| Titel: | Beschreibung meines Dampfentwikelungs-Apparates für Dampfmaschinen von sehr hohem Druke, so wie eine kurze geschichtliche Darstellung aller meiner Bemühungen zur Einführung desselben ins praktische Leben. Von Dr. Ernst Alban. | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LXXVII., S. 241 | 
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                        LXXVII.
                        Beschreibung meines
                           Dampfentwikelungs-Apparates fuͤr Dampfmaschinen von sehr hohem Druke, so
                           wie eine kurze geschichtliche Darstellung aller meiner Bemuͤhungen zur
                           Einfuͤhrung desselben ins praktische Leben. Von Dr. Ernst Alban.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Alban's Dampfentwikelungs-Apparat fuͤr Dampfmaschinen
                           von sehr hohem Druke.
                        
                     
                        
                           Bei Gelegenheit der Beschreibung meiner Dampfmaschine mit sehr hoher Pressung, die
                              sich in diesem Journale, Bd. XXXII. S. 1.
                              findet, erklaͤrte ich, daß ich die Beschreibung meines Generators erst nach
                              Vollendung eines neuen Probe-Apparates, den ich bereits hier in Arbeit
                              gegeben, nachzuliefern Willens waͤre. Ich that dieß in der Absicht, eine
                              moͤglichst genuͤgende Form desselben zu finden, die alle bis jezt
                              vorgefundenen praktischen Schwierigkeiten beseitigen moͤchte, und so vor der
                              Bekanntmachung dem Werke eine groͤßere Vollendung zu geben. Gleich beim
                              Anfange eines solchen Probe-Apparates habe ich indessen die traurige
                              Bemerkung machen muͤssen, daß die Fortsezung des Unternehmens mit einem,
                              meinen jezigen Verhaͤltnissen unangemessenen, Kostenaufwande verbunden seyn
                              wuͤrde, und diese mußte deßhalb weiter hinausgesezt werden. Besonders
                              schwierig in dieses Hinsicht erschien die Anschaffung einer hinreichenden Menge der
                              leichtfluͤssigen Metallmischung, die nach den jezigen Preisen des Bleies und
                              (vorzuͤglich) des Zinnes von mir auf keine Weise aufgebracht werden konnte,
                              obgleich ich mehrere Versuche gemacht hatte, selbiges alt fuͤr eine geringere
                              Summe zu erstehen. Auf diese Weise ist denn die Unternehmung fuͤr jezt nicht
                              weiter, als bis zur Vollendung zweier Metallgefaͤße von Eisenblech gediehen,
                              die der schon oͤfters von mir genannte Rostocker Kupferschmid, Hr. Daniel Steinhorst, mit solcher Sachkenntniß und solchem Fleiße,
                              und dabei mit so wenigem Kostenaufwand verfertigt hat, daß ein guͤnstiger
                              Erfolg ihrer Anwendung auf keine Weise bezweifelt werden kann, hauptsaͤchlich
                              wenn man fruͤhere gluͤkliche Leistungen dieses vortrefflichen
                              Arbeiters sich ins Gedaͤchtniß ruft und sich erinnert, daß er es war, der,
                              wie ich schon fruͤher angefuͤhrt habe, fuͤr einen Zinngießer in
                              Rostock ein Zinnschmelzgefaͤß so dicht und sicher genietet hat, daß es nach
                              einem zweijaͤhrigen, taͤglichen, zwoͤlfstuͤndigen
                              Gebrauche noch in dem besten Zustande von mir befunden wurde. 
                           
                           Seit Einstellung fernerer Bemuͤhungen, einen fuͤr alle Faͤlle
                              genuͤgenden Apparat nach meinem neuen Dampfentwikelungs-Principe
                              herzustellen, hat mich die Noth, unsere beste Lehrmeisterin, aber auch andere Wege
                              finden gelehrt, fuͤr Dampfmaschinen mit sehr hoher Pressung
                              Entwikelungs-Apparate zu construiren, die alle mit deren Anwendung
                              verbundenen und von mir fruͤherPolytechnisches Journal Bd. XXVIII. S.
                                       81 und 237. entwikelten Vortheile auf eine einfachere, und was fuͤr Deutschland
                              die Hauptsache ist, auf eine weniger kostspielige Weise, ohne alle Gefahr, zu
                              erreichen vermoͤgen, als jener. Spaͤtere Berechnungen, die ich nach
                              einer Reihe so mannichfaltiger, theils angenehmer, theils betruͤbender
                              Erfahrungen hier sowohl in meinem Vaterlande, als im Auslande anstellte, ließen mich
                              nicht lange im Dunkeln, daß die Ausfuͤhrung eines Apparates, nach meinem
                              neuen Principe eingerichtet, troz seiner großen und einleuchtenden Vortheile,
                              fuͤr mein Vaterland immer mit großen Schwierigkeiten verbunden seyn
                              wuͤrde, und daß ich mich in dieser Hinsicht wohl fruͤher, da ich noch
                              nicht mit dem Kostenauflaufe und mit der leichten Anfertigungsmethode
                              gewoͤhnlicher Dampfmaschinenkessel in dem Maße, wie jezt, vertraut war,
                              einigermaßen verrechnet hatte. Daß diese Bemerkung bei mir, der ich fuͤr mein
                              Vaterland nuͤzlich zu wirken, so freudigen Muth und so lautern
                              uneigennuͤzigen Willen fuͤhle, nach und nach das Interesse abgestumpft
                              habe, das ich an jenem Princip nahm, wird derjenige leicht begreifen, den je ein
                              gleiches Streben mit mir beseelt, und der eher Erfahrungen der Art gemacht hat, und
                              weiß, daß der Schritte bei wichtigen technischen Erfindungen so manche gethan werden
                              muͤssen, ehe man das ersehnte Ziel erreicht; Schritte, von denen die
                              fruͤhern immer mehr an Interesse fuͤr uns verlieren, je mehr wir
                              finden, daß die spaͤtern dem Ziele sich mehr naͤhern; selbst dann,
                              wenn kein Zweifel obwaltet, daß die erstern weder unwissenschaftlich, noch
                              unruͤhmlich genannt zu werden verdienen. Ich lege hier gern dieß
                              freimuͤthige Bekenntniß vor meinem Vaterlande ab, das mich so vielfach durch
                              seine Aufmerksamkeit auf meine Bestrebungen begluͤkt hat, indem ich
                              uͤberzeugt bin, daß es diese Freimuͤthigkeit mehr dem Charakter seiner
                              Bewohner angemessen finden wird, als das hartnaͤkige Beharren in vorgefaßten
                              Meinungen, das nur uͤble Folge verkehrter Begriffe von Ehre und eines
                              uͤbermaͤßigen Stolzes ist.
                           Das uͤber meinen Dampfentwikelungs-Apparat hier Mitzutheilende wird
                              vorzuͤglich eine genaue Ansicht derjenigen Vorkehrungen bezweken, die ich bis
                              hieher fuͤr die zwekmaͤßigsten und genuͤgendsten zur
                              Ausfuͤhrung des, ihm zum Grunde liegenden, neuen Princips erkannt habe; aber auch zugleich eine
                              kurze Geschichte derjenigen Bemuͤhungen liefern, die ich zu einer solchen
                              Ausfuͤhrung sowohl in meinem Vaterlande, als im Auslande, uͤbernommen
                              habe; so wie derjenigen praktischen Schwierigkeiten, die ich dabei vorfand, und
                              deren Besiegung in meinen Verhaͤltnissen in England, wie ich schon
                              fruͤher gezeigt habe, mir so sehr erschwert, zulezt sogar unmoͤglich
                              gemacht wurde. Auf diese Weise hoffe ich allen denjenigen, die zum Theil
                              schonungslos gegen mich geeifert haben, einen Beweis zu geben, daß weder
                              Unwissenheit, noch grobe Irrthuͤmer von meiner Seite, noch
                              uͤbertriebene Selbstschaͤzung oder zu großes Selbstgefuͤhl ein
                              Unternehmen scheitern ließen, das ich wissenschaftlich vorbereitet zu haben mir
                              schmeichle. Moͤgen die von mir vorgefundenen Schwierigkeiten die Wahrheit
                              bestaͤtigen, daß eine Erfindung, bei der man wenige der bisher bekannten
                              Erfahrungen fuͤr sich hat; bei welcher man diese erst durch Versuche
                              feststellen soll; wobei man folglich von jedem Leitsterne verlassen ist, der uns die
                              aufstoßenden Hindernisse vorher anzeigt, und uns davor warm, ohne Fehlgriffe nicht
                              ins Leben eingefuͤhrt werden kann; und daß diese Fehlgriffe oft den
                              wissenschaftlich denkenden und pruͤfenden Erfinder eher beruͤken, als
                              denjenigen, den der Zufall und das Gluͤk in seinen wunderbaren Schuz nimmt,
                              und ihn blind, auf kurzem Wege und auf eine unbegreifliche Weise, zu einem
                              unverdienten Triumphe verhilft.
                           Es war im Jahre 1821, als ich, um Dampfmaschinen durch Daͤmpfe von sehr hohem
                              Druke ohne alle Gefahr zu betreiben, auf die Idee kam, den Dampferzeuger nicht
                              unmittelbar dem Feuer auszusezen, sondern ihn durch ein Medium zu heizen, das seine
                              Struktur nicht angriffe, und das Material, woraus er verfertigt wuͤrde, sehr
                              lange, ja fast fuͤr immer, in einem erprobt sichern Zustande erhalten
                              koͤnne. Ich hoffte naͤmlich durch diese Anordnung folgende wichtige
                              Resultate fuͤr eine voͤllige Sicherheit des Apparates zu
                              erreichen:
                           
                              1) wollte ich die Zerstoͤrung des
                                 Entwikelungs-Apparates so viel moͤglich aufheben, wenigstens auf
                                 sehr lange Zeit verzoͤgern und so seine Sicherheit auf die
                                 moͤglichst laͤngste Zeit ausdehnen;
                              2) wollte ich das Injectionsprincip oder dasjenige Princip, wobei
                                 man nur so viel Wasser in den Erzeuger foͤrdert, als zur Dampfproduction
                                 fuͤr den Bedarf der Maschine erforderlich ist, und das bei den bisherigen
                                 Dampferzeugern, wegen immer dabei Statt gefundener, theilweiser oder allgemeiner
                                 Ueberheizung des Apparates, eine schnelle Zerstoͤrung desselben,
                                 vorzuͤglich der Roͤhrenkessel, deren Anwendung ich bezwekte, und
                                 deren Roͤhren wegen des leicht eintretenden Trokenkochens und des
                                 ungleichen Angriffes
                                 der Flamme darauf diesem Uebelstande am meisten unterworfen sind,
                                 herbeigefuͤhrt hat, bei den Dampferzeugern wirklich mit Nuzen, und ohne
                                 alle bisher mit seiner Anwendung verbundenen Unannehmlichkeiten ins Leben treten
                                 lassen. (Man vergleiche hier das, was ich im XXVIII. Bande dieses Journales, S.
                                 346. in Num. a, b und den folgenden gesagt
                                 habe;
                              3) wollte ich den Apparat in eine compendioͤsere Form
                                 bringen, als bisher geschehen konnte, namentlich dem eigentlichen Entwikeler bei
                                 geringerer Ausdehnung eine groͤßere Wirksamkeit verschaffen.
                              
