| Titel: | Ueber schöne und zarte Stahlarbeiten. Von Hrn. Gill. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LXIII., S. 181 | 
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                        LXIII.
                        Ueber schoͤne und zarte Stahlarbeiten. Von
                           Hrn. Gill.
                        Aus dessen technological and microscopic Repository. Bd. VI. N. 5. S. 275.
                        Gill, uͤber schoͤne und zarte
                           Stahlarbeiten.
                        
                     
                        
                           Die Franzosen nennen diese feine Stahlarbeiten, wie z.B. Galla-Adelung schreibt Galla
                                    mit zwei l, obschon die deutsche Sprache dieses
                                    Wort erst aus der spanischen Hofsprache Karl's V. entlehnte, wo es mit einem
                                    l geschrieben wird. Die Oberdeutschen, die
                                    Gala sprechen, spraͤchen daher dieses
                                    Wort richtiger, als die Sachsen. A. d. Ue.Degen und Saͤbel, Galla-Saͤbel etc. Bijouterie d'acier. Manche solche Stahlarbeit kommt,
                              wegen der Kunst und Arbeit die sie forderte, weit theuerer als aͤhnliche
                              Artikel aus Silber oder Gold. Man findet in der That an manchen dieser Arbeiten eine
                              ungemeine Geschiklichkeit, und einen seltenen Geschmak in Zusammenstellung und
                              Anordnung der Theile derselben, so wie man sie nur bei wenigen ausgezeichneten
                              Kuͤnstlern vereinigt findet, und solche Kuͤnstler erhalten dann auch
                              hohe Preise fuͤr ihre Arbeit. Indessen sind die einzelnen Theile, aus welchen
                              diese kostbaren Werke bestehen, großen Theils wohlfeil, indem sie von eigenen Leuten
                              fabrikmaͤßig im Großen verfertigt werden, so daß die Arbeiten gehoͤrig
                              in mehrere Haͤnde vertheilt, und selbst die wichtigsten unter diesen Arbeiten
                              Weibern und Kindern anvertraut werden koͤnnen; uͤberdieß
                              beschaͤftigt man sich mit diesen Arbeiten in Gegenden, wo Eisen und Kohlen in
                              Ueberfluß vorhanden sind, und wo der Lebensunterhalt noch nicht zu hoch zu stehen
                              kommt. Diese Theile sind vorzuͤglich die Stahlperlen mit dem Demantschnitte, und die Stifte, welche beide zur Verzierung der verschiedenen Stahlarbeiten
                              verwendet werden.
                           
                        
                           Diese Stahlperlen und Stifte
                              werden entweder aus gut angelassenem Blech- oder Reif-Eisen, oder, was
                              besser ist, aus entkohlstofftem Gußstahle verfertigt, welcher dadurch in den Zustand
                              des weichsten und reinsten Eisens zuruͤkgefuͤhrt, und von allen
                              Fehlern des gewoͤhnlichen Eisens, wie z.B. Spruͤnge, Risse, Blasen
                              etc. vollkommen befreit wird: diese Fehler trifft man nur zu oft in Stahlwaaren, die
                              aus dem gewoͤhnlichen Eisen verfertigt werden, erst dann, nachdem sie aus der
                              Caͤmentbuͤchse herauskamen, und nachdem man viele Muͤhe und
                              Kosten auf sie gewendet hat. Einige der erfahrensten Arbeiter in diesen Stahlwaaren
                              nehmen zur Verfertigung derselben nur solches schwedisches Stangeneisen, welches
                              einen glaͤnzenden krystallinischen Bruch hat; wir wuͤrden aber immer
                              entkohlstofften Gußstahl vorziehen.
                           Wenn kleine Stahlperlen verfertigt werden sollen, so werden zuerst kleine Loͤcher aus den
                              Eisenblechen ausgeschlagen, was mittelst eigener Werkzeuge, die man Lager und Punzen
                              nennt (beds and punches) in der Flugpresse geschieht.
                              Hierauf werden die Perlen selbst durchgeschlagen durch aͤhnliche Werkzeuge,
                              die aber etwas groͤßer sind, nach der Groͤße naͤmlich der
                              Perlen, die man erzeugen will. Die Punzen haben schlanke Spizen, mit welchen sie in
                              die bereits durchgeschlagenen Oeffnungen eingreifen, und Schultern, die auf die
                              groͤßeren Loͤcher in den Lagern wirken. Auf diese Weise werden nun die
                              Schroͤtlinge (blanks) zur Bildung der Perlen,
                              deren jede (jezt schon in ihrer Geburt) mit einem Loche durch ihre Mitte versehen
                              ist, ausgepreßt, oder ausgeschlagen. Diesen Schroͤtlingen wird jezt eine
                              kugelfoͤrmige Form gegeben, zu welchem Ende man sie, jeden einzeln, auf ein
                              spiziges staͤhlernes Werkzeug faßt, das einen Feilengriff hat, auf einen
                              Feilblok aus hartem Holze legt, und mit einer gehoͤrigen Feile
                              uͤberall nach und nach zufeilt. Nun sind die Perlen fuͤr die
                              Caͤmentbuͤchse zur Haͤrtung fertig, welche sie vor dem
                              Facettenschliffe erhalten: diese beiden Arbeiten werden wir sogleich
                              beschreiben.
