| Titel: | Ueber Kochsalz, nebst einem Berichte über die Salzquellen in den Vereinigten Staaten. Von G. W. Carpenter zu Philadelphia. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LXVII., S. 199 | 
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                        LXVII.
                        Ueber Kochsalz, nebst einem Berichte uͤber
                           die Salzquellen in den Vereinigten Staaten. Von G. W. Carpenter zu Philadelphia.
                        Aus 
                           Silliman's American Journal. Bd. XV. S.
                              1.
                        (Im Auszuge.)
                        Carpenter, uͤber Kochsalz.
                        
                     
                        
                           Salz kommt in ungeheueren Lagern theils an der Oberflaͤche, theils in
                              maͤchtiger Tiefe unter der Erde vor. Man fand es in Gegenden, die bedeutend
                              hoch uͤber der Meeresflache gelegen sind, und in einigen Faͤllen
                              bildet es selbst Gebirge von bedeutender Hoͤhe. Das groͤßte Salzlager
                              des gesammten Erdballes ist aber der Ocean selbst: beinahe der dritte Theil seiner
                              ganzen Wasserschwere ist Kochsalz, nebst salzsaurer Kalk- und Bittererde und
                              schwefelsaurem Natron. Nach La Place ist die mittlere
                              Tiefe des Weltmeeres zehn englische Meilen. Wenn alles Meerwasser
                              verduͤnstete, so wuͤrde dasselbe ein Salzlager von 700 Fuß Dike
                              bilden: eine Salzmasse, die hinreichen wuͤrde um alles Land, das bis auf den
                              heutigen Tag uͤber dem Erdballe troken gelegt wurde, zwei tausend Fuß hoch
                              mit Kochsalz zu bedeken. Da nun der Ocean einst den ganzen Erdball bedekte, so
                              laͤßt sich die Menge Steinsalzes leicht erklaͤren, die man hier und da
                              auf demselben gegenwaͤrtig findet. Die Menge Salzes, die im Meerwasser
                              vorkommt, ist, einige Ausnahmen abgerechnet, unter allen Breitegraden beinahe
                              dieselbe. Das baltische Meer oder die Ostsee ist weniger salzig, als das Weltmeer,
                              und haͤlt, wenn Ostwind weht, nur 1/168 salziger Stoffe, waͤhrend,
                              nach Gay-Lussac, das Wasser des todten Meeres in Palaͤstina in 100
                              Theilen Wasser 15,3 salzsaure Bittererde, 6,9 salzsaures Natron, und 4,0 salzsauren
                              Kalk enthaͤlt. Nach Romé de l'Isle's
                              Crystallographie S. 375. haͤlt das Salzwasser der Ostsee 1/64 seines
                              Gewichtes Salz; das Meerwasser im Canale zwischen England und den Niederlanden 1/32,
                              an den Kuͤsten voll Spanien zwei Loth im Pfunde, zwischen den Wendekreisen
                              aber 3 und selbst 4 Loth, oder ein Achtel des ganzen Gewichtes des Wassers. Hieraus
                              erhellt der große Vortheil des Frieren-Lassens des Seewassers in
                              noͤrdlichen Gegenden um Salz aus demselben sieden zu koͤnnen.Dr. Schultes hat dieß
                                    in seinen Briefen uͤber das
                                       oͤsterreichische Salzkammergut, 2. Th. 8. Tuͤbingen
                                    1810 deutlich erwiesen, und man hat ihn hieruͤber ausgelacht. A. d.
                                    Ue.
                              
                           
                           Steinsalz findet sich in Amerika in den Cordilleren so wie in Savoyen so hoch
                              uͤber dem Meere, daß es beinahe an der Schneegraͤnze zu liegen
                              kommt.Auch das Salzbergwerk zu Berchtesgaden ist kaum 3 Stunden von der sogenannten
                                    Eiscapelle, die kaum 100 Klafter hoͤher liegt als dieses
                                    Bergwerk.A. d. Ue.
                              
                           Salzquellen finden sich in beinahe allen Laͤndern von Europa; in Frankreich in
                              Lothringen, Elsaß, in der Franche-Comté und in der Gascogne; in
                              Deutschland in der Rheinpfalz, in Hessen, im Luͤneburgischen, zu Halle;Auch in Alt-Bayern, zu Reichenhall; in Oesterreich in Steyermark,
                                    Galicien, Ungarn.A. d. Ue. in Schweden in Ostrogothland und Westmanland etc. Die Salzquellen zu
                              Droitwich (Worcestershire) in England liefern jaͤhrlich allein 16,000 Tonnen
                              Salz (die Tonne zu 20 Ztr.) und Northwitch in Cheshire gibt jaͤhrlich 156,000
                              Tonnen Steinsalz. Frankreich hat kein Steinsalz,In Amerika ist also die Entdekung des großen Steinsalzlagers in Frankreich
                                    noch unbekannt.A. d. Ue. so wie Schweden und Norwegen, waͤhrend dieses Salz sich in Asien,
                              Afrika und Amerika haͤufig findet.
                           Die beruͤhmtesten Salzbergwerke Europens sind jene zu Cardona in Spanien und
                              zu Wieliczka (hier falsch Weleiska geschrieben) in Galicien. Ersteres ist eine
                              ungeheuere Salzmasse, die wahrscheinlich einst den Boden eines See's bildete. In
                              dieser Salzmasse bildete das Wasser ein Thal, und ließ mehrere einzelne Salzberge
                              stehen, die wahrscheinlich haͤrter waren, als die uͤbrigen Theile. Zu
                              beiden Seiten der Karpathen befindet sich in einer Streke von 600 englischen Meilen
                              ein ungeheueres Salzlager, das sich von WieliczkaUeber die Salinen zu Wieliczka, Bochnia und die
                                    Salzwerke in Galizien uͤberhaupt hat Dr.