                           Zur Verwirklichung dieser Plaͤne machte ich zuerst Versuche mit einem
                              oͤhligten Medium. Ich sezte naͤmlich eine kleine flache Schale, auf
                              deren Boden ich etwas grobkoͤrnigen Sand geworfen hatte, auf den Oehlspiegel
                              eines anderen flachen, eisernen Gefaͤßes von 28 □ Zoll
                              Feuerberuͤhrungsflaͤche, was ich uͤber Kohlenfetter heizte und
                              dessen Oehl ich bis beinahe auf dem Siedpunkt erhizte. Ich wog nun einen Kubikzoll
                              Wassers ab und goß ihn in die, auf dem Oehlspiegel schwimmende, Verdampfungsschale,
                              deren vom Oehl beruͤhrte Bodenflaͤche nur 5,3 Quadratzoll betrug und
                              deren grobkoͤrniger Sand theils die bessere Vertheilung und Verdampfung des
                              Wassers befoͤrdern, theils, seine zu große Versprizung verhuͤten
                              sollte, und bemerkte mir nach der Secundenuhr immer genau den Zeitraum,
                              waͤhrend diese Quantitaͤt Wasser verdampfte.
                           Nach oͤfterer Wiederholung der Versuche fand ich nun, daß bei dieser
                              Einrichtung die Verdampfung des Wassers nur um ein sehr Geringes schneller von
                              Statten ging, als wenn ich die Verdampfungsschale unmittelbar dem Feuer aussezte.
                              Diese Erfahrung uͤberzeugte mich, daß das Oehl kein guͤnstiger
                              Waͤrmeleiter fuͤr diesen Zwek sey; auch schien mir seine Anwendung im
                              Großen zu gefaͤhrlich, da bei einer moͤglichen Ueberhizung desselben
                              Ungluͤk durch die, sich dann an der Luft leicht entzuͤndenden
                              Oehldaͤmpfe haͤtte entstehen koͤnnen. Ich dachte nun auf ein,
                              meinen Planen mehr entsprechendes, Medium, und hier verfiel ich denn auf eine
                              leichtfluͤssige Metallmischung. In großer Eile vertauschte ich darauf das
                              Oehl in der aͤußern Schale mit einer solchen, aus Blei und Zinn bestehenden,
                              erhizte sie etwas uͤber den Schmelzpunkt, und goß nun einen Kubikzoll kalten
                              Wassers (es war im Winter) in die Verdampfungsschale. Hier bemerkte ich nun zu
                              meinem Erstaunen, daß das Wasser viel schneller, als vorher verdampfte, und daß die,
                              aus der Metallmischung durch den Verdampfungsproceß verloren gegangene, Hize sich
                              immer in sehr kurzer Zeit wieder ersezte. Aus diesen Beobachtungen zog ich den
                              Schluß, daß ein solches
                              Medium nicht allein sehr schnell die Hize an andere Koͤrper abgebe, sondern
                              auch selbige wieder sehr begierig vom Feuer einsauge; und baute nun eine Menge
                              Plaͤne auf diese Erfahrung zur Realisirung eines
                              Dampfentwikelungs-Apparates mit diesem Medium fuͤr Dampfmaschinen mit
                              sehr hohem Druke.
                           Gerade zu dieser Zeit erhielten wir in Deutschland die ersten Nachrichten von Perkins neuer Dampfmaschine und von dessen paradoxem
                              Dampfentwikelungs-Principe. Diese Nachrichten, obgleich mir ihre
                              Unzuverlaͤssigkeit und Unhaltbarkeit hie und da nicht entging, und obgleich
                              ich das neue Dampfentwikelungs-Princip, als gegen alle bisherige Theorie
                              anstoßend, und selbige sogar uͤber den Haufen werfend, sogleich
                              wuͤrdigte, und deßhalb mit den gehoͤrigen Zweifeln die Mittheilungen
                              und Erlaͤuterungen der Perkins'schen Lobredner las, erregten dennoch eine
                              große Unruhe in mir, indem ich mir nicht einbilden konnte, daß die, in den
                              englischen Journalen so bestimmt und unumwunden gegebenen, Resultate des neuen
                              Principes so ganz aus dem Winde gerissen seyn koͤnnten; wenn ich auch
                              anzunehmen mich gedrungen fuͤhlte, daß das, was man aus diesen Resultaten
                              fuͤr die Theorie folgerte, manche Irrthuͤmer und uͤbereilte
                              Ansichten involviren muͤsse. Durch solche Resultate sah ich naͤmlich
                              ploͤzlich alle meine bisherigen Erwartungen in Hinsicht einer
                              moͤglichen Verbesserung der Dampfmaschinen auf dem Wege der Anwendung eines
                              sehr hohen Druks bei weitem uͤbertroffen, ja sie traten fuͤr mich
                              sogar ganz aus der Sphaͤre jener Moͤglichkeiten heraus, die meinen
                              vieljaͤhrigen Speculationen uͤber diesen Gegenstand vorgeschwebt
                              hatten. Meine Plaͤne schienen mir nun alle vernichtet, und ich war eine
                              geraume Zeit ganz unthaͤtig.
                           Je mehr ich indessen uͤber Hrn. Perkins Mittheilungen mit Ruhe und Ueberlegung
                              nachdachte, und je mehr sich das Widersprechende in den, immer haͤufiger
                              erscheinenden oͤffentlichen, Mittheilungen daruͤber haͤufte, je
                              mehr Ansehen und Gewicht gewannen meine eigenen Plaͤne wieder bei mir, und
                              ich kam endlich zu der festen Ueberzeugung, daß so wichtige Resultate, zu welchen
                              die Perkins'sche Erfindung gefuͤhrt haben sollte, unmoͤglich dessen
                              paradoxes Dampfentwikelungs-Princip allein bewirkt haben koͤnne,
                              sondern daß der Grund davon in andern Umstaͤnden zu suchen sey, von denen mir
                              die Dampfentwikelung in hoͤhern Temperaturen und unter sehr hohem Druke nach
                              den bisherigen Erfahrungen die wahrscheinlichsten schienen. In dieser Ueberzeugung
                              griff ich nun mein Princip mit um so viel groͤßerer Waͤrme auf, und
                              stellte meine Plaͤne in einer kleinen Abhandlung zusammen, welche ich, in
                              Vereinigung von erlaͤuternden Zeichnungen, dem wuͤrdigen Hrn. Gh. O.
                              B. R. Karsten in Berlin uͤbersandte. In dieser
                              Abhandlung, die im
                              November des Jahres 1823 geschrieben wurde, stellte ich zugleich meine Zweifel gegen
                              das Perkins'sche Dampfentwikelungs-Princip und wissenschaftliche
                              Gruͤnde fuͤr dieselben auf. Hr. G. O. B. R. Karsten nahm selbige mit warmem Interesse auf und sprach in einem
                              Schreiben an mich unverholen: wie er meine Erfindung fuͤr sehr wichtig halte,
                              und nach Anstellung eines ausgedehntern pruͤfenden Versuches daruͤber
                              mir unmaßgeblich rathe, in England und Frankreich darauf ein Patent zu nehmen, und
                              dort die Erfindung zu verkaufen. Was meine Zweifel gegen das Perkins'sche Princip
                              betraͤfe, fuhr er fort, so muͤsse ich selbige bis auf naͤhere
                              Nachrichten daruͤber suspendiren, indem die Moͤglichkeit gedenkbar
                              waͤre, daß Wasser durch Hinzutritt von Waͤrme in einen Mittelzustand
                              zwischen den tropfbar und elastisch fluͤssigen gesezt werden koͤnne,
                              in welchem es leicht geneigt waͤre, den lezteren schnell anzunehmen, sobald
                              es der Raum gestatte, sich in solchem auszudehnen.
                           Obgleich diese lezteren Aeußerungen des Hrn. G. O. B. R. Karsten meine Ansichten uͤber das Perkins'sche Princip, wenn auch
                              nicht erschuͤtterten, doch einigermaßen stoͤrten, so entschloß ich
                              mich dennoch, mit Anstellung genauerer Versuche nicht zu saͤumen, und bauete
                              bald darauf einen kleinen Apparat, an welchem ich dem, die Metallwischung
                              enthaltenden, Gefaͤße eine cylindrische Form mit sphaͤrischem Boden
                              nach Art der gewoͤhnlichen gußeisernen Grapen gab, selbiges mit einer
                              Mischung von Zinn und Blei fuͤllte (es war nur ungefaͤhr der achte
                              Theil derselben Zinn, da seine Anschaffung mir zu kostbar wurde) und ein ebenfalls
                              cylindrisches Entwikelungsgefaͤß mit sphaͤrischem Boden in selbige
                              eintauchte. Beide Gefaͤße waren von Kupferblech. Das Metallgefaͤß
                              hatte 8 Zoll Durchmesser und 12 Zoll Hoͤhe, das Entwikelungsgefaͤß 3
                              Zoll Durchmesser und 10 Zoll Hoͤhe. Ersteres war von einer Linie dikem,
                              lezteres von 1/4 Zoll dikem Kupferbleche mit Schlagloch zusammengeloͤthet.
                              Beide Gefaͤße hatten am oberen offenen Ende einen starken Kranz und waren mit
                              Dekeln versehen. Der Dekel des ersteren hatte in der Mitte eine Oeffnung, durch
                              welche der Entwikeler in das Gefaͤß trat. Beide Dekel waren durch Schrauben
                              an ihre Kraͤnze angezogen. Zwischen Dekel und Kranz des Metallgefaͤßes
                              war Kitt von Kreide und Leinoͤhl gebracht, um die Luft von der Metallmischung
                              abzuhalten. Zu demselben Zweke war auch von demselben Kitte zwischen den Kranz des
                              Entwikelers und den Dekel des Metallgefaͤßes, da wo ersterer auf lezterem
                              auflag, gebracht, und beide durch einige Schrauben mit einander vereinigt, damit die
                              luftdichte Verbindung zwischen beiden nicht aufgehoben werden koͤnne. Kranz
                              und Dekel des Entwikelers waren von Messing gegossen, 1/2 Zoll stark, und ersterer
                              an den Entwikeler mit Schlagloch angeloͤthet. Die Fugen zwischen beiden dichtete ich mit einem
                              aͤhnlichen Kitte. In dem Entwikeler stand ein Gefaͤß von
                              duͤnnem Kupferbleche, ganz von der Form desselben, jedoch war sein
                              Durchmesser so viel kleiner, daß zwischen demselben und den innern Waͤnden
                              des Entwikelers ein Zwischenraum von 1/4 Zoll blieb. In diesen engen Raum wurde das
                              zu verdampfende Wasser gebracht. Es schaͤumte in demselben heftig
                              empoͤr, und wurde so allenthalben an die verdampfenden Waͤnde
                              vertheilt, ohne daß eine große Quantitaͤt desselben sich im Entwikeler
                              anzuhaͤufen brauchte. Ich wollte naͤmlich alle Waͤnde des
                              Entwikelers bei der Verdampfung immer moͤglichst benuzen, und doch zugleich
                              den Zwek des Einsprizungsprincips moͤglichst schnelle Verdampfung jeder
                              kleinen, in den Entwikeler gebrachten Portionen Wassers, ausfuͤllen. Dieses
                              Gefaͤß nannte ich, seinem Zweke zu Folge, Schaumgefaͤß. Es that
                              nachher bei den Versuchen vollkommen die gewuͤnschte Wirkung. Auf dem Dekel
                              des Entwikelers war ein Sicherheitsventil angebracht, das ich fuͤr den
                              Quadratzoll mit 600 Pfund belastete. Auch drang durch denselben das
                              Einsprizungsrohr, was von einer kleinen Einsprizungspumpe kam, wodurch das in den
                              Entwikeler zu foͤrdernde Wasser in denselben geworfen wurde. Selbige nahm ihr
                              Wasser aus einem blechernen Gefaͤße, was ich callibrirt hatte. Ein Schwimmer
                              auf dem Wasserspiegel desselben zeigte an seinem Stiele die Anzahl der Kubikzolle
                              Wasser an, die durch die Pumpe aus dem Gefaͤße gezogen wurden.
                           Das Metallgefaͤß enthielt gegen 150 Pfund Metallmischung und war in einem
                              cylindrischen Ofen an seinem Kranze aufgehaͤngt. Der Feuerplaz unter
                              demselben spizte sich nach unten kegelfoͤrmig zu und nahm in der Spize des
                              Kegels die, vom Blasebalg kommende, Blaseroͤhre auf. In der Seitenwand des
                              Ofens war eine kleine Thuͤr zum Einbringen des Brennmateriales angebracht,
                              und vom oberen Theile des Ofens fuͤhrte ein kleines eisernes Rohr in einen
                              der Schornsteine meines Hauses. In dem Blaserohr war eine Regulirklappe
                              angebracht.
                           Mit diesem Apparate habe ich eine Menge Versuche angestellt, bei dessen einen der Hr.
                              G. O. V. R. Karsten, so wie sein wuͤrdiger Vater,
                              der jezt schon verstorbene Geheime Hofrath Karsten, und
                              mein mehrjaͤhriger theilnehmender, und alle meine Bemuͤhungen mit
                              warmem Interesse verfolgender Freund, der Hr. Professor Floͤrke in Rostock, zugegen waren.
                           Das Mittel aus den erhaltenen Resultaten war folgendes:
                           
                              1) Die 150 Pfd. Metallmischung wurden mit 1 bis 3/4 Pfd.
                                 Steinkohlen schlechterer Sorte in Zeit von einer halben Stunde in Fluß gebracht.
                                 (Die Kohlen wurden vorher genaͤßt.)
                              2) Waͤhrend einer Minute vermochte ich 8 Kubikzoll kalten
                                 Wassers in Dampf von 600 Pfd. Druk auf den Quadratzoll zu verwandeln. Warf ich
                                 mehr in dieser Zeit ein, so erschien mit dem Dampfe etwas Wasser am
                                 Sicherheitsventil und die Metallmischung erstarrte. (Sie wurde nur wenig
                                 uͤber den Schmelzpunkt erhizt.)
                              3) In der Stunde verbrannte ich bei ununterbrochener
                                 regelmaͤßiger Verdampfung 1 1/2 bis hoͤchstens 2 Pfd. jener
                                 Steinkohlen.
                              4) Die Steinkohlen brannten mit weißer Flamme und sezten viel
                                 Schlake ab, weßhalb das regelmaͤßige Feuern oft gehindert wurde.
                              5) Das vom Ofen in den Schornstein fuͤhrende Rohr wurde so
                                 wenig erhizt, daß der schwarze Oehlanstrich desselben voͤllig
                                 glaͤnzend blieb.
                              
