| Titel: | Patent-Dampfmaschine des Lord Cochrane und Hrn. Alexand. Galloway. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. CXI., S. 414 | 
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                        CXI.
                        Patent-Dampfmaschine des Lord Cochrane und Hrn. Alexand. Galloway.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. N. 361. 10. Jul. 1830. S.
                              305.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
                        Cochrane's und Galloway's Patentmaschine.
                        
                     
                        
                           Lord Cochrane und Hr. A. Galloway ließen sich am 4. Mai 1818 ein Patent „auf eine Maschine zur Beseitigung der Ungelegenheit des
                                    Rauches und der Gasarten, welche sich in Stuben- und anderen Oefen
                                    und auf Feuerherden waͤhrend des Anzuͤndens und Verbrennens
                                    der Steinkohlen und anderer brennbarer Substanzen entwikeln, und in gewissen
                                    Faͤllen zur Leitung der Hize und Verwendung des Rauches und der
                                    Gasarten zu verschiedenen nuͤzlichen Zweken dienen, welche von großem
                                    allgemeinen Nuzen seyn werden,“ ertheilen.
                           Diese beiden Herren brachten nun am 30. Junius l. J. u. f. Klage vor dem Londoner
                              Gerichtshofe (Court of Chancery) gegen die HHrn. Braithwaite und Ericsson wegen Eingriffes in
                              Patent-Recht, und verlangten, daß leztere von ihrer an der beruͤhmten
                              Novelty angebrachten Dampfmaschine, welche auf der
                              Liverpool-Eisenbahn lief, und auf welche sich leztere unter dem Titel:
                              „auf ein Verfahren, Fluͤssigkeiten in
                                    Dampf zu verwandeln“ am 31. Januar 1829 ein Patent ertheilen
                              ließen, keinen Gebrauch mehr machen sollen.
                           Das Mechanics' Magazine liefert diesen ganzen Proceß als
                              neuestes Schandmahl der erbaͤrmlichen englischen Justiz, und des noch schaͤndlicheren
                              englischen Patent-Wesens. Wir wollen unsere Blaͤtter mit diesen
                              Scandalen nicht befleken, sondern begnuͤgen uns bloß, die von den
                              Klaͤgern angegebene Beschreibung und Abbildung ihrer Maschine anzugeben. Da
                              wir das Patent der Beklagten (Braithwaite und Ericsson) in unserem polyt.
                                 Journ. Bd. XXXV. S. 47. bereits
                              geliefert haben, so werden unsere Leser nun selbst im Stande seyn, uͤber
                              diesen Handel zu entscheiden, ohne daß einer derselben Gefahr liefe so dumme
                              Bemerkungen zu hoͤren oder gar selbst so zu machen, wie Se. H., der Lord
                              Chancellor und der Solicitor-General sie gemacht haben.
                           „Unsere Erfindung,“ sagen die Klaͤger,
                              „besteht in einer Maschine zum Heizen der Kessel, und kann
                                 verbesserter luftdichter Ofen oder Feuerherd genannt werden, in oder auf welchem
                                 kalte, oder vielmehr verbrennliche und entzuͤndbare, Koͤrper zur
                                 Erzeugung und Leitung der Waͤrme durch Anzuͤnden und Verbrennen
                                 der Kohle oder anderer tauglicher Koͤrper gebraucht werden. Diese Oefen
                                 muͤssen aus irgend einem schiklichen Materiale so gebaut seyn, daß sie
                                 die aͤußere Luft in denselben gelangen lassen, den Austritt derselben
                                 aber und der Gasarten hindern, außer an denjenigen Stellen, wo zur Ein-
                                 und Ausfuͤhrung der Luft und der Gasarten Pumpen, Klappen oder irgend
                                 andere Vorrichtungen angebracht sind, wodurch dann die zur Unterhaltung des
                                 Feuers noͤthige Menge Luft eingelassen, und aller Rauch und alles Gas mit
                                 der gehoͤrigen Gegenkraft gegen jeden aͤußeren Druk
                                 hinausgetrieben wird. Unsere Erfindung hat einen dreifachen Charakter: 1) soll
                                 sie die Nachtheile des Rauches und der Gasarten beseitigen, die in Oefen und auf
                                 Herden waͤhrend des Anzuͤndens und Verbrennens ber Kohlen oder
                                 anderer brennbarer Koͤrper erzeugt werden; 2) soll sie in gewissen
                                 Faͤllen die dadurch erzeugte Hize leiten; 3) soll dieser Rauch oder
                                 dieses Gas zu verschiedenen nuͤzlichen Zweken verwendet werden.
                              
                           
                              AAAAFig. 4.
