| Titel: | Beschreibung eines einfachen, wohlfeilen und genauen Regenmessers, mittelst dessen man den zehntausendsten Theil eines Zolles des gefallenen Regens bemessen kann. Von Matthäus Adam, A. M., Rector der Akademie zu Inverneß. | 
| Fundstelle: | Band 37, Jahrgang 1830, Nr. CXX., S. 436 | 
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                        CXX.
                        Beschreibung eines einfachen, wohlfeilen und
                           genauen Regenmessers, mittelst dessen man den zehntausendsten Theil eines Zolles des
                           gefallenen Regens bemessen kann.Es ist keine bloß physikalische Curiositaͤt, wenn man die Menge des
                                 gefallenen Regens in einem bestimmten Zeitraume mit Genauigkeit bemißt; denn sie
                                 ist nicht bloß fuͤr den Meteorologen und Physiker, fuͤr den Arzt
                                 und Techniker, sie ist auch fuͤr den Landwirth hoͤchst wichtig.
                                 Wenn wir in Deutschland unsere Landwirthe zu wenig mit dem Gebrauche der
                                 Barometer, Thermometer, Hygrometer, Elektrometer, Anemometer und der Spinnen,
                                 als der sichersten Wetterpropheten, vertraut finden; so finden wir noch weit
                                 seltener einen Ombrometer (einen Regenmesser) bei, ihnen, obschon wir sie doch
                                 beinahe taͤglich klagen hoͤren, daß es zu wenig oder zu viel
                                 regnet. Fragen wir sie geradezu: „wie viel ist denn aber wirklich
                                    Regen gefallen?“ so wird keiner derselben Bescheid zu geben
                                 wissen, außer derjenige, der die gehoͤrigen Beobachtungen am Regenmesser
                                 angestellt hat. Daß die Beobachtungen mit dem Regenmesser auf dem festen Lande
                                 zu sehr vernachlaͤssigt wenden, wird jeder denkende Landwirth mit uns
                                 fuͤhlen.A. d. Ue. Von Matthaͤus
                              Adam, A. M., Rector der Akademie zu Inverneß.
                        Aus dem Edinburgh Journal of Science. Julius. 1830. S.
                              53.
                        Mit Abbildung und Verbesserung von dem Uebersezer
                           auf Tab. VIII.
                        Adam, Beschreibung eines einfachen Regenmessers.
                        
                     
                        
                           Dieses Instrument besteht aus 4 Theilen: Fig. 14.; naͤmlich
                              1) aus einem Trichter aus verzinntem Eisenbleche mit vierekiger Muͤndung, ABlCDm, welcher lakirt ist, und das Regenwasser
                              auffaͤngt; jede Seite dieses Trichters, AB,
                                 AC etc. hat 10 Zoll in der Laͤnge; die ganze Flaͤche AClB faßt demnach 100 □ Zoll.
                              Ungefaͤhr ein halber Zoll an der Muͤndung ist senkrecht, damit nichts,
                              was von dem Regen einmal in dieselbe gefallen ist, so leicht wieder durch den Wind
                              weggeweht werden kann. Der Hals des Trichters, D, wird
                              von einer Platte aus verzinntem Eisenbleche, die mit 10 bis 12 Loͤchern
                              versehen ist, und wovon jedes beinahe 1/8 Zoll im Durchmesser hat, beinahe
                              geschlossen; auf diese Weise gelangt nun das Regenwasser in die unter dem Trichter
                              befindliche Flasche, und kann nicht so leicht durch den Hals derselben
                              verduͤnsten.
                           2) aus einer großen Flasche, EFG, welche in ihrer
                              Muͤndung E einen Theil, Dm, des Halses des Trichters aufnimmt, und beinahe
                              einen Imperialgallon faßt „(10 Pfd.)“ so daß sie allen Regen
                              sicher aufnehmen kann, der waͤhrend 12 Stunden aus dem Trichter in dieselbe
                              gelangt.
                           3) aus einer cylindrischen Glasroͤhre (oder einem Maße) KL, deren innerer Durchmesser 1/2, 2/3 oder 3/4
                              Zoll betragen mag. Das untere Ende, L, ist geschlossen;
                              das obere KK erweitert sich, oder ist
                              trichterfoͤrmig, so daß aller Regen aus der Flasche leicht in dieselbe
                              gegossen werden kann. An einer Seite derselben befindet sich ein Maßstab, von L bis K, welcher so
                              eingetheilt ist, daß die Grade Kubikzolle und Zehntelkubikzolle
                              ausdruͤken.
