| Titel: | Ueber Patent-Schrot-Manufactur. | 
| Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. XCIV., S. 354 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XCIV.
                        Ueber
                           Patent-Schrot-Manufactur.
                        Aus dem Register of Arts. October. 1830. S.
                              155.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Ueber Patent-Schrot-Manufactur.
                        
                     
                        
                           Da wahrscheinlich nicht alle Leser wissen, wie man die kleinen Bleischrote
                              (Voͤgeldunst) bereitet, mit welchen muͤssiges Volk aus Unwissenheit
                              und aus langer Weile seinem Lande und sich selbst schadet, und Voͤgel
                              schießt, so scheint eine kleine Notiz hieruͤber nicht ganz
                              uͤberfluͤssig. Das Verfahren ist wirklich einfach, und man
                              koͤnnte fast sagen elegant.
                           Ehe das Patent-Verfahren eingefuͤhrt war, welches ich sogleich
                              beschreiben werde, machte man die Schrote meistens auf folgende Weise. Man schnitt
                              aus Bleiblattern kleine Bleiwuͤrfel, gab diese in ein eisernes Faß, und
                              rundete sie durch lang fortgeseztes Abreiben an einander ab: lezteres geschah
                              dadurch, daß man das Faß, in welchem die Bleiwuͤrfel sich befanden, immer um
                              seine Achse drehte, und so Kuͤgelchen aus den kleinen Wuͤrfeln
                              bildete. Ein anderes, dem vorigen aͤhnliches Verfahren war, daß man Blei, und
                              selbst Blei mit etwas Arsenik gemengt, im fluͤssigen Zustande durch eine Art
                              von Sieb laufen ließ, dessen Loͤcher die gehoͤrige Weite halten, und
                              das Blei in einem Gefaͤße mit Wasser auffing, welches in der Entfernung
                              einiger Zoll unter demselben hingestellt war. Um so viel moͤglich die
                              haͤufigen Unvollkommenheiten zu beseitigen, welche bei einem solchen
                              Verfahren entstehen mußten, wuͤrde ein hoher Grad von Uebung und
                              Geschiklichkeit von Seite des Arbeiters erfordert. Das Wasser war, wie man uns
                              sagte, mit einem duͤnnen Hautchen Oehl bedekt, und auf dem Siebe lag, einen
                              Zoll hoch oder noch hoͤher, eine Schichte von den Schlafen, die sich auf der
                              Oberflaͤche des geschmolzenen Bleies bilden: diese Schlafen dienten als
                              Filtrum um das Metall feiner zu zertheilen, wenn es nach und nach mit dem
                              Loͤffel aus dem in der Naͤhe stehenden Kessel in das Sieb gegossen
                              wurde. Es ist offenbar, daß die auf diese Weise bereiteten Schrote, wenn der
                              Arbeiter auch noch so geschikt war, doch noch immer sowohl in Hinsicht auf Figur als
                              auf Groͤße sehr verschieden ausfallen mußten, und daß nur wenige von einem
                              ganzen Gusse den Jaͤger vollkommen befriedigen konnten. Endlich traͤumte es im J. 1782 einem Bleigießer und
                              Schrotmacher zu Bristol, Namens Wilh. Watt, er habe auf
                              dem Kirchthurme der Marienkirche daselbst sein Handwerk getrieben, und Schrot
                              gegossen, und diese Schrote, die von einer großen Hoͤhe herab in das Wasser
                              sielen, seyen unendlich besser gewesen, als alle seine fruͤheren Arbeiten.
                              Er dachte
                              uͤber diese naͤchtliche Ausgeburt seiner Phantasie nach, und ward
                              wirklich der Meinung, daß es kein besseres Verfahren bei dieser Arbeit geben
                              koͤnne. Er bat um Erlaubniß an demselben Orte, von welchem es ihm so
                              schoͤn getraͤumt hatte, einen Versuch anstellen zu duͤrfen, und
                              seine Bitte ward ihm gewaͤhrt: er goß Schrote von dem Wolken befreundeten
                              Gipfel des Thurmes der Marienkirche herab, und der Versuch fiel gluͤklicher
                              aus, als der schaͤrfste Theoretiker ihn haͤtte erwarten
                              koͤnnen. Die Metallkuͤgelchen erhaͤrteten durch die
                              Abkuͤhlung in der Luft waͤhrend ihres Falles, so daß ihre Figur nicht
                              mehr litt, als sie mit ihrer Oberflaͤche auf das Wasser aufschlugen, in
                              welches sie sielen. Hr. W.