                                 zeigt einen luftdichten horizontalen und senkrechten Ofen oder Feuerherd mit
                                 seinen Zuͤgen um einen Dampfkessel zu heizen, oder zu irgend einem Zweke,
                                 wozu man Hize braucht. B ist die Roͤhre,
                                 durch welche mittelst einer Pumpe oder mehrerer Pumpen oder mittelst irgend
                                 eines anderen Instrumentes zum Eintreiben der Luft die zur Unterhaltung der
                                 Flamme des vorher angezuͤndeten Materiales noͤthige Menge Luft in
                                 den Ofen getrieben wird. In der Roͤhre B ist
                                 eine Metallklappe, welche sich gegen ihr Lager durch den Druk des Rauches von
                                 dem Feuer her schließt, und durch die Gewalt der atmosphaͤrischen Luft
                                 oͤffnet, welche durch die Pumpe oder durch irgend ein geeignetes
                                 Instrument zum Einblasen der Luft herbeigeschafft wird. Die Roͤhre B mag die Luft, welche sie herbeifuͤhrt, entweder
                                 uͤber oder unter das brennende Brennmaterial in dem horizontalen
                                 Feuerherde oder in einem schiklichen Theile des senkrechten Feuerherdes
                                 fuͤhren; oder, wo mehr dann eine Pumpe zu diesem Ende vorgerichtet ist,
                                 kann die Luft in beide Feuer auf ein Mal geblasen werden, wie es die
                                 Umstaͤnde fordern. C ist die Platte oder
                                 Klappe, durch welche der Rauch, das Gas, die gehizte Luft
                                 zusammengedruͤkt wird, je nachdem der Druk auf diese Platte oder Klappe
                                 stark ist: der Druk kann entweder durch ein Gewicht oder durch eine
                                 Fluͤssigkeit, oder durch irgend ein bekanntes Mittel zur Erzeugung irgend
                                 eines Widerstandes hervorgebracht werden. Durch die Oeffnung oder durch das
                                 Aufsteigen der Klappe oder Platte, C, erhaͤlt
                                 der Rauch, das Gas, die erhizte Luft freien Ausgang, nachdem die brennbaren
                                 Theile des Rauches dem gehoͤrigen Grade der Exhaustion nach Maß des
                                 Widerstandes, der bei der Entweichung entgegengestellt wurde, ausgesezt wurden.
                                 Der Behaͤlter oder das Gefaͤß, DD, nimmt das Ende der Roͤhre auf, welches den Siz der Klappe,
                                 C, bildet, schließt dasselbe ein, und
                                 enthaͤlt die erforderliche Menge Wassers, die zur Erreichung des
                                 doppelten Zwekes nothwendig ist: ein Mal den Rauch so lang einzuschließen, bis
                                 er durch Wirkung des Feuers auf jeden erforderlichen Grad um seine brennbare
                                 Eigenschaft gebracht wurde; dann um denselben bei seinem Durchgange durch das
                                 Wasser und bei seinem Austritte aus demselben von einigen seiner schleimigen
                                 Bestandtheile zu reinigen, so daß er, in diesem gereinigten Zustande, entweder
                                 zu irgend einem nuͤzlichen Zweke gesammelt, oder frei in die
                                 atmosphaͤrische Luft entlassen werden kann, ohne jene Nachtheile und
                                 Ungelegenheiten zu erzeugen, welche durch das gewoͤhnliche Aufsteigen des
                                 schmuzigen Rauches durch die gemeinen Schornsteine Statt haben,
                                 vorzuͤglich aber durch die Schornsteine bei Dampfmaschinen. EE sind die eisernen Thuͤren, die das
                                 Feuer abschließen, und GG ist die Aschengrube.
