| Titel: | Ueber Schießpulver und Knallpulver. Von Dr. Andrew Ure. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LXXVIII., S. 269 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber Schießpulver und Knallpulver. Von Dr. Andrew
                              Ure.Wir haben uͤber diesen Gegenstand aus dem Novemberhefte des Philosophical Magazine eine Miszelle in dem
                                 vorhergehenden Hefte S. 231. mitgetheilt, glauben aber des Interesse des
                                 Gegenstandes' wegen die vollstaͤndige Abhandlung aus dem uns
                                 spaͤter zugekommenen Repertory of
                                    Patent-Inventions noch nachtraͤglich aufnehmen zu
                                 muͤssen. A. d. R.
                           
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
                              December 1830. S. 353. und Januar 1831. S. 381.
                        Ure, uͤber Schießpulver und Knallpulver.
                        
                     
                        
                           Das Schießpulver ist eine mechanische Verbindung von Salpeter, Schwefel und Kohle;
                              die Staͤrke seiner Explosion haͤngt von der Reinheit seiner
                              Bestandtheile, dem Verhaͤltniß worin sie gemischt sind und ihrer
                              moͤglichst gleichfoͤrmigen Mischung ab.
                           
                        
                           1) Ueber den Salpeter.
                           Salpeter kann durch Aufloͤsen in Wasser und Krystallisiren leicht von den
                              Unreinigkeiten und fremden Salzen, welche er gewoͤhnlich enthaͤlt,
                              gereinigt werden. Eine gesaͤttigte siedendheiße Aufloͤsung von
                              Salpeter in Wasser hat eine Temperatur von 340° Fahr. (137° R.) und
                              enthaͤlt nach meinen Versuchen drei Gewichtstheile Salz auf Einen Wasser,
                              nicht fuͤnf Theile von ersterem auf Einen von lezterem, wie die HHrn. Bottée und Riffault in
                              ihrem Traité de l'Art de fabriquer la poudre à
                                 canon S. 78. angeben. Wenn man aber wie gewoͤhnlich sagt, daß drei
                              Theile Salpeter in Einem Theile siedenden Wassers aufloͤslich sind, so ist
                              dieß unrichtig, da die Fluͤssigkeit eine viel hoͤhere Temperatur und
                              groͤßere Aufloͤsungskraft hat, als obiger Ausdruk sagen will.
                           Wasser loͤst bei 60° Fahr. (12,4° R.) nur ein Viertel seines
                              Gewichts Salpeter auf; oder genauer, diese gesaͤttigte Aufloͤsung
                              enthaͤlt 20 Prozent Salz. Ihr specif. Gewicht ist 1,1415; 100 Raumtheile
                              dieser beiden Substanzen sind nun auf 97,91 Theile reducirt. Aus diesen Datis
                              koͤnnen wir schließen, daß es beim Raffiniren von rohem Salpeter nicht
                              vortheilhaft waͤre, eine siedendheiße gesaͤttigte Aufloͤsung zu
                              machen, da beim Abkuͤhlen das Ganze zu einer feuchten Salzmasse erstarren
                              wuͤrde, dem Gewichte nach bestehend aus 2 3/4 Theilen Salz gemischt mit Einem
                              Theile Wasser, welches 1/4 Salz in Aufloͤsung enthaͤlt, und dem Raume
                              nach aus 1 7/8 Salz mit ungefaͤhr 1 Fluͤssigkeit; denn das specif.
                              Gewicht des Salpeters ist 2,005 oder sehr nahe das Doppelte von Wasser. Es ist daher
                              besser, zur siedendheißen Aufloͤsung gleiche Gewichtstheile Salpeter und
                              Wasser anzuwenden. Wenn man die filtrirte Fluͤssigkeit langsam
                              abkuͤhlen laͤßt, so scheiden sich etwas weniger als drei Viertel
                              Salpeter in regelmaͤßigen Krystallen ab, waͤhrend die fremden Salze
                              mit wenigstens einem Viertel Salpeter in der Mutterlauge zuruͤkbleiben. Loͤst man die
                              Krystalle durch Erhizen wieder in ungefaͤhr zwei Drittel ihres Gewichtes
                              Wasser auf, so erhaͤlt man eine Fluͤssigkeit, aus welcher sich beim
                              Erkalten krystallinischer, zu jedem Zweke geeigneter Salpeter absezt.
                           Da die hauptsaͤchlichste Verunreinigung des Salpeters das salzsaure Natron
                              ist, eine Substanz, welche in heißem Wasser nur um weniges aufloͤslicher ist
                              als in kaltem,Dieß glaubte man fruͤher nach Gay-Lussacs Versuchen, seitdem hat aber Hr. Prof. Fuchs in Muͤnchen gezeigt, daß das reine
                                    Kochsalz genau eben so viel heißes als kaltes Wasser zu seiner
                                    Aufloͤsung bedarf; vergl. Polytechn.
                                       Journal
                                    Bd. XXI. S. 51. A. d. R. so gibt dieß ein schleuniges Verfahren an die Hand, dieses Salz von dem
                              Salpeter bei Mutterlaugen, welche sie in fast gleichen Verhaͤltnissen
                              enthalten, abzuscheiden. Man lege ein eisernes, mit kleinen Loͤchern
                              durchbohrtes Bassin auf den Boden des Kessels, worin man die Aufloͤsung
                              concentrirt; das salzsaure Natron scheidet sich durch Verdunstung des Wassers ab,
                              fuͤllt das Bassin und kann von Zeit zu Zeit entfernt werden. Wenn sich kleine
                              Salpeternadeln zeigen, muß man die Aufloͤsung in das
                              Krystallisationsgefaͤß uͤberziehen, worin man ziemlich reinen Salpeter
                              erhaͤlt, welchen man durch eine andere aͤhnliche Operation
                              raffinirt.
                           In der Pulverfabrik von Waltham-Abbey macht man den Salpeter durch
                              oͤfteres Aufloͤsen und Krystallisiren so rein, daß er in einer
                              Silberaufloͤsung kaum eine Opalisirung hervorbringt. Diese Krystalle troknet
                              man, schmilzt sie in einem eisernen Typs bei einer Temperatur von 500 bis
                              600° Fahr. (208 bis 253° R.) und gießt sie in Formen: die Kuchen
                              bewahrt man in Faͤssern auf.
                           In den Jahren 1794 und 1795 ermittelte eine Commission franzoͤsischer Chemiker
                              ein schleuniges und oͤkonomisches Verfahren den Salpeter zu reinigen, welches
                              ein hinreichend reines Product gab. Ich muß bemerken, daß der rohe Salpeter, wie man
                              ihn fuͤr die Pulverfabriken in Frankreich kauft, gewoͤhnlich viel
                              unreiner ist als derjenige, welchen man in England von Indien einfuͤhrt; man
                              zieht ihn aus dem Moͤrtelschutte alter Gebaͤude aus. Nach dem
                              fruͤher uͤblichen Verfahren konnten die Franzosen ihren Salpeter nicht
                              in weniger als acht oder zehn Tagen reinigen, und man erhielt dabei das Salz in
                              großen Klumpen, welche sehr schwer zu troknen und zu zertheilen waren;
                              waͤhrend das neue Verfahren so leicht ausfuͤhrbar und schleunig war,
                              daß in weniger als vier und zwanzig Stunden der rohe Salpeter ganz gereinigt,
                              vollkommen getroknet und in so fein zertheilten: Zustande erhalten wurde, daß man
                              die Operationen des Mahlens und Siedens ganz ersparte und daher
                              betraͤchtlichen Verlust vermied.
                           
