| Titel: | Ueber die Selbstentzündung der gepulverten Kohlen, von Hrn. Aubert, Artillerie-Oberst. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. XLIV., S. 121 | 
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                        XLIV.
                        Ueber die Selbstentzuͤndung der
                           gepulverten Kohlen, von Hrn. Aubert, Artillerie-Oberst.Auszug aus einem Bericht, welcher der Administration des
                                    poudres et salpêtres von Hrn. Perruchet, Commissaͤr der Pulverfabrik zu Metz, und dem
                                 Capitaͤn Colomb, Inspector derselben
                                 Pulverfabrik, erstattet wurde. A. d. O.
                           
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Septbr.
                              1830. S. 75.
                        Aubert, uͤber die Selbstentzuͤndung der gepulverten
                           Kohlen.
                        
                     
                        
                           Kohle hatte sich unter verschiedenen Umstaͤnden in den Pulverfabriken von
                              selbst entzuͤndet, am gewoͤhnlichsten in dem Augenblike, wo sie in
                              Stuͤke zertheilt, durch die ersten Stoͤße des Stampfers zermalmt
                              wurde. Selbstentzuͤndungen von gepulverter Kohle fanden auch im Jahre 1802 in
                              der Pulverfabrik zu Essonne, im Jahre 1824 in derjenigen zu Bouchet, und im J. 1825
                              in derjenigen zu Esquerdes Statt. Da diese Erscheinung sich in der Pulverfabrik zu
                              Metz im J. 1828 erneuerte, und Entzuͤndungen dieser Art die schreklichsten
                              Folgen haben koͤnnen, so hielt man es fuͤr nuͤzlich alle
                              Untersuchungen und alle noͤthigen Versuche anzustellen, um ihre Ursachen zu
                              entdeken und sich der Umstaͤnde zu versichern, welche am geeignetsten sind,
                              sie wieder hervorzubringen.
                           Folgender Aufsaz, welchen man zur Kenntniß der HHrn. Artillerieoffiziere gelangen zu
                              lassen fuͤr nuͤzlich fand, macht uns mit den Umstaͤnden der
                              Selbstentzuͤndung, welche zu Metz Statt fand und den Versuchen, welche man
                              unternahm, um diese Frage aufzuklaͤren, im Detail bekannt.
                           Die Pulverfabrik war beauftragt worden, sehr fein zertheilte Kohle fuͤr die
                              pyrotechnische Schule (école de pyrotechnie) zu
                              bereiten; man fing diese Arbeit den 31. Maͤrz 1828 an; die Kohle wurde durch
                              Destillation sehr troknen Faulbaumholzes bereitet und die Operation so geleitet, daß
                              man 25 Kilogramm Kohle aus 100 Kilogr. Holz erhielt. Schon vier und zwanzig Stunden
                              nach ihrer Bereitung wurde die Kohle gewogen und sodann fuͤnf Stunden lang
                              mittelst Kugeln aus Bronze, welche 7 bis 10 Millimeter im Durchmesser hatten, in
                              ledernen Tonnen von 1 Meter Durchmesser und 1,15 Meter Hoͤhe, welche jede
                              Minute dreißig Umdrehungen machten, gerieben. Jede Tonne enthielt Anfangs nur 10
                              Kil. Kohle und das Gewicht der Kugeln betrug 35 Kil.; da aber die Kohle nach ihrer
                              Zerreibung viele Bronzetheilchen enthielt, so reducirte man das Gewicht der Kugeln
                              auf 25 Kilogr. und die
                              Dauer des Zerreibens auf drei Stunden. Die in Einer Operation gepulverte Kohle wurde
                              waͤhrend der ganzen Zeit einer neuen Zerreibung in einer Mulde ausgebreitet
                              und man brachte sie sodann in Faͤsser. Man mußte um so weniger eine
                              Selbstentzuͤndung der Kohle befuͤrchten, weil man sie seit mehr als
                              sechs Jahren, mit Schwefel gemengt, auf diese Art zerrieb, ohne daß jemals ein
                              Umstand eintrat, welcher eine Entzuͤndung haͤtte erwarten lassen, und
                              weil man sich außerdem versichert hatte, daß in den Kugeln und Zerreibungstonnen die
                              Temperatur nie um mehr als 25 bis 30 Centesimalgrade uͤber die der
                              Werkstaͤtte stieg.
                           Indessen bemerkte man den dritten April des Morgens, daß 80 Kilogr. Kohle, welche des
                              Abends gepulvert und in ein Faß gebracht worden waren, sich von selbst
                              entzuͤndet hatten.
                           Eine neue Operation hatte ein aͤhnliches Resultat. 80 Kilogr. Kohle, welche
                              waͤhrend eines Tages zerrieben worden waren, hatte man in zwei