                                    Schultes in Gehlen's
                                       Journal fuͤr Chemie, Jahrgang 1807–8 die bisher
                                    vollstaͤndigsten Nachrichten geliefert. Hr. Carpenter scheint die Salzlager, die sich in der
                                    europaͤischen Alpenkette von Bex
                                    uͤber Hall, Berchtesgaden, Hallein,
                                       Hallstadt, Ischl, Aussee, Admond bis M.
                                    Zell hin erstreken, nicht zu kennen.A. d. Ue. bis in die Moldau erstrekt. Steinsalz und Salzquellen finden sich meistens
                              am Fuße ausgedehnter Bergruͤken, so daß sich vermuthen laͤßt, daß
                              diese Gebirge einst Daͤmme von Salzseen gewesen sind. In Afrika finden sich
                              einige Salzseen die auf Lagern von Steinsalz ruhen, und diese Lager wurden
                              wahrscheinlich durch Verdampfung des daruͤber befindlichen Wassers gebildet.
                              Um Algier troknen die Salzseen im Sommer aus, und lassen ungeheuere Massen
                              Steinsalzes auf dem Boden liegen.
                           Der See Yelta jenseits der Wolga versieht ganz Rußland mit
                              Salz.Rußland kaufte noch im J. 1807 Salz von Oesterreich, und Oesterreich wurde
                                    bei diesem Handel von seinen Salzschreibern auf die himmelschreiendste Weise
                                    betrogen.A. d. Ue.
                              
                           Kochsalz kommt gewoͤhnlich in der Naͤhe von Thonlagern vor, die haͤufig mit
                              Salzlagern abwechseln. Sand, Sandstein und dichter und bituminoͤser Kalkstein
                              begleiten gewoͤhnlich die Salzlager. Die innigste Gesellschaft hat aber
                              zwischen Kochsalz und Gyps Statt, auf welchem die Salzlager gewoͤhnlich
                              ruhen, und mit welchem sie zuweilen selbst abwechseln. Das regelmaͤßige
                              Vorkommen der Schwefelsaͤure neben der Salzsaͤure ist eine
                              interessante Thatsache, welche, wenn die Chemie und Geologie weiter fortgeschritten
                              seyn wird, die Bildung des Kochsalzes und des Gypses vielleicht wird
                              erklaͤren helfen.Dr. Schultes hat
                                    hierauf schon vor 20 Jahren aufmerksam gemacht, und in seinen Nachrichten
                                    uͤber die oberoͤsterreichischen und galicischen Salzwerke
                                    gezeigt, daß nicht bloß Gyps, sondern auch Schwefel und Steinkohlen immer in der
                                    Naͤhe von Salzlagern vorkommen, und selbst Steinoͤhl; lezteres
                                    zuweilen, wie in dem oͤstlichen Theile von Galicien und in der
                                    Moldau, noch mehr in Asien aber in großer Menge. A. d. Ue.
                              
                           In den Vereinigten Staaten Nordamerika's kommen Salzquellen sehr haͤufig vor.
                              Sie stroͤmen zuweilen von selbst aus, werden aber gewoͤhnlich durch
                              Abteufung von Brunnen in Gegenden, wo man weiß, daß Salz vorkommt, wie in gewissen
                              Suͤmpfen und Salzleken, zu Gut gebracht.
                           Das Land am Arkansas-Strome liefert einiges Salz;
                              dieses weicht indessen in seinem Vorkommen dadurch von dem Salze anderer Gegenden
                              Nordamerika's ab, daß es in Suͤmpfen vorkommt, und Wiesengruͤnde und
                              Ebenen mit Salzrinde uͤberzieht. Im Arkansas-Lande erhaͤlt man
                              kein Salz durch Bohren auf Salzquellen, wodurch man gewoͤhnlich in anderen
                              Gegenden Nordamerika's Salz erhaͤlt.
                           Im Lande Missouri sind viele Salzquellen, deren
                              Benuͤzung aber theils verschoben, theils gaͤnzlich aufgegeben wurde,
                              weil der Preis des Salzes jezt zu niedrig steht. Die Hauptquelle, die jezt im
                              Umtriebe steht, ist jene zu Boon's Lick.
                           Im Wabash-Lande gibt es gegenwaͤrtig keine
                              Salzwerke, die im Gange waͤren. Zu Tohota, einem
                              Flusse, der in den Wabash faͤllt, ist ein Salzwerk im Umtriebe. Zu Sciota sind Salzwerke gegenwaͤrtig im Gange,
                              erzeugen aber, verhaͤltnißmaͤßig, nur wenig. Am Tennessee sind verhaͤltnißmaͤßig keine Salzwerke, aber am
                              Holston, der sich in den Tennessee ergießt, kommen
                              reichlich Salzquellen vor, die sich in der Naͤhe von Abingdon, Virginia, befinden, und unter dem Namen King's und Preston's Salzwerke bekannt sind.
                              Diese Quellen liefern eine bedeutende Menge Salzes, die, an den Salzwerken selbst,
                              um Einen Thaler das Bushel (0,5734 Wienermezen)Der Wienermezen haͤlt 614,9279 Deciliter nach Vega; und Ein Deciliter ist, nach eben demselben, = 5,470847
                                    Kubikzoll. A. d. Ue. verkauft wird. Die King's Quellen haben, im
                              fuͤnfjaͤhrigen Pachte, eine Jahresrente von 60,000 Dollars gegeben.
                              Preston's Salzwerk, das sehr ergiebig war, ist durch
                              eine eingedrungene Suͤßwasserquelle, weit weniger eintraͤglich
                              geworden.
                           Kentucky besizt eine Menge Salzwerke. An den
                              Fluͤssen Big und Little
                                 Sandy sind Salzwerke im Gange, die nur eine schwache Sohle besizen und im
                              Abnehmen sind, weil der Salzpreis bis auf 50 Cents (1/2 Dollar) fuͤr das
                              Bushel sank. Am Green-River sind viele Salzwerke,
                              die sehr eintraͤglich sind, und bei ihrem bluͤhenden Zustande noch
                              immer hoͤheren Aufschwung versprechen. Sie sind die ausgedehntesten in diesem
                              Staate, und liefern das Bushel Salz zu 50 Cents oder einen halben Thaler. Am Goose-Creek, gleichfalls einem Nebenzweige des
                              Kentucky-River, sind sehr große Salzwerke, die, zugleich mit den Quellen am
                              Green-River, unerschoͤpfliche Mengen von Salz liefern koͤnnten.