                           Auch die staͤhlernen Stifte, sie moͤgen rund oder eifoͤrmig
                              seyn, werden auf aͤhnliche Weise aus Eisenblech mittelst Punzen und Lagern in
                              der Flugpresse ausgeschlagen; sie bekommen aber kein Loch, das dieselben durchbohrt,
                              sondern in der Mitte eines jeden wird mittelst einer kleinen meißelfoͤrmigen
                              Punze und eines kleinen Hammers ein seichter Einschnitt gemacht, und dieser
                              Einschnitt nimmt die meißelfoͤrmige Spize eines eisernen Drathes auf, und
                              haͤlt ihn, wenn er eingetrieben wird hinlaͤnglich fest, damit er bei
                              dem darauf folgenden Loͤthen nicht herausfaͤllt. Dieses Loͤthen
                              geschieht auf eine aͤhnliche Weise, wie in der Notiz uͤber
                              Verfertigung der dichten und hohlen Schraube S. 74. in diesem Bande des Polyt. Journ. angegeben wurde, naͤmlich so, daß
                              man eine bedeutende Menge derselben in einen Umschlag aus grobem nassen Papiere
                              zugleich mit einigen Messingspaͤnen und etwas Borax einwikelt, und dann das
                              Ganze mit einer Huͤlle aus Thon umgibt, so daß nur eine kleine Oeffnung in
                              der lezteren offen bleibt. Wenn Alles gehoͤrig troken geworden ist, wird es
                              an das Feuer einer Esse gebracht, daselbst sorgfaͤltig von Zeit zu Zeit
                              umgekehrt, so lang an demselben gehalten, bis man die Daͤmpfe des
                              geschmolzenen Messinges durch die Oeffnung entweichen sieht, wo man es dann vom
                              Feuer wegnimmt und auf der Erde umherrollt, um das Messing gleichfoͤrmig
                              zwischen den Stiften zu verbreiten. Nachdem endlich Alles kalt geworden ist, wird es
                              aufgebrochen, und man wird finden, daß die Drathschenkel fest am Ruͤken der
                              Stifte aufgeloͤthet sind, und in die verschiedenen Stuͤke, an welche
                              sie zulezt, je nachdem die Natur der Sache es erfordert, angesezt werden
                              muͤssen, angeschraubt oder angenietet werden koͤnnen. Die Flaͤchen der runden
                              oder ovalen Stifte werden dann mit der Feile abgerundet, indem man sie
                              waͤhrend dieser Arbeit an ihren Schenkeln mittelst Faßzangen
                              festhaͤlt. Auf diese Weise sind sie nun zur Haͤrtung in der
                              Caͤmentbuͤchse fertig, welche Haͤrtung, wie bei den Perlen, vor
                              der Facettirung geschieht: die Schenkel werden jedoch in kleine Thonmassen
                              eingehuͤllt, um die Wirkung dieses Haͤrtens von denselben
                              abzuhalten.
                           
                        
                           Haͤrten der Perlen und Stifte in der
                                 Caͤmentbuͤchse. Es wird eine bedeutende Anzahl derselben auf
                              ein Mal gehaͤrtet. Sie kommen zu diesem Ende in seichte Troͤge oder
                              Buͤchsen aus Eisenblech, dessen Seiten man rings umher in die Hoͤhe
                              gebogen und an den Eken zusammengedruͤkt, dann wieder zuruͤkgeschlagen
                              und mit den Seiten oder Enden zusammengenietet hat. Eine Lage Knochenmehl, aus
                              welchem vorlaͤufig die fluͤchtigen Bestandtheile durch die
                              Salmiakfabrikation uͤberdestillirt wurden, wird dann auf dem Boden der
                              Buͤchse ausgebreitet, und eine Lage Perlen oder Stifte auf dieselbe gelegt,
                              worauf dann wieder eine Lage Knochenmehl gestreut wird, auf welche neuerdings Perlen
                              und Stifte kommen u.s.f., bis der Trog beinahe voll ist, wo dann die oberste Lage
                              immer bloßes Knochenmehl seyn wird. Der auf diese Weise gefuͤllte Trog kommt
                              dann auf einen Rost, der gewoͤhnlich aus einigen auf Ziegeln ruhenden
                              Eisenstangen besteht, wovon auch einige vorn zwischen den losen Ziegeln liegen,
                              welche die Seiten des Rostes bilden. Dieser Rost wird gewoͤhnlich in einer
                              eigenen Vertiefung am Herde unter einem eigenen Schornsteine errichtet, so daß man
                              einen gelinden Zug erhaͤlt, durch welchen man in dem Brennmateriale (den
                              Steinkohlen) sowohl, als in dem Troge und in dem Inhalte desselben, durch mehrere
                              Stunden immer eine gleichfoͤrmige Rothgluͤhehize zu unterhalten
                              vermag, d.h., so lang, bis der in dem Knochenmehle enthaltene Kohlenstoff seinen
                              Dienst vollbracht, und das Eisen in Stahl verwandelt hat. Dann wird der Trog vom
                              Feuer genommen, und Alles, was in demselben enthalten ist, Knochenmehl und Alles,
                              noch rothgluͤhend in kaltes Wasser geworfen. Die Stifte oder Perlen sind nun
                              gehaͤrteter Stahl, mit Ausnahme der Drathschenkel in den Stiften, die noch
                              immer weiches Eisen sind.
                           
                        
                           Die Facettirung, der Schliff oder Schnitt. Die Facetten
                              werden mittelst eines flachen horizontalen Schurzes, wie man ihn nennt, d.h.,
                              mittelst eines Rades oder einer Scheibe aus Piuter „(einer Composition aus
                                 9 Theilen Zinn und 1 Theil Spießglanzkoͤnig)“ geschliffen,
                              welche sehr schnell getrieben, und mit Schmergelmehl und Wasser gespeiset wird. Der
                              Schmergel und das Wasser wird auf einigen Borsten aufgetragen, welche in Form eines
                              Pinsels zusammengebunden
                              sind, und das Rad oder die Scheibe laͤuft in einer flachen, seichten,
                              ringsumher mit einem Rande umgebenen Cisterne, damit der Schmergel und das Wasser
                              nicht wegsprizt. Im Mittelpunkte des Rades befindet sich noch ein anderer Rand um
                              das Loch, durch welches die Spindel laͤuft, wie gewoͤhnlich.
