| Titel: | Ueber die unmittelbare Behandlung der Eisenerze. Von Hrn. Dumas. | 
| Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XI., S. 22 | 
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                        XI.
                        Ueber die unmittelbare Behandlung der Eisenerze.
                           Von Hrn. Dumas.
                        Aus den Annales de l'Industrie. N. III. S.
                              210.
                        Dumas, uͤber die unmittelbare Behandlung der
                           Eisenerze.
                        
                     
                        
                           Ich hatte vor einigen Monaten Gelegenheit mit Hrn. Grellet, Besizer eines Hochofens, uͤber die von dem Ingenieur Moisson-Desroches eroͤrterte FrageHrn. Moisson-Desroches's Abhandlung uͤber
                                       die unmittelbare Behandlung der Eisenerze findet sich im Propagateur aveyronnais, in den Annales d. Mines, und im Auszuge in den Annales de l'Industrie a. a. O. S. 197. Versuche
                                    aͤhnlicher Art hat, wie die Redacteurs der
                                    Annales des Mines bemerken, Hr. Mushet in England, Hr. Frèrejean zu Lyon, und vielleicht auch der Erfinder des
                                    Ofens im VIII. Bd. S. 195. der Annales des Mines
                                    angestellt; endlich auch Hr. Graf Banderbruk im
                                    Saarbruͤckschen (Annales d. Min., 2. Serie, T. III. p.
                                    73.), ohne daß man bisher zu genuͤgenden Resultaten gelangt
                                    waͤre.A. d. O. zu sprechen. Ich kam beinahe auf dieselben Schluͤsse, wie dieser, und
                              ich glaube, daß alle diejenigen, welche sich bisher mit Eisenhuͤttenkunde
                              beschaͤftigen, gestehen werden, daß in Hinsicht der Gewinnung des Eisens aus
                              seinen Erzen die Kunst noch in ihrer Kindheit ist, obschon die weitere Behandlung
                              des Eisens sich uͤbrigens bereits auf einer hohen Stufe von Vollkommenheit
                              befindet.
                           Als man anfing die Platinna zu behandeln, befolgte man ein Verfahren, das sehr viele
                              Aufklaͤrung uͤber die Behandlung des Eisens gibt. Nachdem man die
                              Platinna in ein Ammoniumchloruͤr verwandelt hatte, zersezte man dieses, und
                              verschaffte sich den Platinnaschwamm. Dieses Metall gab dann, in einem
                              hoͤchst fein zertheilten Zustande mit Arsenik oder Phosphor verbunden, eine
                              schmelzbare Arsenik- oder Phosphorverbindung. Die, auf diese Weise erzeugte,
                              Verbindung lieferte endlich, geroͤstet und zusammengedruͤkt,
                              Platinnastangen.
                           Man sah bald ein, daß es uͤberfluͤssig war, die Platinna in einen
                              schmelzbaren zusammengesezten Koͤrper zu verwandeln, um dann mit großen
                              Kosten diesen zusammengesezten Koͤrper neuerdings zu zersezen. Man begriff,
                              daß ein haͤmmerbares Metall, wenn es sehr fein zertheilt ist, sich immer an
                              einander loͤthet, wenn man es nur sehr stark erhizt und hinlaͤnglich
                              zusammendruͤkt. Nun gab man die Bildung einer Phosphor- oder
                              Arsenikverbindung auf; man schweißte den Platinnaschwamm selbst, und verschaffte
                              sich auf diese Weise sehr reine Platinna in weit kuͤrzerer Zeit, mit weit
                              geringerer Muͤhe und mit minderen Kosten und weniger Brennmaterial.