                              Das Salz kostet an denselben 50 Cents das Bushel.
                           Am Ohio sind viele Salzwerke, aber im Verfalle, wegen der
                              niedrigen Salzpreise. Die vorzuͤglichsten, die gegenwaͤrtig im Gange
                              sind, sind am Sciota, Muskingum und Yellow-Creek. Der Salzpreis an diesen Salinen ist 50 Cents das
                              Bushel.
                           Am Saline-River bei Shawneetown, im Illinois, sind große Salzwerke, die ehevor den Vereinigten
                              Staaten, jezt aber diesem Staate selbst, angehoͤren. Der Salzpreis an diesen
                              Salinen ist 50 Cents das Bushel.
                           In Virginien sind sehr ausgedehnte Salinen am Great-Kanawha. Die Menge Salzes, die daselbst
                              jaͤhrlich erzeugt wird, betraͤgt beinahe Eine Million Bushels und kann
                              auf jede beliebige Menge erhoͤht werden. Hr. Professor Cleaveland sagt in der lezten Ausgabe seiner Mineralogie, daß die gesammte
                              jaͤhrliche Salzerzeugung der Vereinigten Staaten Eine Million Bushels
                              betraͤgt. Daß diese Angabe viel zu gering ist, erhellt aus dem Umstande
                              allein schon, daß die Kanawha-Salzwerke fuͤr sich jaͤhrlich
                              diese Summe liefern. Die Sohle dieser Salzwerke ist, nach Drs. Putney sorgfaͤltiger Analyse, sehr
                              stark: 65 bis 70 GallonsEin Gallon = 10 Pfd. destillirten Wassers. A. d. Ue. gehen Ein Bushel Salz. Der Preis des Salzes an dieser Saline ist zwischen 20
                              und 25 Cents, je nachdem man mehr oder weniger Salz nimmt. Man erhaͤlt hier
                              Salzquellen durch Bohren, und bohrt 3–500 Fuß tief. Es entwikeln sich bei
                              dieser Gelegenheit zuweilen große Mengen brennbaren Gases unter furchtbarem
                              Laͤrmen und mit gewaltiger Heftigkeit, so daß die Arbeiten mehrere Tage lang
                              ausgesezt werden muͤssen. Dieses Salzwerk und jenes am Holston bei Abingdon sind die zwei einzigen
                              stark betriebenen Salinen in Virginien, und versehen, zugleich mit den Salzwerken am Kiskiminicus, einem Flusse der sich in den Alleghany
                              ergießt, die westlichen Staaten Nordamerika's.Vergl. die in den Miszellen des Polytechn. Journ.
                                    Bd. XXXVII. S. 109. mitgetheilte
                                    Notiz uͤber die Salzquellen in China, wo dasselbe Phaͤnomen
                                    Statt hat. A. d. Ue.
                              
                           Die Salzwerke am Kiskiminicus bei Pittsburg sind die groͤßten im Staate Pennsylvanien. Der Salzpreis
                              an denselben ist zwischen 20 und 25 Cents das Bushel. Es gibt mehrere Salinen in der
                              Naͤhe von Pittsburg, die aber alle, verhaͤltnißmaͤßig, klein
                              sind. Die Sohle der Salzwerke am Kanawha und zu Pittsburg wird mit Steinkohlen versotten; alle
                              uͤbrigen Salzwerke der Vereinigten Staaten brennen aber Holz, wodurch die
                              Auslagen jaͤhrlich groͤßer und der Ertrag folglich geringer wird.
                              Mehrere Salzwerke mußten aus diesem Grunde bereits aufgegeben werden, und Kanawha
                              und Pittsburg erbluͤhen jaͤhrlich mehr, obschon sie das Bushel Salz um
                              20–25 (1/4 Krone) geben, waͤhrend andere Salinen, die dasselbe um 50
                              Cts. (eine halbe Krone, 1/2 Dollar) liefern, schnell zu Grunde gehen.
                           Der Staat von New-York hat viele Salzquellen, von
                              welchen einige sehr ergiebig sind. Die besten befinden sich in der Naͤhe des
                              Canales, der den Hudson mit dem Erie verbindet. Man erzeugt dort das Salz durch bloße freie
                              Verduͤnstung der Sohle in der Sonne, und waͤrmt die Sohle in
                              hoͤlzernen Gefaͤßen mittelst Dampfes, den man in Roͤhren durch
                              dieselben durchziehen laͤßt.
                           Auch in Alabama hat man neuerlich Salz entdekt. Die
                              Salzwerke sind erst im Entstehen, werden sich aber in kurzer Zeit erweitern und
                              vergroͤßern.
                           In North-Carolina bereitet man Salz aus dem
                              Seewasser, das man an der Sonne verduͤnsten laͤßt. Dieses Seesalzwerk
                              befindet sich in der Naͤhe einer großen Fischerei, der es sehr wohl zu
                              Statten kommt, und wird auf die bei Seesalzwerken gewoͤhnliche Weise
                              betrieben.
