| Titel: | Schreiben des Hrn. D'Aubuisson an Hrn. Arago, über Versuche in Hinsicht auf den Widerstand, welchen das Wasser bei seiner Bewegung durch Röhren erleidet: angestellt von Hrn. Castel. | 
| Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. CV., S. 418 | 
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                        CV.
                        Schreiben des Hrn. D'Aubuisson an Hrn. Arago, uͤber Versuche in Hinsicht auf
                           den Widerstand, welchen das Wasser bei seiner Bewegung durch Roͤhren erleidet:
                           angestellt von Hrn. Castel.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. T. XLIII. p.
                              244.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Castel, Versuche uͤber den Widerstand des
                           Wassers.
                        
                     
                        
                           Es gibt wenige Zweige der physisch-mathematischen Wissenschaften, welche in
                              Hinsicht ihrer taͤglichen Anwendung im Leben wichtiger waͤren, als
                              derjenige, welcher von der Bewegung des Wassers in den Roͤhren der
                              Wasserleitungen handelt; es gibt folglich auch wenige, in welchen es wichtiger
                              waͤre, die Regeln und Formeln derselben immer mehr und mehr zu
                              vervollkommnen. Es haben sich bereits einige Gelehrte, und unter diesen Du Buat, De Prony, und Eitelwein
                              Mehrere Italiaͤner haͤtten hier auch noch angefuͤhrt
                                    werden koͤnnen.A. d. Ue. mit Aufstellungen solcher Formeln beschaͤftigt; sie gruͤndeten
                              dieselben aber gewoͤhnlich nur auf Versuche, die an kleinen Roͤhren
                              angestellt wurden, und daher findet man sie mangelhaft, sobald man sie auf große
                              Wasserleitungen anwendet. Wenn man ihre Resultate mit den Resultaten der Versuche
                              vergleicht, welche Couplet im vorigen Jahrhunderte an den
                              Wasserleitungen des Parkes von Versailles anstellte, so stoͤßt man auf
                              bedeutende Abweichungen. Heute zu Tage erhalten die Ingenieurs, welche mit den
                              Wasserleitungen von Paris beauftragt sind, aus dem Roͤhrenwerke, welches den
                              Springbrunnen des Innocens versorgt, nur zwei Drittel des
                              Wassers, welches die Formeln angeben.Dieß ist eben nicht befremdend, und beweist nur, daß es in der Hydraulik, wie
                                    in der Mechanik und selbst in der Chemie, ergeht, wo man vom Kleinen, vom
                                    Modell und vom Laboratorium auf die Maschine und auf die Fabrik im Großen
                                    schließt: uͤberall geht Ein Drittel
                                    fuͤr die Reibung darauf.A. d. Ue. Die Wasserleitung der Vorstadt Saint Victor hat
                              ihnen sogar nur die Haͤlfte gegeben. Es muͤssen daher noch neue
                              Thatsachen aus Beobachtung und Erfahrung fuͤr die Theorie gesammelt werden,
                              wenn die Regeln der lezteren vervollkommnet werden sollen.
                           Die vielen neuen Wasserleitungen, welche zu Toulon angelegt wurden, und welchen Sie auf
                              Ihrer Durchreise Ihre Aufmerksamkeit schenkten, haben mich in den Stand gesezt,
                              mehrere Erfahrungen zu machen, die zu diesem Zweke dienen koͤnnen. Sie werden
                              der Gegenstand einer besonderen Abhandlung werden. Ich beschraͤnke mich hier
                              bloß auf die Bemerkung, daß ihre Resultate so ziemlich mit den allgemein
                              angenommenen Formeln (jenen naͤmlich des Hrn. de Prony und Eytelwein) uͤbereinstimmen, wenn wir dem
                              Wasser wenig Geschwindigkeit geben, und zu diesem Ende die Muͤndung des
                              Ausflusses mittelst einer Aufsazroͤhre verengen, oder vielmehr mittelst einer
                              duͤnnen Platte, welche in der Mitte mit einem Loche von 1–2 Centimeter
                              im Durchmesser versehen ist; je mehr aber dieser Durchmesser zunimmt, desto mehr hat
                              Abweichung Statt; und wenn die Platte abgenommen wurde, so war das Product (der
                              Ausfluß) um Ein Viertel oder um Ein Drittel geringer, als es nach der Formel
                              haͤtte seyn sollen. Hieraus schließe ich, daß bei diesen Versuchen der
                              Widerstand in Vergleich zur Geschwindigkeit des Wassers in einem groͤßeren
                              Verhaͤltnisse zunahm, als in der Rechnung aufgestellt wurde. Man nimmt in
                              dieser an, daß der Widerstand verhaͤltnißmaͤßig zunimmt, wie v² + mv, wo m ungefaͤhr = 0,055, und v die mittlere Geschwindigkeit ausdruͤkt.
                           Die Einrichtung einiger unserer Roͤhren erlaubte mir ferner noch besondere
                              Versuche anzustellen. Das Wasser wird an die wichtigsten Puncte unserer Stadt
                              mittelst zweier Roͤhren von gleichem Durchmesser geleitet, die neben einander
                              in demselben Gange hinlaufen, so daß, wenn die eine einer Ausbesserung bedarf, die
                              andere den Dienst derselben versieht, und man, nach Belieben, das Wasser aus
                              derselben Oeffnung durch eine oder durch beide Roͤhren zugleich kann laufen
                              lassen. Ich habe in meinem kleinen Werke (Traité du
                                 mouvement de l'eau dans les tuyaux de conduite, p. 51.) einen Versuch
                              dieser Art angefuͤhrt, den ich zugleich mit Hrn. de Montbel anstellte, als er noch Maire von
                              Toulouse war. Das Wasser, welches zu dem schoͤnen Springbrunnen am Plaze
                              Bourbon in zwei Roͤhren, welche
                           