                           
                           Zwischen dieser Behandlung der Platinna und jener des Eisens hat nun die
                              vollkommenste Analogie Statt. Man mengt in den Hochoͤfen das Eisenerz, den
                              Zuschlag und die Kohlen mit einander. Sobald das Eisenerz roth gluͤhend
                              wurde, wird es durch die Kohle reducirt oder durch die kohlenstoffhaltigen Gase, die
                              sich aus demselben entwikeln; es ist dann schwammig und sehr fein zertheilt. Man
                              macht es schmelzbar, indem man die Temperatur sehr erhoͤht; das Eisen
                              verwandelt sich in Kohlenstoff- und Kieseleisen, welches schmilzt, und die
                              Gangarten und der beigesezte Zuschlag verglasen sich. Daher das Gußeisen und die
                              Schlaken. Nachdem man sich auf diese Weise mit großen Kosten Gußeisen verschafft
                              hat, gibt man neuerdings große Summen Geldes aus, um dieses Gußeisen zu
                              zerstoͤren; man roͤstet es, um das Silicium und den Kohlenstoff in
                              demselben zu verbrennen; man bringt das Eisen auf einen Zustand von Schwamm, und
                              loͤthet diesen durch Schlag oder Druk zusammen.
                           Die Behandlung des Eisenerzes steht also heute zu Tage dort, wo wir vor 25 Jahren in
                              Behandlung der Platinna gestanden sind. Es gibt wahrscheinlich ein Mittel, die
                              Behandlung des Eisens dahin zu fuͤhren, wo wir gegenwaͤrtig uns mit
                              der Platinna befinden; da man es aber hier mit bedeutenden Massen zu thun hat, so
                              verursacht selbst der kleinste Versuch schon bedeutende Kosten. Wir wollen indessen
                              sehen, ob die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges nicht groß genug ist, um einen
                              solchen Versuch wagen zu koͤnnen.
                           Ehe ich weiter gehe, will ich nur bemerken, daß obige Zusammenstellung der Behandlung
                              der Platinna und des Eisens Hrn. Grellet so sehr gefiel,
                              daß er sich im Brevet d'Invention auf unmittelbare
                              Behandlung des Eisens, insofern sie sich aus derselben ableiten laͤßt,
                              ertheilen ließ. Er konnte mich hieruͤber nicht befragen, da ich einige Tage
                              uͤber von Paris abwesend war; bei meiner Ruͤkkehr bot er mir das
                              Eigenthumsrecht auf dieses Brevet auf eine hoͤchst edle Weise an,
                              wofuͤr ich ihm aber dankte, in der vollen Ueberzeugung, daß ihm noch genug
                              Versuche anzustellen uͤbrig bleiben werden, um dieses Verfahren, im Falle es
                              ihm gelaͤnge, ganz sein Eigenthum nennen zu koͤnnen.
                           Hr. Grellet blieb also Eigenthuͤmer dieses Brevet,
                              und ich gab ihm alle Mittel an die Hand, die mir zu Gebote standen, um Versuche
                              hieruͤber anzustellen. Die Resultate einiger derselben will ich hier
                              anfuͤhren.
                           Proust war, glaub' ich, der erste, der auf die niedrige
                              Temperatur aufmerksam machte, unter welcher die Kohle das Eisenoxyd reducirt: ein
                              gewoͤhnliches Eisenerz wird immer reducirt, wenn es, mit Kohle gemengt, in
                              einer Retorte aus Steingut einer Temperatur ausgesezt wird, die unsere
                              Reverberiroͤfen in den Laboratorien gewahren.Hr. Proust hat vielleicht diese Bemerkung in
                                    Spanien gemacht, wo sich noch viel von alter arabischer Kunst mitten unter
                                    den Thorheiten der h. Inquisition erhielt. Die spanischen Klingen waren nach
                                    den Damascenern die besten. Die Araber hatten ihre Kunst aus Indien, und die
                                    Hinduhs und Cingalesen (Zigeuner) brauchen bei ihren guten Eisenarbeiten
                                    noch heute zu Tage weniger Hize, als wir.A. d. Ue. Hr. Moisson-Desroches sezt jedoch diese
                              Temperatur zu niedrig an. Sie muß ungefaͤhr 7 bis 800 Grade am
                              hundertgradigen Thermometer betragen, oder das helle Kirschroth in der
                              Gluͤhehize geben.
                           Auf der anderen Seite wissen die Chemiker schon seit langer Zeit, daß Wasserstoff das
                              Eisenoxyd reducirt. Hr. Magnus hat neuerlich erwiesen,
                              daß diese Reduction bei einer sehr niedrigen Temperatur, ungefaͤhr bei
                              300°, Statt hat.