                           Beinahe alles Salz in den Vereinigten Staaten wird aus Salzquellen, die man durch
                              Bohren erhaͤlt, gewonnen, und die Sohle wird durch Hize verdampft. Die
                              Mutterlauge (bittern), die eine gesaͤttigte Aufloͤsung von salzsaurem
                              Kalke und salzsaurer Bittererde ist, laͤßt man weglaufen, obschon man
                              Bittersalz und Bittererde daraus bereiten koͤnnte.Dieß geschieht auch auf unseren europaͤischen Salinen, die großen
                                    Theils unter der Leitung unwissender Salzschreiber stehen. Man kann weit
                                    brauchbarere Dinge aus dieser Mutterlauge verfertigen, als Bittersalz und
                                    Bittererde: das Schreibervoͤlklein wird aber nie zugeben, daß dieses
                                    geschieht, weil Rescriptmaͤßig Niemand etwas vom Salzsieden verstehen
                                    darf, als sie. A. d. Ue. Man versichert, daß diese Mutterlauge sehr nachtheilig auf die Thiere wirkt, und daß
                              Kuͤhe und Pferde durch kleine Quantitaͤten derselben oͤfters
                              getoͤdtet werden,Der sogenannte Pfannenstein, den man auf europaͤischen Salinen
                                    gewoͤhnlich als Viehleke verkauft, enthaͤlt oͤfters
                                    nicht unbedeutende Quantitaͤten salzsauren Kalk und salzsaure
                                    Bittererde, die an demselben immer efflorescirt. Mehrere Landwirthe in
                                    Europa haben gleichfalls nachtheilige Wirkungen von diesem Pfannensteine
                                    beobachtet, und den Gebrauch desselben gaͤnzlich aufgegeben.A. d. Ue. wenn sie sie ausgewittert leken.
                           Wir verbinden mit diesem Aufsaze die
                           
                        
                           Notiz uͤber die Salzquellen und Salzsiedereien zu
                              Salina, Syracuse etc., im Staate New-York, von Hrn. Steph. Smith, Inspector
                              zu Salina,
                           in derselben Zeitschrift S. 6.
                           In dem Staͤdtchen Salina im Staate New-York,
                              beinahe in gleicher Entfernung von Albany am
                              Hudson's-Flusse und von Buffalo am
                              Nordost-Ende des Erie-See's, befinden sich die groͤßten
                              Salzwerke der Vereinigten Staaten. Die ersten Europaͤer, die sich daselbst
                              niederließen, lernten diese Quellen von den Ureinwohnern kennen, welche dieselben
                              wahrscheinlich schon Jahrhunderte vor der Entdekung Amerikas benuͤzten.
                           Einer der aͤltesten Colonisten im Onondago-Lande erzaͤhlte Hrn.
                              Smith, daß, wenn er vor 40 Jahren seine Familie mit
                              Salz versehen wollte, ein Indianer ihn auf einem kleinen Bothe ein Fluͤßchen
                              hinab in den Onondago-See fuͤhrte, an dessen Ufer sie einige Zeit
                              hinfuhren, und dann an einem Bache einige Klafter weit hinaufgingen (am heutigen
                              Mudcreek), wo die Salzquelle fuͤnf Fuß tief unter der Oberflaͤche des
                              Wassers entsprang. Hier tauchten sie ein eisernes Gefaͤß unter, und, nachdem
                              dieses sich in der Tiefe mit der schwereren Fluͤssigkeit gefuͤllt
                              hatte, zogen sie es rasch herauf, und sotten die auf diese Weise geschoͤpfte
                              Sohle an Ort und Stelle ein, ohne auf die beigemengten Unreinigkeiten zu achten.
                              Seit dieser Zeit wurden an verschiedenen anderen und beinahe entgegengesezten
                              Punkten der Ufer dieses See's mehrere andere Quellen entdekt, und Brunnen
                              fuͤr die Salzwerke in den Doͤrfern Liverpool,
                                 Salina, Syracus und Geddesburgh abgeteuft. Diese
                              Brunnen waren nicht 16 Fuß tief, aber die Sohle, die sie lieferten, war in Hinsicht
                              auf Staͤrke nach der verschiedenen Jahreszeit sehr verschieden, und gab
                              Unterschiede von 15, 20 und zuweilen 30 p. C.
                           Bis zum Jahre 1822 wurde die Sohle durch Menschenhand gepumpt. Nun erst errichtete
                              man eine hydraulische Maschine, die in Einer Stunde 15–20,000 Gallons auf 70
                              Fuß Hoͤhe zu heben vermochte. Dadurch erhielt man nicht bloß staͤrkeren Zufluß der Sohle,
                              sondern auch eine um 20 bis 25 p. C. staͤrkere Sohle; eine Sohle, die
                              13° an Beaumé's Araͤometer zeigte, an welchem 22° der
                              Saͤttigungspunkt ist. Auf diesem Grade steht sie, mit geringen Abweichungen,
                              bis auf den heutigen Tag.
                           Im Verlaufe der lezten acht Jahre hat ein Salzsieder, unter besonders
                              beguͤnstigenden Verordnungen von Seite des Staates, vergebens auf Steinsalz
                              gebohrt; gluͤklicher fielen in den lezten 18 Monaten die Bohrversuche auf
                              Salzquellen aus: man fand reichlichere und staͤrkere Sohle. An einer Stelle
                              zu Syracus bohrte man 250 Fuß tiefWir werden wenige Stellen in Europa aufzuweisen haben, wo man so tief bohrte.
                                    A. d. Ue. (80 Fuß tiefer, als die hoͤchste Tiefe im Onondago-See) fast
                              immer durch erhaͤrteten Thon; allein, zulezt stieß man auf so hartes Gestein,
                              daß man alle weitere Versuche aufgab. An einer anderen Stelle erhielt man Anfangs
                              eine schwache Sohle, mußte aber, nachdem man 50 Fuß tief gekommen war, die Arbeit
                              liegen lassen, indem man die Roͤhre durch das Lager von Geroͤlle, auf
                              welches man gekommen war, nicht durchzufuͤhren vermochte.