                           Um die Veraͤnderungen in der Temperatur der Metallmischung einigermaßen
                              beobachten zu koͤnnen, hatte ich eine Art Luftthermometer angebracht. Es
                              bestand aus einem kupfernen, 1/2 Zoll im Lichten weiten, am unteren Ende
                              verschlossenen, Rohre, was in die Metallmischung eintauchte, mit seinem oberen Ende
                              durch den Dekel des Metallgefaͤßes drang, sich dann uͤber den Ofen
                              weg, nach Außen kruͤmmte, und hier mit dem absteigenden Schenkel eines
                              heberfoͤrmig gebogenen Glasrohres verbunden war. Der aufsteigende Schenkel
                              dieses Glasrohres war am oberen Ende zugeschmolzen, und mit einem Brette versehen;
                              worauf man den jedesmaligen Stand des Queksilbers zu bemerken vermochte. Vor der
                              Befestigung des absteigenden Schenkels des Glasrohres an das kupferne Rohr goß ich
                              Queksilber in selbiges, bis er beinahe ganz gefuͤllt war. Das Queksilber
                              stieg dann im aufsteigenden Schenkel nur um 1/6 seiner ganzen Hoͤhe, indem
                              die Compression der Luft sein weiteres Steigen verhinderte.
                           An dem Brette des aufsteigenden Schenkels hatte ich mir den jedesmaligen Stand des
                              Queksilbers bemerkt, wenn die Metallmischung zu schmelzen begann. Den Punkt der
                              Schmelzung erfuhr ich durch einen Eisendraht, der durch eine Stopfbuͤchse des
                              Metallgefaͤßdekels in die Metallmischung eindrang, und, so lange jene fest
                              war, nicht bewegt werden konnte. Daß das Steigen und Fallen des Queksilbers im
                              Glasrohre durch die Wirkung der, in der kupfernen, mit Luft gefuͤllten, und
                              in der Metallmischung haͤngenden, Roͤhre nach den Graden der Hize der
                              Metallmischung sich mehr oder minder expandirenden Luft geschehe, halte ich
                              fuͤr uͤberfluͤssig zu bemerken.
                           Die Resultate, die mir dieser Erzeuger gab, reichten zwar nicht an die heran, die Hr.
                              Perkins nach den englischen Nachrichten von dem
                              seinigen erhalten haben wollte, indessen waren sie doch außerordentlich genug, um meinen Muth, mit
                              dieser Erfindung mein Gluͤk in England zu versuchen, in einem hohen Grade
                              anzufachen. Ich hatte naͤmlich mit einem Pfd. Steinkohlen zwischen 12 und 14
                              Pfd. kalten Wassers verdampft, ein Resultat, was noch bisher kein Dampfkessel
                              gegeben hatte, und, nach meiner Meinung, von dem Perkins'schen unmoͤglich
                              uͤbertroffen werden konnte, wenn Hr. Perkins von der bisher gebrauchten Form
                              nicht bedeutend abzuweichen sich bequemen wuͤrde. Als diese Meinung endlich
                              durch die fruͤher (Polyt. Journ. Bd.
                                 XXVIII. S. 347. in der Note) von mir beschriebenen und zu dieser Zeit
                              angestellten Versuche uͤber das Perkins'sche Princip, die dasselbe als
                              wichtig darstellten, zur voͤlligen Ueberzeugung wurde, saͤumte ich
                              keinen Augenblik, an ernsthafte Schritte in England zu denken.
                           Die Gelegenheit war mir guͤnstig. Ein Freund von mir, Hr. Raddatz, wollte gerade in Geschaͤften nach England
                              reisen, und mir meine Angelegenheit dort besorgen. Auch traf zu dieser Zeit der
                              Mecklenburgische Consul in London, Hr. Kreeft, in Rostock
                              ein, der selbige aus allen Kraͤften zu foͤrdern versprach.
                           Ich entwarf nun Beschreibung und Zeichnungen meines Apparates in mehreren
                              verschiedenen Formen, wobei ich den Luftthermometer als Regulator fuͤr die
                              Hize der Metallmischung anzuwenden suchte, schrieb die von dem kleinen Apparate
                              erhaltenen Resultate treu nieder, entwarf zugleich die Idee zu einer durch meinen
                              Erzeuger zu betreibenden Maschine, instruirte meinen Freund von Allem genau, und
                              nahm mit klopfendem Herzen von ihm Abschied.Mit demselben sandte ich zu gleicher Zeit noch Beschreibungen und Zeichnungen
                                    mehrerer anderer meiner Erfindungen, unter welchen sich auch die in (Bd.
                                       XXVII. S. 350. in diesem Journale beruͤhrte Dampfpumpe befand, nach
                                    England, um mein Gluͤk mit ihnen zu versuchen.
                              
                           Hr. Kreeft hatte bald mehrere Interessenten zu meiner
                              Erfindung gefunden, und die Auslagen fuͤr das englische Patent gemacht. Hr.
                              Gill, der Herausgeber des technical Repository, mußte im Namen dieser Interessenten, als
                              Kunstverstaͤndiger, die Erfindung pruͤfen, und nachdem derselbe ein
                              hoͤchst guͤnstiges Urtheil daruͤber gefaͤllt, wurde sie
                              von Allen angenommen, und Hr. Kreeft in den Verein
                              gezogen. Ich bekam gleich darauf unter sehr annehmlichen Versprechungen den Ruf nach
                              England, und ging am 12. Juni 1825 dahin ab, um meine Maschine dort im Großen
                              auszufuͤhren.
                           Gleich bei meiner Ankunft in London mußte ich zu meinem großen Leidwesen erfahren,
                              daß meine Interessenten die große Unvorsichtigkeit begangen hatten, von meiner
                              Erfindung uͤbermaͤßig zu prahlen, und oͤffentlich mehr von ihr
                              zu versprechen, als sie verdiente, und nach meinen bisherigen Versuchen leisten konnte. Einer
                              derselben hatte sich sogar geaͤußert, daß durch meine Erfindung in Zeit von
                              einem halben Jahre alle uͤbrigen Dampfmaschinen verdraͤngt werden
                              wuͤrden. Die Nichterfuͤllung uͤberspannter Erwartungen kann die
                              herrlichste Erfindung verderben, wenigstens erregt sie gleich eine Menge Vorurtheile
                              gegen dieselbe. Aus der Erfahrung kannte ich leider schon zur Genuͤge diese
                              betruͤbende Wahrheit, jezt sollte ich das ganze Gewicht derselben in England
                              empfinden. Das Vorgefuͤhl meines Schiksals beklemmte schon damals meine
                              Brust. Ich sollte nun bewahrheiten, was diese meine Interessenten leichtsinnig
                              hingeworfen, und dabei einer Menschenclasse in die Haͤnde fallen, deren Neid
                              und deren Schelsucht durch jene unnuͤzen Prahlereien aufgeregt wurden, und
                              von denen ich nun erwarten mußte, daß sie mir beim Bau meiner Maschine und den
                              Versuchen damit alle moͤglichen Schwierigkeiten in den Weg legen
                              wuͤrden; ich meine den englischen Engineers, bei deren ersten Bekanntschaft
                              ich sogleich durch das Handwerksmaͤßige und Unwissenschaftliche, durch die
                              Befangenheit und Kleinlichkeit ihrer Ansichten unangenehm uͤberrascht wurde.
                              Bange und wehe um's Herz wurde mir vollends, als ich in derjenigen
                              Werkstaͤtte, worin meine Maschine verfertigt werden sollte, eine Unordnung,
                              einen Schmuz ohne Gleichen und einen Mangel an jedem genauen und guten Werkzeuge
                              wahrnahm.Und diese war eine der groͤßeren und besseren Werkstaͤtten
                                    Londons. Man denke sich ein Haus mit voͤllig durchloͤchertem
                                    Dache, zerschlagenen Fenstern, ohne Fußboden, voll Schutt und Schmuz, nur
                                    halb schließenden Thuͤren, mit rumplichten alten
                                    Schraubstoͤken, irregulaͤr arbeitenden Drehbaͤnken, und
                                    diese durch eine hoͤchst verkuͤmmerte alte Dampfmaschine
                                    getrieben, so wird man einen Begriff von Mr. Burtons
                                       shop erhalten. Weder Vorrath an guten Feilen, noch Hefte dazu.
                                    Wurde eine andere Feile gebraucht, so schlug man von der wegzulegenden
                                    zuerst das Heft ab, um die folgende damit zu versehen. Nirgends Werkbretter
                                    und Kasten, um die gebrauchten Instrumente zu verwahren. Sollte ein Gewinde
                                    geschnitten werden, so wurden erst die Schraubenbohrer dazu gemacht, u.s.w.
                                    Einmal fehlte der Support einer großen Drehbank. Er wurde in dem Schutt der
                                    Werkstaͤtte begraben gefunden. Dieser Schutt war uͤberhaupt
                                    der Aufbewahrungsplaz vieler Werkzeuge. Ich rede hier die lautere Wahrheit.
                                    Wer da nicht glauben will, der gehe hin, und uͤberzeuge sich.
                              
                           Durch mehreres Nachdenken uͤber meine Erfindung war ich bald zu der
                              Ueberzeugung gekommen, daß einer Ausfuͤhrung meines Erzeugers im Großen, nach
                              dem, bei dem Probe-Apparate befolgten, Plane viele und große Schwierigkeiten
                              im Wege staͤnden. Diese bestanden vornehmlich in folgendem:
                           
                              1) Der kubische Inhalt der Metallgefaͤße stand bei ihm,
                                 wie in jedem cylindrischen Gefaͤße, in einem unguͤnstigen
                                 Verhaͤltnisse zur Feuerberuͤhrungsflaͤche derselben, sobald
                                 der Apparat einen groͤßeren Durchmesser verlangte, es mußte also bei
                                 groͤßeren Entwikelern eine bedeutende Masse von leichtfluͤssiger
                                 Metallmischung angewendet werden, die die Kosten des Apparates
                                 unnoͤthiger Weise sehr erhoͤhte. Diese Metallmischung bildete eine
                                 zu unfoͤrmliche, beim Anheizen des Apparates sehr schwer von der Hize
                                 durchzudringende Masse und die Schwere und das Gewicht der Vorrichtung erreichte
                                 eine kostbare und der Wirkung derselben schaͤdliche Ausdehnung.
                              2) Der Durchmesser des Entwikelungsgefaͤßes mußte mit dem
                                 des Metallgefaͤßes verhaͤltnißmaͤßig vergroͤßert
                                 werden; er erreichte daher in groͤßeren Maschinen eine solche Ausdehnung,
                                 daß eine bedeutende Gefahr seines Berstens daraus erwachsen wuͤrde, wenn
                                 die Waͤnde desselben nicht unnatuͤrlich verstaͤrkt
                                 wuͤrden, was in Hinsicht der Mittheilung der Hize der
                                 leichtfluͤssigen Metallmischung an das Wasser wieder entschiedene
                                 Nachtheile hat.
                              
                           Im lebhaften Gefuͤhle dieser Schwierigkeiten wollte ich Anfangs die
                              Feuerberuͤhrungsflaͤche der Metallgefaͤße, unbeschadet ihres
                              kubischen Inhalts, kuͤnstlich (z.B. durch Wellenlinien) zu vergroͤßern
                              suchen, es blieb mir indessen nicht verborgen, daß dann der Guß solcher
                              Gefaͤße, die ich der Wohlfeilheit wegen gern von Gußeisen gießen lassen
                              wollte, mit vielen Umstaͤnden verbunden sey, die denselben vertheuerten und
                              sein nothwendiges Gelingen jedes Mal sehr zweifelhaft machten. Auch ließ sich bald
                              berechnen, daß ich durch eine so schwierige Form der Metallgefaͤße bei sehr
                              großen Apparaten doch immer nicht genuͤgend meinen Zwek erreichen
                              wuͤrde, wenn ich nicht mehrere Apparate der Art zugleich anwenden wollte, was
                              ich gern zu vermeiden wuͤnschte.
                           Der Apparat, mit dem ich einen so entscheidenden, oͤffentlichen Versuch machen
                              wollte, mußte, meiner Ueberzeugung nach, allen solchen Schwierigkeiten und
                              Maͤngeln uͤberhoben seyn. Ich wollte ihn gerne so darstellen, daß er
                              allen, bis jezt von mir daran gemachten, und durch Nachdenken und Erfahrung als
                              nothwendig erkannten, Forderungen moͤglichst genuͤge, um ihn
                              fuͤr alle Zeit und fuͤr jeden denkbaren Fall empfehlen zu
                              koͤnnen.
                           Diese Aufgabe hatte ich schon geraume Zeit vor meiner Reise nach England mir gemacht
                              und durch angestrengtes Nachdenken zu loͤsen gesucht. Sie betraf folgende
                              Punkte.
                           
