| Titel: | Ueber die verschiedenen Arten von Eisenbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LVII., S. 163 | 
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                        LVII.
                        Ueber die verschiedenen Arten von
                           Eisenbahnen.
                        Aus dem Register of Arts. November 1830, S.
                              185.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Ueber die verschiedenen Arten von Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           
                              „Da man in diesem metallnen ZeitalterSo mag's auf der Insel seyn; auf dem festen Lande ist es das papierne. A. d. Ue. beinahe auf nichts, als auf Eisen und Dampf, bei uns zu denken scheint,
                                 um sie zu Eisenbahnen zu verwenden, so wollen wir hier eilte gedraͤngte
                                 Darstellung der verschiedenen Arten von Eisenbahnen aus Tredgold, Palmer, Wood und Brewster unseren
                                 Lesern mittheilen.“
                              
                           (Wenn diese gedraͤngte Darstellung (Summary)
                              fuͤr das englische Publikum nothwendig und nuͤzlich befunden wurde, so
                              mag sie es wohl auch fuͤr das deutsche seyn, das, mit Ausnahme Oesterreichs,
                              noch in keinem seiner Staaten eine Eisenbahn besizt.)
                           
                              „Es gibt drei verschiedene Arten von Eisenbahnen (rail-roads), naͤmlich die Kanteneisenbahn, die Trameisenbahn und die
                                 haͤngende Eisenbahn, und jede derselben
                                 hat einige Abarten. Die aͤltesten und am Allgemeinsten im Lande
                                 verbreiteten Eisenbahnen bestanden aus Schienen aus Holz oder Eisen. Die Wagen
                                 wurden auf denselben durch Vorspruͤnge an den Umfangen der Raͤder
                                 geleitet, und solche Bahnen nannte man dann Kanteneisenbahnen (edge-rails), um
                                 sie von den spaͤter in Gebrauch gekommenen Trameisenbahnen (Tram-plates) zu
                                 unterscheiden.
                              
                           
                        
                           Kanteneisenbahnen. (Edge
                                 Rail-Ways.)
                           Die erste Kanteneisenbahn wurde aus Holz in der Naͤhe von Newcastle angelegt,
                              um Steinkohlen auf derselben an das Ufer des Tyne zu foͤrdern. Diese
                              hoͤlzerne Eisenbahn wurde hierauf an jenen Stellen, wo sie am meisten
                              mitgenommen wurde, mit Platten aus geschlagenem Eisen bedekt. Man ging
                              spaͤter zu Gußeisen uͤber, das auch in anderen Gegenden des
                              Koͤnigreiches gebraucht wurde, und gegenwaͤrtig wird allgemein
                              geschlagenes Eisen statt des Gußeisens angewendet.
                           
                           In Fig. 19,
                              20 und
                              21. ist
                              eine Kanteneisenbahn aus Gußeisen von der Seite, im Grundrisse und im queren
                              Durchschnitte dargestellt, nach den besten Mustern der Eisenbahnen um Tyne und am
                              Wear. Die Wagen laufen auf der zugerundeten Kante der Schiene, welche glatt und so
                              eben als moͤglich gelegt ist. Die Laͤnge einer solchen Schiene (rail) ist gewoͤhnlich 3 Fuß, in der Mitte ist sie
                              4 1/2 Zoll tief, und oben 2 Zoll breit. Die Enden der Schienen ruhen auf einem
                              Stuͤke Gußeisen, das man den Stuhl (chair) nennt, Fig. 22., und diese
                              Stuͤhle sind an Steinbloͤken befestigt, welche man Schlaͤfer (Sleepers)
                              heißt, indem sie immerfort eingebettet liegen: diese Schlaͤfer haben eine
                              breite Grundlage und wiegen jeder ungefaͤhr 2 Ztr. Sie sind fest in der Erde
                              eingebettet, und werden nach der Ebene des Weges gelegt, ehe die Stuͤhle
                              unter einander verbunden werden. Die Guͤte der Bahn haͤngt sehr viel
                              von der gehoͤrigen und genauen (sound and firm)
                              Befestigung der Schlaͤfer ab.
                           In Fig. 19.,
                              der Seitenansicht, sieht man die Schiene C an ihren
                              Enden AB gestuͤzt durch die Stuͤhle
                              aus Gußeisen EE, welche auf den steinernen
                              Schlaͤfern, DD, ruhen.
                           In Fig. 20.,
                              dem Grundrisse, sieht man die Dekgefuͤge, wo die Enden der Schienen in den
                              eisernen Stuͤhlen, EE, zusammenstoßen. Fig. 21.
                              stellt den Querdurchschnitt der Mitte der Schiene, wie bei C in Fig.
                                 19., dar, wo die Mitte der Laͤnge ist. Fig. 22. ist ein
                              Querdurchschnitt von B, durch den vereinigten Stuhl und
                              durch den stuͤzenden Blok.
                           Schienen bloß aus geschlagenem Eisen wurden zuerst von Hrn. Gg. Grieve bei den Kohlengruben des Sir John Hope
                              in der Nachbarschaft von Edinburgh angewendet: sie bestanden aus rechtwinkeligen
                              Stangen, welche offenbar eine zu kleine Oberflaͤche fuͤr die
                              Raͤder zum Laufe auf denselben darbieten, oder sonst mehr Materialien
                              fordern, als mit Wirthschaftlichkeit vereinbar ist. Um diese Nachtheile zu
                              beseitigen, ließ Hr. Joh. Birkinshaw an den Eisenwerken
                              zu Bedlington bei Durham sich
                              ein Patent auf eine verbesserte Form zu Schienen fuͤr Eisenbahnen ertheilen.
                              Diese verbesserten Schienen bilden ein dreiseitiges Prisma, oder irgend eine damit
                              verwandte und brauchbare Form. Fig. 23. zeigt einen
                              Durchschnitt dieser Form des Hrn. Birkinshaw: er will,
                              daß die Schienen 18 Fuß lang seyn sollen. Fig. 24. stellt eine
                              andere Form dar, die offenbar besser ist. Sein Vorschlag, die Gefuͤge
                              zusammenzuschweifen, wuͤrde mehr geschadet als genuͤzt haben, indem
                              das Eisen sich bei verschiedener Temperatur verschieden ausdehnt.
                           Der Hauptvortheil bei Schienen aus geschlagenem Eisen ist, daß man weniger
                              Gefuͤge braucht, und da es schwer ist, die Schienen an den Gefuͤgen vollkommen
                              eben zu legen, so verbreiteten sich die Schienen aus geschlagenem Eisen sehr bald
                              durch das Land.
                           Wo eine Eisenbahn ein bleibendes Werk werden soll, sind Kanteneisenbahnen den
                              uͤbrigen vorzuziehen. Sie sind zwar so gebaut, daß Wagen mit
                              gewoͤhnlichen Raͤdern auf denselben nicht fahren koͤnnen;
                              allein, wenn man Eisenbahnen so einrichten wollte, daß Wagen mit
                              gewoͤhnlichen Raͤdern darauf fahren koͤnnten, so wuͤrden
                              die Schienen bald so sehr dadurch leiden, daß man mehr Schaden als Vortheil dabei
                              haͤtte.
                           