                           Dieß gilt indessen nur bei Eisenoxyden, die wenig Zusammenhang haben; denn bei jenen,
                              welche viel davon besizen, braucht man in der That Rothgluͤhehize. Uebrigens
                              ist wenig hieran gelegen; denn im Großen koͤnnte die Industrie des reinen
                              Wasserstoffgases sich nicht bedienen. Hr. Lassaigne hat
                              sogar in dieser Hinsicht behauptet, daß Eisen, welches durch Wasserstoff reducirt
                              wurde, sich nicht loͤthen laͤßt, was mit dem staͤten Vorkommen
                              des Kohlenstoffes in dem reinsten Eisen, das man im Handel findet, sehr gut
                              uͤbereinstimmt. Hr. Lassaigne hat diesen Versuch
                              zu Charenton mit 30 Gramm Eisenschwamm angestellt. Was die Anwendung der auf diese
                              Eigenschaften gegruͤndeten Verfahrungsweisen betrifft, so ist diese hier von
                              keinem Interesse, indem der Wasserstoff fuͤr den gegenwaͤrtigen
                              Augenblik gar nicht zur Sache gehoͤrt.
                           Die Versuche, welche ich anstellte, und welche Hr. Grellet
                              fortsezte, beruhen auf der Anwendung des gekohlstofften Wasserstoffgases. Gas,
                              welches man. aus der Destillation des Holzes erhaͤlt, reducirt alle Eisenerze
                              bei der Rothgluͤhehize sehr gut. Eben dieß gilt auch von dem Gase, welches
                              man durch Zersezung des Wassers mittelst Kohle erhaͤlt.
                           In Versuchen, welche man im Kleinen an der polytechnischen schule, und im College de
                              France anstellte, gaben die Erze, welche mit Gas behandelt wurden, das man aus
                              Zersezung des Wassers erhielt, schwammiges Eisen, das sich sehr leicht
                              loͤthete, und das sehr gleichartige Eisenstangelchen gab.
                           In Folge dieser ersten Versuche hat Hr. Grellet an der École Centrale einen Ofen errichtet, in welchem
                              mall einige 20 Pfund Erz auf ein Mal behandeln konnte. Die Reduction, die immer
                              mittelst Gases bewirkt wurde, das durch Zersezung des Wassers erzeugt ward, lieferte
                              Resultate, welche mit den vorigen ganz gleichfoͤrmig waren. Man hat noch
                              uͤberdieß bemerkt, daß die Gase, in Ueberschuß angewendet, beinahe die ganze
                              vorhandene Menge des Schwefels, Arseniks und Phosphors, als geschwefeltes, gearseniktes und
                              gephosphortes Wasserstoffgas mit sich fortreißen. Dieser Umstand, uͤber
                              welchen gar kein Zweifel uͤbrig bleibt, verdient die hoͤchste
                              Aufmerksamkeit.'
                           Gegenwaͤrtig, wo es erwiesen ist, daß man Eisenerze bei einer sehr niedrigen
                              Temperatur mittelst Kohle reduciren kann, so wie mittelst gekohlstofften
                              Wasserstoffgases und Wasserstoffgases in reinem Zustande, entsteht die Frage:
                              welches von diesen Mitteln sollen wir anwenden?
                           Die Anwendung der Kohle ist das wohlfeilste Mittel; vielleicht daß aber, aus Mangel
                              an Beruͤhrung, welche die Reduction durch einen Cementationsproceß fordert,
                              dieses Verfahren langwieriger, und folglich kostbarer wird, als die
                              uͤbrigen.
                           Die Anwendung des Wasserstoffes ist die kostbarste; sie ist so kostbar, daß sie
                              dadurch unanwendbar wird. Wenn man indessen bedenkt, daß die freiwillige Zersezung
                              einiger Pflanzenstoffe Kohlensaͤure und reines Wasserstoffgas liefern kann,
                              so ist es vielleicht erlaubt zu denken, daß diese Beobachtung des Hrn. Th. de Saussure, im Nothfalle, die noͤthige Quelle
                              zu diesem Verfahren liefern konnte. Wenigstens ist es, fuͤr diesen Augenblik,
                              die einzige, die sich mit einem Anscheine der hier so nothwendigen Sparsamkeit
                              andeuten ließe.Der Uebersezer kann bei dieser Gelegenheit eine sonderbare Frage nicht
                                    unterdruͤken, die sich ihm bei dem Meteoreisen so oft
                                    unwillkuͤrlich aufdrang. Ist das Meteoreisen vielleicht durch das
                                    Wasserstoffgas, das bei so vielen Meteorsteinen waͤhrend des Falles
                                    derselben thaͤtig zu seyn scheint, reducirt worden, oder durch
                                    Elektricitaͤt oder Galvanismus.A. d. Ue.
