellrichshausen bietet zu diesem Zwek die Administration der bedeutenden
                              Domaine, die immer mannigfaltiger werdenden Wirtschaftszweige, ferner ein eigenes
                              Feld zu Versuchen und belehrenden Culturen, so wie die Werkzeugsammlung, nebst den
                              uͤbrigen Huͤlfsanstalten hinreichende Gelegenheit dar. Fuͤr den
                              forstwirtschaftlichen Unterricht finden Exkursionen in die benachbarten Forste, den
                              Schwarzwald und die Alp Statt, auch ist eine Waldflaͤche zu praktischen
                              Versuchen angewiesen.
                           Die Zoͤglinge koͤnnen mit Beginn jeden Semesters eintreten. Die
                              Aufzunehmenden sollen der Regel nach das 18te Jahr zuruͤkgelegt haben.
                              Inlaͤnder, welche als Forstzoͤglinge eintreten wollen, haben sich
                              einer Vorpruͤfung uͤber ihre Kenntnisse in der deutschen Sprache,
                              namentlich in Hinsicht auf den Styl, und in der Arithmetik zu unterwerfen, welche am
                              31. Oktober, vor dem Eintritte in die Anstalt, Statt hat. Die mit Anfang jeden
                              Halbjahrs vorauszubezahlende Pension, oder Entschaͤdigung fuͤr
                              Wohnung, Unterricht und Verwaltungskosten betraͤgt fuͤr die
                              Studirenden der Landwirthschaft dem Jahr nach bei dem Auslaͤnder 300 fl., dem
                              Inlaͤnder 100 fl., gegen deren Entrichtung ihnen der Zutritt zu
                              saͤmmtlichen Unterrichtsfaͤchern frei steht. Diejenigen
                              Zoͤglinge, welche sich bloß dem Forstfache widmen wollen, zahlen nur, und
                              zwar der Auslaͤnder 180 fl., der Inlaͤnder 60 fl. jaͤhrlich,
                              wogegen ihnen aber nicht gestattet ist, die Vorlesungen uͤber
                              Landwirthschaft, mit Ausnahme der Agronomie und Thierheilkunde, zu frequentiren. Die
                              Kost nehmen saͤmmtliche Studirende an dem Tische, welchen der von dem
                              Institute aufgestellte Speisemeister haͤlt, und dessen Preis fuͤr
                              Mittag- und Nacht-Essen ohne Wein dermalen auf 20 Kreuzer fuͤr
                              den Tag bestimmt ist. Das Kostgeld wird, wie die Pension, halbjaͤhrig mit 52
                              st. 40 kr. (indem die Ferien, im Ganzen sieben Wochen, nicht in Berechnung kommen)
                              an die Institutscasse vorausbezahlt. Jeder Studirende bewohnt ein eigenes, heizbares
                              Zimmer, und nur wenn der Raum nicht zureichen sollte, haben die Forstleute, welche
                              die geringere Pension bezahlen, getheilte Zimmer sich gefallen zu lassen. In jedem
                              Zimmer finden sich die noͤthigen Mobilien; Betten, Bettzeug und
                              Handtuͤcher aber bringen die Inlaͤnder mit, auch haben sie fuͤr
                              die Waͤsche der leztern zu sorgen. Auslaͤnder erhalten diese
                              Gegenstaͤnde ohne besondere Verguͤtung von der Anstalt. Zur Bedienung
                              sind eigene Personen aufgestellt, denen monatlich ein Gulden zu bezahlen ist.
                              Fuͤr Fruͤhstuͤk, Getraͤnk, Holz und Licht hat jeder
                              Studirende selbst zu sorgen. Es ist aber die Einrichtung getroffen worden, daß sie
                              diese Beduͤrfnisse theils von der Anstalt, theils von dem Speisemeister zu
                              billigen Preisen beziehen koͤnnen.
                           Damit kein hier Studirender den Zwek seines Aufenthalts in der Anstalt verfehlen
                              moͤge, haben die Direction und die Lehrer die Verpflichtung
                              uͤbernommen, die Zoͤglinge in der Anordnung ihrer Studien zu berathen.
                              Am Ende des Lehrkursus findet eine Hauptpruͤfung Statt, an der alle
                              inlaͤndische Forstcandidaten Theil zu nehmen haben, und welcher sich auch die
                              uͤbrigen Studirenden in dem Fall nicht entziehen koͤnnen, wenn ihre
                              Theilnahme an der Pruͤfung von ihren Eltern oder Vormuͤndern verlangt
                              worden ist. Diejenigen, welche sich durch Fleiß, Sittlichkeit und Kenntnisse am
                              meisten auszeichnen, erhalten besondere Denkmuͤnzen, und ihre Namen werden
                              oͤffentlich bekannt gemacht, so wie das Resultat der Pruͤfung in die
                              Zeugnisse aufgenommen wird, welche den Zoͤglingen bei dem Abgang aus der
                              Anstalt ausgestellt werden. Man erwartet, daß die neu Eintretenden einige Tage vor
                              dem Anfang des Semesters in der Anstalt eintreffen.
                           Koͤnigliche Direction des
                              land- und forstwirtschaftlichen Instituts.
                           
                        
                           Preisfragen, welche von der niederlaͤndischen
                              oͤkonomischen Gesellschaft in Harlem im Jahre 1830 ausgeschrieben worden
                              sind.
                           1) Kann man es fuͤr hinlaͤnglich erwiesen halten, daß man vermittelst
                              der Chlorine die Lebenskraft oder Anlage zum Wachsthum in sehr
                                 alten Getreidekoͤrnern wieder erweken koͤnne, so, daß man im
                              Großen Gebrauch davon machen koͤnnte?
                           Ist dieß nicht der Fall, so wird gefragt: durch welches einfache und wenig kostende
                              Mittel kann man die Keimkraft in alten Samenkoͤrnern wieder erregen, und
                              welches ist das beste Verhaͤltniß des anzuwendenden Mittels zu einer gewissen
                              Quantitaͤt Samen, – welche die richtigste Art der Anwendung? Die
                              Gesellschaft verspricht fuͤr die beste, ihr Genuͤge leistende Antwort
                              hierauf die zweite goldene Medaille, jedoch muß der
                              Versuch durch Beweise bestaͤtigt werden, und das angegebene Mittel im Großen
                              angewendet werden koͤnnen. Die mir Beweisen und Zeugnissen versehenen
                              Antworten muͤssen vor oder an dem lezten September, 1834, eingesandt
                              werden.
                           2) Da man bemerkt hat, daß verschiedene Sorten von Erdaͤpfeln (Kartoffeln) in unserm Vaterlande, sowohl fruͤhe,
                              als spaͤte, jedoch wohl besonders die vorzuͤglichste beste spaͤte Wintersorte, seit einigen Jahren
                              eine Abnahme sowohl in der Qualitaͤt, als auch in der Quantitaͤt
                              erlitten haben; so wird gefragt, was hiervon die Ursache sey, und welche Mittel man
                              anwenden muͤsse, um entweder diesem Uebel zuvorzukommen, oder demselben
                              abzuhelfen, – woruͤber eine kurze und deutliche Beschreibung gegeben
                              werden muß, – wie auch ob eine bessere Art, sowohl fruͤhe, als
                              spaͤte Sorten, aus Samen in hinreichender Menge gezogen werden koͤnne,
                              oder ob es vielleicht den Vorzug verdiene, vom Auslande Erdaͤpfel
                              einzufuͤhren und hier im Lande zu ziehen, jedoch muͤßten damit, man
                              moͤchte nun Erdaͤpfel aus Samen gewinnen, oder sie vom Auslande
                              einfuͤhren wollen, wenigstens zwei Morgen (bunders) Landes bepflanzt werden. Derjenige, welcher vor oder an dem
                              lezten September, 1836, diese Frage in allen ihren Theilen und Gliedern befriedigend
                              beantwortet, und Beweise und Zeugnisse daruͤber einsendet, soll mit der goldenen Medaille der Gesellschaft bekroͤnt
                              werden.
                           3) Aus Syrien ist eine gewisse Pflanze, Apocynum syriacum, (Asclepias
                                 syriaca, Linn
                                 .) nach Europa gebracht worden, und obgleich diese Pflanze aus dem gedachten
                              heißen Lande abstammt, und dort gleichsam zu Hause gehoͤrt, so
                              vertraͤgt sie doch die strengste Kaͤlte unsers Klima's; sie gedeihet
                              in Frankreich bei la Rochelle, in den wuͤsten
                              Duͤnen, und pflanzt sich da mit gutem Erfolge fort; so daß sie sowohl
                              daselbst, als in Deutschland, Schlesien u.s.w., in großem Rufe steht, und
                              fuͤr Viele eine sehr ergiebige Quelle des Wohlstandes geworden ist. Sie gibt
                              seidenartige Faden, womit die Samenkoͤrner dieser Pflanze umgeben sind, so
                              daß von diesen Faͤden, nachdem sie mit Baumwolle, Schafwolle oder Floretseide
                              vermengt worden sind, Struͤmpfe, Muͤzen, Handschuhe, Westen, Jaconets,
                              sogenanntes englisches Leder, auch Berkan und halbseidene Stoffe verfertigt
                              werden.
                           In Paris bestehen davon viele bluͤhende Fabriken; dort macht man auch hiervon:
                              Sammet, Molton, Flanelle, welche besser sind, als die englischen, sogar Atlasse,
                              welche den indischen gleich kommen, Spaniolette u.s.w.
                           In Schlesien hat man ganze große Felder mit dieser Pflanze bestellt. In Berlin hat
                              man davon ebenfalls ansehnliche Fabriken errichtet; daselbst wird diese Seide auf
                              englischen Spinn- und Kraͤmpelmaschinen bearbeitet, man macht davon
                              Huͤte, welche fuͤr einen sehr maͤßigen Preis verkauft werden.
                              Auch sehr gutes Schreibpapier liefert diese Pflanze. Ihre Blume ist reichlich mit
                              Honigstoff versehen; in America kocht man aus diesem Blumenhonige einen sehr guten
                              braunen Zuker. Mehrere
                              besondere Umstaͤnde von diesem Gewaͤchse sind zu finden in de Vriend des Vaderlands, 1829, Nro. 1. S. 50.
                           Demjenigen, welcher mit diesem Gewaͤchse in den Niederlanden einen Morgen (bunder) Landes mit gutem Erfolge bestellt, verspricht
                              die Gesellschaft ihre goldene Medaille. Proben, Beweise
                              oder Zeugnisse muͤssen vor oder an dem lezten September, 1837, eingesandt
                              werden.
                           4) Unter die Schwierigkeiten, womit der Gebrauch der Dampfmaschinen auf Schiffen, welche fuͤr laͤngere oder
                              kuͤrzere Seereisen bestimmt sind, verbunden ist, gehoͤrt unter andern
                              die nachtheilige Wirkung, welche das Seewasser vorzuͤglich auf eiserne Dampfkessel ausuͤbt. Da es indessen nicht
                              moͤglich ist, suͤßes Wasser in hinreichender Menge mitzunehmen, so ist
                              zu wuͤnschen, daß Mittel gefunden wuͤrden, durch welche man dieser
                              nachtheiligen Wirkung des Seewassers vorbeugen koͤnnte, als welches gewiß zur
                              Befoͤrderung und Ausbreitung der Seefahrt mit Dampfbooten gereichen
                              wuͤrde. Man hat verschiedene Mittel vorgeschlagen, um der gedachten
                              nachtheiligen Wirkung zuvorzukommen, aber keines derselben scheint der Erwartung zu
                              entsprechen. Daher legt die Gesellschaft folgende Frage zur Beantwortung vor:
                           Worin liegt die nachtheilige Wirkung des Seewassers, besonders
                                 auf eiserne Dampfkessel, und durch welche Mittel kann man derselben vorbeugen?
                                 Diese Mittel duͤrfen jedoch weder der Kraft der Dampfmaschine hinderlich
                                 seyn, noch einen Verlust an Kraft verursachen.
                           Fuͤr die beste genugthuende Beantwortung dieser Frage verspricht die
                              Gesellschaft ihre goldene Medaille. Die Antworten
                              muͤssen nebst Beweisen, daß mit dem Mittel hinlaͤngliche Versuche
                              gemacht worden, vor oder an dem lezten September, 1832, eingesandt werden.
                           Die Gesellschaft verspricht uͤberdieß, daß sie dem Erfinder, wenn die
                              Erfahrung lehrt, daß das Mittel oder die Mittel bei dem Gebrauche fortdauernd der
                              Erwartung entsprechen, noch eine mit der Wichtigkeit und dem Werthe der Erfindung im
                              Verhaͤltniß stehende außerordentliche Belohnung zukommen lassen wolle, welche
                              jedoch nicht eher bestimmt oder zuerkannt werden kann und soll, als bis eine
                              Erfahrung wenigstens von zweien Jahren, bei der Anwendung
                              des Mittels, auf einem oder mehreren Seedampfbooten, dessen Guͤte und
                              Brauchbarkeit uͤber allen Zweifel erhoben hat.Ueber diesen Gegenstand kann man unter andern nachlesen: Memoires sur les bateaux à vapeur, von
                                    Maristier.
                              
                           5) Unter die Ursachen, welche das Zerplazen oder Springen der
                                 Dampfkessel zuwege bringen koͤnnen, rechnet man auch die, daß, wenn
                              ein Theil des Kessels aus Mangel an hinlaͤnglichem Wasser gluͤhend
                              oder wenigstens sehr heiß geworden ist, und denn damit Wasser in Beruͤhrung
                              kommt, hier ploͤzlich ein so sehr erhoͤheter Druk entsteht, daß weder
                              der Kessel demselben widerstehen kann, noch die Sicherheilsklappen der Gefahr
                              abhelfen koͤnnen; dem sind vornehmlich die Kessel auf Dampfbooten, wegen des
                              Schwankens des Schiffes, unterworfen.
                           Nun kann man zwar dem zuvorkommen, wenn man dafuͤr sorgt, daß immer eine
                              hinreichende Menge Wasser in dem Kessel ist) aber da dieser allein durch eine
                              ununterbrochene Aufmerksamkeit des Aufsehers (Directeurs) der Maschine geschehen kann, so haͤngt man denn auch hierin
                              voͤllig von ihm ab. Von vieler Wichtigkeit wuͤrde es seyn, wenn man
                              Mittel haͤtte, wodurch dieser Gefahr vorgebeugt werden koͤnnte, ohne
                              ganz und allein von der Aufmerksamkeit des Aufsehers der Maschine
                              abzuhaͤngen.
                           Es wird daher gefragt: Durch welche Mittel kann diese Gefahr,
                                 sowohl fuͤr Kessel von unterem, als auch fuͤr die von oberem
                                 Druke, abgewendet werden, ohne daß man von der Sorgfalt und Aufmerksamkeit
                                 desjenigen, welcher die Maschine dirigirt, abhaͤngt? Fuͤr die
                              beste befriedigende Beantwortung dieser Frage bietet die Gesellschaft ihre goldene Medaille an. Vor oder an dem lezten September,
                              1831, muͤssen die Antworten nebst den noͤthigen Zeichnungen, Beweisen
                              und Zeugnissen eingesandt werden.Man sehe uͤber diese Zerplazungen die Abhandlung von Maristier in den Ann.
                                       maritimes et coloniales vom Jahre 1828. (Eben so die von einem
                                    Mitarbeiter im Polyt. Journal, Bd. XXXVII.
                                       S. 149. auf diesen Gegenstand Bezug habende Notiz.) A. d. R.
                              
                           
                           6) Da es muͤhsam ist, das Feuer unter den Kesseln der Dampfmaschinen,
                              besonders am Borde der Dampfschiffe, vermittelst der Haͤnde zu unterhalten,
                              so hat man schon fruͤher, vornehmlich in England, getrachtet, Mittel zu
                              finden, durch welche das Feuer auf eine andere Weise, als durch die Haͤnde
                              der Heizer, regelmaͤßig unterhalten werden kann, unter diesen scheint die
                              Einrichtung, welche Herr Brunton erfunden hat, der
                              Absicht am meisten zu entsprechen, allein so sinnreich sie auch ausgedacht ist, so
                              ist sie doch sehr zusammengestellt, weßwegen sie nicht allein weniger allgemein
                              gebraucht wird, sondern auch fuͤr Dampfboote nicht passend ist. Da indessen
                              eine solche Einrichtung, besonders fuͤr Dampfboote auf langen Reifen, von
                              Wichtigkeit und Vortheil seyn wuͤrde, so bietet die Gesellschaft ihre goldene Medaille an fuͤr die Beschreibung und
                              Zeichnung einer Maschine und damit in Verbindung stehenden Einrichtung des
                              Dampfkessels fuͤr ein Dampfboot, wodurch das Feuer bestaͤndig
                              unterhalten wird, ohne daß, fuͤr dieselbe Kraft der Dampfmaschine, der Kessel
                              vergroͤßert wird, oder mehrere Brennmaterialien erforderlich werden.
                           Man muß hierbei den kleinen Raum in Obacht nehmen, welcher im Allgemeinen am Borde
                              der Schiffe bei den Dampfmaschinen vorhanden ist, und dem gemaͤß die
                              Einrichtung machen. Die Beantwortung dieser Frage muß vor oder an dem lezten
                              September, 1832, mit Zeugnissen, daß die Erfindung wenigstens auf Einem Boote
                              angewendet und gepruͤft worden sey, eingeschikt werden.
                           7) Der Rauch, welcher bei dem Gebrauche der Steinkohlen
                              aus den Schornsteinen vieler Fabriken, auch aus denen der Dampfmaschinen kommt, ist
                              oͤfters fuͤr die benachbarten Haͤuser sehr nachtheilig. Ob nun
                              gleich, um dem abzuhelfen, in England und anderwaͤrts verschiedene Mittel
                              vorgeschlagen worden sind, durch welche der Rauch in den Schornsteinen selbst
                              verzehrt werden sollte; so scheinen doch dieselben noch bis jezt wenig angewendet zu
                              werden. Dieses mag die Folge seyn theils davon, daß dergleichen Mittel mehr oder
                              weniger zusammengestellt sind, theils aber auch wohl davon, daß sie bei dem
                              Gebrauche der Erwartung nicht entsprechen. Die Gesellschaft bietet ihre goldene
                              Medaille an fuͤr die Erfindung und Anwendung – wenigstens bei zwei
                              verschiedenen Fabriken und Einer Dampfmaschine in dem Koͤnigreiche der
                              Niederlande – eines Mittels, wodurch diesem Uebel in der Maße abgeholfen
                              wird, daß der Rauch der Schornsteine weder an den in der Naͤhe stehenden
                              Haͤusern, noch sonst einigen Nachtheil zuwege bringt, ohne daß dadurch
                              mehrere Brennmaterialien erforderlich werden. Auch wuͤrde es von Wichtigkeit
                              seyn, wenn dieses Mittel bei Dampfbooten ebenfalls angewendet werden koͤnnte.
                              Die Beschreibung muß nebst den Beweisen und Zeugnissen vor oder an dem lezten
                              September, 1831, eingesandt werden.
                           8) Ob es gleich viele Mittel gibt, durchsichtiges Papier
                              zu Abzeichnungen u.s.w. zu machen, so ist doch keines der auf diese Weise bereiteten
                              Papiere fuͤr alle Zweke und zu jedem Gebrauche so geeignet, als dasjenige,
                              welches zu diesem Behufe in Frankreich verfertigt, und Papier
                                 vegetal, Papier à calquer genannt wird, dessen hoher Preis jedoch
                              oft den Gebrauch verhindert. Die Gesellschaft bietet demjenigen, welcher in dem
                              Koͤnigreiche der Niederlande dieses Papier macht, ihre zweite goldene Medaille an, jedoch darf selbiges nicht von geringerer
                              Beschaffenheit seyn, als das franzoͤsische, und die Bogen muͤssen
                              nicht kleiner seyn, als großes Medianpapier, auch darf der Preis den des
                              franzoͤsischen Papiers nicht uͤbersteigen. Muster, Beweise und
                              Zeugnisse sind vor oder an dem lezten September, 1831, einzusenden.Bei dem unten genannten allgemeinen Secretaͤr der Gesellschaft liegen
                                    Muster von dem in dieser Frage beabsichtigten Papiere, welche man bei
                                    demselben, wenn man will, in Augenschein nehmen kann, und denen das
                                    einzusendende entsprechen muß.
                              
                           9) Was haben neuere Versuche und Wahrnehmungen uͤber die Art und die
                              Zusammenstellung des Indigo gelehrt, und was ist hieraus fuͤr den Gebrauch
                              desselben in den Faͤrbereien abzuleiten? Welche Indigosorten werden in unser
                              Vaterland eingefuͤhrt und daselbst verbraucht, und wie koͤnnen sie auf
                              eine leichte, jedoch zugleich hoͤhere Weise unterschieden werden? Und welches
                              ist das beste und sicherste Mittel, die Guͤte oder Tauglichkeit und die
                              Verfaͤlschung des Indigo zu erkennen, und schnell, auf eine fuͤr die Fabricanten leichte
                              Weise, zu bestimmen, wie viel Farbestoff diese oder jene Sorte Indigo enthalte? Die
                              Gesellschaft verspricht demjenigen, welcher diese Fragen auf eine genuͤgende
                              Weise am besten beantwortet, als Praͤmie ihre goldene
                                 Medaille und dreihundert Gulden. Proben, Beweise
                              und Zeugnisse muͤssen vor oder an dem lezten September, 1832, eingeschikt
                              werden.
                           10) Die Erfahrung lehrt wiederholt, daß aus unerlaubter Gewinnsucht einige Menschen
                              sich nicht entbloͤden, sogar an den ersten und nothwendigsten
                              Beduͤrfnissen des Lebens Betrug und Verfaͤlschung zu begehen, wovon
                              man unlaͤngst in der Verfaͤlschung der
                                 Butter mit Bleiweiß ein Beispiel gesehen bat. Diese Verfaͤlschungen
                              haben oft die schaͤndlichsten Folgen fuͤr die Gesundheit und das Leben
                              der Consumenten, und benachtheiligen zugleich den Handel in verschiedenen Artikeln.
                              In Erwaͤgung, daß neben andern Mitteln, um solchen schaͤdlichen
                              Verfaͤlschungen vorzubeugen und sie zu verhindern, die allgemeine
                              Bekanntmachung der Mittel, um dergleichen Betruͤgereien zu entdeken, eines
                              der kraͤftigsten ist, – wuͤnscht die Gesellschaft zu erhalten:
                              Eine Angabe der Verfaͤlschungen, welche mit den gebraͤuchlichsten
                              Eßwaaren und Getraͤnken gebtrieben werden, nebst einer deutlichen Anweisung
                              der Mittel, durch welche diese Verfaͤlschungen auf eine sichere Weise und so
                              leicht als moͤglich entdekt werden koͤnnen. Bei der Beantwortung
                              dieser Frage muß man auf Folgendes Ruͤksicht nehmen:
                           
                              1) Daß unter Eßwaaren und Getraͤnken besonders Brot,
                                 Butter, Bier, Essig, Wein und andere geistige Getraͤnke begriffen
                                 werden.
                              2) Daß man bei der Angabe der Verfaͤlschungen nicht in die
                                 besonderen Umstaͤnde derselben eingehen, – sich nicht uͤber
                                 die Art und Weise, wie diese Verfaͤlschungen
                                 bewerkstelliget werden, herauslassen duͤrfe, indem eine solche
                                 Bekanntmachung mehr nachtheilig, als vorteilhaft seyn wuͤrde, sondern daß
                                 es genug ist, die Bestandtheile anzugeben, mit welchen die
                                 Verfaͤlschungen vorgenommen werden.
                              3) Daß sowohl die Mittel zur Entdekung der
                                 Verfaͤlschungen, als auch die dabei noͤthigen Handgriffe deutlich
                                 und genau beschrieben werden muͤssen, jedoch mit Vermeidung
                                 unnoͤthiger Weitlaͤufigkeit.
                              