                           Ich gebe hier eine kurze Beschreibung dieser Methode, mit gewissen Verbesserungen,
                              wie sie jezt in der Fabrik der Administration des poudres et
                                 salpêtres in Frankreich befolgt wird.
                           Der Laͤuterungskessel wird uͤber Nacht mit 600 Kilogramm Wasser und
                              1200 Kilogramm Salpeter, wie ihn die Salpêtriers
                              liefern, beschikt. Man erhizt den Kessel nicht staͤrker als gerade
                              noͤthig ist um diese erste Salpeterbeschikung aufzuloͤsen. Ich muß
                              hier bemerken, daß dieser Salpeter mehrere zerfließliche Salze enthaͤlt und
                              daher viel aufloͤslicher ist, als reiner Salpeter. Den naͤchsten
                              Morgen verstaͤrkt man das Feuer und beschikt den Kessel in verschiedenen
                              Zeitraͤumen mit neuen Quantitaͤten Salpeter, die das Ganze sich auf
                              3000 Kilogrammen belaͤuft. Waͤhrend man Salpeter zusezt, muß man die
                              Fluͤssigkeit sehr fleißig umruͤhren und den aufsteigenden Schaum
                              abschaͤumen. Wenn sie einige Zeit im Sieden war und man annehmen darf, daß
                              sich die salpetersauren Salze aufgeloͤst haben, entfernt man das salzsaure
                              Natron vom Boden des Kessels und sprizt kaltes Wasser in das Gefaͤß, um die
                              Faͤllung jener Theile, welche das Aufwallen schwebend erhalten haben mag, zu
                              beschleunigen. Wenn man findet, daß sich nichts mehr niederschlaͤgt,
                              loͤst man Ein Kilogramm vom besten Leim in einer hinreichenden Menge heißen
                              Wassers auf und schuͤttet ihn in den Kessel; man arbeitet sodann die Mischung
                              ganz durch einander, indem man den Schaum beseitigt und dabei oͤfters kaltes
                              Wasser einsprizt, bis noch 400 Kilogrammen, also im Ganzen 1000 Kilogrammen zugesezt
                              worden sind. Wenn die zu raffinirende Fluͤssigkeit keinen Schaum mehr gibt
                              und vollkommen klar geworden ist, muß alle Manipulation aufhoͤren. Man
                              entfernt sodann das Feuer und laͤßt bloß noch etwas Gluth unter dem Kessel,
                              so daß die Temperatur bis zum naͤchsten Morgen auf ungefaͤhr
                              88° C. (70,5° R.) erhalten wird.
                           Diese Fluͤssigkeit wird nun mittelst Handkuͤbel in die
                              Krystallisirgefaͤße uͤbertragen, wobei man sie moͤglichst wenig
                              zu bewegen und die Unreinigkeiten auf dem Boden unberuͤhrt zu lassen suchen
                              muß. Den Inhalt der langen Krystallisirgefaͤße ruͤhrt man nun mit
                              hoͤlzernen Schaufeln ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts, um das
                              Abkuͤhlen und folglich die Faͤllung von Salpeter in kleinen Krystallen
                              zu beschleunigen, welchen man sobald er niederfaͤllt, an das obere Ende des
                              doppelt geneigten Bodens des Krystallisationsgefaͤßes schiebt; von da aus
                              wird er in die Waschgefaͤße gebracht. Da die Fluͤssigkeit
                              bestaͤndig bewegt wird, so koͤnnen sich keine großen Salpeterkrystalle
                              bilden. Wenn die Temperatur der Fluͤssigkeit nur noch 7 oder 8° F.
                              mehr als die des Zimmers betraͤgt, das heißt, nach sieben oder acht Stunden,
                              hat man allen Salpeter, welchen sie gibt, erhalten. Da das
                              Krystallisationsgefaͤß einen doppelt geneigten Boden hat, so sammelt sich die
                              Fluͤssigkeit in der Mitte des Bauches und kann leicht herausgeschafft
                              werden.
                           Man bringt den Salpeter aus dem Krystallisationsgefaͤße in die Waschkufen und
                              haͤuft ihn darin auf, so daß er ungefaͤhr sechs oder sieben Zoll
                              uͤber ihren oberen Rand hinauf steht, um den Abgang beim Waschproceß
                              auszugleichen. Wenn jede dieser Kufen so gefuͤllt ist und ihre
                              Bodenloͤcher mit Pfropfen verstopft worden sind, besprengt man das Salz mit
                              dem Sprauß einer Gießkanne oͤfters mit einer gesaͤttigten
                              Salpeteraufloͤsung und auch mit reinem Wasser, bis die Fluͤssigkeit,
                              wenn man sie ablaufen laͤßt, sich durch die Salpeterwage (nydrometer) als eine gesaͤttigte
                              Aufloͤsung zu erkennen gibt. Das Wasser von jeder Besprizung sollte zwei oder
                              drei Stunden lang auf dem Salze bleiben, worauf man es unten durch die
                              Pfropfloͤcher ungefaͤhr eine Stunde lang ablaufen laͤßt.
                           Die vom ersten und zweiten Waͤssern abgelaufene Fluͤssigkeit sezt man
                              bei Seite, da sie eine betraͤchtliche Menge von den fremden Salzen des
                              Salpeters enthaͤlt, um sie in der Folge mit den Mutterlaugen abzudampfen. Die
                              lezten Portionen bewahrt man auf, weil sie fast nichts als Salpeter enthalten und
                              daher neuerdings zum Auswaschen von unreinem Salpeter verwandt werden
                              koͤnnen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß man zum Auswaschen nie mehr Wasser
                              als sechs und dreißig Besprizungen im Ganzen verwenden muß, naͤmlich drei
                              Waͤsserungen, wovon die beiden ersten aus funfzehn und die lezte aus sechs
                              Kannen bestehen, oder mit anderen Worten funfzehn Besprizungen mit
                              gesaͤttigter Salpeteraufloͤsung und ein und zwanzig mit reinem
                              Wasser.
                           Der Salpeter bleibt fuͤnf oder sechs Tage in den Waschkufen und wird dann in
                              die Trokenreservoirs gebracht, welche durch den Schornstein des naͤchsten
                              Kessels erhizt werden; hier wird er von Zeit zu Zeit mit hoͤlzernen Schaufeln
                              umgeruͤhrt, theils damit er sich nicht an den Boden anhaͤngt oder in
                              Klumpen verwandelt, theils um den Troknungsproceß zu beschleunigen. Im Verlauf von
                              ungefaͤhr vier Stunden wird er ganz troken, wo er sodann nicht mehr an der
                              Schaufel haͤngen bleibt, sondern vollkommen pulverfoͤrmig und weiß
                              ist. Man schlaͤgt ihn nun durch ein messingenes Sieb, um alle
                              Kluͤmpchen und fremdartige Theile, welche etwa darin enthalten seyn
                              koͤnnten, abzusondern und verpakt ihn sodann in Faͤsser oder
                              Saͤke. Selbst an den kuͤrzesten Wintertagen kann man die Trokenpfanne
                              zwei Mal beschiken und so 700 oder 800 Kilogrammen troknen. Durch dieses Verfahren
                              erhaͤlt man aus 3000 Kilogrammen rohem Salpeter 1750 bis 1800 Kilogrammen sehr reinen
                              zur Pulverfabrikation unmittelbar anwendbaren Salpeter.
                           Die Mutterlaugen muͤssen vor Allem concentrirt werden, aber ich brauche in
                              dieser Abhandlung mich auf ihre Behandlung nicht einzulassen.
                           Zur Zeit der franzoͤsischen Revolution muͤssen diejenigen, welche
                              diesen Proceß leiteten, ihn bedeutend abgekuͤrzt und sich mit einem nur kurze
                              Zeit dauernden Ablaufen des gewasserten Salpeters begnuͤgt haben.
                           
