| Titel: | Eine neue Maschine zum Abscheren der Graspläze vor Häusern und Pallästen (cropping or shearing of Lawns, Grass-Plots and Pleasure Grounds), auf welche Edwin Budding, Mechaniker zu Thrupp, Pfarre-Stroud, Gloucestershire, sich am 25. Octbr. 1830 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LIII., S. 147 | 
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                        LIII.
                        Eine neue Maschine zum Abscheren der
                           Grasplaͤze vor Haͤusern und Pallaͤsten (cropping or shearing of Lawns, Grass-Plots and Pleasure Grounds), auf
                           welche Edwin Budding,
                           Mechaniker zu Thrupp, Pfarre-Stroud, Gloucestershire, sich am 25. Octbr. 1830 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Budding, Maschine zum Abscheren des Grases.
                        
                     
                        
                           (Ehe wir unseren Lesern die Patent-Erklaͤrung des Hrn. Budding mittheilen koͤnnen, muͤssen wir
                              fuͤr diejenigen unter denselben, die nicht in England gewesen sind, und die
                              sich folglich keinen Begriff von den niedlichen eleganten Hausgaͤrtchen vor
                              den Haͤusern der Buͤrger machen koͤnnen, so wie auch nicht von
                              den prachtvollen eleganten Grasplaͤzen vor den Pallaͤsten und in der
                              Mitte der Staͤdte auf den großen Plaͤzen (die gewoͤhnlich einen
                              Garten bilden), vorlaͤufig bemerken, daß der Englaͤnder, obgleich zehn
                              Mal mehr Jude, als der Israëlite, dem er das Buͤrgerrecht versagt, den
                              Fluch des Israëliten: „es soll Dir Gras vor der Thuͤre
                                 wachsen“ nicht achtet und nicht fuͤrchtet. Der
                              Englaͤnder kann nicht leben ohne Gras vor seiner Thuͤre, und wenn er
                              auch nur drei Quadratfuß Raum vor seiner Thuͤre findet, so muß dieses
                              Plaͤzchen mit Gras bepflanzt und laͤngstens alle 14 Tage eben so
                              schoͤn und fein und glatt geschoren werden, als er taͤglich wenigstens
                              ein Mal seinen eigenen Bart schiert. Die Grasplaͤze vor den englischen
                              Haͤusern und Pallaͤsten sind bewundernswerth schoͤn und rein
                              gehalten, und unseres Wissens wußte in Deutschland den Werth der Lawns, Grass-Plots und Pleasure-Grounds und Bowling-Greens Niemand mehr zu schaͤzen, als die lezt selige
                              Koͤniginn zu Wuͤrtemberg, die freilich selbst eine englische
                              Prinzessinn war. Da dieses Scheren der Rasenplaͤze unendlich viele Muͤhe kostet und
                              Geschiklichkeit fordert, so wird eine Maschine zu diesem Zweke, wenn sie leicht und
                              sicher arbeitet, dauerhaft und wohlfeil ist, in England ihr Gluͤk machen
                              muͤssen. Wir glaubten wirklich, als wir vor einigen Jahren zum ersten Male
                              die Lawns in England so schoͤn geschoren sahen, sie wuͤrden mittelst
                              Maschinen gepuzt; wir erkundigten uns um die Maschinen, hoͤrten aber, daß
                              bloß frei aus der Hand geschoren wird.)
                           
                              „Meine Erfindung „sagt der
                                    Patent-Traͤger“ ist hier beschrieben und
                                 abgebildet.
                              