                           Die Perlen werden, waͤhrend die Facetten geschliffen, oder, wie man in England
                              sagt, geschnitten werden, auf zugespizten Stahlstielen festgehalten, welche in die
                              Loͤcher derselben eingetrieben werden, und die Stifte werden bei ihren
                              Drathschenkeln in einer Art Haudschraubstok gehalten. Die Stiele der ersteren und
                              die Handschraubstoͤke der lezteren sind in walzenfoͤrmige
                              hoͤlzerne Griffe gefaßt mit mehreren Reihen flacher Flaͤchen rings um
                              dieselben und ihrer ganzen Laͤnge nach hin; sie sind uͤberdieß gleich
                              und nach der Zahl der Flaͤchen, welche auf die Perlen oder Stifte geschliffen
                              werden sollen, eingetheilt. Diese Flaͤchen der Griffe ruhen nun auf
                              horizontalen Stangen oder Stuͤzen, welche mittelst Schrauben auf senkrechten,
                              im Tische angebrachten Fluͤgeln rings um das Rad oder die Scheibe befestigt
                              sind, so daß ihre Lage gewechselt werden kann, je nachdem man den Perlen oder
                              Stiften waͤhrend des Schliffes eine mehr oder minder geneigte Lage geben muß,
                              was naͤmlich von der Form und Groͤße derselben abhaͤngt. Da
                              indessen viele Duzende von derselben Art auf ein Mal geschliffen werden, so ist ein
                              oͤfteres Wechseln dieser Lagen eben nicht haͤufig noͤthig.
                           Auf diese Weise, und durch regelmaͤßiges Wechseln der Kreis- und
                              Winkel-Lagen der Perlen und Stifte waͤhrend des Schleifens der
                              Flaͤchen an denselben, wird, in Folge der Geschiklichkeit, die sich die Leute
                              bald erwerben, wenn sie ihr ganzes Leben uͤber nichts anderes zu thun haben,
                              als diese Arbeit zu treiben, sehr leicht in kurzer Zeit eine große Menge solcher
                              Perlen und Stifte fertig.
                           
                        
                           Poliren der Perlen und Stifte. Dieß geschieht bei den
                              Stiften dadurch, daß man eine Menge derselben auf dem sogenannten Kittbloke (cement-block) befestigt. Man waͤrmt zu
                              diesem Ende den Kitt am Feuer, bis er hinlaͤnglich weich geworden ist um den
                              Schenkeln der Stifte zu gestatten, daß sie in demselben steken bleiben, und ihre
                              flache Ruͤkseite mit dem Kitte in Beruͤhrung kommt. Wenn der Kitt kalt
                              geworden ist, ist dann ein ganzes sogenanntes Blatt mit einer Menge dicht neben
                              einander hingestekter Stifte zur aufzunehmenden Politur fertig.
                           Die erste Vorarbeit beim Poliren besteht im Auftragen fein geschlaͤmmten
                              Schmergels mit Wasser, mittelst einer großen, harten, flachen, hierzu eigens
                              verfertigten Buͤrste, mit welcher Arbeit eine bedeutende Zeit uͤber
                              oder wenigstens so lang fortgefahren wird, bis durch das Hin- und Herreiben in
                              allen Richtungen alle Rize ausgetilgt sind, welche der groͤbere Schmergel bei
                              dem Schleifen erzeugte. Hierauf folgt dann eine ganz aͤhnliche Behandlung mit
                              praͤparirtem schwarzen Eisensteine und Wasser, womit solang fortgefahren
                              wird, bis alle Spuren des feinen Schmergels weggetilgt sind. Wenn nun die Stifte auf
                              diese Weise zur Politur fertig sind, so gibt man ihnen dieselbe mittelst des
                              sogenannten Putty, d.h. einer Mischung aus Blei-
                              und Zinn-Oxyden, die fein abgerieben sind. Dieses Putty wird entweder mit
                              Wasser, oder noch besser mit rectificirtem Weingeiste gemengt, und auf der flachen
                              Hand der Weiber aufgetragen, worauf dann so lang gerieben wird, bis die
                              schoͤne schwarze Politur, der schwarze Stahlglanz des gehaͤrteten
                              Stahles endlich zum Vorscheine kommt.
                           Es gibt bei dieser Arbeit kein Surrogat fuͤr die weiche Haut, die man bisher
                              nur an der zarten Hand eines Weibes gefunden hat.Es gibt schon solche Surrogate, sie kommen nur den herzlosen Fabrikherren zu
                                    theuer, die lieber die armen Weiber mit Blei vergiften (die meisten dieser
                                    Politur-Weiber leiden an Bleikoliken, Kraͤmpfen,
                                    Laͤhmungen) als feines Leder kaufen, das freilich nicht so viel
                                    auszuhalten vermag, als die neunfache Haut eines armen Weibes. A. d. Ue.
                              
                           Die Perlen werden auf eine andere Art polirt. Sie werden
                              auf einen Drathring gefaßt, und dann vorlaͤufig gegen eine
                              kreisfoͤrmige Buͤrste gehalten, die in einer Drehebank gedreht und mit
                              Oehl und Schmergel gespeist wird, bis alle Spuren des Schleifens auf den Facetten
                              weg sind. Hierauf haͤlt man sie gegen andere aͤhnliche
                              Buͤrsten, die mit fein geschlaͤmmten Schmergel versorgt werden, um
                              alle Spuren des groͤberen Schmergels zu beseitigen, und zulezt gibt man ihnen
                              dann die wahre Politur mittelst Putty, der mit Wasser oder rectificirtem Weingeiste
                              auf die Fingerspizen der Weiber aufgestrichen wird.
