| Titel: | Ueber Klärung der Syrupe, Filter, und Anwendung der thierischen Kohle in Pulver und in Körnern. Von Hrn. Dubrunfaut. | 
| Fundstelle: | Band 38, Jahrgang 1830, Nr. CXV., S. 443 | 
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                        CXV.
                        Ueber Klaͤrung der Syrupe, Filter, und
                           Anwendung der thierischen Kohle in Pulver und in Koͤrnern. Von Hrn. Dubrunfaut.
                        Aus dem Agriculteur-Manufacturier. Juillet .
                              1830. S. 161. im Auszuge im Bulletin des Scienc. technol. Juill . 1830. S.
                              228.
                        Dubrunfaut, uͤber Klaͤrung der Syrupe.
                        
                     
                        
                           Das Klaͤren der Syrupe nach der alten Raffinirmethode hatte keinen anderen
                              Zwek, als Abscheidung derjenigen Stoffe aus denselben, die darin schwebend enthalten
                              waren. Hr. Dubrunfaut erinnert
                              an die damaligen Verfahrungsweisen und an die Abaͤnderungen derselben bis zur
                              Anwendung der Kohle. Er zeigt, wie dieses Mittel Anfangs angewendet wurde, und
                              welche Veraͤnderungen man nach und nach an den Filtern anbrachte, je nachdem
                              man naͤmlich das Filtriren aus einem verschiedenen Gesichtspunkte
                              betrachtete, d.h., Schnelligkeit der Arbeit einer guten Entfaͤrbung, oder
                              gute Entfaͤrbung der Schnelligkeit der Arbeit vorzog. Er spricht, von
                              Taylor's Filter, vom
                              Filtriren durch Aufsteigen etc., und bemerkt die hierbei vorwaltenden Nachtheile.
                              Nachdem er endlich auf Dumont's Verbesserungen im Filtriren kam, zeigt er, worin dieses neue
                              Verfahren besteht, und wie man verfahren muß, um die besten Resultate zu erhalten.
                              Da die staͤrkere Entfaͤrbung, die man durch dieses Mittel erlangt,
                              eine Anomalie zu seyn scheint, nach der Art naͤmlich, wie die Kohle wirkt; so
                              stellte Hr. Dubrunfaut
                              verschiedene Versuche an, und verzweifelt, daß man jemals ein Verfahren finden wird,
                              nach welchem man die
                              gepuͤlverte Kohle leicht und mit Vortheil erschoͤpfen kann. Er
                              schaͤzt daher die gluͤkliche Anwendung der gekoͤrnten
                              thierischen Kohle desto hoͤher, deren Vortheile er in folgenden Bemerkungen
                              geltend macht.
                           
                              „Da die gekoͤrnte Kohle kein Hinderniß mehr beim Filtriren
                                 darbietet, und eben dadurch verspricht, daß man starke Lagen derselben im
                                 Filtrum anwenden kann, und daß unbestimmte Massen Syrupes durchlaufen
                                 koͤnnen; so ist man in der Menge der anzuwendenden Kohle nicht mehr
                                 beschraͤnkt. Man kann von der Kohle so viel Entfaͤrbung ziehen,
                                 als man dienlich findet, und es handelt sich jezt bloß bei der Bestimmung der
                                 Dosis der Kohle um oͤkonomische Ruͤksichten.
                              
                           Wenn man dieses Filter anwendet, so ist der Syrup, der Anfangs durchlaͤuft,
                              sehr entfaͤrbt, und dann nimmt die Entfaͤrbung immer mehr und mehr ab,
                              bis der Syrup endlich so durchlaͤuft, wie er auf das Filtrum kam: dann ist
                              die entfaͤrbende Kraft erschoͤpft. Die hoͤchste
                              Entfaͤrbung, die der Syrup erhaͤlt, der die ganze erste Kraft der
                              Kohle aufnahm, kann in jenem Falle benuͤzt werden, wo man hoͤchst
                              entfaͤrbter Syrupe bedarf, z.B. beim Bleichen des Zukers mittelst der
                              sogenannten Klaͤre (clairce), bei Verfertigung
                              von Hutzuker von der schoͤnsten Weiße, bei Bereitung von weißem Zukerkandel
                              etc. etc.
                           Wenn man in der Runkelruͤben-Zukerraffinerie Syrup auf Filter mit
                              gekoͤrnten Kohlen wirft, so erhält dieser Syrup von Seite der Kohle
                              gewoͤhnlich nicht jene Entfaͤrbung, welche man erwarten sollte. Dieß
                              ruͤhrt von dem alkalischen Zustande des Syrupes her. Die Kohle entzieht dem
                              Syrupe dann das Alkali, und wirkt auf die schleimigen und salzigen Stoffe, so daß
                              das Aufkochen leichter geschieht, der Sud trokener, und die Krystallisation
                              haͤufiger und nerviger wird. Man darf also nicht glauben, daß die Wirkung der
                              Kohle sich bloß auf den Faͤrbestoff beschraͤnkt; ihr Einfluß auf den
                              Schleim und die Salze ist, abgesehen von jenem auf die Farbe, von hoher Wichtigkeit
                              in der Zukerraffinerie.
                           Das Waschen der Filter mit gekoͤrnter Kohle ist sehr bequem; man darf nur
                              Wasser in dem Augenblike aufgießen, wo der Syrup unter dem Schwarz verschwindet, und
                              der Syrup wird dann von dem Wasser verdraͤngt werden, wenn das Filtriren
                              langsam geschieht, ohne daß die Vermischung sich auf eine große Menge Syrups
                              erstrekte, wie dieß sonst der Fall ist, wenn man Kohlenpulver auf die
                              gewoͤhnliche Weise waͤscht.
                           Man kann also in der Raffinerie mehrere Tage hinter einander, um die Kohle vollkommen
                              auszuziehen, auf dasselbe Filter werfen: 1) die Syrupe von Rohzuker, um sogenannten
                              4 C. zu machen. 2) die
                              gedekten und gruͤnen Syrupe zum Lumpen- und Bastardzuker. 3) die
                              Syrupe zu den sogenannten Vergeoises. Auf diese Weise wuͤrde immer ein
                              geringerer Syrup auf den anderen folgen, und das Waschen mit bloßem Wasser
                              wuͤrde erst bei dem allergemeinsten Syrupe angewendet. Man wird allerdings in
                              Raffinerien, in welchen die Arbeiter nach Schlendrian zu arbeiten gewohnt sind,
                              Schwierigkeiten bei Einfuͤhrung dieser Methode finden; allein, es ist nichts
                              weniger als unmoͤglich, ein solches Verfahren einzufuͤhren.