                                 FF ist die metallne Kammer, welche die
                                 eisernen Thuͤren EE, und die
                                 Aschengrube, GG, einschließt, und welche
                                 vollkommen luftdicht geschlossen seyn muß, wenn ihr Dekel, JJ, in ihre Muͤndung, HH, eingefuͤhrt wird. Diese
                                 Muͤndung oder gekruͤmmte Oeffnung in der Kammer, FF, bildet, wenn sie offen ist, einen Eingang
                                 fuͤr die Thuͤren des Feuerherdes und der Aschengrube. JJ, der sphaͤrische Dekel, muß genau
                                 luftdicht in die Muͤndung der Kammer, FF, eingepaßt und eingeschliffen seyn, und wird in dieser Lage
                                 mittelst des Drukes der Schraube, J, erhalten,
                                 wodurch die atmosphaͤrische Luft von dem Eintritte in den Herd oder in
                                 die Aschengrube durch die Thuͤren EE
                                 abgehalten wird. Der Rauch, das Gas, oder die erhizte Luft werden gleichfalls
                                 gegen ihre Entweichung durch die Thuͤren des Feuerherdes und der
                                 Aschengrube geschuͤzt, KK ist die
                                 eiserne Bruͤke, welche sich auf ihren Drehezapfen schwingt, und mit der
                                 Kammer, FF, in Verbindung steht: auf sie wirkt
                                 die Schraube J mittelst ihres Hebels, L, und durch einige Umdrehungen dieser Schraube wird
                                 es dem Dekel, JJ, moͤglich, der
                                 Oeffnung oder Muͤndung der Kammer aus dem Wege zu gehen, und dadurch, wo
                                 es noͤthig ist, freien Eingang zu gestatten. MM sind metallne Roͤhren von hinlaͤnglicher
                                 Laͤnge, um die Einwirkung des Feuers abzuhalten, damit das starke Glas,
                                 oder die Glaͤser, die in demselben befestigt werden muͤssen, um
                                 nach dem Feuer sehen zu koͤnnen, und die von solchem Durchmesser seyn
                                 muͤssen, daß sie eine allgemeine Uebersicht uͤber das Feuer
                                 gestatten, nicht von diesem leiden. Diese Roͤhren mit ihren
                                 Glaͤsern muͤssen luftdicht und gehoͤrig in dem
                                 sphaͤrischen Dekel, JJ, den Oeffnungen
                                 in den Feuerthuͤren zum Nachsehen bei dem Feuer gegenuͤber
                                 befestigt werden. NN ist eine eiserne
                                 Kruͤke oder ein Rechen mit einem Wechselgriffe und einer Walze oder einem
                                 Fuße am Grunde desselben, damit die Zaͤhne des Rechens nicht ganz
                                 uͤber die Feuerstangen hinausfallen, obschon es gut ist, wenn sie so tief
                                 als moͤglich sind. Wenn dieser Rechen nicht gebraucht wird, ist es
                                 noͤthig, daß er in der Vertiefung gehalten wird, welche zu diesem Ende in
                                 der Aschengrube bei d angebracht ist. Der Rechen
                                 wird in die Aschengrube eingefuͤhrt, um das Feuer gleichmaͤßig zu
                                 vertheilen, und die Stangen zu reinigen, auf welchen dasselbe sich befindet. Der
                                 Rechen bewegt sich in einer Kugel- und Stiefel-
                                 Schließbuͤchse, O, die in dem Dekel, JJ, eingefuͤgt ist. Auf diese Weise
                                 wird das Feuer geschuͤrt, ohne daß man den Dekel, JJ, zu oͤffnen braucht, und irgend
                                 einen Verlust an der zusammengedruͤkten Luft erleidet, mit welcher das
                                 Feuer und die Aschengrube versehen wird. PP
                                 ist ein metallnes Magazin oben auf dem senkrechten Feuerherde, umgeben mit einem
                                 Behaͤlter oder Gehaͤuse zur Aufnahme von Wasser, durch welches der
                                 Behaͤlter gegen zu große Erhizung geschuͤzt wird. Aus diesem
                                 Behaͤlter kann der Kessel mit warmem Wasser so schnell versehen werden,
                                 als der Behaͤlter mit kaltem. Dieses Magazin, PP, kann nun irgend eine Menge
                                 unangezuͤndetes Brennmaterial enthalten, und muß in allen seinen Theilen
                                 luftdicht seyn. Q ist der Rahmen oder das Mundloch
                                 des Magazines, wodurch das Brennmaterial in das Innere desselben gelangt. R ist der luftdichte Dekel oder die Platte, welche
                                 durch den Druk der Schraube, S, die durch die
                                 Schwungbruͤke T arbeitet, niedergehalten
                                 wird. In der Naͤhe des Bodens des Magazines PP befindet sich eine Klappe oder Thuͤre, V, mit einer Achse durch den Mittelpunkt derselben
                                 nach Art einer Drosselklappe an einer Dampfmaschine in Hinsicht auf die Achse
                                 der Klappe oder Thuͤre. Eine Haͤlfte dieser Klappe oder
                                 Thuͤre wird, wenn sie geschlossen ist auf dem unteren Theils des Sizes,
                                 WW, ruhen, waͤhrend die andere Haͤlfte der
                                 Klappe oder Thuͤre auf dem oberen Theile des Sizes ruht. Die Form des