                           Der oben erwaͤhnte Kitt besteht vorzuͤglich aus Pech,
                              gepuͤlvertem Ziegelmehle, kurz geschnittenem Werge und etwas Bienenwachs.
                           Ich erinnere mich, daß ich vor vielen Jahren in der Sohomanufaktur bei Birmingham
                              sehr große flache Buͤrsten gesehen habe, deren man sich zur Entfernung der
                              Eindruͤke des Schmergels bediente, und die durch Kurbeln in
                              Thaͤtigkeit gesezt wurden, welche ein Wasserrad in Umtrieb sezte, so daß auf
                              diese Weise eine bedeutende Menge an Handarbeit erspart wurde.
                           Die Stahlperlen werden gewoͤhnlich zur Bildung des Stichblattes oder der
                              Muschel und des Knopfes an dem Griffe eines staͤhlernen Galladegens oder
                              Saͤbels verwendet, indem man sie an eisernen Drathen anfaßt, deren Enden in
                              Loͤcher eingenietet werden, welche eigens zur Aufnahme derselben bestimmt
                              sind. Die Drache werden noch uͤberdieß dadurch befestigt, daß man sie durch
                              kleine staͤhlerne Ringe laufen laͤßt, welche in Loͤcher
                              eingeschraubt oder eingenietet sind, die an verschiedenen Stellen der Arbeit
                              zwischen den Enden der Drache angebracht wurden.
                           Die Stahlstifte werden mit ihren Schenkeln in die zu ihrer Aufnahme bestimmten
                              Loͤcher entweder eingenietet oder eingeschraubt. Man verwendet zuweilen an
                              einem und demselben Stuͤke, je nachdem es naͤmlich die Geschiklichkeit
                              oder der Geschmak der Arbeit fordert, sowohl Perlen als Stifte.
                           Staͤhlerne Knoͤpfe werden aus scheibenfoͤrmigen Platten von
                              entkohlstofftem Gußstahle verfertigt, auf deren Ruͤkseite eiserne Schenkel
                              aufgeloͤthet sind. Die Vorderseiten oder Vorderflaͤchen werden auf
                              sehr verschiedene Weise entweder durch Feilen, Durchschlagen oder Durchbohren etc.
                              etc. bearbeitet, waͤhrend sie noch weich sind: man schleift auch Furchen in
                              dieselben, indem man sie, nachdem sie in der Caͤmentbuͤchse
                              gehaͤrtet wurden, an zugerundete Kanten von Piuterscheiben anhaͤlt,
                              die in der Drehebank gedreht werden; hierauf kann man sie auf Bloͤke kitten,
                              und auf irgend eine der oben angegebenen Weisen poliren. Man kann sie dann mit
                              Stiften verzieren, die man in die Loͤcher einschraubt oder einnietet, welche
                              man vorlaͤufig zur Aufnahme derselben bereitet hat. Man kann sie durch
                              gehoͤrig angewendetes Feuer blau anlaufen lassen, und uͤberhaupt auf
                              eine Menge verschiedener Weisen verzieren, welche hier nicht alle im Detail
                              angefuͤhrt werden koͤnnen.
                           
                        
                           Hohle Stahlperlen mit geschliffenen Facetten werden aus
                              kreisfoͤrmigen Platten von entkohlstofftem Stahle verfertigt, deren Kanten
                              vorlaͤufig in einer Flugpresse durch Praͤgestaͤmpel mit
                              correspondirenden Punzen etwas in die Hoͤhe aufgerichtet werden. Mittelst
                              aͤhnlicher Vorrichtungen werden die Kanten dann vollkommen aufrecht, und die
                              Scheibe wird beinahe zum Cylinder; endlich zum vollkommenen Cylinder. Zwischen jede
                              dieser Arbeiten muß der Stahl sorgfaͤltig angelassen werden. Nachdem nun die
                              Scheibe zum vollkommenen Cylinder aufgetrieben wurde, wird der Boden weggenommen,
                              und man erhaͤlt einen cylindrischen Ring. Die Enden dieses Ringes werden dann
                              nach und nach verengt, indem man sie in der Flugpresse zwischen geeignete
                              Praͤgestaͤmpel bringt, und mit dem Anlassen, wie gesagt,
                              fortfaͤhrt, bis zulezt die offenen Enden sich beinahe schließen, und nur
                              kleine Loͤcher mehr in den Mittelpunkten derselben bleiben. Ihre Gestalt wird
                              dann eifoͤrmig oder kugelfoͤrmig seyn, nach der Form der Stempel, die
                              man angewendet hat. Nachdem nun diese Arbeit vollbracht ist, kommen sie in die
                              Caͤmentbuͤchse, werden dann auf der Scheibe in Facetten geschliffen,
                              und auf eine der oben angegebenen Weisen polirt.
                           Die Theile eines schoͤnen englischen staͤhlernen Galladegens (dress Sword) sind der Knopf, der Griff, der Ring, der
                              Bogen oder Korb, das Kreuz und die Muschel. Der Knopf hat gewoͤhnlich die
                              Form einer Vase, und wird, der Leichtigkeit wegen, hohl verfertigt. Er besteht aus
                              verschiedenen Theilen, die aus entkohlstofftem Blechgußstahle verfertigt werden,
                              welcher sich mit dem Hammer so leicht wie Silber bearbeiten laͤßt. Diese
                              Theile werden in der Folge mit Silberschlagloth zusammengeloͤthet, welches in
                              den Figuren weniger sichtbar ist, als Messing- oder Spiauterloͤthung.
