| Titel: | Beschreibung meines Dampfentwikelungs-Apparates für Dampfmaschinen von sehr hohem Druke, so wie eine kurze geschichtliche Darstellung aller meiner Bemühungen zur Einführung desselben ins praktische Leben. Von Dr. Ernst Alban. | 
| Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. LXXXVII., S. 329 | 
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                        LXXXVII.
                        Beschreibung meines
                           Dampfentwikelungs-Apparates fuͤr Dampfmaschinen von sehr hohem Druke, so
                           wie eine kurze geschichtliche Darstellung aller meiner Bemuͤhungen zur
                           Einfuͤhrung desselben ins praktische Leben. Von Dr.
                           Ernst Alban.
                        (Fortsezung und Beschluß
                              von S. 268.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Alban's Dampfentwikelungs-Apparat fuͤr Dampfmaschinen
                           von sehr hohem Druke.
                        
                     
                        
                           Was die zweite Aufgabe betrifft, die ich mir beim Bau des Londoner
                              Entwikelungs-Apparates gemacht hatte, naͤmlich eine zwekmaͤßige
                              Regulation der Hize der Metallmischung durch einen Hizregulator, so habe ich in dem
                              Vorhergehenden schon Meldung gethan, wie meine, fuͤr diesen Zwek gemachten
                              Plaͤne an der schlechten Arbeit des Herrn Burton
                              zu Grunde gingen. Daß Hrn. Burton's Ungeschiklichkeit an
                              dem Mißlingen der Versuche des Hizeregulators allein Schuld sey, mußte ich aber aus
                              dem Grunde glauben, weil das Princip dieses Apparates sich an dem Rostocker
                              Probe-Apparate vollkommen bewahrt hatte. So gern ich weitere Versuche
                              vorgenommen haͤtte, diesen Apparat zur Vollendung zu bringen, so hinderte
                              mich doch daran die Ungeduld meiner Interessenten, die den
                              Entwikelungs-Apparat alle Tage zeigen wollten, und denen von superklugen
                              Engineers weiß gemacht war: der Hizeregulator sey eine unnoͤthige
                              Kuͤnsteley, und koͤnne fuͤglich entbehrt werden. Aber auch in
                              diesem Punkte blieb spaͤter meine Rechtfertigung nicht aus.
                           Eine gleiche Erhizung der Metallgefaͤße und der darin enthaltenen
                              Metallmischung, so wie eine zwekmaͤßige Verwendung des Brennmateriales, hatte
                              ich in meinem Apparate durch Einfuͤhrung der Wagenmann'schen Heizmethode erreicht. Daß sie ihrem Zweke und meinen
                              Hoffnungen vollkommen entsprach, habe ich schon vorher bemerkt, indem ich die
                              Resultate des Ofens angefuͤhrt habe. Zu jeder Zeit habe ich ein vollkommen
                              gleiches Schmelzen der Metallmischung bemerkt, ja oft zu meiner Verwunderung
                              gesehen, daß im absteigenden Zuge des Ofens die Schmelzung noch fruͤher vor
                              sich ging, als im aufsteigenden, in welchem lezteren die Metallgefaͤße doch
                              die vom Roste aufsteigende erste Hize und die Stichflamme empfanden. Beim Bau des
                              Ofens war ich zuerst sehr besorgt, daß die vordere untere Partie der
                              Metallgefaͤße, die gerade uͤber dem verengerten, in der
                              Woͤlbung des
                              Feuerplazes angebrachten und die Hize des Feuerherdes concentrirenden Canale
                              aufgehaͤngt war, sehr leiden wurde. Bei einer Untersuchung, die ich nach
                              einem vierteljaͤhrigen taͤglichen Gebrauche des
                              Entwikelungs-Apparates mit demselben vornahm, zeigte sich jedoch, daß die
                              Metallgefaͤße an dieser Stelle durchaus nicht gelitten hatten, indem ihre
                              Eken und Raͤnder noch vollkommen so scharf waren, als sie aus der Gießerei
                              hervorgegangen waren. Dieser Umstand machte die Ueberzeugung in mir gewiß, daß
                              dergleichen Metallgefaͤße lange dauern wuͤrden, und bestaͤtigte
                              vollkommen meine Ansicht von dem Wechsel und dem Auf- und Absteigen der
                              kaͤlteren und heißeren Schichten in der Metallmischung, die einige Engineers
                              laͤugnen wollten. In meiner Darstellung der Grundzuͤge meines
                              Dampfentwikelungs-Principes (Bd. XXVIII. S. 364.) habe ich diese Ansicht
                              deutlich auseinandergesezt und zugleich bemerkt, wie ich das Absteigen der
                              kaͤlteren Schichten der Metallmischung zum Boden der Metallgefaͤße
                              fuͤr eine vorzuͤgliche Ursache halte, diesen Boden vor der baldigen
                              Zerstoͤrung durchs Feuer zu schuͤzen. Um aber eine groͤßere
                              Abkuͤhlung der Metallmischung in dieser Haͤlfte des Heizungsraumes zu
                              bewirken, hatte ich die Vorsicht gebraucht, das Injectionsrohr von dieser Seite in
                              den Entwikeler dringen zu lassen, wo es theils das Wasser am kaͤltesten in
                              die Entwikelungsroͤhren brachte, theils aber auch bei sehr verminderter
                              Einsprizung den vorderen Roͤhren immer genug Wasser zusicherte.
                           Herr Wagenmann empfiehlt groͤßten Theils runde Oeffnungen in der
                              Woͤlbung des Feuerplazes, ich zog aber eine laͤngliche vierekige aus
                              dem Grunde vor, weil ich einer solchen fuͤglich die Breite des ganzen
                              Hizungsraumes geben konnte, ohne ihre Durchschnittsflaͤche uͤber die
                              Regel zu vergroͤßern. Der Oeffnung die Breite des Heizungsraumes zu geben,
                              war aber noͤthig, um den verschiedenen durch die Metallgefaͤße
                              getrennten Abtheilungen desselben das gehoͤrige Maß von Hize
                              zuzufuͤhren. Um eine solche zwekmaͤßige Vertheilung der Hize noch mehr
                              zu befoͤrdern und sie gleich uͤber der verengerten Oeffnung des
                              Feuerplazgewoͤlbes schon einigermaßen auszubreiten, ließ ich den Boden der
                              Metallgefaͤße dieser Oeffnung nicht zu nahe bringen, und von derselben den
                              Grund der vorderen Heizungsraumeshaͤlfte nach beiden Seiten schraͤg
                              aufwaͤrts steigen. Um meinen Lesern einen recht deutlichen Begriff von der
                              Art und Weise beizubringen, in welcher ich bei der gewaͤhlten Construction
                              des Ofens den Zug der Flamme und Hize in allen seinen Theilen mir beim Bau desselben
                              vorgestellt habe, ist in Figur 7. die Richtung
                              dieses Zuges allenthalben mit Pfeilen bezeichnet.
                           Den vortrefflichen Effect meiner Luftklappe und die Vortheile derselben vor den gewoͤhnlichen
                              Registern habe ich mehrmals schon angegeben. Man lese daruͤber die
                              Darstellung der Grundzuͤge meines Dampfentwikelungs-Principes, Bd.
                                 XXVIII. S. 361.
                           Man warf mir in London oft ein: warum ich meinem Ofen nicht mehr auf- und
                              absteigende Zuͤge gegeben habe, um die Hize in demselben laͤnger
                              aufzuhalten? Die Widerlegung dieses Einwandes war indessen leicht. Wuͤrden
                              naͤmlich die hinteren Zuͤge den Metallgefaͤßen (in
                              Verhaͤltniß zu den vorderen) nicht weniger Hize zugefuͤhrt haben, als
                              leztere, indem auf dem laͤngeren Wege durch alle vorderen Zuͤge mehr
                              derselben an die vorderen Partien der Metallgefaͤße verloren gegangen
                              waͤre; und haͤtte ich auf diese Weise die wichtige Forderung: gleiche
                              Erhizung aller Partien der Metallgefaͤße erfuͤllt? –
                              Waͤren im ersten absteigenden Zuge doch schon die heißeren Schichten der
                              durch selbigen stroͤmenden Gase zuruͤkgehalten, und dem folgenden
                              aufsteigenden Zuge nur die weniger heißen zugefuͤhrt worden. – Daß das
                              Anbringen vieler und langer Zuͤge nicht immer die großen Vortheile
                              gewaͤhre, die man sich bisher gewoͤhnlich davon versprochen hat, hat
                              Hr. Koͤchlin in dem Bulletin de la Société de Muͤlhausen N. 2.Man sehe eine Uebersezung dieser hoͤchst merkwuͤrdigen
                                    Abhandlung im Polyt. Journ. Bd. XXVII. S. 161. auf eine recht auffallende Weise bestaͤtigt. Seine kleine Abhandlung
                              enthaͤlt fuͤr unsere Heizkunst so viel Neues und Wichtiges, daß ich
                              sie mit dem groͤßten Interesse gelesen habe. Vorzuͤglich wichtig und
                              auffallend war mir aber in derselben der aufgestellte Grundsaz, daß bei einer
                              gewuͤnschten vollkommenen Verbrennung des Brennmateriales im Ofen und einer
                              zwekmaͤßigen Verwendung seiner Hize die Temperatur der in den Schornstein
                              entweichenden Gase nicht zu gering, nicht viel unter 600° F. seyn
                              duͤrfe. Da derselbe diese Behauptung durch die Erfahrung bestaͤtigt,
                              so duͤrfte wohl kaum daran zu zweifeln seyn. Ein solcher Grundsaz
                              stoͤßt offenbar einen wichtigen Einwurf gegen die Vortheile
                              hochdruͤkender Daͤmpfe und ihrer Entwikelung um, den naͤmlich,
                              daß zu viel Hize, und zwar alle unter der Temperatur des
                              Entwikelungs-Apparates stehende dabei ungenuͤzt aus dem Ofen verloren
                              ginge. Moͤge Hr. Koͤchlin nun mit Hrn. Uthe in Dresden, einem der groͤßten Vertheidiger
                              dieses Einwurfes, seine Sache ausfechten.Man vergleiche hier das, was ich gegen diesen Einwurf des Hrn. Uthe in diesem Journale Bd. XXVIII. S. 95 etc. gesagt
                                    habe. Haͤtte ich Hrn. Koͤchlins
                              Abhandlung schon vor Erfindung meiner Entwikelungs-Apparate fuͤr
                              Daͤmpfe mit hoher Pressung lesen koͤnnen, so wuͤrde ich noch
                              mit mehr Muth und Freudigkeit fuͤr ein Princip gearbeitet haben, was so
                              mannigfaltige herrliche Aussichten fuͤr die Zukunft eroͤffnet, und von
                              dem man, ohne Prophet zu
                              seyn, gewiß mit Zuversicht vorhersagen kann, daß es bald alle Maschinen mit niederem
                              Druke uͤber den Haufen werfen und in Vergessenheit bringen wird.