                              
                                 im Durchmesser
                                 0,16 Meter
                                 
                              
                                     hielten, in
                                    einer Laͤnge von 287 Metern,
                                    herbeigefuͤhrt    wurde, sprang bei
                                    einer Last von
                                 7,19   –
                                 
                              
                                     in eine
                                    Hoͤhe von
                                 6,55   –
                                 
                              
                                     wenn man
                                    nur Eine Roͤhre brauchte, sprang es
                                    nicht    hoͤher als
                                 5,83   –
                                 
                              
                           Das Volumen des ausgeflossenen Wassers betrug ungefaͤhr 0,012 Kubikmeter in
                              Einer Secunde.
                           Ich will hier noch von einigen Versuchen dieser Art sprechen. Sie scheinen mir von
                              solcher Wichtigkeit, daß sie Ihnen mitgetheilt werden und vielleicht einen Plaz in den Annales de Chimie verdienen duͤrften,
                              woruͤber Sie am besten entscheiden werden. Ehe ich dieselben vorlege, will
                              ich den Grundsaz aufstellen, der uns leitete, und die Roͤhren angeben, an
                              welchen ich dieselben anstellte.
                           Man seze eine Roͤhre sey mit Wasser gefuͤllt und das Wasser in
                              derselben in Ruhe. Die Last oder der Druk auf jeden Punct der Waͤnde
                              wuͤrde dann durch das Gewicht einer Wassersaͤule bemessen werden,
                              deren Hoͤhe die Senkrechte zwischen diesem Puncte und der
                              Wasserflaͤche an dem Haupte der Roͤhre ist. Wenn man folglich die Wand
                              an verschiedenen Puncten durchstaͤche, und an jedem durchgestochenen Loche
                              eine senkrechte Roͤhre anbraͤchte, so wuͤrde das Wasser in
                              allen Roͤhren auf die oben erwaͤhnte Hoͤhe steigen. Man seze
                              nun, daß das Wasser sich in der Roͤhre bewegte, und daß die Bewegung in
                              demselben gleichfoͤrmig geworden sey, so wuͤrde, wenn die
                              Roͤhre der Bewegung keinen Widerstand entgegenstellte, der Druk auf jeden
                              Punct nur um die Hoͤhe vermindert werden, welche der Geschwindigkeit des
                              Wassers diesem Puncte gegenuͤber zukommt, und da die Geschwindigkeit
                              uͤberall dieselbe ist, (wegen der Gleichheit des Durchmessers), so
                              wuͤrden auch alle Verminderungen des Drukes gleich seyn, und alle
                              manometrischen Saͤulen wuͤrden um eine gleiche Hoͤhe fallen,
                              und ihre oberen Enden wuͤrden noch auf derselben Wasserhoͤhe stehen.
                              Nun verhaͤlt sich dieß aber in der That nicht wirklich so; die Roͤhre
                              sezt, theils durch die Reibung an den Waͤnden, theils durch die Verengerungen
                              etc. der Bewegung einen Widerstand entgegen; und so vermindert sich die Hoͤhe
                              der Wassersaͤulen in den Roͤhren, welche als Manometer dienen, vom
                              Anfange der Roͤhre bis an ihr Ende, und der Unterschied dieser Hoͤhen
                              oder des Wasserstandes zwischen zwei beliebigen Puncten zeigt den Widerstand,
                              welchen die Roͤhre der Bewegung zwischen zwei Puncten entgegenstellte. Wenn
                              man also am Ende einer Roͤhre eine manometrische Roͤhre
                              gehoͤrig anbringt, so druͤkt der Unterschied der Wasserhoͤhe
                              (des Niveaus) zwischen dem Wasser in der lezteren und dem Wasser am Haupte der
                              Roͤhre den Widerstand der Roͤhre aus, und wird die Hoͤhe der
                              Wassersaͤule seyn, die diesen Widerstand bemißt. Wir wollen nun zu den
                              Roͤhren uͤbergehen.
                           Fig. 13. gibt
                              eine Idee von der Anlage dieser Roͤhren. Die Springbrunnen der Stadt werden