                              Faͤßchen in jedes naͤmlich 40 Kilogr. gebracht. Den anderen Tag nach
                              der Zerreibung zeigte sich das Feuer in dem Faͤßchen, das die Kohle enthielt,
                              welche in der ersten Haͤlfte des vorigen Tages zerrieben worden war; das
                              andere Faͤßchen erhizte sich allmaͤhlich, entzuͤndete sich aber
                              nicht, obgleich es dem ersten zur Seite stand. Man fand daß die Kohle 6 Tausendstel
                              Metall enthielt. Es ist zu bemerken, daß die nach dem so eben beschriebenen
                              Verfahren gepulverte Kohle außerordentlich zertheilt ist; sie gleicht einer
                              schmierigen Fluͤssigkeit und nimmt einen drei Mal kleineren Raum ein als in
                              Stangen von 15 bis 16 Centimeter Laͤnge.
                           Bei den Versuchen, welche in Folge dieses Vorfalles angestellt wurden, um sowohl
                              seine Umstaͤnde genau auszumitteln als seine Ursachen aufzufinden, wollte man
                              vor Allem den Einfluß der Verkohlungsart auf die Selbstentzuͤndung der
                              Faulbaumholzkohle ausmitteln. Da man nun zwei Zerreibungstonnen hatte, so konnte man
                              auf Einmal nur zwei verschiedene Kohlenarten in Arbeit nehmen. Die eine dieser
                              Kohlen war in verschlossenen Gefaͤßen stark
                              destillirt worden und war schwarz; 100 Kilogr. sehr troknes Holz hatten davon nur 25
                              Kilogr. gegeben. Die andere Kohle war in offenen
                              gußeisernen Kesseln bereitet worden. Alle uͤbrigen Umstaͤnde wurden
                              gewissenhaft gleich beibehalten. So wie bei der zuvor beschriebenen Operation wurde
                              das Zerreiben vermittelst bronzener Kugeln, welche 2 1/2 Mal so viel als die Kohle
                              wogen, in Tonnen, welche in jeder Minute 30 Umdrehungen machten, vorgenommen; es
                              dauerte drei Stunden nach einander. Die Kohle wurde dieser Zermalmung erst acht und
                              vierzig Stunden nach ihrer Bereitung unterzogen. Da man nur 13 bis 14 Kilogr. Kohle
                              auf Einmal in jeder Tonne pulvern konnte und man davon wenigstens 40 Kilogr. noͤthig
                              hatte, um die Selbstentzuͤndung zu veranlassen, so war man genoͤthigt
                              drei Mal das Reiben fuͤr jede Kohlenart vorzunehmen. Die Producte wurden in
                              dem Maße als man sie erhielt, abgesondert in Faͤsser von 1,6 Hektoliter
                              Hohlraum gebracht, welche neben einander standen und mit einem Tuche bedekt wurden.
                              waͤhrend des Reibens stieg die Temperatur in den beiden Tonnen gleich hoch
                              uͤber diejenige der Werkstaͤtte; diese Temperaturerhoͤhung
                              betrug 15° C. fuͤr die erste Kohlenbeschikung, 20 fuͤr die
                              zweite und 24 fuͤr die dritte.
                           Nachdem jedes der beiden Faͤsser mit 42 Kilogr. Kohle beschikt war, wurden sie
                              mit einem hoͤlzernen Dekel verschlossen, in welchen zwei Loͤcher
                              gebohrt waren, eines in der Mitte, das andere gegen den Stand, so daß man
                              Thermometer in die Kohle steken und ihre Temperatur bestimmen konnte. Seil der
                              Beendigung der Verkohlung bis zu dem Augenblike wo die Kohle in die Faͤsser
                              gebracht wurde, waren ungefaͤhr 60 Stunden verflossen. Die Temperatur der
                              Kohle wurde haͤufig beobachtet; sie erreichte das Maximum nach 16 bis 18
                              Stunden im Mittelpunkte der Faͤsser; naͤmlich: bei der destillirten
                              Kohle mit 41 Grad uͤber der Temperatur der Werkstaͤtte, welche 12 Grad
                              betrug, und bei der anderen Kohle mit 28 Grad; es fand jedoch keine
                              Entzuͤndung Statt, wahrscheinlich weil die Faͤsser zz gut verschlossen
                              worden waren, wodurch die Luft keinen freien Zutritt hatte. In der That erfolgte
                              auch die Entzuͤndung der destillirten Kohle bei einer neuen der ersteren
                              vollkommen aͤhnlichen Operation, wobei bloß der Unterschied Statt fand, daß
                              die Luft in den Faͤssern sich leichter erneuerte. Folgendes war der Gang des
                              Erhizens in jedem Fasse. Die Temperatur der Werkstaͤtte war 11 Grad und die
                              Feuchtigkeit 96 Grad an Saussures Hygrometer.
                           