                              
                           Im ersten Grade gekohlstofftes Wasserstoffgas (l'hydrogéne proto-carboné) laͤßt sich hingegen
                              sehr leicht zu niedrigen Preisen erhalten. Die Destillation des Holzes, des Torfes,
                              die Zersezung des Wassers durch Holzkohlenstaub, durch Kohks u. dergl. geben eben so
                              viele Mittel an die Hand, die man anwenden koͤnnte.
                           Kohle haͤtte den Nachtheil, daß sie Gußeisen oder Stahl gibt, wo sie nur etwas
                              in Uebermaß angewendet wird.Dieß ist vorzuͤglich der Fall bei den herrlichen Eisenerzen in
                                    Steyermark zu Eisenerz und Vordernberg, wo bei dem Anstechen der Hochoͤfen, in welchen
                                    die dortigen herrlichen Pflinze (eisenhaltiger
                                    kohlensaurer Kalk) geschmolzen werden, nicht selten der herrlichste Gußstahl
                                    aus dem Ofen ausfließt.A. d. Ue. Wenn zu wenig Kohle genommen wird, verliert man zu sehr an Eisen. Ueberdieß
                              scheint mir die Temperatur, welche nothwendig ist, wenn durch dieselbe Reduction
                              bewirkt werden soll, hoch genug, um, in vielen Faͤllen, ein kieselsaures
                              Eisenprotoxyd zu erzeugen, das sich aͤußerst schwer reduciren laͤßt.
                              Ich habe diesen Nachtheil sehr oft erfahren: vielleicht ließe sich aber im Großen,
                              wo die Temperatur leichter gleichfoͤrmig zu unterhalten ist, dasselbe
                              vermeiden. Fuͤr jeden Fall glaube ich aber denselben als die gefaͤhrlichste Klippe
                              bei Anwendung der Kohle im Großen andeuten zu muͤssen.
                           Wasserstoff, und, in Ermanglung desselben Ammonium,Das Brennmaterial der Hinduhs und Zigeuner, thierischer
                                       Mist, ist also nicht gar so schlecht, wie man glauben sollte.A. d. Ue. fuͤhrt keinen Nachtheil dieser Art bei sich.
                           Im ersten Grade gekohlstofftes Wasserstoffgas hat gleichfalls diesen Nachtheil nicht.
                              Das Eisenoxyd verwandelt dasselbe in Wasser und in Kohlenstoffoxyd. Wenn die
                              Temperatur nicht zu hoch ist, so wird dadurch zugleich aller Absezung von
                              Kohlenstoff, und aller Bildung von kieselsaurem Eisenprotoxyde vorgebeugt. Wenn man
                              zu stark heizt, so bildet sich diese kieselsaure Eisenverbindung, sobald die
                              Reduction beginnt. Sie fangt an zu schmelzen, bedekt das nicht angegriffene Oxyd,
                              und die Masse wird gewisser Maßen durch den gekohlstofften Wasserstoff unreducirbar.
                              Wenigstens hat in diesem Aggregationszustande, und bei der Temperatur des
                              Rothgluͤhens oder Hellkirschrothgluͤhens, diese Reduction nicht mehr
                              Statt. Man muß daher die Temperatur so niedrig halten, wie moͤglich. Auf die
                              Weise reducirt dann das Oxyd eine schwammige Masse ohne alle dazwischen abgelagerte
                              Kohle und ohne alle Erzeugung einer kieselsauren Verbindung.
                           Bis hierher ginge nun Alles leicht; sobald es sich aber darum bandelt, dieses
                              schwammige Eisen zu einer dichten Masse zusammenzudraͤngen, zeigen die
                              bisherigen Verfahrungsarten, dasselbe von seiner Gangart abzuscheiden, viele
                              Schwierigkeiten.