                              bekanntlich durch zwei hydraulische Maschinen mit Wasser versehen, welche dasselbe
                              mittelst Pumpen in die Hoͤhe eines Wasserschlosses (chateau d'eau) bringen, wo es aus einem Behaͤlter, sobald dieser
                              uͤbervoll ist, in ein Ablaufbeken (deversoir)
                              uͤberfließt. Aus diesem Behaͤlter laufen zwei parallele Roͤhren
                              von 0,27 Meter im Durchmesser und 605,26 Meter Laͤnge. Sie oͤffnen sich in einen ersten Vertheilungsbehaͤlter (ciwe
                                 de distribution) oder in eine Trommel aus Gußeisen von 1,00 Meter im
                              Durchmesser, und 0,80 Meter Hohe. Auf seinem Umfange sind mehrere
                              Roͤhreneinsaͤze (Tubulirungen), welche mit Haͤhnen versehen
                              sind, und aus diesen laufen verschiedene Roͤhren, welche das Wasser in die
                              verschiedenen Quartiere der Stadt fuͤhren. Unter diesen Roͤhren oder
                              Leitungen sind zwei von 0,12 Meter Durchmesser und 437,50 Meter Laͤnge, die
                              in denselben Gang hinziehen, und parallel und in gerader Linie in einen zweiten
                              Vertheilungsbehaͤlter laufen, der unter dem Pflaster der Place-Royale liegt, auf welcher sich das Stadthaus
                              befindet. Dieser Behaͤlter hat zwei Roͤhrenansaͤze, wovon der
                              eine mit einem Hahne von 0,16 Meter im Durchmesser versehen ist, und das Wasser in
                              eine Roͤhre von demselben Durchmesser leitet, welche, in verschiedenen
                              Verzweigungen, neunzehn Oeffnungen versieht. Aus dem zweiten Roͤhrenansaze
                              entspringt eine Roͤhre von 0,08 Meter im Durchmesser, auf welche eine lange
                              bleierne Roͤhre von zwei Zoll im Durchmesser aufgesezt ist, die in das
                              Stadthaus fuͤhrt, wo es in die Nische einer Stiege hinaufsteigt: dieß ist
                              unser Manometer. Ein Schwimmer aus Kork mit einem in Grade getheilten Schilfhalme
                              zeigt die Hoͤhe, auf welcher das Wasser daselbst steht.
                           Er wurde zu folgendem Ende vorgerichtet. Wenn das Wasser in der Stadt auf die
                              verschiedenen Hoͤhen gefuͤhrt werden soll, fuͤr welche es
                              bestimmt ist, so muß der Behaͤlter in dem Wasserschlosse bestaͤndig
                              voll seyn, und etwas davon in das Ablaufbeken uͤberlaufen: die
                              Geschwindigkeit der Wasserraͤder an den hydraulischen Maschinen ist hiernach
                              regulirt. Um diese Geschwindigkeit zu unterhalten, ohne die Menge des zu
                              verbrauchenden Wassers bedeutend zu uͤberschreiten, ist von Seite des
                              Wasserschloßwaͤchters einige Aufmerksamkeit nothwendig. Es ist ihm zuweilen,
                              vorzuͤglich des Nachts um der Ruhe pflegen zu koͤnnen, begegnet, daß
                              er die Geschwindigkeit abnehmen ließ, und dann erhielten die Parteien, welche sehr
                              hoch liegen, kein Wasser: es war also hier von Seite der
                              Administrations-Beamten eine Aufsicht noͤthig. Ich dachte, daß sich
                              hier sehr leicht ein Ausweg treffen ließe, und zwar ohne daß der
                              Maschinenwaͤchter etwas davon wuͤßte, indem man naͤmlich vor
                              dem Bureau des Controleurs der Wasserwerke der Stadt eine Roͤhre
                              anbraͤchte, die mit dem Roͤhrensysteme der Wasserleitung in Verbindung
                              steht, so daß man aus der Hoͤhe des Wassers in dieser Roͤhre auf das
                              schließen konnte, was in dem Wasserschlosse vorgeht. Wenn kein Widerstand in den
                              Roͤhren Statt haͤtte, so muͤßte die Hoͤhe vor dem
                              Buͤreau und im Wasserschlosse dieselbe seyn; bei dem Widerstande der
                              Roͤhren aber verhaͤlt sich die Sache ganz anders, und es konnte nur
                              durch Versuche das
                              Verhaͤltniß zwischen diesen beiden Hoͤhen ausgemittelt werden.
                           Hr. Castel, Controleur der
                              Wasserwerke, hat diese Versuche angestellt; bei seinem Ordnungsgeiste und bei der
                              Genauigkeit, mit welcher er beobachtet, bei der innigen Bekanntschaft mit allen
