| Titel: | Ueber die Analyse organischer Körper, und über die Mittel dieselbe anzustellen. Von den HHrn. Henry, d. Sohne, und A. Plisson. | 
| Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XIV., S. 44 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Analyse organischer Koͤrper, und
                           uͤber die Mittel dieselbe anzustellen. Von den HHrn. Henry, d. Sohne, und A. Plisson.
                        Aus den Annales de Physique et de Chimie, Mai. 1830.
                              S. 94.
                        Henry, uͤber die Analyse organischer
                           Koͤrper.
                        
                     
                        
                           (Die HHrn. Verfasser haben diesen Auszug selbst besorgt und mitgetheilt.)
                           Die Bestimmung der Grundprincipe, aus welchen thierische und vegetabilische Stoffe
                              bestehen, oder, um einfacher zu sprechen, die lezte Analyse organischer Substanzen,
                              ist eine der schoͤnsten Aufgaben, welche die Chemie seit einigen Jahren
                              gelost hat: den HHrn. Gay-Lussac und Thenard gebuͤhrt der Ruhm, die Ersten gewesen zu
                              seyn, welche diese Aufgabe loͤsten. Man weiß heute zu Tage, wie wichtig diese
                              Analyse ist, und unter welchem neuen Lichte sie die organische Chemie darstellt,
                              welche so lang in der Dunkelheit zuruͤk blieb. Man darf sich auch nicht
                              wundern, daß, seit dieser Entdekung, eine große Anzahl Chemiker vom ersten Range
                              denselben Zwek durch Mittel zu erlangen suchte, die man theils fuͤr leichter,
                              theils fuͤr genauer gehalten hat. Wir wollen in Kuͤrze alle diese
                              Mittel aufzaͤhlen.
                           Das Verfahren der HHrn. Gay-Lussac und Thenard besteht in Verbrennung des organischen Stoffes in
                              einer hierzu eigens vorgerichteten Roͤhre mittelst chlorsaurer Pottasche.
                           Hr. Gay-Lussac zog, nachdem er gefunden hatte, daß
                              dieses Verfahren in vielen Faͤllen unzureichend war, die Zersezung des
                              organischen Stoffes mittelst reinen Kupferdeuteroxydes vor. Diese Operation geschah
                              in einer einfachen geraden Glasroͤhre, die an einem Ende geschlossen war.
                              Diese Methode wurde und wird noch gegenwaͤrtig von dem groͤßten Theile
                              der Chemiker befolgt, unter welche vorzuͤglich die HHrn. Bérard und Chevreul
                              gezahlt werden muͤssen. Lezterer hat mehrere vortheilhafte Zusaͤze an
                              derselben angebracht. Die Herren Pelletier und Dumas schlugen, um die Bestimmung des Hohlraumes der
                              Roͤhre zu vermeiden, vor, die Roͤhre mit einem aͤhnlichen Gas
                              zu fuͤllen, wie dasjenige ist, welches durch Zersezung der zu analysirenden
                              Mischung sich entwikeln muß: zu diesem Ende muß nun etwas von dieser Mischung
                              aufgeopfert werden.
                           Hr. A. Ure hat gleichfalls an dieser Methode mehrere
                              Verbesserungen angebracht, theils in Hinsicht auf die Art die Koͤrper zu
                              troknen, theils in Hinsicht auf die Auswahl der Koͤrper, welche die Zersezung
                              beguͤnstigen.
                           