                        
                           2. Ueber den Schwefel.
                           Der Schwefel, welchen man fuͤr die Schwefelsaͤurefabriken von den
                              vulkanischen Gegenden Siciliens und Italiens in England einfuͤhrt, ist viel
                              reiner als derjenige, welchen man durch kuͤnstliches Erhizen von Schwefelkies
                              etc. erhaͤlt, und kann daher durch einfache Operationen zur Pulverfabrikation
                              vollkommen tauglich gemacht werden. Da ich hier nicht die Absicht habe dasjenige zu
                              wiederholen was man in den Handbuͤchern der Chemie findet, so kann ich nichts
                              uͤber die Sublimation des Schwefels sagen, ein Proceß, welcher
                              uͤberdieß fuͤr den Pulverfabrikanten viel zu wenig ergiebig ist.
                           Der Schwefel kann von dem Pulverfabrikanten selbst sehr leicht untersucht werden;
                              denn ich finde, daß er sich bei 316° F. (126° R.) in ein Zehntel
                              seines Gewichts siedenden Terpenthinoͤhls aufloͤst und eine
                              Aufloͤsung bildet, welche bei 180° F. (66° R.) klar bleibt.
                              Wenn sie sich auf die Temperatur der Atmosphaͤre abkuͤhlt, bilden sich
                              schoͤne krystallinische Nadeln, welche man mit kaltem Weingeist und selbst
                              mit lauwarmem Wasser hinreichend auswaschen kann. Die gewoͤhnlichen
                              Unreinigkeiten des Schwefels, naͤmlich kohlensaurer und schwefelsaurer Zink,
                              Eisenoxyd und Schwefeleisen, Schwefelarsenik und Kieselerde, loͤst das
                              fluͤchtige Oehl nicht auf und man kann sie dann einer weiteren Analyse
                              unterwerfen, obgleich eine solche wenig praktischen Nuzen gewaͤhrt.
                           Man hat den Schwefel fuͤr die Pulverfabriken auf zweierlei Art raffinirt,
                              durch Schmelzen und durch Destillation. Da derselbe bei einer Temperatur von
                              ungefaͤhr 230° F. (88° R.) vollkommen fluͤssig wird, so
                              kann man die schweren und leichten Substanzen, welche ihn verunreinigen, durch
                              Absezenlassen und Abschaͤumen beseitigen; ich nehme mir aber die Freiheit
                              hier zu bemerken, daß der franzoͤsische Schmelztopf, welcher in dem
                              ausgezeichneten Werke der HHrn. Bottée und Riffault beschrieben ist, mir sehr unzwekmaͤßig zu
                              seyn scheint, denn das Feuer wird gerade unter ihm angebracht und spielt auf seinem
                              Boden, waͤhrend der Boden eines Topfes zum Absezen bis auf vier oder sechs Zoll die Seiten
                              hinauf in Thon oder Moͤrtel eingebettet und nur um seine mittlere Zone herum
                              der circulirenden Flamme des Feuers ausgesezt seyn sollte. Diese Anordnung ist in
                              mehreren unserer bedeutendsten chemischen Fabriken angenommen und wird sehr
                              vortheilhaft befunden. Vermittelst eines solchen Kessels wuͤrde man, wie ich
                              glaube, durch geeignetes Erhizen den rohen Schwefel sehr gut reinigen
                              koͤnnen, waͤhrend wenn man die Hize auf den Boden des Gefaͤßes
                              leitet, die Unreinigkeiten in die Hoͤhe getrieben und der Masse einverleibt
                              werden.
                           Der kaͤufliche Schwefel kommt hauptsaͤchlich in drei Farben vor:
                              citronengelb, in Gruͤn stechend; dunkelgelb und braungelb. Da diese
                              verschiedenen Farben von den verschiedenen Hizgraden herruͤhren, welchen er
                              bei seiner urspruͤnglichen Abscheidung im Großen ausgesezt war, so
                              koͤnnen wir daraus entnehmen, wie stark er neuerdings bei dem Schmelzen
                              Behufs des Raffinirens erhizt werden darf. Der Schwefel mag was immer fuͤr
                              eine Farbe besizen, so besteht die Kunst des Raffinirers darin, die Hize so zu
                              reguliren, daß er nach der Operation eine schoͤne gelbe in Gruͤn
                              spielende Farbe besizt.
                           Man muß den Schwefel zuerst nach seiner Farbe sortiren; ist er gruͤnlich, so
                              muß diese Sorte, weil sie bei ihrer Ausscheidung nur schwach erhizt wurde, sehr
                              rasch zum Schmelzen gebracht werden, oder man muß das Feuer so lange anhalten
                              lassen, bis alles bis auf die oberste Schichte geschmolzen ist.
                           Dunkelgelber Schwefel kann keine so große Hize ertragen und daher muß man das Feuer
                              entfernen, sobald drei Viertel der ganzen Masse geschmolzen sind.
                           Da brauner Schwefel schon uͤberhizt wurde, so muß man ihn moͤglichst
                              wenig erhizen und das Feuer beseitigen, sobald die Masse zur Haͤlfte
                              geschmolzen ist.
                           Anstatt Schwefel von verschiedenen Farben besonders zu schmelzen, kann man auch den
                              Topf zur Haͤlfte seines Hohlraumes zuerst mit gruͤnlichem Schwefel
                              fuͤllen, uͤber diese Lage einen Viertels Raumtheil dunkelgelben legen
                              und sodann den Topf bis zum Rande mit braunem fuͤllen. Das Feuer muß
                              ausgeloͤscht werden, sobald der gelbe geschmolzen ist. Man verschließt sodann
                              den Topf einige Zeit lang mit einem gut passenden Dekel, worauf sich die leichteren
                              Unreinigkeiten auf der Oberflaͤche als eine schwarze Schlake sammeln, die man
                              abschaͤumt, waͤhrend die schwereren sich auf dem Boden absezen. Der
                              Schwefel selbst muß zehn oder zwoͤlf Stunden lang in dem Topf gelassen
                              werden, worauf man ihn in Kufen oder Faͤsser zum Krystallisiren ausleert.
                           Durch Destillation kann man den Schwefel mit weniger Abgang und wohlfeiler reinigen; sie kam
                              zuerst in den franzoͤsischen Pulverfabriken in Gebrauch, als die englische
                              Marine die Einfuhr des besten italiaͤnischen und sicilianischen Schwefels
                              verhinderte. Der Schwefel braucht hiebei nicht in duͤnnen Daͤmpfen
                              uͤberzugehen und sich in pulverfoͤrmiger Gestalt den sogenannten
                              Blumen abzusezen, denn der Zwek des Raffinirers ist kein anderer, als daß aller
                              reine Schwefel in die Verdichtungskammer uͤbergeht und alle Unreinigkeiten im
                              Destillirkolben zuruͤkbleiben. Man erhizt daher lezteren sehr stark, damit
                              sich eine dichtere Dampfmasse von gelblicher Farbe erhebt und in den Verdichter
                              uͤbergeht, worin sie sich in fluͤssigem Zustande zu Boden sezt,
                              waͤhrend nur einige wenige leichtere Theilchen sich oben und an den Seiten
                              ansezen. Der Raffinirer muß daher bei dieser Operation eine sehr intensive Hize
                              geben; in einiger Hoͤhe uͤber dem Rande des Kessels sollte er eine
                              geneigte Ebene anbringen, wodurch der Anfangs uͤberkochende Schwefel in einen
                              Sicherheits-Recipienten uͤberlaufen kann. Die Verdichtungskammer
                              sollte heiß genug seyn, um den destillirten Schwefel in fluͤssigem Zustande
                              zu erhalten, was leicht dadurch bezwekt wird, daß man die Roͤhren von
                              mehreren Destillirt toͤpfen in sie leitet, waͤhrend man den Fortgang
                              der Operationen dadurch sichert, daß man jeden Kolben abwechselnd oder der Reihe
                              nach beschikt. Der Recipient darf nie so heiß seyn, daß der Schwefel
                              Syrupsconsistenz erhaͤlt, wodurch seine Farbe verdunkelt wuͤrde.
                           Wenn man den Schwefel sublimirt, so kann ein ungefaͤhr vier Zentner
                              enthaltender Topf nur Einmal in vier und zwanzig Stunden ausgearbeitet werden, weil
                              man seine Temperatur maͤßig unterhalten und aus Vorsicht eine geneigte Ebene
                              anwenden muß, die ihm dasjenige wieder zuruͤkgibt, was zufaͤlliger
                              Weise uͤbergekocht ist; bei dem Destillationsproceß hingegen kann ein volle zehn Zentner enthaltender Topf
                              Einen Proceß in hoͤchstens neun Stunden beendigen, und zwar mit
                              betraͤchtlicher Ersparniß an Brennmaterial. Bei jenem Proceß koͤnnen
                              die Beschikungen nur in Zwischenraͤumen auf einander folgen, bei diesem aber
                              muß die Operation bestaͤndig im Gange bleiben, damit der Apparat sich nicht
                              abkuͤhlt: bei dem Sublimationsproceß, wo eine Communication der
                              atmosphaͤrischen Luft mit der Verdichtungskammer unumgaͤnglich
                              noͤthig ist, findet oft eine Explosion erregende Entzuͤndung der
                              Schwefeldaͤmpfe Statt, wodurch schwefliche Saͤure in reichlicher Menge
                              erzeugt wird und so Schwefel verloren geht, ein Nachtheil, wovon der
                              Destillationsproceß großen Theils frei ist.
                           Ich will hier den Destillirapparat beschreiben, welchen man in Marseille zur
                              Reinigung des Schwefels fuͤr die koͤniglichen Pulverfabriken anwandte
                              und den man fuͤr den Bedarf derselben unter Napoleon's
                               großem Reiche
                              zureichend fand. Dieser Apparat besteht nur aus zwei gußeisernen Kolben, welche wie
                              das breitere Ende eines Eies gestaltet sind; jeder hat ungefaͤhr drei Fuß im
                              Durchmesser, ist zwei Fuß tief, am Boden nahe einen halben Zoll dik, aber oben viel
                              duͤnner und mit einem vier Zoll breiten horizontalen Rand versehen. In einem
                              solchen Topf von gutem Gußeisen kann man 1000 Tonnen Schwefel destilliren, ehe er
                              durch die Einwirkung desselben auf das Eisen bei starker Rothgluͤhehize
                              unbrauchbar wird. Der Topf ist mit einem abhaͤngigen Dach von Mauerwerk
                              bedekt, dessen oberes Ende an das Mauerwerk des gewoͤlbten Verdichtungsdoms
                              stoͤßt. Unter der Oeffnung des Topfes ist in dem Mauerwerk eine weite
                              Thuͤre angebracht, durch welche er beschikt und entleert wird; und zwischen
                              dem Dachraum, uͤber dem Topf und der Hoͤhlung der Woͤlbung, ist
                              ein weiter Gang offen. Hinter dem Topf erhebt sich ein steinerner Gang, damit der
                              Schwefel nicht in den Verdichter uͤberkocht. Die Woͤlbung ist
                              ungefaͤhr zehn Fuß weit innen, und vierzehn Fuß vom Boden bis zur Mitte des
                              Domes, in welchem ein Schornstein eingesezt ist von ungefaͤhr zwoͤlf
                              Fuß Hoͤhe und zwoͤlf Zoll innerem Durchmesser.
                           Da der Dom der Expansivkraft einer starken Hize und einem sehr betraͤchtlichen
                              Druk von Gasarten und Daͤmpfen ausgesezt ist, so muß er eine große Festigkeit
                              haben und daher mit eisernen Reifen gebunden seyn. Zwischen dem Kolben und der damit
                              in Verbindung stehenden Mauer der Verdichtungskammer muß ein Raum fuͤr die
                              Circulation der Luft uͤbrig gelassen werden, eine Vorsichtsmaßregel, welche
                              die Erfahrung als unumgaͤnglich noͤthig erwies, denn durch die
                              Beruͤhrung der Oefen mit der Mauer der Kammer entsteht eine solche Hize, daß
                              sie springt und sodann der fluͤssige Schwefel austreten kann. Die Seiten der
                              Kammer sind aus starkem Mauerwerk verfertigt, vierzig Zoll dik, und auf ihnen steht
                              ein Dom von feuerfesten Steinen, die mit einer Lage gewoͤhnlicher Steine
                              bedekt sind. Der Boden ist mit Ziegeln gepflastert; auch die Seiten sind damit bis
                              zum Dom belegt; in einer Seite ist ein vierekiges, mit einer starken eisernen
                              Thuͤre versehenes Loch, bei welchem man den fluͤssigen Schwefel in
                              geeigneten Zwischenraͤumen abzieht. In dem Dache der Woͤlbung sind
                              zwei mit leichten Platten von geschlagenem Eisen bedekte Ventilloͤcher,
                              welche sich an einem Ende frei auf Angeln drehen, so daß sie leicht jeder
                              ploͤzlichen Expansion von innen her nachgeben und so gefaͤhrlichen
                              Explosionen vorbeugen.
                           Da die Kammer ein laͤngliches Vierek ist, welches sich oben in ein
                              laͤngliches Gewoͤlbe endigt, so besteht sie unten aus einem
                              Parallelepipedum und oben aus einem Halbcylinder, welche folgende Dimensionen haben:
                              – 
                           