                           Die Wahl einer zwekmaͤßigen Metallmischung traf ich erst waͤhrend des
                              Baues meines Londoner Entwikelungs-Apparates. Als Richtschnur dienten mir
                              dabei die in den Jahrbuͤchern des polytechnischen Institutes in Wien
                              gelieferten Tabellen fuͤr solche leichtfluͤssige Metallmischungen und
                              unseres, leider zu fruͤh verstorbenen, verdienten Ritters von Reichenbachs in Muͤnchen Versuche. Der Schluß, daß
                              eine Metallmischung, die unter der Temperatur der in meinem Apparate entwikelten
                              Daͤmpfe schmelze, waͤhrend der Arbeit desselben nicht erstarren
                              koͤnne, hat sich durch die Erfahrung vollkommen bestaͤtigt, indem mir
                              nie ein Fall vorgekommen ist, daß bei einer irgend nur ertraͤglichen Leitung
                              des Feuers, selbst beim heftigsten Einwerfen vom Wasser in den Entwikeler, eine
                              solche Erstarrung desselben Statt gefunden habe. Meine Ansichten uͤber die
                              Ursachen dieser Erscheinung findet man in der Darstellung der Grundzuͤge
                              meines Dampfentwikelungs-Principes, Bd. XXVIII. S. 368. gehoͤrig
                              entwikelt, daher ich hier mich auf keine weiteren Eroͤrterungen einlassen
                              werde.
                           Daß meine Metallmischung mehr Blei als Zinn enthaͤlt, ist in Hinsicht des,
                              durch ihren Ankauf verursachten Kostenauflaufes von Wichtigkeit, weßhalb ich auch
                              bemuͤht war, mit Ruͤksicht auf einen zwekmaͤßigen Schmelzpunkt
                              derselben das Verhaͤltniß des Zinnes, als des kostbareren Metalles, so viel
                              als moͤglich zu vermindern.
                           In Hinsicht der fuͤnften Aufgabe war an meinem Entwikelungs-Apparate,
                              besonders was eine zwekmaͤßige, jede Vergroͤßerung bequem zulassende
                              Form desselben, die in allen ihren Theilen cylindrisch und von geringem Durchmesser
                              bleiben kann, betrifft, eben wohl nicht viel einzuwenden, indem durch
                              Vervielfaͤltigung der einzelnen Entwikeler auf eine leichte Weise dieser Zwek
                              erreicht werden koͤnnte; indessen stand es mit einer zwekmaͤßigen
                              Vertheilung des Wassers in demselben, wobei dieses gehoͤrig an die ganze
                              verdampfende Oberflaͤche desselben gebracht werden sollte, nicht vollkommen
                              so gut, als ich erwartet hatte. Bei der aufrechten Stellung der
                              Entwikelungsroͤhren erfuhr ich naͤmlich, daß das auf dem Boden dieser
                              Roͤhren sich anhaͤufende Einsprizungswasser durch die entwikelten
                              Daͤmpfe zu sehr aufgeworfen und leicht aus ihrer oberen Muͤndung in
                              den Sammlungsbehaͤlter getrieben wurde, noch ehe es vollkommen verdampft war,
                              indem die Laͤnge der Roͤhren in einem Mißverhaͤltnisse zu ihrem
                              Durchmesser stand, folglich die aufsteigenden Dampfblasen sich nicht in die Breite
                              ausdehnen koͤnnten, sondern die ihr Aufsteigen hindernde Masse von
                              Fluͤssigkeit vor sich hertreiben mußten. Ich hatte einen solchen Vorgang zwar vorher berechnet,
                              ihn aber gerade fuͤr das kraͤftigste Mittel gehalten, das Wasser an
                              die ganze Hoͤhe der Roͤhrenwaͤnde zu bringen, indem ich mir
                              vorstellte, daß die Masse des Wassers waͤhrend des Aufsprudelns bei
                              Beruͤhrung der Roͤhrenwaͤnde in dem Maße durch Verdampfung
                              vermindert werden wuͤrde, daß kein schaͤdlicher Eintritt desselben in
                              die Sammlungsbehaͤlter Statt finden koͤnne, wenn nicht eine
                              uͤbertriebene Masse davon in dem Entwikeler angehaͤuft waͤre.
                              Zwar hatte ich, im Vorgefuͤhle eines moͤglichen Fehlgriffes, gleich
                              Messingdrehspaͤne in die Roͤhren bringen lassen, diese verhinderten
                              aber das Niederwaͤrtsdringen des Wassers bis auf den Grund der
                              Roͤhren, vorzuͤglich wenn sich die Zwischenraͤume zwischen den
                              Spaͤnen durch die aus dem verdampfenden Wasser zuruͤkbleibenden
                              erdigten Concremente endlich verstopften. Hernach half ich dem Uebelstande durch das
                              Aufstellen der oben angefuͤhrten Drahtbuͤndel in den Roͤhren,
                              wodurch die Verdampfung zugleich merklich befoͤrdert wurde, bedeutend ab;
                              auch verhinderte die durchloͤcherte Platte der Sammlungsbehaͤlter das
                              Fortdringen des Wassers in den oberen Raum derselben und ins Dampfrohr einigermaßen.
                              Dessen ungeachtet zeigte sich, bei starkem Einwerfen in den Entwikeler, doch leicht
                              Wasser im Dampfrohre, ein Nachtheil, der durch die Zugabe eines Recipienten zum
                              Apparate, die ich meinen HHrn. Interessenten vorschlug, leicht abgeholfen worden
                              waͤre. Dieser Vorschlag blieb indessen unbeachtet, weil keine Zeit zu
                              Veraͤnderungen und Verbesserungen bei dem Andrange der Schaulustigen war, und
                              weil meine HHrn. Interessenten jede Neuerung scheuten, so daß ich sogar mit ihnen in
                              heftigen Streit kam, als ich die durchloͤcherte Platte, die im Anfange nicht
                              gleich existirte, in die Sammlungsbehaͤlter einsezen ließ. Der Apparat sollte
                              sogleich allen Forderungen genuͤgen, und keiner Verbesserungen
                              beduͤrfen. Der englische Kaufmannsgeist machte sie glaubend, ein neu
                              erfundenes technisches Princip sey ein Rechenexempel, das bei richtiger Aufgabe auch
                              immer ein richtiges, unveraͤnderlich bleibendes Facit liefert. Wollte Gott,
                              daß alle Lehren der Physik so sicher und unumstoͤßlich da stuͤnden,
                              als das Einmaleins, dann bliebe es zwar immer noch eine Kunst, Erfindungen zu
                              machen, aber sie ins Leben einzufuͤhren, ihnen praktische Anwendbarkeit zu
                              geben, waͤre ein Spielwerk, und die Rechenkunst jedes Alltagsmenschen reichte
                              dazu aus.
                           Anmerkung. Sehr haͤufig mußte ich von den
                              englischen Engineers, und selbst von wissenschaftlichen Leuten die Bemerkung
                              hoͤren und vertheidigen sehen, daß mein Injectionswasser gar nicht auf den
                              Boden der Roͤhren dringen koͤnne, indem die aus den Roͤhren
                              emporstroͤmenden Daͤmpfe dem Eindringen desselben widerstrebten. Diese
                              Leute bedachten aber nicht, daß sie es mit keinem Dampfe von niederem Druke, sondern mit einem von 45
                              bis 50 Atmosphaͤren Pressung, der folglich auch ein 45 bis 50 Mal kleineres
                              Volumen einnimmt, zu thun hatten, und daß dieser in solcher Zusammenpressung nur mit
                              einer sehr geringen Geschwindigkeit (in meinem Generator hoͤchstens nur mit 3
                              bis 4 Zoll per Secunde) aus den Roͤhren
                              hervordringen koͤnne; und dieserhalb einem, durch seine eigene Schwere weit
                              schneller herabfallenden Wasser keinen Widerstand zu leisten im Stande sey,
                              geschweige denn einen Wasserstriemen aufzuhalten vermoͤgend seyn
                              wuͤrde, der durch die Drukpumpe mit einer sehr bedeutenden Geschwindigkeit
                              hineingepreßt wurde. Aergerlich war es mir, daß diese unwissenden Menschen sich,
                              troz ihrer Unwissenheit, dennoch immer ein großes Ansehen von Wichtigkeit bei meinen
                              Interessenten geben und mich uͤbertoͤlpeln wollten. Da sieht man aber,
                              daß ein Hochdrukdampf fuͤr einen englischen Gentleman zu hoch steht.
                           Um den Entwikeler von erdigten Concrementen zu reinigen, war es nur noͤthig,
                              die Dekel der Sammlungsbehaͤlter abzuschrauben. Man konnte dann ungehindert
                              zu den Roͤhren kommen. Wir fanden den Bodensaz immer in Gestalt eines lokeren
                              Pulvers vor, das vorzuͤglich die oberen Waͤnde der
                              Entwikelungsroͤhren uͤberzog, und in den Sammlungsbehaͤltern
                              sich anhaͤufte. Um den Entwikeler davon zu reinigen, reichte ein Stok mit
                              etwas Werg umwikelt, in Form eines Flintenwischers hin. Wie sehr auf diese Weise das
                              sonst so schwierige, langwierige und die gewoͤhnlichen Kessel
                              zerstoͤrende Werk der Kesselreinigung an meinem Apparate vereinfacht und
                              abgekuͤrzt wurde, ist leicht zu begreifen.
                           Wie wenig Oberflaͤche mein Entwikelungs-Apparat der
                              atmosphaͤrischen Luft dargeboten habe, ist aus den Abbildungen desselben
                              klar, daher ich mich alles Lobes desselben in dieser Hinsicht enthalte. Leider
                              erreicht ihn hierin mein spaͤter vorzuschlagender Apparat nicht, indessen
                              habe ich solchem Uebelstande des lezteren, wie die Folge lehren wird,
                              zwekmaͤßig abzuhelfen gesucht.
                           Wie viel kaltes Wasser dieser Londoner Apparat in der Minute in Dampf von 45
                              Atmosphaͤren Druk zu verwandeln vermochte, habe ich nie recht mit der
                              groͤßten Bestimmtheit ausmitteln koͤnnen, da bei starkem Einwerfen von
                              Wasser in denselben leicht etwas Wasser unverdampft aus dem Sicherheitsventile
                              heraus- oder in die Maschine uͤberging. Dieß machte dann die Resultate
                              ungewiß, obgleich das Hervordringen von Wasser aus demselben durchaus kein Beweis
                              war, daß das Maximum im Wassereinwerfen erreicht sey; denn
                           
                              1) lieferte die durch denselben beschriebene Maschine den Beweis,
                                 daß mehr Dampf producirt werde, als der Anschein zu lehren schien. Wenn wir
                                 naͤmlich das Einwerfen von Wasser in dem Grade maͤßigten, daß kein
                                 Wasser uͤberging, so erreichte die Maschine kaum eine Kraft von vier
                                 Pferden, waͤhrend sie bei verstaͤrktem Pumpen haͤufig
                                 uͤber die calculirte Wirkung hinaus arbeitete, und dann doch noch nicht
                                 allen Dampf consumirte, so daß dieser haͤufig noch fortwaͤhrend
                                 zum Sicherheitsventile ausblies. Dieß geschah sogar zuweilen, wenn die Maschine
                                 wegen Mangels an Oehl in den OehlgefaͤßenZur Erklaͤrung dieses Umstandes lese man nach die Note auf der
                                       18ten Seite im XXXII. Bande dieses Journals. mehr als die doppelte, fuͤr die Leistung von zehn
                                 Pferdeskraͤften berechnete Quantitaͤt Daͤmpfe
                                 verbrauchte.