                           Die Gesellschaft bietet demjenigen, welcher diese Frage zu ihrer Zufriedenheit vor
                              oder an dem lezten September, 1831, am besten beantwortet, ihre goldene Medaille an. Sie behaͤlt sich ferner das
                              Recht vor, auch von den nicht bekroͤnten Abhandlungen denjenigen Gebrauch zu
                              machen, welchen sie fuͤr nuͤzlich und noͤthig erachten wird;
                              sie wird in diesem Falle den Verfassern entweder die zweite
                                 goldene Medaille, oder die silberne Medaille
                              zukommen lassen, wenn sie sich veranlaßt sieht, dieselbe bekannt zu machen.
                           11) Da ein großer Theil der Provinzen des Koͤnigreiches der Niederlande mit
                              groͤßeren oder kleineren Canaͤlen durchschnitten ist, und da es in
                              lange dauernden Wintern vorteilhaft und wichtig seyn kann, binnen einer bestimmten
                              Zeit eine Gemeinschaft zu Wasser zwischen verschiedenen Hauptpuncten zu
                              oͤffnen und offen zu erhalten; so verspricht die Gesellschaft demjenigen ihre
                              goldene Medaille, welcher das beste Werkzeug oder die
                              beste Zusammensezung von Werkzeugen einreichen wird, wodurch man in zugefrorenen
                              Fahrwassern oder Canaͤlen eine solche Oeffnung machen kann, daß sie von den
                              groͤßten hier zu Lande bekannten Schiffen befahren werden kann, – und
                              welcher zugleich zeigen wird, daß die Anwendung dieses Werkzeuges oder dieser
                              Werkzeuge einen augenscheinlichen Vortheil gewaͤhre, gegen die
                              gewoͤhnliche Verfahrungsart, nach welcher man bis jezt in diesen Landen das
                              Eisen (Aufeisen, Auseisen, Zerbrechen des Eises) vorgenommen hat. Modelle, nebst
                              Zeichnungen, Beweisen und Zeugnissen muͤssen vor oder an dem lezten
                              September, 1832, eingesandt, werden.
                           Die Antworten auf die vorgelegten Fragen muͤssen zu
                              der bei jeder Frage bestimmten Zeit, mit Beifuͤgung eines versiegelten
                              Billets, welches den Namen und den Wohnort des Einsenders enthaͤlt, in
                              englischer, franzoͤsischer, niederlaͤndischer oder hochdeutscher
                              Sprache, (jedoch in leztem Falle mit lateinischen Buchstaben,) franco, an den allgemeinen Secretaͤr der Gesellschaft, I. T. Siegel, in Harlem,
                              uͤberschikt werden.
                           
                        
                           
                           Bemerkungen uͤber National-Aufmunterung der
                              Wissenschaften und uͤber Foͤrderung derselben durch gelehrte
                              Gesellschaften; nebst einigen Betrachtungen uͤber den Zustand der gelehrten
                              Gesellschaften in England. Von Karl Babbage, Esqu. M. A.
                              F. R. S. L. und E., Professor der Mathematik zu Cambridge. 
                           Aus dessen Werke: „uͤber den Verfall der Wissenschaften.“ (On the decline of science) im Edinburgh Journal of Science. Julius. 1830. S. 58.Hr. Prof. K. Babbage ist nicht bloß in England,
                                    sondern auch in allen Laͤndern des festen Landes als einer der
                                    geistreichsten Maͤnner und der feinsten Mathematiker unseres
                                    Zeitalters auf eine hoͤchst ehrenvolle Weise bekannt. Seine Ansichten
                                    uͤber den gegenwaͤrtigen Zustand der eigentlichen
                                    Wissenschaften (sciences exactes) in England
                                    sind um so wichtiger, als sie alte Vorurtheile zerstoͤren, und den
                                    Bewohnern des Continentes zu jenem Selbstgefuͤhle verhelfen
                                    koͤnnen, dessen sie so sehr beduͤrfen, um der. englischen
                                    Despotie los zu werden. Unsere Leser werden hier manche Bestaͤtigung
                                    desjenigen finden, was sie in unseren Blaͤttern fruͤher
                                    gelesen haben, und was sie vielleicht als die untergeordnete Ansicht eines
                                    bloßen Uebersezers zu beherzigen verschmaͤhten. Vielleicht daß sie
                                    jezt mancher unserer fruͤheren Ideen mehr Aufmerksamkeit schenken,
                                    weil ein Mann, wie Babbage, die Wahrheit
                                    derselben beurkundete. A. d. Ue.
                           Die geringe Aufmunterung, welche die englische Regierung in fruͤheren Zeiten
                              denjenigen schenkte, welche nuͤzliche Entdekungen und Erfindungen gemacht
                              haben, laͤßt sich aus folgenden Gruͤnden entschuldigen:
                           1) das Publikum, welches die neue Erfindung benuͤzt, oder den neu erfundenen
                              Artikel verbraucht, weiß den Werth hiervon weit richtiger zu beurtheilen, als die
                              Regierung selbst.
                           2) die Belohnung, welche aus dem Absaze des erfundenen Artikels hervorgeht, ist weit
                              groͤßer als jene, welche die Regierung geben koͤnnte oder selbst geben
                              duͤrfte) sie steht in genauem Verhaͤltnisse mit dem Verbrauche
                              desselben, d.h., mit dem Mangel, welchen das Publikum durch denselben ersezt
                              fuͤhlt.
                           Man kann nicht laͤugnen, daß diese Gruͤnde im Allgemeinen richtig sind;
                              es gibt indessen Ausnahmen, welche nothwendig aus denselben Schluͤssen
                              folgen, aus welchen jene Gruͤnde urspruͤnglich abgeleitet wurden.
                           Ohne uns in das kleinste Detail aller dieser Ausnahmen einlassen zu wollen, wird es
                              hinreichen, wenn wir zeigen, daß bei diesem Systeme jede Untersuchung abstracter
                              Wahrheiten von aller Belohnung ausgeschlossen ist. Nur die Anwendung
                              wissenschaftlicher Grundsaͤze auf das gemeine Leben kann auf diese Weise
                              belohnt werden. Ein paar Beispiele moͤgen vielleicht diese Behauptung
                              deutlicher machen. Der Grundsaz, auf welchem das hydrostatische Paradoxon beruht,
                              war schon zu Stevinus Zeiten (um das Jahr 1600) bekannt;
                              die Anwendung desselben zum Heben schwerer Lasten wurde in Elementarwerken der
                              Physik schon langst angegeben, und in Vorlesungen immerdar demonstrirt. Man kann
                              aber dieses hydrostatische Paradoxon, bis auf den sel. Bramah herab, mit Recht als bloßes abstractes Princip betrachten. Bramah sezte an die Stelle der kleinen Roͤhre eine
                              Pumpe, und verwandelte das abstracte Princip in eine hoͤchst brauchbare und
                              gewaltige Maschine. – Die Umwandlung der Mittelpunkte der Schwingung und
                              Hangung am Pendel, welche Huygens vor mehr dann
                              anderthalb Jahrhunderten entdekte, blieb, bis vor wenigen Jahren, ein unfruchtbarer,
                              obschon hoͤchst eleganter, Lehrsaz. Prony deutete
                              auf denselben hin; Bohnenberger entwikelte ihn
                              vollkommen, und Capitaͤn Kater gruͤndete
                              endlich auf denselben die bequemste Methode, die Laͤnge eines Pendels
                              praktisch zu bestimmen. – Der Zwischenraum zwischen Drs. Black Entdekung des gebundenen Waͤrmestoffes, und der
                              gluͤklichen Anwendung dieser Entdekung auf die Dampfmaschine, war
                              verhaͤltnißmaͤßig kurz: es war aber auch hierzu die Anstrengung zweier
                              Koͤpfe noͤthig, und gluͤklicher Weise kamen zwei Koͤpfe
                              vom ersten Range zusammen. – Der Einfluß der Elektricitaͤt auf
                              Zersezung, obschon von unendlichem Werthe als Fuͤhrer zur Entdekung bei
                              chemischen Untersuchungen, ward kaum jemals zu praktischem Dienste im gemeinen Leben
                              benuͤzt, bis dasselbe geistvolle Genie, welches den Grundsaz entdekte,Hr. Babbage scheint seinem sel. Freunde hier zu
                                    viel Freundschaft zu erweisen: der Grundsaz (the
                                       principle), „daß Elektricitaͤt
                                       zersezt,“ war lang vor Sir Humphry Davy bekannt, und Sir Humphry's Anwendung desselben auf den
                                    Beschlag der Schiffe zeigte sich in der Ausfuͤhrung unbrauchbar.A. d. Ue. denselben zugleich auch, durch seinen leichten Fluß von Schluͤssen,
                              auf Schuͤzung der Kupferbekleidung der Schiffe gegen Anfressung anwendete.
                              Diese wunderbar gluͤklich verbundene Kette von Schluͤssen, deren
                              Wahrheit sich selbst durch ihr Mißlingen als Gegenmittel in der Anwendung
                              beurkundete, wird wahrscheinlich in der Zukunft durch eine gluͤklichere
                              Anwendung die Wahrheit der Behauptung erweisen, die wir hier aufzustellen
                              versuchten.
                           Man koͤnnte, noͤthigen Falles, noch andere Beispiele anfuͤhren,
                              um darzuthun, wie nicht selten viele Jahre zwischen einer Entdekung neuer
                              Grundsaͤze in Wissenschaften, und zwischen der Anwendung derselben im
                              praktischen Leben verstreichen: doch daruͤber duͤrfen wir uns nicht
                              wundern. Diejenigen Koͤpfe, welche neue Grundsaͤze und Methoden
                              erfinden, sind von ganz anderer Art, als diejenigen, die zur praktischen Anwendung
                              dieser Erfindungen nothwendig sind.
                           Zur Zeit, wo Huygens seinen schoͤnen Lehrsaz
                              entdekte, mußte er, als Erfinder desselben, nicht bloß die gesammte mathematische
                              Wissenschaft seines Zeitalters umfassen; er mußte auch Genie genug besizen, die
                              Graͤnzen derselben durch seine eigenen Schoͤpfungen zu erweitern.
                              Solche Talente sind nicht jedes Mal auch zugleich mit der Gabe eines schnellen
                              Auffassens des einzelnen Details, mit der Gabe der praktischen Anwendung der von
                              ihnen aufgestellten Grundsaͤze ausgestattet, und es ist vielleicht ein
                              Gluͤk fuͤr die Menschheit, daß Koͤpfe dieses Ranges nicht
                              gewohnt sind ihre Kraft an Gegenstaͤnden zu verschwenden, die nicht
                              fuͤr ihren Bereich sind.Dieß ist allerdings von Genies in den mathematischen Wissenschaften wahr und
                                    richtig; es darf aber keinesweges von den gewoͤhnlichen Professoren
                                    der Mathematik gelten, die nur zu oft absichtlich Dunkelheit suchen, und es
                                    verschmaͤhen ihre Wissenschaft allgemein nuͤzlich zu machen.
                                    A. d. Ue.
                              
                           In der Mathematik ereignet es sich nicht selten, oder wenigstens haͤufiger als
                              in anderen Wissenschaften, daß Wahrheiten, die zu einer gewissen Zeit noch zu den
                              abstractesten gehoͤrten, und von welchen man haͤtte glauben sollen,
                              daß sie schwerlich einer nuͤzlichen praktischen Anwendung faͤhig sind,
                              in der naͤchsten Generation die Basis der tiefsten physischen Untersuchungen
                              bilden, und schon in der darauf folgenden vielleicht durch gehoͤrige
                              Vereinfachung, durch Abfassung derselben in Tabellen der taͤgliche sichere
                              Fuͤhrer des Kuͤnstlers und Seemannes werden.Hierauf kommt es bei dem gegenwaͤrtigen, bereits so hoch ausgebildeten
                                    Zustande der Mathematik und der mechanischen und chemischen Kuͤnste
                                    vor Allem an. Man hat zwar bereits fuͤr mehrere der lezteren eine
                                    Menge Tabellen entworfen durch welche die Arbeiten derselben, insofern sie
                                    auf langen und oft schwierigen Berechnungen beruhen, ungemein beschleunigt
                                    und zugleich in ihrem Erfolge vollkommen sicher gestellt werden
                                    koͤnnen. Die Nautik, die Artillerie in allen ihren Zweigen, die
                                    Baukunst, das Forstwesen etc. hat bereits viele Tabellen, durch welche die
                                    Muͤhseligkeiten und Zufaͤlligkeiten langer Berechnungen
                                    erspart und beseitigt werden; es ist aber kaum erst der tausendste Theil von
                                    dem gethan was noch zu thun uͤbrig ist. Jede technische Kunst, in
                                    welcher Maß und Gewicht, folglich Zahlen, was immer fuͤr eine Rolle
                                    spielen, verdient heute zu Tage die Revision eines gruͤndlichen und
                                    hoch gebildeten Mathematikers, wenn sie auf feststehende Grundsaͤze
                                    zuruͤkgefuͤhrt, in ihren Arbeiten vereinfacht und
                                    beschleunigt, in ihren Resultaten vollkommen sicher gestellt, in ihrem
                                    Umfange erweitert werden soll. Der Mathematiker darf es nicht langer
                                    verschmaͤhen, in die Werkstaͤtten der Kuͤnstler
                                    herabzusteigen, ihre Kunst sich vollkommen eigen zu machen, und dann mit der
                                    Allmacht seiner Wissenschaft der Ohnmacht des praktischen Kuͤnstlers
                                    zu Huͤlfe zu kommen. So lang dieß nicht geschieht, wird die
                                    Mathematik unfruchtbar in ihrer reinen Jungfraͤulichkeit, und die
                                    Kuͤnste werden Kinder der Nacht und der Finsterniß bleiben. Von einem
                                    Techniker, sey er auch noch so großer Meister in seiner Kunst, fordern, daß
                                    er mathematische Kenntnisse in jenem Umfange besizt, welche zur
                                    gruͤndlichen Revision seiner Kunst in allen ihren Zweigen
                                    unentbehrlich ist, heißt das Unmoͤgliche verlangen: es
                                    gehoͤrt mehr, als die gewoͤhnliche Geisteskraft
                                    tuͤchtiger Techniker dazu, in die Mysterien, in den Zauber, den die
                                    Mathematik in Alles bringt, was sie beruͤhrt, auch nur einzudringen,
                                    viel weniger die magischen Kraͤfte den selben so zu sagen zu schaffen
                                    und dorthin zu bannen, wohin sie zum Dienste der Menschheit
                                    urspruͤnglich bestimmt waren. Der Mathematiker wird beim ersten Blike
                                    sehen, wo es der Kunst gebricht; der Kuͤnstler, und selbst der
                                    ausgezeichnete Kuͤnstler, weiß sehr oft nicht was ihm gebricht, und
                                    wo es fehlt, viel weniger daß er wuͤßte, wie den Maͤngeln
                                    abzuhelfen ist. A. d. Ue.
                              