                           
                              
                                 Laͤnge des Parallelepipedums
                                 16 1/2 Fuß.
                                 
                              
                                 Weite
                                 10 4/5  –
                                 
                              
                                 Hoͤhe
                                   7 1/4  –
                                 
                              
                                 Halbmesser des Cylinders
                                   5 2/5  –
                                 
                              
                                 Hoͤhe oder Laͤnge d.
                                    Halbcylinders
                                 16 1/2  –
                                 
                              
                           Wenn der Arbeiter jeden Topf mit zehn oder zwoͤlf Zentner rohem Schwefel
                              beschikt hat, verschließt er die Beschikungsthuͤren sorgfaͤltig mit
                              ihren Eisenplatten und Kreuzstangen und lutirt sie dicht mit Lehm. Er zuͤndet
                              sodann das Feuer an und bringt den Schwefel zum Sieden. Eines seiner ersten
                              Geschaͤfte (dessen Vernachlaͤssigung traurige Folgen haben
                              koͤnnte) ist dieses, die Dachventile zu untersuchen und zu reinigen, damit
                              sie frei spielen und jedem Druk von innen nach außen nachgeben koͤnnen.
                              Vermittelst eines Seiles und einer Kette, die mit einem an den Ventilen angebrachten
                              Knie verbunden sind, kann er sich von Zeit zu Zeit ihres Zustandes versichern, ohne
                              auf das Dach zu steigen. Man fand es zwekmaͤßig einen der Toͤpfe
                              einige Zeit in Gang zu erhalten, ehe man unter dem anderen Feuer anmacht. Je
                              staͤtiger man Schwefeldaͤmpfe von den Ventilen austreten sieht, desto
                              weniger atmosphaͤrische Luft kann in der Kammer enthalten seyn und desto
                              weniger Gefahr einer Verbrennung ist daher vorhanden. Wenn aber scharfer Nordwind
                              geht, folglich die Luft kalt ist und dabei keine Daͤmpfe austreten, so muß
                              der Arbeiter auf seiner Hut seyn, denn unter solchen Umstaͤnden kann eine
                              gefaͤhrliche Explosion Statt finden.
                           Sobald beide Kessel in vollem Gange sind, die Luft ausgetrieben ist, die
                              Daͤmpfe nachlassen und alle Gefahr aufhoͤrt, sollte er seine ganze
                              Aufmerksamkeit darauf richten, jede Verbindung mit der Atmosphaͤre
                              abzuschneiden, indem er bloß darauf sieht, daß die Ventile beweglich bleiben und
                              eine anhaltende starke Destillation Statt findet. Er uͤberzeugt sich von der
                              Beendigung des Processes, indem er durch eine kleine hiezu in der Mauer angebrachte
                              Oeffnung seinen Sondirstab in den Topf stekt. Man muß ihn sodann neuerdings mit
                              rohem Schwefel beschiken.
                           Wenn obiger Proceß gut geleitet wird, so erhaͤlt man dadurch den Schwefel in
                              so reinem Zustande als ihn die Kuͤnste nur immer erfordern moͤgen, und
                              es werden nicht mehr als vier Procent Schwefel dabei verzehrt; der unverbrennliche
                              Ruͤkstand betraͤgt je nach der Qualitaͤt des Rohschwefels
                              fuͤnf bis acht Procent. Wenn man aber den Schwefel sublimirt, wobei oft eine
                              Verbrennung unvermeidlich ist, so verliert man ungefaͤhr zwanzig Procent
                              Schwefelblumen.
                           Der Schmelzungsproceß, welchen man in einigen koͤniglichen Fabriken in England
                              anwendet, liefert keine Ausbeute, welche mit derjenigen der franzoͤsischen
                              Fabriken vergleichbar waͤre, obgleich man in England einen besseren
                              Rohschwefel bearbeitet. Nach zweimaligem Schmelzen des Rohschwefels (wie man ihn von
                              Sicilien oder Italien einfuͤhrt) erhaͤlt man hoͤchstens vier
                              und achtzig Procent gereinigten Schwefel, wobei das ganz reine Product
                              wahrscheinlich weniger als achtzig Procent betraͤgt, weil es jedenfalls dem
                              durch Destillation erhaltenen nachsteht.
                           
                        
                           3. Ueber die Holzkohle.
                           Ein weiches und leichtes Holz, welches eine zerreibliche und poroͤse Kohle
                              gibt, die rasch wegbrennt, am wenigsten Asche hinterlaͤßt und daher am
                              meisten Kohlenstoff enthaͤlt, sollte jedem anderen zur Verkohlung in
                              Pulverfabriken vorgezogen werden.
                           Nach vielen Versuchen zog man vor laͤngerer Zeit schon schwarzen Hartriegel
                              jeder anderen Holzart zu diesem Zweke vor, aber neuere Versuche erwiesen, daß viele
                              andere eine gleich gute Kohle geben. Man verkohlte Holz von schwarzem Alder, von
                              Pappeln, Linden, Roßkastanien und Kastanien genau unter denselben Umstaͤnden
                              und erhielt mit jedem ein aͤhnliches Pulver, welches mit demselben
                              Probemoͤrser gepruͤft wurde. Die Resultate waren folgende:
                           
                              
                                 
                                 Toisen.
                                 Fuß.
                                 