                              2) Sehr haͤufig gab der Entwikeler aber auch alle Zeichen
                                 eines Ueberkochens von Wasser von sich, wenn die Metallmischung sich auf einem
                                 sehr hohen Grade der Hize, worin sie haͤufig blankes Eisen blau anlaufen
                                 ließ, hielt, und der Dampf mit dem Wasser in einem hoͤchst elastischen
                                 und voͤllig unsichtbaren Zustande aus dem Sicherheitsventile
                                 ausfuhr.
                              
                           Haͤufige Beobachtungen waͤhrend der vielen Versuche, die mit diesem
                              Entwikelungs-Apparate angestellt sind, haben mich uͤberzeugt, daß er
                              in der Secunde gegen 4 Quadratzoll Wasser in 45 bis 50 atmosphaͤrischen Dampf
                              umzuwandeln vermochte. Da derselbe in 12 Stunden nur 5, hoͤchstens 6 Bushel
                              Steinkohlen bei regelmaͤßiger Feuerung in seinem Ofen verbrauchte, so gibt
                              dieß ein Resultat einer Verdampfung von mehr als 10 Pfund Wasser mit einem Pfunde
                              Steinkohlen, eine Leistung, die gegen die im Rostocker Probe-Apparate
                              gehabten Resultate zwar nicht bedeutend, aber doch etwas zuruͤkstand.
                           Anmerkung. Hr. Edward's aus
                              Paris, der meinen Entwikelungs-Apparat waͤhrend meiner
                              temporaͤren Abwesenheit von London einer langen Probe unterzogen hatte, hatte
                              zu meinen Interessenten geaͤußert, er koͤnne nur 5 Pfund Wasser
                              vermittelst desselben mit einem Pfunde Steinkohlen in Dampf verwandeln, indessen hat
                              er hernach doch große Lust gehabt, unser in Frankreich darauf genommenes Patent zu
                              kaufen, und einer meiner Interessenten und Hr. Burton,
                              beide specielle Freunde von Hrn. Edward's, waren nie
                              groͤßere Verehrer meines Dampfentwikelungs-Principes, als zu dieser
                              Zeit. Hr. Edward's hatte sich auch sehr nachtheilig
                              uͤber meine Maschine geaͤußert. Sein Widerwille dagegen war aber sehr
                              erklaͤrlich. Wurde er doch durch ihre Kraftmeßmaschine sehr unsanft, aber
                              ohne meine Schuld an
                              Hrn. Prony erinnert, der gerade kurz vorher den bekannten
                              Streit mit ihm wegen einer von Edward's in Frankreich
                              errichteten großen Dampfmaschine fuͤhrte, deren Kraft Prony bei Messung mit seinem Zaume nicht groß genug erklaͤrt hatte.
                              Bei Pruͤfung des Entwikelers auf seine
                              Dampfentwikelungs-Faͤhigkeit kann ihn vielleicht das Hervordringen von
                              Wasser aus dem Sicherheitsventile irre geleitet haben.Welchen Urtheilen uͤberhaupt mein Entwikelungs-Apparat in
                                    England ausgesezt war, mag der Vorfall noch bewahrheiten, daß Hr. Brocleriep, ein angesehener Gentleman,
                                    wissenschaftlicher Mann und Parliamentsmitglied, nach Besichtigung meines
                                    Entwikelers und der dadurch betriebenen Maschine in hoͤchster
                                    Verwunderung uͤber ihre Leistungen von meinen Interessenten als
                                    Mitinteressent aufgenommen zu seyn gewuͤnscht hatte, nach bekommenem
                                    Abschlage aber keine erbaͤrmlichere Dampfmaschine als die meinige
                                    kannte.
                              
                           Die durch diesen Generator betriebene Maschine, die im Wesentlichen wie die in diesem
                              Journale (Bd. XXXII. S. 1.) schon beschriebene eingerichtet war, nur daß sie die
                              oben (Bd. XXXII. S. 18.) angefuͤhrten Oehlgefaͤße hatte, wurde von
                              diesem Generator auf eine sehr kraͤftige Weise in Gang gesezt; indessen war
                              ihre Kraft im Anfange immer am staͤrksten, weil dann die Oehlgefaͤße
                              noch gehoͤrig gefuͤllt waren. In dem Maße, als das Oehl aus diesen
                              verloren ging, buͤßte selbige natuͤrlich an Effect ein, weil dann
                              nicht selten so große schaͤdliche Raͤume darin entstanden, daß nach
                              einer stuͤndigen Arbeit drei Mal so viel Dampf zur Betreibung derselben
                              noͤthig war, als sie bei gehoͤrig gefuͤllten
                              Oehlgefaͤßen consumirte. So vielerlei Mittel ich auch versuchte, den
                              Oehlverlust theils zu vermeiden, theils ihn waͤhrend des Ganges der Maschine
                              wieder zu ersezen, so waren doch alle mehr oder weniger unzuverlaͤssig, und
                              die Resultate blieben immer schwankend. Dessen ungeachtet arbeitete die Maschine,
                              deren Kraft durch den Prony'schen Zaum gemessen wurde,
                              doch nie unter der von 6 Pferden. In der ersten halben Stunde der Arbeit hat sie
                              haͤufig eine Kraft von 12 bis 13 Pferden geaͤußert, waͤhrend
                              der Dampf noch fortwaͤhrend zum Sicherheitsventile ausblies. Bei dem
                              groͤßeren Bedarfe an Dampf nach bedeutenderen Verlusten an Oehl aus den
                              Oehlgefaͤßen, mußte dann gewoͤhnlich die Speisepumpe mit der Hand
                              bewegt werden, um das gehoͤrige Quantum Wassers in den Entwikeler zu bringen;
                              der ihr durch die Maschine gegebene Hub und die durch sie ihr mitgetheilte
                              Geschwindigkeit, die nicht auf diese groͤßere Dampfproduction berechnet
                              waren, reichten dann naͤmlich nicht hin, um die Einsprizung in den Entwikeler
                              mit der noͤthigen Staͤrke zu betreiben.Als man in der Royal Société meine
                                    Dampfmaschine zur Sprache gebracht und die Vortheile meines
                                    Entwikelungs-Apparates in Zweifel gezogen hatte, war von mehreren
                                    Mitgliedern derselben dieser Umstand, der doch meinem
                                    Entwikelungs-Apparate mehr zur Ehre als zur Schande gereichte, sehr
                                    movirt worden. Er bestaͤtigte naͤmlich auf eine ehrenvolle
                                    Weise, daß mein Generator noch uͤber die berechnete Leistung
                                    fungire.
                              
                           
                           Auf welche klaͤgliche Weise die wissenschaftlichen Leute und Engineers in
                              London diese Umstaͤnde zum Nachtheile meiner Maschine und vorzuͤglich
                              des Dampfentwikelungs-Apparates auslegten, ist nicht zu beschreiben. Fast
                              alle stimmten aber darin uͤberein, daß das Nachlassen in der Wirkung
                              derselben von der Ohnmacht des Generators herruͤhre, dessen Metallmischung
                              ihren Vorrath von Waͤrmestoff eingebuͤßt habe; und gingen von dieser
                              Meinung auch nicht ab, als ich ihnen bewies, daß waͤhrend dieser Zeitperiode
                              die Metallmischung blankes Eisen noch strohgelb anlaufen machte. Ein Verzeichniß
                              aller schiefen, unrichtigen und boshaften UrtheileEinige Urtheile uͤber das Princip der Kraftmeßmaschine habe ich schon
                                    Bd. XXX. S. 326. dieses Journals mitgetheilt. Die uͤbrigen waren zum
                                    Theil wuͤrdige Gegenstuͤke zu diesen. dieser Leute hier anzufuͤhren, wuͤrde die Graͤnzen
                              dieser kleinen Abhandlung sehr uͤberschreiten, auch wuͤrde ich mich
                              gedrungen fuͤhlen, Namen dabei zu prostituiren, die einer allgemeinen Achtung
                              genießen, und deßhalb ziehe ich gern einen Schleier daruͤber; bin, wenn es
                              verlangt wird, aber auch gern erboͤtig, alles oͤffentlich
                              mitzutheilen, was mein Gedaͤchtniß daruͤber noch aufbewahrt hat, und
                              dessen Andenken mich oft noch mit den schmerzlichsten, oft aber auch mit den
                              empoͤrendsten Gefuͤhlen erfuͤllt. Wenn Hr. Perkins, ein Mann, der schon so viele Jahre in England
                              lebt und wirkt, daselbst, so zu sagen, ganz nationalisirt ist, sich dort durch so
                              manche vortreffliche Leistungen einen Namen erworben hat, in seinem Briefe an Hrn.
                              Jones (Polytechn. Journ. Bd. XXVI. S. 387.) aͤußert, daß, wenn
                              er nicht maͤchtige Goͤnner gehabt, er unter dem Druke der gefundenen
                              Opposition haͤtte erliegen muͤssen, so moͤge dieß einen
                              Fingerzeig geben, was ich, als unbekannter Auslaͤnder, ohne maͤchtige
                              Goͤnner, kann erfahren haben.Einige wissenschaftliche Beurtheiler, die ich schriftlich zur Rede stellte,
                                    als sie, obschon sie mich bei Besichtigung der Maschine mit Lobeserhebungen
                                    uͤberhaͤuften, mich hinter meinem Ruͤken bei meinen
                                    Interessenten zu verkleinern gesucht und meine Rechtlichkeit in Zweifel
                                    hatten ziehen wollen, hatte ich die Genugthuung auf eine auffallende Weise
                                    zu beschaͤmen. Die Art, wie sie sich aus der Affaire zogen, als ich
                                    um wissenschaftliche Erklaͤrung bat, war so klaͤglich, daß sie
                                    das Vertrauen meiner Interessenten zu mir in hohem Grade wieder
                                    staͤrkte. Meine Interessenten hatten naͤmlich gar kein Gewicht und nicht Geld,
                              wie Hr. Burton, der Freund und Mitinteressent der HHrn.
                              James Watt, um den Mund unserer Feinde
                              gehoͤrig zu stopfen, waren aber auch selbst zu schwankend in ihrer
                              Ueberzeugung und zu unerfahren in denjenigen Wissenschaften, wodurch sie diese
                              Ueberzeugung haͤtten gewinnen und gehoͤrig befestigen koͤnnen.