                           Ungefaͤhr eine (engl.) Meile vom suͤdlichen Ende des See's, am Ufer des
                              Onondago-Creek (des oben erwaͤhnten kleinen Baches) teufte man durch
                              ein aͤhnliches Steingeroͤlle, wie jenes, von welchem oben die Rede
                              war, einen Brunnen von 30 Fuß Tiefe ab, und gab denselben drei Jahre lang
                              uͤber gaͤnzlich auf. Im vorigen Sommer senkte man eine Roͤhre
                              durch den Boden desselben bis auf eine Tiefe von 50 Fuß, und kam in ein Lager rein
                              gewaschenen groben Sandes, dessen Maͤchtigkeit man bis zur Stunde noch nicht
                              kennen gelernt hat. Der Salzgehalt nahm mit zunehmender Tiefe zu, und jezt
                              haͤlt die Sohle in einer Tiefe von 80 Fuß zwei und zwanzig Unzen Salzes in 10
                              Gallons Wasser. Die Quelle gibt, wenn das Wasser in dem Brunnen vorlaͤufig um
                              8 Fuß ausgepumpt wurde, in welcher Tiefe der obere Theil der eingesenkten
                              Roͤhre offen steht, 100 Gallons in einer Minute, und, wenn man nicht pumpt,
                              steigt es allmaͤhlich bis an die Oberflaͤche der Erde, und fließt an
                              derselben in einem kleinen Strahle ab.
                           Zu Geddesburgh und Green Point
                              am gegenuͤberstehenden Ufer des See's bohrte man in bedeutende Tiefen, jedoch
                              nicht uͤber 80 Fuß, und kam auf andere Sohlenadern, die an diesen Oertern und
                              zu Liverpool reichlich benuͤzt werden.
                           Drei große metallne Pumpen, die von dem Ueberwasser des Erie-Canales getrieben
                              werden, und eine, die von einer kleinen Dampfmaschine in Thaͤtigkeit gesezt
                              wird, heben die Sohle aus den Brunnen in die Behaͤlter, aus welchen sie durch
                              hoͤlzerne Roͤhren zu jedem Salzwerke geleitet wird.
                           Man hat eine Menge von Planen und Versuchen, sogenannten Verbesserungen (Improvements), bei diesen Salzwerken unternommen und
                              sezt dieselben noch fort: indessen zerfallen alle bisherigen Salzwerke, die jezt im
                              bluͤhenderen Gange sind, in sogenannte Blokwerke
                              (Blocks), Sonnenwerke
                              (Solar-Works), und Dampfwerke (Steam-Works).
                           Die Blokwerke, die am haͤufigsten gebraucht werden,
                              sind mit Potaschekesseln eingerichtet, deren jeder zwischen 80 und 120 Gallons faßt.
                              Diese Kessel sind in zwei parallelen Reihen, acht bis zwanzig in Einer Reihe,
                              eingemauert, so daß Ein Blokwerk (a Block) 16 bis 40
                              Kessel haͤlt. Unter jedem dieser Kessel sind besondere Canaͤle zum
                              Durchzuge der Hize: an einem Ende befindet sich der Herd, und an dem anderen Ende
                              tritt das Ende des Zuges einer jeden Reihe in einen gemeinschaftlichen Schornstein.
                              Das Brennmaterial ist Holz von der in den Waͤldern dieser Gegend
                              gewoͤhnlich vorkommenden Art, wie Buche, Ahorn, Ulme, canadische Fichte,
                              Linde etc. Die Klafter (Cord) von diesen Holzarten
                              kostete, in den lezten sechs Jahren, zwischen 75 Cents bis auf Einen Dollar 25 Cents
                              vor den Kessel geliefert.
                           Waͤhrend des Abdampfens des Wassers bis zum Saͤttigungspunkte der
                              Kochsalzaufloͤsung sezt sich ein Theil der der schwefel- und
                              kohlensaure von Eisen gefaͤrbte Kalk, in Loͤffeln nieder, und wird
                              herausgenommen, und die Verdampfung der Sohle wird fortgesezt, bis nur wenig voll
                              derselben mehr uͤbrig bleibt. Man nimmt nun das Salz, welches schoͤn
                              weiß und feinkoͤrnig ist, in Koͤrbchen heraus, laͤßt die Sohle
                              ablaufen, und bringt es bei Seite. Die Kessel werden neuerdings mit Sohle
                              gefuͤllt, und die Arbeit wird wieder von vorne begonnen. Die Kessel
                              beschlagen sich an ihrer inneren Seite sehr fest mit einer Rinde aus erdigen
                              Bestandtheilen und Salz, die fleißig abgenommen werden muß, damit der Kessel nicht
                              anbrennt und Risse bekommt.
                           Der Groͤße oder vielmehr der Menge der Erzeugung nach kommen nun die Sonnenwerke am Erie-See. Man hat hier
                              hoͤlzerne Gefaͤße, die auf einer Menge kleiner in die Erde
                              eingetriebener Pfosten horizontal ruhen. Diese Pfosten sind, nach den Unebenheiten
                              des Bodens, bald lang, bald kurz: zuweilen 10 Fuß hoch, zuweilen kaum uͤber
                              den Boden emporragend; die bequemste Hoͤhe ist 18 bis 36 Zoll von der Erde.
                              Die Weite dieser Gefaͤße ist 18 1/2, Fuß; ihre Tiefe 6 bis 15 Zoll, ihre
                              Laͤnge 80 bis 640 Fuß. Ueber denselben sind leichte Daͤcher angebracht, deren jedes 16 Fuß
                              lang ist: diese Daͤcher laufen auf Walzen in hoͤlzernen ebenen Falzen,
                              so daß sie leicht von einem Arbeiter hin und her geschoben werden koͤnnen.