                              
                                             Zeit.
                                    Temperat.der stark
                                    destillirt.      
                                    Kohle.
                                    Temperat.   der in offenenKesseln
                                    bereiteten
                                            Kohle.
                                 
                              
                                 31. Maͤrz, um 7 Uhr Abends, 2
                                    Stunden      nach der
                                    Zerreibung
                                    40 Grad.
                                      30 Grad.
                                 
                              
                                 1. April, um 6 Uhr Morgens 
                                    70   –
                                      40  
                                    –
                                 
                              
                                     
                                    Mittags
                                    75   –
                                      47  
                                    –
                                 
                              
                                      um 4 1/4
                                    Uhr
                                 Entzuͤndung.
                                      47  
                                    –
                                 
                              
                           Die destillirte Kohle erhizte sich Anfangs sehr langsam, aber sehr rasch von Mittag
                              bis zum Augenblik der Entzuͤndung. Gegen 4 Uhr bemerkte man einen Rauch,
                              welcher sich aus der Mitte des Fasses, besonders aber aus der vom Thermometer,
                              welches man Mittags herausgenommen hatte, freigelassenen Eintiefung erhob. Er nahm
                              an Intensitaͤt bis zum Augenblike der Entzuͤndung zu, die sich in der
                              Eintiefung, 5 Centimeter
                              unter der Oberflaͤche der Kohle zeigte; von da pflanzte sich die
                              Entzuͤndung mit Lebhaftigkeit bis zu einer Tiefe von 10 Centimeter fort, wo
                              die Temperatur 43 Grad war. Als man das Faß neigte, fiel eine Kohlenschichte von 15
                              bis 20 Centimeter Dike heraus, aus welcher sich lange Feuerstrahlen ausschleuderten
                              und die uͤbrige Kohle zeigte kein Gluͤhen mehr. Nachdem man sie
                              umgeruͤhrt hatte, konnte man darin die Hand halten; um sechs Uhr aber war die
                              Temperatur schon sehr hoch und des anderen Tages um acht Uhr Morgens fand man die
                              Kohle entzuͤndet, obgleich die Nacht sehr kalt gewesen war.
                           Die in Kesseln bereitete Kohle entzuͤndete sich nicht.
                           Waͤhrend des Reibens der Kohle veraͤnderte sich die Luft in den Tonnen
                              nicht; sie schlug das Kalkwasser nicht nieder und enthielt folglich keine
                              Kohlensaͤure. 100 Theile Luft, in welchen man drei Tage lang eine
                              Phosphorstange gelassen hatte, ließen im Mittel 81,3 Theile zuruͤk, ein
                              Resultat, das wenig von demjenigen verschieden ist, welches man mit
                              atmosphaͤrischer Luft erhaͤlt.
                           Von jeder der gepulverten Kohlen wurden 25 Grammen aus dem Fasse genommen und in
                              einer Schale unter eine mit atmosphaͤrischer Luft gefuͤllte und mit
                              Wasser abgesperrte Gloke gebracht. Im Verlauf dreier Tage hatte die destillirte
                              Kohle das Volum der Luft um 146 Kubikcentimeter vermindert und um 1,5 Grammen an
                              Gewicht zugenommen; die in Kesseln bereitete Kohle hatte 125 Kubikcentimeter Luft
                              verschlukt und um 1,3 Grammen zugenommen. Die Temperatur der Luft betrug am Ende des
                              Versuchs 7 Grad.
                           Nachdem man sich hiedurch uͤberzeugt hatte, daß die Verkohlungsart einen
                              großen Einfluß auf die Selbstentzuͤndung der Kohle hat, stellte man Versuche
                              mit schwarzer destillirter Kohle und mit rother destillirter Kohle an, indem man bei
                              der Zubereitung dieselben Umstaͤnde wie in den vorhergehenden Versuchen
                              beibehielt. Die beiden Faͤsser, welche die Kohle enthielten, blieben offen;
                              die Entzuͤndung zeigte sich in jedem derselben fast zu gleicher Zeit,
                              beilaͤufig sechs und zwanzig Stunden nach dem Zerreiben (vor der
                              Entzuͤndung zeigte das Thermometer 120°). Das Feuer erschien zuerst,
                              wie im vorhergehenden Versuche, in dem durch das Thermometer gemachten Loch.
                           Bei einem neuen Versuche mit aͤhnlichen und vollkommen zubereiteten Kohlen
                              erfolgte keine Entzuͤndung; die Temperatur der Kohlen stieg nicht
                              uͤber 50 Grad, es waren aber vier und zwanzig Stunden mehr zwischen der
                              Bereitung und dem Zerreiben der Haͤlfte der Kohlen vergangen: auch
                              absorbirten sie unter den mit Luft gefuͤllten Gloken viel weniger Luft als
                              gewoͤhnlich. 
                           