                              Das Urtheil ihrer Landsleute hatte dieserhalb mehr Gewicht bei ihnen, als die zum
                              Theil leider von ihnen
                              selbst nicht verstandenen Beweise eines Auslaͤnders. Dieß nahm ihnen die
                              Ruhe, mich die gefundenen Maͤngel auf eine wissenschaftliche Weise und mit
                              gehoͤriger Besonnenheit verbessern zu lassen. Sie hatten durch ihre
                              Prahlereien einmal ihr Wort vor dem Publicum verpfaͤndet, nun sahen sie
                              Opposition in demselben, was sie nicht erwartet, zogen immer mehr Leute zur
                              Besichtigung der Maschine, uͤberstroͤmten mich mit Zuschauern aller
                              Art, um, wie sie meinten, doch unter allen diesen eine Partei fuͤr sich zu
                              gewinnen und daruͤber blieb jede Verbesserung der Mangel auf
                              vernuͤnftigem Wege nach. Dabei waren sie noch dazu so unpolitisch, mich mit
                              stetem Mißtrauen zu quaͤlen, und mich, der ich schon durch jene Urtheile
                              genug verstoͤrt und empoͤrt war, in eine Gemuͤthsstimmung zu
                              Versezen, worin mein Erfindungsgeist und mein Muth und Eifer zu Grabe gehen mußten.
                              Ich sahe nur Opposition selbst in meiner Partei, was konnte da aus meiner Sache
                              werden, die an sich schon so vielen Muth und Ausdauer erforderte, um zu einem
                              erfreulichen und belohnenden Ziele gefuͤhrt zu werden? –
                           Meine Maschine hatte ein Schwungrad von 10 Fuß Durchmesser und 36 Zentnern Gewicht.
                              Um diesem 120 Umgaͤnge in der Minute zu geben, bedurfte es nur einer fast
                              unmerklichen Oeffnung der Regulationsklappe. Die Oeffnung betrug naͤmlich
                              nach genauer Schaͤzung noch keine 4 Quadratlinien Durchschnittsflache. War
                              die Maschine gehoͤrig belastet, so machte sie in der Regel zwischen 60 bis 70
                              Umgaͤnge in der Minute, und consumirte bei regelmaͤßiger
                              Fuͤllung der Oehlgefaͤße, in dieser Zeit zwischen 130–150
                              Kubikfuß atmosphaͤrischen Dampfes. Dieser fuhr mit solchem Getoͤse aus
                              dem Exhaustionsrohre heraus, daß die Nachbaren des Maschinengebaͤudes sich
                              mehrmals daruͤber heftig beklagten. Einige Engineer, die von der
                              uͤbrigen Einrichtung der Maschine und der Kraftmeßmaschine sonst nichts
                              verstanden, konnten denn doch nicht umhin, beim Anblik dieses Dampfbrudels ihre
                              Verwunderung auszudruͤken, wie ein so kleiner Entwikelungs-Apparat
                              eine solche Menge Dampf produciren koͤnne, und Hr. Rennie, der zur Untersuchung der Maschine von Seiten der Regierung
                              abgeschikt worden war, aͤußerte unverholen die Meinung, daß die Menge und
                              Gewalt des aus der Maschine kommenden Dampfes allein schon eine nicht unbedeutende
                              Kraft derselben beurkunde.
                           Als meine HHrn. Interessenten sahen, daß das Publicum sich von den Vortheilen meines
                              Principes nicht allgemein uͤberzeugen konnte, oder vielmehr wollte, faßten
                              sie den Entschluß eine Maschine nach meinem Princip erbauen zu lassen, die irgend
                              einen Mechanismus in Bewegung seze, bei welchem der zum Betriebe noͤthige
                              Kraftaufwand durch die Erfahrung schon bestimmt sey, und verwarfen alle
                              Vorschlaͤge, die ich zur Verbesserung der Maͤngel unserer ersten
                              Probemaschine vorschlug.  Der eine derselben, der bei den Direktoren der Victualling
                                 office fuͤr die Flotte bekannt war, sezte es durch, daß eine
                              Maschine nach meinem Princip in dieser Office erbaut wurde, welche eine
                              Saͤgemuͤhle fuͤr Stabholz und die Maschinerie fuͤr die
                              dortige Brauerei zu betreiben bestimmt war, und deren Kraft auf die von 16 Pferden
                              bestellt wurde. So sehr ich meinen Interessenten das Gewagte dieses Unternehmens
                              vorstellte, da ein Mißlingen dieser Maschine der ganzen Erfindung, die weder in
                              allen ihren Theilen vollendet dastand, noch in Hinsicht ihrer Grundsaͤze
                              durch die Erfahrung genugsam bestimmt war, einen unverdienten Untergang gleich im
                              Aufbluͤhen, im Keime bereiten konnte, so vermochte ich dennoch nicht
                              durchzudringen, vielmehr mußte ich die Plaͤne zur Anfertigung derselben
                              machen, und deren Ausfuͤhrung uͤbernehmen, wenn ich nicht sehen
                              wollte, daß sie Hrn. Burton, der sich zum Bau anbot,
                              uͤbertragen und so einem Menschen uͤbergeben wuͤrde, in dessen
                              Haͤnden der Erfolg derselben noch weit problematischer als in den meinigen
                              werden mußte, da ich als Erfinder und bisheriger Durchfuͤhrer meines
                              Principes nur eigentlich allein ganz mit allen Umstaͤnden vertraut seyn
                              konnte, die den Bau einer zweiten Maschine nach demselben unterstuͤzen und
                              foͤrdern, und so ein gluͤkliches Resultat moͤglicherweise
                              sichern konnten.
                           Der Contract wurde waͤhrend meiner zweimonatlichen Abwesenheit von London,
                              worin ich meine Familie in Deutschland sah, abgeschlossen. Ohne mich daruͤber
                              zu Rathe zu ziehen, hatte man Versprechungen in Hinsicht der Kosten der Maschine,
                              ihres Brennmaterialverbrauches, so wie in Ruͤksicht der Zeit, worin sie
                              vollendet und aufgestellt seyn sollte, gemacht, die mich bei meiner
                              Zuruͤkkunft nach England in nicht geringe Verlegenheit brachten. Ich sollte
                              nun naͤmlich nicht allein einen sehr vortheilhaften Erfolg garantiren,
                              sondern auch diesen Erfolg in einer sehr kurzen Zeit, in drei Monaten vor Jedermanns
                              Augen stellen, einen Erfolg, den ich hie und da noch durch einige Verbesserungen,
                              die aber zum Theil noch nicht ins Leben gefuͤhrt, zum Theil nicht ein Mal
                              erdacht und ergruͤbelt waren, herbeifuͤhren sollte. Ich muß aufrichtig
                              bekennen, daß nur das Verdrießliche, Peinliche und Druͤkende meiner Lage in
                              England, die jedes Unternehmen mich mit Interesse ergreifen ließ, wodurch nur meine
                              Angelegenheit auf diese oder auf eine andere Weise zu Ende gefuͤhrt
                              wuͤrde, mich bestimmen konnte an dieß gefaͤhrliche Werk zu gehen,
                              wobei mein und meiner Erfindung Ruf, so wie mein ganzes Lebensgluͤk auf dem
                              Spiele stand, zumal da meine Interessenten mir nicht undeutlich zu verstehen gaben,
                              daß es mit meiner Erfindung endlich zu irgend einem Resultate kommen muͤsse,
                              wenn nicht theilweise auch ihre Existenz, die damals im Jahre 1826 bei den vielen in
                              London Statt findenden
                              großen Fallissements sehr bedroht war, gefaͤhrdet werden sollte. Man wird bei
                              dieser wahrhaft treuen Schilderung meiner damaligen Stellung in London gewiß nicht
                              in Abrede seyn, daß die Gefuͤhle, womit ich an dieses Werk, was uͤber
                              mein ganzes zeitliches Wohl entscheiden sollte, ging, keine aufmunternden gewesen
                              seyn muͤssen, und darnach meine Stimmung beurtheilen, worin mich die
                              unerwarteten großen Hindernisse sezten, die ich bei Aufstellung der Maschine fand,
                              und deren ungluͤklicher Eintritt noch dadurch um so zermalmender fuͤr
                              mich wurde, das ich dabei in den Haͤnden eines ehemaligen
                              Flottencapitaͤns, des Cpt. Hill war, der den
                              empoͤrendsten Nationalstolz mit der ausgesuchtesten Grobheit verband.
                           Ich wandte allen meinen Fleiß an, um die Maschine in der so kurz gesezten Zeit zu
                              vollenden. Selbige war noch nicht voͤllig fertig, als ich schon zur
                              Aufstellung ihrer groͤßeren Theile schritt. Waͤhrend ich sie
                              aufstellte, reparirte Hr. Penn aus Greenwich, einer der
                              intimsten Freunde Perkins's und aus dieser Ursache schon
                              mein Feind, die durch sie zu betreibenden Sagemuͤhlen.
                           Die Maschine nebst Generator waren gluͤklich aufgestellt, als ich bei
                              Fuͤllung der Metallgefaͤße des lezteren mit der Metallmischung die
                              schrekliche Erfahrung machen mußte, daß beide Metallgefaͤße, deren
                              Dimensionen um einige Fuße groͤßer, als die der Probemaschine gegossen waren,
                              (sie hatten 7 Fuß Laͤnge bei 4 1/2 Fuß Hoͤhe) nach Unterlegung eines
                              gelinden Feuers im Ofen, barsten und alles in demselben schon zusammengeschmolzene
                              Metall in den Ofen abfließen ließen. Obgleich der Schreken uͤber diese
                              Begebenheit bei mir noch durch die Furcht vermehrt werden mußte, daß man bei der
                              unvermeidlichen Bekanntwerdung dieses Ungluͤks in der Office sogleich einen
                              unguͤnstigen Eindruk gegen meine Erfindung erhalten und dem Hrn. Penn, der mich und meine Maschine bei derselben schon auf
                              alle moͤgliche Weise in ein schlechtes Licht zu sezen sich bemuͤht
                              hatte, Gehoͤr gegen mein Interesse geben moͤchte, so
                              unterdruͤkte ich doch diese unangenehmrn Gefuͤhle und gelangte nach
                              wieder gewonnener Fassung bald durch Nachdenken uͤber dieses Ungluͤk
                              zu der Ueberzeugung, daß entweder die großen Flaͤchen der
                              Metallgefaͤße nicht gleich genug erhizt worden seyen und deßhalb das Metall
                              Spruͤnge erhalten habe, oder daß der Gießer schlechtes Metall zum Gusse
                              genommen, oder endlich die Waͤnde der Gefaͤße zu ungleich an Dike
                              gegossen habe. Um allen diesen Uebelstaͤnden bei einem neuen Gusse und der
                              Anwendung solcher Gefaͤße zu entgehen, entschloß ich mich kurz, die großen
                              Metallgefaͤße mit roͤhrenfoͤrmigen Gefaͤßen zu
                              verwechseln, welche die Entwikelungsroͤhren umgeben sollten. Die Idee eines
                              solchen Ersazes fuͤr die großen Metallgefaͤße lag mir um so
                              naͤher, als ich schon oͤfters vor dem Baue dieser Maschine mich mit
                              einer solchen Form der
                              Metallgefaͤße beschaͤftigt und, sie bei Gelegenheit einer
                              Schiffsmaschine zu realisiren, mir den Plan gemacht hatte. Diese Form hatte aber
                              auch allerdings vor der der bisherigen Metallgefaͤße den Vorzug, daß bei noch
                              geringerer Masse von Metallmischung eine groͤßere
                              Feuerberuͤhrungsflaͤche gewonnen wurde, was mir namentlich bei dieser
                              Maschine sehr erwuͤnscht kam, indem ich auf diese Weise die versprochene
                              Kraft gewiß zu erhalten gedachte. Nach meiner Ueberzeugung hatte man mir
                              naͤmlich, wahrscheinlich durch Herrn Penn's
                              Einfluß, eine Falle dadurch gelegt, daß man die Maschine auf eine zu geringe Kraft
                              bestellte.Diese meine Ueberzeugung wurde spaͤter auch noch durch das Urtheil des
                                    Hrn. Engineer Weir bestaͤtigt, der von
                                    meinen Herrn Interessenten daruͤber zu Rathe gezogen wurde. Ich war
                                    so vorsichtig sie gleich nach der ersten Besichtigung des Locals gegen meine
                                    Interessenten unumwunden auszusprechen. Zur Betreibung der Saͤgemuͤhlen reichte kaum eine Murray'sche Maschine von 10 Pferdeskraͤften, die
                              durch einen Kessel fuͤr eine Maschine von 12 Pferdeskraͤften in Gang
                              gesezt wurde, und bisher diese Arbeit gethan hatte, hin, indem sie, wie ich mich
                              selbst uͤberzeugt hatte, nur 12 Saͤgen mit regelmaͤßiger
                              Geschwindigkeit im Gang zu erhalten vermochte; und meine Maschine sollte nun 18
                              Saͤgeblaͤtter in Bewegung sezen, und zur Brauzeit auch noch die ganze
                              Braumaschinerie in Umtrieb erhalten, die gewiß auch die volle Kraft von 10 Pferden
                              erforderte, da die Murray'sche Maschine waͤhrend
                              dieser Zeit außer derselben kein einziges Saͤgegatter mehr hatte mit
                              betreiben koͤnnen.