                           
                           Es kann sich auch treffen, daß zur Zeit der Entdekung solcher Grundsaͤze die
                              mechanischen Kuͤnste noch viel zu unvollkommen sind, als daß sich eine
                              erfolgreiche Anwendung von jenen auf diese erwarten ließe. Dieß war der Fall mit dem
                              hydrostatischen Paradoxon. Erst nachdem der Termin von Bramah's Patent schon verlaufen war, erhielt die Presse, die seinen Namen
                              fuͤhrt, jene Vollendung in der Ausfuͤhrung, die sie nun auf eine so
                              verdiente Weise allgemein in Gebrauch sezte.
                           Auf der anderen Seite wird man fuͤr ein Individuum, welches mit
                              Erfindungsgeist begabt ist, eine Menge anderer Individuen finden, welche die
                              Faͤhigkeit besizen Grundsaͤze anzuwenden, und das Verdienst, das man
                              solchen Anwendungen zuschreibt, wird immer von der Sorgfalt und Muͤhe
                              abhaͤngen, weiche man auf die Ausfuͤhrung des Details gewendet
                              hat.
                           Wenn es daher fuͤr ein Land wichtig ist, daß abstracte wissenschaftliche
                              Grundsaͤze auf das praktische Leben angewendet werden, so ist es klar, daß es
                              auch wichtig ist jene Wenigen aufzumuntern, welche im Stande sind die Zahl solcher
                              Grundsaͤze, auf welchen diese Anwendungen beruhen, zu vermehren. So lang es
                              nicht Anstalten gibt, in welchen man solchen Forschern zu Huͤlfe kommt; so
                              lang die Regierung hier nicht unmittelbar eingreift, wird der Verfertiger eines
                              Thaumatropes Vortheil von seinem Talente ziehen, und der Mann, der die Geseze des
                              Lichtes und des Sehens aufgestellt hat, von welchen so viele Erscheinungen
                              abhaͤngen, wird unbelohnt in das Grab steigen.
                           Man koͤnnte vielleicht dagegen behaupten, daß die Professorstellen an unseren
                              Universitaͤten Aufmunterung genug fuͤr die Cultur der abstrakten
                              Wissenschaften sind. Indessen liegt es nicht in der Macht dieser Institute als
                              Schoͤpfer aufzutreten; sie koͤnnen hoͤchstens Talente entwikeln
                              und naͤhren helfen, und Professorstellen sollten, wenn sie nach
                              Wuͤrden verliehen wuͤrden, der verdiente und ehrenvolle Lohn
                              hoͤherer Talente seyn. In vielen Faͤllen ist der Ertrag dieser
                              Professorstellen gering, und wenn er es auch nicht ist, so sind die Vorlesungen,
                              welche man von einem Professor fordert, vielleicht nicht in jedem Falle die
                              geeignetesten Mittel die Talente derjenigen zu benuͤzen, welche im Stande
                              sind etwas zu erfinden.
                           Ich kann nicht umhin diese meine Ansicht durch den Ausspruch eines der
                              groͤßten Physiker eines fruͤheren Jahrhundertes zu
                              unterstuͤzen, und dem Verfasser der hoͤchst interessanten Biographie
                              desselben (in Galileo's Leben in der Sammlung der Society for the Diffusion of Useful Knowledge) meinen
                              Beifall zu zollen. In einem Briefwechsel, welcher mit der Ruͤkkehr Galileo's an eine Professorsstelle in seinem Vaterlande
                              endet, sagt dieser große Mann: „Da aber meine Privatvorlesungen und die
                                 Zoͤglinge in meinem Hause ein großes Hinderniß fuͤr mich in meinen
                                 Studien sind, und mich noͤthigen, dieselben oͤfters zu
                                 unterbrechen, so wuͤnschte ich von den ersteren gaͤnzlich, und von
                                 lezteren großen Theils befreit zu werden.“ (Life of Galileo p. 18) In einem anderen Briefe
                              an Keppler spricht er mit vielem Danke von Herzog Cosmus
                              von Toscana, „der,“ sagt er, „mich
                                 gegenwaͤrtig mit 1000 fl. Jahresgehalt, und mit dem Titel des Physikers
                                 und ersten Mathematikers Seiner Hoheit, zu sich einlud, ohne daß ich irgend eine
                                 aͤmtliche Obliegenheit zu besorgen habe, wenn ich nicht vollkommene Muße
                                 hierzu finde. Ich kann also meine Abhandlung uͤber Mechanik vollenden
                                 etc.“ (Daselbst S. 31.)
                           Wahrlich, wenn Wissenschaft ein Schaz ist, so kann man es nimmermehr als weise
                              Staatswirthschaft preisen, wenn man in einem weit reicheren Lande als Toscana ein
                              Genie wie Dalton zu dem Gedrasche des
                              Elementarunterrichtes verdammt sieht. Was wuͤrde aus dem
                              militaͤrischen Ruhme Englands geworden seyn, wenn man, eben so unvorsichtig
                              verschwenderisch mit geistiger Kraft in militaͤrischer Hinsicht, den Herzog von
                              Wellington gezwungen haͤtte sein Leben lang Rekruten abzurichten, Statt
                              Plaͤne zu Feldzuͤgen zu entwerfen?
                           Wenn wir uns um Thatsachen kuͤmmern, so werden wir finden, daß die großen
                              Erfindungen aller Jahrhunderte, wenigstens bei uns, nicht immer von
                              Universitaͤten ausgegangen sind. Die Lehren uͤber die
                              „bestimmten Verhaͤltnisse,“ und
                              „uͤber die chemische Wirkung der
                                 Elektricitaͤt,“ Lehren vom hoͤchsten Range, durch
                              welche die Namen der Erfinder derselben in der Geschichte der Wissenschaften
                              unsterblich wurden, sind nicht aus Klostermeditationen hervorgegangen: es ist nicht
                              im Mindesten ein Vorwurf, den man diesem achtbaren Institute macht, wenn man
                              Wahrheiten, wie diese, laut werden laͤßt. Es bedarf des gluͤklichsten
                              Zusammentreffens von Umstaͤnden, wenn solche Lehren einen ausgezeichnet
                              gluͤklichen Erfolg haben sollen. Nicht alle hatten das Gluͤk, das
                              Archimeden zu Theil wurde, naͤmlich geboren zu werden zu einer Zeit, wo eine
                              Wissenschaft geschaffen werden mußte, oder, wie Newton das System einer Welt
                              „ohne Form und Leere“ (wie der Dichter sagt) zu finden, und
                              durch Enthuͤllung der Geheimnisse der Schwerkraft in diesem Weltsysteme
                              dasselbe alles durchdringende Licht zu verbreiten, mit welchem der
                              allmaͤchtige Schoͤpfer die materiellen Massen in demselben
                              erleuchtete. Nur wenigen Physikern, und auch diesen nur in langen
                              Zwischenraͤumen, duͤrfte es gelingen, gleich einem Dalton mitten aus dem Chaos der unbestimmten Verbindung
                              eine neue Wissenschaft aufzubauen, sie mit der goldenen Zahlenkette zu befestigen,
                              und so zu dem Range echter Wissenschaft (science exacte)
                              emporzuheben. Triumphe dieser Art sind nothwendig „eben so schoͤn
                                 als selten;“ es laͤßt sich auch nicht erwarten, daß jener
                              Theil der Aufmunterung, welchen ein Land der Wissenschaft zu schenken fuͤr
                              geeignet findet, im Stande ist jedes Mal solche Faͤlle zu treffen. Leztere
                              sind zu außerordentlich, als daß sie haͤufig seyn koͤnnten; sie
                              muͤssen, wenn man ja hier Aufmunterung geben wollte, unmittelbar der
                              Regierung zur Belohnung uͤberlassen werden.
                           Die Gefaͤhrlichkeiten, welche bei einem solchen unmittelbaren Eingreifen der
                              Regierung in bestimmten Faͤllen zu besorgen stuͤnden, koͤnnten
                              aus einem oder aus dem anderen der folgenden Umstaͤnde hervorgehen. Es
                              koͤnnen die Individuen, welche das Regierungspersonale oder die sogenannte
                              Regierung bilden, nicht hinlaͤngliche Kenntnisse besizen, um entweder selbst
                              uͤber wissenschaftliche Gegenstaͤnde dieser Art urtheilen zu
                              koͤnnen, oder auch nur um Leute zu waͤhlen, auf deren Urtheil sie sich
                              verlassen koͤnnten. Es kann die Zahl von Individuen, die sich den
                              Wissenschaften widmen, in einem Lande nicht groß genug seyn, um in dem Ausspruche
                              der oͤffentlichen Meinung das gehoͤrige Gewicht behaupten zu
                              koͤnnen. Es kann ferner diese Anzahl von Individuen, wenn sie auch groß
                              waͤre, in der Achtung der Welt nicht so hoch gestellt seyn, daß sie
                              unabhaͤngig zu seyn vermoͤchte. Wenn nun diese Ursachen in irgend
                              einem Lande zusammentrafen, so wuͤrde es hoͤchst nachtheilig seyn die
                              Aufmunterung der Wissenschaften der Regierung eines solchen Landes zu
                              uͤberlassen. Es scheint, daß dem Scharfsinne derjenigen, welche zur Aufhebung
                              des Board of Longitude riethen, die Richtigkeit der
                              obigen Bemerkung nicht entging.
                           Die Frage, ob es gute Staatswirthschaft in irgend einem Lande ist, die Wissenschaften
                              aufzumuntern, ist eine von jenen, uͤber welche vielleicht diejenigen nicht am
                              unparteiischsten urtheilen koͤnnen, welche selbst die Wissenschaften
                              betreiben. In England haben diejenigen, die sich bisher mit Wissenschaften
                              beschaͤftigten, im Allgemeinen, keinen vernuͤnftigen Grund sich zu
                              beklagen; sie wußten, oder sie sollten gewußt haben, daß man sich um Wissenschaft
                              nicht kuͤmmert, daß sie wenig Ehre bringt und noch seltener Gewinn
                              traͤgt.
                           Daß man die Regierung daruͤber tadelte, daß sie die Wissenschaft bei uns nicht
                              foͤrderte, ist gewiß, und dieser Tadel ist, was die fruͤheren
                              Verwaltungen betrifft, zugleich auch sehr gerecht: was die gegenwaͤrtigen
                              Minister betrifft, deren ganze Gewalt lediglich von der oͤffentlichen Meinung
                              abhaͤngt, so ist es nicht noͤthig, daß sie derselben voraus eilen, sie
                              werden nicht lang dem Ausdruke der oͤffentlichen Meinung zu widerstehen
                              vermoͤgen. Wenn wir aber auch annehmen, daß Wissenschaft von jeder
                              Staatsverwaltung als ein Gegenstand von irgend einiger Wichtigkeit betrachtet
                              wuͤrde, so wuͤrde es bei dem gegenwaͤrtigen Zustande der Dinge
                              schwer halten irgend etwas zu Gunsten derselben zu thun, indem auf der einen Seite,
                              die hoͤheren Classen, im Allgemeinen, nicht sehr tiefe wissenschaftliche
                              Kenntnisse besizen, und auf der anderen Seite diejenigen Personen, welche sie
                              gewoͤhnlich hieruͤber zu Rathe ziehen, ihnen nicht einen solchen Rath ertheilt zu haben
                              scheinen, welcher das Vertrauen der Regierung verdienen koͤnnte. Man scheint
                              vergessen zu haben, daß das Geld, welches die Regierung zu wissenschaftlichen Zweken
                              bestimmt, mit derselben Klugheit und Sparsamkeit verwendet werden muß, mit welcher
                              ein verstaͤndiger Privatmann sein Geld fuͤr seine
                              Lebensbeduͤrfnisse ausgibt.Allerdings kann man Regierungen nicht genug empfehlen, die hoͤchste
                                    Sparsamkeit und Vorsicht bei ihren Ausgaben fuͤr Foͤrderung
                                    der Wissenschaften zu befolgen. Manche Staaten, große wie kleine, werfen ihr
                                    Geld fuͤr sogenannte literarische Anstalten buchstaͤblich zum
                                    Fenster hinaus. Dieß ist z.B. der Fall bei einigen Akademien, die nichts
                                    anderes als gelehrte Canonicate, Saginarien
                                    fuͤr hungrige und unersaͤttliche, muͤßige Gelehrte
                                    sind, welche, nachdem sie auf ihren eintraͤglichen gelehrten
                                    Pfruͤnden in einer Reihe von Jahren Tausende und Tausende
                                    verschlangen, die Wissenschaft, der sie sich zu weihen vorgaben, auch nicht
                                    um ein Haar breit weiter brachten. Manche Akademie war und ist nichts
                                    anderes, als eine gelehrte Menagerie, heruͤber gegangen aus jenen
                                    alten Zeiten, wo Hoͤfe es noch fuͤr noͤthig erachteten,
                                    sich mit einem falschen Glanze zu umgeben, und in manchem Staate scheint man
                                    noch heute zu Tage zu glauben, eine Akademie gehoͤre eben so sehr zu
                                    dem Glanze eines Landes oder Hofes, als ehevor ein Heer von Sterndeutern,
                                    Hofnarren, Hofpoëten etc. Es ist sehr natuͤrlich, daß
                                    diejenigen Gelehrten, die sich an solchen Mastanstalten befinden, den
                                    Fuͤrsten und den Ministern auf alle erdenkliche Art weiß machen
                                    werden, ihr Glanz sey nur ein Reflex der Strahlensonnen, die an dem
                                    akademischen Himmel leuchten; Fuͤrsten und Minister seyen nur
                                    insofern Foͤrderer der Wissenschaften, als sie einige Duzende
                                    muͤßiger Gelehrten reichlich fuͤttern. Das Volk, das nur nach
                                    Werken, nicht nach Worten zu urtheilen gewohnt ist, die Geschichte der
                                    Fortschritte des menschlichen Geistes, die durch keinen Flitterglanz sich
                                    blenden laͤßt, die Nachwelt urtheilt anders. Wenn die Akademie zu
                                    Petersburg in Reihen von Jahren die ausgezeichnetesten Gelehrten
                                    Deutschlands in ihre Mitte rief, so ehrte sie dadurch nur sich selbst: die
                                    Euler, die Pallas
                                    etc. etc. machten ihr Ehre; sie vermochte nicht die Verdienste dieser unsterblichen
                                    Maͤnner hoͤher zu stellen, als sie bereits gestellt waren, ehe
                                    sie nach Rußland kamen. Es ist also offenbar, daß der Gelehrte von wahrem
                                    Verdienste der Akademie Glanz leiht, die ihn in ihre Mitte nimmt; nicht aber
                                    umgekehrt, daß ein Gelehrter dadurch an Glanz gewinnt, weil er von einer
                                    Akademie zum Mitglieds aufgenommen wird. So hat erst neulich einer der
                                    angesehensten Mathematiker Englands, Oberst B., es abgelehnt, Mitglied einer
                                    in hohem Ansehen stehenden Akademie zu werden, die ihn in ihre Mitte einlud.
                                    Wenn wir den Einfluß der Akademien auf das Wohl des Landes in
                                    Erwaͤgung ziehen, das sie so theuer bezahlt, so werden wir nur wenige
                                    unter denselben finden, die die Interessen des Capitales tragen, das aus sie
                                    verwendet wurde. Die Akademie zu Stockholm, die Akademie zu Turin zeichnete
                                    sich in dieser Hinsicht unter allen ihren Schwestern vorzuͤglich aus:
                                    Kuͤnste und Gewerbe haben durch die Abhandlungen dieser beiden
                                    Akademien mehr gewonnen, als durch Duzende anderer aͤhnlicher weit
                                    imposanterer Institute. Auch hat der gesunde Menschenverstand des deutschen
                                    Volkes es bisher allein fuͤr noͤthig erachtet, die
                                    Abhandlungen der schwedischen Akademie in das Deutsche zu uͤbersezen,
                                    und einer der groͤßten und besten Koͤpfe Deutschlands, Abraham Gotthelf Kaͤstner unsterblichen
                                    Andenkens, beschaͤftigte sich uͤber ein Viertel Jahrhundert
                                    lang mit dieser ersprießlichen Arbeit. Die Abhandlungen der Akademie zu
                                    Turin, in der Landessprache geschrieben, werden von der Regierung einzeln
                                    vertheilt und vom Volke benuͤzt. Es ist merkwuͤrdig, daß zwei
                                    große Staaten in Europa, welche beide die Wissenschaften kraͤftig
                                    foͤrderten, und in welchen beiden Kuͤnste und Gewerbe in einem
                                    bluͤhenden Zustande sich befinden, immer ohne alle Hof, akademien
                                    geblieben sind: Holland und Oesterreich. Holland, das in Hinsicht auf
                                    wissenschaftliche Cultur lang schon auf der hoͤchsten Stufe stand,
                                    als England und Frankreich noch in der Wiege lagen, haͤtte nie eine
                                    Hofakademie: seine trefflichen gelehrten Gesellschaften sind lediglich
                                    Privatanstalten. Oesterreich haͤtte nie eine Akademie, es
                                    unterstuͤzte aber seine Gelehrte, welche kostbare Werke herausgaben,
                                    dadurch, daß es die Kosten der Ausgabe dieser Prachtwerke uͤbernahm:
                                    der Hof half die Prachtwerke Jacquin's und host's zu Tage foͤrdern, die einzelne
                                    Buchhandlungen schwerlich haͤtten uͤbernehmen koͤnnen.
                                    Die einzelnen Zweige der Staatsverwaltungen in Oesterreich
                                    (vorzuͤglich das Geniewesen) lassen einzelne Werke verdienter
                                    Gelehrten in der Staatsbuchdrukerei druken, und verschenken sie so zu sagen
                                    fuͤr Preise, die kaum die Drukkosten deken, unter das Publikum. Auf
                                    diese Weise wird einer der wohltaͤtigsten Zweke der Akademien,
                                    Verbreitung nuͤzlicher kostbarer Werke im Publikum, erreicht, ohne
                                    daß der Staat, folglich das Volk, die misera
                                       contribuens plebs, mit vielen Tausenden unnuͤzer Ausgaben
                                    fuͤr muͤßiges Zeug belastet wird.Wo Akademien in einem Lande mit so geringen Kosten und so hohem Nuzen
                                    fuͤr dasselbe, wie in Schweden und in Piémont, bestehen,
                                    moͤgen sie fortbestehen; wo aber Akademien in gelehrte Menagerien
                                    ausarten, ist es Zeit damit so zu verfahren, wie der Koͤnig von
                                    Wuͤrtemberg mit der angeerbten Menagerie verfuhr. Auch das
                                    schoͤne hochgebildete Wuͤrtemberg hat alle Zweige des
                                    menschlichen Wissens auf eine hohe Stufe von Vollkommenheit foͤrdern
                                    helfen, und besizen Gelehrte von dem ausgezeichnetesten Range in jedem Fache
                                    des menschlichen Wissens, besizt eine Masse von Kenntnissen unter seinem
                                    Volke verbreitet, wie man sie in wenigen Laͤndern findet, ohne daß es
                                    jemals von einer Hofakademie heimgesucht worden waͤre, so sehr auch
                                    seine Fuͤrsten immer gerechten Stolz auf Foͤrderung der
                                    Wissenschaften sezten.Nicht Maststaͤlle fuͤr Gelehrte, aber Nahrung fuͤr
                                    wissenschaftlichen Hunger beduͤrfen die Voͤlker: sie
                                    beduͤrfen: 1) Bibliotheken, nicht bloß in
                                    den Hauptstaͤdten, sondern in allen etwas groͤßeren
                                    Staͤdten des Landes; Bibliotheken, welche die klassischen Werke aller
                                    Zeiten und Voͤlker, die vorzuͤglichsten Werke der
                                    vaterlaͤndischen Geschichte, und dann alle, zum kraͤftigen und
                                    erfolgreichen Betriebe der Landwirtschaft in allen ihren Zweigen, als
                                    Viehzucht, Feldbau, Gartenbau, Forstzucht, zum zwekmaͤßigen und
                                    gluͤklichen Betriebe der Kuͤnste und Gewerbe in allen ihren
                                    Verzweigungen notwendigen Werke in ihren Schraͤnken aufgestellt
                                    enthalten: also eine reiche und auserlesene Sammlung zoologischer,
                                    botanischer und mineralogischer Werke; die vorzuͤglichsten Werke in
                                    allen Zweigen der reinen und angewandten Mathematik, der Physik, der Chemie,
                                    der Landwirtschaft, der Technologie. Die Bibliothek der Hauptstadt muß das
                                    gesammte Gebiet des menschlichen Wissens aller Zeiten und aller
                                    Voͤlker der Erde bis auf den neuesten Tag herab umfassen. Dieß ist um
                                    so notwendiger, als heute zu Tage das Vermoͤgen auch des reichsten
                                    Privatmannes kaum hinreicht, sich alle in dem Gebiete seiner Wissenschaft
                                    bei allen Voͤlkern jaͤhrlich
                                    erscheinenden Werke beizuschaffen: das Gebiet der Naturgeschichte allein,
                                    dieser Basis aller Landwirthschaft und Gewerbskunde, uͤbersteigt
                                    jaͤhrlich 70–80,000 fl. Die Bibliotheken der
                                    Landstaͤdte koͤnnten sich mit den auserlesensten
                                    aͤlteren und den vorzuͤglichsten neueren begnuͤgen. 2)
                                    Sammlungen und Cabinette der Naturprodukte des Vaterlandes aus allen drei Reichen, (aus dem
                                    Thierreiche vorzuͤglich der in der Landwirtschaft schaͤdlichen
                                    Insecten in allen Perioden ihres Lebens); des Auslandes als Basis der Waarenkunde fuͤr Gewerbsleute,
                                    damit sie gegen die so oft im Handel vorkommenden Verfaͤlschungen so
                                    viel moͤglich gesichert waͤren, und gute echte Waare von
                                    verfaͤlschter und schlechter unterscheiden lernten; Sammlungen von Modellen der besten Maschinen und
                                    Geraͤthe zu jeder Arbeit in den Gewerben und in der Landwirthschaft.
                                    In der Hauptstadt muͤßten diese Sammlungen so viel moͤglich
                                    allumfassend seyn: Holland, das heutige Holland, kann in seinen
                                    naturhistorischen Cabinetten zu Leyden, in dem technologischen zu
                                    Bruͤssel anderen Staaten hierin als Vorbild dienen. 3) Botanische Gaͤrten: allumfassend in der
                                    Hauptstadt; in den kleineren Staͤdten als Baum- und
                                    Saamenschulen, in welchen der Buͤrger und Landmann nicht bloß alle
                                    nuͤzlichen schnellwachsenden Holzarten, alle edleren und besseren
                                    Obstsorten, alle besseren Gemuͤse und Getreidearten, alle Oehl:,
                                    Faͤrbe- und Gaͤrbepflanzen etc., mit einem Worte Alles,
                                    was die Pflanzenwelt fuͤr sein Klima Brauchbares ihm darbietet,
                                    kennen lernt, sondern auch unentgeldlich oder fuͤr geringe Preise
                                    erhalten kann. Diese, mitten in den Graͤueln der Revolution
                                    hervorgegangenen, mitten unter den moͤrderischen Kriegen von dem des
                                    Despotismus und des Geizes angeklagten unsterblichen Kaiser auf den
                                    hoͤchsten Grad der Vollendung erhobenen, und, nach der Restauration,
                                    selbst von dem deplorablen und incompatiblen Ministerium sorgfaͤltig
                                    erhaltenen Anstalten in Frankreich koͤnnen jedem anderen Lande als
                                    Muster dienen. 4) Oeffentliche Laboratorien
                                    fuͤr Physiker*) und Chemiker, in welchen der unbemittelte Gelehrte
                                    diejenigen Versuche anstellen kann, die er zum Behufe der Wissenschaft
                                    fuͤr nothwendig findet. Dieß ist der gegenwaͤrtige Bedarf
                                    fuͤr die Voͤlker sowohl als fuͤr die Wissenschaften,
                                    wenn beide in ihrer Cultur gehoͤrig fortschreiten sollen. Ein Theil
                                    dieses Bedarfes wird sich durch die Summen deken lassen, die heute zu Tage
                                    in manchem Lande fuͤr eitle Charlataneria
                                       Eruditorum, fuͤr blauen gelehrten Dunst und literarischen
                                    Nebel hinausgeworfen werden: was uͤbrigens noch zu aͤhnlichen
                                    Anstalten fehlt, muß, wo das Volk, wie in vielen Laͤndern
                                    Deutschlands, viel zu arm ist, von der Regierung nachgeschossen werden. Wozu
                                    nuͤzen dem Lande die 20 Millionen, die z.B. in der Casse*'s
                                    muͤßig liegen? Bibliotheken, Cabinette, Botanische Gaͤrten,
                                    oͤffentliche Laboratorien sind die Festungen des Friedens; sie
                                    nuͤzen dem Lande im Frieden eben so maͤchtig, als die festen
                                    Plaͤze im Kriege; sie sichern das Land, daß es nicht
                                    uͤberfluͤgelt wird von den Nachbarstaaten, waͤhrend
                                    diese auf dem weiten Felde der schoͤnsten Eroberungen, die der
                                    menschliche Geist machen kann, auf dem Felde der Erfindungen und
                                    Entdekungen, rasch vorwaͤrts schreiten, und die Graͤnzen des
                                    menschlichen Wissens immer weiter und weiter hinausruͤken. Wissen ist Kraft, im Frieden eine noch
                                    maͤchtigere Kraft, als Schießen im Kriege, und selbst dieses leztere
                                    beruht in seinem Erfolge lediglich auf der feinsten Mathematik, auf der
                                    hoͤheren Vollendung der Physik und Chemie. Wer nur um ein Zehntel
                                    weiter zu schießen vermag, als ein anderer, und zehn Mal besser trifft, ist
                                    dem Anderen hundert Mal uͤberlegen.Die Wuͤnsche, die uns hier entschluͤpften, sind keine einen
                                    Wuͤnsche; sie wurden in Holland theils vom Volke, theils von der
                                    Regierung, in Frankreich, zum Theile, von lezterer allein
                                    ausgefuͤhrt. Was das reiche hollaͤndische Volk vermag, das mit
                                    dem Ueberschusse seines Vermoͤgens auf das Steigen und Fallen anderer
                                    Voͤlker speculirt, vermag nicht jedes andere Volk. Daß das
                                    hollaͤndische Volk aber zu diesem hohen Reichthume gelangte, verdankt
                                    es bloß seiner hoͤheren Bildung, seinen eben so gruͤndlichen
                                    als ausgebreiteten Kenntnissen in allen Zweigen des physischen und mathematischen
                                    Wissens.*) Das kleine, nur von einigen Tausend Bleichern, Webern,
                                    Gaͤrtnern, Landwirthen und Kaufleuten bewohnte Haarlem besizt an seinem Taylor'schen Institute eine Bibliothek
                                    von naturhistorischen Werken, um deren mehrere man zu Wien und Berlin, zu
                                    Muͤnchen und zu Paris vergebens fragen wird, und aus der kleinen
                                    zoologischen Sammlung dieses Staͤdtchens koͤnnten die
                                    Sammlungen aller so eben genannten Hauptstaͤdte sich noch mit einigen
                                    Exemplaren bereichern. Physische und mathematische Kenntnisse bereichern
                                    nicht bloß den Geist, sie bereichern auch den Sekel desjenigen, der sie
                                    gehoͤrig zu benuͤzen weiß. Ein Volk, das reich an physischen
                                    und mathematischen Kenntnissen ist, muß auch reich an Geld werden.
                                    Moͤchten dieß diejenigen Financiers nicht vergessen, die da glauben,
                                    die ganze Kunst zu regieren bestehe in Vermehrung der Staatseinnahme durch
                                    directe und indirecte Steuern. „Wenn ich, sagt der
                                       Hollaͤnder, von meiner Sau viel Spek gewinnen will, muß ich
                                       vorerst dafuͤr sorgen, daß sie fett werden kann.“ Und
                                    so wird man auch, wo man aus directe oder indirecte Weise von dem Volke viel
                                    Geld erheben will, vorerst dafuͤr sorgen muͤssen, daß es zu
                                    Geld gelangen koͤnne. Dieß kann es aber, wenn es kein Raubvolk ist,
                                    nur dadurch, daß es arbeiten lernt, und zwar mit Verstand arbeiten lernt,
                                    was nie der Fall seyn wird, wo man ihm den hierzu noͤthigen
                                    Unterricht entzieht. A. d. Ue.*) Die Regierung der Vereinigten Staaten hat uͤber ihr Gebiet, das die
                                    Weltmeere der beiden Hemisphaͤren begraͤnzt und von dem
                                    Wendekreise bis an den Polarkreis reicht, genau verglichene Barometer und
                                    Thermometer an ihre Buͤrger auf jedem wichtigeren Punkte ihres
                                    ungeheueren Landes vertheilt, und ein eigenes Comité ernannt, das die
                                    einzusendenden Beobachtungen zu vergleichen hat. (Siehe Edinburgh New Philos. Journal N. 5. IV. Bd.) Hr. v. Humboldt empfahl dem Kaiser aller Reußen am 28. Nov. 1829 in
                                    seiner schoͤnen, aber etwas zu mystischen Rede fuͤr einen
                                    reinen Physiker, dem Beispiele dieses Freistaates zu folgen, und wenn kein
                                    Minister in Rußland auf diesen guten Rath achten sollte, so wird der weise
                                    Cancrin denselben seinem Czar an das Herz zu
                                    legen wissen. Vor mehr dann zwanzig Jahren hat das
                                    Obermedicinal-Comité in Bayern, als es noch unter der Leitung
                                    eines Mannes stand, der eben so großer Physiker als Arzt und seinen
                                    Zeitgenossen vielleicht um ein Jahrhundert voraus war, an die vom Staate
                                    angestellten Aerzte auf den sogenannten Physikaten meteorologische
                                    (verglichene) Instrumente vertheilen lassen, und eine treffliche Instruction
                                    uͤber die anzustellenden Beobachtungen erlassen. Wir fanden in Bayern bei den sogenannten Physicis (Physikatsaͤrzten) die
                                    Thermometer an Kuͤchenfenstern, an Schornsteinen, und ein Barometer
                                    an einer hoͤchst schiefen Wand nicht aufgehaͤngt, sondern
                                    angenagelt. Wer waren die Lehrer dieser Physiker in der Physik?
                                    Moͤnche und Exmoͤnche. Heute zu Tage sieht kein Arzt in Bayern
                                    mehr ex offo auf ein Barometer oder
                                    Thermometer.*) Es ist merkwuͤrdig, daß das hollaͤndische (das
                                    niederdeutsche) Volk, waͤhrend die Gebildeten unter demselben die
                                    klassischen Dichter aller anderen Voͤlker auswendig wissen,
                                    Poëterei nie besonders geachtet, auch keinen Dichter aufzuweisen hat,
                                    den man den vorzuͤglichsten Dichtern anderer Voͤlker an die
                                    Seite stellen koͤnnte. Nur einige gute Satyriker haben die
                                    Hollaͤnder.
                              