                           Spaͤter haben die HHrn. Gay-Lussac und Liebig alle Luft aus ihrem Apparate weggeschafft, so daß
                              aller Irrthum beseitigt wird, welcher durch die atmosphaͤrische
                              Fluͤssigkeit entstehen koͤnnte.
                           Hr. Berzelius zersezt den organischen Stoff, den er mit
                              Bleioxyd verbindet, und mit Sodiumchloruͤr mengt, mittelst chlorsaurem Kali.
                              Die Theorie dieser Operation bietet nicht jene Einfachheit dar, nach welcher man
                              immer in den Wissenschaften zu streben gewohnt ist.
                           Hr. Theodor de Saussure verbrennt den Koͤrper mit
                              reinem Sauerstoffe, mit welchem er in derselben Roͤhre eingeschlossen ist, in
                              welcher man die Analyse anstellt. Hr. W. Prout zersezt
                              endlich die organischen Stoffe mittelst Kupferdeuteroxyds und eines
                              Sauerstoffstromes. Es ist Schade, daß sein Apparat etwas Schwierigkeit bei der
                              Ausfuͤhrung darbietet. Hr. Sérullas hat
                              denselben sehr geschikt verbessert.
                           Da diese verschiedenen Apparate, welche alle zu demselben Zweke bestimmt sind, noch
                              einiges zu wuͤnschen uͤbrig lassen, und nicht immer bei
                              stikstoffhaltigen und nicht stikstoffhaltigen, festen und fluͤssigen, fixen
                              und fluͤchtigen Substanzen gleich anwendbar sind, so haben wir versucht,
                              einige Verbesserungen an denselben anzubringen. Dieß war fuͤr uns ein
                              gewagtes und allerdings hoͤchst kizliches Unternehmen: da wir aber die oben
                              angefuͤhrten Gelehrten als Fuͤhrer und Rathgeber waͤhlten, und
                              die Klippen vermieden, die sie uns bezeichneten, so hielten wir ein solches
                              Unternehmen nicht fuͤr unmoͤglich. Wir beschaͤftigten uns
                              vorzuͤglich damit, das Waͤgen und die Bestimmung des Raumes der
                              Roͤhren zu beseitigen, und die Veraͤnderung derselben durch das Feuer
                              außer allen Einfluß auf die Resultate zu sezen; wir suchten endlich alle
                              Elementargrundstoffe der organischen Koͤrper in Gasform zu erhalten. Diese
                              lezte Bedingung blieb bis auf den heutigen Tag unerfuͤllt, und sie ist, nach
                              der Ansicht des Hrn. Berzelius, so wichtig, daß man, ohne
                              dieselbe, keine Analyse fuͤr vollkommen genau und richtig gelten lassen kann.
                              Wir haben auch ferner die ziemlich allgemein geltende Meinung angenommen, daß, wenn
                              eine quantitative Analyse nach aller Strenge angestellt werden soll, jeder
                              Elementarbestandtheil fuͤr sich einzeln durch eine besondere Operation
                              bestimmt werden muß.
                           Nachdem wir mehrere verschiedene Apparate angewendet haben, blieben wir endlich bei
                              einer einfachen Glasroͤhre stehen, welche an einem ihrer Enden geschlossen
                              ist, und daselbst chlorsaures oder zweifach kohlensaures Kali enthaͤlt;
                              Koͤrper, welche mittelst Einwirkung des Feuers im Stande sind, die in der
                              Roͤhre enthaltene Luft vor der eigentlichen Operation aus derselben zu
                              verjagen, und die, wann die Operation vollendet ist, alle in der Roͤhre als
                              Resultate der Operation enthaltene Gasarten aus derselben auszutreiben vermoͤgen. Diese Gasarten
                              werden mittelst einer Zwischenroͤhre und der Wanne des pneumatischen
                              Queksilberapparates unter einer Gloke gesammelt.
                           Die Verbrennung des organischen Stoffes bewirken wir mittelst chlorsaurem Kali und
                              Kupferdeuteroxydes.
                           
                        
                           Bestimmung des Kohlenstoffes.
                           
                              1. Beispiel einer fixen oder etwas
                                    fluͤchtigen, festen oder fluͤssigen Substanz, welche keinen
                                    Stikstoff enthaͤlt.
                              Die Substanz wird durch chlorsaures Kali zersezt; man verbrennt die geringe Menge
                                 gekohlstofften Wasserstoffes, die sich erzeugen wird, mittelst
                                 Kupferdeuteroxydes, welches man kuͤhn erhizen darf, weil man von einer
                                 Veraͤnderung der Gestalt der Roͤhre nichts zu besorgen hat.
                                 Nachdem die Operation vollendet ist, verjagt man das Gas mittelst chlorsaurem
                                 Kali, das sich im Sake der Roͤhre befindet. Wie man sieht, so darf hier
                                 nur ein Mal, und zwar nur der zu analysirende Stoff, genau gewogen werden: das
                                 Waͤgen desselben ist aber unerlaͤßlich.
                              