                           Des Abends um 6 Uhr hatte das Ungluͤk mit den Metallgefaͤßen Statt
                              gefunden, und den anderen Vormittag wurden, nach vorheriger Conferenz mit meinen
                              Herrn Interessenten, schon die neuen Metallgefaͤße wieder bestellt.
                              Gluͤkte diese neue Form der Metallgefaͤße, so waren hoͤchstens
                              zwei Tage durch jenes Ungluͤk verloren und Alles ging gut. Ich sollte
                              indessen noch heißere Proben bestehen.
                           Der Gießer, Hr. Jeffries, wollte sich wegen Mangels an
                              passenden Flaschen zum Gusse der Roͤhren nicht verstehen, wenn wir ihm
                              selbige nicht am unteren Ende mit einer Oeffnung gießen ließen. So unangenehm uns
                              dieß war, so trieb uns doch der Drang der Umstaͤnde, uns dazu zu bequemen.
                              Wir schraubten dann nach dem Gusse diese Oeffnung durch einen geschmiedeten eisernen
                              Pfropfen zu. Die fertigen Roͤhren wurden so eingesezt, daß die eine
                              Haͤlfte im vorderen aufsteigenden, die andere aber im hinteren absteigenden
                              Zuge des Ofens hing. Als die Metallmischung eingeschmolzen, der Entwikeler eingesezt
                              und Wasser eingeworfen wurde, zeigten sich die roͤhrenfoͤrmigen
                              Metallgefaͤße Anfangs ziemlich zwekmaͤßig, und wir erhielten in
                              Hinsicht des zu verdampfenden Wasserquantums vortreffliche Resultate; als wir indessen am
                              folgenden Tage von Neuem unter den Apparat heizten, sahen wir die Metallmischung aus
                              verschiedenen Roͤhren des vorderen Zuges heraustroͤpfeln. Da wir
                              dieses Abtroͤpfeln bloß am unteren Ende der Roͤhren wahrnahmen, so war
                              nichts natuͤrlicher, als daß wir Alle einstimmig dem Umstand die Schuld
                              aufbuͤrdeten, die unteren Roͤhrenenden aus zu großer Nachgiebigkeit
                              gegen den Gießer mit Schrauben versehen zu haben. Wir glaubten naͤmlich, daß
                              das Guß- und Schmiedeeisen sich verschieden in der Hize ausgedehnt habe, und
                              daß dadurch die Pfropfen loker und undicht geworden waͤren. In dieser Meinung
                              wurden wir noch mehr bestaͤrkt, als wir durchaus keine Risse und
                              Spruͤnge an den Roͤhren wahrnehmen konnten.
                           Außer dieser neuen Schwierigkeit fand sich aber noch ein anderer unangenehmer
                              Umstand. Das untere Ende der, im hinteren Zuge haͤngenden, Roͤhren
                              wurde nicht genug erhizt. Das Metall wollte darin durchaus noch nicht schmelzen, als
                              die vorderen Roͤhren schon rothgluͤhten. Ich sahe nun wohl ein, daß
                              ich auch den Ofen wuͤrde aͤndern muͤssen, wenn ich in diesem
                              Punkte gluͤklichere Resultate haben wollte. Obgleich der Schwierigkeiten
                              immer mehrere sich einstellten, und man in der Office immer unruhiger wurde, so war
                              mein Muth doch noch immer ungebengt, indem ich durch andere unten zugegossene
                              Roͤhren und durch eine zwekmaͤßige Veraͤnderung des Ofens dem
                              Uebel immer noch zu steuern hoffte.
                           Bei mehreren: Nachfragen fanden wir auch bald einen Gießer, der eine Methode
                              ausfindig machte, die Roͤhren nach unserem Wunsche ohne Flaschen zu gießen;
                              auch fertigte er uns schnell die gehoͤrige Menge davon an, und alle
                              Roͤhren fielen zu unserer hoͤchsten Zufriedenheit aus. Den Ofen ließ
                              ich so veraͤndern, daß die Scheidewand aus dem Heizungsraume herausgenommen
                              wurde, und fuͤhrte vom oberen Theile der hinteren Wand desselben einen Zug
                              abwaͤrts in den Schornstein. Andere wichtige Veraͤnderungen zu machen,
                              erlaubte die Zeit nicht, sonst haͤtte ich gern eine Hauptreform des Ofens
                              vorgenommen. Diese dachte ich noch spaͤter moͤglich zu machen, wenn
                              die Herrn auf der Office nur erst die Maschine im Gange gesehen und unsere jezigen
                              Hindernisse aus einem anderen Gesichtspunkte angesehen haͤtten. Denn wohl
                              wußte ich, daß man nach dem gluͤklichen Gelingen einer wichtigen
                              Angelegenheit den Sieg um so groͤßer achtet, je mehr Hindernisse besiegt
                              wurden, waͤhrend man denjenigen einen Narren schilt, der ohne den Sieg zu
                              gewinnen fruchtlos unter der Last der Hindernisse erliegt, obgleich er nicht weniger
                              geistige und koͤrperliche Anstrengungen verschwendete, um das Ziel zu
                              erreichen und in beiden
                              Faͤllen der Muth und Eifer im Fortstreben gleiche Verdienste hat. Die Welt
                              richtet immer nach dem Erfolge.
                           Nach dem Einhaͤngen dieser neuen Roͤhren waren wirklich meine
                              Erwartungen auf das Hoͤchste gespannt. Hatte ich nachgerade auch nicht
                              fuͤr alle Muͤhseligkeiten einen Augenblik der Freude verdient?
                              – Aber auch diese Roͤhren fingen an das Metall abtroͤpfeln zu
                              lassen. Dieß Mal hoͤrten wir indessen vor dem Abtroͤpfeln verschiedene
                              Male ein Krachen in dem Ofen, das wir deutlich als von einem Bersten der
                              Roͤhren herruͤhrend erkannten. Als wir saͤmmtliche
                              Roͤhren aus dem Ofen nahmen, fanden wir auch mehrere aͤußerst feine,
                              aber kaum bemerkbare Risse an den unteren Enden derselben. Sehr auffallend war es
                              uns jezt aber, nur an den vorderen, unmittelbar uͤber dem Feuerplaze
                              haͤngenden, Roͤhren Leke zu finden, waͤhrend die nach hinten
                              haͤngenden voͤllig dicht und gesund geblieben waren. Wir hatten diese
                              Erscheinung auch schon bei dem vorherigen Versuche mit den unten zugeschraubten
                              Roͤhren bemerkt, bei denen wir, was ich noch zu bemerken vergessen habe, alle
                              Pfropfen zu unserer Verwunderung voͤllig dicht fanden. Es war mir nun klar,
                              daß auch diese Roͤhren wirklich geborsten seyn mußten, und daß an der Stelle
                              der Pfropfen kein Metall abgetroͤpfelt war.
                           Außer diesen auffallenden Erscheinungen bemerkte ich bei genauer Untersuchung der
                              hinteren unverlezten Roͤhren, daß sie nur am oberen Ende mit einem weißen,
                              von dem auf dem Feuerplaze sublimirten Zinne entstandenen Staube uͤberzogen
                              waren, waͤhrend die vorderen Roͤhren, vorzuͤglich am unteren
                              Theile mit diesem Ueberzuge bedekt waren. Hieraus schloß ich, daß dieser weiße
                              Ueberzug den Strich der Flamme im Ofen bezeichnen muͤsse, und daß folglich
                              die hinteren Roͤhren die meiste Hize an ihrem oberen Theile erhalten
                              haͤtten, waͤhrend die vorderen mit ihrem unteren Ende die erste Hize
                              vom Feuerplaze aufnahmen. Als ich hiemit auch die, beim Einschmelzen der
                              Metallmischung gemachte Bemerkung in Einklang brachte, daß auf dem Boden der
                              hinteren Roͤhren das Metall sehr schwer in Fluß gebracht wurde,
                              waͤhrend es in den vorderen Roͤhren schnell zerfloß, und nun endlich
                              noch in Erwaͤgung zog, daß bei keinem Versuche irgend ein Rohr
                              waͤhrend des ersten Einschmelzens der Metallmischung lek geworden war,
                              sondern nur jedes Mal Metall abtroͤpfeln ließ, wenn das Feuer im Ofen
                              erneuert, und die erstarrte Metallmischung wieder in Fluß gebracht werden sollte, so
                              wurde es mir nach einigem Nachdenken uͤber alle diese Erscheinungen klar, daß
                              ein Grund des Berstens der Roͤhren wahrscheinlich in einer zu starken
                              Erhizung ihrer unteren Enden zu suchen sey, und als ich mich nun vollends erinnerte,
                              das ich beim fruͤheren Gießen von Zinn in Lehmformen alle Mal die Erfahrung gemacht hatte,
                              daß das Ziun beim Erstarren in der Eingußoͤffnung sich zusammenzog und
                              einsank, folglich sein Volumen verminderte, und daraus den Schluß zog, daß wieder in
                              Fluß gebrachtes Zinn sein Volumen in eben dem Maße wieder vergroͤßern
                              muͤsse; so sah ich mit einem Male die Ursachen des Berstens der
                              Roͤhren im klarsten Lichte. Diese waren naͤmlich nach meiner
                              Ueberzeugung in dem Umstande begruͤndet, daß die zuerst am Boden der
                              Roͤhren geschmolzene Metallmischung, bei Vergroͤßerung ihres Volumens,
                              durch die obere, noch nicht geschmolzene Schicht derselben an der noͤthigen
                              Ausdehnung behindert sey, und deßhalb die Roͤhren am unteren Ende gesprengt
                              habe. Um mich in dieser Ueberzeugung noch mehr zu bestaͤrken, und meine Herrn
                              Interessenten zugleich von der Richtigkeit meiner Ansicht zu
                              uͤberfuͤhren, ließ ich ein noch unversehrtes, mit erstarrter
                              Metallmischung gefuͤlltes, Rohr mit seinem oberen offenen Ende horizontal
                              uͤber Feuer legen, und hatte die Genugthuung zu sehen, daß das Metall im
                              oberen Ende desselben ohne Nachtheil fuͤr das Rohr schmolz, und aus demselben
                              abfloß, waͤhrend es, nach Unterlegung von Feuer unter das unterste
                              Roͤhrenende, dieses sprengte und mit großer Heftigkeit und weit her aus dem
                              entstandenen Risse hervorsprizte.