                              1) Die Form der Metallgefaͤße sollte so angeordnet werden,
                                 daß bei einer moͤglichst großen Feuerberuͤhrungsflaͤche nur
                                 verhaͤltnißmaͤßig wenig Metall zur Fuͤllung derselben
                                 erforderlich sey, daß sie ferner wenig Raum einnaͤhmen und jede
                                 moͤgliche Vergroͤßerung, nach Maßgabe der beabsichtigten Wirkung,
                                 zuließen, ohne daß der Vollkommenheit und Zwekmaͤßigkeit des ganzen Entwikelungs-Apparates Abbruch geschaͤhe. Auch sollte der
                                 Spiegel der Metallmischung moͤglichst klein ausfallen, um die Oxydation
                                 derselben zu verhindern, und die Metallgefaͤße mit Leichtigkeit luftdicht
                                 zu verschließen seyen.
                              2) Die Hize der Metallmischung sollte auf irgend eine Weise
                                 zwekmaͤßig regulirt werden, damit kein schaͤdlicher Grad derselben
                                 fuͤr den Apparat und die Metallmischung eintreten koͤnne, wenn die
                                 Verdampfung im Entwikeler temporaͤr vermindert, oder gar aufgehoben
                                 wuͤrde.
                              3) Das oder die Metallgefaͤße sollten an allen Stellen den
                                 moͤglichst gleichen Grad von Erhizung erfahren, damit die Metallmischung
                                 beim ersten Schmelzen moͤglichst gleich zerfließe, und hernach allen
                                 Theilen des eigentlichen Entwikelers gleiche Waͤrme zufuͤhre; und
                                 diese Erhizung sollte mit der moͤglichst geringsten Menge Brennmaterial
                                 hervorgebracht werden.
                              4) Das fluͤssige Metall sollte von solcher Mischung
                                 genommen werden, daß es bei Anwendung in meinem Apparate nie erstarren
                                 koͤnne und zugleich die moͤglichst geringsten Kosten bei seinem
                                 Ankaufe verursache.
                              5) Der eigentliche Entwikelungs-Apparat sollte so
                                 construirt seyn, daß er in allen Theilen die cylindrische Form strenge genommen
                                 behalten, selbst bei sehr großer Ausdehnung von moͤglichst kleinem
                                 Durchmesser gebaut werden, dabei aber das eingesprizte Wasser gleich und schnell
                                 uͤber seine ganze verdampfende Oberflaͤche vertheilen
                                 koͤnne. Auch sollte er leicht von den salzigen und erdigen Niederschlagen
                                 gereinigt werden koͤnnen.
                              6) Der ganze Apparat sollte so wenig als moͤglich
                                 Oberflaͤche der aͤußeren Luft darbieten, um bei seiner hohen
                                 Temperatur durch Ausstrahlung der Hize nicht zu viel derselben zu
                                 verlieren.
                              