                           
                              2. Beispiel einer
                                    fluͤchtigen, festen oder fluͤssigen Substanz, welche keinen
                                    Stikstoff enthaͤlt.
                              Die Substanz wird, wenn sie fest ist, in ein kleines Naͤpfchen, wenn sie
                                 fluͤssig ist, in eine kleine Glasblase, welche man an einem ihrer Enden
                                 schließt, zwischen zwei Lagen Kupferoxyd gebracht. Man zersezt sie mittelst
                                 Feuers, und entwikelt dann einen Strom Sauerstoff, welcher hier den doppelten
                                 Vortheil gewaͤhrt, daß er sowohl das Gas verjagt, als auch die lezten
                                 Theile des Kohlenstoffes verbrennt, welche vielleicht nicht angegangen worden
                                 sind: denn es laͤßt sich begreifen, daß sich etwas davon auf den ersten
                                 Theilen des Oxydes absezen muß, welche durch die desoxygenirende Kraft der
                                 ersten Portionen Dampfes in metallischen Zustand uͤbergegangen sind.
                                 Diese unvollkommene Verbrennung des Kohlenstoffes koͤnnte selbst bei
                                 einer fixen Substanz Statt haben. So hat ganz neuerlich Hr. C. Boullay bei seiner Analyse der Ulminsaͤure die
                                 groͤßten Schwierigkeiten gefunden, als er allen Kohlenstoff durch
                                 Kupferoxyd verbrennen wollte; ja er fuͤgt sogar bei, daß er, ungeachtet
                                 aller Vorsicht, mit welcher er den Versuch vorbereitete, doch noch immer Ursache
                                 hat, diese Ouelle von Irrthum zu besorgen.
                              
                           
                              35. Beispiel einer stikstoffhaltigen, festen oder
                                    fluͤssigen, fixen oder fluͤchtigen Substanz.
                              Wenn die Substanz fix ist, so verfaͤhrt man, wie in dem ersten Beispiele,
                                 und nimmt Kupferdeuteroxyd Statt des chlorsauren Kali, und schikt
                                 uͤberdieß allem Uebrigen eine Lage metallischen Kupfers voraus. Wenn die
                                 Substanz fluͤchtig ist, so verfaͤhrt man wie in dem zweiten Beispiele. Man
                                 wendet gleichfalls metallisches Kupfer an, um die Saͤure oder das
                                 salpetrige Oxyd zu zerstoͤren.
                              
                           
                        
                           Bestimmung des Wasserstoffes.
                           Bis auf den gegenwaͤrtigen Augenblik geschah die Bestimmung des Wasserstoffes
                              entweder durch sehr verwikelte Berechnungen, oder, nach einer viel einfacheren
                              Weise, durch die Menge des erzeugten Wassers. In Ruͤksicht, daß kleine Fehler
                              bei dem Abwaͤgen des Wassers große Fehler bei der Bestimmung des Volumens des
                              Wasserstoffes veranlassen koͤnnten, suchten wir diesen Grundstoff in
                              gasfoͤrmiger Form zu erhalten. Wir gelangten auf folgende Weise zu diesem
                              Zweke. Wir nehmen das Wasser, welches sich bildet, auf einer Composition aus Antimon
                              und Kalium erst kalt, dann warm, auf. Diese Composition wird grob gepuͤlvert
                              und mit gepuͤlvertem Glase gemengt, oder, was noch besser ist, mit
                              Calciumfluoruͤr. Dieser Zusaz wird nothwendig, um dem Kali alles Wasser zu
                              entziehen, welches dasselbe im Zustande eines Hydrates enthielt.
                           
                        
                           Beispiel einer Substanz, welche Stikstoff enthaͤlt oder
                                 nicht enthaͤlt, fix oder fluͤchtig ist.
                           Man bringt die zu analysirende Mischung ungefaͤhr in der unteren
                              Haͤlfte der Roͤhre an; man verengt diese ober der Mischung; man
                              fuͤhrt die Kaliumlegirung ein, und sezt einen Stoͤpsel mit zwei
                              Roͤhren ein, wovon die eine zur Leitung der Gasarten in einen Recipienten
                              dient, die andere das kohlensaure Gas vollkommen troken herbeifuͤhrt. Wenn
                              man nun die zu analysirende Mischung roth gluͤht, so fuͤhren die
                              Gasarten das Wasser uͤber die Verengung hinauf. Nach Vollendung des
                              Ausgluͤhens nimmt man den unteren Theil der Roͤhre ab, und schmilzt an
                              der Lampe oder mit einem Loͤthrohre die verengte Stelle zu. Man vollendet die
                              Zersezung des Wassers, das auf die Legirung uͤberging, indem man diese von
                              unten nach aufwaͤrts schmilzt, und endet damit, daß man die
                              Kohlensaͤure troken herbeikommen laͤßt. Wenn man wollte, so
                              koͤnnte man auch wirklich Alles in eine und dieselbe Roͤhre
                              bringen.
                           Um von der Genauigkeit dieses Verfahrens einen Begriff zu geben, haben wir das Wasser
                              analysirt. Das Resultat dieser Analyse ist folgendes:
                           