                           Wenn man erst den Grund einer widrigen Erscheinung kennt, so ist alle Mal die
                              Huͤlfe leicht. Ich entschloß mich nun, zweierlei Vorkehrungen zur
                              Abhuͤlfe des Uebels zu treffen. Erstlich wollte ich die Roͤhren nach
                              unten verjuͤngt gießen lassen, um so moͤglicher Weise eine
                              Nachgiebigkeit der noch nicht in Fluß gebrachten, oberen Schicht der Metallmischung
                              zu verursachen, zweitens aber auch, und dieß sollte die Radicalcur seyn, einen Ofen
                              bauen, in welchem der Zug der Flamme an allen Roͤhren von oben nach unten
                              herabgeleitet wurde, um denselben, beim Anschmelzen der Metallmischung, die
                              groͤßte Hize an ihrem oberen Ende zu geben, und so ein allmaͤhliches
                              Schmelzen der Metallmischung von oben nach unten herab zu bewirken.
                           So sehr viel Vertrauen ich zu dieser Radicalcur hatte, und so sehr mich auch die
                              endliche Loͤsung des schweren Problems unter so dringenden Umstaͤnden
                              freuete, so sehr der Eingeweihte von meinem unermuͤdlichen Forschen und von
                              dem Verdienstlichen meines Ideenganges in einer so verhaͤngnißvollen Zeit
                              durchdrungen seyn mag, so wenig Aufmunterung fand ich in der Victualling office, mein Werk endlich einem gluͤklichen Ziele
                              zuzufuͤhren. Die neue Veraͤnderung des Ofens sezte den Cpt. Hill in Wuth. Mit einer empoͤrenden Gemeinheit
                              stellte er mich wegen der ewigen Veraͤnderungen an meinem
                              Entwikelungs-Apparate zur Rede, und fertigte meine Entschuldigungen mit einer
                              Unzartheit ab, die alle Umstehenden empoͤrte. Ich waͤre in diesem herben
                              Zeitraume, wo mein Gemuͤth in der zernichtendsten Aufregung sich befand, mein
                              Geist durch die Heftigkeit dieser Aufregung fast erdruͤkt wurde, wo mein
                              Koͤrper durch die groͤßten Strapazen zusammenzusinken begann,Ich hatte uͤber eine deutsche Meile von meinem Logis nach Deptford zu
                                    gehen. Die Hize war damals uͤber alle Beschreibung druͤkend,
                                    meine Unruhe verscheuchte jeden Schlaf von mir, und oft verstattete mir der
                                    Drang der Geschaͤfte nicht einmal ordentlich und regelmaͤßig
                                    Nahrung zu mir zu nehmen. Oft wenn meine Leute zu Tische gingen, saß ich
                                    appetit- und hungerlos vor Verdruß, Kummer und Sorgen, meinen Kopf in
                                    die Hand gestuͤzt, und peinigte mein Gehirn, zu finden, was ich in
                                    dem Drange der Umstaͤnde nicht gehoͤrig zu suchen
                                    vermochte. dem Drange der Umstaͤnde erlegen, wenn nicht die milde Guͤte
                              und Freundlichkeit des zweiten Beamten in der Office, des Herrn Wilkinson, den ich stets in einem dankbaren Andenken
                              erhalten und verehren werde, mich wieder aufgerichtet haͤtte. Auch darf ich
                              es nicht verkennen, daß in diesen kritischen Augenbliken meine Interessenten mir
                              viele Beweise von Edelmuth gaben, und bei der Aufloͤsung des Problems viele
                              Ausdauer bewiesen. Sie sahen es nun selbst ein, daß wir unsern und der Erfindung Ruf
                              auf ein zu mißliches Spiel gesezt hatten, und, so sehr sie sich gedrungen
                              fuͤhlten, meinen Bemuͤhungen waͤhrend dieser kritischen
                              Zeitperiode und meinem Eifer ihren Beifall zu schenken, so fuͤhlten sie es
                              doch auch tief, daß es besser gewesen waͤre, wenn diese Bemuͤhungen
                              nicht die große Oeffentlichkeit gewonnen haͤtten, die ihnen die, in der
                              Office obwaltenden, Verhaͤltnisse und das Betragen des Cpt. Hill zu ihrem groͤßten Nachtheile gaben. Sie sahen
                              es nun, aber auch leider nur auf zu kurze Zeit, ein, daß wir auf dem Wege eines
                              ruhigen Experimentirens in stiller Zuruͤkgezogenheit die vorgefundenen
                              Schwierigkeiten schneller besiegt haͤtten, und mit viel weniger Kostenaufwand
                              zu einem erfreulichen Ziele gelangt waͤren.
                           In Fig. 9. habe
                              ich einen perpendiculaͤren Querdurchschnitt bis nun von mir errichteten Ofens
                              dargestellt. Der Feuerplaz a war, wie vorher, in der
                              unteren Partie des Ofens angebracht. Von demselben fuͤhrte ein langer
                              schmaler Canal (b) die Hize zu dem oberen Theile des
                              Ofens, wo sie uͤber die den Canal einfassenden Waͤnde (c und d) hinweg in die
                              eigentlichen Heizungsraͤume (e und f), worin die Roͤhren (g und h) aufgehaͤngt waren, hinabstieg.
                              Am unteren hinteren Theile jedes Heizungsraumes war ein Fuchs (i) angebracht, der in den Schornstein fuͤhrte.
                              Der Zug der Hize ist in der Abbildung durch Pfeile angegeben.
                           Dieser Ofen that die gewuͤnschte Wirkung. Leider fehlte uns indessen eine
                              laͤngere Erfahrung, indem wir ihn nach 2 oder 3 Versuchen wieder einreißen
                              mußten. Herr Penn hatte uns, wie hernach einer seiner eigenen Leute bei
                              mir aussagte, in den Saͤgemuͤhlen Hindernisse in den Weg gelegt, indem
                              er die an den Fuͤhrern gleitenden Futter der Saͤgegatter fest
                              angeschraubt hatte. Dieserhalb war ein so großer Kraftaufwand von Seiten meiner
                              Maschine noͤthig, daß ich sie beinahe mit dem doppelten Dampfdruke in
                              Bewegung sezen mußte. Als sie hierauf 18 Saͤgeblaͤtter mit der
                              regelmaͤßigen Geschwindigkeit eine Zeit lang betrieben hatte, brachen mehrere
                              Betriebsraͤder und der große aufrecht stehende Wellbaum der Muͤhle
                              wurde aus dem Lager gehoben. Cpt. Hill, der uͤber
                              diesen Graͤuel der Verwuͤstung, an dem ganz allein Herr Penn Schuld war, berichtete, erwirkte von der Victualling board eine Erklaͤrung, daß, wenn wir
                              nicht in drei Tagen den Schaden wieder herstellten, wir unsere Maschine wieder
                              wegnehmen muͤßten. Da wir die gestellte Bedingung nicht erfuͤllen
                              konnten, so mußten wir uns zu dem lezteren bequemen.
                           Dieß war das ungluͤkliche Ende einer Unternehmung, von der meine Herrn
                              Interessenten so große Hoffnung gehegt hatten. Mir war der Muth gleich bei den
                              ersten Hindernissen so ziemlich gesunken, indem ich die Schwierigkeit vorher sah, in
                              so bedraͤngten Umstaͤnden frei und gluͤklich zu wirken, und der
                              Zorn des Cpt. Hill und Herrn Penn's Intriguen mich in
                              keinem Falle einen gluͤklichen Ausgang erwarten ließen, meine
                              Bemuͤhungen mochten von einem Erfolge gekroͤnt werden, welchen sie
                              wollten. Mehr noch als den Cpt. Hill fuͤrchtete
                              ich aber den lezteren, der gleich im Anfange mich die ganze Groͤße seiner
                              niederen Denkungsart bliken ließ, indem er nach einem Besuche meiner Maschine, wo
                              ich ihm mit der groͤßten Artigkeit und Zuvorkommenheit alle
                              gewuͤnschte Aufklaͤrungen gab, und er mir die uͤbertriebensten
                              Schmeicheleien sagte, zu Cpt. Hill, wie dieser meinen
                              Herrn Interessenten selbst im Zorn erzaͤhlte, die Meinung geaͤußert
                              hatte, meine Maschine sey ein Unding und koͤnne gar nicht in Gang kommen,
                              viel weniger noch je einige Wirkung aͤußern.
                           Ich lag jezt meinen Herrn Interessenten ernsthaft an, diese Maschine nun an einem
                              Orte aufzustellen, wo wir den ruhigen Weg des Experimentirens gehen koͤnnten,
                              um erst die an den Metallgefaͤßen vorgefundenen praktischen Schwierigkeiten,
                              von deren voͤlligen Hebung wir immer noch nicht hinreichend uͤberzeugt
                              waren, vollkommen zu beseitigen, bevor wir mit der Maschine wieder
                              oͤffentlich auftreten wuͤrden. Im frischen Andenken der kaum
                              uͤberstandenen Muͤhseligkeiten, willigten sie Anfangs hierin auch ein,
                              und schon wurde ein sehr passendes Local besichtigt, das fuͤr eine geringe
                              Summe in Miethe zu haben war. In dasselbe konnten wir zugleich unsere
                              Werkstaͤtte verlegen, und da es abgelegen und verfielt lag, recht ruhig und ungestoͤrt
                              an der Vollendung der Maschine fortarbeiten.