                           Diese Forderungen, deren ich schon im XXVIII. Bd. S. 349. u.s.f. Erwaͤhnung
                              gethan habe, glaubte ich nun in derjenigen Anordnung des ganzen
                              Entwikelungs-Apparates, deren Beschreibung ich jezt so deutlich als
                              moͤglich liefern werde. Genuͤge geleistet zu haben. Sie ist es, die
                              ich schon in den nach England geschikten Zeichnungen ihren Hauptgrundzuͤgen
                              nach angab, und nur spaͤter beim wirklichen Bau in einigen wenigen Punkten
                              abzuaͤndern mich genoͤthigt sahe. Vielleicht waͤre ich auch
                              fuͤr immer bei dieser Form, die in so vielfacher Hinsicht ihrem Zweke und
                              meinen Wuͤnschen und Hoffnungen vollkommen entsprach, geblieben, wenn sich
                              nicht spaͤter in England praktische Schwierigkeiten bei der
                              Ausfuͤhrung derselben in einem groͤßeren Maßstabe gezeigt
                              haͤtten, deren Besiegung zum Theil leider unterblieb. Nach Beschreibung des
                              Apparates werde ich diese Schwierigkeiten treu in ihrer geschichtlichen Folge mitzutheilen mich
                              bemuͤhen, um meinem Vaterlande und allen denen, die sich darin fuͤr
                              mich und meine Sache interessirt haben, Rechenschaft abzulegen von denjenigen
                              Bemuͤhungen, die ich auf einer noch nicht betretenen Bahn, zur Besiegung der
                              vorgefundenen Hindernisse, oft in dem schreklichsten Drange der Umstaͤnde,
                              und von den scheußlichsten Kabalen umringt und tief herabgestimmt und gebeugt,
                              unternahm.
                           Derjenige Entwikelungs-Apparat, den ich in London auf Kosten oben genannter
                              Interessenten in der Werkstaͤtte des Hrn. Burton
                              (Thames Street, Bankside) zu einer Dampfmaschine von 10 Pferdeskraͤften nach
                              meinem Principe zu bauen begann, hatte 2 Metallgefaͤße in der Form
                              laͤnglicht schmaler und verhaͤltnißmaͤßig sehr tiefer
                              prismatischer Behaͤlter, am besten zu vergleichen mit jenen Gefaͤßen,
                              deren die Lichtzieher sich zur Fassung des geschmolzenen Talges waͤhrend des
                              Ziehens bedienen. In Tab. I. Fig. 1., die meinen ganzen
                              Entwikelungs-Apparat mit seinem Ofen in perpendikulaͤrem
                              Laͤngsdurchschnitte und Fig. 2., die ihn im
                              Querdurchschnitte vorstellt, bezeichnen A die
                              Metallgefaͤße mit der Metallmischung B. Beide
                              Metallgefaͤße hatten oben bei a eine geringe
                              Erweiterung und waren außer an dem inneren, mit dem zweiten Metallgefaͤße zu
                              verbindenden, Rande b, Fig. 2. mit einem Kranze
                              c versehen, womit sie auf dem Ofen D ruhten, und zugleich vermittelst Schrauben an den sie
                              schließenden Dekel angezogen wurden.
                           Beide Metallgefaͤße waren so mit einander vereinigt, daß die beiden inneren
                              Raͤnder, b, b, Fig. 2. oder vielmehr
                              Waͤnde der oberen Erweiterung an einander stießen, und durch Schraubenbolzen
                              verbunden werden konnten. Sie wurden bis zur Linie d mit
                              Metallmischung gefuͤllt, auf deren Spiegel ich, um jede moͤgliche
                              Oxydation derselben zu verhuͤten, fein gepuͤlverten Lehm mit
                              Kohlenpulver gemischt, schuͤttete.
                           Der Zwek der oberen Erweiterung der Metallgefaͤße war, Raum fuͤr die
                              oberen, staͤrkeren Koͤpfe der Entwikelungsroͤhren, die in
                              selbige noch hineinragten, zu gewinnen; auch waren durch diese Erweiterung zugleich
                              die, zwischen beiden Metallgefaͤßen und ihnen und dem Ofen befindlichen
                              Zuͤge des lezteren auf eine zwekmaͤßige Weise nach oben geschlossen,
                              und das Spielen der Flamme daran vermochte nicht zerstoͤrend auf die obere
                              Partie des Ofens zu wirken, da dieser Theil der Metallgefaͤße noch von der
                              Metallmischung bedekt war.
                           In dem Dekel e der Metallgefaͤße, der beide
                              zugleich uͤberfaßte, waren Oeffnungen fuͤr den oberen,
                              staͤrkeren Theil der Roͤhren angebracht, welcher durch selbige
                              hindurchging. Sowohl die Kraͤnze der Metallgefaͤße, als die inneren,
                              oberen Raͤnder derselben waren durch Lehm, mit Kuhhaaren durchknetet, an den Dekel angedichtet.
                              Zwischen beide an einander geschraubte innere Waͤnde der Erweiterung hatte
                              ich den gewoͤhnlichen Eisenkitt gebracht.
                           Jedes Metallgefaͤß war fuͤr sich aus einem Stuͤke gegossen, und
                              seine Metallstaͤrke auf 3/4 Zoll berechnet. In der Gießerei des Hrn. Bradley und Bembow konnten wir
                              selbige nicht fehlerfrei gegossen erhalten. Die darin verfertigten waren alle mehr
                              oder weniger lek, worauf wir uns an Hrn. Jeffrys wandten,
                              der uns mehrere voͤllig fehlerfreie lieferte.
                           Vor dem Gebrauche pruͤfte ich selbige genau, ob sie lek seyen oder nicht. Dieß
                              geschah auf die Weise, daß ich Wasser in selbige goß. Unbedeutende Leke verloren
                              sich, wenn ich die Gefaͤße zu oͤfteren Malen abwechselnd
                              fuͤllte und leerte und sie jedes Mal im leeren Zustande einige Tage stehen
                              ließ. Die Fugen rosteten dann zusammen und schlossen sich vollkommen. Das Dichten
                              mit Eisenkitt fand ich unstatthaft, da dieser Kitt in hoͤheren
                              Temperaturgraden, denen meine Metallgefaͤße doch oͤfters ausgesezt
                              sind, broͤklig wird, und seine dichtende Eigenschaft leicht verliert. Diese
                              Erfahrung machte ich schon vor meiner Reise nach England an meinem ersten
                              Probe-Apparate, dem ich Anfangs ein geschmiedet-eisernes
                              Metallgefaͤß gab, das ich zusammennieten ließ, und dann mit Eisenkitt dichten
                              wollte. Gleich beim ersten Gebrauche desselben fand ich naͤmlich, daß die
                              Metallmischung in Stroͤmen durch die Fugen ablief. Bei Untersuchung des
                              Gefaͤßes konnte ich den, vor dem Gebrauche desselben voͤllig
                              erhaͤrteten, Kitt mit leichter Muͤhe aus den Fugen herausreiben. Ich
                              fuͤhre dieß hier an, weil dieser Umstand spaͤterhin eine wichtige
                              Rolle in dem Gange meines Unternehmens spielt, indem meine ganze gute Sache
                              eigentlich daran zu Grunde ging, daß meine Interessenten sowohl als Hrn. Beale, unser spaͤterer Engineer, in die Wahrheit
                              dieser meiner Erfahrung Mißtrauen sezten.
                           Die Laͤnge der Metallgefaͤße betrug 4 Fuß, ihre Hoͤhe, die
                              Erweiterung mit eingerechnet, 3 1/2 Fuß, ihre untere Weite im Lichten 2 Zoll, ihre
                              obere bei der Erweiterung 3 1/2 Zoll. Ihre Feuerberuͤhrungsflaͤche,
                              d.h., die beider Metallgefaͤße zusammengerechnet, ungefaͤhr 60
                              □ Fuß, ihre, der aͤußern Flaͤche dargebotene, Flaͤche
                              ungefaͤhr 600 □ Zoll.
                           Der eigentliche Entwikeler meines Apparates bestand aus zwei verschiedenen
                              Haupttheilen, wovon fuͤr jedes der beiden Metallgefaͤße einer bestimmt
                              war. Einen dieser Theile sieht man in Fig. 1. bei c im perpendikulaͤren Laͤngsdurchschnitte;
                              in Fig. 2.
                              sind beide bei c im perpendikulaͤren
                              Querdurchschnitte vorgestellt, wie sie auf den Metallgefaͤßen stehen, und mit ihren
                              Entwikelungsroͤhren in die Metallmischung derselben hinabreichen.
                           Sie bestanden aus dem eigentlichen Sammlungsbehaͤlter f fuͤr die Daͤmpfe, einem starken gußeisernen
                              Gefaͤße, dessen innere cylindrische Hoͤhlung 2 Zoll Durchmesser hielt,
                              und dessen Waͤnde 1 Zoll stark waren. Dieser Sammlungsbehaͤlter war
                              aus zwei Haͤlften zusammengesezt, einer oberen und einer unteren, die durch
                              Schraubenbolzen mit einander vereinigt wurden. Fuͤr die Schraubenbolzen hatte
                              jede Haͤlfte einen starken Kranz. Die untere Haͤlfte hatte nach unten
                              runde Vorspruͤnge gggg zur Aufnahme der
                              Entwikelungsroͤhren, deren obere Muͤndungen alle mit der cylindrischen
                              Hoͤhlung des Sammlungsbehaͤlters communicirten. Zu diesem Ende waren
                              die unteren Vorspruͤnge g, g, g senkrecht, bis an
                              die Hoͤhlung durchbohrt, und in das Bohrloch wurde ein starkes Gewinde
                              geschnitten, in welches die oberen, gleichfalls mit einem maͤnnlichen Gewinde
                              versehenen Roͤhrenden eingeschraubt wurden. Der Bohrloͤcher
                              fuͤr die Roͤhren waren in jedem Sammlungsbehaͤlter acht.
                           Als Dichtung fuͤr die beiden Haͤlften der Sammlungsbehaͤlter
                              wandte ich Anfangs Leinwand, mit Oehlkitt bestrichen, an und ließ, zum Zweke eines
                              bessern Schlusses, beide auf einander zu dichtende Raͤnder der
                              Haͤlften gehoͤrig ebenen und auf einander schleifen. Ich fand indessen
                              bald, daß die Leinwand in der großen Hize des Apparates ihre Haltbarkeit verlor, und
                              dann nachgab. Darauf verfiel ich auf die Anwendung eines duͤnnen und weichen
                              Kupferdrahtes, der zu meiner Freude die Dichtung so vollkommen bewerkstelligte, daß
                              wir spaͤter nie die geringsten Schwierigkeiten gefunden haben, selbst wenn
                              wir auch die Spannung der Daͤmpfe im Apparate bis auf eine Hoͤhe
                              hoben, die 1200 Pfund Druk auf den Quadratzoll noch uͤberschritt. Diese
                              Dichtungsmethode hatte den großen Vortheil, daß sie leicht und mit geringen
                              Umstaͤnden und Kosten zu bewerkstelligen war, und die Anwendung des Apparates
                              sogleich nach dem Zusammenschrauben beider Haͤlften zuließ, waͤhrend
                              die Oehlkitte und andere Dichtungsmittel der Art eine laͤngere Zeit zum
                              Troknen gebrauchen, ehe sie gehoͤrig erhaͤrten. Anfangs ließ ich die
                              auf einander zu dichtenden Raͤnder des Sammlungsbehaͤlters an der
                              Außenseite des Drahtes mit kleinen ganz niedrigen kupfernen Stiften versehen, um das
                              Nachaußendraͤngen des Drahtes durch die Daͤmpfe zu verhuͤten,
                              in der Folge fand ich aber, daß diese Vorsicht nicht noͤthig sey, da die
                              Raͤnder den Draht stark genug comprimirten, um jedes Weichen desselben von
                              seinem Plaze zu verhuͤten.
                           Die Theilung der Sammlungsbehaͤlter in zwei Haͤlften hatte den Zwek,
                              die Reinigung dieser Behaͤlter sowohl, als der Entwikelungsroͤhren mit Leichtigkeit
                              vornehmen zu koͤnnen. Wurde naͤmlich die obere Haͤlfte
                              derselben abgenommen, so konnte man zu jedem, sich mit seiner oberen Oeffnung in die
                              Sammlungsbehaͤlter muͤndenden, Ende der Roͤhren ungehindert
                              kommen. In die Entwikelungsroͤhren stellte ich, zum Zweke einer besseren
                              Vertheilung des Wassers und einer gehoͤrigen Zerstiebung der aufsteigenden
                              Dampfblasen darin, vier bis fuͤnf Eisendrahtstangen von 1/3 Zoll Durchmesser
                              auf, die an ihrem oberen Ende zusammengeschweißt und mit einem Oehre versehen waren,
                              an welchem man sie, vermittelst eines kleinen Hakens, leicht aus den Roͤhren
                              herausnehmen konnte. In Fig. 3. ist einer dieser
                              Drahtbuͤndel besonders abgebildet.
                           Zur Verhuͤtung des Ueberkochens des in den Entwikelungsroͤhren
                              gesprizten Wassers in das, vom Entwikeler zur Maschine fuͤhrende Dampfrohr
                              brachte ich in der Mitte der Sammlungsbehaͤlter, ihrer ganzen Laͤnge
                              nach, eine duͤnne, siebfoͤrmig durchloͤcherte kupferne Platte
                              an, die den cylindrischen inneren Raum beider Sammlungsbehaͤlter in zwei
                              Haͤlften, eine obere und eine untere theilte. Sie ruhte auf dem Rande der
                              unteren Sammlungsbehaͤlterhaͤlfte und wurde durch die darauf liegende,
                              obere Haͤlfte in ihrer Lage erhalten. In Fig. 2. sieht man bei h die Platte vorgestellt. An dieser Platte sollten sich
                              die aufgeworfenen Wassermassen brechen, und die sie emporwerfenden Dampfblasen
                              zersplittern.
                           An einem der Enden der unteren Haͤlfte jeder Sammlungsbehaͤlter war die
                              Oeffnung i angebracht, durch welche die
                              Einsprizroͤhre k in die innere Hoͤhlung
                              der Sammlungsbehaͤlter drang. Die Roͤhre war von duͤnnem
                              Kupferbleche zusammengeloͤthet, 3/8 Zoll im Lichten weit, und tief der
                              Laͤnge nach auf dem Grunde der Hoͤhlung, uͤber den
                              Muͤndungen der Entwikelungsroͤhren hin. Ueber jedem derselben war eine
                              Oeffnung von 1/60 Zoll Durchmesser in die Roͤhre gebohrt, wodurch das
                              Einsprizungswasser in die Entwikelungsroͤhren geleitet wurde. An ihrem
                              aͤußersten Ende ließ ich sie verschließen. Außerhalb der
                              Sammlungsbehaͤlter war die Einsprizroͤhre mit einer Platte versehen,
                              wodurch sie vermittelst Schrauben an die Behaͤlter angezogen wurde. An der
                              Platte versah ich sie, der Dichtung wegen, mit einem kegelfoͤrmigen,
                              kupfernen Ansaze, der beim Anschrauben in die, fuͤr den Durchgang bestimmte
                              Oeffnung hineingezwaͤngt wurde. Beide Einsprizungsroͤhren der
                              Sammlungsbehaͤlter vereinigten sich in ein gemeinschaftliches Rohr, was zur
                              Speisungspumpe des Kessels fuͤhrte.
                           Die Vereinigung beider Hoͤhlungen der Sammlungsbehaͤlter geschah durch
                              die Roͤhrensaͤulen l und m, Fig. 2., zwischen denen
                              ein Communicationsrohr n angebracht war. Auf das eine
                              dieser Roͤhrensaͤulen war das Sicherheitsventil o gesezt, das fuͤr gewoͤhnlich mit einem Gewichte von 600 Pfd. auf
                              den Quadratzoll belastet wurde. Selbiges bestand aus einer Kugel mit einem
                              dreiekigen Stiele, der in dem Canale der Roͤhrensaͤule arbeitete. Oben
                              auf die Kugel war ein konisch sich zuspizender staͤhlerner Zapfen geschraubt,
                              worauf der Hebel mit einer kleinen Vertiefung druͤkte, um nicht abzugleiten.
                              Das Hypomochlion des Hebels war vermittelst eines kleinen Zwischenhebels an die
                              Roͤhrensaͤule eingelenkt, eine bekannte nuͤzliche Einrichtung,
                              um den Druk des Hebels auf das Ventil immer vollkommen senkrecht zu erhalten. Die
                              Einrichtung ist aus der Zeichnung Fig. 1. vollkommen
                              deutlich.
                           Von einer der Roͤhrensaͤulen fuͤhrte das Dampfrohr p, das ich Anfangs von Kupfer machen ließ,
                              spaͤter aber, aus weiter unten angefuͤhrten Gruͤnden, von
                              geschmiedetem Eisen schweißen lassen mußte, zur Maschine.
                           Die Entwikelungsroͤhren hingen senkrecht von den Sammlungsbehaͤltern
                              herab und wurden, wie schon bemerkt, von unten in selbige eingeschraubt. Ihrer waren
                              im Ganzen 16, d.h. 8 fuͤr jeden Behaͤlter. Der innere Durchmesser
                              derselben hielt 9/8 Zoll, ihre Laͤnge betrug 3 Fuß, ihre Metallstaͤrke
                              1/4 Zoll. Sie wurden von starken Eisenplatten zusammengeschweißt und unten ebenfalls
                              durch Schweißen geschlossen, indem man einen kurzen Pfropfen in die untere Oeffnung
                              stekte, und in der Schweißhize mit selbiger zusammenhaͤmmerte. Ihr oberes
                              Ende mußte wegen des noͤthigen Ansazes und Gewindes durch einen starken Ring
                              verstaͤrkt werden. Dieser leztere wurde in einer Drehbank abgedreht. Beim
                              Anschrauben drang der unter dem Gewinde befindliche Ansaz in eitle
                              ringfoͤrmige Vertiefung der an den Sammlungsbehaͤltern befindlichen
                              Vorspruͤnge. Zur Dichtung wurde ein Ring von duͤnnem Kupferdrahte
                              zwischen die Schlußflaͤchen gelegt.
                           In Fig. 4., wo
                              eins der Entwikelungsroͤhren im Aufrisse besonders, und in Fig. 5., wo es im
                              perpendikulaͤren Durchschnitte vorgestellt ist, sieht man bei a das unten zugeschweißte Ende des Rohres, bei b das Gewinde des oberen Endes, und bei c den unter dem Gewinde befindlichen Ansaz. In Fig. 6. sieht
                              man genau die Verbindung zwischen einer der Roͤhren und einem der
                              Vorspruͤnge der Sammlungsbehaͤlter im Durchschnitte. Unter dem Ansaze
                              c war die staͤrkere Partie des Rohres
                              sechsekig gefeilt. Diese Maßregel wurde getroffen, um beim Anschrauben des Rohres
                              hier einen Schraubenschluͤssel ansezen zu koͤnnen. Bei d liegt der kupferne Dichtungsring.
                           Vor der Anwendung der Entwikelungsroͤhren unterwarf ich jede einer Probe eines
                              sehr starken Dampfdrukes, in dem ich die Pruͤfung durch eine hydraulische
                              Presse, die im kalten Zustande der Roͤhren geschieht, fuͤr
                              unzuverlaͤssig halte. Ich fuͤllte die Roͤhren naͤmlich
                              zur Haͤlfte mit
                              Wasser, ließ in ihr oberes offenes Ende einen Pfropfen von hartem Holze mittelst
                              eines großen schweren Hammers eintreiben und selbige mit ihrem unteren Ende schief
                              geneigt in die Schmiedeesse legen und nun den Blasebalg wirken. Man sah dann zuerst
                              Wasser aus dem Ende des hoͤlzernen Pfropfens abtroͤpfeln,
                              spaͤter Dampf an demselben hervordringen, worauf er dann bald mit
                              fuͤrchterlichem Knalle durch die andringenden starken Daͤmpfe aus dem
                              Rohr herausgeschleudert wurde. Diejenigen Pfropfen, die in Hrn. Burton's Werkstaͤtte gegen eine, 20 Fuß von der
                              Esse entfernte Wand geschlossen wurden, erschienen zur Haͤlfte, und zwar an
                              den Enden, womit sie gegen die Wand geschlagen waren, in ihre einzelnen Fasern
                              aufgeloͤset, so daß sie den gewoͤhnlichen Rasierpinseln nicht
                              unaͤhnlich waren. Wenn man bedenkt, daß diejenige Oberflaͤche eines
                              solchen Pfropfens, die dem Druke der Daͤmpfe dargeboten wurde, nur
                              hoͤchstens 1 □ Zoll betrug; daß ferner der Pfropfen mit der
                              groͤßten Gewalt in die Roͤhren eingetrieben wurde, und nun
                              waͤhrend der Erhizung des Wassers darin von den daraus entwikelten sehr
                              heißen Daͤmpfen durchdrungen, aufquoll; wenn man die Heftigkeit des Knalles
                              und der Erschuͤtterung aller umstehenden Gegenstaͤnde in
                              Erwaͤgung zieht, wovon das Herausfahren des Pfropfens begleitet war, und die,
                              nach dem Abschließen desselben, jedes Mal Statt findende Erscheinung gehoͤrig
                              wuͤrdigt, daß alle Roͤhren gleich nach diesem Dampfschusse am unteren
                              Ende, da wo sie das Wasser enthielten, rothgluͤhend befunden wurden; so
                              laͤßt sich daraus der Schluß ziehen, daß die Gewalt, die den Pfropfen zu dem
                              Roͤhrenende heraustrieb, eine außerordentliche, wenigstens eine solche
                              gewesen sey, die der Kraft des Pulvers, was nach Prechtl
                              und Hutton in dem Augenblike der Explosion mit einem
                              Druke von 2000 Atmosphaͤren auf einen Gewehrlauf wirken soll, wenn auch nicht
                              uͤberlegen, doch ihr wenigstens vollkommen gleich war. Ob solche
                              Roͤhren fuͤr meinen Dampfdruk nicht voͤllig sicher genannt
                              werden koͤnnen, uͤberlasse ich der Beurtheilung meiner Kunstfreunde,
                              dem Laien aber rufe ich es ins Gedaͤchtniß, wie wenig Flintenlaͤufe
                              doch im Ganzen springen, wenn sie sicher gebaut sind, und welche Kraft, nach Hutton's und Prechtl's
                              Angaben, selbige bei jedem Schusse, und noch dazu momentan wirkend, gleichsam in
                              einem Stoße, der die Gewalt der Explosion noch bedeutend erhoͤht, auszuhalten
                              haben; und bitte ihn, meine Roͤhren gegen einen solchen Flintenlauf zu
                              halten, indem ich ihm die Frage vorlege, ob hiernach, bei ihrer großen
                              Metallstaͤrke und ihrem kleinen Durchmesser, bei Anwendung eines Dampfdruks
                              von 45 bis 50 Atmosphaͤren an irgend eine moͤgliche Gefahr zu denken
                              sey? –
                           Die Sammlungsbehaͤlter ließ ich Anfangs von Messing gießen und die
                              Entwikelungsroͤhren von Kupfer zusammenloͤthen. Der Guß der ersteren
                              fiel aber so schlecht aus und das Loͤthen der Roͤhren war so
                              erbaͤrmlich beschikt worden, daß bei einer Pruͤfung des Entwikelers
                              durch hydraulischen Druk alle Theile desselben schon Wasser in Stroͤmen
                              durchfließen ließen, als kaum das Wasser selbigen ganz anfuͤllte, und noch
                              unter keinem anderen Druke, als dem seiner eigenen Schwere stand. Die Roͤhren
                              waren von Hrn. Pontifex, dem ersten Kupferschmide Londons
                              verfertigt worden, und die messingenen Sammlungsbehaͤlter von einem der
                              besten Gießer gegossen. Als ich meinen Herren Interessenten meine Verwunderung zu
                              erkennen gab, daß das Gelbgießer- und Kupferschmidfach in England auf einer
                              so geringen Stufe der Ausbildung staͤnde, und versicherte, daß ich
                              dergleichen Arbeiten in Rostock stets in der groͤßten Vollkommenheit erhalten
                              haͤtte, laͤchelte man mitleidig und gab mir nicht undeutlich zu
                              verstehen, daß man diese, die deutschen Arbeiter beguͤnstigende Behauptung
                              nur fuͤr leere Prahlerei halte, indem jeder Englaͤnder die
                              Ueberzeugung habe, daß die Deutschen in technischer Hinsicht sich doch nie mit den
                              Englaͤndern messen wuͤrden. Wenn diese Behaͤlter schlecht
                              gegossen, und die Roͤhren undicht geloͤthet waͤren, so
                              laͤge darin ein Beweis, daß ich durch Bestellung derselben
                              unaufloͤsliche Aufgaben gemacht haͤtte, indem ich die
                              moͤglichen Leistungen dieser Faͤcher nicht gekannt. Diesen Stolz
                              meiner Interessenten demuͤthigte ich aber bald durch einige kupferne
                              Roͤhren, die ich in Rostock von dem schon oft ruͤhmlich genannten
                              Kupferschmid, Daniel Steinhorst, verfertigen ließ, und
                              die bei ihrer Ankunft in London wegen ihrer Vortrefflichkeit das hoͤchste
                              Erstaunen erregten. Der Hr. Messerschmid Weiß in London,
                              ein Rostocker von Geburt, dem ich diesen Vorfall mittheilte, versicherte mich
                              spaͤter, daß er aͤhnliche Verdrießlichkeiten mit den englischen
                              Kupferschmiden gehabt habe, und daß er seine kupfernen Waaren jezt alle von einem in
                              London wohnhaften deutschen Kupferschmide, Hrn. Eytel
                              machen lassen muͤsse, um sie nach Wunsch zu erhalten. Dieser Hr. Eytel, in dessen Werkstaͤtte ich fast lauter
                              deutsche Arbeiter antraf, befriedigte mich spaͤter auch in jeder
                              Hinsicht.
                           Obgleich die kupfernen Entwikelungsroͤhren des Hrn. Pontifex zu oͤfteren Malen nachgeloͤthet wurden, so waren
                              sie doch sogleich immer wieder undicht und mußten sammt den kupfernen
                              Dampfroͤhren endlich ganz verworfen werden. Dieser Umstand allein war es
                              jedoch nicht, der mich bestimmte, statt der kupfernen Entwikelungsroͤhren
                              eiserne zu nehmen. Es zeigte sich vielmehr bei der laͤngeren Einsenkung der
                              Pontifex'schen Roͤhren in die Metallmischung,
                              daß das Zinn derselben sich in der Temperatur meines Apparates mit dem Kupfer der
                              Roͤhren legirte. Diese Erscheinung uͤberraschte mich um so mehr, da
                              ich bei meinem
                              Probe-Apparate in Rostock dergleichen nie erfahren hatte. Auch jezt ist mir
                              diese Erscheinung noch nicht ganz ins Licht getreten, da ich bis auf diesen Tag
                              fuͤr Zinn noch immer ein kupfernes Schmelzgefaͤß anwende, in welchem
                              das Zinn oft lange Zeit rothgluͤhend erhalten wird, ohne daß das Kupfer im
                              Mindesten dadurch leidet. Daß ich eiserne Roͤhren zu nehmen gezwungen wurde,
                              war mir in so fern sehr unangenehm, als Eisen lange kein so guter
                              Waͤrmeleiter als Kupfer ist; ich folglich erwarten mußte, daß eiserne
                              Roͤhren mir nicht die Resultate kupferner geben wuͤrden, und so sich
                              endlich ein Fehler in die Calculation der Dimensionen des Entwikelers, die nach
                              denen des Rostocker Probe-Apparates berechnet waren, einschleichen
                              koͤnne. Wirklich fand sich nachher auch, daß die Resultate des Londoner
                              Entwikelungs-Apparates im Verhaͤltnisse seiner Groͤße nicht so
                              auffallend waren, als die des Probe-Apparates.
                           Die eisernen Roͤhren wurden vom Zinne durchaus nicht angegriffen. Einen
                              geringen Grad von Haftung des Zinnes am Eisen bemerkte ich ein Mal an einigen
                              Roͤhren eines spaͤter von mir erbauten Apparates, die aus Versehen so
                              uͤberhizt wurden, daß sie Weißgluͤhhize angenommen hatten.
                           Zur Metallmischung waͤhlte ich endlich eine Mischung von einem Theil Zinn auf
                              zwei Theilen Blei, eine Mischung, die schon unter der Temperatur schmilzt, die die
                              Daͤmpfe in meinem Entwikeler annehmen. In meiner im XXVIII. Bande S. 368.
                              gelieferten Darstellung der Grundzuͤge meines
                              Dampfentwikelungs-Princips habe ich ausfuͤhrlich die Gruͤnde
                              angegeben, die mich zur Wahl dieser Mischung bestimmten, und die durch den Erfolg
                              vollkommen gerechtfertigt wurden.
                           Beide Metallgefaͤße zusammengenommen, enthielten gegen 3000 Pfund
                              Metallmischung. Nach ihrer Fuͤllung zeigte sich an dem einen derselben ein
                              kleiner unbedeutender Lek, der fuͤr alle Folge indessen immer unbedeutend
                              blieb, und nicht weiter beachtet wurde, indem wir das aufgefangene Metall von Neuem
                              wieder in das Gefaͤß thaten. Das andere hat, waͤhrend eines beinahe
                              halbjaͤhrigen, taͤglichen Gebrauchs, stets vollkommen dicht gehalten.
                              Die erste Fuͤllung der Metallgefaͤße geschah so, daß wir die
                              Metallmischung in Form von Stangen gossen, die, bei einem gelinden Feuer unter den
                              Gefaͤßen, darin geschmolzen wurden. Das Schmelzen ging sehr rasch von
                              Statten, als erst eine gewisse Quantitaͤt geschmolzenen Metalles vorhanden
                              war. Nach Schmelzung alles Metalles und nach Aufschrauben und Aufdichten des Dekels
                              der Metallgefaͤße wurden die Entwikeler sehr leicht in leztere eingesenkt,
                              und mit Lehm und Kuhhaaren darauf dicht aufgesezt. 
                           