                        
                           Trameisenbahnen. (Tram-Ways, Tram-Roads.)
                           Sie unterscheiden sich von den Kanteneisenbahnen dadurch, daß die Vorspruͤnge,
                              welche die Raͤder leiten, sich hier auf den Schienen, und nicht auf dem
                              Umfange der Raͤder befinden. Man hat hier den Vortheil, daß man mit Wagen
                              fahren kann, deren man sich auch auf gewoͤhnlichen Wegen bedient. Man nennt
                              sie Trameisenbahnen, weil man sich derselben Anfangs zum
                              Ziehen der Balken (Trame, Trams) bediente. Wo man nur
                              eine kurze Zeit uͤber eine solche Bahn noͤthig hat, dient sie ganz
                              vortrefflich, und in ihrer gewoͤhnlichen Form (wie sie in Fig. 26. abgebildet ist)
                              wird sie vorzuͤglich in Steinbruͤchen, Bergwerken, bei Anlage neuer
                              Straßen, im Canalbane, bei Auffuͤhrung großer Gebaͤude
                              angewendet.Wir bauen Festungen in einigen Laͤndern
                                    Deutschlands, spannen Menschen dabei wie Esel vor elende Karren, und geben
                                    ihnen nicht einmal eine Spanne Trambahn. A. d.
                                    Ue. In Hinsicht auf die Menge Eisens, die sich an den Trambahnen befindet, sind
                              sie wohl sehr schwach, und hier und da mußte man sie unten mit einer Rippe
                              verstaͤrken. Fig. 30. zeigt eine halbe Tramschiene dieser Art (Tram-Rail) im Perspective. A ist der
                              Leiter; B ist das Bett der Schiene, in welcher das Rad
                              laͤuft; C die Rippe an der unteren Seite zur
                              Verstaͤrkung.
                           