                           Die Masse der Kohlen hat auch einen sehr großen Einfluß auf ihre Entzuͤndung.
                              Die in Kesseln bereitete Kohle, welche sich unter einem Gewicht von 42 Kil. nur bis
                              auf 47 Grade erhizt hatte, entzuͤndete sich in doppelter Masse zwei und
                              zwanzig Stunden nach dem Pulvern. Anderthalb Stunden vor der Entzuͤndung war
                              das Thermometer bis auf 170 Grad gestiegen; als man die Temperatur der Kohle durch
                              ein Seitenloch, 15 Centimeter uͤber dem Boden des Fasses bestimmte, ergab sie
                              sich zu 37 Grad, war also ziemlich dieselbe wie beim Hierausnehmen aus den
                              Zerreibungstonnen; die Temperatur, welche man durch ein Loch in der Haͤlfte
                              der Hoͤhe der Tonne beobachtete, war 55 Grad. Die Gewichtszunahme der 84 Kil.
                              Kohle von dem Augenblike wo sie in das Faß gebracht wurden, bis zur
                              Entzuͤndung, betrug nur 280 Grammen; es ist aber zu bemerken, daß nur eine
                              geringe Menge Kohle in der Mitte der oberen Schichte der Entzuͤndung theilte.
                              Als eine Schale mit Kalkwasser nahe an die Waͤnde des Fasses auf die Kohle
                              gestellt wurde, zeigte sie vor der Entzuͤndung keine Bildung von
                              Kohlensaͤure an.
                           Da die Absorption von Luft durch die Kohle die wahre Ursache des Erhizens der Kohle
                              und in Folge davon ihrer Selbstentzuͤndung zu seyn scheint, so wollte man
                              diese Thatsache außer Zweifel sezen. Zu diesem Ende nahm man zwei gleiche
                              Quantitaͤten stark destillirter Kohle, jede von 45 Kil., die eine wurde in
                              ein Faß ohne Dekel gebracht, und die andere in ein Faß, das mit zwei
                              Doppeltuͤchern verschlossen war, welche mit einem hoͤlzernen mit
                              Gewicht belasteten Dekel eingedruͤkt wurden. Die offene Kohle
                              entzuͤndete sich in achtzehn Stunden, waͤhrend die Temperatur der
                              anderen nicht um mehr als 8 Grad diejenige uͤbertraf, welche sie in dem
                              Augenblik hatte, wo man sie in das Faß brachte; 25 Grammen Kohle, welche aus den
                              Zerreibungstonnen am Ende einer Operation genommen wurden, absorbirten 129
                              Kubikcentimeter Luft in neun Tagen und nahmen um 1,50 Grammen zu. 7/8 dieser
                              Gewichtszunahme ruͤhren von Wasser her; denn 129 Centimeter Luft wiegen nur
                              ungefaͤhr 2 Decigrammen. Die Luft, welche in der Gloke, unter welche man die
                              Kohle gestellt hatte, zuruͤkgeblieben war, hatte keine Veraͤnderung
                              erlitten.
                           Da man schon bemerkt hatte, daß die Kohle sich nicht entzuͤndet, wenn man zu
                              viel Zeit zwischen der Verkohlung und dem Pulvern verstreichen laͤßt, so
                              bereitete man 91 Kil. stark destillirte Kohle, ließ sie, ehe man sie zerrieb,
                              fuͤnf bis sechs Tage lang in Faͤssern liegen und theilte sie sogleich
                              nach dem Zerreiben in drei Theile von 45,31 und 15 Kilogr. ab, welche man in
                              angemessene Faͤsser brachte. Keine dieser Kohlen entzuͤndete sich; die
                              Temperatur der groͤßten Masse stieg bloß auf 55 Grad und die der beiden
