| Titel: | Ueber das sogenannte französische Glas- (oder Hausenblase-) Papier, und ein Surrogat desselben. Von Hrn. Gill. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LXXI., S. 217 | 
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                        LXXI.
                        Ueber das sogenannte franzoͤsische Glas- (oder Hausenblase-) Papier, und ein Surrogat
                           desselben. Von Hrn. Gill.
                        In dessen technological and microsc. Repository. April,
                              1830. S. 226.
                        Ueber Glas- (oder Hausenblase-) Papier.
                        
                     
                        
                           Wir erhielten seit einiger Zeit aus Frankreich duͤnne durchscheinende
                              Blaͤtter unter dem Namen Glaspapier, die offenbar
                              aus Gallerte, hoͤchst wahrscheinlich aus Knochenleim auf polirtes Glas
                              gegossen und aus demselben getroknet, bereitet werden,Herr Gill irrt sich hier. Wir haben die Bereitung
                                    dieses Papieres schon fruͤher im Polytechn.
                                       Journale angegeben. Dieses Papier ist auch in Oberdeutschland nicht
                                    selten; man drukt und mahlt auf dasselbe Heiligenbilder und allerlei Kram.
                                    Die Kinder haben ihre Freude daran, weil es sich zusammenrollt, wenn sie
                                    dasselbe auf die Hand legen. Man drukt hier und da auch erhabene Arbeit in
                                    demselben ab. A. d. Ue. und die, so viel wir wissen, in England noch nie verfertigt werden. Unsere
                              Kuͤnstler finden dasselbe zum Durchpausen besser, als jedes andere
                              Papier.
                           Hr. Kelsall, der beruͤhmte Kupferstecher, bedient
                              sich desselben auf folgende Weise. Er legt das durchscheinende Papier auf die
                              Zeichnung, die er durch Pausen copieren und verkehrt auf den Aezgrund seiner
                              Kupfer- oder Stahlplatte auftragen will, und zeichnet mit einer feinen
                              Aeznadel in leichten Strichen den Umriß der Zeichnung, die er copieren will, auf
                              dikes Hausenblasepapier hin. Er reibt dann uͤber lezteres einen gewissen
                              Patent-Calomel,Dieser Calomel ist nicht der Calomel unserer Apotheken, mit welchem unsere
                                    Leichenfabrikanten die Kirchhoͤfe fuͤllen und die Menschheit
                                    auf Generationen hinaus vergiften, sondern eine schoͤne schwarze Farbe (καλον
                                       μελας), deren Bereitung
                                    patentisirt ist, und geheim gehalten wird. Jedes gute Beinschwarz und selbst
                                    fein geschlaͤmmter Graphit oder Roͤthel dient eben so gut. A.
                                    d. Ue. der sich in die von der Aeznadel in das Papier eingeschnittene Linien einlegt, und
                              dieselben ausfuͤllt: was sonst von diesem Calomel auf dem Papiere noch
                              haͤngen bleibt, wird sorgfaͤltig von demselben weggeschafft.
                           Die auf diese Weise erhaltene Zeichnung legt er nun auf den Aezgrund so, daß der
                              Calomel sich auf demselben abdrukt, wenn auf das Hausenblasepapier (das auf der
                              Platte fest liegen muß, und nicht hin und her geschoben werden darf) leicht und
                              etwas geschikt mit der Hand geschlagen wird.
                           Da dieses Papier bei uns theuer und kostbar ist,Wir koͤnnten es den Londoner Kuͤnstlern ballenweise
                                    liefern.A. d. Ue. so will ich hier ein Verfahren beschreiben, das ein Kuͤnstler schon
                              vor vielen Jahren der Society of Arts zum Pausen und
                              Uebertragen der gepausten Zeichnung, und auch zum Portraͤtiren, oder
                              uͤberhaupt zum Zeichnen eines Gegenstandes in Perspectiv vorgeschlagen hat.
                              Man uͤberzieht eine reine gut geschliffene Glasplatte auf einer Seite mit
                              einer Aufloͤsung von arabischem Gummi, und laͤßt sie gut troken
                              werden. Diese Glasplatte legt man nun entweder auf die Zeichnung, die man copieren
                              will, oder faßt sie in einen senkrecht stehenden Nahmen, wenn man einen Gegenstand
                              im Perspective copiert, und zeichnet die Umrisse mit einer feinen Nadel in den
                              Gummi. Die in diesem Gummi entworfene Zeichnung wird nun mit
                              Kupferdrukschwaͤrze ausgefuͤllt, mit welcher die gummirte
                              Flaͤche des Glases uͤberzogen, und dann, wie eine Kupferplatte, wieder
                              abgepuzt wird. Auf diese geschwaͤrzte Zeichnung auf dem Glase legt man ein
                              befeuchtetes Papier, welches man mit einem flachen Streicher
                              uͤberfaͤhrt, so daß man einen Abdruk von der Zeichnung auf dem Papiere
                              erhaͤlt. Dieser Abdruk kann dann noch naß auf dem Aezgrunde wieder abgedrukt
                              werden. Man hat indessen dieses Verfahren nicht weiter angewendet.
                           Man koͤnnte dem Gummi auch Hausenblase zusezen, oder Hausenblase allein
                              nehmen,Ein durchsichtiger, etwas zaͤher, nicht springender, Weingeistfirniß
                                    wuͤrde, wie es uns scheint, weit besser seyn, indem das feuchte
                                    Papier beim Abklatschen auf demselben nicht so ankleben wuͤrde, wie
                                    auf dem Gummi, und der Abdruk dadurch um vieles reiner werden muͤßte.
                                    A. d. Ue. und dann eine solche Glasplatte statt des franzoͤsischen Glaspapieres
                              brauchen. Auch duͤnnes Horn koͤnnte hierzu verwendet werden; man
                              wuͤrde aber dasselbe nur ein Mal brauchen koͤnnen.