                              Der Ring kann gleichfalls bloß mit dem Hammer aus Blechstahl verfertigt, oder zu
                              einem Ringe gehaͤmmert werden, den man dann an seinen Kanten
                              zusammenloͤthet. Der Griff wird gleichfalls aus zwei Stuͤken gebildet,
                              die mit dem Hammer aus Blechstahle ausgeschlagen werden, und die man in der Folge an
                              den Kanten zusammenloͤthet. Die Muschel, die gewoͤhnlich eine
                              eifoͤrmige Figur hat, und innenwendig etwas hohl ist, sollte gleichfalls aus
                              einer entkohlstofften Gußstahlplatte verfertigt werden. Was den Bogen und das Kreuz
                              betrifft, so sollten diese aus mildem Gußstahle geschmiedet werden, und nicht, wie
                              gewoͤhnlich, aus Eisen, indem dieses voll Adern ist, und eine Menge anderer
                              oben erwaͤhnter Fehler besizt, wodurch die Arbeit gerade an denjenigen
                              Stellen, die dem Auge am meisten bloß gestellt sind, Maͤngel bekommt. Der
                              Knopf, der Griff und die Muschel sind haͤufig mit durchbrochener Arbeit
                              verziert, und in den Oeffnungen sind Stahlperlen-Schnuͤre, d.h.
                              Stahlperlen, die auf Drath aufgezogen sind, und Verzierungen von Stiften. Der Bogen
                              und das Kreuz wird nach dem Schmieden gewoͤhnlich mit der Feile zugeformt,
                              und ersterer ist zu beiden Seiten meistens mit Stiften verziert, welche in
                              Loͤchern befestigt sind, die durch den Bogen laufen: die Schenkel der Zapfen
                              werden keilfoͤrmig zugefeilt, oder so, daß eine flache Oberflaͤche auf
                              jedem zum Vorscheine kommt, und daß sie sich gegen die Spize hin verduͤnnen,
                              waͤhrend auf der anderen Seite eine zugerundete oder walzenfoͤrmige
                              Oberflaͤche uͤbrig bleibt. Die beiden flachen Flaͤchen werden
                              mit einander in Beruͤhrung gebracht, wenn die Zapfen von jeder Seite des
                              Bogens in das Loch gestekt werden. Wenn sie gehoͤrig zusammengepaßt sind, so
                              keilen sie sich wechselseitig, wenn sie mit dem Hammer in das Loch eingetrieben
                              werden, in demselben ein. Ehe man jedoch die Stifte einsezt, sollte der Bogen
                              gehaͤrtet werden, indem man ihn in Beinasche bis auf einen gehoͤrigen
                              Grad erhizt, und dann in siedendem Wasser loͤscht, was zur Haͤrtung
                              duͤnner Artikel hinreicht, und wodurch zugleich alle Gefahr vor Rissen und Springen beseitigt
                              wird. Das Kreuz muß auf dieselbe Weise gehaͤrtet werden. Diejenigen Theile,
                              welche aus entkohlstofftem Stahle bestehen, muͤssen in die
                              Caͤmentbuͤchse und in dieser auf eine etwas aͤhnliche Weise,
                              wie die Perlen und Stifte, behandelt werden. Die breiteren, flachen, concaven oder
                              convexen Oberflaͤchen der Muschel, des Griffes, des Knopfes, so wie auch die
                              kleineren aller Theile muͤssen nach dem Haͤrten geschliffen werden,
                              entweder auf der flachen Flaͤche oder an den runden Kanten der Piuterscheibe,
                              die in der Drehebank gedreht wird, mit Schmergelmehl und mit Wasser: anfangs mit
                              groͤberem Schmergel, und nach und nach mit feinerem, bis sie am Ende zur
                              Politur mit Putty fertig sind. Die Scheiben sind auf horizontalen Spindeln
                              aufgezogen, und mit hoͤlzernen Reifen umgeben, die in dem Troge befestigt
                              sind, welcher den Schmergel und das Wasser enthaͤlt, damit diese lezteren
                              nicht uͤberall um die Scheibe umher versprizt werden.
                           Die facettirten und polirten Stifte werden zuweilen noch dadurch weiter verziert, daß
                              man sie in mit Perlen besezte Halsbaͤnder einzieht. Diese Halsbaͤnder
                              sind flache ovale oder kreisfoͤrmige kleine Platten mit einem Loche in ihrem
                              Mittelpunkte zur Aufnahme des Schenkels des Stiftes, und mit einer Vertiefung von
                              der Groͤße der Flaͤche desselben. Dadurch erhalten diese Stifte, wenn
                              sie in solchen Halsbaͤndern aufgezogen sind, eine sehr schoͤne
                              Wirkung. Die Halsbaͤnder werden in Praͤgestaͤmpeln
                              ausgepraͤgt, in welche mit Perlen besezte Raͤnder eingeschnitten sind:
                              sie werden hierauf mittelst Betten und Punzen in der gehoͤrigen Form
                              ausgeschnitten, gehaͤrtet und dann vollendet, indem man sie anfangs gegen
                              Buͤrsten haͤlt, die in der Drehebank gedreht und mit Schmergel und
                              Oehl gespeist werden, und zulezt mit der Hand mit Putty polirt.
                           Gewoͤhnlich sind auch am Griffe eines staͤhlernen Galladegens ein Paar
                              schoͤne staͤhlerne Quaͤstchen. Diese bestehen meistens aus
                              Perlen, die an Drath angefaßt sind, und mittelst eines glokenfoͤrmigen
                              Knopfes aus polirtem Stahle und gespaltener staͤhlerner Ringe oben mit
                              einander verbunden sind. Diese Ringe werden von Leuten verfertigt, die ein eigenes
                              Gewerbe aus dieser Arbeit machen.
                           Staͤhlerne Hutschlingen werden großen Theils auf dieselbe Weise verfertigt.
                              Eben so auch Uhrketten. Die verschiedenen Theile derselben werden durch gespaltene
                              Ringe zusammengehalten.