                           
                           Fuͤr diejenigen, welche die Frage der National-Aufmunterung der
                              Wissenschaften nach Pfund Sterling, Shillings und Pence bemessen, will ich hier eine
                              Thatsache aufstellen, die, obschon sie ziemlich allgemein bekannt ist, doch, wie es
                              mir scheint, etwas mehr
                              Aufmerksamkeit verdient. Die Regierung hat vor Kurzem die Bemerkung gemacht, daß die
                              Bedingungen, unter welchen sie Leibrenten ertheilte, auf Fehlern in der Berechnung
                              beruhten, und ein Parliamentsact hat neue Tafeln einzufuͤhren befohlen. Man
                              hat behauptet, daß die fruͤheren fehlerhaften Tafeln dem Lande einen Verlust zwischen
                              zwei und drei Millionen Pfund Sterling verursachten. Die Thatsache, daß der
                              Papierhandel mit diesen Leibrenten eine schlechte Speculation war, war
                              laͤngst allgemein bekannt, und die Regierung scheint das lezte Individuum
                              gewesen zu seyn, das hieruͤber gehoͤrig unterrichtet wurde.
                              Haͤtte man nur die Haͤlfte des Interesses von der Haͤlfte
                              dieses Verlustes mit Verstand zur Foͤrderung mathematischer Wissenschaften
                              verwendet, so wuͤrden diese so kostbaren und theueren Fehler durchaus
                              unmoͤglich geworden seyn.Was Hr. Professor Babbage hier von England sagt,
                                    gilt auch von manchem Lande aus dem Festlande, zumal im suͤdlichen
                                    Deutschland, und es waͤre hoͤchst zu wuͤnschen, daß
                                    diese Laͤnder bei Zeiten durch fremden Schaden klug werden
                                    moͤchten, den sie in England naͤchster Tagen mit eigenen Augen
                                    werden wahrnehmen koͤnnen. Man glaubt nur zu haͤufig in den
                                    Buͤreaukratien, der ganze Nuzen der Mathematik fuͤr den
                                    Staatshaushalt besteht in der Kunst zu Addiren
                                    bei den Rechnungskammern, zu Subtrahiren bei den
                                    Verwaltungen, und zu Dividiren bei den
                                    verschiedenen Finanzdepartements! und zwar so zu dividiren, das; der
                                    Dividendus unter den Divisoren ohne bedeutenden Bruch aufgeht. Daß sich die
                                    Festigkeit, das nahe Sinken oder Steigen eines Staates durch a + b berechnen
                                    laͤßt, scheint man heute zu Tage nicht zu ahnden, und unsere Ahnen
                                    waren mitten in ihrer Unwissenheit und ihren Vorurtheilen wenigstens
                                    insofern kluͤger als wir, als sie die Notwendigkeit fuͤhlten
                                    an jedem Hose, wenn er auch noch so klein war, mindestens doch eine Art von Mathematiker zu halten,
                                    naͤmlich einen Astrologen, der die Zukunft, so gut es gehen mochte,
                                    berechnen sollte. Mit dem Astrologen vom Hofe ist auch die Mathematik, wie
                                    es scheint, aus dem Staatshaushalte verbannt worden, so wie mit dem
                                    Hofnarren die Wahrheit: denn heute zu Tage gilt jeder fuͤr einen
                                    Narren, der es wagt die Wahrheit laut auszusprechen. Wir zweifeln sehr, ob
                                    in irgend einem Staate (außer dem ehemaligen Napoleon'schen) irgend ein
                                    Finanzplan uͤber directe oder indirecte Steuern der Pruͤfung
                                    eines tuͤchtigen Algebristen unterzogen wurde. Die Finanzminister
                                    sind zwar in der Regel beim Staatsschuldenmachen und beim
                                    Staatsschuldentilgen so klug, ihre Unwissenheit oͤffentlich zu
                                    gestehen, und Bankiers in ihre Ministerialsizungen zu laden. Allein die
                                    Bankiers, die die Mathematik des Schuldenmach- und Schuldentilgwesens
                                    in der Regel besser verstehen, als der Hr. Minister mit allen seinen
                                    Finanzraͤthen, vergessen selten, sich selbst als Coefficienten bei
                                    jedem
                                    Gliede der Rechnung anzubringen, und so sehen wir nicht selten diese
                                    Mathematiker fuͤr den guten Rath, den sie den Hrn. Finanzministern
                                    und Raͤthen ertheilten, um eben so viele halb Duzende Nullen hinter
                                    irgend einer Anzahl von Einheiten reicher werden, als der Staat
                                    aͤrmer wird. Die ganze Welt bewundert das Haus Rothschild, und die ganze Welt scheint vergessen zu haben, daß die
                                    Soͤhne Israëls von jeher die Mathematik weit emsiger
                                    betrieben, als irgend ein anderes Volk der Erde. Man glaubt so oft dort
                                    Wunder zu sehen, wo alles auf die natuͤrlichste Weise von der Welt
                                    geschieht. Hr. Baron von Rothschild wird besser,
                                    als Tausend andere, fuͤhlen, wie viel er der Cultur der Mathematik
                                    unter seiner Nation zu danken hat, und wir zweifeln nicht, daß, wenn ihm
                                    Hrn. Babbage's Abhandlung zu Gesicht
                                    kaͤme, er, bei dem hohen Sinne, den er fuͤr Foͤrderung
                                    der Wissenschaften sowohl als fuͤr Linderung menschlichen Elendes
                                    schon so oft auf die ehrenvollste Weise beurkundet hat, sich vielleicht
                                    entschließen wuͤrde eine halbe Million zur Gruͤndung eines Institutes fuͤr mathematische
                                       Wissenschaften in irgend einem Lande fuͤr seine Glaubensgenossen als ewiges Andenken an seinen
                                    unsterblichen Namen zu bestimmen. Sein Beispiel wuͤrde sehr bald
                                    einige andere Voͤlker elektrisiren, und man wuͤrde den Werth
                                    des mathematischen Wissens endlich wenigstens
                                    nach Pfund Sterling, Shill., Pence und Farthings fuͤhlen lernen.
                                    Uebrigens werden dann die Israeliten, wenn Einer der Maͤchtigsten
                                    Ihres Volkes der Erste war, der ein Institut fuͤr das reinste menschliche Wissen, fuͤr mathematische Wissenschaften, gruͤndete,
                                    die Ehre haben den uͤbrigen Voͤlkern mit den heiligen
                                    Buͤchern des Wissens eben so vorausgegangen seyn, wie mit den
                                    heiligsten Buͤchern des Glaubens, und die uͤbrigen
                                    Wissenschaften und Kuͤnste werden sich auf Mathematik stuͤzen lernen, wie das neue Testament sich aus
                                    das alte stuͤzt.Eigene Institute fuͤr mathematische
                                    Wissenschaften sind ein laͤngst gefuͤhltes Beduͤrfniß
                                    in allen Staaten, in welchen Oekonomie, Industrie und Handel sich in einem
                                    bluͤhenden Zustande befindet. Der gewoͤhnliche Lehrvortrag
                                    uͤber Mathematik auf Universitaͤten, wenn er auch, wie an
                                    einigen solideren Universitaͤten, auf drei Jahre ausgedehnt ist, ist
                                    zu kurz; die Vorlesungen uͤber Mathematik werden uͤberdieß
                                    theils sehr nachlaͤssig von denjenigen besucht, die Mathematik nur
                                    als Nebensache, wie man sagt, hoͤren,
                                    theils sehr sparsam und kuͤmmerlich von
                                    denjenigen, die einst Mathematiker von Profession werden wollen; so daß auf
                                    manchen Universitaͤten unter 1000 bis 2000 Studierenden in manchem
                                    Curse auch nicht Einer ist, der Mathematik studiert um Mathematiker zu
                                    werden. Wir wissen, daß der Mangel an Mathematikern in einem Staate von 32
                                    Millionen Menschen vor 20 Jahren noch so groß war, daß einer der
                                    angesehensten Professoren der Astronomie in Europa, der sich damals in einer
                                    Provinz dieses Landes als Director einer Sternwarte befand, zwei Jahre lang
                                    keinen Adjuncten bekommen konnte. Ein Israëlite, der sich zur
                                    Adjunctenstelle weldete, wurde von dem Jesuitenknechte, der das Studienwesen
                                    in diesem Lande leitete, ungeachtet der ausgezeichnetesten
                                    Faͤhigkeiten und Kenntnisse, zuruͤkgegewiesen. Zeither sind
                                    die Lehrstellen der Mathematik in diesem Lande meistens mit Geistlichen
                                    besezt, welche, wie die Geschichte von Galileo bis auf unsere Zeiten lehrte,
                                    immer mehr Interesse fanden, das Studium der Mathematik zu
                                    unterdruͤken und den mathematischen Geist erstiken, als zu weken. Zum
                                    (Gluͤke fuͤr die Menschheit und fuͤr diesen Staat
                                    werden diese jesuitischen Umtriebe in demselben dadurch gelaͤhmt, daß
                                    einige Prinzen des Landes selbst mathematischen Geist genug besizen, um
                                    diesen in dem ihren Befehlen anvertrauten Militaͤre kraftvoll zu
                                    naͤhren und zu pflegen. Die Mathematik ist in diesem Lande so sagen
                                    einzig in den Reihen der Tapferen finden, und wir koͤnnten einige
                                    achtbare Namen unter diesen nennen, die sich bloß deßwegen der Artillerie
                                    und dem Geniewesen widmeten, um ihrem Hange, ihrem Drange zur Mathematik
                                    Befriedigung schenken zu koͤnnen, und wenigstens
                                    ein sicheres Stuͤk Commißbrot an der Seite der Venus Urania zu
                                    finden. Durch diese Officiere, durch die Unterofficiere selbst der
                                    Artillerie und des Geniewesens verbreitete sich in diesem Lande der
                                    notwendige Bedarf mathematischer Kenntnisse unter den Technikern, welche
                                    sich denselben ganz natuͤrlich weder an der Universitaͤt, noch
                                    selbst an der polytechnischen Schule holen konnten. So wird das
                                    Militaͤr durch seine mathematischen Kenntnisse im Frieden eben so
                                    sehr, wie im Kriege, die eigentliche Seele dos buͤrgerlichen Lebens,
                                    ohne welche Akerbau, Industrie und folglich auch Handel in diesem Lande noch
                                    jezt, wie ehevor, danieder liegen wuͤrde.Wenn Hr. Babbage klagt, daß man in England
                                    Maͤnner, wie Dalton, Schule dreschen
                                    laͤßt, so ist dieß ein Ungluͤk, das nicht England allein und
                                    nicht Dalton allein trifft, sondern auch andere
                                    Laͤnder und andere verdiente Maͤnner. Dieses Ungluͤk
                                    ist vorzuͤglich darin gegruͤndet, daß man haͤufig
                                    irgend ein Moͤbel, das man in der Rumpelkammer der Staatshaushaltung
                                    zu nichts anderem brauchen kann, zum Minister des Unterrichtes oder zum
                                    Studienreferendaͤr macht. Gewoͤhnlich ist dieses Moͤbel
                                    ein ehemaliger Jurist, der, als solcher, in der Regel, auf der
                                    Universitaͤt nichts gelernt hat; der sich hoͤchstens
                                    vielleicht einen Anstrich von historischem, publizistischem oder
                                    belletristischem Halbwissen zu geben und dadurch ein Plaͤzchen in der
                                    Bureaukratie zu erschleichen wußte; der so wenig von Mathematik, Physik,
                                    Chemie, Naturgeschichte, mit einem Worte, von Allem demjenigen, worauf das
                                    Wohl des Staates eigentlich beruht, versteht und
                                    weiß, als Karl's XII. Stiefel vom Staatshaushalte.Solche Moͤbel moͤbliren nun nicht selten den Staat mit
                                    Professoren der Mathematik, Physik etc., je nachdem sie ihnen per gladium aut per vaginam aufgedrungen werden;
                                    vertreiben die groͤßten Physiker beider Welttheile, wie z.B. den
                                    unsterblichen Grasen * * aus dem Lande; rufen dafuͤr Narren hinein,
                                    und, wenn sie Gelehrte von Verdienst rufen wollen, wissen sie nicht einmal
                                    den Namen derselben richtig zu schreiben, und lassen X fuͤr V kommen. Wenn man
                                    wuͤßte, wie Professoren gewoͤhnlich auf das Katheder gesezt
                                    werden, wuͤrde man sich nicht wundern, daß die Welt so dumm ist, wie
                                    sie ist: zum Gluͤke ist sie noch nicht gar so dumm, als man sie haben
                                    will, und als die meisten Minister des Unterrichtes, die
                                    Studienpraͤsidenten, Studienrefendaͤre etc. sie haben wollen.
                                    Mitten in der Nacht der Inquisitionen erscheint zuweilen ein
                                    Studienpraͤsident, wie Gerard van Swieten,
                                    der Sohn, und verscheucht die roͤmischen Finsternisse wenigstens
                                    fuͤr ein paar Menschenalter, und neben dem elenden Betruͤger
                                    Defontanes, der den großen Kaiser und die
                                    große Nation zugleich aͤffte, sieht man den edlen Grafen Scopoli im K. Italien sein Vaterland den
                                    Wissenschaften wieder eroͤffnen. Nie sollte eine Regierung die
                                    Gewalt, Lehraͤmter zu ertheilen, einem einzigen Individuum
                                    anvertrauen, außer sie hat sich durch Reihen gluͤklicher Erfahrungen
                                    von der Vielseitigkeit und Gediegenheit der Kenntnisse, von der Treue und
                                    Anhaͤnglichkeit desselben an die Grundsaͤze der Regierung, und
                                    von der reinsten Unbestechlichkeit in physischer und moralischer Hinsicht
                                    vollkommen uͤberzeugt. Diese schoͤne Ueberzeugung
                                    haͤtte Joseph II. von seinem weisen Freunde Gerard van Swieten, Napoleon von dem Med. Doctor, Grafen
                                    Scopoli, gewonnen, und Oesterreich und
                                    Italien erbluͤhten schnell unter dem wohltaͤtigen
                                    Einfluͤsse dieser beiden großen Gelehrten. Da Maͤnner von
                                    solchem Schrote und Korne zu den Seltenheiten ihrer Jahrhunderte
                                    gehoͤren, so sollte die Besezung der Lehrstellen nicht nur nie
                                    einzelnen Individuen, noch weniger aber gelehrten Corporationen
                                    uͤberlassen werden, bei welchen Simonie, Nepotismus, und die Furcht,
                                    daß ein Individuum unter sie geraͤth, das sie auf der einen Seite
                                    verdunkeln, auf der anderen ihre dunkeln Wege beleuchten koͤnnte, nur
                                    zu oft die Anstellung wuͤrdigerer Individuen, als sie selbst sind, zu
                                    hindern weiß. Zur Leitung der wissenschaftlichen Cultur eines Volkes, zur
                                    Foͤrderung der Wissenschaften in einem Lande ist ein eigener
                                    Erhaltungsrath noͤthig, der aus dem gebildetesten und edelsten Theile
                                    der Nation bestehen muͤßte; der fuͤr seine Amtsverrichtungen
                                    keinen Gehalt bezoͤge, sondern durch die Ehre, fuͤr das
                                    hoͤchste und wichtigste Beduͤrfniß eines jeden Landes,
                                    zwekmaͤßige Bildung seiner Einwohner in jeder Classe derselben, sorgen
                                    zu duͤrfen, hinlaͤnglich belohnt wuͤrde. Durch einen
                                    solchen Erhaltungsrath fielen nicht nur, auf der einen Seite, die großen
                                    Auslagen fuͤr das sogenannte Studiendepartement weg, die gerade in
                                    jenen Staaten am groͤßten sind, wo man am meisten fuͤr
                                    Wissenschaft sorgt, und auf der anderen Seite waͤren von den
                                    hunderttausend Menschlichkeiten, die so oft bei Besezung der Lehrstellen
                                    durch einen einzelnen unwissenden, eitlen, eigennuͤzigen, geilen
                                    Schreiber unterlaufen, so viel moͤglich umgangen. Es wuͤrden
                                    dann nur Maͤnner von Verdienst als Lehrer angestellt werden, von
                                    deren Kenntnissen sich der gebildeteste und edelste Theil des Volkes
                                    uͤberzeugt hat, und es wuͤrde dann nicht selten der beinahe
                                    unerhoͤrte Fall eintreten, daß einzelne Buͤrger vom Staate
                                    gebeten wuͤrden, gewisse Lehrstellen zu uͤbernehmen,
                                    waͤhrend man jezt beinahe uͤberall nur um Lehrstellen bitten
                                    oder betteln oder schachern sieht, und, wenn ja irgend ein Ruf (eine
                                    sogenannte Vocation) von Seite eines Studiendepartements erlassen wird,
                                    dieser Ruf meistens nur an einen Gelehrten des Auslandes zur Schande aller
                                    Gelehrten desselben Faches im Inlande, zur wahren Nationalschande, gerichtet
                                    ist.Wenn die Weisheit so vieler Regierungen aller Zeiten und Laͤnder es
                                    fuͤr geeignet fand, die Wahl der Individuen, welche das
                                    Vermoͤgen und die Rechte einzelner Communitaͤten verwalten
                                    sollen, der Municipalitaͤtsbeamten, unter Vorbehaltung der
                                    allerhoͤchsten Genehmigung, dem Volke selbst zu uͤberlassen,
                                    und wenn Regierung und Volk sich gut hierbei befindet; sollten
                                    entgegengesezte Resultate zu besorgen seyn, wenn die Wahl der Lehrer des
                                    Volkes den Gebildetesten und Edelsten in dem Volke uͤberlassen ist?
                                    Wenn das Volk, wie es sich so oft zeigt, weil es ganz in der Natur der Sache
                                    gelegen ist, die tuͤchtigsten Maͤnner zu jedem Fache aus
                                    seiner Mitte besser zu waͤhlen versteht, als mancher Minister; sollte
                                    man Mißgriffe von Seite der Gebildetesten und Edelsten unter dem Volke zu
                                    besorgen haben? Vielleicht, wenigstens, kaum groͤßere, als nach dem
                                    bisherigen Verfahren geschehen, wo es nicht selten selbst den
                                    Schuͤlern unbegreiflich ist, wie ihr Professor Professor werden
                                    konnte, da er offenbar weit weniger weiß, als sie selbst. Man hat die hier
                                    beruͤhrte Weise, die Lehraͤmter von den Trivialschulen bis zu
                                    den Lehrkanzeln hoͤherer Wissenschaften hinaus zu besezen, bereits in
                                    mehreren der Vereinigten Staaten N. Amerika's mit dem gluͤklichsten
                                    Erfolge versucht: vielleicht kommt diese Sitte auch einst noch uͤber
                                    den Ocean her nach Europa. A. d. Ue.
                              
                           
                           Fuͤr diejenigen, welche sich vor dem Ansehen großer Maͤnner beugen, mag
                              Eine Bemerkung hinreichen. Die Méchanique
                                 céleste
                              Der erste Band der ersten Uebersezung dieses beruͤhmten Werkes in die
                                    englische Sprache kam so eben nach England aus Nordamerika. A. d. O. und die Théorie analytique des
                                 Probabilités wurden beide von ihrem Verfasser, Laplace, dem Kaiser Napoleon zugeeignet. Waͤhrend der Regierung dieses außerordentlichen
                              Mannes waren die Eroberungen Frankreichs im Gebiete der Wissenschaften eben so
                              glaͤnzend, als die Siege uͤber seine Feinde. Moͤgen die
                              Institutionen, die Frankreichs Physiker erzogen und belohnten, eben so bleibend seyn, als
                              die Wohlthaten, welche leztere der Menschheit erwiesen!
                           In anderen Laͤndern hat man gefunden, und gibt es auch zu, daß
                              Wissenschaftliche Kenntnisse eine Empfehlung zu oͤffentlichen Aemtern sind,
                              und daß ein Mann deßwegen, weil er einst eine Sternwarte dirigirte, oder weil er
                              durch seine Entdekungen den Umfang unserer Kenntnisse im Thierreiche erweiterte,
                              nicht ein schlechtes Gesandter seyn muß. Es fehlt auch nicht an Beispielen, daß
                              Minister ihre Laufbahn mit Untersuchungen in der reinen Analysis begannen. Da solche
                              Beispiele vielleicht haͤufiger sind, als man allgemein glaubt, so wird es
                              nicht schaden, einige jener Maͤnner, die sich in Wissenschaften
                              auszeichneten, und entweder fruͤher hohe oͤffentliche Aemter in den
                              Regierungen ihres Landes bekleideten oder noch bekleiden namentlich
                              anzufuͤhren:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 37, S. 390
                              Land. Name. Wissenschaft. Umt.
                                 Frankreich. Marquis Laplace.Verfasser der Mécanique celeste. A. d.
                                       O.; Mathematik. Praͤsident des Erhaltungsrathes. do; Carnot.;
                                 Kriegsminister. Graf Chaptal.Verfasser des Traité de Chimie
                                          appliquée aux arts. A. d. O. (Und der trefflichen Abhandlung uͤber den Weinbau, und
                                       vieler anderen hoͤchst schaͤzbaren Werke und Abhandlungen
                                       in landwirthschaftlicher, technischer und chemischer Hinsicht.) A. d.
                                       Ue.; Naturgesch. Chemie. Minister des Inneren.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 37, S. 391
                              
                           Land. do; Name. Wissenschaft. Amt.
                              Baron Cuvier.Verfasser der Leçons d'Anatomie
                                       comparée; der Recherches sur les
                                       ossemens fossiles etc. etc. A. d. O. (Eines trefflichen Handbuches der Naturgeschichte, der großen Naturgeschichte
                                       der Fische, und der vielen herrlichen Biographien der verstorbenen
                                    Mitglieder des Institutes.A. d. Ue.); Vergleichende Anatomie. Minister des oͤffentlichen Unterrichtes.
                              Yreußen. Baron Humboldt. Orientalische Sprachen. Gefandter in England. Alexander
                              Humboldt. Der beruͤhmte Reisende. Kammerherr u. Geh. Rath des Koͤniges
                              von Preußen. Modena. Marchese Rangoni.Verfasser der Memoria sulle Funzioni Generatrici.
                                       Modena, 1824, und mehrerer anderer Abhandlungen uͤber
                                    mathematische Gegenstaͤnde.A. d. O.; Mathematik. Minister der Finanzen und des oͤffentlichen
                              Unterrichtes. Praͤsident der italiaͤnischen Akademie der XL. Toscana.
                              Conte Fossombroni.Verfasser mehrerer Abhandlungen uͤber Mechanik und Hydraulik in den
                                    Abhandlungen dieser Akademie.A. d. O. Premierminister in Toscana. Schafen. Hr. v. Lindenau.Verfasser der barometrischen Tafeln, Gotha. 1809;
                                    der Tabulae veneris novae et correctae. Gothae.
                                    1810; der Investigatio nova Orbitae a Mercurio circa
                                       Solem descriptae. Gothae. 1813 u.a. Werke.A. d. O.; Astronomie. Gesandter.
                           Hr. v. Lindenau, Gesandter der Koͤniges von Sachsen
                              am niederlaͤndischen Hofe, begann seine Laufbahn als Astronom an der
                              Sternwarte des Herzoges von Gotha, und ward dann Gesandter am deutschen Bunde. Nach
                              dem Tode des Herzoges ward Hr. von Lindenau nach Dresden
                              geladen, und bekleidete dieselbe Stelle unter dem Koͤnige von Sachsen, der
                              ihn dann zum Gesandten am niederlaͤndischen Hofe ernannte. Zu solchen
                              Beispielen finden wir nun in unserem Lande (England), wenigstens in den neueren
                              Zelten, keine Gegenstuͤke. Newton ist zwar
                              Muͤnzmeister geworden, allein dieß geschah vor mehr dann hundert Jahren: wenn
                              heute zu Tage Jemand einen aͤhnlichen Posten fuͤr einen Newton
                              vorschlagen wuͤrde, so wuͤrde er sehr bald aus dem Laͤcheln
                              derjenigen, denen er einen solchen Vorschlag machte, entnehmen, daß die
                              hoͤchsten wissenschaftlichen Kenntnisse hier ohne Erfolg bleiben, und daß
                              politischer Einfluß, „(d.h. auf deutsch ministerieller)“
                              beinahe die einzige Enpfehlung ist.
                           