                                 Watt hat uͤberdieß auch die Metallcomposition, wie man sagt,
                              verbessert. Er ließ sich nun auf seinen Traum ein Patent ertheilen, und hat dadurch
                              Blei in Gold verwandelt; denn er verkaufte sein Patent-Recht um 36,000 Pfd.
                              (432,000 fl.). Die Erklaͤrung dieses Patentes findet sich im III. Bd. des
                              schaͤzbaren Repertory of
                                 Patent-Inventions, und wir theilen hier dieselbe mit, indem sie das
                              Verfahren genau beschreibt, und dieses in allen Fabriken, welche
                              Patent-Schrot liefern, im Wesentlichen dasselbe ist. Dieser Watt'sche Traum hat nun alle fruͤheren Methoden
                              außer Gebrauch gebracht, und seit 48 Jahren hat kein Wachender an diesem Traume
                              etwas zu verbessern gewußt.
                           
                              „Erklaͤrung des dem Wilh. Watt, Bleigießer
                                    und Schrotmacher zu Bristol, am 10. Sept. 1782 ertheilten Patentes auf
                                    Verfertigung kleiner dichter Schrote ohne jene Maͤngel, welche die
                                    nach gewoͤhnlicher Art verfertigten Schrote meistens
                                    besizen.“
                              
                           
                              „Ich erklaͤre hiermit, daß meine Erfindung kleine dichte Schrote
                                 vollkommen kugelfoͤrmig, ohne alle Vertiefungen und Risse, und ohne alle
                                 jene Fehler, welche die bisher verfertigten Schrote gewoͤhnlich an ihrer
                                 Oberflaͤche haben, zu gießen, auf folgende Weise ausgefuͤhrt
                                 wird.“
                              
                           
                              „Man nimmt zweitausend Pfund weiches Blokblei (mehr oder weniger, je
                                 nachdem man mehr oder weniger Schlafen- oder vergiftetes Blei (slag or poisoned lead) daraus machen will), und
                                 schmilzt es in einem eisernen Topfe. Hierauf nimmt man ungefaͤhr 1
                                 PeckDer vierte Theil eines Bushel, = 0,16334 Wiener Meze.A. d. Ue. Kohlenasche oder Schmuz,Es laͤßt sich nicht bestimmt sagen, was der
                                       Patent-Traͤger unter Schmuz (dirt) eigentlich versteht. Dirt
                                       ist Schmuz, Koth, Unrath.A. d. Ue. streut denselben rings um den Rand des Topfes auf die Oberflaͤche
                                 des Metalles, und laͤßt bloß die Mitte desselben unbedekt. Auf den Theil
                                 des Metalles, welcher von der Asche und dem Schmuze frei geblieben ist, legt man
                                 ungefaͤhr
                                 vierzig Pfund weißen oder gelben Arsenik, bedekt hierauf den Topf mit einem
                                 eisernen Dekel, und umgibt den Rand desselben rings um den Topf mit
                                 Moͤrtel, Thon oder Schmuz, damit der Arsenik nicht verdampft. Hierauf
                                 unterhalt man drei bis vier Stunden lang ein gutes Feuer unter dem Topfe, so daß
                                 das Blei roth gluͤht, der Arsenik sich mit demselben mengt, und das Blei
                                 folglich vollkommen vergiftet. Man nimmt hierauf den Dekel ab, schaͤumt
                                 das Metall ab, und gießt es in Model oder in Sand, in welchem man es zu Stangen
                                 oder Bloͤken erstarren laͤßt: erstarrt nennt man es dann Schlaken- oder vergiftetes Blei (slag or poisoned lead).