                           Damit die großen hohlen Stahlperlen mittelst der gespaltenen Ringe an einander gefaßt
                              werden koͤnnen, wird ein eiserner Drath in jede Perle auf folgende Weise
                              eingezogen. Man biegt vorlaͤufig das eine Ende des Drathes mittelst Zangen
                              doppelt zusammen, so daß
                              eine kleine Schleife oder ein Auge entsteht, in welches ein anderer Drath eingezogen
                              wird, und fuͤhrt dieses Ende in die Perle, so daß das Auge mit derselben in
                              Beruͤhrung kommt. Nun wird das andere Ende des Drathes doppelt
                              zusammengebogen, das verdoppelte Ende in die Perle eingefuͤhrt und eine
                              aͤhnliche Schleife gebildet, indem man einen Drath durchfuͤhrt. Auf
                              diese Weise kann nun die Perle leicht mit anderen verbunden werden. Kleinere
                              Stahlperlen werden, mehrere auf einmal, an einen zur Schleife gebildeten Drath auf
                              aͤhnliche Weise aufgezogen. Wenn die Loͤcher in den Perlen sehr klein
                              seyn sollten, so kann der Drath bis zur halben Dike weggefeilt werden, ehe man ihn
                              doppelt zusammenlegt.
                           Wir haben nun der vorzuͤglichsten Theile erwaͤhnt, aus welchen die
                              feinen Stahlarbeiten, der sogenannte Stahlschmuk, das Stahlgeschmeide (steel juvellery) besteht; es gibt aber eine endlose
                              Anzahl solcher Theile, und eben so zahllos sind die verschiedenen Methoden sie zu
                              bearbeiten und zu fassen. Im Allgemeinen mag dasjenige, was wir hier aufstellten,
                              hinreichen dem Leser einen klaren Begriff zu geben; wir haben selbst noch einige
                              Verbesserungen angegeben, die der Aufmerksamkeit werth sind.
                           Wir wollen diesen Aufsaz mit der Beschreibung der Arbeiten an der sogenannten Bijouterie d'Arcier im Dictionnaire technol. beschließen, und einige Bemerkungen
                              beifuͤgen.
                           Diese Art von Manufactur ist nun in Frankreich ein Gegenstand von Bedeutung geworden.
                              Sie wurde daselbst ungefaͤhr um das Jahr 1740 eingefuͤhrt, und stand
                              lang still: ihre Arbeiten waren schlechter, als die ihrer Nachbarn. Seit den lezten
                              zwanzig Jahren hingegen fangen die franzoͤsischen Stahlarbeiten an mit den
                              englischen zu wetteifern und denselben den Rang streitig zu machen.
                           Es gab eine Zeit, heißt es im Dict. technol., wo es uns
                              unmoͤglich schien einen bedeutenden Grad von Vollkommenheit in diesem Zweige
                              der Industrie zu erreichen, und mehrere Auslaͤnder bemuͤhten sich
                              vergebens die bijouterie d'acier in Frankreich
                              einzufuͤhren, obschon der Unterschied im Arbeitslohne zu unserem Vortheile
                              stand; allein, seit wir mehr Capitalien zur freien Disposition erhielten, wurden wir
                              in den Stand gesezt unsere Stahlfabriken zu verbessern, und wir wetteifern jezt mit
                              Italien, Spanien, Preußen, Rußland, und selbst mit England.
                           
                        
                           Zu den feineren Arten der Stahlgeschmeide (bijouterie
                                 d'acier) nimmt man gewoͤhnlich Gußstahl, zuweilen wohl auch Eisen,
                              von der ersten Qualitaͤt, welches, nachdem die Arbeit aus demselben
                              verfertigt wurde, in der Caͤmentbuͤchse gehaͤrtet und dann
                              polirt wird. Wenn die Artikel duͤnn sind, so wie z.B. jene fuͤr
                              Galanterie-Tischlerarbeit, fuͤr Einfassungen, so bedient man sich des
                              Gußstahles, der bis zur gehoͤrigen Dike gestrekt ist, und dann entweder
                              mittelst eigener Scheren oder durch Punzen und Lager in der Flugpresse ausgeschlagen
                              wird, so daß außer dem Abrunden an den Kanten mit der Feile wenig Arbeit mehr
                              uͤbrig bleibt. Dieß ist das Verfahren, welches Hr. Frichot zu Paris befolgt. Andere Fabrikanten haben jedoch neuerlich mit
                              Vortheil ein anderes eigenes Verfahren eingefuͤhrt, um den Gußstahl zu
                              erweichen, und demselben mittelst Praͤgestaͤmpel in der Flugpresse
                              alle moͤgliche Formen zu geben: auf diese Weise wird die Arbeit durch
                              Beseitigung des sogenannten Treibens abgekuͤrzt, wohlfeiler, und man
                              erhaͤlt fuͤr geringe Auslagen hoͤchst vollendete Arbeiten. Es
                              war ein Hr. Schey, der dieses Verfahren
                              einfuͤhrte.Wenn dieser Name auf obige Weise richtig
                                    geschrieben ist, so verdankte Frankreich einem Deutschen diese Methode. A.
                                    d. Ue.
                              
                           Wenn die Artikel klein, jedoch von einer gewissen Breite sind, und ihre
                              Oberflaͤche glatt ist, so werden sie in der Flugpresse mittelst Punzen und
                              Unterlagen aus gestrektem Eisen ausgeschlagen, mit der Feile ausgearbeitet, und in
                              der Caͤmentbuͤchse gehaͤrtet. Auf dieselbe Weise werden sie
                              auch aus Blechstahl verfertigt, duͤrfen aber dann nicht mehr in der
                              Buͤchse gehaͤrtet werden.