                              
                                 Wasser
                                 
                                     1
                                 
                                   Gr.
                                 
                                   Gr.
                                 
                              
                                 0,251
                                 gab
                                 0,314
                                 oder
                                 0,0280
                                 Statt
                                 0,0279
                                 
                              
                                 0,249
                                   –
                                 0,313
                                   –
                                 0,0279
                                   –
                                 0,0277
                                 
                              
                                 0,350
                                   –
                                 0,430
                                   –
                                 0,0383
                                   –
                                 0,0389
                                 
                              
                                 0,250
                                   –
                                 0,320
                                   –
                                 0,0285
                                   –
                                 0,0278.
                                 
                              
                           Wir haben uns durch mehrere Versuche uͤberzeugt, daß 40 Gramm obiger
                              Composition, waͤhrend der Zeit, die zur Vorrichtung desselben nothwendig ist,
                              eine Menge Wassers verschlingen kann, die im Stande ist 0,001 bis 0,0012 Gr. zu
                              liefern. Dieser Fehler kann dadurch noch vermindert werden, daß man nur 25 bis 30 Gramm Composition
                              auf 0,250 des zu analysirenden Koͤrpers nimmt: es ist uͤbrigens eine
                              leichte Sache fuͤr den Analytiker, dieß gehoͤrig in Rechnung zu
                              bringen.
                           
                        
                           Bestimmung des Stikstoffes.
                           Um das Oxyd und die salpetrige Saͤure zu zersezen, welche von
                              stikstoffhaltigen Stoffen herruͤhrt, bedienten wir uns der Eisenfeile, des
                              Bariumsulfuͤres oder anderer Koͤrper derselben Classe, des
                              Eisendeuteroxydes, stark calcinirter Kohle, oder auch des sehr fein zertheilten
                              metallischen Kupfers, welches man durch Reduction des Deuteroxydes desselben
                              mittelst Wasserstoffes erhaͤlt. Ohne diese aͤußerst feine Zertheilung
                              des Kupfers ist es zuweilen, unmoͤglich alle Saͤure oder das
                              salpetrige Oxyd zu zersezen, wie dieß bei Hrn. Serullas
                              den Fall war, als er Cyanogenperchloruͤr analysirte. Wenn die Substanz fix
                              ist, so mengt man sie mit Kupferdeuteroxyd; wenn sie fluͤchtig ist, so bringt
                              man sie zwischen zwei Lagen dieses Oxydes. Im Sake findet sich doppelt kohlensaures
                              Kali.
                           