                           Anmerkung. Ich habe es mir immer als sehr
                              gefaͤhrlich vorgestellt, wenn einmal, durch einen Lek eines der
                              Entwikelungsroͤhren, Wasser in die Metallmischung kommen sollte. Die
                              Erfahrung hat mir aber bewiesen, daß ein solcher Vorfall von durchaus keinen
                              beunruhigenden Erscheinungen begleitet sey. Das Metall fing in dem einen Falle der
                              Art, den ich in London erlebte, nur sanft an zu wallen, ohne im Mindesten umher zu
                              sprizen; und wir haͤtten dieses Wallen gar nicht bemerkt, wenn nicht etwas
                              von der Metallmischung sich zwischen Metallgefaͤßen und Dekel nach Außen Luft
                              gemacht haͤtte und uͤbergeflossen waͤre.
                           Der Ofen zu diesem Entwikelungs-Apparate war sehr einfach construirt. Da der
                              groͤßte Theil der Feuerberuͤhrungsflaͤche beider
                              Metallgefaͤße senkrecht stehende Waͤnde dem Zuge der Flamme und Hize
                              in selbigem darbot, und deßhalb bei gewoͤhnlicher Construction des Ofens
                              nicht Hize genug aufgenommen haͤtte; auch eine moͤglichst gleiche
                              Vertheilung der Hize uͤber die ganze Feuerberuͤhrungsflaͤche
                              beider Metallgefaͤße noͤthig war, um eine gleichzeitige Schmelzung
                              aller Metallschichten zu bewirken, so war ich darauf bedacht, die Hize im Ofen
                              moͤglichst zuruͤkzuhalten, dadurch, daß ich dieselbe, nachdem ich sie
                              an der vorderen Haͤlfte beider Metallgefaͤße aufsteigen ließ, an der
                              hinteren wieder abwaͤrts leitete, und erst unter dem Niveau des unteren
                              Metallgefaͤßrandes in den Schornstein uͤbergehen ließ. Zugleich
                              fuͤhrte ich bei meinem Ofen das von Hrn. Wagenmann
                              in den Verhandlungen des preußischen Gewerbvereins (Jahrgang III. S. 106.)
                              empfohlene Mittel, eine vollkommenere Verbrennung des Brennmateriales und des
                              Rauches, vermittelst einer zwekmaͤßigen Concentration der Hize uͤber
                              dem Feuerherde durch eine Verengerung des Zuges uͤber demselben zu bewirken,
                              ein. Die aͤußeren Waͤnde des Ofens faßte ich aber, der mehreren
                              Festigkeit wegen, mit gußeisernen Platten ein, die demselben ein
                              compendioͤses und zugleich gefaͤlliges Aeußere gaben, und dekte ihn
                              mit einer gleichen Platte, in welcher fuͤr die Metallgefaͤße ein
                              langlichter Schliz von der Laͤnge und Breite des oberen erweiterten Theiles
                              derselben gegossen war. Auf den Raͤndern dieses Schlizes ruhten die
                              Metallgefaͤße mit ihren Kraͤnzen.
                           In Fig. 1 und
                              7. sieht
                              man bei D einen perpendikulaͤren
                              Laͤngs- und in Fig. 2. einen
                              perpendikulaͤren Querdurchschnitt durch den vorderen Theil desselben. Alle
                              einzelnen Theile sind hier nach dem beigefuͤgten Maßstabe gezeichnet, und
                              koͤnnen in Hinsicht ihrer Groͤße daher leicht bestimmt werden, weßhalb
                              ich von den einzelnen Maßen derselben schweige.
                           In den bezeichneten Figuren sieht man bei q den
                              Feuerplaz, unter demselben den Aschenherd (r). Dieser
                              ist durch die Thuͤre (s) dicht verschlossen, und
                              erhaͤlt seine Luft durch einen Luftcanal Fig. 2. t, der die aͤußere Wand des Ofens durchbohrt, und
                              sich nach oben kruͤmmt, wo seine aͤußere Oeffnung u mit einem gußeisernen breiten Rahmen eingefaßt ist.
                              Auf dieser Oeffnung ist eine Luftklappe v angebracht,
                              die aus einem an seiner unteren Flaͤche mit Wollenzeug beschlagenen Brette
                              besteht, das an einer senkrechten Regulirstange w
                              befestigt ist, die es zu luͤften und niederzulassen bestimmt ist. Diese
                              Regulirstange schiebt sich innerhalb des Canals in einer Nut x, damit das Brett gehoͤrig senkrecht steige und falle, und so die
                              zu verschließende Oeffnung immer genau treffe. Außerdem sind noch zwei andere
                              Leitstangen y und z an die
                              untere Flaͤche des Brettes befestigt, die ebenfalls in Ruͤken des
                              Rahmen gleiten, und das Brett vor Drehungen sichern. Um dem Luftdruke beim Schlusse
                              der Oeffnung durch das Brett einigen Widerstand zu leisten, und die Klappe troz
                              desselben zum leichten Oeffnen geneigt zu machen, ist zwischen Brett und Nut der
                              Regulirstange eine kleine Spiralfeder angebracht, deren Wirkung nur so gering seyn
                              muß, daß sie den Druk der Luft auf das Brett waͤhrend seines Schlusses genau
                              balancirt.
                           Die Regulirstange der Klappe ist bei (1) mit einem Apparate versehen, wodurch sie
                              beliebig verlaͤngert oder verkuͤrzt werden kann, und uͤber
                              dessen Einrichtung die Zeichnung genuͤgend Auskunft gibt. Ihr oberes Ende ist
                              an dem kleinen Wagebalken des Hizeregulators eingehaͤngt, von dessen
                              Construction weiter unten geredet werden soll.
                           Die mit der Thuͤr verschlossene Oeffnung des Aschenherdes diente zur
                              Herausnahme der Asche aus demselben. Waͤhrend der Arbeit des Entwikelers
                              wurde jene Thuͤre immer moͤglichst luftdicht verschlossen gehalten,
                              und ihre Fugen gewoͤhnlich noch mit Lehm verschmiert,Ich kann nicht unterlassen, hier anzufuͤhren, daß ich beim Aufbau
                                    meines Ofens mit den englischen Maurern in Streit gerieth, als ich denselben
                                    mit Lehm, sie aber mit Kalk aufgefuͤhrt haben wollten. Sie
                                    behaupteten naͤmlich, daß man alle Dampfmaschinenoͤfen in
                                    England mit Kalk auffuͤhre, und wirklich habe ich dieß spaͤter
                                    auch bemerkt. Meine Herren, die in Streitsachen zwischen mir und englischen
                                    Arbeitern immer auf die Seite der lezteren traten, beschuldigten mich auch
                                    hier eines Fehlgriffes. Um ihnen den Beweis recht in die Haͤnde zu
                                    geben, ließ ich den Maurern und ihnen ihren Willen und hatte die
                                    Genugthuung, unseren Ofen nach einem kaum vierwoͤchentlichen
                                    Gebrauche in sich selbst zusammenstuͤrzen zu sehen. Als ich ihn
                                    darauf mit Lehm auffuͤhren ließ, stand er lange Zeit vollkommen gut,
                                    ohne daß auch nur ein Stein darin sich geloͤset haͤtte. War
                                    die Ursache dieses Verfahrens der Maurer Unwissenheit oder Kabale?
                                    – damit keine andere Luft in den Aschenherd, als durch den mit der Luftklappe
                              versehenen Luftcanal dringen konnte.
                           Der Feuerplaz (q) war gewoͤlbt und bei 2 mit einer
                              laͤnglicht vierekigen verengerten Scheiteloͤffnung versehen, in
                              welcher die vom Brennmateriale aufsteigende Hize concentrirt wurde, und der Rauch
                              verbrennen sollte. Auf demselben wurden in 12 Stunden 5 bis 6 Bushel Steinkohlen verbrannt. Die
                              Heizthuͤre (3) desselben schloß sehr genau, damit von dieser Seite keine
                              kalte unzersezte Luft in den Ofen dringen konnte. Die Rostflaͤche hielt
                              ungefaͤhr 3 □ Fuß Oberflaͤche und die verengerte Oeffnung im
                              Gewoͤlbe des Feuerherdes, der Durchschnittsflaͤche nach,
                              ungefaͤhr 1/5 jenes Flaͤchenraumes.
                           In dem Heizungsraume (4) hingen die Metallgefaͤße. Er war nur 4 Zoll
                              laͤnger, als die Metallgefaͤße. Der Raum zwischen beiden
                              Metallgefaͤßen war noch ein Mal so breit gelassen, als diejenigen
                              Raͤume zwischen den aͤußeren Seiten derselben und den
                              Ofenwaͤnden, und zwar aus dem Grunde, um zwischen beiden Gefaͤßen der
                              Flamme und Hize, die hier zwei Flaͤchen bestreichen sollte, mehr Spielraum zu
                              geben. In der Mitte des Heizungsraumes war eine senkrechte Scheidewand
                              aufgefuͤhrt, die ihn vollkommen in zwei Haͤlften theilte, in deren
                              vorderen die Hize aufwaͤrts stieg, waͤhrend sie in dem hinteren
                              abwaͤrts zu gehen genoͤthigt wurde, um in den Schornstein zu gelangen.
                              Um der Hize einen Weg von der vorderen in die hintere Haͤlfte zu
                              eroͤffnen, hatte ich die senkrechte Scheidewand nur bis auf eine Entfernung
                              von 5 bis 6 Zollen von der oberen Ofendeke in die Hoͤhe mauern lassen. Die
                              Scheidewand war sowohl zwischen beiden Ofenwaͤnden und Metallgefaͤßen,
                              als zwischen beiden lezteren selbst, aufgefuͤhrt. In Fig. 7. habe ich eine
                              Zeichnung des Heizungsraumes in verkleinertem Maßstabe geliefert; a ist darin eines der Metallgefaͤße, b die Scheidewand in demselben mit der oben
                              uͤbrig bleibenden Oeffnung c. In Fig. 2. ist er im
                              perpendikulaͤren Querdurchschnitte vorgestellt. Man sieht daselbst alle drei
                              verschiedenen und durch den Ofen und die Metallgefaͤße geschiedenen
                              Abtheilungen. Die dunkel gezeichneten Stellen bezeichnen die drei oberen, von der
                              vorderen Haͤlfte des Heizungsraumes in die hinteren fuͤhrenden
                              Oeffnungen.
                           In der hinteren Haͤlfte des Heizungsraumes wurde die Hize in dem absteigenden
                              Zuge (Fig. 7.,
                              d) noch bis unter den unteren Rand der
                              Metallgefaͤße herabgefuͤhrt, ehe sie bei (e) in den Schornstein uͤberging. Ich wollte sie hierdurch
                              noͤthigen, sich auch noch an den untersten Theil der Metallgefaͤße
                              gehoͤrig abzusezen, und diesen Zwek habe ich durch diese Einrichtung
                              vollkommen erreicht, indem das Metall der Metallgefaͤße beim Anheizen in
                              beiden Haͤlften des Heizungsraumes fast immer zu gleicher Zeit geschmolzen
                              ist. Die Durchschnittsflaͤche des Fuchses e hatte
                              ich der Summe der Durchschnittsflaͤchen aller Zwischenraͤume zwischen
                              den Roststaͤben, die 1/2 Zoll von einander entfernt lagen, gleich gemacht,
                              ein Verhaͤltniß, was immer erwuͤnschte Resultate liefert.
                           Was den Hizregulator betraf, so wollte ich ihn nach dem mir in Rostock
                              gegluͤkten Principe des Luftthermometers einrichten, war aber nicht so gluͤklich ihn zu
                              Stande zu bringen, indem Hr. Burton nicht
                              vermoͤgend war, mir selbigen vollkommen luftdicht in allen seinen
                              Verbindungen zu schaffen. Ich habe ihn Fig. 8. in seiner
                              Verbindung mit dem Balancier und dessen Regulirstange fuͤr die Luftklappe des
                              Ofens, und zwar im perpendikulaͤren Durchschnitte vorgestellt. Er war oben
                              auf den Ofen gestellt und bestand aus zwei geschmiedet eisernen Luftroͤhren,
                              wovon in jedem Metallgefaͤße, und zwar zwischen zwei
                              Entwikelungsroͤhren eine lag. In Fig. 1. sieht man sie bei
                              s punktirt angegeben. Aus dem oberen Ende derselben
                              fuͤhrten zwei Roͤhren, die sich in eins vereinigten, und so in den
                              Queksilberbehaͤlter (Fig. 8., a) uͤbergingen. Dieser Fig. 8. a bestand aus Gußeisen und war mit einem
                              aufrechtstehenden, an beiden Enden offenen Rohre b von
                              geschmiedetem Eisen, das 1 Zoll inneren Durchmesser hielt, versehen; welches durch
                              den oberen Dekel des Behaͤlters luftdicht drang, und bei c am Boden desselben sich muͤndete. Der
                              Queksilberbehaͤlter wurde mit Queksilber gefuͤllt, so daß das Rohr b in lezterem bis auf 2 1/2 Zoll untertauchte. Auf dem
                              Dekel des Queksilberbehaͤlters war noch ein kleiner Hahn a angebracht, wodurch man Luft in denselben und den
                              ganzen Apparat lassen konnte. Die Luft der Luftroͤhren, durch die Hize der
                              Metallmischung ausgedehnt, sollte auf das Queksilber des Queksilberbehaͤlters
                              druͤken, und selbiges in dem senkrechten Rohre b
                              zum Steigen bringen. Auf dem Queksilberspiegel dieses Rohres hatte ich einen hohlen
                              eisernen Schwimmer e angebracht, der durch eine kleine
                              Stange f mit dem Balancier g
                              in Verbindung stand, dessen entgegengeseztes Ende durch die Regulirstange (h) der Luftklappe auf diese wirkte. Das Gegengewicht
                              (i) war bestimmt die Schwere der Luftklappe und
                              ihrer Regulirstange zu balanciren, damit der Schwimmer bei seinem kleinen Gewichte
                              gehoͤrig darauf einzuwirken in Stand gesezt wuͤrde. Bei den Versuchen
                              mit diesem Apparate stieg das Queksilber bis zum Schmelzpunkte der Metallmischung
                              nur um einige Zolle und fiel dann wieder. Als wir den Apparat nachgedichtet hatten,
                              stieg es zwar bis auf 24 Zoll, fiel aber nach und nach wieder, ein Beweis, daß Luft
                              aus demselben getreten war. Nach oͤfterem vergeblichen Nachdichten
                              verzichteten wir endlich ganz auf die vollkommene Instandsezung dieses doch einmal
                              verpfuschten Apparates, und begnuͤgten uns damit, bei den
                              oͤffentlichen Versuchen, worauf meine Interessenten so sehr drangen, um das
                              durch ihre Prahlereien aufgeregte Publicum zu befriedigen, durch genaue Beachtung
                              des Feuers diesen Apparat zu ersezen. Ueber den Zustand der Metallmischung suchten
                              wir uns durch einen Draht Auskunft zu verschaffen, den wir in der Art gebrauchten,
                              wie ich es bei der Beschreibung meines ersten Rostocker Probe-Apparates
                              angegeben habe. 
                           