                        
                           Haͤngeeisenbahnen.
                           Die dritte Art von Eisenbahnen sind die Haͤngeeisenbahnen, und unter diesen ist jene, die Hr. H. R. Palmer erfand, wie wir glauben, die aͤlteste und
                              die beste. (Vergl. Register of Arts I. Bd. S. 96, 113.;
                              II. Bd. S. 72, 150.; III. Bd. S. 140.; Fischer's
                                 Eisenbahn, Bd. III. S. 268.; James's Eisenbahn,
                              IV. Bd. S. 6. – Das Polytechnische Journal hat vom
                              XXX. Bande an, wo Palmer's haͤngende Eisenbahn
                              beschrieben und abgebildet ist, beinahe in jedem Bande Notizen uͤber
                              haͤngende Eisenbahnen.
                           ––––––––
                           Da Trambahnen mit so vielem Vortheile als provisorische Eisenbahnen nur fuͤr
                              einige Zeit uͤber gebraucht werden, so ist die leichteste und bequemste Art ihrer
                              Errichtung ein Gegenstand von einiger Wichtigkeit. Die gewoͤhnliche Methode
                              ist, daß man sie mit großen Naͤgeln oder Klammer- und
                              Hakennaͤgeln auf hoͤlzerne Schlaͤfer, die der Quere nach
                              liegen, aufnagelt. Der gewoͤhnliche und vorzuͤgliche Nachtheil bei
                              dieser Methode ist das Ausziehen und Wiedereinschlagen der Naͤgel, wenn die
                              Lage der Bahn gewechselt werden muß.
                           Wenn die Trameisenbahn fuͤr immer bleiben soll, so
                              werden die Schienen gewoͤhnlich mittelst Klammer- oder
                              Hakennaͤgeln (Spikes) in hoͤlzernen Zapfen
                              befestigt, welche vorlaͤufig in steinerne Bloͤke eingelassen wurden,
                              die die Schienen tragen sollen. Man sieht dieß in Fig. 26., wo R der Durchschnitt der Tramschiene oder Platte mit einem
                              darauf laufenden Rade des Wagens; C der steinerne
                              Schlaͤfer, in welchen der hoͤlzerne Zapfen eingelassen ist, der den
                              Klammer- oder Hakennagel aufnimmt. A ist ein
                              Theil der beschuͤtteten Straße fuͤr das Pferd.
                           Hr. Le Caan hat einen Versuch gemacht, dieses Verfahren zu
                              verbessern, und hebt und legt seine Tramwege sehr leicht: er hat die Schienen so
                              eingerichtet, daß sie in einander befestigt werden koͤnnen, ohne genagelt
                              werden zu duͤrfen. Fig. 28. zeigt einen
                              Laͤngendurchschnitt zweier solcher Schienen oder Platten, die auf einem
                              steinernen Schlaͤfer, d, ruhen, und Fig. 27.
                              stellt diese Schienen oder Platten im Grundrisse dar. Die Schienen oder Platten sind
                              durch Schwalbenschweifgefuͤge in einander gefuͤgt, und an jeder
                              Schiene ist ein schiefer Zapfen angegossen, der in den steinernen Schlaͤfer
                              eingelassen wird. Um jedoch diese Schienen auch eben so leicht wieder aufheben und
                              noͤthigen Falles ausbessern zu koͤnnen, sind alle 90 Fuß Platten oder
                              Schienen mit senkrechten Zapfen angebracht: diese Platten nennt man Haltplatten (Stop plates).
                              Der Durchmesser des Zapfens in der Naͤhe seiner Schulter ist Ein Zoll drei
                              Viertel; an der Spize Ein Zoll. Die Laͤnge ist zwei Zoll und einen halben,
                              und die schiefe Stellung in Fig. 28. ungefaͤhr
                              8°. Eine kleine Furche nach der ganzen Laͤnge außen am Zapfen hin
                              laͤßt das Wasser, wo es frieren sollte, sich ausdehnen, und laͤßt auch
                              einen Draht einfuͤhren, um den Zapfen mittelst desselben herauszuholen. Die
                              Loͤcher fuͤr die Zapfen muͤssen drei Zoll tief geschnitten
                              seyn, was mittelst eines bleibenden Eichmaßes geschehen kann, und auch vertieft
                              seyn, so daß das Ende der Platte sich fest in den Blok einbetten kann, der sie
                              stuͤzt.
                           Fig. 29. ist
                              ein Ende einer Tramplatte, an welcher H den Vorsprung
                              oder die aufrechte Kante zeigt; i, den flachen Theil,
                              oder die Sohle, auf welcher die Raͤder des Wagens laufen; D einer der Zapfen und K ein
                              Vorsprung nach hinten, um die Platten auf den Bloͤken fester ruhen zu lassen.
                              Die gewoͤhnliche Laͤnge einer Platte ist drei Fuß; der Vorsprung H ist anderthalb Zoll hoch; die Sohle oder das Lager ist
                              drei und einen
                              halben oder vier Zoll breit und 3/4 Zoll dik: doch alle diese
                              Groͤßenverhaͤltnisse sind nach Umstaͤnden verschieden. Die
                              zwekmaͤßigste Schwere einer solchen Platte ist zwei und vierzig Pfund. Die
                              Enden, aus welchen die Zapfen hervorragen, unter welchen die Einschnitte gemacht
                              sind, muͤssen ein Viertelzoll diker seyn, als an den uͤbrigen Stellen
                              der Platte.
                           Auf diese Weise werden die Raͤder nicht durch die emporstehenden Koͤpfe
                              der Naͤgel aufgehalten und die Bloͤke nicht durch die Befestigung der
                              Platten in Unordnung gebracht: wo Ausbesserungen nothwendig sind, muͤssen die
                              Platten darnach gebildet werden.
                           Wenn Tramplatten mittelst Klammernageln an Steinschlaͤfer befestigt werden, so
                              haͤlt es etwas schwer, die Gefuͤge eben und in ihrer Lage zu erhalten:
                              Hr. Wilson hat aber an der Troon tram-road ein
                              Sattelstuͤk zur Aufnahme der Enden der Naͤgel mit Erfolg als
                              Abhuͤlfe dieses Nachtheiles eingefuͤhrt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