                              
                                 Pappel
                                   113
                                   2
                                 
                              
                                 Schwarzer Alder
                                   110
                                   4
                                 
                              
                                 Linden
                                   110
                                   3
                                 
                              
                                 Roßkastanie
                                   110
                                   3
                                 
                              
                                 Kastanie
                                   109
                                 
                                 
                              
                           Spaͤtere Versuche, welche die obigen bestaͤtigten, ergaben ferner, daß
                              die Weide dieselben Vortheile darbietet wie die Pappel, und daß verschiedene
                              Staudengewaͤchse, wie die Haselnuß, der Spindelbaum, Kornelkirschen,
                              Hollunderbaum, die gemeine Saalweide und einige andere eben so vortheilhaft
                              gebraucht werden koͤnnen; was man aber immer fuͤr Holz anwenden mag,
                              so muß man es stets schneiden, waͤhrend es noch vollsaftig und nie nachdem es
                              abgestorben ist; man sollte Aeste waͤhlen, die nicht aͤlter als
                              fuͤnf oder sechs Jahre sind und sie sorgfaͤltig schalen, weil die
                              alten Aeste und die Rinde mehr erdige Bestandtheile enthalten. Die Aeste sollten
                              nicht uͤber drei Viertels Zoll dik und die groͤßeren sollten der
                              Laͤnge nach in vier zertheilt werden, so daß das Mark leicht weggebrannt
                              werden kann.
                           In England verkohlt man das Holz Behufs der Pulverfabrikation gewoͤhnlich in
                              gußeisernen Cylindern, welche mit ihrer Achse horizontal liegen und so in dem Ofen
                              eingemauert sind, daß die Flamme um sie herumstreichen kann. Ein Ende des Cylinders
                              ist mit einer Thuͤre versehen, wodurch man das Holz hinein- und die
                              Kohle herausschaffen kann; das andere endigt sich in eine mit einer Spiralroͤhre versehene
                              Vorlage, damit die Holzsaͤure sich verdichten und die
                              Kohlenwasserstoffgasarten entweichen koͤnnen. Gegen das Ende der Operation
                              sollte die Verbindung des Cylinders mit dem Holzsaͤurebehaͤlter
                              abgeschnitten werden und die fluͤchtigen Substanzen sehr frei entweichen
                              koͤnnen, weil sich sonst die Kohle leicht mit einem rusigen Ueberzug belegt
                              und sogar von verdichtbaren Substanzen durchdrungen wird, wodurch ihre
                              Qualitaͤt wesentlich leidet.
                           In Frankreich verkohlt man das Holz fuͤr die Pulverfabriken entweder in
                              laͤnglichen gewoͤlbten Oefen oder Gruben die mit gebrannten Steinen
                              ausgelegt sind, oder in Cylindern aus starkem Eisenblech. In beiden Faͤllen
                              liefert die unvollkommene Verbrennung des zu verkohlenden Holzes selbst die Hize. Im
                              Durchschnitt erhaͤlt man bei diesem Verfahren sechszehn bis siebenzehn Theile
                              Kohle von hundert Theilen Holz. Man glaubt, daß der Grubenproceß eine
                              groͤßere Quantitaͤt Kohle und ein besseres Product liefert, weil bei
                              weitem mehr Holz auf Einmal verkohlt wird und die rusigen Daͤmpfe
                              ungehinderter entweichen koͤnnen. Die Oberflaͤche einer guten Kohle
                              soll nicht rauh, aber auch nicht glaͤnzend seyn.
                           Die unterrichtetsten Fabrikanten sind der Meinung, daß die Kohle bei der
                              Wandelbarkeit ihrer Beschaffenheit der einflußreichste Bestandtheil des
                              Schießpulvers ist; der Director der Pulverfabrik sollte ihrer Bereitung daher immer
                              seine besondere Aufmerksamkeit widmen. Wenn sie einige Zeit lang aufbewahrt oder
                              vorher mit Wasser abgeloͤscht worden ist, so ist sie zu gegenwaͤrtigem
                              Zwek untauglich. Kohle, welche in einem verschlossenen Gefaͤße durch
                              Ausschluß der Luft geloͤscht und sodann der Atmosphaͤre ausgesezt
                              wurde, absorbirt nur drei bis vier Procent Feuchtigkeit; waͤhrend Kohle,
                              welche rothgluͤhend mit Wasser abgeloͤscht wurde, durch Troknen neun
                              und zwanzig Procent verlieren kann. Wenn man Kohle von der lezteren Art zu
                              Schießpulver verwendet, so muß man das Wasser, welches sie enthaͤlt, am
                              Gewicht ausgleichen: aber Kohle, welche lange Zeit mit Feuchtigkeit getraͤnkt
                              blieb, liefert ein sehr nachtheiliges Ingrediens fuͤr Schießpulver.
                           
                        
                           4. Ueber das Vermischen der
                                 Bestandtheile.
                           Die drei Bestandtheile werden nun, nachdem sie so zubereitet wurden, 1) jeder
                              fuͤr sich zu einem feinen Pulver gerieben, welches man durch Seidensiebe oder
                              Siebmaschinen laufen laͤßt; 2) in den gehoͤrigen
                              Verhaͤltnissen, wovon weiter unten, mit einander vermengt; 3tens wird dann
                              das Gemenge auf die Pulvermuͤhle geschikt, welche aus zwei Marmorwalzen
                              besteht, die durch einen Schaft verbunden mit ihren runden Seitenflaͤchen auf
                              einem horizontal liegenden Marmor sich umwaͤlzen und beim Anschlagen an Stahl nicht
                              wie Sandsteine Funken geben koͤnnen. Auf dem horizontal liegenden Marmor
                              breitet man das Gemenge aus und befeuchtet es mit einer geringen Menge Wasser, so
                              daß es unter dem Gewicht der sich drehenden Steine in einen Kuchen, keineswegs aber
                              in einen teigartigen Zustand verwandelt wird. Ein harter kupferner Streicher geht
                              mit der Walze auf dem festliegenden Marmor herum und streicht die verbreitete Masse
                              immer wieder in die Bahn des Laͤufersteins ein. Es werden bei jeder Operation
                              unter jedem Muͤhlstein funfzig bis sechzig Pfund Kuchen bearbeitet. Wenn so
                              die Masse ganz durchgeknetet worden ist, schikt man sie in das Koͤrnungshaus,
                              wo der Kuchen auf einer besonderen Muͤhle, in Koͤrner geformt wird. Er
                              wird hier zuerst in eine harte feste Masse gepreßt, hierauf in kleine Klumpen
                              zerbrochen, worauf man den Koͤrnungsproceß vornimmt, indem man diese Klumpen
                              in Siebe bringt und sodann in jedes Sieb auf denselben eine Scheibe von Lignum vitae (Pockholz, Franzosenholz) legt. Die Siebe
                              bestehen aus Pergamenthaͤuten, welche mit einer Menge runder Loͤcher
                              durchbohrt sind. Mehrere solcher Siebe werden in einem Kasten befestigt, welchem
                              durch eine Maschinerie eine solche Bewegung ertheilt wird, daß die Scheibe sich in
                              jedem Siebe mit betraͤchtlicher Geschwindigkeit herumbewegt, die Klumpen des
                              Kuchens niederbricht und ihre Substanz in Koͤrnern von gewisser Groͤße
                              durch die Loͤcher druͤkt. Diese koͤrnigen Theile werden sodann
                              von dem feineren Staube durch geeignete Siebe und Haspel gesondert.
                           Das gekoͤrnte Pulver muß nun gehaͤrtet und seine Rauhigkeiten beseitigt
                              werden, indem man es in einem geschlossenen Fasse oder Haspel, der sich schnell um
                              seine Achse dreht, bewegt. Dieses Gefaͤß gleicht einigermaßen einem
                              hollaͤndischen Butterfaß und ist oft innenwendig mit vierekigen Stangen
                              parallel auf seiner Achse versehen, um das Poliren durch Abreibung zu
                              befoͤrdern.
                           Das Pulver wird zulezt getroknet, welches jezt gewoͤhnlich durch Dampfhize
                              geschieht, in einigen Fabriken aber auch dadurch, daß man einen vorlaͤufig in
                              einem anderen Zimmer erhizten Luftstrom uͤber Kannefaßstuͤke streichen
                              laͤßt, worauf die feuchten Pulverkoͤrner liegen.
                           
                        
                           5. Ueber das Verhaͤltniß der
                                 Bestandtheile.
                           Im J. 1794 wurde eine lange Reihe von Versuchen, um das Verhaͤltniß der
                              Bestandtheile, welches das beste Pulver gibt, zu bestimmen, von einer Commission
                              franzoͤsischer Chemiker und Artilleristen angestellt. Man bereitete Pulver in
                              den fuͤnf folgenden Verhaͤltnissen: 
                           
                           
                              
                                 
                                 Salpeter.
                                 Kohle.
                                 Schwefel.
                                 