                           4) aus einem Zoll diken Brett, DI, von
                              gehoͤriger Laͤnge, welches an einem geschuͤzten Orte senkrecht
                              gehoͤrig befestigt, und mit drei Anhaͤngseln versehen ist:
                              naͤmlich 1) mit einer horizontalen Buͤhne, HG, die also auf DJ senkrecht und ungefaͤhr 3 1/2 Fuß von dem Boden entfernt ist:
                              auf dieser steht die Flasche. 2) aus einem eisernen Reife, cde, der an das Brett bei c und e angenagelt ist, und die Flasche in
                              jedem Sturme festhaͤlt. 3) aus zwei starken eisernen Drachen, fg, hi, die bei g und
                              i in das Brett eingelassen oder eingeschraubt sind,
                              und bei f und h Ringe
                              bilden, welche die Roͤhre KL festhalten, so
                              daß man jeden Augenblik die Zahl der Hundertel-, Zehntel und Ganzen
                              Kubikzolle bestimmen kann, die in die Flasche fielen, und folglich auch die Tiefe
                              des Regens in der Nachbarschaft in Hunderteln, Tausendtheilen und Zehntausendtheilen
                              eines Zolles.
                           Erklaͤrung. Da die Oberflaͤche der
                              Muͤndung des Trichters 100 □ Zoll betraͤgt, so ist es offenbar,
                              daß 100 Kubikzoll Regenwasser in die Flasche fallen muͤssen, wenn ringsumher
                              im Orte der Beobachtung Einen Zoll tief Regen fiel; und da jeder Kubikzoll Wasser in
                              der Flasche der hundertste Theil der ganzen Wassermenge ist, so muß dieser den
                              hundertsten Theil eines Zoll tief gefallenen Regens andeuten. Folglich muß jeder
                              zehnte und hunderte Theil eines Kubikzolles dieses Wassers, wenn er in der mit dem
                              Maßstabe versehenen Roͤhre abgemessen wird, den tausendsten und zehntausendsten Theil eines Zoll
                              tiefen Regens andeuten.
                           Wenn der innere Durchmesser der Glasroͤhre KL nur einen halben Zoll betraͤgt, so ist der Flaͤcheninhalt
                              der Durchschnittskreisflaͤche derselben = 0,19635, oder etwas weniger als 1/5
                              □ Zoll; was beinahe 509 1/3 Mal in den 100 □ Zollen des
                              Flaͤcheninhaltes der Trichtermuͤndung enthalten ist. Un da die Tiefe
                              gleichraͤumiger Maße sich wechselseitig wie der Flaͤcheninhalt ihrer
                              Basen verhaͤlt, oder wie der correspondirende Durchschnitt, so ist es klar,
                              daß, um 100 Kubikzoll Regenwasser zu messen, die in der vierekigen Muͤndung
                              des Trichters einen Zoll tief stehen, eine 509 Zoll lange oder tiefe
                              Glasroͤhre von 1/2 Zoll inneren Durchmesser erfordert wird. Der hundertste
                              Theil dieser Laͤnge, oder beinahe 5 1/10 Zoll dieser Roͤhre wird also
                              nothwendig seyn, um Einen Kubikzoll zu fassen, oder den hundertsten Theil eines Zoll
                              tiefen Regens zu messen. Ein halber Zoll wird noͤthig seyn, um den zehnten
                              Theil eines Kubikzolles zu fassen, oder den tausendsten Theil eines Zoll tiefen
                              Regens zu messen, und folglich der zehnte Theil eines halben Zolles dieser
                              Roͤhre, oder ein Zwanzigstel Zoll derselben, um den hundertsten Theil eines
                              Kubikzolles zu fassen, oder den zehntausendsten Theil eines Zoll tiefen Regens zu
                              messen. Es ist offenbar, daß eine Tiefe oder Laͤnge, die auch noch um vieles
                              kleiner ist, als der zwanzigste Theil eines Zolles, leicht mit freiem Auge ohne
                              alles Vergroͤßerungsglas wahrgenommen werden kann.
                           Wenn auf aͤhnliche Weise eine Roͤhre von 2/3 bis 3/4 Zoll als Maß in
                              Grade getheilt wird, so sind die lezten Eintheilungen eines solchen Maßes, selbst
                              wenn sie nur bis auf ein Zehntel eines Kubikzolles ausgefuͤhrt werden,
                              hinreichend einen aufmerksamen Beobachter in den Stand zu sezen, die Tiefe des rings
                              um den Regenmesser gefallenen Regens bis auf den zehntausendsten Theil eines Zolles
                              zu bestimmen.