                           Fig. 24.
                              zeigt sie von der linken Seite im Aufrisse, Fig. 25. im Grundrisse:
                              der Maßstab ist ein Viertel natuͤrlicher Groͤße.Doch nicht in der Zeichnung des Repertory? A. d.
                                    Ue. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde. AA ist das Gestell aus Gußeisen. B und C sind zwei Stangen
                              aus geschlagenem Eisen mit Schrauben an ihren Enden, um die
                              gegenuͤberstehenden Seiten des Gestelles mit einander zu verbinden. D ist ein hohler Cylinder oder eine Trommel aus
                              Gußeisen, an der horizontalen Achse E, die ihre Lager an
                              der unteren Kante des Gestelles AA hat. F ist ein Zahnrad, welches an derselben Achse E befestigt ist, und den Triebstok G in Umtrieb sezt, wenn man die Trommel auf dem Boden
                              rollen laͤßt. H ist eine horizontale Achse aus
                              geschlagenem Eisen, die durch den Triebstok G gedreht
                              wird, wenn die Maschine in Thaͤtigkeit ist. I ist
                              ein Zahnrad, an einem Ende der Achse H; es treibt den
                              Triebstok K, welcher an einem Ende der horizontalen
                              Achse L befestigt ist. Drei Ringe aus Messing, welche
                              auf der Achse L befestigt sind, fuͤhren die
                              spiralfoͤrmigen sich drehenden Messer, N, welche
                              aus duͤnnen temperiren Stahlplatten verfertigt und entweder mittelst
                              Schrauben daran befestigt, oder in Furchen in M
                              eingelassen sind. Die Zahl dieser spiralfoͤrmigen Messer kann von 4 bis 8 und
                              mehr betragen. O ist eine rechtekige Stahlplatte, die
                              temperirt ist, und ihre Vorderkante gegen N gerichtet
                              haben: diese ist etwas abgedacht, so wie ein stumpfer Meißel. Diese Stahlplatte O ist mittelst Schrauben gegen die untere Seite der
                              horizontalen Gußeisenstange P befestigt, und diese
                              Stange ist selbst an ihren Enden unten an den Seiten des Gestelles AA fest gemacht. Q ist
                              ein horizontaler massiver Cylinder aus Gußeisen, dessen Lager K gegen die inneren Seiten des Gestelles AA mittelst der Schrauben I angeschraubt sind,
                              welche durch Stelldurchschlaͤge in K laufen,
                              damit die Klingen NO nach Belieben uͤber
                              dem Grunde in die Hoͤhe gestellt werden koͤnnen: die ganze Maschine
                              liegt auf den Cylindern DQ, sowohl wenn sie
                              arbeitet, als wenn sie in Ruhe ist. R ist ein
                              hoͤlzerner Griff fuͤr die rechte, und S
                              ein aͤhnlicher fuͤr die linke Hand des Arbeiters. aa sind Lager fuͤr die Achse L, die mittelst der Schrauben b außen auf AA aufgeschraubt sind. Die Schrauben laufen wieder
                              durch Stelldurchschlaͤge, um die Kanten von N
                              nach O stellen zu koͤnnen. Senkrechte Schrauben,
                              dd, laufen durch hervorragende Theile von AA, und druͤken gegen die oberen und
                              unteren Kanten von aa, um aa festzustellen, wann es gehoͤrig gestellt
                              ist. C ist eine horizontale Stange an der Vorderseite,
                              welche die gegenuͤberstehenden Stuͤke aa verbindet. Das Sperrrad e ist auf dem
                              Triebstoke G befestigt; die schiebbare Eichel oder
                              Buͤchse f, die mittelst einer Feder auf der
                              Achse, H, befestigt ist, und sich daher
                              bestaͤndig mit derselben dreht, haͤlt einen Sperrkegel, der in die
                              Zaͤhne des Sperrrades e eingreift, so oft f durch den Hebel g
                              daruͤber weggestoßen wird. Der Mittelpunkt der Bewegung dieses Hebels ist bei
                              h an der Stange B. Ein
                              Einschnitt in der Stange C bei i dient zur Sperrung des Endes des gekruͤmmten Hebels, g, wo dann f, indem es auf
                              o wirkt, G zwingt HI zu treiben. Die Lager von H sind nn: sie sind
                              außen gegen AA angeschraubt, und die Schrauben
                              laufen in nn durch Stelldurchschlaͤge, um
                              eine Stellung von I bis K zu
                              gestatten, nachdem die Stuͤke aa gestellt
                              sind. Wenn f von e wegbewegt
                              wird, so drehen e und G sich
                              loker um H, und die Maschine kann auf DQ fortgerollt werden, ohne daß sie den Messern
                              eine Bewegung um die Achse L mittheilt.
                           