                              Wasserleitungen der Stadt, welche unter seiner unmittelbaren Leitung errichtet und
                              gepruͤft wurden und taͤglich unter seiner Aufsicht stehen, bei seinen
                              zu einem solchen Dienste noͤthigen hydraulischen Kenntnissen, und endlich
                              noch bei der Leichtigkeit, mit welcher er rechnet, war er hierzu vorzuͤglich
                              geeignet. Er half mir bei allen meinen Versuchen an den Wasserleitungen zu Toulouse,
                              und ihm verdanke ich vorzuͤglich die große Genauigkeit, mit welcher sie
                              durchgefuͤhrt wurden.
                           Bei den Versuchen, welche er unternahm, hatte er hauptsaͤchlich den Zwek, den
                              Verlust an Last oder Druk zu bestimmen, der durch den Widerstand der Roͤhren
                              zwischen dem Wasserschlosse und dem Manometer entsteht, sey es nun, daß das Wasser
                              in zwei gleichen Roͤhren oder in einer einzigen geleitet wird. Ich entwarf
                              den Plan, den er zu befolgen hat, und er unterzog sich der Ausfuͤhrung.
                           Mehrere mit seinem Manometer angestellte Versuche hatten ihn bereits gelehrt, daß,
                              wenn das Wasser in den Roͤhren nicht floß, sondern ruhig und still stand,
                              dasselbe, nach den Gesezen des Gleichgewichtes in communicirenden Roͤhren, in
                              der Roͤhre des Stadthauses beinahe bis auf zwei Centimeter gleich hoch mit
                              dem Wasser im Behaͤlter des Wasserschlosses stand, obschon die Entfernung
                              beider 1,205 Meter betrug; vielleicht daß selbst diese kleine Abweichung von einem
                              Fehler in der Nivellirung herruͤhrte. Dieselben Versuche lehrten ihn auch
                              noch uͤberdieß seinen Apparat und das ganze Detail seiner Operationen so
                              einrichten, daß er zu den moͤglichst genuͤgendsten Resultat ten
                              gelangen konnte.
                           Er verdoppelte unter diesen Umstaͤnden seine Sorgfalt und seine Vorsicht; er
                              pruͤfte die Haͤhne selbst, und ließ diese, so wie die uͤbrigen
                              Theile des Roͤhrensystemes, an welchem er seine Operationen vornahm, in den
                              besten Stand versezen; er ließ die Roͤhren gut auswaschen und mit vollem
                              Wasserstrome reinigen, und stellte dann in der Nacht vom
                              15. zum 16. September folgende vier Versuche an. (Die Versuche konnten am Tage wegen
                              des Wasserdienstes fuͤr das Publicum nicht unternommen werden.)
                           Zuerst wurden alle Oeffnungen, durch welche das Wasser, das in den Roͤhren der
                              Stadt herumgefuͤhrt wird, ausstroͤmt, geschlossen. Nachdem diese
                              Roͤhren, so wie die Behaͤlter im Wasserschlosse, vollkommen mit Wasser
                              gefuͤllt waren, bemerkte Hr. Castel mit aller Genauigkeit den Punct, bis auf welchen das Wasser sich in
                              der Manometerroͤhre erhob. Dieser Punct war 0 auf seinem Maßstabe.
                           I. Versuch. Nachdem diese Vorkehrungen getroffen waren,
                              oͤffnete man in einem Theile der Stadt eine hinlaͤngliche Anzahl von
                              Oeffnungen, um beinahe alles Wasser ausfließen zu lassen, welches die sechs im Gange
                              stehenden Pumpen zu heben vermochten. Dieses Wasser floß aus dem ersten
                              Vertheilungsbehaͤlter durch die Haͤhne f,
                                 g und h, der doppelten Roͤhrenleitung
                              von 0,12 Meter gegenuͤber. Es kam in diesem Behaͤlter an, nachdem es
                              durch die doppelte Roͤhrungleitung von 0,27 Meter gelaufen war. Während es
                              durch dieselbe durchfloß, hatte es einen Widerstand erlitten, und in Folge dessen
                              war die Last oder der Druk am Ende der Roͤhrenleitung, oder bei dem
                              Vertheilungsbehaͤlter geringer, als am Ursprunge derselben oder im
                              Wasserschlosse. Der Druk an diesem Behaͤlter wurde durch das Manometer
                              bestimmt, indem in den dazwischen befindlichen Roͤhren das Wasser nur still
                              stand.
                           