                           Mein Ofen, obgleich nur mit einem 25 Fuß hohen Schornsteine versehen, hatte einen so
                              vortrefflichen Zug, und seine Wirkung in Hinsicht einer zwekmaͤßigen
                              Brennmaterialverwendung war so vollkommen, daß er beim Anheizen die 3000 Pfd.
                              Metallmischung in Zeit von 3/4 Stunden mit 1/2 Bushel Steinkohlen schmolz. Sein
                              Feuer brannte immer mit weißer Flamme und der Schornstein ließ nur beim jedesmaligen
                              Schuͤren etwas Rauch fahren. Die Hize auf dem Feuerherde war so groß, daß
                              Gußeisen darauf in kurzer Zeit schmolz, und dessen ungeachtet habe ich nie eine
                              Abnahme an Substanz an der uͤber denselben gelegenen Partie der
                              Metallgefaͤße wahrnehmen koͤnnen. Beim Abschlusse der Luftklappe
                              erschien das Feuer in dem Maße gedaͤmpft, daß seine Hize nur eben hinreichte,
                              um die Metallmischung in Fluß zu erhalten. Der Ofen genuͤgte also vollkommen
                              allen Forderungen, die mein Entwikelungs-Apparat bei seiner
                              eigenthuͤmlichen Einrichtung an ihn machte. Warfen wir am Abende den Rost
                              voll Kohlen und schlossen die Luftklappe, so wurde die Metallmischung haͤufig
                              noch bis um 1–2 Uhr Morgens im fluͤssigen Zustande erhalten.
                           Ueberhaupt konnte ich mit den Resultaten des ganzen Probe-Apparates zufrieden
                              seyn. Auch waren es meine Interessenten Anfangs in einem hohen Grade, so daß ihre
                              Freude daruͤber oft leider nur zu sehr ausschweifte, und das Prahlen
                              uͤber seine Leistungen in die groͤßte Uebertreibung ausartete. Der
                              erste Versuch mit diesem Erzeuger war gleichsam ein Triumph fuͤr mich. Man
                              brachte mir ein allgemeines Hurrah; alle Zeitungen waren voll seines und meines
                              Lobes; kurz ich haͤtte selbst am Ende vor Freude den Kopf verloren, wenn
                              nicht mit dem Gelingen auch der Neid und die Kabale erwacht waͤren, um mir
                              die Freude tausendfach zu vergaͤllen, und nicht mein Unstern an dem zweiten
                              Erzeuger dieser Art alle meine Hoffnungen und kuͤhnen Plane wieder vernichtet
                              haͤtte.
                           Bevor ich zu diesen Calamitaͤten uͤbergehe, will ich noch die
                              verschiedenen Resultate des Apparates und seiner einzelnen Theile naͤher
                              zusammenfassen, und ihn nach jenen Aufgaben pruͤfen, die ich mir uͤber
                              die zwekmaͤßigste Construction desselben gemacht, und deren Verzeichniß ich
                              oben geliefert habe. Ich bitte, hier alles das sich in's Gedaͤchtniß
                              zuruͤkzurufen, was ich in der Darstellung der Grundzuͤge meines
                              Dampfentwikelungs-Principes uͤber jene Forderungen, denen ein
                              Entwikeler nach meinem Principe entsprechen muͤsse, ausschließlich gesagt
                              habe.
                           Was die Form der Metallgefaͤße betrifft, so ist an denselben zwar der Umstand
                              zu tadeln, daß der groͤßte Theil ihrer Feuerberuͤhrungsflaͤche
                              aus senkrecht stehenden Waͤnden besteht, von denen es allerdings bekannt ist,
                              daß sie die daran voruͤberstreichende Hize nicht so vollkommen aufnehmen, als
                              horizontal uͤber der Flamme gestellte; indessen habe ich diesem Uebelstande,
                              wie ich Band XIX. Seite 495. gezeigt, durch eine angemessene Construction des Ofens
                              so gut als moͤglich zu begegnen gesucht. Uebrigens hatte ich aber auch beim
                              Bau derselben die Erfahrung fuͤr mich, indem mein kleiner Rostocker
                              Probe-Apparat, dem groͤßten Theile seines Metallgefaͤßes nach,
                              ebenfalls die Hize mit senkrechten Wanden aufnahm und dennoch so vortreffliche
                              Resultate lieferte. Wenn lezterer mit 1 Pfd. Steinkohlen 150 Pfd. Metallmischung
                              schmolz, so blieb der Londoner Apparat aber auch nicht bedeutend gegen ihn
                              zuruͤk, da er 3000 Pfd. einer solchen Mischung mit 1/2 Bushel in Fluß
                              brachte. Das Minus in der Wirkung bin ich mehr geneigt
                              der schlechteren Waͤrmeleitungsfaͤhigkeit der diken gußeisernen
                              Waͤnde seiner Metallgefaͤße zuzuschreiben, als der Form derselben.
                           Uebrigens moͤchte ich aber auch wissen, auf welche Weise jemand so viel
                              horizontaler Feuerberuͤhrungsflaͤche in einem Ofen, und zwar in dem
                              naͤmlichen Raume, zusammenbringen wollte, als ich der senkrechten in meinem
                              Ofen aufgestellt habe. Viele flache horizontal liegende Metallgefaͤße zu
                              errichten, ist, aus einem doppelten Gesichtspunkte betrachtet, nicht
                              zwekmaͤßig, denn:
                           