                                 Sizes der Klappe, wie er bei WW gezeigt ist,
                                 wird sehr bequem seyn, indem die ekige Gestalt weder Kohlen noch anderes
                                 Brennmaterial darauf liegen bleiben laͤßt, und so das Schließen der
                                 Klappe oder Thuͤre, V, nicht gehindert werden
                                 kann. Der Zwek dieser Klappe oder Thuͤre ist nicht bloß das Abschließen
                                 des noch nicht angezuͤndeten Brennmateriales von dem senkrechten Herde,
                                 sondern die Moͤglichkeit, das Magazin, PP, so oft als moͤglich mit Brennmaterial zu fuͤllen,
                                 ohne daß man den Rauch, das Gas oder die erhizte Luft auf irgend eine bedeutende
                                 Weise entweichen ließe. Wenn der Dekel, R,
                                 geschlossen ist, kann die Klappe, V,
                                 geoͤffnet werden, so oft das Feuer neues Brennmaterial fordert, und es
                                 wird kein Rauch, kein Gas, keine erhizte Luft durch das Magazin, PP, gehen. Y ist
                                 ein Schornstein von irgend einer erforderlichen Hoͤhe, der von dem oberen
                                 Theile des Kessels emporsteigt, und mit dem Zuge und dem Dekel desselben, ZZ, mit seiner Schraube, e, der Bruͤke f,
                                 in welcher die Schraube arbeitet, und mit dem Hebel, g, durch welche sie bewegt wird, in Verbindung steht. Dieser
                                 Schornstein dient zur Ableitung des Rauches bei dem ersten Anzuͤnden des
                                 Feuers; und wenn die Klappe oder der Dekel, JJ, geoͤffnet wird, um die atmosphaͤrische Luft frei und
                                 reichlich unter das Feuer ziehen zu lassen; so ist der ganze Heizapparat, wo er
                                 so gebraucht wird, ein gewoͤhnlicher Feuerungsapparat. Wenn aber die
                                 Dekel und Klappen JJ und ZZ entweder mit dem Dekel R, oder mit der Klappe V
                                 mittelst irgend einer zureichenden Vorrichtung geschlossen und an diesen Theilen
                                 luftdicht sind, und eine hinreichende Menge atmosphaͤrischer Luft an dem
                                 zu ihrem Eingange bestimmten Orte eingetrieben wird; so ist diese Vorrichtung
                                 oder Abaͤnderung die Anwendung eines Theiles unserer Erfindung. Ein
                                 solcher Feuerungsapparat erspart nicht bloß Brennmaterial; indem er mehr
                                 Brennstoff aus demselben zieht, sondern leitet auch die Hize kraͤftiger
                                 als bisher auf den zu heizenden Gegenstand, und entfernt zugleich die Nachtheile
                                 und Ungelegenheiten, die durch die Menge des ausstroͤmenden schmuzigen
                                 Rauches entstehen, von welcher man heute zu Tage, vorzuͤglich bei den
                                 Dampfkesseln so sehr leidet.“
                              
                                 
                                 Das Mechanics' Magazine gibt am Ende des obigen
                                    Hexenprocesses S. 312. eine Notiz eines Hrn. Honestus, welcher bemerkt, daß schon vor 18 und vor 28 Jahren
                                    Patente auf verstaͤrkte kuͤnstliche Geblaͤse und
                                    Zuͤge an Dampfmaschinen genommen wurden. In dem Patente der HHrn. Trevethick und Vivians
                                    vom 24. Maͤrz 1802 „auf verbesserten
                                          Bau der Dampfmaschinen und Anwendung derselben zum Treiben der
                                          Kutsche“ heißt es: „Endlich bedienen wir
                                       uns auch zur Verstaͤrkung des Feuers gelegentlich der
                                       Blasebaͤlge, welche mittelst einer Staͤmpelstange oder
                                       eines Winkelhebels getrieben, und in irgend einer beliebigen Lage an
                                       irgend einem Theile der Maschine befestigt werden.“ (Es ist
                                    merkwuͤrdig, haß Hr. Trevethick in obigem
                                    Rechtshandel fuͤr die Beklagten spricht,
                                    da diese ihm beinahe naͤher kamen, als den Klaͤgern, und daß
                                    das Mech. Mag. dieß nicht selbst bemerkt. Ue.)
                                    Ferner heißt es im Patente der HHrn. Fox und Lean
                                    dd. 12. Dec. 1812 „auf gewisse Verbesserungen an Dampfmaschinen und
                                          einen an denselben nothwendigen oder nuͤzlichen
                                          Apparat:“ – „am Herde der
                                       Dampfmaschinen bringen wir, Statt den Boden derselben offen zu lassen,
                                       damit auf die gewoͤhnliche Weise Luft zu dem Feuer treten kann,
                                       eine oder mehrere schikliche Oeffnungen an, um die Luft aufzunehmen, und
                                       treiben diese durch eine oder mehrere Roͤhren auf irgend eine der
                                       gewoͤhnlichen und allgemein bekannten Mittel um Zug oder
                                       Geblaͤse zu bilden ein.“
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