                              
                                     Die Menge
                                    des ausgeflossenen Wassers betrug in
                                    Daumen oder doppeltem
                                       Wasser-
                                    
                                    Modulus
                                    Die Brunnenmeister nennen bekanntlich Daumen (Zoll, pouce d'eau)
                                          diejenige Menge Wassers, welche aus einer Oeffnung von Einem Zoll im
                                          Durchmesser ausfließt, unter dem Druke Einer Linie uͤber dem
                                          oberen Rande der Oeffnung. Das Product eines solchen Ausflusses
                                          betraͤgt, in 24 Stunden, 17,94 Kubikmeter. Die alten
                                          franzoͤsischen Hydrauliker bestimmten den Daumen (pouce
                                             d'eau), nach, den damals gebraͤuchlichen
                                          Maͤßen, auf 14 Pinten zu 2 Pfund Markgewicht in Einer Minute,
                                          oder auf 19,73 Kubikmeter in 24 Stunden. Hr. de Prony hat ihn, nach dem
                                          heutigen Maßsysteme, auf 20 Kubikmeter gestellt, und nennt ihn doppelten Wasser-Modulus (double module d'eau). Wir bedienen
                                          uns dieser Bestimmung, behalten aber die alte Benennung bei. A. d. O.
                                          
                                    
                                 152,13 Zoll
                                 
                              
                                     Das
                                    Manometer zeigte von 0 abwaͤrts
                                   0,453 Mtr.
                                 