                        
                           Art und Weise, wie die Maschine wirkt.
                           Nachdem die verschiedenen Theile auf obige Weise zusammengestellt und das obere Ende
                              des Hebels g in den Einschnitt i eingelegt wurde, faßt der Arbeiter die Griffe, R und S, und die Trommel D rollt, so wie er die Maschine vorwaͤrts
                              schiebt, auf dem Boden fort, wie das Rad in einer Scheibtruhe; zugleich wird auch
                              F umgedreht, welches G
                              und I treibt, und dieses Rad I treibt KLM, wodurch die sich drehenden
                              Messer N in schnelle Thaͤtigkeit gesezt werden,
                              so daß ihre aͤußeren glatten Schneiden gegen die Schneide des feststehenden
                              Messers O wirken: auf diese Weise wird nun das kurze
                              Gras auf dem Grasplaze abgeschnitten oder vielmehr abgeschoren. Zu gleicher Zeit
                              rollt aber auch der Cylinder Q auf dem Grasplaze, um die
                              Hoͤhe von O zu reguliren, und folglich die
                              Laͤnge oder vielmehr die Kuͤrze des Grases, in welcher dasselbe
                              geschnitten werden soll, zu bestimmen. Um die Walze Q
                              hinlaͤnglich frei von allen anhaͤngenden Koͤrpern zu halten,
                              ist die horizontale Stange, m, vorgerichtet, welche die
                              beiden gegenuͤberstehenden Stuͤke, kk, verbindet. Sie dient als Achse fuͤr einen duͤnnen
                              eisernen Schaber, der so gekruͤmmt ist, daß er einen Theil eines Cylinders
                              oder eines Bogens bildet, dessen untere Kante auf der Oberflaͤche von Q ruht. Die Geschwindigkeit, mit welcher die Maschine
                              waͤhrend der Arbeit vorwaͤrts geschoben wird, ist nicht von besonderem Belange, indem
                              die Zahl der Schnitte immer in demselben Verhaͤltnisse mit dem Raume ist,
                              uͤber welchen die Trommel hinrollt. Die Theile, welche sich hier in
                              kreisfoͤrmiger Bewegung drehen, koͤnnen auch durch Laufbaͤnder
                              oder Laufschnuͤre in Umlauf gesezt werden, statt durch Zaͤhne. Es ist
                              besser, die Maschine anzuwenden, wann das Gras troken ist. Wenn das Gras schon etwas
                              lang geworden ist, so ist es besser, man schiert es auf zwei Mal, d.h., man
                              laͤßt ON durch Stellung von kk nieder, ehe man die zweite Schur (the kerf) beginnt. Gras, das im Schatten waͤchst,
                              und das zu schwach ist, um einer Sichel entgegenstehen zu koͤnnen, kann mit
                              meiner Maschine so kurz als moͤglich geschoren werden, ohne daß das Auge
                              jemals von jenen halbkreisfoͤrmigen Narben, Ungleichheiten und kahlen Stellen
                              beleidigt wuͤrde, die selbst der beste Maͤher immer noch uͤbrig
                              laͤßt, wenn er mit der Sichel maͤht, und die mehrere Tage lang
                              sichtbar sind. Guͤterbesizer, die auf dem Lande wohnen, werden, wenn sie sich
                              meiner Maschine bedienen, eine unterhaltende, nuͤzliche und die Gesundheit
                              staͤrkende koͤrperliche Uebung an derselben finden. Ich nehme nicht
                              die einzelnen Theile dieser Maschine als mein Patent-Recht in Anspruch,
                              sondern die Verbindung und Anwendung derselben.
                           
                        
                           Bemerkungen des Patent-Traͤgers.
                           Der Patent-Traͤger ist uͤberzeugt, daß ein haͤufiger und
                              gehoͤriger Gebrauch dieser Maschine in Verbindung mit der uͤbrigen
                              noͤthigen Sorgfalt fuͤr die Grasplaͤze, wie das Trokenlegen,
                              Nivelliren, Walzen etc., diese Grasplaͤze zu allen Zweken, auch als Cricket-Grounds (Spielplaͤze) sehr
                              verbessern und denselben eine schoͤne, reiche, gleichfoͤrmige und
                              angenehme Oberflaͤche geben wird. Außer dem Patent-Traͤger
                              versieht auch Hr. J. Ferrabee, an der Thrupp mill and foundery, das Publicum mit diesen
                              Maschinen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