                           Was die Kosten betrifft, so kann der Trichter mit dem Brette sammt Zugehoͤre
                              und der Flasche wahrscheinlich nicht mehr als 3 Shilling 6 Pence (2 fl. 16 kr.) oder
                              3 Shill. kosten. Die in Grade getheilte Roͤhre kann man sich zu London in
                              Hrn. Knight's Chemical-Instrument Warehouse
                              fuͤr 2 Shill. oder 2 Shill. 6 Pence beilegen. Der ganze Regenmesser kommt
                              also auf 6 Shill. (3 fl. 36 kr.), was eine wahre Kleinigkeit ist, wenn man bedenkt,
                              daß Regenmesser, die die Tiefe des Regens in der Nachbarschaft nur auf den
                              hundertsten Theil eines Zolles andeuten, vier bis fuͤnf Guineen kosten.
                           Wenn man sich nur einer in Grade getheilten Roͤhre, eines solchen Trichters
                              und einer gewoͤhnlichen Flasche bedienen wollte, die man vier bis
                              fuͤnf Zoll tief in die Erde taucht; so wuͤrde die ganze Auslage nur 3
                              1/2 – 4 Shillings betragen. Wenn es aber stark regnet, wuͤrde eine kleine
                              Flasche nicht allen Regen fassen, der im Verlaufe von 5–6 Stunden
                              faͤllt; so daß eine kleinere Flasche, zumal bei der Nacht, wenig
                              nuͤzen wuͤrde.
                           Hr. Adam bediente sich dieses Regenmessers seit dem 18.
                              September vorigen Jahres; er that ihm sehr sehr gute Dienste. Obschon der mittlere
                              innere Durchmesser der graduirten Roͤhre etwas mehr als 3/4 oder beinahe 0,9
                              Zoll betraͤgt, und von unten nach oben etwas abnimmt, so daß der Abstand
                              zwischen den Abtheilungen fuͤr 1/10 Kubikzoll zwischen 5/40 und 4/80 Zoll
                              spielt, so kann er doch die Tiefe des in der Naͤhe dieses Regenmessers
                              gefallenen Regens leicht bis auf 1/10000 Zoll damit bestimmen.
                           Die Tiefe des gefallenen Regens wird daher in das Tagebuch in Zollen und vier
                              Decimalen eines Zolles eingetragen: die ersten zwei Decimalen erhaͤlt man aus
                              den Kubikzollen, und die beiden lezteren aus den Zehnteln und Decimalen eines
                              Zehntels eines Kubikzolles auf dem graduirten Maßstabe. Hiernach wird also eine
                              Menge Regens, welche 17,88 Kubikzoll in der graduirten Roͤhre gibt, in dem
                              Register als 0,1788 Zoll tiefer Regen eingetragen. Eine Menge Regens von bloß
                              zweihundertel Kubikzoll in der graduirten Roͤhre steht im Register als 0,0002
                              oder zwei Zehntausendtheile eines Zoll tiefen Regens. Dieß ist allerdings eine
                              aͤußerst geringe Menge Regens: es gibt aber sehr viele solche geringe
                              Anzeichnungen von 1/10000 bis 15/10000 eines Kubikzolles. Es ist merkwuͤrdig,
                              daß die meisten dieser kleinen Anzeichnungen fuͤr Miniaturregen, fuͤr
                              Absaz des Thaues aus der in der Flasche eingeschlossenen Luft gelten, indem man
                              bemerkte, daß die Menge des Betrages derselben mit den Veraͤnderungen der
                              Atmosphaͤre und der Temperatur wechseln, und haͤufig bei reinem Himmel
                              Statt hatten und eingezeichnet wurden, wo kein Regen aus der Luft fiel. Diese hier
                              bemerkten Einzeichnungen koͤnnen daher nur als Maße der verschiedenen Mengen
                              Thaues betrachtet werden, welcher aus der in der Flasche enthaltenen Luft abgesezt
                              wird, je nachdem die Temperatur oder die Witterung gleichzeitig wechselt.
                           
                        
                           Erklaͤrende Anmerkungen.
                           10 Zoll × 10 = 100 □ Zoll; = dem Flaͤcheninhalte der vierekigen
                              Muͤndung an Hrn. Adam's Regenmesser.
                           1/2 × 3,1416 × 1/2 × 1/4 = 0,7854 × 1/4 = 0,19635 eines
                              □ Zolles = dem Flaͤcheninhalte des kreisfoͤrmigen
                              Durchschnittes einer Roͤhre von 1/2 Zoll Durchmesser.