                                 Dann nimmt man andere zwanzig Zentner welches Blokblei (je nachdem man viel
                                 Schrote machen will), schmilzt es in einem eisernen Topfe; nimmt
                                 ungefaͤhr drei Viertel Zentner Schaum von reinem Blokblei, gibt ihn in
                                 den Topf, und laͤßt ihn schmelzen. Nachdem er geschmolzen ist, legt man
                                 eine Stange oder einen Blok des Schlaken- oder vergifteten Bleies in
                                 denselben. Und nachdem es geschmolzen ist, nimmt man mit einem kleinen
                                 Loͤffel etwas von dem Metalle aus dem Topfe, und laͤßt es aus
                                 einer Hoͤhe von ungefaͤhr zwei Schuh in Wasser fallen. Wenn die
                                 Schrote nicht rund werden, nimmt man noch mehr von dem vergifteten Bleie, bis
                                 die Schrote rund werden. Dann schaͤumt man das Metall ab, und gibt den
                                 Schaum in einen eisernen oder kupfernen Rahmen, der voll Loͤcher ist,
                                 nach der Groͤße naͤmlich der Schrote, die man verfertigen will.
                                 Man druͤkt den Schaum, waͤhrend er noch weich im Nahmen ist, mit
                                 dem Loͤffel, mit welchem er aus dem Topfe genommen wurde, aus;
                                 schoͤpft dann Metall aus dem Topfe, und gießt es uͤber die
                                 Oberflaͤche des Schaumes in den Rahmen, und laͤßt es durch diesen
                                 in das Wasser troͤpfeln. Fuͤr die kleinsten Schrote muß der Rahmen
                                 wenigstens zehn Fuß uͤber dem Wasser stehen, und fuͤr die
                                 groͤßten ungefaͤhr hundert und fuͤnfzig Fuß oder noch mehr,
                                 nach der Groͤße der Schrote, die man machen will. „Urkunde
                                    dessen etc.“
                                 
                              
                           „Unsere Leser werden bemerken,“ faͤhrt Hr. Hebert fort, „daß diese
                                 Patent-Erklaͤrung, so wie der groͤßte Theil der heutigen
                                 Patent-Erklaͤrungen, in gesezlicher Hinsicht und zur Schande
                                 unseres Patent-Gesezwesens, keinen Halm Stroh werth ist. Der erste Theil
                                 dieses Patent-Verfahrens war schon fruͤher bekannt und allgemein
                                 im Gebrauche, und der Patent-Traͤger nimmt denselben doch als sein
                                 Recht in Anspruch. Diese Bemerkung, auf den gegenwaͤrtigen Fall
                                 angewendet, ist durch den Verlauf der Zeit uͤberfluͤssig geworden;
                                 wir machen sie bloß im Vorbeigehen, als eine Warnung fuͤr
                                 kuͤnftige Patent-Traͤger, damit sie in der Auswahl
                                 kompetenter Personen zur Abfassung solcher Urkunden vorsichtig sind.
                                 Haͤtte der ehrliche Mann, der Wilh. Watt's Patent kaufte, von den Maͤngeln dieser
                                 Patent-Erklaͤrung Gebrauch machen wollen, so haͤtte er von
                                 der Erfindung dieses Traͤumers Gebrauch machen koͤnnen, ohne ihm
                                 einen Heller dafuͤr zu bezahlen, statt daß er ihm 36,000 Pfd. gab;
                                 Watt's goldener Traum
                                 wuͤrde auf diese Weise hoͤchstens ein bleierner geblieben
                                 seyn.
                              
                           Die Art von Gebaͤude, welche man zu dieser Schrot-Manufactur braucht,
                              ist Fig. 41.
                              dargestellt. Sie ist ein senkrechter Durchschnitt des kleinsten
                              Schrot-Thurmes, der sich in der Schrot-Fabrik der HHrn. Walkers, Maltby
                              et Comp. am suͤdlichen Ufer der Themse zu London
                              befindet. Er ist 150 Fuß hoch, und gewahrt den Schroten einen Fall von
                              ungefaͤhr 130 Fuß. Die Composition, deren man sich hier bedient, besteht,
                              nach der Patent-Erklaͤrung,In den Patent-Erklaͤrung ist sie aber anders angegeben.A. d. Ue. aus 40 Pfd. Arsenik auf die Tonne Blei (20 Ztr.), und wird in Bloͤke
                              von ungefaͤhr 1 1/2 Ztr. gegossen, die man dann zum Verbrauche nimmt.