                           Diese Verfahrungsarten lassen sich auf drei zuruͤkfuͤhren: auf Waschen;
                              auf Schwingen; auf Abscheiden durch Schmelzung.
                           Man haͤtte denken sollen, daß man durch das Waschen das metallische Eisen von
                              seiner Gangart abscheiden konnte. In der That, wenn das Erz zerreiblich ist, so wird
                              es die daraus erhaltene Masse noch weit mehr seyn. Durch groͤbliches Pulvern
                              und darauf folgendes Waschen wird man das fein zertheilte Eisen herausschaffen und
                              die ganze grobkoͤrnige Gangart wird zuruͤkbleiben. Wenn das Erz sehr
                              dicht und hart ist, wird man es, im Gegentheile, in ein feines Pulver verwandeln
                              muͤssen, und man wird versuchen muͤssen, die Gangart aus demselben
                              durch Waschen zu beseitigen. Der Ruͤkstand wird sehr fein zertheiltes Metall
                              seyn. Das Metall wird sich in diesem Falle weit leichter von der Gangart abscheiden,
                              als sein Oxyd, indem die Dichtigkeiten sich verhalten, wie 7,3 zu 5,3. Das
                              ausgeschiedene Metall koͤnnte in Tuͤchern zusammengedruͤkt,
                              gehizt und geloͤthet werden. Die Oxydation, welche das Wasser
                              herbeifuͤhren koͤnnte, ist weniger zu scheuen, als man gewoͤhnlich
                              vermuthet, zumal wenn wall dafuͤr sorgt, daß diese Arbeit mit Schnelligkeit
                              durchgefuͤhrt wird.
                           Die Versuche, welche man im Kleinen anstellte, sind mißlungen. Die Gangart wurde
                              weder auf die eine, noch auf die andere Weise rein ausgeschieden. Das Eisen hatte
                              sich oxydirt. Man war aber noch nicht in dem Verfahren so eingerichtet, daß man
                              diesen Versuch schnell genug haͤtte ausfuͤhren koͤnnen.Daß das Waschen der Eisenerze weder im Großen noch im Kleinen allgemein
                                    gelingen kann, wird jeder Eisenhuͤttenmann gestehen, zumal der
                                    steyermaͤrkische. Was soll aus dem 30 und mehr p. C. Pflinz werden, wenn man ihn waͤscht?A. d. Ue.
                              
                           Das Schwingen (die Ventilation) wuͤrde vielleicht besser gelingen. Wenigstens
                              waͤre hier weniger Gefahr, daß das Eisen sich neuerdings oxydirte.
                              Fuͤr Leute, welche die Vortheile kennen, die man von diesem Verfahren ziehen
                              kann, ist es nicht noͤthig, daß wir uns in irgend ein Detail einlassen. Durch
                              das Schwingen wird man wahrscheinlich dreierlei Producte erhalten: die groben
                              Koͤrner der Gangart, sehr fein zertheiltes Eisen, und die feine Gangart, die
                              nach und nach niederfallen wuͤrden.
                           Diese beiden Verfahrungsarten wuͤrden nur dann anwendbar seyn, wann das Erz
                              mehr als 25 p. C. der Gangart enthielte. Im entgegengesezten Falle scheint es, daß
                              man das Product unmittelbar in den Puddlingofen bringen kann.
                           Hier scheidet die Gangart und das Eisen sich in dasjenige ab, was die Gangart
                              ausschmilzt, und was das erhizte Eisen im Stande ist zu loͤthen. Da Schlaken
                              und Eisen nicht zusammenschweißen, kann man sie durch Schlagen oder durch Druk von
                              einander scheiden. Hr. Moisson-Desroches
                              schlaͤgt vor die reducirten Massen in ein Bad von geschmolzenen Schlaken zu
                              werfen. Das Eisen wird sich auf den Grund des Bades begeben, und die Gangart wird in
                              dem Schlakenbade bleiben.