                              uͤbrigen nur auf ungefaͤhr 40 (die anfaͤngliche Temperatur der Kohle war 33
                              Grad). Eine Masse von 30 Kil. destillirter Kohle, welche ungefaͤhr 24 Stunden
                              nach der Verkohlung zerrieben wurde, entzuͤndete sich nach zwoͤlf
                              Stunden in einem großen Fasse, in welches man sie gebracht hatte, weil man bei einer
                              so geringen Menge keine Entzuͤndung befuͤrchten zu duͤrfen
                              glaubte.
                           Nach diesen Resultaten schien es interessant sich noch mehr zu versichern, daß Kohlen
                              sich um so schneller entzuͤnden, je frischer sie sind und zu sehen, welches
                              die geringste Quantitaͤt Kohle ist, die erfordert wird um die
                              Entzuͤndung zu veranlassen.
                           90 Kil. Kohle, welche vier und zwanzig bis dreißig Stunden nach der Destillation
                              zerrieben wurden, theilte man in drei Massen von 45, 30 und 15 Kilogrammen ab. Die
                              Entzuͤndung zeigte sich bei der ersteren neun Stunden und bei der zweiten
                              zehn und eine halbe Stunde nach dem Zerreiben; die dritte entzuͤndete sich
                              nicht; ihre Temperatur stieg bloß auf 52 Grad. Es ist folglich eine Masse von mehr
                              als 15 Kil. Kohle noͤthig, damit sie sich von selbst entzuͤnde.
                           Bei einem anderen Versuche, wobei 60 Kil. destillirte Kohle fuͤnfzehn Stunden
                              nach der Destillation in ein Faß gebracht wurden, fand die Entzuͤndung nach
                              zehn Stunden Statt. In einer Tiefe von 15 bis 16 Centimeter unter der
                              Oberflaͤche der Kohle zeigte sich die Temperatur am hoͤchsten.
                           Die nicht gepulverte Kohle nimmt noch lange Zeit nach ihrer Bereitung an der Luft an
                              Gewicht zu. Ein Kilogr. destillirte Kohle, welches vier und zwanzig Stunden nach
                              seiner Bereitung in ein Scheffel gebracht wurde, nahm in acht Tagen um 67 Grammen
                              zu, eine in Kesseln bereitete Kohle aber nur um 45 Grammen. Als diese Kohlen von
                              eilf bis vier Uhr, gegen den Wind geschuͤzt, der Sonne ausgesezt wurden,
                              nahmen sie an Gewicht ab: erstere um 33 Grammen, leztere um 25. Fuͤnf oder
                              sechs Tage nach der Verkohlung zerrieben, entzuͤndeten sie sich nicht, selbst
                              nicht in großer Masse: es ist zu bemerken, daß wenn die Kohlen vor dem Pulvern so
                              viel absorbirt haben als sie koͤnnen, lezteres sie in Stand sezt noch mehr
                              als ihr gleiches Volum atmosphaͤrische Luft zu absorbiren.
                           Schwefel, der Kohle zugesezt, vermindert sehr ihre absorbirende Kraft. Destillirte
                              Kohle, welche zehn Stunden nach ihrer Bereitung mit Schwefelpulver im
                              Verhaͤltniß von 12,5 Kil. auf 10 Kil. zerrieben wurde, entzuͤndete
                              sich nicht, obgleich sie eine Masse von 66 Kil. bildete. Die Temperatur des Gemenges
                              erhoͤhte sich nur um 34 Grad uͤber die der Werkstaͤtte und die
                              Gewichtszunahme betrug nur 200 Grammen. Die Masse ist nicht so fluͤssig wie
                              die Kohle allein und nimmt bei gleichem Gewichte ein groͤßeres Volum ein. 
                           