                           Der Handel war schon dem Abschlusse nahe, als einer der Interessenten wieder den
                              Vorschlag machte, unsere Maschine in den neu zu erbauenden St. Catharinendocks, zum
                              Zweke des Heraushebens von Grundwasser, aufzurichten, und mit demselben auch bei
                              allen uͤbrigen durchdrang. Er wußte diesem Vorschlage dadurch viel
                              Anziehendes zu geben, daß er, wegen Bekanntschaft mit einem der Interessenten des
                              Catharinendockbaues, uns viele Beguͤnstigungen zu verschaffen versprach und
                              die Erlaubniß auswirken wollte, unsere Maschine neben einer Watt'schen von beinahe gleicher Leistung aufstellen zu koͤnnen, mit
                              deren Effect dann der der unsrigen sehr leicht in Parallele gestellt werden
                              koͤnnte.
                           Die Maschine wurde aufgestellt und der Entwikeler in der naͤmlichen
                              Einrichtung, mit denselben Metallgefaͤßen und dem naͤmlichen Ofen
                              aufgefuͤhrt, welche ich ihm bei der lezten Veraͤnderung in der Victualling office gegeben hatte. Weil der Plaz
                              fuͤr denselben etwas beengt war, so hatte ich mich jedoch genoͤthigt
                              gesehen, den Feuerplaz etwas hoͤher, und zwar in dem aufsteigenden Canale
                              anzulegen, der hier diesem Zweke zu Folge erweitert wurde.
                           Bei Ingangsezung der Maschine fanden sich wiederum neue Schwierigkeiten. Ich bemerkte
                              naͤmlich bald, daß, vielleicht wegen der hoͤheren Stellung des
                              Feuerplazes, wobei die untere Partie des Ofens und namentlich des Heizungsraumes
                              nicht genug erhizt wurde, der untere Theil der Metallgefaͤße zu kalt blieb,
                              und die Metallmischung nicht eher darin schmolz, als bis die oberen Enden derselben
                              hellrothgluͤhend wurden. Bei der Injection von Wasser, das auf den Boden der
                              Roͤhren fiel, kuͤhlte sich die Metallmischung aber gleich in dem Maße
                              wieder ab, daß sie von Neuem erstarrte, indem die Hize der in den Roͤhren
                              enthaltenen Daͤmpfe die angehaͤufte Wasserquantitaͤt von oben
                              nicht genug durchdringen, und ihr die eigene Temperatur mittheilen konnte, die die
                              Metallmischung sonst in Fluß erhalten haben wuͤrde. Die obere Partie der
                              Entwikelungsroͤhren verdampfte aber eben so wenig Wasser als die untere, weil
                              sie zu sehr erhizt wurde, und deßhalb das Wasser zu schnell in den
                              Sammlungsbehaͤlter zuruͤkwarf, welche Erscheinung ich im XXVIII. Bd.
                              S. 354. schon angefuͤhrt habe. Durch diese Umstaͤnde wurde die Wirkung
                              des Generators bis auf mehr als die Haͤlfte der berechneten reducirt, wovon
                              die Folge war, daß die Maschine nicht mit der gehoͤrigen Kraft arbeitete.
                              Außerdem fand sich noch, daß das zur Einsprizung verwandle Wasser viel Eisenoxyd und
                              kohlensaure Kalkerde aufgeloͤst enthielt, welche beide Bestandtheile, bei der
                              Verdampfung im Entwikeler, als ein lokeres Pulver in großen Massen niedergeschlagen wurden, und,
                              indem sie mit in die Maschine uͤbergingen, die edleren Organe derselben in
                              dem Maße verdarben, daß der Gang derselben sehr schwerfaͤllig wurde. Um allen
                              diesen Uebelstaͤnden die Spize zu bieten, hatte der Heizer durch
                              Verstaͤrkung des Feuers sich zu helfen gesucht, und dadurch den oberen Theil
                              der Metallgefaͤße so uͤberhizt, daß sie roth-, ja zum Theil
                              weißgluͤhend geworden waren und verdarben. Die Metallgefaͤße wurden
                              der großen Hize wegen endlich auch wieder lek und ließen Metall durch. Ich gab nun
                              dem Ofen 2 Feuerplaͤze, einen oberen und einen unteren und brachte Register
                              an, wodurch ich beim Anheizen des Apparates zuerst den Zug der Hize von oben nach
                              unten zu disponiren, spaͤter aber, nach Schmelzung der Metallmischung, von
                              unten nach oben zu leiten suchte. Dieser Ofen, dessen Idee mir wieder in dem
                              groͤßten Drange der Umstaͤnde abgepreßt wurde, war aber zu
                              kuͤnstlich und complicirt. Er hatte nicht gehoͤrigen Zug und die
                              Reihen der Metallgefaͤße wurden nicht alle gleichmaͤßig genug durch
                              ihn erhizt; dadurch kam es, daß der Strom der Flamme oft zu fruͤh von unten
                              nach oben geleitet wurde, ehe das Metall in allen Metallgefaͤßen geschmolzen
                              war. Die Metallgefaͤße, deren Metall noch nicht geschmolzen war, rissen dann,
                              und wir waren wieder auf dem alten Punkte, der uns in der Victualling office fast zur Verzweiflung brachte.
                           Jezt erklaͤrte ich meinen Herrn Interessenten, daß wir zu keinem
                              guͤnstigen Resultate kommen wuͤrden, wenn wir alle bisher gemachten
                              bitteren Erfahrungen nicht dazu benuͤzten, eine gaͤnzliche Reform des
                              Entwikelungs-Apparates vorzunehmen. Ich uͤberreichte ihnen zugleich
                              einen Plan, wie diese Reform wahrscheinlich mit Gluͤk eingeleitet werden
                              koͤnne, und machte ihnen den Vorschlag, sogleich einen solchen
                              Entwikelungs-Apparat zum Betriebe dieser Maschine anfertigen zu lassen. In
                              diesem Plane hatte ich den Metallgefaͤßen eine durchaus veraͤnderte
                              Form gegeben und schlug zur Sammlung der entwikelten Daͤmpfe von Neuem einen
                              Recipienten vor, durch dessen Wasser die Daͤmpfe zu gehen und ihre erdigten
                              Concremente abzusezen gezwungen wuͤrden. Zugleich zeigte ich ihnen an, daß
                              ich mich zu ferneren Flikereien an dieser, nun einmal verungluͤkten, Form des
                              Apparates nicht mehr entschließen koͤnne und wolle, indem der Ruf der
                              Erfindung durch die bisherigen, und vielleicht noch in großer Anzahl bevorstehenden,
                              ungluͤklichen Resultate solcher Flikerei, die durch den Weg der
                              Oeffentlichkeit zu Jedermanns Kunde gelangten, offenbar litte, und bei Beharrung in
                              dem bisher befolgten Systeme unsere Angelegenheit nie zu einem gluͤklichen
                              Ziele gefuͤhrt werden koͤnne. Scheuten sie sich vor der
                              Oeffentlichkeit einer solchen Reform, so waͤren sie an dieser Oeffentlichkeit allein
                              Schuld. Uebrigens wuͤrde am gluͤklichen Ziele endlich das Publicum
                              nicht mehr der Wege gedenken, auf welchen wir zu derselben gelangt waͤren.
                              Daß ich die bisherige Form fuͤr keinesweges infallibel gehalten
                              haͤtte, bewiesen die verschiedenen Plane, die ich ihnen zur Realisirung
                              meiner Erfindung vor meiner Ankunft in England uͤberreicht hatte und die
                              Abfassung unseres Patentes, worin ich ausdruͤklich erklaͤrt, daß ich
                              keine bestimmte Form meines Entwikelungs-Apparates bei der Nachsuchung des
                              Privilegiums beruͤksichtige, sondern nur das Princip patentisirt haben
                              wolle.
                           Alle diese meine Erklaͤrungen und Forderungen blieben unbeachtet. Ein
                              Engineer, ein gewisser Herr Beale, hatte sich bei meinen
                              Interessenten durch das Versprechen Gewicht erworben, daß er Metallgefaͤße
                              von geschmiedetem Eisen nach unserer ersten Form liefern, aus Blechplatten
                              zusammennieten lassen und durch ein neues chemisches Mittel dicht schassen wolle,
                              die allen Forderungen genuͤgen sollten. Er wollte sogar den guͤnstigen
                              Erfolg derselben garantiren. Die Sache schien meinen Interessenten, obgleich ich den
                              Plan voͤllig verwarf, und meine Einwendungen mit den triftigsten
                              Gruͤnden unterstuͤzte, meine eigenen, an meinem ersten
                              Probe-Apparate gemachten, Erfahrungen uͤber die Unzulaͤssigkeit
                              eines solchen Unternehmens zu Huͤlfe rief, zu annehmlich, als daß sie mich
                              einem so erfahrnen englischen Engineer, als welcher Herr Beale in ihren Augen dastand, nicht haͤtten opfern sollen; und
                              obgleich ich mich auf unseren Contract berief, wonach ich allein meine Erfindungen
                              in England einfuͤhren und die dahin gehoͤrigen Apparate bauen und
                              ihrer Vollendung nahe bringen sollte, so wurde ich dennoch, da ich mich weigerte an
                              Herrn Beale's Bemuͤhungen Theil zu nehmen, um
                              ihnen nicht den Schein meiner Billigung zu geben, zulezt voͤllig auf die
                              Seite geschoben.
                           Da ein Rechtsgelehrter, den ich in dieser meiner kritischen Lage consultirte, mir als
                              Auslaͤnder jedes Processiren gegen meine Herrn Interessenten, wegen seiner
                              großen Kostspieligkeit, widerrieth, so verhielt ich mich waͤhrend dieser Zeit
                              ganz ruhig und bekuͤmmerte mich um meine Maschine gar nicht. Das einzige, was
                              ich unternahm, war, daß ich mit meinen Herrn Interessenten eine Correspondenz
                              einleitete, worin ich ihnen das Ungerechte ihres Verfahrens auseinander sezte, und
                              ihnen alle meine Gruͤnde gegen ihren jezigen Plan noch ein Mal schriftlich
                              vorfuͤhrte. Zugleich arbeitete ich fleißig an der weiteren Ausbildung meiner
                              Plaͤne fuͤr oben genannte Reform meines Entwikelungs-Apparates,
                              um im Falle, daß man mir endlich Gehoͤr gaͤbe, recht vorbereitet
                              auftreten zu koͤnnen. 
                           
                           So vergingen uͤber 8 Wochen, daß ich weder meine Maschine sah, noch irgend
                              etwas von dem Fortgange der Beale'schen Unternehmung
                              erfuhr, als ploͤzlich eines Tages einer der Interessenten, Herr Porter, der die Angelegenheit mit Herrn Beale vorzugsweise eingeleitet und weiter
                              durchgefuͤhrt hatte, mich anging, die nun vollendeten Beale'schen Metallgefaͤße zu sehen und meine Meinung
                              daruͤber zu sagen. Da er diesen Antrag auf eine hoͤfliche Weise
                              machte, so ging ich auch zu Herrn Beale, gab aber
                              zugleich eine schriftliche Erklaͤrung an alle Herrn Interessenten von mir,
                              daß sie dieses Eingehen in ihre Bitte durchaus nicht als Genehmigung dessen ansehen
                              sollten, was Herr Beale in meiner Angelegenheit
                              unternehme, indem meine Ueberzeugung von dem Mißlingen der Beale'schen Plaͤne zu fest staͤnde. Ich trug ihnen dann
                              nochmals die Gruͤnde vor, woraus ich diese Ueberzeugung schoͤpfte. Sie
                              waren folgende:
                           
                              1) Die Hoͤhe der Metallgefaͤße, sagte ich, sey zu
                                 bedeutend, das Metall gewinne durch die Hoͤhe seiner Saͤule einen
                                 zu großen Druk und werde durch die Fugen der Gefaͤße dringen, selbst wenn
                                 sie durch ein neues chemisches Kleister verschmiert waͤren.