                              Mittelst eines gehoͤrigen Aufzuges und einer Kette (wovon man hier bloß einen
                              Theil, bei aa, zeichnete, um die Darstellung nicht
                              zu verwirren) werden zehn solche Bloͤke durch Fallthuͤren hinauf in
                              die Schmelzstube im obersten Gipfel des Thurmes gezogen. Hier kommen die
                              Bloͤke nach und nach in den Kessel, b, welcher
                              von unten mittelst eines gewoͤhnlichen Ofens, c,
                              gehizt wird. Dieser Ofen hat einen Zug und Schornstein aus Ziegeln, und endet sich
                              in einen eisernen Trichter, der bis zu der Kuppel des obersten Domes oder der
                              Laterne hinaufreicht. Wenn die Composition geschmolzen ist, und die Schlaken sich
                              gehoͤrig gebildet haben, wird ein Theil der lezteren von dem Schmelzer
                              mittelst eines Loͤffels in eine Art von Seiher oder Durchschlag, d, uͤbergeschoͤpft, welcher vierekig ist,
                              und von einem eisernen Gestelle getragen wird, das dicht am Ofen befestigt ist.
                              Dieses Gefaͤß haͤlt ungefaͤhr 12 bis 14 Zoll im Gevierte, und
                              ist ungefaͤhr drei Zoll tief. Es ist, wie eine Bratpfanne, mit einem Stiele
                              versehen, und hat am Boden eine Menge kreisfoͤrmiger Loͤcher von der
                              Groͤße der zu verfertigenden Schrote. Nachdem die Menge Schlaken, welche man
                              zur Arbeit noͤthig hat, durch einen Versuch bestimmt wurde, in welchem man
                              einige Schrote verfertigt, die man nicht durch den Boden der Schmelzkammer
                              durchfallen laͤßt, schoͤpft ein Mann mit einem Loͤffel das
                              fluͤssige Metall aus dem Kessel in dieses durchloͤcherte
                              Gefaͤß. Waͤhrend es durch dasselbe und durch die Schlafen
                              laͤuft, wird es einige Zeit lang darin aufgehalten und abgekuͤhlt,
                              wodurch es sich in kleinere Theile zertheilt, die sich dann unter diesem Seiher oder Durchschlage bei
                              jedem Loche in kleine Kuͤgelchen sammeln, die alsogleich herabfallen, und so
                              schnell auf einander folgen, daß, wenn man von fern unter diesen Seiher hinsieht,
                              man einen Plazregen aus Silber wahrzunehmen glaubt. Dieser Metallregen ist in der
                              Figur bei eee dargestellt. Er faͤllt in
                              eine große unten hingestellte Wasserkufe, f. Die Schrote
                              zerstreuen sich, da sie sehr schwer sind, waͤhrend ihres Falles, nicht, und
                              die Arbeiter gehen unten in dem Thurme in voller Sicherheit, wie es ihre Arbeit
                              fordert, hin und her. Es ereignete sich jedoch ein schreklicher Zufall, als der
                              eiserne Topf, b, zum ersten Male in das oberste Stokwerk
                              des Thurmes hinaufgezogen wurde. Er war bereits bis in dasselbe hinaufgezogen, als
                              bei dem Einziehen desselben durch ein Versehen der Haken ausließ, und diese 15 Ztr.
                              schwere Eisenmasse durch den ganzen Thurm durchfiel, das Holzwerk zerschlug und
                              selbst vier massive Balken aus Gußeisen: gluͤklicher Weise ward Niemand dabei
                              beschaͤdigt.
                           Der Thurm ist vierekig, und hat zu jeder Seite 4 oder 5 Fenster, gg. hh sind
                              Thuͤren; die obere fuͤhrt auf eine Gallerie, ii, von welcher man eine weite und herrliche
                              Aussicht uͤber die Stadt London und ihre Vorstaͤdte genießt. k ist ein langer Flaggenstok, der hoch uͤber das
                              Gebaͤude emporreicht. Die Wendeltreppe ist von unten bis oben aus Eisen, und
                              sehr fest: sie konnte nur in einzelnen Stuͤken im Durchschnitte dargestellt
                              werden. Die Staffeln sind aus Gußeisen, und gefurcht, damit man nicht ausglitscht:
                              der Fall wuͤrde jedoch nicht sehr bedeutend seyn, indem die Treppe nicht sehr
                              steil ist, und an jeder Eke des Vierekes vierekige Ruhestellen sind mit Sizen
                              fuͤr die Muͤden oder Faulen, welche auf- und niedersteigen.