                              Aufmunterung durch gelehrte Gesellschaften.
                              Es gibt verschiedene Umstaͤnde, welche dazu beitragen, Individuen, die
                                 sich mit Wissenschaften beschaͤftigen, zu Verbindungen, zur Bildung von
                                 Gesellschaften oder Akademien zu veranlassen. In fruͤheren Zeiten, wo
                                 physikalische Instrumente noch eine Seltenheit waren, und die Kunst, Versuche
                                 anzustellen, noch nicht gehoͤrig begriffen war, waren solche Verbindungen
                                 beinahe nothwendig. In neueren Zeiten hingegen, wo die Wissenschaften sich
                                 taͤglich durch neue Fortschritte bereichern, hat es sich gezeigt, daß
                                 diejenigen Individuen, die am meisten geeignet sind die Graͤnzen des
                                 menschlichen Wissens zu erweitern, nur zu oft am wenigsten im Stande sind die
                                 Drukkosten fuͤr ihre Untersuchungen und Entdekungen zu bestreiten. Es war
                                 daher sehr gut, daß man einige Mittel ausdachte, um diesem Nachtheile
                                 abzuhelfen, und die Abhandlungen der Akademien haben diesen erwuͤnschten
                                 Zwek erfuͤllt.Es gibt aber auch Akademien, die diesen Zwek waͤhrend der
                                       Jahrhunderte und Jahrzehende ihres Bestehens mehr hinderten, als
                                       foͤrderten, und es ist durch die Geschichte der meisten Akademien
                                       erwiesen, daß sie eigentliche Erfindungen mehr unterdruͤkten und
                                       untergruben, als foͤrderten. Hiervon finden sich von Papin bis auf Aldini in unseren Zeiten die schreiendsten Beweise auf jeder
                                       Seite der Geschichte der Erfindungen. Wenn die sogenannten Abhandlungen der Akademien, nach Hrn. Babbage, den Zwek haben sollen,
                                       Schriftstellern zum Druke einer Abhandlung zu helfen, fuͤr welche
                                       sie sonst keinen Verleger finden wuͤrden; so ist dieß auf der
                                       einen Seite eine Satyre auf die Verfasser dieser Abhandlungen, die man
                                       kaum schneidender sich zu denken vermag, indem eine gut geschriebene
                                       Abhandlung uͤber einen wichtigen Gegenstand immer sicher ist
                                       einen Verleger zu finden, der sie ohne
                                          Honorar drukt: auf der anderen Seite waͤren die
                                       ungeheueren Auslagen, welche Akademien in einem Staate verursachen,
                                       sicher das unzwekmaͤßigste Mittel, Abhandlungen zum Druke zu
                                       soͤrdern, die keinen Verleger finden. Der Staat koͤnnte,
                                       wenn er es fuͤr gut faͤnde, Abhandlungen druken zu lassen,
                                       die auch ohne Honorar keinen Verleger finden, diesen Zwek weit sicherer
                                       erreichen, wenn er denselben in seiner Staatsdrukerei druken
                                       laͤßt. Hier waͤren, im ungluͤklichsten Falle, doch
                                       nur die Drukkosten verloren; der uͤbrige Auswand bei der Ausgabe
                                       der Abhandlungen der Akademie waͤre rein erspart. Wenn wir die
                                       Rechnungen der meisten Akademien (bei welchen gehoͤrige Rechnung
                                       gehalten wird) durchsehen, so werden wir finden, daß die Kosten, welche
                                       die Ausgaben ihrer Abhandlungen verursachten, ein nagender Krebs am
                                       Fonde der meisten Akademien sind. Haͤtte die Akademie ihre
                                       kostbaren Abhandlungen irgend einem Buchhaͤndler geschenkt, der
                                       sie unentgeldlich haͤtte druken wollen, so wuͤrde sie die
                                       Tausende von harten Thalern erspart haben, die ihre Finanzen jezt so
                                       hart druͤken. Wenn Abhandlungen von Gesellschaften, die so
                                       allgemein und so tief in das Leben von Millionen eingreifen, wie der Bulletin de la Société
                                          d'Encouragement, der Bulletin de la
                                          Société industrielle de
                                          Mulhausen, diesen Gesellschaften fuͤr ihre
                                       hoͤchst wohlthaͤtigen, rein menschenfreundlichen und
                                       wohlwollenden Absichten einen jaͤhrlichen Verlust von vielen
                                       tausend Franken verursachen; wenn diese beiden Gesellschaften,
                                       waͤhrend der kurzen Periode ihres Daseyns, der Menschheit mehr
                                       ersprießliche Dienste geleistet haben, als manche Akademie
                                       waͤhrend eines Jahrhundertes; so ist es erlaubt sich zu wundern,
                                       wie Akademien und Gesellschaften auf dem Selbstverlage ihrer
                                       Abhandlungen fortan beharren koͤnnen, waͤhrend
                                       Buchhaͤndler dieselben gratis sicher
                                       gern uͤbernommen haben wuͤrden. Der Buchhandel bildet
                                       heute zu Tage in Frankreich, und noch mehr in Deutschland, einen
                                       Phalanx, den kein Achill und kein Ajax, und selbst der schlaue Odysseus,
                                       nicht durchzubrechen vermoͤgen wuͤrde. Man muß sich
                                       demselben auf Diskretion ergeben, wenn man nicht Zeit, Muͤhe und
                                       Capitalien, die man den Wissenschaften opferte, umsonst hinausgeworfen
                                       haben will. Buchhaͤndler sind die Sensale der Capitalien des
                                       menschlichen Geistes: ohne Sensale kein Borseverkehr; ohne Buchhandel
                                       kein Verkehr in Ideen unter den Voͤlkern. Daher ist Italien, von
                                       welchem wir so vieles lernen koͤnnten, und das auch von uns noch
                                       manches lernen koͤnnte, insofern es keinen wahren Buchhandel
                                       besizt, obschon Individuen durch alle Muͤheseligkeiten des
                                       Selbstverlages in 20 Jahren Hunderttausende daselbst gewinnen
                                       koͤnnen, doch noch immer fuͤr Europa nicht bloß eine
                                       Halbinsel, sondern, in intellectueller Hinsicht, eine Insel außerhalb
                                       Europens Graͤnzen.A. d. Ue.
                                 
                              
                              Akademien dienen indessen auch noch zu einem anderen Zweke. Wenn sie sich auf
                                 eine bestimmte Anzahl von Mitgliedern beschraͤnken, welche durch ihre
                                 Kenntnisse ausgezeichnet sind, so wird die Aufnahme an denselben ein Gegenstand
                                 des Ehrgeizes. Allen denjenigen, die sich mit Wissenschaften
                                 beschaͤftigen, wird dadurch ein Reiz angeboten, der sie bei ihren
                                 Anstrengungen anspornt die gewuͤnschte Auszeichnung zu erlangen. Es ist
                                 offenbar, daß man eine solche Stelle in dem Maße schaͤzen wird, als sie
                                 schwer zu erlangen ist, und als der Ruhm derjenigen groß ist, die sie bereits
                                 besizen. Sobald der Maßstab, nach welchem man den Rang in wissenschaftlichen
                                 Kenntnissen bemißt, kleiner genommen wird, wird auch der Werth der Auszeichnung
                                 geringer, die man nach diesem Maße erhaͤlt. Sobald einmal eine Menge
                                 Leute, die gar keine wissenschaftlichen Kenntnisse besizen, aufgenommen werden,
                                 werden Maͤnner von wissenschaftlicher Bildung keinen Stolz mehr darin
                                 suchen, von einer solchen Akademie aufgenommen zu werden, und nur die minder gebildete Classe
                                 wird noch wuͤnschen koͤnnen darin aufgenommen zu werden.Hr. Prof. Babbage wird uns verzeihen, wenn wir
                                       unter allen Arten von Stolz den gelehrten
                                          Stolz, und unter allen Arten von Eitelkeit, die literarische Eitelkeit, fuͤr die
                                       deklagenswertheste Schwaͤche unter den vielen Arten von
                                       Schwaͤchen halten, von welchen das arme Menschengeschlecht
                                       heimgesucht wird. Es ist allerdings wahr, daß „Principibus placuisse viris, non ultima laus
                                             est;“ es wuͤrde vielleicht ein Fehler
                                       seyn, es zu verschmaͤlern; vielleicht waͤre der Fehler
                                       aber noch groͤßer, wenn man darum buhlen wollte. Man muß das, was
                                       man thut, ohne alle Ruͤksicht thun: weder Furcht vor Strafe noch
                                       Sucht nach irgend einen Lohn wird denjenigen bei seinen Handlungen
                                       leiten duͤrfen, der das, was er thut, in dem reinen
                                       Gefuͤhle thut, daß Gutes daraus hervorgehen muß. Wer Gutes in der
                                       Absicht thut, dafuͤr belohnt zu werden, hat Boͤses gethan;
                                       denn er hat eigennuͤzig gehandelt. Er hat uͤberdieß
                                       thoͤricht gehandelt, indem er sich durch eitle Meinungen zur
                                       Handlung bestimmen ließ. Wer in aller Welt wird heute zu Tage mehr
                                       irgend einen Werth auf die Aufnahme als Mitglied einer Akademie legen,
                                       wenn er gesehen hat, daß dieselbe Akademie, daß derselbe gelehrte Koͤrper nach 20 Jahren
                                       dasselbe Individuum wieder in seiner Mitte aufnimmt, welches er vor
                                       zwanzig Jahren aus der Liste seiner Mitglieder mit allem Rechte
                                       ausgestrichen hat? Wir wollen hoffen, daß das Zeitalter der Charlataneria Eruditorum im J. 1830 endlich
                                       an dem Erdballe gluͤklich voruͤber gegangen ist, und daß
                                       der lange lange Schweif des gelehrten Kometen, der ihn seit den
                                       Jahrhunderten gelehrter Innungen so unsanft beruͤhrte, fortan die
                                       ruhigen und regelmaͤßigen Umdrehungen um seine Achse nicht
                                       laͤnger stoͤren wird. Schon vor bald hundert Jahren ließ
                                       ein vortrefflicher Mann auf seinen Grabstein schreiben:„Çi git Piron, qui ne fut
                                                rien,
                                             Pas même
                                                Academicien.“Es ist an der Zeit, die Lebenden an diese Grabschrift zu erinnern, damit
                                       sie nicht vergessen, wie weise Maͤnner schon vor hundert Jahren
                                       von akademischen Wurden dachten.A. d. Ue.
                                 
                              Wir wollen nun einige der verschiedenen Akademien Europens in Hinsicht auf die
                                 Anzahl ihrer Mitglieder vergleichen. Die Royal Society of
                                    London, das Institut de France, die Accademia italiana de' XL, und die k. Akademie zu Berlin sind unter den
                                 ausgezeichnetesten.
                              
                                 
                                    Name des Landes:
                                    Bevoͤlkerung:
                                    Zahl der Mitglieder der Akademie:
                                    
                                    Zahl der fremden Mitglieder:
                                    
                                 
                                    England
                                    22,299,000
                                    685
                                    
                                      50
                                    
                                 
                                    Frankreich
                                    32,050,000
                                      75
                                    
                                       
                                       
                                        8100
                                    
                                 
                                    Preußen
                                    12,415,000
                                      38
                                    
                                      16
                                    
                                 
                                    Italien
                                    12,000,000
                                      40
                                    
                                        8
                                    
                                 
                              Es ist also in Frankreich Ein Mensch unter 427,000 Mitglied des Institutes. In
                                 Italien und Preußen ungefaͤhr Einer unter 300,000 Menschen Mitglied der
                                 dortigen Akademien. In England hingegen liefert jeder Haufe von 32,000 Menschen
                                 ein Mitglied der Royal Society. Wenn man nun bloß
                                 allein diese Verhaͤltnisse der Zahlen der Mitglieder betrachtet, so muß
                                 die Ernennung zum Mitglieds der Akademie zu Berlin 9 Mal mehr werth seyn, als
                                 die zum Mitgliede der Roy. Society in England, und
                                 ein Mitglied des Institutes in Frankreich ist in Frankreich ein 13 Mal
                                 selteneres Ding, als ein Geselle, (Fellow) of the Royal Society in England.Es scheint uns nicht, daß aus dieser Darstellung eine Schande fuͤr
                                       England oder eine besondere Ehre fuͤr die uͤbrigen Staaten
                                       hervorgeht. Waͤren die Akademien in den lezteren eben so
                                       eingerichtet, wie die Roy. Society, daß man
                                       bloß zu bezahlen braucht, um in derselben aufgenommen zu werden; so
                                       wuͤrde die Zahl der Akademiker vielleicht in Frankreich, Italien
                                       etc. eben so groß seyn. Es ist uͤbrigens keine Schande
                                       fuͤr ein Land und kein Nachtheil fuͤr die
                                       Wissenschaften, wenn in diesem Lande jeder 32000ste
                                       Mensch 600 fl. hergibt, um einem wissenschaftlichen Vereine desselben
                                       auf was immer fuͤr eine Weise anzugehoͤren.A. d. Ue.
                                 
                              So sehr uͤbrigens obige Ansicht die Wuͤrde einer Stelle an einer
                                 Akademie in anderen
                                 Laͤndern erhoͤht, so ist doch die verhaͤltnißmaͤßige
                                 Seltenheit derselben durchaus nicht der einzige auffallende Unterschied in den
                                 Verhaͤltnissen wissenschaftlich gebildeter Maͤnner. Wenn wir auf
                                 die Stelle Ruͤksicht nehmen, welche die Gelehrten, die Savans, in anderen Laͤndern in der
                                 Gesellschaft behaupten, so werden wir finden, daß sie in mehreren derselben hoch
                                 gestellt sind, und daß ihre Stellen eintraͤglich sind. Preußen ist
                                 gegenwaͤrtig unter allen Staaten Europens vielleicht derjenige, welcher
                                 den Wissenschaften die hoͤchste Aufmunterung, die kraͤftigste und
                                 nachhaͤltigste Unterstuͤzung gewaͤhrt. So groß die
                                 Verdienste vieler seiner Physiker sind, so ist doch auch ein guter Theil des
                                 Schuzes, dessen sich die eigentlichen Wissenschaften in Preußen erfreuen, in dem
                                 Charakter des regierenden Hauses gelegen, dessen heller Geist auch die
                                 abstractesten Wissenschaften zu naͤhren und zu ehren weiß.
                              Der Grundsaz: „Wissen ist Kraft,“ kann nur von denjenigen
                                 gehoͤrig begriffen werden, welche selbst in den Wissenschaften
                                 gehoͤrig bewandert sind, und so koͤnnen wir dem Umstande, daß die
                                 juͤngeren Zweige der k. preußischen Familie selbst sich bedeutende
                                 Kenntnisse in diesen Wissenschaften erwarben, die wuͤrdevolle Kraft
                                 zuschreiben, mit welcher diese Maxime in Preußen befolgt wird.
                              In Frankreich ist die Lage der Gelehrten hoͤchst ehrenvoll und
                                 eintraͤglich. Wenn wir die Liste des Institutes analysiren, so finden wir
                                 wenig Mitglieder, welche nicht Titel und Decorationen besaͤßen; da aber
                                 der Werth solcher Merkmale der koͤniglichen Gunst großen Theiles von der
                                 Menge derselben abhaͤngen muß, so will ich hier einige Umstaͤnde
                                 auffuͤhren, die wahrscheinlich dem englischen Leser nicht allgemein
                                 bekannt sind. Ich sammelte dieselben durch Vergleichung der Liste des Institutes
                                 vom J. 1827 mit dem Almanach royal fuͤr
                                 1823.
                              
                                 
                                      Zahl der Mitglieder des Institutes von Frankreich,die zur Ehrenlegion gehoͤren:
                                    
                                          Zahl der Mitglieder
                                          der
                                       
                                       Ehrenlegion aus jeder Classe:
                                       
                                    
                                 
                                    Großkreuze
                                      3
                                            80
                                    
                                 
                                    Großofficiere
                                      3
                                          160
                                    
                                 
                                    Commandeurs
                                      4
                                          400
                                    
                                 
                                    Officiere
                                    17
                                       2,000
                                    
                                 
                                    Ritter
                                    40
                                       Unbestimmt.
                                    
                                 
                                      Zahl der Mitgliederdes Institutes, die denMichaël-Orden tragen:
                                    Die Zahl der
                                          Mitglieder    dieses Ordens
                                          ist
                                                        100.
                                    
                                 
                                    Großkreuze
                                      2
                                    
                                    
                                 
                                    Ritter
                                    27
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                    Unter den Mitgliedern
                                    des Institutes befinden sich
                                    
                                 
                                    
                                      2 Herzoge,
                                    
                                 
                                    
                                      1 Marquis,
                                    
                                 
                                    
                                      4 Grafen,
                                    
                                 
                                    
                                      2 Vicomtes,
                                    
                                 
                                    
                                    14 Barone,
                                    
                                 
                                    
                                    –––––
                                    
                                 
                                    
                                    23, worunter fuͤnf Pairs von Frankreich.Hr. Babbage wird uns verzeihen, wenn
                                             uns bei dieser Zusammenstellung gelehrter und politischer
                                             Auszeichnung die Bemerkung eines alten Hofnarren einfiel, der,
                                             als sein Koͤnig sich wunderte, daß sein Beichtvater auf
                                             einmal den Kardinalshut erhielt, zu demselben sagte:
                                             „Sire, wer hoch im Hause wohnt, hat nicht weit auf
                                                den Dachgiebel; und wenn er nicht an Schwindel leidet, kann
                                                er dann, wo es ihm beliebt, auf allen Hausdaͤchern
                                                der Stadt umher spazieren. Orden und Wuͤrden ziehen
                                                sich an, wie der Magnet die Feilspaͤne. Es gibt
                                                Herren, die alle Voͤgel und vierfuͤßige Thiere
                                                aller Hoͤfe an einem kleinen goldenen Bratspieße
                                                gespießt in einem einzigen Knopfloche ihres Rokes tragen:
                                                sogar ganze Elephanten.“ A. d. Ue.
                                       
                                    
                                 
                              Wenn wir die Liste der Royal Society
                                 durchblaͤttern, so koͤnnen wir in derselben eine groͤßere Anzahl
                                 von Peers finden, als am Institute von Frankreich, wir werden aber die Vergleichung dieser
                                 beiden Gesellschaften richtiger anstellen, wenn wir auszumitteln suchen, wie
                                 viel Mitglieder der Roy. Society, welche hohe
                                 Wuͤrden bekleiden und hoͤhere Titel fuͤhren, zu den Transactions derselben beigetragen haben. Im J. 1827
                                 haben 109 Mitglieder zu den Transactions of the Roy.
                                    Society beigetragen. Unter diesen sind
                              5 Ritter,
                              3 Barone,
                              1 Peer.
                              Es verdient bemerkt zu werden, daß unter diesen Titeln 5 der Lohn fuͤr
                                 aͤrztliches Verdienst gewesen sind; nur einer, jener naͤmlich des
                                 Sir Humphry Davy, kann als Belohnung fuͤr
                                 reine Wissenschaft betrachtet werden.
                              Man darf uͤbrigens nicht glauben, daß alle Adelstitel in der Liste des
                                 Institutes Belohnungen fuͤr ausgezeichnetes Verdienst um Wissenschaften
                                 waren; indessen waren es doch viele derselben, und es ist mehr als hinreichend,
                                 wenn man hier bloß an die Namen Lagrange, Laplace,
                                    Berthollet und Chaptal erinnert.
                              Die Achtung, in welcher literarisches Verdienst in Frankreich und in England
                                 steht, erhellt durch einen sonderbaren Zufall bei Gelegenheit einer
                                 franzoͤsischen Uebersezung einer Debatte im Oberhause, welche durch die
                                 Thronrede im Anfange der Sizung des Jahres 1830 veranlaßt wurde. Die Gazette de France sagt: die Addresse wurde von dem
                                 Herzoge Buccleugh, „Chef de la maison de Walter Scott“ vorgeschlagen. Wenn
                                 ein englischer Zeitungsschreiber den Herzog Buccleugh
                                 haͤtte durch ein Beiwort auszeichnen wollen, so wuͤrde er ohne
                                 Zweifel das Beiwort „wohl
                                       habend“ (wealthy), oder irgend
                                 ein anderes gewaͤhlt haben, das unter seinen Landsleuten irgend eine der
                                 geschaͤztesten Qualitaͤten eines Herzoges bezeichnet.
                              Wenn wir, auf der anderen Seite, die Ertraͤgnisse betrachten, welche die
                                 Wissenschaften in Frankreich gewaͤhren, so werden wir finden, daß sie
                                 jene in unserem England weit uͤbertreffen. Ich bedauere, daß ich in dem
                                 gegenwaͤrtigen Augenblike ein Blaͤttchen Papier nicht mehr finde,
                                 auf welches ich vor mehreren Jahren mir eine Bemerkung aufzeichnete: ich glaube
                                 jedoch, daß mein Gedaͤchtniß mich nicht sehr taͤuschen wird. Es
                                 besuchte mich vor einigen Jahren ein Auslaͤnder, der mehr als
                                 gewoͤhnliche wissenschaftliche Kenntnisse besaß. Er war nur eine kurze
                                 Zeit uͤber zu London, und verrieth in einem Gespraͤche mit mir,
                                 daß er hoͤchst unrichtige Ideen in Hinsicht der Aufmunterung, welcher die
                                 Wissenschaften bei uns sich zu erfreuen haben, erhalten haben mußte.
                              Ich hielt diesen Augenblik fuͤr eine erwuͤnschte Gelegenheit, eine
                                 gehoͤrige Vergleichung zwischen dem Ertrage der Wissenschaften in England
                                 und in Frankreich anzustellen, und legte ein Blatt Papier vor dem Fremden hin,
                                 auf welches ich ihn bat die Namen von 6 Englaͤndern niederzuschreiben,
                                 die, nach seiner Ansicht, in Frankreich ihrer wissenschaftlichen Verdienste
                                 wegen am meisten geachtet sind. Ich nahm dann ein anderes Blatt Papier, und
                                 schrieb die Namen von 6 Franzosen auf dasselbe, die man in England ihrer
                                 wissenschaftlichen Entdekungen wegen am meisten achtet. Ich gab dem Fremden das
                                 leztere Blatt, und ersuchte ihn, unter jedem Namen dieser 6 Franzosen das
                                 Einkommen eines jeden derselben, insofern er es wußte, hinzuschreiben. Dasselbe
                                 that ich mit den Namen der 6 Englaͤnder, die er niedergeschrieben hatte:
                                 unter einige derselben mußte ich geradezu 0 schreiben. Bei Vergleichung der
                                 beiden Summen ergab sich fuͤr die 6 franzoͤsischen Gelehrten ein
                                 Durchschnitt von jaͤhrlich ungefaͤhr 1200 Pfd. Sterl. Wie hoch
                                 sich die Summe fuͤr die 6 Englaͤnder belief, weiß ich nicht mehr
                                 genau nur weiß ich noch, daß sie um Vieles kleiner war.Es ist allerdings wahr und richtig, daß der groͤßte Theil der
                                       englischen Gelehrten von hoͤchstem Range in sehr
                                       gedraͤngten und getruͤbten Verhaͤltnissen zu leben
                                       gezwungen ist; es ist buchstaͤblich wahr, daß vielleicht kein
                                       Land so ungerecht gegen seine großen Maͤnner gewesen ist, wie
                                       England, das mehrere seiner groͤßten Genies buchstaͤblich
                                       verhungern ließ; indessen ist es eben so wahr, daß die Gelehrten keines
                                       anderen Landes sich ruͤhmen duͤrfen, solche
                                       Unterstuͤzung gefunden zu haben, wie die englischen Gelehrten
                                       sie aus der Hand ihrer Buchhaͤndler fanden. Man erinnere sich an
                                       Gibbon's, an Walter Scott's, an Byron's Honorarien. A.
                                       d. Ue. Wer da weiß, wie man in Frankreich mit 1200 Pfd. jaͤhrlich leben
                                 kann, wird wissen, daß 1200 Pfd. in Frankreich weit mehr Lebensgenuß
                                 gewaͤhren, als 2000 in England.
                              