                              Die Sohle kommt nun aus den Behaͤltern zuerst in die tiefsten Gefaͤße,
                              in welchen viel Eisenoxyd oder Farbestoff abgesezt wird, welches in Form eines
                              duͤnnen Haͤutchens zum Vorscheine kommt, sobald die Temperatur, die
                              bei den Brunnen 50° F. ist (+ 8° R.), durch die Einwirkung der Sonne
                              oder durch die Waͤrme der Atmosphaͤre etwas erhoͤht wird. Aus
                              diesen Gefaͤßen gelangt sie durch Roͤhren in seichtere Gefaͤße,
                              die nicht uͤber 6 Zoll tief sind, sinkt in denselben noch tiefer und bleibt
                              darin so lang, bis sie durch weitere Verduͤnstung und Concentration, und
                              durch Niederschlagung des schwefelsauren und kohlensauren Kalkes, zur weiteren
                              Krystallisation des Salzes, welches sich bereits an der Oberflaͤche zu
                              krystallisiren beginnt, tauglich und hinlaͤnglich rein geworden ist. Nun
                              kommt die Sohle, welche die Unreinigkeiten abgesezt hat und
                              zuruͤklaͤßt, in noch niedrigere und seichtere Gefaͤße, die sehr
                              rein gehalten werden, und in diesen krystallisirt dann das Salz mehr oder minder
                              schnell, je nachdem die Sonne hoch steht, die Luft rein und troken ist, und der Wind
                              mehr oder weniger stark weht. Da nun die Sohle durch die Krystallisation immer
                              abnimmt, und doch nothwendig immer in gehoͤriger Tiefe, gewoͤhnlich
                              nicht uͤber 5 Zoll, erhalten werden und das am Boden befindliche Salz bedeken
                              muß, wird gelegentlich und so oft es nothwendig ist, Sohle aus der zweiten
                              Gradiergefaͤß-Reihe nachgelassen.
                           Das Salz wird aus den Gefaͤßen, in welchen es sich krystallisirte, nach der
                              Bequemlichkeit der Arbeiter herausgenommen. Zuweilen laͤßt man es drei bis
                              vier Zoll hoch am Boden sich anhaͤufen, zuweilen nimmt man es weg, wenn es
                              den Boden kaum erst mit einer duͤnnen Rinde bedekt hat. Es wird in
                              Faͤsser geschaufelt, die ungefaͤhr Einen Zentner fassen, und in diesen
                              laͤßt man es einige Minuten lang ablaufen, worauf es, ohne alles weitere
                              Troknen, auf Karren in das Magazin gefahren wird.
                           Ein gut gemessenes Bushel wiegt zuweilen 74 und 85 Pfund. Je langsamer die
                              Verdampfung geschieht, desto schwerer wird das Salz. Wenn das Wetter hell, und die
                              Luft windstill ist, so daß die Sohle vollkommen ruhig steht, erreicht sie an ihrer
                              Oberflaͤche oͤfters eine Temperatur von 106° F. (+ 33°
                              R.), und am Boden des Gefaͤßes oder in der Naͤhe desselben eine
                              Temperatur von 122° F. (+ 40° R.). Das Hydrometer (oder
                              Araͤometer) zeigt, daß die oberen Schichten der Sohle schwerer sind, als die
                              unteren.
                           Die Mutterlauge, die nach der Krystallisation des Salzes uͤbrig bleibt, ist
                              eine Aufloͤsung von salzsaurer Kalk- und Bittererde, und hat einen stechenden Geschmak,
                              der ganz anders ist, als an dem Seewasser; wahrscheinlich ist nur wenig Bittererde
                              in derselben enthalten. Ich fand kaum eine Spur derselben in dieser Mutterlauge
                              (vergl. Hrn. Chilton's Resultate im VII. Bd. S. 344. des
                              Americ. Journal).
                           Man schaͤzt den Flaͤcheninhalt des Bodens, den dieses Sonnenwerk zu
                              Syracus braucht, auf 110 Tagwerke (Acres). Die Laͤnge aller Gefaͤße
                              zusammengenommen betraͤgt 13 (engl.) Meilen, und die Oberflaͤche
                              derselben, die der Verduͤnstung bloß gestellt ist, eine Million, zwei Mal
                              hundert fuͤnfzig tausend Quadratfuß. Auf dieser Flaͤche werden, ohne
                              daß man einen Span Holz verbrennt, jaͤhrlich ungefaͤhr 3500 Tonnen
                              (70,000 Ztr.) Salz erzeugt.Dr. Schultes hat in
                                    seinen obenerwaͤhnten Briefen uͤber das
                                       Salzkammergut diese Sonnenkrystallisation zuerst vorgeschlagen,
                                    vorzuͤglich mit Sohle, die durch Frost vorher concentrirt wurde. Die
                                    Salzschreiber in Europa haben ihn ausgelacht; die Amerikaner haben seine
                                    Idee ausgefuͤhrt, und lachen nun unsere europaͤischen
                                    Salzschreiber aus. Das Klima zu Syracus ist, was wohl zu bemerken ist, weit
                                    unguͤnstiger fuͤr Verdampfung, als zu Berchtesgaden oder in
                                    Oberoͤsterreich. A. d. Ue.
                              
                           Die Dampfwerke sind beinahe so, wie die Blokwerke gebaut, nur daß die Kessel gedekt sind, um den
                              Dampf zu gewinnen, der waͤhrend des Einsiedens der Sohle auf den
                              Saͤttigungspunkt entwikelt wird. Dieser Dampf verdichtet sich auf seinem
                              Durchgange durch die metallnen Roͤhren, welche in der in hoͤlzernen
                              Gefaͤßen befindlichen Sohle eingesenkt sind, und hizt hier dieselbe zum
                              zweiten Male zur Krystallisation.
                           Im J. 1797, vor welchem Jahre diese Salzwerke, die zeither sehr vergroͤßert
                              wurden, anfingen zu arbeiten, sanctionirte der Staat von New-York einige der
                              fruͤhesten Geseze uͤber das Salzwesen. Im vorigen Jahre wurden in dem
                              Staͤdtchen Salina ungefaͤhr 30,000 Tonnen
                              (600,000 Ztr.) erzeugt, oder 1',200,000 Bushels. Der Preis des Salzes am Salzwerke
                              war, ohne die kleine Taxe, 12 1/2 Cents pr. Bushels à 56 Pfd.Ein Cent ist 1,62 kr. 56 Pfd. Salz kosten also in
                                    N. A. 20,250 kr., oder der Ztr. 40 1/2 kr. A. d. Ue. Man pakt es gewoͤhnlich in Faͤsser, die 5 Bushel halten,
                              welche gewogen und gebrannt werden, ehe sie verkauft werden duͤrfen.