                           Nun ist 100 × 1 Zoll Tiefe = 0,19635 l Zoll Tiefe.
                              Also 100 ÷ 0,19635 = 509,2946 oder 509,3 Linealzoll ungefaͤhr, = l = der Laͤnge einer Glasroͤhre (von 1/2
                              Zoll Durchmesser), welche 100 Kubikzoll enthalten, oder einen 1 Zoll tiefen Regen
                              messen soll.
                           
                           1/100 = 5,09 Zoll = 5 1/11 Zoll beinahe = Laͤnge der Roͤhre, die einen
                              Kubikzoll faßt, und 1/100 eines Zoll tiefen Regens mißt; = m.
                           m/10 = 5/10 = 1/4 Zoll = der Laͤnge, die 1/10
                              Kubikzoll faßt, und 1/1000 eines Zoll tiefen Regens, = n, mißt.
                           n/10 = 1/2 ÷ 10 = 1/20 Zoll der besagten
                              Roͤhre, die 1/100 eines Kubikzolles Regenwasser faßt, und 1/10000 eines Zoll
                              tiefen Regens mißt.
                           ––––––––
                           Es folgt nun eine Berechnung des Regenmessers des Hrn. Adie zu Edinburgh, den derselbe fuͤr die Akademie zu Inverneß
                              verfertigte. Hrn. Adam's Regenmesser stimmt in seinen
                              Angaben genau mit demselben, nur daß er noch genauer ist.
                           Man wird an diesem Regenmesser des Hrn. Adam bemerkt
                              haben, daß, so zwekmaͤßig auch seine Roͤhre graduirt ist, es doch
                              immer sehr langweilig, d.h., mit einem großen Zeitaufwande verbunden ist, das
                              Regenwasser aus der Flasche EFG in die graduirte
                              Roͤhre uͤberzuleeren, und in dieser zu messen. Es kann auch leicht
                              etwas verschuͤttet werden.
                           Wuͤrde es daher nicht besser seyn, wenn man dem Behaͤlter des
                              Regenwassers, in welchen das Wasser aus dem Trichter gelangt, die Form einer
                              communicirenden Roͤhre gaͤbe, UXYZ,
                              welche nach Art der uralten langschenkeligen Barometer eingerichtet ist, Fig. 15. Wenn
                              der Schenkel UX nur 10 □ Zoll in seiner
                              Durchschnittsflaͤche haͤlt, so darf er nicht hoͤher als 20 Zoll
                              seyn, um 200 Kubikzoll, oder 10 Pfund (à 16
                              Unzen) Wasser zu fassen. Wenn man nun der Roͤhre YZ in ihrem Aufsteigen nur eine 10 Mal groͤßere Laͤnge gibt,
                              als UX, so wird jeder Kubikzoll Wasser durch eine
                              Laͤnge von Einem halben Zoll ausgedruͤkt seyn, den man sehr leicht in
                              10 Theile und mit Vermir in 100 Theile theilen kann, so daß man mittelst dieser
                              Vorrichtung eben so genau und noch weit bequemer arbeiten kann. Denn, nach gemachter
                              Beobachtung, darf man nur das Brett, auf welchem die Roͤhre nach
                              gewoͤhnlicher Art aufgezogen ist, umneigen, und das gesammelte Wasser wird
                              auslaufen. Es ist offenbar, daß die Graduirung des Schenkels YZ nach dem Inhalte des Schenkels UX mit aller Sorgfalt durch Eingießung einzelner
                              halber Kubikzolle destillirten Wassers in den Schenkel UX geschehen muß.
                           Es ist bei Hrn. Adam's Regenmesser nicht bemerkt, daß er,
                              insofern die Flasche aus Glas ist, an einem frostfreien Orte seyn muß, wenn man sich
                              desselben im Winter bedienen will. Die Roͤhre des Trichters muͤßte also
                              durch die Wand in das Zimmer des Beobachters laufen, was auch bei dem Regenmesser
                              als communicirende Roͤhre nothwendig ist. Selbst bei dieser Vorsicht wird
                              aber im Winter bei schnellem Wechsel der Temperatur, bei Glatteise etc. manche
                              Ungelegenheit sich einstellen, die die Strenge ombro- und chiometrischer
                              Beobachtungen (der Regen- und Schneemesser) und die noͤthige
                              Schaͤrfe in der Bemessung der Menge des Niederschlages wohl noch lang, wenn
                              nicht fuͤr immer, ein pium desiderium im Gebiete
                              der Meteorologie und der Physik wird bleiben lassen.
                           
                        
                     
                  
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