                              1) Die Dekel dieser Gefaͤße hatten bei dem Striche der
                                 Hize daruͤber wenig Hize aufgenommen, da die Hize auf horizontale Ebenen,
                                 von oben herunter applicirt, wenig leistet. Auch wuͤrde eine
                                 gehoͤrige Erhizung derselben in so fern nichts genuͤzt haben, als
                                 diese Dekel von der Metallmischung doch nicht haͤtten beruͤhrt
                                 werden koͤnnen.
                              2) Waͤre eine gleichmaͤßige Erhizung einer
                                 groͤßeren Anzahl solcher Flaͤchen nicht gut moͤglich
                                 gewesen, indem eine gleiche Vertheilung der vom Roste aufsteigenden Flamme
                                 darauf unfehlbar große Schwierigkeiten gehabt haͤtte.
                              
                           Wenn ein anonymer Beurtheiler meines Entwikelungs-Apparates im Repository of Patent Inventions, Febr. 1826, S. 140.,
                              die senkrechte Stellung meiner Metallgefaͤße ganz besonders ruͤgte,
                              und glaubend zu machen schien, ich habe auf eine horizontale Lage derselben aus
                              Unkunde nicht Gewicht genug gelegt, so ist er sehr im Irrthum gewesen, da ich ihm
                              aus den vor meiner Reise nach London gesandten Planen und Zeichnungen den Beweis
                              fuͤhren koͤnnte, daß ich mehrere Formen der Metallgefaͤße nach
                              seinem Geschmake und die dazu zu empfehlenden Oefen angegeben habe. Daß ich von
                              diesen beim wirklichen Bau keine Notiz nahm, geschah nicht aus Unkunde, sondern aus
                              der wahren Ueberzeugung, daß ich nach Maßgabe des Raumes mit senkrecht stehenden Metallgefaͤßen,
                              vorzuͤglich bei einer zwekmaͤßig darnach modificirten Ofenanlage,
                              weiter reichen wuͤrde, als bei den horizontal liegenden. Wenn ich
                              spaͤter mich mehr zu horizontalen Gefaͤßen hinneigte, so geschah das
                              aus anderen unten zu beruͤhrenden wichtigen Ursachen, woran jener Hr.
                              Anonymus nicht gedacht hat. Die Zeit wird aber auch lehren, daß diese meine
                              spaͤter zu empfehlenden Gefaͤße nur ihrer Lage im Ofen nach horizontal
                              genannt werden koͤnnen, deßwegen aber dennoch die Hize mit meist senkrecht
                              stehenden Flaͤchen aufnehmen.
                           Daß meine Metallgefaͤße im Verhaͤltniß ihrer
                              Feuerberuͤhrungsflaͤche aber wirklich sehr wenig Raum einnehmen,
                              duͤrfte wohl keiner bezweifeln, wenn er bedenkt, daß an denselben eine
                              Feuerberuͤhrungsflaͤche von 60 □ Fuß in einen Raum von 4 Fuß
                              Laͤnge, 1 Fuß Breite und 3 1/2 Fuß Hoͤhe gebannt erscheint. Zugleich
                              glaube ich nicht, daß eine Form so leicht zu finden seyn mochte, die bei einer
                              solchen Ausdehnung der Feuerberuͤhrungsflaͤche zugleich so wenig
                              Oberflaͤche der atmosphaͤrischen Luft oder irgend einen anderen
                              Koͤrper der Waͤrme abzuleiten im Stande ist, darboͤte; ferner
                              so wenig Metallmischung faßte, und diese in so zwekmaͤßige Beruͤhrung
                              mit den geheizten Flaͤchen braͤchte, daß sie allenthalben in
                              verhaͤltnißmaͤßig duͤnnen und voͤllig gleich diken
                              Schichten, die an jeder Stelle von beiden Seiten zugleich geheizt werden, an
                              selbigen anliegt; die endlich den Spiegel der Metallmischung, also diejenige
                              Flaͤche derselben, die moͤglicher Weise der atmosphaͤrischen
                              Luft dargeboten, und so durch Oxydation einen Verlust an Metallmischung herbeiziehen
                              koͤnnte, auf eine so kleine Flaͤche als moͤglich zu
                              beschraͤnken vermochte. Um alle diese Aufgaben zugleich zu loͤsen,
                              durfte ich nicht einseitigen Ansichten folgen, und zu vieles Gewicht darauf legen.
                              Wie oft habe ich es spaͤter bereuet, daß ich diese Form der
                              Metallgefaͤße nicht beibehalten konnte. Die spaͤter zu beschreibende
                              neueste Form derselben genuͤgt lange in dem Maße nicht allen jenen
                              Forderungen, und man kann sich denken, wie uͤberwiegend die Ursachen gewesen
                              seyn muͤssen, die mich davon abbrachten. Zu bedauern ist es nur, daß man mir
                              in England so wenig Zeit ließ, auf dem Wege wissenschaftlicher, ruhiger Versuche
                              diese Ursachen in ein helleres Licht zu stellen. Ich sollte nur immer die Wirkung
                              meines Apparates oͤffentlich zeigen, und die Schaulustigkeit des von allen
                              Seiten durch Prahlereien aufgeregten Publicums befriedigen, damit meine
                              Interessenten den goldenen Boden meiner Erfindung bald ergruͤndeten; und da
                              blieb mir nichts uͤbrig, als gefundene Maͤngel nothduͤrftig
                              unschaͤdlich zu machen, Fehler auszufliken, nicht wahrhaft radikal zu
                              verbessern. Sie wollen immer experimentiren, erhielt ich auf meine Antraͤge
                              zu einem mehr wissenschaftlichen Betriebe der Vervollkommnung meiner Erfindung zur Antwort
                              und wir wollen verdienen. Nur vorwaͤrts, hieß es immer, und dabei nahm man so
                              wenige Ruͤksichten auf die Ehre der Erfindung, daß man mich von Menschen aus
                              allen Classen in Augenbliken uͤberrennen ließ, wo ich gerade mit der
                              Abhuͤlfe von Maͤngeln beschaͤftigt war, welche Menschen also
                              die Maschine in den unguͤnstigsten Augenbliken sahen und deßhalb auch mit den
                              unguͤnstigsten Eindruͤken dieselbe wieder verließen. Ich war bei
                              meinen Versuchen in einer steten Klemme, in einer Ungluͤklichen Spannung
                              meiner intellectuellen Kraͤfte, in einer Aufgeregtheit unangenehmer
                              Gefuͤhle, die meinen Eifer und meinen Muth eben so laͤhmten, als sie
                              meinen Erfindungsgeist gefangen hielten und unterdruͤkten. Anfangs, als ich
                              Ersparungen beim Bau machen wollte, antwortete man mir daß auf Kosten gar nicht
                              gesehen wuͤrde, und spaͤter plagte man mich oft auf die
                              allerunzarteste Weise mit Vorwuͤrfen, daß der Apparat und seine Verbesserung
                              so viel Geld koste. Doch genug davon.
                           Daß die ersten Metallgefaͤße die ganze Zeit ihres Gebrauches uͤber nie
                              diejenigen Maͤngel bliken ließen, die ich bei den spaͤteren Apparaten
                              der Art fand, ist mir immer ein Raͤthsel geblieben, wenn es mir gleich nicht
                              an Erklaͤrungsgruͤnden der an lezteren erlebten
                              Ungluͤksfaͤlle, so wie an Mitteln zu helfen fehlt. Ich werde
                              spaͤter hierauf noch wieder zuruͤkkommen.
                           Eine Vergroͤßerung des Apparates war nach meiner fruͤheren, vor dem mit
                              dem zweiten groͤßeren Apparate gehabten Ungluͤke gefaßten Meinung auf
                              mehrerlei Weise leicht zu bewerkstelligen. Man konnte entweder die
                              Metallgefaͤße in Hinsicht ihrer Laͤnge und Hoͤhe groͤßer
                              bauen, oder mehrere derselben neben einander in den Ofen stellen, in beiden
                              Faͤllen konnte die Haupteinrichtung des Ofens dieselbe bleiben, nur daß die
                              Verhaͤltnisse seiner verschiedenen Theile darnach modificirt wurden. Die
                              Folge wird lehren, daß leztere Art der Vergroͤßerung des Apparates
                              vielleicht, aber auch nur vielleicht, die zwekmaͤßigste gewesen waͤre.
                              Mein Unstern und andere Localumstaͤnde ließen mich indessen den anderen Weg
                              nehmen, auf dem ich nun endlich noch erfahren mußte, daß ich die Erhaltung der
                              ersten Metallgefaͤße eigentlich wohl mehr dem Gluͤke, als einer
                              zwekmaͤßigen Construction zu danken hatte.
                           
                               (Die Fortsezung folgt.) 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