                        
                           Bestimmung des Sauerstoffes.
                           Die Bestimmung des Sauerstoffes bietet die meisten Schwierigkeiten dar. Man
                              erhaͤlt sie, indem man von dem Gewichte der Substanz das Gewicht der anderen
                              bereits erhaltenen Elemente abzieht: der Rest gibt das Gewicht des Sauerstoffes.
                              Dieses Mittel, welches oͤfters ziemlich genau ist, bedarf indessen immer
                              einer Gegenprobe, welche man auf verschiedene Weise erhalten kann:
                           1) Man wog die Roͤhre vor und nach der Operation; die erhaltene Differenz gab,
                              nach Abzug des Gewichtes der organischen Substanz, den Sauerstoff, welchen das
                              Deuteroxyd lieferte; oder, man erhielt, nach Abzug des Sauerstoffes, welchen das
                              Oxyd gab, von der Kohlensaͤure und von dem Wasser, das Gewicht der
                              Substanz.
                           2) Oder man berechnete den Sauerstoff durch Schaͤzung des reducirten
                              Kupfers.
                           3) Oder auch durch das nicht angegangene Oxyd.
                           4) Endlich gelangte man durch Wiederoxydirung des reducirten Kupfers durch den in
                              zwei Gasometern enthaltenen Sauerstoff zu demselben Resultate.
                           Was uns betrifft, so suchten wir den Sauerstoff in Gasgestalt dadurch zu erhalten,
                              daß wir ihn mit dem Kohlenstoffe verbanden. In dieser Hinsicht ließen wir die
                              Producte der Zersezung uͤber eine Mischung von Chloruͤr oder eines
                              Chlor-Fluor-Metalles mit Kohle ziehen, die wir der
                              Rothgluͤhehize aussezten. Der Erfolg hat unserer Erwartung nicht entsprochen:
                              die Zersezung des Wassers war nie vollstaͤndig. Wir waren gezwungen, zu einem
                              anderen Mittel unsere Zuflucht zu nehmen, und folgendes ist uns gelungen. Wir
                              reoxydirten das reducirte
                              Kupferoxyd, mit dem Sauerstoffe, welchen wir aus einer wohlbekannten Menge
                              chlorsaurer Verbindung ausgezogen haben. Nachdem die Desoxygenisirung der
                              chlorsauren Verbindung bewirkt wurde, trieben wir allen Sauerstoff mittelst des
                              Bicarbonates aus, der sich im Boden der Roͤhre befindet. Da man nun die Menge
                              der angewendeten chlorsauren Verbindung kennt, so wie den Kohlenstoff, Wasserstoff
                              und Stikstoff der Substanz, welche der Analyse unterzogen wird, so darf man nur den
                              Sauerstoff der nicht verbrannten chlorsauren Verbindung bestimmen, um alle
                              noͤthigen Daten zur Kenntniß des gesuchten Sauerstoffes zu erhalten. Durch
                              Einwirkung des Feuers auf Ein Gramm chlorsauren Kali in unserer Roͤhre
                              erhielten wir 0¹,2711 Sauerstoff, woraus erhellte, daß die Zersezung sehr
                              leicht und sehr genau geschah.
                           Wenn man unseren Apparat ungefaͤhr wie jenen der HHrn. Gay-Lussac und Liebig vorrichtet, so
                              kann er auch dazu dienen, um zu zeigen, ob ein organischer Koͤrper neutral,
                              oxygenirt oder hydrogenirt ist.
                           
                        
                           Bestimmung des Schwefels.
                           Es gibt im organischen Reiche einige Koͤrper, in welchen der Schwefel einen
                              Bestandtheil bildet, wie z.B. der Eiweißstoff, die Schwefelsenfsaͤure. Um
                              dieses fuͤnfte Element im Gaszustande zu bestimmen, verwandelten wir es in
                              schwefelige Saͤure, und bedienten uns des Eisenperoxydes und der chlorsauren
                              Verbindung, um das Schwefeleisen, welches sich bildet, gehoͤrig zu zersezen.
                              Es ist mittelst Borax leicht moͤglich, sich uͤber die Menge
                              schwefeliger Saͤure, die in dem gasartigen Producte enthalten ist, volle
                              Gewißheit zu verschaffen. Um uͤber die Guͤte dieses Verfahrens
                              urtheilen zu koͤnnen, stellten wir Versuche mit 0,1 Gr. geschmolzenen
                              Schwefel an, der mit Kohle, Sand, Eisenperoxyd etc. gemengt war. Wir erhielten als
                              mittleres Resultat, 0¹,068 schwefelige Saͤure; die Theorie gibt
                              0¹,070.
                           Nach dieser Darstellung aller angefuͤhrten Versuche, die mit verschiedenen
                              organischen, festen und fluͤssigen, stikstoffhaltigen und nicht
                              stikstoffhaltigen, fixen oder fluͤchtigen Koͤrpern angestellt wurden,
                              ergibt sich, daß man mittelst desselben Apparates immer jedes Element durch
                              Betrachtung des Volumens eines einfachen oder zusammengesezten Gases bestimmen kann,
                              und daß man auf diese Weise eine Menge Bedingungen beseitigt, die man fuͤr
                              unerlaͤßlich hielt. Man begreift auch, daß es moͤglich wird, in einer
                              und derselben Operation, zwei, drei, vielleicht vier Elemente zu bestimmen (wenn der
                              Wasserstoff aus dem Wasser abgeleitet wird); wir halten uns indessen, der
                              groͤßeren Genauigkeit wegen, nur an eines, hoͤchstens zwei.