                              
                                     Dieß ist
                                    also der Verlust an Druk in Folge desWiderstandes der Roͤhre.
                                    (Da die Geschwindigkeitin den Behaͤltern außerordentlich klein
                                    war, so bleibtkeine Verminderung des Drukes fuͤr jene
                                    Hoͤhe zu berechnenuͤbrig, die von der Geschwindigkeit
                                    abhaͤngt.)    Die FormelDie Formel fuͤr den Widerstand, deren ich mich bediene, und
                                          welche beinahe das Mittel zwischen jener de Prony's und Eytelwein's ist,
                                          ist0 Meter,00137 L/D (v²
                                          + 0,055 v), oder0 Meter,0000000001190 L/D5 (Q² + 187 QD²),
                                          woL die Laͤnge der
                                          Roͤhre;D ihr Durchmesser;v die mittlere Geschwindigkeit des
                                          Wassers, welches sie leitet;Q diese Menge Wassers, in Daumen
                                          ausgedruͤkt.A. d. O. haͤtte (fuͤr die Haͤlfte von 152,13Zoll,
                                    in einer Roͤhre von 0,27 Meter) gegeben
                                   0,343 Mtr.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                                                                                   Differenz
                                   0,110 Mtr.
                                 
                              
                           
                           Das Resultat der Berechnung faͤllt also um 27 p. Cent unter das Resultat der
                              Beobachtung.
                           II. Versuch. Alles blieb im vorigen Stande; man schloß
                              aber den Hahn, d, an einer der Roͤhren von 0,27
                              Meter Durchmesser, so daß alles uͤbrige verbrauchte Wasser durch die andere
                              Roͤhre lief. Die
                           
                              
                                 Menge desselben betrug
                                 140,25 Zoll.
                                 
                              
                                     Das
                                    Manometer wies
                                   1,413 Mtr.
                                 
                              
                                 Die Formel gab
                                   1,060 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                                       Differenz
                                   0,353 Mtr.
                                 
                              
                           Dieß gibt 25 p. C. des wirklichen Widerstandes.
                           Ich muß hier bemerken, daß in beiden Versuchen die Menge des ausgelaufenen Wassers
                              nach der Zahl der Pumpenzuͤge in den Pumpen berechnet wurde: die vielen
                              Messungen mit dem Eichmaße haͤtten in Einer Nacht unmoͤglich
                              vorgenommen werden koͤnnen. Obschon wir allen Grund haben zu glauben, daß die
                              Schaͤzungsmethode, deren wir uns bedienten, nur sehr wenig von dem wirklichen
                              Dienste unserer Maschinen abweicht, so ist es doch ganz gewiß, daß unsere
                              Schaͤzung etwas zu hoch ist, und folglich die Differenz der Resultate der
                              Berechnung und der Beobachtung etwas groͤßer ist, als wir sie fanden.
                              Uebrigens hatten diese beiden Versuche keinen anderen Zwek, als den Verlust an Last
                              bis zum ersten Behaͤlter kennen zu lernen, um daraus die Last am Haupte der
                              Roͤhren von 0,12 Meter im Durchmesser fuͤr die folgenden Beobachtungen
                              zu erhalten.
                           III. Versuch. Die Roͤhre 0,27 Meter, die man
                              geschlossen hatte, wurde wieder geoͤffnet; man oͤffnete, bei dem
                              zweiten Behaͤlter, den Hahn n von 0,16 Meter, so
                              wie die 19 Oeffnungen, welche derselbe versieht; man, schloß, in dem anderen Theile
                              der Stadt, eine gewisse Anzahl anderer Roͤhren, welche aus den
                              Roͤhrenansaͤzen des ersten Behaͤlters gespeist werden, damit
                              die Menge Wassers, welche durch die Roͤhren von 0,27 Meter laͤuft,
                              beinahe dieselbe wurde, wie bei dem ersten Versuche.
                           Indessen war diese Menge nur 144,49 Zoll oder Daumen.
                           Der Theil, welcher durch den Hahn von 0,16 Meter abfloß, der einzige, der durch die
                              beiden Roͤhren von 0,12 Meter floß, gab mittelst eines eigens dazu bestimmten
                              Apparates genau gemessen
                           
                              
                                 
                                 29,61 Zoll, oder Daumen.
                                 