                              Wir wollen nun einen Blik auf die Aussicht werfen, die einem jungen Manne bei
                                 seinem Eintritte in das Leben offen steht, wenn er, angetrieben von einem
                                 unwiderstehlichen Drange, sich den abstracteren Wissenschaften weiht, oder, im
                                 Vertrauen auf seine Jugendkraft, fuͤhlt, daß das Gebiet der abstracten
                                 Wissenschaften dasjenige ist, welches seinen Geistesanlagen am meisten
                                 entspricht, um jenen Ruhm zu erlangen, dem sein Herz entgegenschlaͤgt.
                                 Was hat dieser Mann fuͤr eine Aussicht? Kann selbst der gluͤhende
                                 Pinsel des Enthusiasmus ihm irgend etwas auf die kahle Niete mahlen, die er sich
                                 hier gezogen hat? Es gibt kein Amt im Staate, keinen Plaz in der Gesellschaft,
                                 auf welchen die Hoffnung ihm hindeuten koͤnnte, um ihn auf seiner
                                 muͤhevollen Laufbahn zu ermuntern. Wenn er zu irgend einer unserer
                                 Universitaͤten gehoͤrt, so gibt es zwar einige Lehrkanzeln an der
                                 Alma Mater, zu welcher er
                                    gehoͤrt, auf die er einst in fernster Zukunft Anspruch machen
                                 kann; allein diese Lehrkanzeln sind nicht zahlreich, und der Gehalt, der mit
                                 denselben verbunden ist, reicht selten hin um ein einzelnes Individuum,
                                 vielweniger eine ganze Familie, zu naͤhren. Was kann er nun seinen
                                 Freunden antworten, wenn sie ihn bitten sich auf irgend etwas zu verlegen, wobei
                                 sie ihm vielleicht einst noch nuͤzlich seyn koͤnnen, oder irgend
                                 etwas zu ergreifen, wobei seine Talente ihren verdienen Lohn finden
                                 koͤnnen? Wenn er kein Vermoͤgen hat, so bleibt ihm keine Wahl
                                 uͤbrig. Er muß die Bahn aufgeben, fuͤr
                                 welche er sein Leben berechnete, auf welcher seine Denkweise und sein Ehrgeiz
                                 ihm den ausgezeichnetesten Erfolg zusicherten; er muß ein Jurist oder irgend
                                 etwas anderes werden, was Tausende werden, unter welchen er, ungeachtet seiner
                                 großen Talente, hoͤchstens ein mittelmaͤßiger Mensch bleiben wird.
                                 Der Verlust fuͤr ihn ist: groß, fuͤr das Land noch groͤßer.
                                 Auf diese Weise machen wir, durch eine verderbliche Mißanwendung der Talente,
                                 welche aus unseren Anstalten hervorgeht, alles einem großen Physiker und
                                 Mathematiker hoͤchstens einen ertraͤglichen Juristen.Dieses Unheil ist nicht bloß in England; es ist auch in anderen
                                       Laͤndern zu Hause. Es ruͤhrt davon her, daß die
                                       Professoren der sogenannten Huͤlfswissenschaften auf unseren
                                       Universitaͤten ihren Schuͤlern zu wenig Aufmerksamkeit
                                       schenken; daß sie die Koͤpfe ihrer jungen Freunde zu wenig
                                       pruͤfen; das sie nicht beauftragt sind, die Regierung auf die
                                       vorzuͤglich ausgezeichneten Talente unter denselben fuͤr
                                       dieses oder jenes Fach aufmerksam zu machen; daß die
                                       Studienpraͤsidenten oder Referendaͤre sich nicht die
                                       Muͤhe geben, oͤffentliche Pruͤfungen mit diesen
                                       jungen Leuten abzuhalten, oder sie zu sich zu laden und sie im
                                       Gespraͤche zu pruͤfen. Dieß thaten die Jesuiten fleißig,
                                       und sie haben wahrlich nicht Unrecht daran gethan: sie wußten auf diese
                                       Weise unter ihren Zoͤglingen die gehoͤrige Auswahl zu
                                       troffen, und man, wird nicht sagen, daß diese schlauen Vaͤter
                                       sich in ihrer Wahl so leicht betrogen haben. Virtus et in hoste laudanda. Van Swieten, der Sohn, fand es,
                                       als Studienpraͤsident und als einer der reichsten Cavaliere der
                                       oͤsterreichischen Monarchie, nicht unter seiner Wuͤrde und
                                       uͤber seine Bequemlichkeit, zwoͤlf Wochen des Jahres
                                       uͤber (6 in jedem Semester) von Morgens 8 bis 12 Uhr Mittags, und
                                       von 2 Uhr Nachmittags bis 6 Uhr Abends im Schulstaube auf den
                                       Schulbaͤnken unter den Schuͤlern der untersten
                                       Gymnasialclassen wie unter den zum Doctorgrade reifen Candidaten der
                                       hoͤheren Wissenschaften da zu sizen, und jeden Schuͤler
                                       pruͤfen zu hoͤren und selbst zu pruͤfen. Die
                                       Candidaten der Philosophie waren der Gegenstand seiner hoͤchsten
                                       Aufmerksamkeit: unter diesen suchte er die sorgfaͤltigste Auswahl
                                       fuͤr den Dienst des Altares, der Themis, der leidenden Menschheit
                                       zu treffen, und wo das Talent des jungen Mannes sich mehr fuͤr
                                       abstracte Wissenschaften, Mathematik, Physik, Chemie, Naturgeschichte,
                                       fuͤr Philologie, Geschichte etc. hinneigte, wußte er jedem
                                       ausgezeichneteren Talente eine sichere Bahn zu oͤffnen, auf
                                       welcher dasselbe nach Herzenslust seiner Lieblingswissenschaft obliegen
                                       konnte. Er hatte in jeder Woche einen Tag bestimmt, wo von 10 Uhr
                                       Morgens, bis 3 Uhr Nachmittags jedem ausgezeichneteren Studierenden, dem
                                       Sohne des Tagloͤhners und des Schuhmachers, wie dem Sohne des
                                       Freiherrn und des Grasen, seine Thuͤre offen stand; wo jeder bei
                                       ihm Rath uͤber den Gang, den er in seiner wissenschaftlichen
                                       Ausbildung zu nehmen hatte, und kraͤftige Huͤlfe
                                       finden konnte, wenn er den Erwartungen seines hohen Freundes entsprach.
                                       Auf eine aͤhnliche Weise handelte Leopold's Freund in Florenz,
                                       Graf Manfredini; nur auf eine dem
                                       italiaͤnischen Charakter eigene, feinere, Weise. Wenn, in
                                       Erwartung irgend einer fetten Pfruͤnde ein Cavaliere sein
                                       Soͤhnchen zu ihm fuͤhrte, und ihm versicherte, der junge
                                       Herr habe einen ganz ausgezeichneren Beruf zum geistlichen Stande,
                                       langte der alte Graf seinen Plutarch oder Herodot aus seiner
                                       Buͤcherstelle hervor, und erbat sich von dem jungen Herren eine.
                                       Erlaͤuterung dieser oder jener Stelle, die er, wie er sagte nicht
                                       mehr deutlich verstuͤnde, weil er sein Griechisch beinahe
                                       vergessen habe. Wenn der junge Mann die Stellerichtig interpretirte, so
                                       war er der Unterstuͤzung sicher; wo nicht, so erklaͤrte
                                       ihm der Graf, daß er sich in einigen Jahren melden moͤge, wenn
                                       sein hoher Beruf ihm eine genauere Kenntniß der Sprache des N.
                                       Testamentes verliehen haben wuͤrde. „Auf diese Weise,
                                          „sagte der alle Graf eines Tages zu dem
                                             Uebersezer,“ habe ich Hunderten und Hunderten
                                          gezeigt, daß sie keinen wahren Beruf zum Altare haben. Mit Juristen
                                          habe ich es mit dem Coder eben so gemacht. Das Einzige,
                                          „fuͤgte der Graf dieser Erzaͤhlung noch
                                             bei“ was ich glaube, daß ein Minister thun kann, wenn
                                          er bei Besezung von Stellen seinem Fuͤrsten und seinem Lande
                                          treu dienen will, ist, daß er gehoͤrige Auswahl unter den
                                          Leuten zu treffen weiß. Um diese zu treffen, muß er aber seine Leute
                                          kennen, und um sie zu kennen, muß er sie pruͤfen. Wehe dem
                                          Minister. der auf Empfehlungen anderer traut. Man muß mit eigenen
                                          Augen sehen.“ Haͤtte jeder Staat einen Van Swieten oder Manfredini, so staͤnde jeder Mann nach seinem Waffe auf
                                       seinem Posten, und wo jeder Posten gut besezt ist, ist auch jeder, der
                                       auf demselben steht, so gut geschuͤzt als es im Kampfe des Lebens
                                       immer seyn kann.A. d. Ue.
                                 
                              
                              Wenn er hingegen irgend ein maͤßiges Vermoͤgen besizt; wenn er,
                                 geizend nach dem Ruhme eines unsterblichen Namens, ohne blind zu seyn
                                 uͤber den Zustand der Wissenschaft in seinem Lande, sich entschließt
                                 seiner Neigung ein desto groͤßeres Opfer zu bringen, je deutlicher er die
                                 Groͤße desselben einsieht; wenn, unter diesen Umstaͤnden, er ein
                                 Geschaͤft oder eine Beschaͤftigung aufgibt, wovon er hohen
                                 Vortheil haͤtte ziehen koͤnnen, in der einzigen Hoffnung, daß,
                                 nachdem er sich hoch genug empor geschwungen haben wird auf den Stufen
                                 europaͤischen Wissens, er seine Einnahme durch irgend eine Stelle, zu
                                 welcher seine Wissenschaft fuͤhrt, etwas vergroͤßert setzen
                                 konnte; wenn er hofft, irgend eine Stelle (z.B. am Board.
                                    of longitude, der jezt aufgehoben ist) zu erhalten, wo es ihm
                                 gegoͤnnt waͤre: seine Talente als Physiker und Mathematiker
                                 fuͤr den kuͤmmerlichen Gehalt eines Schreibers zu uͤben; so
                                 wird er am Ende finden, daß auch hierzu noch etwas ganz anderes gehoͤrt,
                                 als Liebe zur Wissenschaft und Kenntnisse. Er wird finden, daß der hohe, jedes
                                 niedrige Kriechen verschmaͤhende, Geist, der gewoͤhnlich die Brust
                                 derjenigen belebt, die die Tiefen ihrer Wissenschaft ergruͤndet haben,
                                 nicht fuͤr solche Plaͤze geeignet ist, und daß, selbst wenn es ihm
                                 hier gelingen sollte, er manches muß hoͤren koͤnnen, was er
                                 gezwungen ist zu mißbilligen, ohne daß er seine Stimme laut dagegen erheben darf.
                              Es ist also klar, daß man nicht fuͤglich erwarten kann, es werde jemand
                                 sich auf abstracte Wissenschaften verlegen, ohne daß er Privatvermoͤgen
                                 besizt, und sich entschließen koͤnnte, jeden Gedanken auf Vermehrung
                                 desselben durch fortgeseztes Studium seiner Wissenschaft gaͤnzlich
                                 aufzugeben. Allein, wie wenige, die sich in einer solchen Lage sich wohl der
                                 Muͤhe unterziehen, welche die Erlangung solcher Wissenschaft fordert;
                                 und, wenn sie dem unwiderstehlichen Drange folgen, und dieses Opfer bringen, was
                                 koͤnnen sie fuͤr eine Veranlassung, finden, nur einen Schritt von
                                 jenen Untersuchungen sich zu entfernen, in welchen, sie ihr groͤßtes
                                 Vergnuͤgen finden, und sich mit solchen abzugeben, welche fuͤr das
                                 Publicum auf eine mehr unmittelbare Weise nuͤzlich sind?Dieses Raͤsonnement scheint uns etwas englisch. Es laͤßt
                                       sich auf die wenigen Worte zuruͤkfuͤhren: gebt ihr mir
                                       nichts, so gebe ich euch auch nichts. Dem deutschen Gelehrten, der
                                       Vermoͤgen besizt, wuͤrde es vielleicht scheinen:
                                       „eben deßwegen, weil ich so gluͤklich bin ein
                                          Vermoͤgen zu besizen, das mich der Nothwendigkeit enthebt,
                                          irgend einen Schreiberdienst zu suchen; eben deßwegen, weil ich mit
                                          gluͤklicherem Erfolge, als mancher andere, mich auf meine
                                          Lieblingswissenschaft verlegen kann, will ich, muß ich versuchen meine Wissenschaft meinen
                                          Mitbuͤrgern nuͤzlich zu machen.“ Der arme
                                       deutsche Mathematiker und Physiker hingegen wird, wenn er von sich sagen
                                       kann: est Deus in nobis, agitante calescimus
                                          illo, die Buͤreaukratie um sich her = 0 sezen, und sich
                                       begnuͤgen, wenn er als Oberfeuerwerker fuͤr seinen
                                       taͤglichen Unterhalt noch eine Einheit vor einer 0 heraus zu
                                       intregriren vermag. War doch der Verfasser des besten deutschen
                                       technologischen Woͤrterbuches bis auf unsere Tage, der alte Jacobson, gar nur gemeiner Soldat im Heere
                                       Friedrichs des Einzigen: als sein Koͤnig ihn kennen lernte, ward
                                       er Fabrikinspector. Wissenschaftliches Verdienst ist nirgendwo so sicher
                                       endlich seinen Lohn zu finden, als dort, wo der Mann als Mann
                                       gezaͤhlt wird: beim Militaͤrs: in der Buͤreaukratie
                                       ist der Mensch nur ein Individuum. A. d. Ue.
                                 
                              
                           
                              
                              Zustand der gelehrten Gesellschaften in England im
                                    Allgemeinen.
                              Das Fortschreiten des menschlichen Wissens uͤberzeugte die Welt, daß das
                                 System der Vertheilung der Arbeit und Aushuͤlfe sich aus Wissenschaften
                                 eben so gut anwenden laͤßt, als es hoͤchst zutraͤglich zur
                                 Foͤrderung der Manufacturen befunden wurde. Mangel an Wetteifer bringt in
                                 den Wissenschaften dieselben Nachtheile hervor, welche aus eben demselben Grunde
                                 in den Kuͤnsten entstehen. Die Freunde der Botanik waren die ersten,
                                 welche fuͤhlten, daß der Umfang der Wissenschaften, den die Royal Society umfaßte, viel zu groß war, als daß ihr
                                 Lieblingsgegenstand gehoͤrig beachtet werden konnte: sie
                                 gruͤndeten daher die Linnean Society. Nach
                                 mehreren Jahren entstand eine neue Wissenschaft: es bildete sich die Geological Society. Zu einer anderen, neueren, Zeit
                                 vereinten sich die Freunde der Astronomie, gedrungen von den
                                 Beduͤrfnissen ihrer Wissenschaft, und gruͤndeten die Astronomical Society. Jede dieser Gesellschaften
                                 fand, daß die Aufmerksamkeit, welche ihre Mutteranstalt auf ihre Wissenschaft
                                 wendete, fuͤr ihre Maͤngel nicht hinreichte, und jede erfuhr, der
                                 Reihe nach, den entschiedensten Widerstand von Seite der Royal Society.
                              Gegruͤndet von den groͤßten Physikern, einzig und allein
                                 fuͤr Naturwissenschaften, dachte diese gelehrte Gesellschaft mit Recht,
                                 daß Nichts das Gelingen dieser jungen Gesellschaften auf eine bleibendere Weise
                                 sichern koͤnnte, als Entmuthigung und Widerstand bei dem Beginnen
                                 derselben. Da sie die ersten Versuche derselben so ausgezeichnet gelungen fand,
                                 so verdoppelte sie die Strenge ihrer Verfolgung, und das Resultat stand mit der
                                 Kraftanstrengung im Verhaͤltnisse, und uͤbertraf ihre
                                 gespanntesten Erwartungen.Die Bitterkeit dieser Satyre ist so stark, daß wir besorgen, sie
                                       koͤnnte die Geschmaksnerven mancher deutschen Leser
                                       gaͤnzlich gelaͤhmt und unempfindlich fuͤr den
                                       Bitterstoff gemacht haben, den sie enthaͤlt. A. d. Ue. Die Astronomical Society wurde in sechs
                                 Jahren beruͤhmt und geachtet durch ganz Europa, nicht durch den Hof ihres
                                 Ruhmes, mit welchem der Strahlenkranz ihrer kraͤftigen Jugend die
                                 Schwaͤche ihrer abnehmenden Jahre umguͤrtete, sondern durch das
                                 reine Verdienst (Sterling-Verdienst nennt es der Englaͤnder nach
                                 seiner Goldmuͤnze) „ihrer anspruchslosen Thaten, durch die
                                    Sympathie, mit welcher sie jeden praktischen Astronomen ansprach und von
                                    jedem derselben aufgenommen wurde, indem sie ihm seine Arbeiten erleichterte
                                    und Licht uͤber seine Rechnungen verbreitete.“
                                 
                              Allein, dieses System, welches so trefflich wirkte, ist nun aufgegeben. Die Zoological und die Medico-Botanical Society wurden ohne allen Widerstand
                                 gegruͤndet: das gaͤnzliche Mißlingen der lezteren ist vielleicht
                                 der richtigste Beweis der Weisheit, welche die Rathschluͤsse der Royal Society leiteten. Gegenwaͤrtig bestehen
                                 diese verschiedenen Gesellschaften ohne alle Gefuͤhle von
                                 Rivalitaͤt oder Feindseligkeit, verfolgen ihre einzelnen
                                 Gegenstaͤnde, und vereinigen sich alle mit kindlichem Leihwesen die
                                 zweite Kindheit ihrer gemeinschaftlichen Mutter zu beweinen, so wie die
                                 uͤblen Nachschlaͤge, durch welche dieß traurige Ereigniß
                                 herbeigefuͤhrt wurde.
                              Es ist (in England) Sitte, seinem Namen gewisse Buchstaben beizusezen, je nachdem
                                 man zu dieser oder jener Gesellschaft gehoͤrt, und dieses Recht wird von
                                 mehreren Mitgliedern solcher Gesellschaften als der einzige wahre Vortheil
                                 betrachtet, den sie durch ihren Eintritt in eine solche Gesellschaft erlangen.
                                 Ich theile hier eine Liste einiger dieser Gesellschaften mit. Die zweite Columne
                                 zeigt das baare Geld, welches die Schweifbuchstaben (tail-pieces) in der dritten Columne jedem Mitglieds kosten.
                              
                              
                                 
                                    Gesellschaften:
                                    Eintrittspreise bei der Aufnahme:
                                    Angehaͤngte Buchstaben:
                                    
                                 
                                    
                                       Royal Society
                                       
                                    50 Pfd. 
                                      0 Shll. 
                                    0 Pen.
                                    F. R. S.
                                    
                                 
                                    
                                       Royal Society of Endinburgh
                                       
                                    25 –
                                      4 – 
                                    0 –Wenn diese Preise sogleich beim Eintritte bezahlt werden, wird
                                             kein Jahresbeitrag mehr gefordert. Die Royal Society bestimmt die Jahresbeitraͤge zu
                                             dieser Summe nach dem Probabilitaͤtscalcuͤl, d.h.,
                                             nach der wahrscheinlichen Lebensdauer des eintretenden
                                             Mitgliedes. A. d. Ue.
                                       
                                    F. R. S. E.
                                    
                                 
                                    
                                       Royal Academy of Dublin
                                       
                                    26 – 
                                      5 – 
                                    0 –
                                    M. R. I. A.
                                    
                                 
                                    
                                       Royal Society of Literature
                                       
                                    36 – 
                                    15 – 
                                    0 –
                                    F. R. S. Lit.
                                    
                                 
                                    
                                       Antiquarian Society
                                       
                                    50 – 
                                      8 – 
                                    0 –
                                    F. A. S.
                                    
                                 
                                    
                                       Linnean
                                       
                                    36 – 
                                      0 – 
                                    0 –
                                    F. L. S.
                                    
                                 
                                    
                                       Geological
                                       
                                    34 – 
                                    13 – 
                                    0 –
                                    
                                       F. G. S.
                                       
                                    
                                 
                                    
                                       Astronomical
                                       
                                    25 – 
                                      4 –
                                    0 –
                                    
                                       M. A. S
                                       
                                    
                                 
                                    
                                       Zoological
                                       
                                    26 –
                                      5 – 
                                    0 –
                                    
                                       F. Z. S.
                                       
                                    
                                 
                                    
                                       Royal Institution
                                       
                                    50 – 
                                      0 – 
                                    0 –
                                    M. R. I.
                                    
                                 
                                    
                                       Royal Asiatic Society
                                       
                                    31 – 
                                    10 – 
                                    0 –
                                    
                                       F. R. A. S.
                                       
                                    
                                 
                                    
                                       Horticultural
                                       
                                    48 – 
                                      6 – 
                                    0 –
                                    F. H. S.
                                    
                                 
                                    
                                       Medico-Botanical
                                       
                                    21 –
                                      0 – 
                                    0 –
                                    F. M. B. S.
                                    
                                 
                              Wer also auf wissenschaftliche Auszeichnung stolz ist, kann, nach seinem
                                 Wohlbefinden, seinen Namen in eine Art von Kometen verwandeln, und einen Schweif
                                 von mehr als vierzig Buchstaben hinter demselben nachziehen, vorausgesezt, daß
                                 er fuͤr jeden Buchstaben im Durchschnitte 10 Pfd. 9 Shill. 9 1/4 Pence
                                 (125 fl. 51 kr. 3 Pf.) zu bezahlen beliebt.Wenn es Leute gibt, die zu irgend einem wissenschaftlichen Zweke 200 bis 600 fl. bar bezahlen, so
                                       verdienen diese Leute, mag der Grund aus welchem sie diese Summe
                                       vorschossen, noch so albern von ihrer Seite seyn, keinen Hohn, wie es
                                       uns scheint, sondern allen Dank. Wo, wie in England, der Staat
                                       fuͤr Wissenschaft nichts thut, in mancher Hinsicht sogar hindernd
                                       eingreift, und folglich weniger als nichts thut; wo Alles, was zum
                                       Gedeihen der Wissenschaften und Kuͤnste geschieht, von der
                                       Leseschule an bis zur Hochschule, lediglich Privatfache ist, und durch
                                       Vermaͤchtnisse, von welchen der Staat 7 p. C. nimmt, durch
                                       Geschenke und durch Beitraͤge besteht: in einem solchen Lande muß
                                       man sich gluͤklich schaͤzen, wenn Eitelkeit an die Stelle
                                       der Liebe fuͤr Wissenschaft und Vaterland tritt. Auf welcher
                                       Stufe wuͤrden die Wissenschaften heute zu Tage in England stehen,
                                       wenn alle oben angefuͤhrten gelehrten Gesellschaften nicht
                                       vorhanden waͤren? Der Staat thut nichts. Die
                                       Universitaͤten sind nicht viel mehr, als gelehrte Canonicate. Die
                                       Bibliotheken der lezteren, so reich auch jene zu Oxford ausgestattet
                                       ist, werden den Studierenden erst im 4ten Jahre ihres Aufenthaltes
                                       zugaͤngig: mitten im Lande der Preßfreiheit darf die Jugend kein
                                       Buch lesen, das nicht der Lehrer zu lesen erlaubt. Die Sammlungen
                                       (sogenannten Cabinette) aller Art sind, verglichen mit jenen zu Leyden
                                       und Bruͤssel, zu Paris, Berlin, Wien, unbedeutend; die
                                       botanischen Gaͤrten zu Cambridge, Oxford, Kew ebenso. Wenn nun
                                       diese Gesellschaften es sind, die das Wohl der Wissenschaften in England
                                       tausend Mal kraͤftiger fordern, als die Regierung, die sich um
                                       nichts kuͤmmert; so verdienen sie alle Achtung: und der
                                       Englaͤnder, der nicht lesen und nicht schreiben kann, der Geological Society aber, um das Studium der
                                       Mineralogie und des Bergbaues zu foͤrdern, 353 fl. auf den Tisch
                                       legt, und sich dafuͤr die Ehre erbittet, auch ein Geselle, Kerl oder Bursch, von die: ser Gesellschaft seyn zu duͤrfen (denn
                                       dieß bedeutet der Buchstabe F, als
                                       Anfangsbuchstabe des Wortes Fellow)
                                       verdient, nach unserer Ansicht, nicht zuruͤkgewiesen zu
                                       werden.Der gute Kerl thut was er kann, um das Wohl seines Vaterlandes und der
                                       Wissenschaft zu foͤrdern: er hat nichts, wie Geld, wodurch er
                                       nuͤzlich werden kann, und gibt es mit Freude. Es waͤre
                                       thoͤricht, wenn man einen Gelehrten von Verdienst von einer
                                       gelehrten Gesellschaft deßwegen allein zuruͤkwiese, weil er ein
                                       armer Teufel ist; und es wuͤrde vielleicht kaum hoͤhere
                                       Weisheit seyn, wenn man einen guten Burschen deßwegen, weil er mehr Geld
                                       als Verstand hat, abhalten wollte, seinem Vaterlande und den
                                       Wissenschaften so viel er kann, d.h. mit seinem Sekel beizustehen. Da
                                       gegenwaͤrtig in Deutschland mehrere Gesellschaften sich bilden,
                                       und die nachfolgenden Bemerkungen des Hrn. Babbage uͤber dieselben sehr gegruͤndet sind, so
                                       werden sie manchen Lesern nuͤzlich seyn koͤnnen. A. d.
                                       Ue.
                                 