                           Eine „Nachricht uͤber die Salzquellen zu Salina von L. G. Beck, M. D.,“ im New-York Medical and Physical Journal, Bd. XIII., enthaͤlt
                              Analysen der Sohle, des Salzes und der Unreinigkeiten nebst geologischen
                              Notizen.
                           In Hinsicht auf die Salzigkeit des Wassers am Grunde des Onondago-See's
                              (gewoͤhnlich Salz-See, Salt Lake genannt) scheint Hr. Dr. Beck falsch berichtet worden zu seyn: nach
                              einem Versuche mit einer Flasche, die man auf dieselbe Weise, deren er
                              erwaͤhnt, auf den
                              Grund des See's 150 Fuß tief hinabließ, zog man bloß frisches Wasser herauf. Nach
                              seiner Analyse, in welcher jedoch das Eisen weggelassen ist, das offenbar in jeder
                              in der Naͤhe dieser Salzquellen entspringenden Sohle vorhanden ist,
                              enthaͤlt die Sohle zu Salina:
                               1,79 kohlensauren Kalk,
                               4,20 schwefelsauren Kalk,
                               3,48 salzsauren Kalk,
                               2,57 salzsaure Bittererde,
                           143,50 salzsaures Natron.
                           ––––––––
                           155,54. Verlust 0,46.
                           Man hat sehr oft aus verschiedenen dieser Salzquellen Sohle geschoͤpft, ehe
                              sie mit den eisernen Pumpen in Beruͤhrung kam, und gefunden, daß, wenn man
                              mit einem Stuͤk Glase Gallaͤpfel in die Sohle schabte, diese bald
                              darauf aus ihrem wasserhellen Zustande in ein Purpurroth uͤberging, das bald
                              darauf gruͤn, endlich rothbraun wurde, und, nachdem es zwei oder drei Wochen
                              lang gestanden ist, einen braunen Niederschlag bildete, der den Boden der
                              Glaͤser bedekte, in welchen man den Versuch anstellte.
                           Blasen von kohlensaurem Gase entweichen ununterbrochen und in großer Menge aus diesen
                              Salzquellen.
                           ––––––––
                           Hr. Silliman bemerkt, daß, da man haͤufig eine
                              Pflanze um Salina wachsen sieht, welche in den
                              Suͤmpfen am Meere vorkommt (Salicornia), er
                              wuͤnschte, daß Hr. Smith Versuche auf Jodine
                              anstellen moͤchte, wovon man weder durch Schwefelsaͤure noch durch
                              Staͤrkmehl in der Mutterlauge auch nicht eine Spur fand.Vielleicht haͤtte sie sich gezeigt, wenn man die Mutterlauge mit
                                    Staͤrkmehl vermischt und sodann etwas Chlorwasser zugesezt
                                    haͤtte. A. d. R. Hr. Smith antwortete hierauf:
                           
                              „Ich habe die von Ihnen verlangten Versuche wiederholt mit der Salicornia angestellt, und zwar mit einem halben
                                 Peck (1/8 Bushel) Asche von derselben. Ich erhielt bloß salzsaures Natron aus
                                 derselben, ohne alle Jodine.“
                              
                                 
                                 Die Salicornia und mehrere andere
                                    Seestrandsgewaͤchse wachsen auch in der Naͤhe der Salinen
                                    mitten in dem festen Lande Europens. Die Jodine, die man in den Mutterlaugen
                                    mehrerer Salzwerke in dem festen Lande Europens und auf der großen
                                    westlichen Insel (England) findet, scheint ganz anderen Ursprunges, und
                                    vielleicht von Tang- und Polypenarten abzuhaͤngen: man
                                    entdekte sie ja zuerst im Tange und im Badeschwamme. A. d. Ue.
                                 
                              
                           ––––––––
                           Aus obigem Berichte uͤber die vorzuͤglichsten nordamerikanischen
                              Salzwerke erhellt:
                           1) daß man an keiner Saline in N. Amerika so einfaͤltig ist, wie in Europa,
                              Salz in einem ehernen Meere zu sieden, unter einer Pfanne, die ein halbes Tagwerk Wald
                              braucht um warm zu werden. Man siedet dort in kleinen Pfannen, die gemeinschaftlich
                              geheizt werden; man benuͤzt den Dampf zur Heizung der krystallisirbaren
                              Sohle; man erzeugt endlich in dem feuchten und neblichten N. Amerika mit
                              Sonnenstrahl und Luftstroͤmung schoͤneres, reineres,
                              gesuͤnderes und wohlfeileres Salz, als bei uns. Das Beispiel der Amerikaner
                              wird indessen eben so wenig unsere Salzschreiber belehren und bekehren, als die
                              Lehren des ehemaligen Salinendirectors in Ober-Oesterreich, Lenoble v. Edlersberg,
                              unsterblichen Andenkens; die Schriften des Dr. Schultes, und die lauten Klagen so vieler
                              wuͤrdiger Sudmeister oder Pfannhausverwalter, deren Erfahrungen und
                              Rathschlaͤge von unwissenden Schreibern auf den Ministerialbaͤnken mit
                              Undank zuruͤkgewiesen werden. Der Himmel war vor einigen Jahren so
                              guͤtig, an einer großen deutschen Saline ein Pfannhaus zum Wohle des Landes
                              niederbrennen zu lassen; das ganze Land erwartete, daß nun eine den Fortschritten
                              der Chemie und der Pyrotechnik unserer Zeit gemaͤße
                              Salzkrystallisationsanstalt an die Stelle des alten ehernen Meeres treten
                              wuͤrde: vergebens; das neue Pfannhaus ward eben so einfaͤltig und
                              ungeschikt von dem Oberschreiber, der dieser Saline vorstand, wieder aufgebaut, als
                              es vor 3 Jahrhunderten zum ersten Male erbaut wurde. Dieß sind die Fortschritte in
                              der Salzsiederei mitten in Europa.