                           Ueber alle diese Verfahrungsarten kann nur Erfahrung im Großen entscheiden. In den
                              meisten Faͤllen wird das PuddlenWir erlauben uns das englische Wort to puddle in
                                    dem deutschen Sprachschaze aufzunehmen, der noch kein gleichbedeutendes
                                    dafuͤr hat, Haben doch alle Voͤlker der Erde die deutsche Bergmanns-Sprache, die Sprache
                                    der Sippschaft des unsterblichen Luther, dessen
                                    Verwandte und Namensgenossen (Luther)
                                    beruͤhmte Knappen waren, auch in ihre Sprache aufgenommen.A. d. Ue. unmittelbar angewendet werden koͤnnen. Uebrigens faͤhrt Hr.
                              Grellet mit seinen Versuchen fort. Seit einigen
                              Monaten stellt er sie in einer Eisenhuͤtte an, die auf englische Weise
                              eingerichtet ist, und er schikte mir neulich geschlagenes Eisen, das er unmittelbar
                              aus Erzen durch Gas
                              reducirte, welches er durch Zersezung des Wassers mittelst Kohle erhielt.
                           Das Exemplar ist in der École Centrale
                              aufgestellt. Das reducirte Erz gab im Puddlingofen 33 p. C. geschmiedetes Eisen. Man
                              mußte ihm etwas Kalk zusezen, um den Fluß der Gangart zu erleichtern.
                           Ich habe versucht den Preis des auf diese Weise bereiteten Eisens zu berechnen. Ich
                              habe mich hierbei ganz anderer Elemente bedient, als Hr. Moisson-Desroches. Dieser Ingenieur schlaͤgt den
                              Schmelzpunkt der Schlaken sicherlich zu hoch an: er betraͤgt nicht
                              7000° am hundertgradigen Thermometer, sondern wirkich kaum 1000°.
                              Uebrigens ist die Weise, nach welcher ich meine Rechnung anstellte, hoͤchst
                              einfach und ganz auf Erfahrungen im Großen gegruͤndet. Ich habe angenommen,
                              daß, um das Eisen zu reduciren, man eben so viel aufwenden mußte, als man braucht,
                              um in den Steinkohlen-Leuchtgasfabriken Leuchtgas aus Steinkohlen zu
                              erhalten, in der Voraussezung, daß man gleiche Volumen Erz zu reduciren und gleiche
                              Volumen Steinkohlen zu destilliren hat. Ich habe ferner vorausgesezt, daß das
                              Puddlen eben so viel kosten wuͤrde, als es bei dem gegenwaͤrtigen
                              Systeme kostet, und daß die Abfalle dieselben waͤren. Ich erhielt auf diese
                              Weise als Gestehungskosten fuͤr den metrischen Zentner Eisen: 20 bis 25
                              Franken. Indessen sind diese Rechnungen noch zu unsicher, als daß man auf dieselben
                              zahlen koͤnnte; so viel ist indessen gewiß, daß die Ersparung ungeheuer seyn
                              wuͤrde.
                           Wir wollen hoffen, daß Hr. Grellet sich nicht durch die
                              Schwierigkeiten wird abschreken lassen, auf die er stoßen kann. Gelingen seine
                              Versuche, so wird Frankreich, welches bei den gegenwaͤrtigen
                              Verhaͤltnissen einen so schweren Kampf gegen England zu kaͤmpfen hat,
                              auch in dieser Beziehung jenes Uebergewicht erhalten, welches dasselbe bereits in so
                              vielen anderen chemischen Kuͤnsten voraus hat. Wenn man die Frage von einer
                              mehr rationellen Seite ergreift, und zugleich mehr in Einklang stellt mit der
                              Tendenz unserer Industrie, so darf man die Wagschale auf unsere Seite sinken lassen;
                              denn die Verbesserungen, deren die Eisenerzeugung bisher faͤhig war, sind
                              heute zu Tage noch immer das Werk des Zufalles, oder solcher Versuche, die man im
                              Dunkeln tappend angestellt hat.Leider ist dieß nur zu wahr!A. d. Ue. Durch unmittelbare Behandlung hingegen wuͤrde man zu den besten
                              Resultaten gelangen: man haͤtte ein Verfahren, das sich in aller Strenge
                              berechnen laͤßt, und das durch eine einfache und sichere Theorie auch den
                              minder geschikten Arbeitern faßlich wuͤrde.