                              
                                 1.
                                    76
                                   14
                                   10 Basler Schießpulver.
                                 
                              
                                 2.
                                    76
                                   12
                                   12 Schießpulver der Fabrik zu
                                    Grenelle.
                                 
                              
                                 3.
                                    76
                                   15
                                     9 Hr. Guyton de
                                    Morveau.
                                 
                              
                                 4.
                                    77,32
                                   13,44
                                     9,24 Derselbe.
                                 
                              
                                 5.
                                    77,5
                                   15
                                     7,5 Hr.
                                    Riffault.
                                 
                              
                           Das Resultat von mehr als zweihundert Schuͤssen mit dem Probemoͤrser
                              zeigte, daß das erste und dritte Pulver am staͤrksten sind und die Commission
                              empfahl daher das Verhaͤltniß von Nro. 3.
                              anzunehmen; wenige Jahre hernach aber hielt man es fuͤr zwekmaͤßig das
                              Verhaͤltniß von Nro. 1. zu substituirt, weil man
                              es eben so stark wie das andere befunden hatte und das Pulver dauerhafter ist, indem
                              es etwas mehr Schwefel und weniger Kohle enthaͤlt. In der neuesten Zeit
                              endlich ist die franzoͤsische Regierung – einen so hohen Werth legt
                              sie auf die Dauerhaftigkeit des Schießpulvers – auf ihre alte Dosirung von
                              fuͤnf und siebenzig Salpeter, zwoͤlf ein halb Kohle und zwoͤlf
                              ein halb Schwefel zuruͤkgekommen. In lezterer Mischung ist der die
                              Feuchtigkeit stark anziehende Bestandtheil, naͤmlich die Kohle, noch mehr
                              reducirt und durch Schwefel, welcher das Pulver haltbar macht, ersezt.
                           Wenn wir untersuchen, wie das groͤßte Volum von Gasarten durch Einwirkung, der
                              Bestandtheile des Salpeters auf Kohle und Schwefel hervorgebracht wird, so finden
                              wir, daß es durch Bildung von Kohlenoxyd und schweflicher Saͤure mit
                              Entbindung von Stikstoff geschieht. Dieß fuͤhrt uns auf folgende
                              Verhaͤltnisse dieser Bestandtheile:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Wasserstoff = 1.
                                 Procente.
                                 
                              
                                 1 Mischungsgewicht
                                 Salpeter
                                          102
                                   75,00
                                 
                              
                                 2          
                                    – 
                                 Schwefel
                                           
                                    16
                                   11,77
                                 
                              
                                 3          
                                    – 
                                 Kohle
                                           
                                    18
                                   13,23
                                 
                              
                                 
                                 
                                   –––––––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                          136
                                 100,00.
                                 
                              
                           Der Salpeter enthaͤlt fuͤnf Mischungsgewichte Sauerstoff, wovon drei
                              sich mit drei M. G. Kohle zu drei M. G. Kohlenoxydgas vereinigen, waͤhrend
                              die uͤbrigen zwei M. G. Sauerstoff das eine M. G. Schwefel in
                              schweflichsaures Gas umaͤndern; das einzelne M. G. Stikstoff wird daher bei
                              dieser Ansicht fuͤr sich entbunden.
                           Hundert sechs und dreißig Gran Schießpulver, welche den Raum von fuͤnf und
                              siebenzig und einem halben Gran Wasser einnehmen, muͤssen bei dieser Annahme
                              ein Gasvolum geben, das bei der Temperatur der Atmosphaͤre
                              betraͤgt
                           
                           
                              
                                 
                                 Grane.
                                 
                                 Kubikzolle.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                    42
                                 =
                                    141,6
                                 
                              
                                 Schwefliche Saͤure
                                    32
                                 =
                                      47,2
                                 
                              
                                 Stikstoff
                                    14
                                 =
                                      47,4
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    236,2
                                 
                              
                           was eine Ausdehnung von einem Volum zu 787,3 ergibt. Da aber die Gasarten im
                              Augenblik ihrer Entbindung gluͤhend seyn muͤssen, so kann man dieses
                              Volum sicher als drei Mal so groß annehmen, so daß es also um mehr als zwei tausend
                              Mal groͤßer als das Volum des Pulvers ist.
                           Obige Angabe der Gasarten, welche sich nach der Theorie entwikeln muͤßten,
                              stimmt jedoch nicht gut mit den Producten der Versuche, obgleich wir leztere
                              wahrscheinlich nicht genau kennen. Es soll sich viel Kohlensaͤure, eine
                              betraͤchtliche Menge Stikstoff, etwas Kohlenoxyd, Wasserdampf mit
                              Kohlenwasserstoff und Schwefelwasserstoff entbinden. Aus den unten angegebenen
                              Versuchen schließe ich, daß sich in der That sehr wenig Wasserdampf, Kohlen-
                              und Schwefelwasserstoff entbinden kann und diese fuͤglich bei der Berechnung
                              vernachlaͤssigt werden duͤrften, denn frisches Schießpulver
                              enthaͤlt nicht mehr als Ein Procent Wasser und
                              kann daher wenig wasserstoffhaltige Producte geben, auch ist der Wasserstoff in der
                              Kohle zu unbetraͤchtlich.
                           Es ist klar, daß, je mehr Schwefel das Pulver enthaͤlt, desto mehr schwefliche
                              Saͤure erzeugt wird und da diese sehr dicht ist, die explodirende Kraft des
                              Pulvers in demselben Verhaͤltniß geschwaͤcht wird. Dieß wird
                              hinreichend durch die Versuche zu Essonne bestaͤtigt, wo das Schießpulver,
                              welches zwoͤlf Procent Schwefel und eben so viel Kohle enthielt, die Bombe
                              nicht so weit trieb als dasjenige, welches nur neun Schwefel und funfzehn Kohle
                              enthielt; die Dauerhaftigkeit des Pulvers ist jedoch eine so wichtige Sache,
                              besonders fuͤr unsere entfernteren Colonien und feuchte Klimate, daß sie ein
                              kleines Opfer an der Staͤrke, welches jedes Mal durch eine etwas
                              groͤßere Ladung ersezt werden kann, rechtfertigt.
                           
                        
                           Tabelle uͤber die Zusammensezung verschiedener
                                 Schießpulver.
                           
                              
                                 
                                 Salpeter.
                                 Kohle.
                                 Schwefel.
                                 
                              
                                 Koͤnigliche Pulverfabrik (Royal Mills)   bei
                                    Waltham Abbey
                                     75
                                   15
                                     10
                                 
                              
                                 Frankreich, koͤnigliche
                                    Fabrik
                                     75
                                   12,5
                                     12,5
                                 
                              
                                 Franzoͤsisches Jagdpulver
                                     78
                                   12
                                     10
                                 
                              
                                 Franzoͤsisches fuͤr
                                    Bergwerke
                                     65
                                   15
                                     20
                                 
                              
                                 Vereinigte Staaten von Amerika
                                     75
                                   12,5
                                     12,5
                                 
                              
                                 Preußen
                                     75
                                   12,5
                                     12,5
                                 
                              
                                 Rußland
                                     73,78
                                   13,59
                                     12,63
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 Salpeter.
                                 Kohle.
                                 Schwefel.
                                 