                           Wenn die Artikel etwas groͤßer sind, wie z.B. Schloͤsser oder Schließen
                              an Arbeit- und Anhaͤngesaͤken, Beuteln, Saͤbelfassungen,
                              Schnallen, Tobakdosen, so werden sie aus weichem Eisen gegossen, ausgearbeitet und
                              dann in der Buͤchse gehaͤrtet.
                           Die Stifte mit dem Demantschliffe, mit welchem die meisten Stahlgeschmeide verziert
                              sind, haben Stiele, die in Schrauben geschnitten sind, mittelst welcher sie in
                              Loͤchern, welche gleichfalls in Schrauben geschnitten und an jenen
                              Loͤchern angebracht sind, die verziert werden sollen, sicher befestigt werden
                              koͤnnen. Diese Stifte werden gehaͤrtet und die Facetten werden auf
                              dieselbe Weise auf ihre Flaͤchen geschliffen, wie Edelsteine auf der
                              sogenannten Steinmuͤhle geschliffen werden.
                           Die verschiedenen nothwendigsten Arbeiten bei Verfertigung dieser Artikel sind so
                              zahlreich und mannigfaltig, daß sie in einem technischen Woͤrterbuche nicht
                              alle beschrieben werden koͤnnen; sie werden mit Huͤlfe der Feile, der
                              Drehebank, des Meißels und des Polireisens vollendet. Die wichtigste unter allen
                              diesen Arbeiten ist das Poliren; dieses ist der
                              schwierigste Theil, der am meisten Sorgfalt fordert, und den Preis dieser Artikel,
                              die schoͤn polirt sind, am meisten erhoͤht.
                           Ehe man eine mechanische Vorrichtung kannte, um diese kleinen Stuͤke Stahles mit großer
                              Schnelligkeit zu poliren, bereitete man dieselben auf einer Muͤhle oder einer
                              Scheibe vor. Hier wurden die groͤberen Spuren der Feile entfernt. Man machte
                              hierauf dieselben Artikel auf anderen gehoͤrig vorgerichteten Muͤhlen
                              oder Scheiben aus Holz, Blei, Zink, Zinn mit immer feinerem und feinerem Schmergel
                              glatter, und vollendete zulezt die Politur auf denselben Muͤhlen mit
                              Foͤhrenkohle, Kolkothar oder Crocus (Englisch Roth, rouge d'Angleterre) oder Zinnasche (putly of
                                 tiu), wodurch endlich die Politur aͤußerst schoͤn, aber auch
                              sehr theuer wurde, indem die Arbeit außerordentlich langsam herging.
                           Man hat auch die Weise, wie Nadeln polirt werden, sehr sinnreich in diesen
                              Stahlmanufacturen angewendet. Die HHrn. Toussaint, Vater
                              und Sohn, zu Raucourt im Departement der Ardennen, haben ein Patent hierauf
                              genommen, das bereits verfallen ist. Es scheint daß sie die ersten unter diesen
                              Fabrikanten waren, welche diese nuͤzliche Anwendung versuchten, wodurch die
                              franzoͤsischen Stahlarbeiten einen großen Vorzug erhielten. Das Verfahren
                              hierbei ist folgendes.
                           Eine gewisse Menge kleiner Stahlartikel kommt in einen hohlen Cylinder, der auf
                              Achsen aufgezogen ist, und entweder von einem Wasserrade, einem Pferde oder von
                              einer Dampfmaschine getrieben wird; zugleich wird in diesen Schmergel, Sand,
                              Ziegelmehl, Glas, Eisenoxyd etc. gethan, welche alle mit Wasser abgerieben und zur
                              Consistenz eines feinen Teiges gebracht wurden. Auf diese Weise wird durch die
                              umdrehende Bewegung des Cylinders jedes solche Stuͤk auf allen Seiten polirt:
                              wenn die Politur aber schoͤn ausfallen soll, so muß die Bewegung langsam
                              geschehen und ununterbrochen wenigstens 24 Stunden lang fortdauern. Wenn diese erste
                              Arbeit vollendet ist, werden die Stuͤke alle rein gewaschen, und neuerdings
                              24 Stunden lang in einem anderen Cylinder umgedreht, in welchem Crocus oder
                              Zinnasche oder schwarzes Eisenoxyd sich befindet. Auf diese Weise erhaͤlt man
                              eine sehr glaͤnzende Politur.
                           Dieselbe Maschine kann eine große Menge solcher hohler Cylinder drehen, so daß das
                              Werk nie stille stehen darf.
                           Wenn wir auf solches Stahlgeschmeide mittelst Staͤmpeln in der Flugpresse mehr
                              oder minder kostbare Arbeit einpraͤgen wollen, so muß der Stahl so weich
                              gemacht werden, als moͤglich, damit er einen vollkommenen Eindruk oder Abdruk
                              aufnimmt. Hr. Jak. Perkins hat ein außerordentliches
                              sinnreiches Erfahren erfunden um Gußstahl zu entkohlstoffen, wodurch derselbe
                              zugleich sehr weich wird: nachdem die Staͤmpel auf dem Stahle aufgedrukt
                              worden sind, wird er in der Buͤchse gehaͤrtet. 
                           
                           Um dem Stahle den Kohlenstoff zu entziehen, schließt Hr. Perkins denselben in eine Buͤchse aus Gußeisen, deren Seiten drei
                              Viertelzoll dik sind, und deren Dekel so genau als moͤglich schließt, und
                              uͤberdieß noch gut lutirt ist. Der Stahl liegt auf einem flachen Bette von
                              Eisenfeile, das wenigstens einen Zoll dik ist, und ist uͤberdieß noch ganz
                              mit Eisenfeile umgeben. Diese Buͤchse steht auf einer Schmiedeesse, und wird
                              daselbst vier Stunden lang einer Rothgluͤhhize ausgesezt, worauf man sie
                              hoͤchst langsam im Feuer erkalten laͤßt. Es ist hoͤchst
                              wichtig, daß keine Luft dann in die Esse tritt, weswegen das Feuer 6 bis 7 Zoll hoch
                              mit Kohlenstaub belegt und dadurch folglich auch ausgeloͤscht wird.
