| Titel: | Verbesserung an Schlittschuhen, worauf Jak. Cobbing, Schuhmacher, sich am 26. Januar 1830 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XLVI., S. 146 | 
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                        XLVI.
                        Verbesserung an Schlittschuhen, worauf Jak. Cobbing, Schuhmacher,
                           sich am 26. Januar 1830 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Nach dem Register of Arts. September. 1830. S.
                              101.
                        Cobbing, Verbesserung an Schlittschuhen.
                        
                     
                        
                           Statt die Schlittschuhe mittelst Riemen zu befestigen, wie bisher, empfiehlt Hr.
                              Cobbing Metallplatten und
                              Schrauben. Er bringt zwischen der Brandsohle und der aͤußeren Sohle des
                              Stiefels eiserne oder messingene Platten mit zwei Loͤchern an, in welche zwei
                              hakenfoͤrmigen Hervorragungen des Schlittschuhes passen, und, nachdem sie in dieselben
                              eingefuͤhrt wurden, mittelst einer Bindschraube darin befestigt werden,
                              wodurch die Haken vor dem Entweichen gesichert werden, und die Ferse des
                              Schlittschuhes hinaufgedruͤkt wird.
                           An Schuhen bringt er zur Befestigung der Schlittschuhe zwei eiserne Platten an, die
                              quer uͤber die Sohle hinlaufen: die eine vorne in der Naͤhe der Zehen,
                              die andere in der Naͤhe des Absazes. Diese Platten sind an jeder Seite
                              aufgebogen, und werden an der Kante der Sohle mittelst Schrauben befestigt. An
                              diesen eisernen Querplatten werden nun die Schlittschuhe, die ohne alles Holz sind,
                              mittelst Schrauben, die gegen die Seiten derselben druͤken, fest
                              gehalten.
                           Hr. Hebert findet diese
                              Befestigung der Schlittschuhe, wenn die Schuhe stark sind, zwar besser, als die
                              gewoͤhnliche, jedoch etwas umstaͤndlich, und besorgt, daß sie nie
                              allgemein eingefuͤhrt werden wird.Wir koͤnnen nicht umhin, hier uns einige Bemerkungen uͤber das
                                    Schlittschuhlaufen zu erlauben, das immer mehr und mehr Mode wird, und
                                    jaͤhrlich mehr Mode wird, und jaͤhrlich mehr Todesopfer
                                    kostet. Man erinnere sich nur an die vielen vielen
                                    Ungluͤksfaͤlle des vorigen Jahres, in welchem wir, bei unserer
                                    geringen Zeitungslektuͤre, uns 113 Todesfaͤlle notirten, die alle unterblieben waͤren,
                                    wenn der Esel nicht auf das Eis tanzen gegangen waͤre. Im
                                    noͤrdlichen Europa, wo Canaͤle, Fluͤsse und selbst Seen
                                    bis auf den Grund gefroren sind; wo das Schlittschuhlaufen nicht bloß
                                    Unterhaltung, sondern ein nothwendiges Mittel
                                    ist, schnell und wohlfeil im Winter von einem Orte zu dem anderen zu
                                    gelangen, und selbst seine leichteren Producte zu Markt zu bringen,
                                    laͤßt es sich entschuldigen, wenn der aͤrmere Buͤrger
                                    und Landmann seinen Unterhalt sich mit Gefahr seines Lebens verschafft: der
                                    Schiffer, der Bergmann etc. muß dieß auch. Wer mag es aber entschuldigen,
                                    wenn der uͤppige, der muͤssige Staͤdter aus eitler
                                    langer Weile sich der Gefahr aussezt im Eise einzubrechen, und zu ertrinken,
                                    oder zu fallen, und entweder auf dem Eise todt zu bleiben oder zum
                                    Kruͤppel fuͤr sein ganzes Leben zu werden? Man sage nur nicht,
                                    daß Alles dieß sich leicht vermeiden laͤßt; man frage Polizeibeamte
                                    und Aerzte. Wir wissen aus unserer Erfahrung, daß ein Individuum im
                                    Schlittschuhlaufen in einem Bassin ertrank, der nicht volle vier Fuß
                                    Wassertiefe hatte. Das Eis brach ein; der Gefallene rollte in Folge des
                                    Momentes der Bewegung, das er im Laufe erhielt, unter der noch ganz
                                    gebliebenen Eisdeke einige Klaftern weit fort; man sah ihn unter derselben,
                                    und konnte ihm nicht helfen. Wir wissen aus unserer Erfahrung, daß von
                                    dreien der geschiktesten
                                    Schlittschuhlaͤufer zwei auf dem Eise todt blieben in Folge des
                                    gemachten Falles, und der dritte ehe starb, ehe er noch unter Dach gebracht
                                    werden konnte. Fiel sich doch selbst der beruͤhmteste
                                    Schlittschuhlaͤufer Hollands, Peters, nachdem er den Preis gewonnen
                                    hatte, auf dem Eise todt! Wir loben die Turnkunst, insofern sie mit Verstand
                                    getrieben wird, und dem Koͤrper die nothwendige Geschiklichkeit
                                    ertheilt, sich und andere aus Gefahren zu retten; das Schlittschuhlaufen
                                    wird aber so wenig als ein Theil verstaͤndiger gymnastischer Uebungen gehalten werden
                                    koͤnnen, als das Tanzen auf dem gespannten Drathe oder auf dem
                                    schlaffen Seile. Klopstock dachte vielleicht
                                    nicht, als er seine schoͤne Ode schrieb, daß sie das Grablied von
                                    manchem edlen Jungen werden wird: wir beklagen noch jezt, nach 40 Jahren,
                                    einen Jugendfreund, der ohne Klopstock's Ode nie der Virtuose in der Kunst
                                    des Schlittschuhlaufens geworden waͤre, der er geworden ist; der aber
                                    auch dann nicht auf dem Eise im zwanzigsten Jahre seines vielversprechenden
                                    Lebens todt geblieben waͤre. Man muß keine Gefahr, man muß den Tod
                                    nicht scheuen, wo man anderen nuͤzen kann; man muß aber nicht um
                                    eitler Gaukelei und gekenhafter Grimasse willen sich und Andere in
                                    Lebensgefahr bringen.A. d. Ue.