                              
                                 Oesterreich
                                     76
                                   11,5
                                     12,5
                                 
                              
                                 Spanien
                                     76,47
                                   10,78
                                     12,75
                                 
                              
                                 Schweiz (ein rundes Pulver)
                                     76
                                   14
                                     10
                                 
                              
                                 China
                                     75
                                   14,4
                                     9,9
                                 
                              
                                 Theoretische Verhaͤltnisse (wie
                                    oben)
                                     75
                                   13,23
                                     11,77
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber die chemische Untersuchung des
                                 Schießpulvers.
                           Ich habe fuͤnf verschiedene Sotten untersucht; 1) das Pulver von den
                              koͤniglichen Muͤhlen bei Waltham Abbey; 2) das Schießpulver, welches
                              von John Hall in Dartford fabricirt wird; 3) das dreifach starke Schießpulver von
                              Charles Lawrence und Sohn; 4) das Dartforder Schießpulver von Pigou und Wilks; 5)
                              das superfeine dreifach starke Jagdpulver von Curtis und Harvey. Elfteres ist
                              grobkoͤrnig, alle anderen sind sehr fein. Das specifische Gewicht von jedem
                              bestimmte ich in Terpenthinoͤhl; bei dem ersten und den drei lezten war es
                              genau gleich, naͤmlich 1,80; bei dem zweiten 1,793 auf das Wasser als Einheit
                              reducirt.
                           Obige Dichtigkeit des ersten Musters kann folgendermaßen berechnet werden:
                              –
                           
                              
                                 75 Theile
                                 Salpeter, specifisches
                                 Gewicht
                                 = 2,000
                                 
                              
                                 15    –
                                 Kohle,          –
                                      –
                                 = 1,154
                                 
                              
                                 10    –
                                 Schwefel      –
                                      –
                                 = 2,000
                                 
                              
                           Das Volum dieser Bestandtheile ist 55,5, und wenn man damit ihr Gewicht 100 dividirt,
                              so ist der Quotient 1,80.
                           Das specifische Gewicht der ersten und zweiten Sorte obiger Pulver betraͤgt
                              mit Einschluß der Zwischenraͤume ihrer Koͤrner, wenn sie in einer
                              Phiole wohl niedergeschuͤttelt worden sind, 1,02. Dieses Resultat ist
                              deßwegen merkwuͤrdig, weil die Groͤße der Koͤrner
                              außerordentlich verschieden ist. Jenes von Pigou und Wilks ergibt bei einer
                              aͤhnlichen Pruͤfung nur 0,99, das von Charles Lawrence und Sohn 1,03,
                              und jenes von Curtis und Harvey nahe 1,05. Das Schießpulver hat also bei gleichem
                              Volum ziemlich dasselbe Gewicht wie Wasser, so daß ein Gallon zehn bis zehn und ein
                              halbes Pfund wiegen wird.
                           Die Menge Wasser, welche 100 Gran von jedem im Marienbade ausgeben und in vier und
                              zwanzig Stunden unter einem befeuchteten in Wasser stehenden Recipienten
                              verschluken, ist folgende: –
                           
                              
                                 
                                 
                                 nehmen
                                 uͤber Wasser auf
                                 
                              
                                 100 Gran von Waltham Abbey
                                    verlieren   durch Dampfhize
                                 1,1
                                 
                                 0,8
                                 
                              
                                 von Hall
                                 0,5
                                 
                                 2,2
                                 
                              
                                   –  
                                    Lawrence
                                 1,0
                                 
                                 1,1
                                 
                              
                                   –  
                                    Pigou und Wilks
                                 0,6
                                 
                                 2,2
                                 
                              
                                   –  
                                    Curtis und Harvey
                                 0,9
                                 
                                 1,7
                                 
                              
                           
                           Hieraus ersehen wir, daß das grobkoͤrnige Pulver der koͤniglichen
                              Muͤhlen dem Einfluß der Feuchtigkeit besser widersteht, als die
                              uͤbrigen, unter welchen jedoch dasjenige von Lawrence ihm sehr nahe
                              kommt.
                           Das gewoͤhnliche Verfahren, das Schießpulver zu analysiren, scheint ziemlich
                              genau zu seyn. Man scheidet zuerst den Salpeter durch heißes destillirtes Wasser ab,
                              dampft ab und wiegt ihn. Hierbei darf man aus einen kleinen Verlust rechnen, weil
                              Salpeter sich mit siedendem Wasser etwas verfluͤchtigt. Ich habe immer im
                              Marienbade abgedampft. Bei der Operation des Koͤrnens und Staubens verstiegt
                              wahrscheinlich etwas Kohle in den Pulverfabriken, so daß die Analyse etwas weniger
                              Kohle ergeben mag, als urspruͤnglich angewandt wurde. Die Kohle und der
                              Schwefel, welche auf dem doppelten Filter zuruͤkbleiben, werden bei der
                              Temperatur des siedenden Wassers scharf getroknet und ihr Gewicht ergibt sich aus
                              der Gewichtsdifferenz zwischen dem inneren und aͤußeren Filter. Dieser
                              Ruͤkstand wird mit einer weichen Buͤrste in einen Platintiegel
                              abgestreift und in einer verduͤnnten Aezkalilauge gekocht. Drei Theile Kali
                              reichen vollkommen hin um Einen Theil Schwefel aufzuloͤsen. Diese
                              Aufloͤsung bringt man auf ein Filter, suͤßt es zuerst mit sehr
                              verduͤnnter siedendheißer Kaliaufloͤsung, dann mit siedendem dem
                              Wasser aus, und troknet es, wobei die Kohle zuruͤkbleibt, deren Gewicht von
                              jenem des gemengten Pulvers abgezogen, den Schwefelgehalt ergibt.
                           Ich habe viele andere Methoden versucht, den Schwefel im Schießpulver directer zu
                              bestimmen, allein keine genuͤgenden Resultate erhalten. Wenn man auf dem
                              Boden eines Platintiegels Pulver ausbreitet und ihn in Oehl auf 400° F.
                              (163° R.) erhizt, so erheben sich schnell Schwefeldaͤmpfe, aber selbst
                              nach Verlauf mehrerer Stunden betraͤgt der Verlust nicht mehr als die
                              Haͤlfte seines Schwefelgehaltes.
                           Wird der Ruͤkstand von Kohle und Schwefel mit heißem Terpenthinoͤhl
                              digerirt, so loͤst sich der Schwefel leicht auf, aber es ist kaum
                              moͤglich die lezten Portionen Oehl von der Kohle oder dem Schwefel
                              abzuscheiden.
                           Wenn man Schießpulver bei gelinder Waͤrme mit chlorsaurem Kali und
                              verduͤnnter Salzsaͤure digerirt, so wird der Schwefel in
                              Schwefelsaͤure verwandelt, aber dieses Verfahren ist langwierig und
                              unangenehm und erfordert viel chlorsaures Kali. Wenn man sodann die
                              Schwefelsaͤure mit salpetersaurem Baryt faͤllt, so erfaͤhrt man
                              die Menge des Schwefels im Schießpulver. Bei diesem Versuche zeigte sich ein
                              sonderbarer Umstand: – Nachdem der Schwefel und die Kohle des Pulvers ganz
                              gesaͤuert worden waren, goß ich etwas Barytsalz in die Mischung, welche
                              jedoch dadurch nicht getruͤbt wurde. Als ich aber zur Trokniß verdampfte und
                              den Ruͤkstand wieder in Wasser aufnahm, blieb der schwefelsaure Baryt (welcher
                              folglich zehn fuͤr vier Schwefel betrug) zuruͤk.
                           Die Saͤuerung des Schwefels durch Salpetersaͤure oder
                              Salpetersalzsaͤure erfolgt auch langsam und ist eine unangenehme
                              Operation.
                           Indem ich Schießpulver mit Aezkalilauge digerirte, so daß der Schwefel in ein
                              Schwefelmetall verwandelt wurde, dieses mit Salpeter in großem Ueberschuß
                              vermischte, troknete und verpuffte, hoffte ich den Schwefel rasch in Schwefelsaure
                              zu verwandeln, als ich aber die geschmolzene Masse mit verduͤnnter
                              Salpetersaͤure behandelte, entband sich mehr oder weniger schwefliche Saͤure; dieß geschah sogar wenn ich
                              den Salpeter noch mit chlorsaurem Kali vermischte.
                           Folgendes sind die Resultate meiner Analyse nach der zuerst beschriebenen Methode:
                              –
                           
                              
                                 100 Gran von
                                 Salpeter.
                                 Kohle.
                                 Schwefel.
                                 Wasser.
                                 