                           Die verschiedenen Groͤßen der Schrote sind durch Nummern von N. 1. bis N. 12. bezeichnet.
                              N. 1., die groͤßten, sind die Schwanenschrote
                              (Swan-Shot); N.
                              12., die kleinsten, sind die Staubschrote (dust Shot)
                              oder der Vogeldunst. Ihr Durchmesser spielt zwischen 1/30 und 1/4 Zoll. Wenn die
                              Schrote aus der Wasserkufe genommen werden, werden sie durch kuͤnstliche
                              Waͤrme getrokner, indem sie bedeutend naß bleiben, da das. Wasser zwischen
                              den kleinen Kuͤgelchen durch Capillar-Attraction zuruͤkgehalten
                              wird. Um sie zu troknen, werden sie auf einer heißen großen eisernen Platte, unter
                              welcher ein Ofen angebracht ist, ausgestreut, und, sobald sie troken geworden sind,
                              von derselben wieder weggekehrt. Nach dieser Arbeit haben sie ein mattes
                              silberweißes Ansehen. Es sind nun allerdings noch viele (obschon im
                              Verhaͤltnisse zur Masse wenige) unvollkommne Schrote unter denselben und
                              selbst die vollkommnen sind nicht alle ganz gleich groß: diese verschiedenen Sorten
                              muͤssen daher von einander abgeschieden werden. Zu diesem Ende kommen die
                              getrokneten Schrote zu den Siebern, von welchen jeder drei bis vier Siebe zu besorgen hat, die in
                              einer Reihe vor ihm in einem Rahmen da stehen, welcher durch eine Dampfmaschine hin
                              und her bewegt wird. Diese Bewegung geschieht mittelst einer horizontalen sich
                              drehenden Achse in der Naͤhe der Deke des Zimmers, welche Achse an einem
                              ihrer Enden eine kleine Kurbel fuͤhrt, von welcher eine Stange
                              herabhaͤngt, die auf- und niedersteigt. Diese senkrechte Stange ist an
                              ihrem unteren Ende mit einem Winkelhebel, wie an den Glokenzuͤgen, versehen,
                              und dieser Hebel ist mit dem Rahmen verbunden, der die Siehe enthaͤlt, und
                              ertheilt folglich demselben eine horizontale Bewegung hin und her. Jedes Sieb hat
                              ferner einen eigenen Rahmen, der es in seinem ganzen Umfange umfaßt, und an einer
                              Seite ein großes Gefuͤge fuͤhrt, mittelst dessen es mit dem
                              gemeinschaftlichen Rahmen verbunden ist. Wenn nun eine hinlaͤngliche Menge
                              Schrote in das erste Sieb kommt, so fallen diejenigen Schrote, die klein genug sind,
                              durch die Loͤcher desselben durch; die groͤßeren, welche
                              zuruͤkbleiben, werden in das naͤchste Sieb umgeleert, was bloß dadurch
                              geschieht, daß man das Sieb auf dem Gewinde seines Gefuͤges umstuͤrzt,
                              wie man den Dekel an einer Tabakdose umstuͤrzt, wenn man sie oͤffnet.
                              Der Nuzen dieser Vorrichtung ist einleuchtend, wenn man bedenkt, daß, da die Siebe
                              bestaͤndig in raschem Gange sind, es keine leichte Arbeit seyn wuͤrde,
                              die Schrote aus einem Siebe in das andere zu leeren, ohne etwas davon zu
                              verschuͤtten, waͤhrend hier, bei dieser Verbindung derselben, die
                              Schrote nicht anders umgeleert werden koͤnnen, als man es haben will und
                              haben muß. Der Sieber hat also nichts anderes zu thun, als das erste Sieb mit Schrot
                              zu versehen, und dann den Ruͤkstand nach und nach aus einem Siebe in das
                              andere zu leeren. Die Producte der ersten beiden Siebe kommen in zwei besondere
                              Behaͤlter, und da sie noch viele Schrote enthalten, welche nicht die
                              gehoͤrige Form besizen, so kommen sie unter die Haͤnde einer anderen
                              Classe von Arbeitern, die auf eine hoͤchst einfache und sichere Weise die
                              Guten von den Schlechten sondern. Die Schrote, welche nicht durch die beiden ersten
                              Siebe einer jeden Reihe laufen, werden als schlecht verworfen und umgeschmolzen.