                              
                                     Das
                                    Manometer, welches dann den Drukam zweiten Behaͤlter, oder am
                                    Ende derdoppelten Roͤhren von 0,12 Meter
                                    angab,zeigte
                                 1,213 Meter.
                                 
                              
                                     Der Theil
                                    dieses Widerstandes, der
                                 
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 von der Roͤhre von 0,27 Meter
                                    verschlungenwird, (152,13 Zoll haben 0,453 Metergegeben, und die
                                    Widerstaͤnde verhaltensich, wie die Quadrate der
                                    Wassermengen)waͤre
                                 0,408 Meter.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                     Es bliebe
                                    demnach, durch den Widerstand,der den doppelten Roͤhren von 0,12
                                    Meterangehoͤrt
                                 0,805 Meter.
                                 
                              
                                     Die Theorie
                                    haͤtte (fuͤr 14,80 Zoll, in EinerRoͤhre von 0,12
                                    Meter gefuͤhrt) gegeben
                                 0,542 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                                                           Differenz
                                 0,263 Meter.
                                 
                              
                           Dieß ist 32,7 p. Cent.
                           IV. Versuch. Alles blieb, wie bei dem vorigen Versuche,
                              und man schloß eine der zwei Roͤhren von 0,12 Meter.
                           Die gesammte Menge des durch die Pumpen gelieferten Wassers war so ziemlich genau 142
                              Daumen oder Zoll, und die Menge Wassers, die durch die Roͤhre von 0,12 Meter
                              lief, die offen war, war, eben so
                           
                              
                                 genau gemessen, wie bei dem vorigen
                                    Versuche,
                                 26,83 Zoll.
                                 
                              
                                     Das
                                    Manometer zeigte
                                 2,818 Mtr.
                                 
                              
                                     Abzuziehen
                                    fuͤr den Widerstand an den Roͤhren von0,27 Meter
                                 0,395 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                     Bleibt
                                    fuͤr die Roͤhre von 0,12 Meter
                                 2,423 Mtr.
                                 
                              
                                     Die Formel
                                    gibt
                                 1,657 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                                                           Differenz
                                 0,766 Mtr.
                                 
                              
                           Dieß ist 31,7 p. Cent.
                           Das Resultat, nach den beiden lezteren Hauptversuchen geschlossen, ist demnach
                              dieses, daß die aus den allgemein angenommenen Formeln abgeleiteten
                              Widerstaͤnde hier beinahe um ein Drittel geringer ausfielen, als man sie
                              durch directe, und mit aller in solchen Faͤllen nur immer moͤglichen
                              Genauigkeit angestellte Messungen wirklich gefunden hat. Ein anderes Mal von den
                              theoretischen Folgerungen, die aus diesen Versuchen abgeleitet werden
                              koͤnnen, so wie von mehreren anderen von uns angestellten Versuchen.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Figur.
                           A, Behaͤlter im Wasserschlosse, wohin das Wasser
                              zuvoͤrderst in die Hoͤhe gepumpt wird. Der Durchmesser desselben ist 5
                              Mtr., 20 Centim.
                           aa, Oeffnungen fuͤr die zwei
                              Roͤhren, die das Wasser herbeifuͤhren.
                           bb, Oeffnungen fuͤr die doppelte
                              Roͤhrenleitung, die das Wasser in die Stadt leitet.
                           c, Oeffnung in dem Beken, durch welches das aus dem
                              Behaͤlter uͤberfließende Wasser ablaͤuft.
                           
                           B, Erster Vertheilungsbehaͤlter; Durchmesser = 1
                              Meter.
                           C, Zweiter dtto. Durchmesser
                              = 0,60 Meter.
                           D, Punkt, uͤber welchem sich das Manometer
                              erhebt.
                           d, e, f, g, h, i, k, l, m, n, o, p, Haͤhne.
                           B ist von A abwaͤrts
                              10,71 Meter.
                           C   dtto       do        
                              12,75   –.
                           D   dtto       do        
                              11,43   –.
                           
                        
                     
                  
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