                           Salpeter, mit Kohle gemengt, hat dieselbe Wirkung wie Schwefel. Ein mit 78 Kil.
                              Salpeter und 25 Kil. frisch destillirter Kohle gefuͤlltes Faß, weit entfernt
                              sich von selbst zu entzuͤnden, erhizte sich nur um 23° uͤber
                              die Temperatur der Werkstaͤtte. Wenn man daher in den Pulverfabriken Kohle
                              mit Schwefel und besonders mit Salpeter zerreibt, so hat man keine
                              Selbstentzuͤndung zu befuͤrchten.
                           Bei obigen Versuchen wurde immer der Barometer-, Hygrometer- und
                              Thermometerstand beruͤksichtigt, aber man glaubte in diesem Auszuge die
                              gemachten Beobachtungen uͤbergehen zu koͤnnen, weil die
                              meteorologischen Veraͤnderungen keinen merkliches Einfluß auf die
                              Selbstentzuͤndung der Kohle zu haben schienen.
                           
                        
                           Resultate.
                           Wenn man Kohle in Tonnen mit Kugeln aus Bronze zerreibt, so wird sie außerordentlich
                              fein zertheilt; sie gleicht sodann einer schmierigen Fluͤssigkeit, und nimmt
                              einen drei Mal kleineren Raum ein als in Stangen von 15 bis 16 Centimeter
                              Laͤnge.
                           In diesem Zustande von Zertheilung absorbirt sie die Luft viel schneller als in
                              Stangen; die Absorption ist jedoch noch sehr langsam und erfordert mehrere Tage zu
                              ihrer Beendigung; sie ist mit Waͤrmeentwikelung begleitet, die man
                              fuͤr die wahre Ursache der Selbstentzuͤndung der Kohle anzusehen hat,
                              und welche auf 170 bis 180 Grad steigt.
                           Die Entzuͤndung faͤngt gegen den Mittelpunkt der Masse an, 12 oder 15
                              Centimeter unter der Oberflaͤche; die Temperatur ist immer hoher an diesem
                              Orte als an irgend einem anderen.
                           Es muß folglich gegen die Seiten der Masse ein niedersteigender Luftstrom Statt
                              finden, welcher sich gegen den Mittelpunkt einbiegt und vertical wird, ohne gegen
                              die unteren Theile der Masse, wo die Temperatur sich sehr wenig erhoͤht,
                              durchzudringen. Aus dieser Ursache stellt sich die Erscheinung nur bei einem Theile
                              der Kohle ein; der Rest dient als isolirender Koͤrper und erhaͤlt die
                              Waͤrme im Mittelpunkt.
                           Die Veraͤnderungen des Barometers, Thermometers und Hygrometers schienen
                              keinen merklichen Einfluß auf die Selbstentzuͤndung der Kohle zu haben: wenn
                              sie wirklich einen haͤtten, so waͤren die Versuche nicht genug
                              vervielfaͤltigt worden, um ihn gewahr zu werden.
                           Die schwarze, stark destillirte Kohle erhizt und entzuͤndet sich leichter als
                              die rothe oder wenig destillirte und die in Kesseln bereitete Kohle.
                           Die schwarze destillirte Kohle, welche unter diesen dreien am entzuͤndbarsten
                              ist, muß wenigstens in einer Masse von 30 Kil. seyn, wenn die Entzuͤndung von
                              selbst Statt finden soll; bei weniger entzuͤndlichen Kohlen findet die
                              Entzuͤndung nur mit betraͤchtlicheren Massen Statt.
                           Im Allgemeinen ist die Entzuͤndung um so sicherer und schneller, je weniger
                              Zeit zwischen der Verkohlung und der Zerreibung vergeht.
                           Zur Selbstentzuͤndung der Kohle ist nicht nur Luft unumgaͤnglich
                              noͤthig, sondern sie muß auch freien Zutritt zu ihrer Oberflaͤche
                              haben.
                           Die Gewichtszunahme der Kohle bis zum Augenblike ihrer Entzuͤndung
                              ruͤhrt nicht bloß von der Aufnahme von Luft, sondern zum Theil auch von der
                              Absorption von Wasser her.
                           Waͤhrend des Zerreibens erleidet die Luft keine Veraͤnderung von Seiten
                              der Kohle und es findet, auch deren keine bis zum Augenblike der Entzuͤndung
                              Statt.
                           Schwefel und Salpeter benehmen der Kohle, wenn man sie ihr zusezt, die Eigenschaft
                              sich von selbst zu entzuͤnden; indessen findet noch Absorption von Luft und
                              Erhizung Statt, und man muß, wenn man vorsichtig seyn will, diese Gemenge nicht in
                              zu großen Massen nach der Zerreibung beisammen lassen, damit sich die Temperatur
                              nicht zu sehr erhoͤht.
                           (Mémorial de l'artillerie, N.
                              3. S. 581.)