                                 
                              
                                 Waltham Abbey
                                   74,5
                                  14,4
                                    10,0
                                    1,1
                                 
                                 
                              
                                 Hall, Dartford
                                   76,2
                                  14,0
                                      9,0
                                    0,5 Verlust
                                 0,3
                                 
                              
                                 Pigou und Wilks
                                   77,4
                                  13,5
                                      8,5
                                    0,6
                                 
                                 
                              
                                 Curtis und Harvey
                                   76,7
                                  12,5
                                      9,0
                                    1,1    
                                    –
                                 0,7
                                 
                              
                                 Charles Lawrence und Sohn
                                   77,0
                                  13,5
                                      8,0
                                    0,8    
                                    –
                                 0,7
                                 
                              
                           Aus den schon angegebenen Gruͤnden weichen wahrscheinlich die
                              Verhaͤltnisse, worein die Fabrikanten die Ingredienzien mischen, von den
                              obigen ein wenig ab.
                           Das englische Jagdpulver war seit langer Zeit ein Gegenstand des Verlangens und der
                              Nacheiferung in Frankreich: die großen Vorzuͤge, welche es fuͤr
                              Vogelflinten vor dem aus den koͤniglich franzoͤsischen
                              Pulvermuͤhlen hervorgehenden hat, ist unbestreitbar: Hr. Vergnaud, franzoͤsischer
                              Artillerie-Capitaͤn, behauptet in einer kleinen unlaͤngst
                              erschienenen Schrift uͤber Knallpulver geradezu, daß die englischen
                              Fabrikanten von Jagdpulver Knallpulver damit vermengen. Um mich von der Richtigkeit
                              dieser Angabe wenigstens hinsichtlich obiger fuͤnf beruͤhmten
                              Pulversorten zu uͤberzeugen, stellte ich folgende Versuche an:
                           Ich vermengte Einen Gran Knallqueksilber in krystallinischen Theilchen in Wasser mit
                              200 Gran Schießpulver von Waltham Abbey und digerirte das Gemenge uͤber einer
                              Lampe mit ein wenig Salzsaͤure. Die filtrirte Fluͤssigkeit reagirte
                              deutlich auf Queksilbersublimat, in welchen das Knallqueksilber augenbliklich durch
                              Salzsaͤure verwandelt wird, denn Kupfer uͤberzog sich darin mit
                              Queksilber, Aezkali brachte eine weiße Truͤbung hervor, welche gelb wurde und
                              Schwefelwasserstoffgas einen schmuzigen gelblichweißen Niederschlag. Als ich das
                              Pulver von Waltham Abbey allein mit verduͤnnter Salzsaͤure digerirte,
                              brachte Schwefelwasserstoff in der filtrirten Fluͤssigkeit gar keine
                              Veraͤnderung hervor. 
                           
                           Zweihundert Gran von jedem der obigen Jagdpulver wurden genau auf dieselbe Art
                              behandelt, aber auch die empfindlichsten Reagentien zeigten keine Spur Queksilber
                              an. Da durch dieses Verfahren ohne Zweifel 1/10000 Knallqueksilber entdekt werden
                              konnte, so koͤnnen wir hieraus schließen, daß Capitaͤn Vergnauds Beschuldigung grundlos ist. Die Vorzuͤge
                              unseres Jagdpulvers ruͤhren, wie diejenigen unserer Baumwollenfabrikate, von
                              der Sorgfalt unserer Fabrikanten in Auswahl der besten Materialien und von ihrer
                              Geschiklichkeit in Verbindung derselben her.
                           
                        
                           7) Ueber Knallpulver.
                           Dieser Gegenstand ist dem Bericht der HHrn. Aubert, Pellissier und Gay-Lussac (Polyt. Journal
                              Bd. XXXVI. S. 24.) so gut behandelt worden,
                              daß ich mich darauf beschraͤnken werde einige wenige Bemerkungen, meistens
                              Resultate meiner eigenen Erfahrung, hier mitzutheilen.
                           Hr. Howard bediente sich bei Bereitung seines
                              Knallqueksilbers folgender Verhaͤltnisse:
                           
                              
                                 Queksilber
                                 
                                 100 Gran.
                                 
                              
                                 Salpetersaͤure, spec. Gewicht 1,3. 1
                                    1/2 Unzenmaße
                                 =
                                 884   –
                                 
                              
                                 Starker Weingeist, 2 Unzenmaße
                                 =
                                 750   –
                                 
                              
                           Das Queksilber wird durch Erhizen in der Saͤure aufgeloͤst. –
                              Die Aufloͤsung laͤßt man bis zur Blutwarme abkuͤhlen und gießt
                              sie dann in den Alkohol. Wenn man die Mischung schwach erhizt, erfolgt bald ein
                              Aufbrausen; sobald dieses anfaͤngt, muß man die Retorte oder den Kolben vom
                              Feuer nehmen, denn wenn sie noch etwas laͤnger erhizt wird, so wird die
                              chemische Einwirkung außerordentlich heftig und man erhaͤlt ein durch basisch
                              salpetersaures Queksilber verunreinigtes Knallqueksilber. Wenn sich das
                              krystallinische Pulver abgesezt hat, filtrirt man, suͤßt aus und troknet den
                              Ruͤkstand im Marienbade.
                           Die Verfasser des obigen Berichts sagen, die besten Verhaͤltnisse zur
                              Bereitung des Knallqueksilbers seyen Howards, geben sie
                              aber unrichtig an, denn sie schreiben zwoͤlf Theile Salpetersaͤure und
                              zwoͤlf Theile Alkohol (dem Gewichte nach) auf Einen Theil Queksilber vor; wir
                              sehen hieraus, daß betraͤchtliche Abweichungen in diesen
                              Verhaͤltnissen moͤglich sind. Ich halte jedoch das von den
                              franzoͤsischen Gelehrten angegebene Verhaͤltniß fuͤr
                              verschwenderisch, denn 100 Queksilber mit 950 Salpetersaͤure (von 1,35 spec.
                              Gew.) und 850 Alkohol (von 0,835 spec. Gew.) geben ungefaͤhr 120 Theile
                              knallsaures Queksilber. Die daruͤber stehende Fluͤssigkeit
                              enthaͤlt nahe 5 Procent von dem Queksilber, denn man kann daraus durch
                              Ammonium fuͤnf Gran eines dunkelgrauen Oxydes erhalten. 
                           
                           Ich habe das Knallpulver von funfzig Zuͤndhuͤtchen aus einer
                              franzoͤsischen Fabrik, welche sich in der Anwendung als sehr gut erwiesen,
                              analysirt. Das Ganze wog genau 16,3 Gran, was ungefaͤhr ein Drittels Gran auf
                              das Zuͤndhuͤtchen betraͤgt. Mit heißem Wasser behandelt gab es
                              8,5 Gran aufloͤslicher Substanz, wovon 7,0 Gran Salpeter und 1,5
                              salpetersaures Queksilber waren, die von der schlechten Bereitungsart des
                              knallsauren Salzes herruͤhrten. Als man dieses wieder in Wasser kochte,
                              verwandelte es sich in ein gelbes basisch salpetersaures Salz.
                           7,2 Gran unaufloͤsliche Substanz wurden von dem getrokneten Filter
                              abgebuͤrstet und mit verduͤnnter Salzsaͤure erhizt. Die
                              Aufloͤsung hinterließ beim Filtriren Einen Gran Schwefel und Kohle,
                              waͤhrend 6,2 Gran knallsaures Queksilber im Zustande von Bichlorid
                              aufgeloͤst blieben. Dieses Knallpulver muß daher aus 8 Gran einer Art
                              Schießpulver und ungefaͤhr eben so viel unreinem knallsaurem Queksilber
                              bestanden haben; dennoch explodirte es sehr gut; es enthielt offenbar mehr Salpeter,
                              als gewoͤhnlich im Schießpulver vorkommt. Die Mitglieder der
                              franzoͤsischen Commission empfahlen als Resultat ihrer ausgezeichneten Arbeit
                              zehn knallsaures Salz und sechs Mehlpulver (Staubpulver).
                           Hundert Gran Knallqueksilber, welche man mit dreißig Gran Wasser und sechzig
                              Schießpulver vermittelst eines hoͤlzernen Laͤufers auf Marmor
                              zerreibt, reichen hin um vierhundert Zuͤndhuͤtchen zu beschiken.
                           Ich machte neulich eine sonderbare Beobachtung bei Bereitung von Knallqueksilber; ich
                              hatte eine Mischung uͤberhizt, und goß von Zeit zu Zeit etwas Alkohol zu, um
                              die Reaction zu maͤßigen, wodurch ich jedoch die Menge des Alkohols beinahe
                              um die Haͤlfte vermehrte. Nachdem das knallsaure Salz ausgewaschen und auf
                              dem Filtrirpapier an der Luft ausgebreitet worden war, erschienen, als es beinahe
                              troken war, kleine glaͤnzende Punkte an verschiedenen Stellen, welche immer
                              groͤßer und sodann fuͤr Queksilberkuͤgelchen erkannt wurden:
                              diese Reduction schritt ruhig und langsam vor, bis beinahe die Haͤlfte des
                              Pulvers verschwand und wurde wahrscheinlich durch einen aͤtherischen
                              Kohlenwasserstoff veranlaßt.Mein sehr einsichtsvoller Freund, Hr. Major Moody,
                                    Director der koͤniglichen Pulverfabriken, lenkte meine Aufmerksamkeit
                                    zuerst auf die Haltbarkeit mehrerer Pulversorten und mit seinem Beistande
                                    hoffe ich in einer anderen Abhandlung diesen wichtigen Gegenstand verfolgen
                                    zu koͤnnen. A. d. O.