                           Eine Reihe von seichten vierekigen Troͤgen, deren Figur durch die
                              Graͤnzlinie einer Flaͤche bestimmt wird, welche durch den
                              Laͤngendurchschnitt eines Kegelstuͤkes nach der Linie der Achse
                              desselben entsteht, haͤngen von der Deke an Schnuͤren herab, welche an
                              den zwei breiteren Enden der Troͤge befestigt sind; die schmaleren Enden
                              ruhen auf den Kanten einer Reihe von Schrotbehaͤltern. Die Troge sind von
                              hartem Holze und unten vollkommen eben und glatt. Ein Junge bedient nun zwei solche
                              Troͤge, und wirft in jeden derselben bei dem weiteren Ende, das gegen ihn
                              gekehrt ist, ein kleines Maß voll Schrot. Er faßt dann beide Troͤge, und gibt
                              ihnen eine sanfte schwingende Bewegung seitwaͤrts, indem er die Enden
                              zugleich etwas hebt, um ihnen eine geringe Neigung zu geben. Die Schrote laufen nun
                              von einer Seite zur anderen. Diejenigen, welche vollkommen rund sind, machen ihren
                              Weg schneller uͤber die Brettchen nach den am Ende derselben stehenden
                              Behaͤltern, waͤhrend die unvollkommneren durch ihre langsame
                              ungeschikte Bewegung zuruͤkbleiben, und sich so von selbst von den guten
                              abscheiden. Die Troͤge werden dann ungefaͤhr einen Fuß weit
                              vorwaͤrts gestoßen, und die unvollkommneren Schrote kommen so in andere
                              Behaͤlter, welche hinter den vorigen stehen, die fuͤr die guten
                              bestimmt sind. Dieses Verfahren arbeitet so sicher, daß man unter den
                              kaͤuflichen Schroten nur selten einen Unvollkommenen finden wird. Vier oder
                              fuͤnf Jungen, wovon jeder zwei Troͤge versorgt, reichen fuͤr
                              eine solche Schrotfabrik hin, wenn sie taͤglich ungefaͤhr 5 Tonnen
                              (100 Ztr.) Schrot erzeugt. Die kleinsten Schrote brauchen die groͤßte
                              Sorgfalt, und die hoͤchste Geschiklichkeit in Anwendung der schiefen
                              Flaͤche; man laͤßt daher die aͤltesten, und diejenigen, die die
                              ruhigste und geschikteste Hand haben, diese Arbeit verrichten. Die lezte Arbeit
                              endlich, die man mit den Schroten vornehmen muß, ehe man sie als Kaufmannsgut
                              einpaken darf, ist, daß man sie polirt. Zu diesem Ende fuͤllt man ein Faß aus
                              Gußeisen, das beinahe eine halbe Tonne haͤlt, mit denselben beinahe voll, und
                              gibt demselben mittelst der Maschine eine umdrehende Bewegung. Hier reiben sich nun
                              die kleinen Kuͤgelchen an einander, und erhalten einen schwarzen Glanz, der
                              wesentlich von dem vorigen matten Silberglanze derselben verschieden ist.
                           Es ist merkwuͤrdig, daß durch die Reibung dieser bleiernen Kuͤgelchen
                              an den inneren Waͤnden des Fasses aus Gußeisen sich regelmaͤßige
                              Reihen von Furchen bilden, so daß man, wenn man es nicht wuͤßte, glauben
                              wuͤrde, das Faß sey mit solchen Furchen gegossen worden.Obschon erst auf ein Quentchen Schrot beilaͤufig ein Gran Arsenik
                                    kommt, und dieser in Verbindung mit Blei weniger aufloͤslich ist, so
                                    waͤre es doch sehr zu wuͤnschen, daß wenigstens wenn nicht
                                    derjenigen, die Voͤgel sammt den Schroten essen, doch der armen
                                    Schrotgießer wegen, die hier taͤglich den Daͤmpfen von 40 Pfd.
                                    Arsenik ausgesezt sind, dieses Gift wegbliebe. Spießglanz wuͤrde
                                    Vielleicht dasselbe thun.A. d. Ue.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