                              
                              Der Leser wird vielleicht meinen, daß Wissenschaften in einem Lande nicht im
                                 Verfalle seyn koͤnnen, in welchem so viele Anstalten zur
                                 Foͤrderung derselben unter, halten werden. Es ist allerdings sehr
                                 lobenswerth an uns, daß der groͤßte Theil dieser Gesellschaften bloß
                                 durch Subscription, durch freiwillige Beitraͤge unterhalten wird; wenn
                                 aber die Untersuchungen, die neuerlich bei einigen derselben angestellt wurden,
                                 nicht das Verwaltungssystem derselben bessern helfen,
                                 unter welchem mehrere unter ihnen so sehr litten, so laͤßt sich ohne
                                 alles Wunder prophezeien, daß ihre Dauer nicht mehr sehr lang seyn wird. Die
                                 vollkommenste Publicitaͤt, gedrukte
                                    Rechnungsvorlagen, und gelegentliche Eroͤrterungen und Untersuchungen
                                 derselben bei allgemeinen Versammlungen sind die
                                 einzigen Sicherungsmittel: diejenigen, welche gegen
                                 diese Maßregeln sind, verdienen in einem gewissen Grade unter einem achtsamen Auge gehalten zu werden. Von der Royal Society werde ich in der Folge sprechen, und
                                 ich bedauere beifuͤgen zu muͤssen, daß ich noch mehr hatte sagen
                                 koͤnnen. Mein Zwek ist, sie zu verbessern; allein, wie bei allen tief
                                 eingewurzelten Uebeln, ist die Operation, durch welche allein Heilung
                                 moͤglich ist, nothwendig schmerzhaft. Haͤtten die Worte des Tadels
                                 oder der Gegenvorstellungen durch irgend einen anderen Canal ihren Ausweg
                                 gefunden, so wuͤrde ich mit Vergnuͤgen geschwiegen und mich
                                 begnuͤgt haben, durch meine Stimme die Ansichten der Freunde der
                                 Wissenschaft und der Royal Society zu
                                 unterstuͤzen. Dieß war aber nicht der Fall, und nach vereitelten
                                 Versuchen, Verbesserungen einzufuͤhren, will ich es jezt wagen mit der
                                 Kraft der baren, aber vielleicht schmerzlichen, Wahrheit die
                                 oͤffentliche. Meinung dahin zu lenken, daß sie eine solche Reform dieser
                                 Anstalt fordert, durch welche dieselbe in ihrem eigenen Lande vor Verachtung, im
                                 Auslande vor Hohngelaͤchter gesichert wird.
                              Ueber die fuͤnf naͤchst folgenden Gesellschaften in dieser Liste
                                 enthalte ich mich aller Bemerkungen. Ueber die Geological
                                    Society erlaube ich mir einige Worte. Sie besizt die ganze Frischheit,
                                 Kraft und das volle Feuer der Jugend im Betriebe einer selbst noch jugendlichen
                                 Wissenschaft; es gelang ihr einer der schwierigsten Versuche, naͤmlich
                                 dieser: den Gegenstand, uͤber welchen Abhandlungen bei ihren Sizungen
                                 vorgelesen werden, muͤndlich zu eroͤrtern. Wenn man uͤber
                                 diese Eroͤrterungen bemerkt, daß sie hoͤchst unterhaltend sind, so
                                 ist dieß nicht das kleinste Lob, das man ihnen schuldig ist. Sie sind
                                 gewoͤhnlich hoͤchst lehrreich, und stellen zuweilen einzelne
                                 Thatsachen zusammen, die, obschon sie einzeln fuͤr sich keine Bedeutung
                                 haben, wissenschaftlich zusammengereiht, sich wechselseitig aufklaͤren,
                                 und zulezt zu wichtigen Schluͤssen fuͤhren. Ob diese
                                 Eroͤrterungen nun so fortgesezt werden sollen, haͤngt offenbar von
                                 dem Geschmake, von der Neigung und dem gesunden Verstande der sprechenden
                                 Mitglieder ab. Was vorzuͤglich bei denselben zu vermeiden ist, ist
                                 muͤndliche Kritik, wechselseitiges Lob
                                 uͤber alles Maß, und Rechthaberei. Leztere ist vielleicht das Wichtigste
                                 unter diesen drei Stuͤken, sowohl fuͤr das Interesse der
                                 Gesellschaft, als fuͤr die Wahrheit. In Hinsicht der bereits erschienenen
                                 Baͤnde ihrer Transactions darf man bemerken,
                                 daß es in mehr dann einer Hinsicht gut seyn wuͤrde, wenn die Mitglieder
                                 sich gewoͤhnten ihre Aufsaͤze der Gesellschaft in einem mehr
                                 vollendeten Zustande mitzutheilen: unter anderem wuͤrde dadurch den
                                 Beamten der Gesellschaft (die bei der Geological
                                    Society vielleicht thaͤtiger sind, als die Beamten der meisten
                                 uͤbrigen Gesellschaften) viele Erleichterung bei ihren schweren Pflichten
                                 geschenkt werden. Allen ihren Rechnungen und Arbeiten die hoͤchste
                                 Publicitaͤt zu geben, im Gesellschaftsrathe alle einzelnen Ansichten der
                                 Gesellschaft frei auszusprechen; bestaͤndige Praͤsidenten zu
                                 vermeiden, dieß ist es, was wir nicht bloß dieser Gesellschaft allein empfehlen
                                 wollen, sondern was zu dem Wohle einer jeden Gesellschaft beitragen wird.
                              Ueber die Astronomical Society, welche, der Natur
                                 ihrer Arbeiten nach, kaum solche Eroͤrterungen erlauben kann, wie die Geological Society will ich bloß dieß bemerken, daß
                                 ich kein anderes Geheimniß an derselben kenne, durch welches sie so schnell so
                                 hoch empor gelangen konnte, als die hoͤchste Aufmerksamkeit auf die so
                                 eben aufgestellten Maximen.
                              Ueber die Zoological Society, die dem Publicum so
                                 viele verstaͤndige Unterhaltung gewaͤhrt, moͤgen
                                 fuͤr jezt einige wenige Winke genuͤgen. Das reichliche Einkommen derselben ist eine
                                 schrekliche Sache. Es ist zu reizend, um nicht zu dem (eben so
                                 schaͤndlichen als gefaͤhrlichen) Boͤrsenspiele zu
                                 verfuͤhren, und zugleich zu schwankend und zu ungewiß, um nicht die
                                 Geldangelegenheiten der Gesellschaft selbst in Unordnung zu bringen: ein
                                 Umstand, welcher, wenn nicht die hoͤchste Vorsicht gepflogen wird, leicht
                                 eintreten koͤnnte. Es ist hoͤchst wahrscheinlich, daß, da die
                                 Gesellschaft noch sehr neu ist, ihre Beamten und ihr Rath so trefflich sind, als
                                 ihre besten Freunde es nur immer wuͤnschen koͤnnen; es ist aber
                                 eben so gewiß, daß es bei einer solchen Gesellschaft wesentlich nothwendig ist,
                                 daß Maͤnner von Geschaͤft eben so gut mit im Rathe sizen, als
                                 Maͤnner von den ausgezeichnetesten zoologischen Kenntnissen. Es ist in
                                 einer solchen Gesellschaft weit gefaͤhrlicher, als in jeder anderen, sich
                                 wechselseitig Complimente zu machen, und Individuen in den Rath zu
                                 waͤhlen, die nicht immer die hierzu noͤthigen Eigenschaften
                                 besizen: die Mitglieder des Rathes muͤssen haͤufig gewechselt
                                 werden, damit man sieht, welche Individuen hierzu am besten taugen.
                                 Oeffentlichkeit bei den Rechnungen und Verhandlungen ist, wegen der
                                 Groͤße des Fondes, hier noch mehr wesentlich nothwendig, als bei irgend
                                 einer anderen Gesellschaft, und es ist ein Unheil verkuͤndendes Zeichen,
                                 daß man bei der lezten Jahressizung versuchte, in dieser Ruͤksicht
                                 Hindernisse zu legen. Wenn die Gesellschaft eine wissenschaftliche Gesellschaft
                                 ist, so sollten die Freunde der Wissenschaft solche Versuche auch nicht einen
                                 Augenblik lang dulden.
                              Es ist nicht selten der Fall, daß einige Individuen an mehr dann einer gelehrten
                                 Gesellschaft thaͤtigen Antheil nehmen. In diesem Falle wird es gut seyn
                                 die Verdienste dieser Individuen dadurch zu bemessen, daß man den Erfolg
                                 beobachtet, den ihre Maßregeln bei anderen Gesellschaften hatten.
                              Die Asiatic Society hat, nebst vielem anderen Guten,
                                 auch noch dieses uns erwiesen, daß sie viele schaͤzbare Werke
                                 uͤbersezen ließ, die sonst nicht hatten koͤnnen oͤffentlich
                                 bekannt gemacht werden.
                              Die Horticultural Society wurde beinahe zu Tode
                                 geritten, und erwacht jezt aus ihrer Betaͤubung: ihre Constitution
                                 scheint aber etwas gelitten zu haben. Es laͤßt sich hoffen, daß sie sich
                                 reinigen und endlich wieder ganz herstellen wird, obschon sie eine Schuldenlast
                                 von 19,000 Pfd. Sterl. druͤkt, welche die Untersuchungscommission als
                                 wirklich bestehend gefunden hat. Indessen wird alles dieß nicht ohne Vortheil
                                 fuͤr die Wissenschaft geschehen seyn, wenn die Gesellschaft
                                 aufhoͤrt, Hauslisten durch zwei oder drei Personen
                                    ernennen zu lassen; Complimenten-Raͤthe zu ernennen, und die Rechnungen durchgehen zu lassen, ohne jede Post genau zu
                                    pruͤfen, oder die Rechnungen gar nicht vorlegen zu lassen.
                              Die Medico-Botanical Society nahm
                                 ploͤzlich die Aufmerksamkeit des Publikums in Anspruch: ihre
                                 Anspruͤche waren groß; ihre Versprechungen graͤnzenlos. Sie hob
                                 sich schnell zur Auszeichnung empor, nicht durch ihre Entdekungen und Arbeiten,
                                 sondern durch die Zahl der Fuͤrsten, die sie als Mitglieder aufnahm. Es
                                 waͤre uͤberfluͤssig den Umfang der bald Heimgegangenen
                                 Quaksalberei hier zu beleuchten; allein, der Eindruk, den die Uebelthaten dieser
                                 Anstalt erzeugten, wird nicht so bald verloͤschen; sie haben ganz Europa
                                 den Charakter unserer wissenschaftlichen Anstalten kennen gelehrt. Es
                                 wuͤrde eine verstaͤndige und wuͤrdige Maßregel seyn, wenn
                                 jene Freunde der Wissenschaft, die in dieser Gesellschaft so groͤblich
                                 betrogen wurden, auf dem lezten Blatte der Geschichte derselben ihre
                                 hoͤchsten Anspruͤche auf den Beifall des Publicums entwikelten,
                                 und dann der verhoͤhnten und beleidigten Wissenschaft ihres Vaterlandes
                                 die einzige Genugthuung gewaͤhrten, die noch in ihrer Macht liegt,
                                 naͤmlich Unterzeichnung der Aufloͤsung dieser Gesellschaft. Da die
                                 Gesellschaft, durch gaͤnzliche Umkehrung aller Ordnung, sich
                                 bemuͤhte Ausschließung
                                 Die Gesellschaft strich einen Mann aus ihrer Liste aus, dessen geringstes
                                       Lob vielleicht dieses ist, daß er der erste und philosophischste
                                       Botaniker unseres Landes „(?)“ und im Auslande eben
                                       so sehr bewundert, als bei uns geachtet ist. Der Umstand,
                                       woruͤber das Publicum bei dieser Gelegenheit sich am meisten
                                       wunderte, war, nicht daß dieser Mann aus dieser Gesellschaft
                                       ausgeschlossen wurde, sondern daß er in dieselbe eintrat. A. d. O. zur hoͤchsten Ehrenbezeugung zu
                                 erheben, die sie zu ertheilen vermochte, so bleibt ihr auch kein Mittel die
                                 hoͤchste moralische Kraft, deren sie noch
                                 faͤhig seyn kann, auf eine andere Weise zu beurkunden, als durch Selbstmord.
                              
                           
                              
                              Dienst der Dampfmaschinen in Cornwall.
                              Die Dampfmaschinen in Cornwall hoben im Quartal: Jaͤner bis Maͤrz 1830, im Durchschnitte 41,58 Millionen Pfund Einen Fuß
                                 hoch mit Einem Bushel (84 Pfd.) Steinkohlen. Das
                                 Detail fuͤr jede Maschine findet sich im Edinburgh-Journal of Science, July, S. 47. angegeben, und ein
                                 wichtiger Drukfehler daselbst im Berichte fuͤr Julius bis September 1829 berichtigt: es
                                 muß bei der Huel Damsel Engine, Statt 136,6
                                 Millionen heißen: 36,6 Million.
                              
                           
                        
                           Ueber die Verbesserungen an Dampfmaschinen in
                              Cornwallis,
                           die Hr. Farey vor dem Ausschusse
                              des Parliamentes Hrn. Woolf zuschrieb, war in dem Philosophical Magazine and Annals of Philosophy, April,
                              S. 323. gestritten worden. Hr. Farey erklaͤrt sich
                              nun in eben dieser Zeitschrift, Junius S. 421.,
                              ausfuͤhrlich, und zeigt die Mißverstaͤndnisse an, die hier unterlaufen
                              sind. Fuͤr die Geschichte der Dampfmaschine kommt hier manches Interessante
                              vor; so wie auch eben daselbst uͤber den Dienst
                              (Duty) der Dampfmaschinen in Cornwall, von Hrn. Th.
                                 Taylor S. 424., wo gezeigt wird, daß die
                              hieruͤber herausgegebenen Berichte allerdings allen Glauben verdienen.
                           
                        
                           Hrn. Merryweather's
                              Feuerrettungs-Apparat
                           ist im Mech. Mag. N. 360. S. 290.
                              von Hrn. Baddeley
                              jun. beschrieben und abgebildet. Er ist allerdings sehr
                              leicht tragbar, aber der Retter, der sich in demselben zu dem Fenster hinaufzieht,
                              scheint uns dadurch eben so seht gefaͤhrdet, als diejenigen die gerettet
                              werden sollen. Wir zweifeln, daß dieser Apparat, so wie er ist, auf dem festen
                              Lande, wo keine Seeleute sind, von Nuzen seyn wird. Was an diesem Apparate gut ist,
                              wird unsere Feuerpolizei benuͤzen.
                           
                        
                           Loͤcher in Gußeisen zu machen.
                           Man bediente sich zu diesem Ende bisher der Durchschlageisen, die, wo das Gußeisen
                              eine sehr harte Schale hat, aus dem haͤrtesten Stahle seyn muͤssen,
                              und dann gewoͤhnlich das Eisen beschaͤdigen, oder den Rand des Loches
                              aussprengen. In der großen Fabrik der HHrn. Calla und
                              Soͤhne zu Paris, Faubourg-Poissonière, N. 92., bedient man sich zur Verfertigung dieser Loͤcher einer
                              Bohrmaschine, die hoͤchst einfach und fest ist, und aͤußerst schnell
                              und regelmaͤßig arbeitet. (Bullet. d. l. Soc.
                                 d'Encour. Janv. 1830. Bullet. d. Sc. techn.
                                 Avril. S. 363.)
                           
                        
                           Glasfaͤrberei und Toͤpferei der Alten.
                           Der hochwuͤrdige Hr. W. V. Vernon zeigte in einem
                              Aufsaze, den er vor der Yorkshire Philosoph. Society am
                              6. April 1830 las, daß die Roͤmer ihr Glas nicht mit Kobalt, sondern mit kohlensaurem Kupfer blau faͤrbten. Die Analyse
                              einiger blauen Glasperlen und Scherben von blauem Glase aus roͤmischen
                              Graͤbern, die ihm Hr. Stillingfleet schenkte,
                              uͤberzeugte ihn hiervon. Bekanntlich fand auch Sir Humphry Davy in einer noch ziemlich gut erhaltenen
                              Werkstaͤtte zu Pompeji eine blaue Fritte, in welcher gleichfalls Kupfer, und
                              nicht Kobalt, das Faͤrbematerial gewesen ist. Wahrscheinlich lernten die
                              Roͤmer dieß von den Aegyptern, von deren kuͤnstlichen
                              Lapis Lazuli schon Plinius
                              spricht. Hr. Smithson, welcher einige Farben am Grabe des
                              Koͤniges Psammis in Aegypten untersuchte (Annals of Philos. Bd. XXIII. S. 116.), fand in dem
                              blauen Email daselbst nicht Kobalt, sondern Kupfer. Eben dasselbe fand er auch in
                              einer kleinen Isis, die man ihm aus Aegypten brachte. Unsere heutigen Glasmacher und
                              Emailmacher sind nicht im Stande, ein so schoͤnes blaues Glas mit Kupfer zu
                              machen.
                           Hr. Vernon fand ferner in einem Scherben roͤmischer
                              schwarzer Toͤpferwaare ein sehr gut erhaltenes Stuͤk Kalkspath
                              eingebettet. Die Roͤmer konnten also ihre schwarze Toͤpferwaare
                              unmoͤglich so stark brennen, als man dieselbe heute zu Tage brennt, und die
                              Vermuthung wird immer wahrscheinlicher, daß sie bei derselben den Thon mit Erdharz
                              und Steinoͤhl ankneteten, und dann im Feuer so zu sagen nur
                              roͤsteten.
                           Hr. Vernon erwaͤhnt ferner eines
                              Zink-Oxyd-Krystalles, der durch einen Tiegel auf der Zinkhuͤtte
                              des Hrn. Hitz zu Filisur in Graubuͤndten
                              durchschwizte, und der mineralogisch, physisch und chemisch sich wie ein
                              natuͤrlicher Zink-Oxyd-Krystall aus New-Jersey verhielt.
                              (Vergl. The Philos. Mag. et Annals of Philos.
                              Juni 1830. S. 404.)
                           
                        
                           Verbesserung in der Kohlenbrennerei.
                           Hr. Isak Doolittle, zu Bennington in Vermont, ließ sich am
                              14. Dec. 1829 ein Patent zu Washington auf einen gemauerten Ofen zum Verkohlen des
                              Holzes ertheilen. In der Patent-Beschreibung (im Register of Arts, Julius 1830, S. 56.) sind keine Dimensionen angegeben,
                              und die ganze Notiz ist so dunkel, daß wir nicht beurtheilen koͤnnen, in
                              wiefern dieser Ofen zum Verkohlen des Holzes von denjenigen verschieden ist, die man
                              in verschiedenen Laͤndern Europens zu diesem Ende bereits seit Jahren
                              errichtet hat. Daß die Kohlen besser werden und daß mehr Holzsaͤure gewonnen
                              wird, wenn man das Holz in Ofen verkohlt, ist leicht begreiflich.
                           
                        
                           Ueber die Kohlensaͤure in der
                              Atmosphaͤre,
                           uͤber ihre Abwechslungen, ihre groͤßte und
                              geringste Menge, uͤber den Einfluß des Regens und des Frostes, uͤber
                              das Gas auf dem Genfersee und am Ufer, in der Stadt und auf dem Lande, in Ebenen und
                              auf den Bergen, uͤber den Einfluß des Windes, des Tages und der Nacht auf
                              dieselbe, hat Hr. Theodor de Saussure vor der Société de Physique et d'hist. nat. de
                                 Genève, am 18. Febr. 1830 eine Abhandlung vorgelesen, welche nun
                              auch in: Maihefte der Annales de
                                 Physique et de Chymie abgedrukt ist, und eine vollstaͤndige
                              Ausfuͤhrung der Ideen enthaͤlt, welche dieser beruͤhmte
                              Physiker bereits im XXXVIII. Bande der Annales
                              aufstellte. Diese Abhandlung ist zwar zunaͤchst nur fuͤr Physiker,
                              Chemiker und Aerzte von dem hoͤchsten Interesse; da aber auch Techniker bei
                              ihren Arbeiten haͤufig mit Kohlensaͤure zu thun haben, so
                              muͤssen wir alle diejenigen, welche entweder mit Erzeugung und
                              Benuͤzung oder mit Verbannung derselben beschaͤftigt sind, auf diese
                              lehrreiche Abhandlung aufmerksam zu machen, welche wohl bald in irgend einem
                              deutschen Journal fuͤr Physiker erscheinen wird, und ohne welche sie fortan
                              sich nicht einbilden duͤrfen, die Kohlensaͤure in der
                              Atmosphaͤre zu kennen.
                           
                        
                           Vergsegen an Steinkohlen in England.
                           Man schaͤzt die beiden Gruben zu Durham und Northumberland allein auf 6000 Millionen Tonnen
                              Steinkohlen; und so viel ist fuͤr die naͤchsten 1727 Jahre fuͤr
                              England genug, Age. Galignani. 4785. (Wenn auf der
                              großen Insel allein in zwei Gruben so viel Steinkohlen liegen, so wird es doch nach
                              aller Analogie in der Geologie erlaubt, seyn zu schließen, daß auf dem festen Lande
                              noch mehr Steinkohlen vorkommen muͤssen. Man will
                              aber im Binnenlande von Europa keine Steinkohlen, es gibt sogar Gegenden, wo man
                              sich der Torfgraͤberei widersezt, um besseren Absaz fuͤr das Holz zu
                              gewinnen! Man muß uͤbrigens nicht vergessen, daß die Steinkohlengruben in
                              England nicht so alt sind, als man glaubt. Erst im J. 1357 kamen die ersten
                              Steinkohlen nach London! Das Gute schreitet uͤberall nur aͤußerst
                              langsam vorwaͤrts!)
                           
                        
                           Capitaͤn Rodger's
                              Anker.
                           Wir haben von diesen Ankern neulich Beschreibung und Abbildung gegeben. Das Repertory of Patent-Inventions bringt im Juliushefte dasselbe Patent, und fuͤgt eine Menge
                              Versuche und Zeugnisse bei, welche fuͤr die Guͤte, dieser Erfindung
                              sprechen.
                           
                        
                           
                           Hrn. Huber-Burnand's
                              Versuche mit dem Sande,
                           uͤber welche wir im XXXIV. Bd. des polytechn. Journales, S. 270.,
                              Nachricht gegeben haben, wurden am 23. April an der Royal-Institution zu London von dem beruͤhmten Chemiker und
                              Physiker, Hrn. Faraday, wiederholt und bestaͤtigt.
                              Hr. Faraday meint, daß Sand unter gewissen
                              Umstaͤnden als eine Triebkraft benuͤzt werden koͤnnte, welche
                              weniger von Zufaͤlligkeiten abhaͤngt, als manche andere, (Philos. Magazin and Annals of Philosophy 1830. S.
                              68.
                           
                        
                           Ueber die Arsenik-Wasserstoffverbindungen
                           hat Hr. Saubeiran im Journal de Pharmacie, Juin. S. 354., interessante
                              Versuche angestellt, von welchen wir hier bloß die Resultate anfuͤhren
                              wollen: Nach diesen besteht der gearsenikte Wasserstoff
                           
                              
                                 aus
                                 1 Volumen oder
                                 1 Atom
                                 Arsenik;
                                 
                              
                                 
                                 2      – 
                                 2   –
                                 Wasserstoff.
                                 
                              
                           
                              
                                 Wasserstoff:
                                 2 Atom
                                   12,48;
                                     2,584.
                                 
                              
                                 Arsenik
                                 1   – 
                                 470,38;
                                   97,416.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Arsenikhydruͤr ist also von dem gearsenikten Wasserstoffe dadurch verschieden,
                              daß es im Verhaͤltnisse von 2:3 weniger Wasserstoff enthaͤlt.
                           Er schließt aus seinen Versuchen: 1) daß man gegenwaͤrtig nur zwei
                              Arsenikwasserstoffe kennt; der eine, als fester Koͤrper, besteht aus Einem
                              Atom Arsenik und zwei Atomen Wasserstoff; der andere, gasfoͤrmig, besteht aus
                              Einem Atom Arsenik und zwei Atomen Hydrogen in zwei Volumen verdichtet. 2) daß das
                              gearsenikte Wasserstoffgas seiner Zusammensezung nach immer identisch ist, außer
                              seiner Vermischung mit Wasserstoff, es mag auf was immer fuͤr eine Weise
                              bereitet worden seyn. 3) daß die Behandlung des durch Schmelzung erhaltenen
                              Arsenikzinkes das sicherste Mittel ist sich reinen gearsenikten Wasserstoff zu
                              verschaffen. 4) daß die alkalischen Oxyde, vorzuͤglich im Zustande eines
                              Hydrates, durch Arsenik in Wasserstoff verwandelt werden, in eine metallische
                              Arsenikverbindung, und in vollkommen und unvollkommen arseniksaure Verbindungen. 5)
                              daß der Niederschlag, welcher durch langsame Einwirkung der Luft oder des Chlores
                              auf den gearsenikten Wasserstoff entsteht, nicht Arsenikhydruͤr ist, wie man
                              glaubte, sondern metallischer Arsenik. 6) daß Arsenikzinn und Zink, mit
                              Saͤuren behandelt kein Arsenikhydruͤr liefern, sondern einen
                              Ruͤkstand von Ueber-Arsenikhydruͤr bilden, der von keiner
                              Saͤure angegangen wird.
                           