                           2) daß in Amerika, so wie in England, die Salzsiederei gaͤnzlich den Privaten
                              uͤberlassen ist, und daß dadurch eines der wichtigsten Beduͤrfnisse
                              fuͤr Feld- und Gartenbau und fuͤr eine Menge von Gewerben um
                              Preise zu haben ist, bei welchen der Gebrauch desselben allein moͤglich wird,
                              was in Europa (auf dem festen Lande wenigstens, denn in England ist die Salzsteuer
                              unter der Regierung des gegenwaͤrtigen Koͤniges aufgehoben worden)
                              nicht der Fall ist. Wenn der Zentner Salz in dem bevoͤlkertsten Staate von N.
                              Amerika, in New-York, um 41 kr. (1/4 Dollar) zu haben ist, so ist dieß, da
                              alles in N. Amerika drei Mal theurer ist, als in der Mitte Europens, eben so viel,
                              als wenn er bei uns 20 kr. kosten wuͤrde, und um diesen Preis kann kein Staat
                              in Europa den Ztr. Salz liefern, da ihm der Erzeugungspreis desselben selbst
                              hoͤher zu stehen kommt. Dieser hoͤhere Erzeugungspreis ruͤhrt
                              aber lediglich von der verkehrten Methode her, die man im Berge, beim Sude und bei
                              dem Verschleiße befolgt. Es ist eine laͤngst bekannte Thatsache, daß Alles,
                              was der Staat selbst erzeugt und verwaltet, ihm wenigstens drei Mal hoͤher zu
                              stehen kommt, als dem Privatmann. „Das Schreiberheer
                                    macht die Kasse leer“ sagte ein alter Hofnarr, und die
                              Schreiber haben ihm seine Pension gestrichen, als der Fuͤrst starb, dem er
                              die Wahrheit sagte. Wuͤrde der Staat seine Mineurs, die im Frieden
                              unbeschaͤftigt, umsonst das Brot essen, und dasjenige vergessen, was sie im Kriege brauchen,
                              ihre wichtige Kunst auch im Frieden in den Bergwerken uͤben lassen, so
                              waͤre das ganze Heer von armen Knappen, die ungeachtet ihrer harten Arbeit
                              halb verhungern muͤssen, erspart. Wuͤrde man diesen armen Knappen, die
                              jezt im Gebirge in ihren Freie stunden einen Feldbau treiben, dessen Ernte beinahe
                              in jedem dritten oder vierten Jahre unter Schnee begraben wird, wuͤste
                              unbebaute Gruͤnde im Lande zur Urbarmachung schenken, und die Abhaͤnge
                              der Felsen, die sie jezt mehr zu ihrem Schaden als zu ihrem Vortheile mit Getreide
                              bebauen, zu Forst verwenden, so wuͤrden die Salzwerke Holz, die armen Knappen
                              Getreide, und das Land an Forst- und Landwirthschaft zugleich gewinnen. Wir
                              meinen nicht, daß die Salzbergwerke und die Salzquellen Privaten uͤberlassen
                              werden sollen, oder daß es, wie in N. Amerika, jedem frei stehen soll, auf Salz und
                              Salzquellen zu bohren; wir sind aber der Ueberzeugung, daß der Staat mehr gewinnen
                              wuͤrde, wenn er sein Steinsalz oder seine Sohlen an Private verkaufen, und
                              diese, unter Cautionsleistung, daß sie so viel Salz erzeugen, als
                              gegenwaͤrtig erzeugt wird, Salz sieden und verkaufen ließe, wie und so viel
                              sie moͤgen. Oesterreich, das ehevor den Salzhandel als Regale betrachtete und
                              in Staatsregie betrieb, hat sich uͤberzeugt, daß es mehr gewinnt, wenn es
                              diesen Handel frei gibt: Salzhandel steht jezt jedem Privaten frei in Oesterreich;
                              das Salz ist dadurch wohlfeiler geworden, und die Einnahme der Staatskasse hat sich
                              vermehrt. Die Zeit wird nicht mehr fern seyn, wo die Regierungen sich
                              uͤberzeugen werden, daß sie und ihre Unterthanen noch mehr gewinnen werden,
                              wenn auch die Salzsiederei selbst frei gegeben wird; wenn die Legionen
                              muͤßiger Salzschreiber, die die Regierung und das Volk zugleich
                              druͤken, beurlaubt werden koͤnnen, und Privatindustrie einen neuen
                              Aufschwung nehmen darf; wo die Regierungen einsehen werden, daß sie durch eine
                              Steuer, die der Bettler in derselben Summe bezahlen muß, in der sie`der
                              Millionaͤr bezahlt, der nicht mehr Salz essen kann, als der Bettler, nicht
                              nur nichts gewinnt, sondern verliert, indem sie am unrechten Orte zugreift: nach
                              Kreuzern naͤmlich im Sake des armen Bettlers, waͤhrend sie eben so
                              viele Thaler in der Tasche des Reichen finden wuͤrde; daß eine Steuer, die
                              dem Akerbaue, der Viehzucht, dem Gewerbswesen eines der ersten Beduͤrfnisse
                              entzieht, eine wahre Laͤhmung, nicht eine Belebung der Kraͤfte des
                              Staates ist. Von dieser Wahrheit hat sich die habsuͤchtigste, die
                              geldgierigste aller Regierungen, die großbritannische selbst zuerst
                              uͤberzeugt, indem sie die Salzsteuer aufhob, und Salzsiederei frei gab. Ihr
                              naͤchster Nachbar, die hollaͤndische Regierung, folgte ihrem
                              Beispiele: der Landwirth, der Fabrikant bekommt seinen Bedarf an Salz, und wenn er
                              noch so groß ist, um denselben Preis, um welchen es der Regierung selbst zu stehen
                              kommt: und diese schaͤzt sich gluͤklich viel abgeben zu koͤnnen, weil
                              sie dadurch Landwirthschaft und Industrie nur noch mehr unter ihrem Volke
                              erbluͤhen sieht.