                           Um den Stahl wieder mit seinem Bedarfe an Kohlenstoff zu versehen, wendet Hr. Perkins thierische Kohle an, die er aus verbranntem und
                              dann gepuͤlverten Leder bereitet. Wenn er den Stahl caͤmentirt, gibt
                              er ihn in eine Buͤchse, welcher der oben beschriebenen aͤhnlich ist,
                              und umhuͤllt ihn in der Dike eines Zolles mit diesem Kohlenpulver. Die
                              Buͤchse kommt nun in einen Ofen, der ungefaͤhr demjenigen
                              aͤhnlich ist, in welchem man Messing schmilzt, erhaͤlt darin eine
                              leichte Rothgluͤhhize, in welcher man ihn 3 bis 5 Stunden lang, nach der
                              groͤßeren oder geringeren Dike der Arbeit, laͤßt, und dann
                              augenbliklich in Wasser loͤscht, um ihm die gehoͤrige Haͤrte zu
                              geben.
                           Man nimmt gewoͤhnlich den besten Stahl zu dieser Art Arbeiten. L.
                           
                        
                           Bemerkungen des Hrn. Gill. Wir haben solche kleine
                              Stahlarbeiten an Galanterie-Tischlerarbeiten, Naͤhekistchen etc.
                              gesehen, welche an ihren Eken und Kanten und anderen Theilen damit verziert waren,
                              und als franzoͤsische Arbeit verkauft wurden. Da man nun diese Arbeiten um
                              sehr wohlfeile Preise haben kann, so ist es offenbar, daß die Franzosen Mittel
                              besizen muͤssen, durch welche sie die Politur auf eine schnellere und
                              wohlfeilere Weise erzeugen koͤnnen, als wir Englaͤnder. Die
                              obenerwaͤhnten Stahlverzierungen sind Einfassungen an den Eken, an den
                              Raͤndern, Schildchen in der Mitte, und bestehen aus duͤnnen flachen
                              Stuͤken Stahles, die wunderschoͤn polirt sind, sie sind mittelst
                              staͤhlerner Stifte befestigt, welche den Demantschliff haben, und deren
                              Schenkel zugespizt sind, damit sie leicht in das Holz eingetrieben werden
                              koͤnnen. Wir vermuthen, daß die Franzosen sich eines Verfahrens bedienen,
                              welches die Genfer Uhrmacher seit einiger Zeit mit bestem Erfolge bei Vollendung der
                              flachen Oberflaͤchen der staͤhlernen Theile ihrer Taschenuhren
                              anwenden: naͤmlich, nachdem sie dieselben vorlaͤufig auf den flachen
                              Scheiben aus Piuter oder aus Blei und Zinn mit Schmergel und Wasser auf die oben
                              beschriebene Weise abgeglaͤttet haben, poliren sie dieselben auf
                              aͤhnlichen Scheiben aus Zink, die mit Crocus uͤberzogen sind, der in
                              ihre
                              Oberflaͤche mittelst Achates oder Blutsteines eingerieben wurde. Es scheint
                              uns auch wahrscheinlich, daß sie vielleicht der Methode der Messerschmide sich
                              bedienen, und vorzuͤglich des Verfahrens derselben beim Poliren der runden
                              Kanten: daß sie naͤmlich hoͤlzerne Raͤder anwenden, die an
                              ihren cylindrischen Kanten, zugerundeten Umfaͤngen oder flachen Seiten mit
                              weichem Buͤffelleder bedekt sind, oder Bokhaut aufgeleimt haben. Auf diese
                              ledernen Oberflaͤchen wird, nachdem sie glatt abgedreht wurden, Crocus als
                              feines trokenes Pulver aufgestreut, waͤhrend die Artikel, welche polirt
                              werden sollen, entweder an die Kanten oder an die Flaͤchen der Raͤder
                              angehalten werden. Man laͤßt diese Raͤder nur in maͤßiger
                              Geschwindigkeit drehen, indem eine zu schnelle Bewegung nachtheilig wirken, den
                              Stahl erhizen und dadurch zugleich erweichen koͤnnte. Wir zweifeln nicht, daß
                              das eine wie das andere der hier zulezt angegebenen Verfahren mit Vortheil
                              angewendet werden kann, um dem Stahlgeschmeide seinen schwarzen Glanz, die
                              hoͤchste Politur auf die vortheilhafteste Weise zu geben, und es ist unsere
                              Pflicht, alle erdenkliche Mittel anzuwenden, um jenen Vorrang wieder zu erhalten,
                              den unsere Stahlarbeiten fruͤher so viele Jahre lang uͤber jene
                              anderer Laͤnder erhalten haben.
                           Was die Weise der Nadelmacher betrifft, nach welcher diese den Stahl poliren, so mag
                              sie fuͤr alle jene Arbeiten allerdings taugen, welche nichts Scharfes, keine
                              feinen hervorragenden Theile an sich haben, indem nothwendig alle diese bei einem
                              solchen Verfahren zugerundet und abgestumpft werden muͤssen. Es scheint
                              nicht, daß alle die vielen verschiedenen Materialien, deren hier als Zusaͤze
                              zu den Stahlarbeiten im Polircylinder Erwaͤhnung geschah, auf einmal
                              angewendet werden sollen; wir vermuthen im Gegentheile, daß in der
                              Patent-Erklaͤrung diese verschiedenen Koͤrper nur deßwegen
                              aufgezahlt wurden, um bald diesen bald jenen einzeln zu waͤhlen, und daß sie
                              hier im Auszuge alle zusammengeworfen wurden.