                        
                           Ueber Rosenessenz.
                           Das Journal de Pharmacie, Juill. 1830. S. 448., liefert
                              eine Notiz uͤber Rosenessenz, die bekanntlich von den Arabern (besonders von
                              jenen in Marocco, die gern auf Rosenblaͤttern schlafen) und von den Persern
                              bereitet wird. Oberst Polier beschaͤftigte sich
                              selbst mit der Bereitung der Rosenessenz (Vergl. Asiatic
                                 Researches, 1801. S. 332.) und erhielt, was merkwuͤrdig ist, in
                              Ostindien weniger von diesem kostbaren Praͤparate, als Hoffmann und Homberg in Deutschland erhielten:
                              es muß ein sehr gutes Jahr seyn, und sehr sorgfaͤltig gearbeitet werden, wenn
                              man aus einem Zentner Rosen, in ihren Kelchen destillirt, kaum drei volle Quentchen
                              erhalten will. Im J. 1787 erhielt der Oberst auf 11 Morgen mit Rosen bestellten
                              Landes (Acres) nur ungefaͤhr 8 Unzen. Die Farbe
                              der Rosenessenz, des Ather, ist kein Kennzeichen der Reinheit, noch weniger der
                              Guͤte oder des Landes: sie ist, nach Polier, bald
                              schoͤn schmaragdgruͤn, bald glaͤnzend gelb, zuweilen rosenfarb,
                              und dieß zwar oͤfters von denselben Rosen in einem und demselben Jahre bei
                              durchaus gleichem Verfahren, so wie bei Rosen, die zu verschiedenen Zeiten gesammelt
                              wurden. In Indien sezt man gewoͤhnlich geraspeltes Santalholz den Rosen zu,
                              welche man destillirt: dieses Holz enthaͤlt viel fluͤchtiges Oehl,
                              welches leicht bei der Destillation empor steigt, und sich mit der Essenz oder mit
                              dem Rosenwasser mengt, und den Geruch desselben annimmt. Diese Verfaͤlschung
                              laͤßt sich entdeken, indem das fluͤchtige Santaloͤhl bei der
                              gewoͤhnlichen Kaͤlte nicht gerinnt (was jedoch nach Einigen der Fall
                              seyn soll) und den
                              Geruch weniger lang behaͤlt. Zu Kaschmir verfaͤlscht man den Ather
                              nicht mit Santal, man destillirt aber eine andere aromatische Pflanze damit, die
                              demselben eine dunkelgruͤne durchscheinende Farbe gibt. Auch dieser Ather
                              stokt nicht in der Kaͤlte.
                           
                        
                           Zukerverbrauch in England.
                           Nach dem Edinburgh New Philosoph. Journ., April bis Julius wird der jaͤhrlich in England verbrauchte
                              Zuker auf 160,000 Tonnen, oder ungefaͤhr 360,000,000 Pfd. geschaͤzt.
                              Nimmt man die Bevoͤlkerung zu 16 Millionen, so gibt dieß im Durchschnitte 22
                              1/2 Pfd. fuͤr den Kopf. Nun wird aber in Arbeitshaͤusern (work-houses)
                              fuͤr jeden Kopf jaͤhrlich 34 Pfd. (taͤglich 3 Loth), und in
                              Privathaͤusern wenigstens woͤchentlich 1 Pfd. fuͤr die
                              Dienstbothen gerechnet, d.h., 52 Pfd. des Jahres.
                           
                        
                           Einfuhrzoll auf Rohzuker nach dem neuesten
                              Parliamentsbeschlusse.
                           
                              
                                 Aller Braun- und Muscovado und
                                    Erdzuker aus den britischenBesizungen in Amerika und auf Mauritius
                                    bezahlt fuͤr den Ztr.
                                 1 Pfd.
                                   4 Shill.
                                 
                              
                                 Aller detto aus Ostindien (aus den
                                    britischen Besizungen)
                                 1 Pfd.
                                 12 Shill.
                                 
                              
                                 Aller detto aus anderen
                                    Laͤndern
                                 3 Pfd.
                                     3 Shill.
                                 
                              
                                 Der Ztr. Syrup aus britischen Colonien
                                    bezahlt
                                 
                                     9 Shill.
                                 
                              
                           (Galignani. N. 4780.)
                           
                        
                           Brot aus Stroh.
                           Waͤhrend, Dank der Restauration und der Karte, gegenwaͤrtig der
                              4pfuͤndige Leib Brot 15 1/2 Sous kostet (deren 20 auf den Livre oder Franken
                              pr. 27 kr. gehen), hat, nach Galignani, N. 4777, Hr. Annoot, Apotheker zu
                              Bruͤgge in Flandern, gefunden, daß man aus geschnittenem und gemahlenem
                              Strohe Brot baken kann, und ein Ausschuß von Aerzten fand dieses Brot gut. –
                              Wir waͤren nun also, im J. 1830 n. Ch. G., in Europa dahin gekommen, daß wir
                              Statt Brot Stroh, Statt Suppe
                              und Fleisch Leimwasser und Knochen, Statt Gold und Silber schwarzgetuͤpfelte Lumpen haben. Haben wir es nicht weit
                              gebracht? Daß die infame Kaste, die sich in den lezten Generationen der Erziehung
                              des Menschengeschlechtes bemaͤchtigte, den groͤßten Theil der
                              Koͤpfe des Menschengeschlechtes zu Strohkoͤpfen machte; das mag ihr der Himmel verzeihen: daß sie
                              aber, damit noch nicht zufrieden, nun auch sogar die Magen der Menschen in Strohmagen verwandeln will, das werden ihr die Richter
                              der Unterwelt einst nie vergeben koͤnnen.
                           
                        
                           Cichorien-Kaffee eine Neuigkeit in England.
                           Im Mech. Mag. heißt es N.
                              360. S. 304. 3. Jul.: „Dr.
                                 Harrison zu Edinburgh zieht den
                                 Dandelion-Kaffee“ (Cichorien-Kaffee, d.h. von Leontodon-Taraxacum, Loͤwenzahn, Pfaffenroͤhrlein) dem
                              Mecca-KaffeeSollte vermuthlich Mocca-Kaffee heißen.
                                    Wenn der Hr. Professor diesen Mocca, 3 Loth auf
                                    die Tasse, wie man ihn zu Pesth trinkt, getrunken hat, und
                                    Pfaffenroͤhrl-Kaffee vorzieht, so hatte Johnson Recht, wenn er sagte: „die guten Schotten kennen
                                       nur Hafer und Erdaͤpfel.“ A. d. Ue. weit vor, und viele Personen auf dem festen Lande finden eine Mischung von
                              echten Cichorien (Succory, Chichoreum Intybus) dem reinen Kaffee vor. Das große Geheimniß
                              guten Kaffee zu haben, ist, denselben immer frisch brennen und mahlen zu lassen.
                              „(Man sieht hieraus, daß in England der Cichorien-Kaffee aus
                                 Loͤwenzahn, wie aus echten Cichorien, etwas
                                    Neues ist. Wir haben dieses Unding in Deutschland nun schon bald drei
                                 Generationen lang!)
                              
                           
                        
                           Der Bazar Montesquieu zu Paris.
                           Wir haben vor mehreren Jahren schon in unserem Polytechn.
                                 Journ., und
                              zeither wiederholt oͤfters, behauptet, daß es eine eitle Thorheit fuͤr
                              reiche Leute und fuͤr Staaten ist, aus Holz bauen zu lassen, was eben so gut
                              aus Eisen seyn koͤnnte; daß ein solcher Bau das sicherste Mittel gegen jede
                              Feuersgefahr ist. Unsere, wie wir sehr wohl wissen, in Deutschland still und laut
                              verhoͤhnte Idee wurde zu Paris auf das Glaͤnzendste
                              ausgefuͤhrt. Man wird sich erinnern, daß der Bazar daselbst vor 2 Jahren
                              niederbrannte. Hr. Lainé hat nun einen neuen
                              Bazar, den Bazar Montesquieu, mit 80 Comptoirs,
                              lediglich, mit Ausnahme des Mauerwerkes, aus Eisen, (aus Gußeisen und geschlagenem
                              Eisen) und aus Kupfer und Messing gebaut. Es ist in diesem ganzen Gebaͤude,
                              das 80 Comptoirs enthaͤlt, auch nicht ein Spaͤnchen Holz; nicht so
                              viel, als ein sogenannter Kreuzpartikel in mancher Monstranze betraͤgt. Es
                              ist also doch nicht jede Idee im Polyt. Journ. so albern
                              und laͤcherlich, als die Didaskalia zu Frankfurt
                              von Muͤnchen aus schrieb, und manche der daheim verhoͤhnten Ideen
                              wurde im Auslande gluͤklich ausgefuͤhrt. (Man vergl. die Beschreibung
                              dieses Bazars im Journal de Paris, 20. Avril 1830. Bulletin d.
                                 Scienc. techn. Avril
                                 . S. 371.)
                           
                        
                           Obstsorten, welche im Garten der Horticultural-Society zu London gezogen werden.
                           Die vortreffliche Horticultural-Society zu London
                              zieht (nach ihrem Catalogue of Fruits, cultivated in the
                                 Garden of the Horticultural-Society of London, 1826) in ihrem Garten
                              zu Chisvick bei London nicht weniger als 1205
                              Aepfelsorten, 622 Birnsorten, 293 Pflaumensorten, 246 Kirschensorten; 224
                              Pfirsichsorten und 72 Brugnons (Pfirsische mit glatter
                              Frucht), 54 Aprikosensorten, 167 Rebensorten (Graf Chaptal hatte deren im J. 1811, wie wir hoͤrten, an 600 zu Paris),
                              71 Melonensorten, 121 Erdbeerensorten, 23 Sorten Vaccinien, 30 Crataͤgus
                              u.s.w. – Was sind unsere Sammlungen in Deutschland gegen diese! Deutschland
                              hatte bisher nur zu Berlin einen Garten-Verein;
                              kein anderer Staat in Deutschland hat bisher das Beispiel der Londoner Horticultural-Society oder des Berliner-Vereines nachgeahmt, obschon die
                              suͤdlicheren Staaten, wie z.B. Oesterreich, Wuͤrtemberg, Baden, ein
                              weit gluͤklicheres Klima fuͤr Obstbaumzucht besizen, als das kalte und
                              neblichte Preußen. Dieser kostbare Schaz an Obstsorten, welchen die Horticultural-Society besizt, der noch
                              kostbarere, den sie an Blumen und Zierdestraͤuchen und Baͤumen, an
                              pomologischen und botanischen Werken in ihrem Institute aufbewahrt, ist die Frucht
                              einer Subscription, nach welcher jedes Mitglied jaͤhrlich ungefaͤhr 12
                              fl. unter der Bedingung bezahlt, den Garten und die Buͤcher benuͤzen
                              zu koͤnnen, Samen, Pfropfreiser etc. zu erhalten. Sollten sich zu Wien nicht
                              ein paar Tausend Individuen finden, welche Liebe fuͤr ihr Vaterland und
                              Geschmak an Gartencultur genug besizen, um jaͤhrlich 12 fl. beiden als Opfer
                              darzubringen? Was ließe sich aus einem Garten zu Wim schaffen, auf welchen man
                              jaͤhrlich 24,000 fl. wenden koͤnnte Was Gutes geschehen kann und soll,
                              kann nur mehr durch Subscriptionen von Privaten geschehen: „Virtus unita fortior!“
                              
                           
                        
                           125 Spargel wogen 28 Pfund
                           im Garten des Hrn. W. R. Grayson zu
                              Mortlake. Sie wurden am 18. Mai bei der London
                                 Horticultural-Society vorgezeigt. Philos.
                                 Mag.
                              August. 1830. p. 152.
                           
                        
                           Butter von Issigny.
                           Die Butter von Issigny ist in Frankreich beruͤhmt.
                              Die Weise, wie man sie gewinnt, ist aber etwas sonderbar. Man laͤßt die
                              Kuͤhe so bespringen, daß sie im Herbste kaͤlbern, bekleidet sie dann
                              warm, und fuͤttert sie und melkt sie im Winter im Freien, indem man bemerkt
                              haben will, daß die Milch und die Butter im Stalle einen uͤblen Geruch
                              annimmt. Mechan. Magaz. N. 360. S. 304. Journal d. connaiss. usuell. (Hielten die Bauern zu
                              Issigny ihr Vieh und ihre Staͤlle so rein, wie die Hollaͤnder, so
                              wuͤrden sie eben so gute Butter haben, und koͤnnten sich die
                              Schlafroͤke an ihren Kuͤhen ersparen.)
                           
                        
                           
                           Der Menschenfreund de Boigne, oder
                              Beweis, daß es auch reiche Capitalisten auf dem festen Lande gibt.
                           Zu Chambery in dem Lande der Armuth und der Biederkeit, in
                              Savoyen, starb am 21. Junius ein Hr. de Boigne, der seit vielen Jahren daselbst wohnte. Außer
                              einem Vermaͤchtnisse von 300,000 Franken fuͤr seinen Bruder, einer
                              Rente von 60,000 Frank, jaͤhrlich fuͤr seine Wittwe und 200,000
                              Franken fuͤr jeden seiner Enkel bei ihrer Muͤndigkeit (seinem Sohne
                              hinterließ er zwischen 15–18 Millionen Franken) und reichlichen Legaten an
                              seine Freunde und Diener, vermachte er, fuͤr jeden Armen in der
                              Charité, im Waisenhause und im Armenhause jaͤhrlich 5 Frank.; der
                              Stadt Chambery 4–500,000 Franken zur Verschoͤnerung, und schenkte noch
                              uͤberdieß waͤhrend seines Lebens 400,000 Franken zu einem Theater;
                              500,000 Franken fuͤr ein zu erbauendes Irrenhaus; 300,000 Franken fuͤr
                              den Armenfond; zu einem Spitale fuͤr 60 arme alte Maͤnner 1,200,000
                              Franken; zu Errichtung einer Lehranstalt 300,000 Franken; zur Vergroͤßerung
                              der Bibliothek 50,000 Frank.; zur Verschoͤnerung des Rathhauses 60,000
                              Franken; zu einer neuen Straße 500,000 Franken; zu 30 neuen Betten in
                              Krankenhaͤusern 200,000 Franken; fuͤr Waͤsche und Huͤlfe
                              an Gefangene 24,000 Franken; den Feuerloͤschern der Stadt 24,000 Frank.; der
                              Schuͤzengesellschaft 20,000 Franken; 100,000 Franken zum Unterrichte junger
                              Maͤdchen in Handarbeiten. Es gibt also auch große Capitalisten und
                              Menschenfreunde auf dem festen Lande, und viele Koͤnige in England starben,
                              ohne die leidende Menschheit so koͤniglich zu bedenken, wie der gute Savoyard
                              de Boigne. Heil der Asche dieses Guten, und
                              Gluͤk seinem Sohne und seinen Enkeln, damit sie einst dem edlen Vater
                              gleichen koͤnnen! (Galign. N. 4774.)
                           
                        
                           Zum Andenken an Bernhard Freiherrn v. Eichthal, koͤnigl. bayer. Regierungsrathe.
                           Unter dieser Aufschrift befindet sich in dem Kunst- und Gewerbeblatt Nro. 31 und 32. (31. Juli 1830) eine aus dem Inlande Nro. 188 und 189 laufenden Jahres entlehnte, und mit
                              einigen Zusaͤzen bereicherte kurze Biographie eines um Bayern hoͤchst
                              verdienten Mannes. Wir bedauern bei dem beengten Raume unserer Blaͤtter,
                              diesen Aufsaz nicht vollstaͤndig in denselben wiedergeben zu koͤnnen,
                              troͤsten uns aber damit, daß bei der allgemeinen
                              Verbreitung der angezogenen Zeitschriften in Bayern, so wie durch jene von Voigt's Nekrologien im Auslande, die Verdienste dieses
                              ausgezeichneten Mannes um physische und mathematische Wissenschaften, um
                              Landwirthschaft und Industrie, um sein Vaterland und um die Menschheit,
                              uͤberall jenes dankbare Andenken finden werden, auf welches der zu
                              fruͤhe uns Entrissene (er war erst 46 Jahre alt) sich waͤhrend der
                              kurzen Zeit seines schoͤnen Lebens die gegruͤndetsten
                              Anspruͤche erworben hat. Wir wuͤnschten Bayern besaͤße noch
                              viele solche Buͤrger, die so wie er verstaͤnden, daß der Lenker der
                              menschlichen Geschike vielleicht nur deßwegen dem Einen viel, den Andern wenig gab,
                              um die Menschen zu pruͤfen und das Loos der Ungluͤklichern durch die
                              Herzensguͤte der Gluͤklichen zu mildern.
                           Die Edleren unter dem bayerischen Volke werden nie vergessen, was Er dem Lande
                              gewesen ist, und welche Opfer Er der Landwirthschaft und der Industrie gebracht hat.
                              Moͤchte das schoͤne Beispiel, das er gegeben hat, nicht unter seinen
                              Zeitgenossen und deren Nachkommen untergehen, und sich so lange erhalten, als das
                              Andenken an seinen vortrefflichen Vater, dessen Verdienste Max
                                 Joseph, unsterblicher Erinnerung, zu schaͤzen und zu lohnen wußte,
                              sich vereint mit jenem an ihn, bei allen Edlen erhalten wird.
                           Einen Trost bei dem Verluste, den Bayern durch den Hintritt des Vaters der
                              hochachtbaren Familie Eichthal erlitt, und den er jezt so
                              schmerzlich durch das fruͤhe Ableben des Freiherrn Bernhard v. Eichthal empfindet, gewaͤhrt uns der
                              bluͤhende Zustand der uͤbrigen hochachtbaren Mitglieder dieses
                              Ehrenhauses, des Freiherrn Arnold v. Eichthal,
                              Gruͤnder und Chef eines der ersten Augsburger Haͤuser. Seinem Sinne
                              und Geschmake fuͤr das Schoͤne ist Augsburg eine ihrer
                              schoͤnsten Zierden schuldig, den schoͤnen Garten vor dem Klinkerthore,
                              eine Schoͤpfung seiner nuͤzlichen Thaͤtigkeit, die ihn, wie auf
                              das Geheiß einer Zauberruthe, auf einem oͤden, kahlen Huͤgel ersteigen
                              ließ, so wie dessen schoͤnes, nach seinem Sinne erbautes Wohngebaͤude
                              eine der schoͤnsten Zierden der Stadt genannt werden kann. Die Ignatz Meier'sche Lederfabrik in
                              Muͤnchen, die erste und wichtigste in Bayern, gewann in seinen Besiz
                              uͤbergegangen, in Vervollkommnung jeder Art, und ist nun eine Anstalt, die
                              Verdienst und Wohlstand in ihrer Umgebung verbreitet und manche Summen im Vaterlande
                              zuruͤkhaͤlt, die fruͤher der fremden Industrie zuflossen. Wie
                              lobenswuͤrdige Thaͤtigkeit nur Verwandtes sucht, so sehen wir bereits
                              mit dessen Familie vereint, Hrn. Wilhelm von Hoͤslin, einen eben so
                              talentvollen, wissenschaftlich gebildeten Kaufmann als Befoͤrderer der
                              schoͤnen Gartenkunst; und endlich den wuͤrdigen Hrn. Carl Forster,
                              Eigenthuͤmer einer Kattundrukmanufaktur in Augsburg, die gewiß unter Allen
                              des Continents einen ehrenvollen Plaz behauptet. Zwei wuͤrdige Soͤhne
                              sichern dem Namen sein Fortbestehen in Augsburgs Mauern.
                           Ihm folgt Freiherr Louis von Eichthal, Bankier in Paris,
                              dessen Haus der Sammelplaz der ausgezeichnetesten, dort zu Zeiten sich einfindenden
                              Fremden, der Glanzpunkt der geistreichen Gesellschaft ist, und der sich durch die
                              ruhige sichere Haltung seiner Operationen, durch edlen Wetteifer bei allem was zur
                              Befoͤrderung des Guten und Nuͤzlichen zu leisten ist, einen
                              ehrenvollen Plaz unter den commerciellen Haͤuptern jener Hauptstadt, unter
                              den Lafitte, Delessert, Perrier, Ternaux und andern erworben hat. Ausgezeichnete
                              Soͤhne treten in die Fußstapfen des Vaters, um den Namen der Familie noch bei
                              spaͤtern Geschlechtern in Ehren zu halten.
                           Freiherr David v. Eichthal in Carlsruhe hat wie der
                              verblichene Bruder Industrie zum Vorwurf seiner rastlosen Thaͤtigkeit
                              gemacht. Ihm gelang es mit großen Opfern dem Continente eine der besten Spinnereien
                              zu schenken, deren Producte an den bedeutendsten Absazorten beruͤhmt geworden
                              sind. Eine meisterhafte Krappfabrik, deren immer gleichartige Producte von den
                              besten sind, die uns noch je vor Augen kamen, so wie ein wahres Musterhammerwerk
                              nebst Waffenfabrik in St. Blasius verdanken ihm ihre Errichtung oder Erhebung. Doch
                              nicht nur allein der kenntnißreiche Techniker beweist sich in seinen Werken, sondern
                              wir haben auch Ursache das Herz des Menschenfreundes hoch zu schaͤzen, wenn
                              wir die wohlthaͤtigen Folgen seiner herrlichen Lehranstalten fuͤr die
                              Kinder der in seinen Werken beschaͤftigten Familien bedenken. Er gibt vielen
                              Hunderten Brot und lehrt sie die Tugend, bildet Generationen zu nuͤzlichen
                              Menschen. Wer den Umfang solcher Thaten zu schaͤzen weiß, wuͤrde sich
                              zur vollsten Hochachtung gezwungen fuͤhlen, auch ohne die ehrenvolle
                              Auszeichnung, womit Badens Fuͤrst dessen Brust zu schmuͤken wußte.
                           Freiherr Simon v. Eichthal in Muͤnchen,
                              Eigenthuͤmer des vaͤterlichen Hauses, tritt wuͤrdig in die
                              Fußstapfen des verstorbenen Vaters, dessen Soliditaͤt, dessen reelle
                              Handlungsweise auf den Sohn mit uͤbergegangen zu seyn scheinen. Verstand und
                              Guͤte schmuͤken ihn und Muͤnchen verdankt ihm eine der
                              schoͤnsten architektonischen Zierden, den mit zwekmaͤßig verwendeten
                              Aufwaͤnde zum Vergnuͤgen aller Augen erbauten Bazar, in welchem sich
                              die wuͤrdige Thaͤtigkeit eines Staatsbuͤrgers an den
                              großartigen Schuz, den unser hochgesinnter Monarch den Kuͤnsten erweiset,
                              anknuͤpft. Das unbegraͤnzte und wohlverdiente Vertrauen des Monarchen,
                              der hohen Regierung und aller ausgezeichneten Maͤnner der Hauptstadt
                              schmuͤken den verdienstvollen Buͤrger, und Geist und herzliche
                              Froͤhlichkeit athmen in dem geselligen Cirkel seines Hauses.
                           Moͤge sie bluͤhen und wachsen die Familie, deren Fuß auf der breiten
                              Grundlage der Verdienste und der allgemeinen Achtung ruht, und so fest den
                              Stuͤrmen trozen, wie der Baum, der symbolisch ihren Namen
                              begruͤndet.
                           Berichtigung.
                           In Bd. XXXVI. Heft 6. S. 433. lese man bei Haßler's
                              Repetitions-Theodolith statt Hebel: Libelle oder
                              Niveau.