                                 Haͤtte, was ich vermuthen mußte, dieses chemische Mittel nur einige
                                 Aehnlichkeit mit dem gewoͤhnlichen Eisenkitte, so koͤnne ich ihnen
                                 die Unzulaͤssigkeit desselben durch meine Erfahrung
                                 verbuͤrgen.
                              2) Wenn die Metallgefaͤße nicht stark verankert
                                 wuͤrden, so muͤßten ihre ausgedehnten Waͤnde durch den Druk
                                 der Metallmischung bald bauchig werden, da die Eisenplatten zu duͤnn und
                                 nachgiebig waͤren. Die Anwendung der Anker waͤre aber aus dem
                                 Grunde unzulaͤssig, weil die, beim Anschmelzen der Metallmischung
                                 noͤthige, Nachgiebigkeit der Waͤnde dadurch wieder aufgehoben
                                 wuͤrde.
                              3) Wenn man bei Anwendung der Beale'schen Gefaͤße den gesezlichen Hizegrad des Apparates im
                                 Ganzen oder theilweise uͤberschreiten ließe, so wuͤrden die
                                 Gefaͤße bald ein Raub einer schnellen Oxydation.
                              
                           Herr Beale richtete nun seine Gefaͤße auf, und was
                              ich vorher gesagt, traf buchstaͤblich ein. Die Gefaͤße durch eine, dem
                              gewoͤhnlichen Eisenkitte gleiche Mischung gedichtet, ließen das Metall in
                              Stroͤmen abfließen und so viel Hr. Beale auch nachdichtete, wurde doch keiner
                              der Leke gemindert, viel weniger gehoben. Beide Waͤnde der
                              Metallgefaͤße gaben sich bald nach dem Schmelzen der Metallmischung nach
                              außen heraus und bildeten ungeheuere Bauche, so daß oben nicht genug der
                              Metallmischung nachgefuͤllt werden konnte, um diese Baͤuche, die mit
                              jeder Stunde groͤßer wurden, immer wieder zu fuͤllen.
                           Dieses ungluͤkliche Resultat der Beale'schen
                              Verbesserung kam in den Docks nicht unerwartet, weil ich alle Engineers und
                              Baudirectoren darin darauf vorzubereiten fuͤr meine Pflicht gehalten hatte,
                              um den Schein von mir zu werfen, als sey ich mit dieser Beale'schen Verbesserung einverstanden. Meinen Herrn machte ich aber die
                              bittersten Vorwuͤrfe uͤber ihre Leichtglaͤubigkeit und
                              uͤber das Mißtrauen, was sie mir bewiesen, so wie uͤber die
                              Ungerechtigkeit, womit sie mich in der lezten Zeit behandelt hatten. Troz desselben,
                              sagte ich, boͤte ich Ihnen noch ein Mal meine Huͤlfe an, wenn sie
                              meine neuen Plaͤne nun durchzufuͤhren und Hrn. Beale abzuweisen geneigt seyn sollten, und wolle in diesem Falle ganz
                              vergessen, wie viel der edlen Zeit fuͤr mich verloren gegangen, wie viele
                              Summen jezt auf Kosten meiner Erfindung unnuͤz verschwendet waͤren.
                              Herr Porter mußte indessen damals schon andere
                              Plaͤne haben, er protestirte in einer Conferenz durchaus gegen meinen Plan,
                              als gegen die, im Patente angegebene und im Publicum bekannte, Form, und wußte die
                              anderen Herren mit sich fortzureißen: Man erklaͤrte mir, meine Sache nicht
                              weiter fortsezen zu koͤnnen, indem die Cassen erschoͤpft
                              waͤren, versprach mir aber, neue Interessenten mit Vermoͤgen
                              fuͤr die Erfindung zu werben, und dann weiter darin fortzugehen. Ich ahnte
                              damals freilich schon, daß dieß wahrscheinlich nur ein Vorwand seyn solle, um meiner
                              los zu seyn und erfuͤllte ihren Wunsch in der festen Ueberzeugung, unter
                              solchen Umstaͤnden, und an der Hand so treuloser Menschen mit meiner
                              Erfindung doch kein Gluͤk in England machen zu koͤnnen; allein
                              spaͤter kam ich bald zur klaren Ansicht der Absichten des Hrn. Porter, als Hr. Kreeft, der in
                              der lezten kritischen Zeit immer das Interesse meiner Angelegenheit mit
                              maͤnnlicher Biederkeit verfochten hatte, mir schrieb, daß Hr. Porter und seine Anhaͤnger sich von ihm getrennt,
                              und bald nach meiner Abreise ein neues Patent genommen haͤtten. Der
                              Gegenstand dieses Patentes ist zeither schon durch die englischen Journale bekannt
                              geworden, und auch in diesem Journale, Bd. XXX. S.
                                 108. beschrieben worden. In welchem Maße er mein Princip ersezen
                              koͤnne oder gar uͤbertreffe, wird die Zeit lehren. Vor einigen Tagen
                              schreibt mir Hr. Kreeft, daß Hr. Beale nicht im Stande gewesen sey, durch seinen neuen Apparat meine
                              Probemaschine, die er von den Interessenten gekauft, ohne alle Nuzlast in Gang zu
                              sezen. Auffallend war es mir, die von dem Uebersezer des Porter und Beale'schen Patentes in diesem
                              Journale a. a. O. in der Note gegebene Bemerkung zu lesen, daß die Anwendung des Beale'schen Apparates mit Gefahr verbunden seyn
                              muͤsse, und dieserhalb die Anwendung einer leichtfluͤssigen
                              Metallmischung als Medium viel sicherer und zwekmaͤßiger sey. Er hat dadurch
                              uͤber die Wahl meiner Interessenten entschieden, und ihrem Umtausche meines
                              Patentes mit dem Beale'schen den Stab gebrochen, ohne zu
                              wissen, daß er hier zugleich seinen Landsmann und dessen Sache bruͤderlich
                              vertrat.
                           Ich komme nun noch zur Beschreibung meiner neueren, die weitere Verbesserung meines
                              Entwikelungs-Apparates betreffenden, so wie die Hebung der, bei seiner
                              Ausfuͤhrung vorgefundenen praktischen Schwierigkeiten, bezwekenden Ideen. Sie
                              waren groͤßten Theils schon in den Planen vorgetragen, die ich meinen
                              Interessenten vor Hrn. Beale's Eingriffen in meine
                              Angelegenheit und meine Rechte mittheilte. Daß die vorgefundenen praktischen
                              Schwierigkeiten nicht unuͤberwindlich seyen, wird mir jeder praktische
                              Maschinenbauer, so wie jeder Kenner hoffentlich einraͤumen. Ob meine neuen
                              Ideen geeignet seyen, dieß zu bewahrheiten, uͤberlasse ich der schonenden
                              Beurtheilung jener meiner Kunstgenossen, die sich fuͤr meine Angelegenheit
                              interessirt haben und noch interessiren.
                           Diese Ideen betreffen vorzuͤglich eine zwekmaͤßigere Construction der
                              Metallgefaͤße, so wie eines, zu einer moͤglichst gleichmaͤßigen
                              Erhizung derselben dienenden, Ofens; auch erstreken sie sich auf eine, der Form der
                              Metallgefaͤße angemessene, Einrichtung des Generators, so wie auf ein neues
                              Princip eines Hizeregulators, eines Apparates, dessen Unentbehrlichkeit fuͤr
                              meinen Entwikelungs-Apparat ich in England so oft lebhaft zu fuͤhlen
                              Gelegenheit gehabt habe.
                           Was meine Vorschlaͤge zu einer zwekmaͤßigen Construction der
                              Metallgefaͤße betrifft, so sind dabei, außer den fruͤher angegebenen
                              Forderungen, noch mehrere andere unerlaͤßliche Bedingungen zu
                              erfuͤllen, die sich aus den bisherigen, beim Bau eines solchen Apparates
                              gesammelten, Erfahrungen ergeben haben. Diese sind folgende:
                           
                              1) Die Metallgefaͤße muͤssen von einem Materiale
                                 construirt werden, das mehr Dehnbarkeit, als das bisher dazu genommene Gußeisen
                                 besizt, und sich den Veraͤnderungen in dem Volumen der Metallmischung
                                 mehr accommodirt; das endlich eine allenfalls Statt findende ungleiche Erhizung
                                 ohne Gefahr des Aufreißens und Springens vertraͤgt.
                              2) Dieses Material muß ferner in einem hoͤheren Hizegrade,
                                 d.h. selbst bis zum Rothgluͤhen des Apparates, von der Metallmischung
                                 durchaus nicht angegriffen werden.
                              3) Den Metallgefaͤßen muß eine Form gegeben werden, daß
                                 sie mit Leichtigkeit und ohne große Umstaͤnde von gewoͤhnlichen
                                 Arbeitern verfertigt werden koͤnnen.
                              4) Daß sie der, vielleicht zuerst am Boden schmelzenden,
                                 Metallmischung Nachgiebigkeit in Hinsicht ihrer oberen, noch ungeschmolzenen,
                                 Schicht verstauen; oder noch besser, eine moͤglichst gleiche Schmelzung
                                 der Metallmischung an der ganzen Feuerberuͤhrungsflaͤche der
                                 Gefaͤße veranlassen.
                              5) Die Metallschicht in denselben muß keine bedeutende
                                 Hoͤhe haben, damit theils ihr Druk auf die Waͤnde der
                                 Gefaͤße unschaͤdlich fuͤr dieselben bleibe, theils aber
                                 auch eine gehoͤrige Dichtung der Gefaͤße erleichtert werde.
                              
                           In Hinsicht des Ofens blieb moͤglichst gleichmaͤßige Erhizung der
                              Metallgefaͤße, sowohl beim Anschmelzen, als nachherigen Fortheizen der
                              Metallmischung, auch bei diesen meinen Verbesserungen das Hauptaugenmerk.
                           Dem Entwikeler suchte ich in Hinsicht seiner Roͤhren eine mehr horizontale
                              Stellung zu geben, und gesellte ihm einen besonders construirten Recipienten bei,
                              der theils das Ueberkochen von Wasser verhuͤten, theils die Deposition
                              erdigter Concremente in denselben erleichtern und deren Uebergang in die Maschine
                              verhindern sollte.
                           Was den Hizeregulator betrifft, so war ich so gluͤklich, ein Princip zu
                              entdeken, was vor dem bisher versuchten, der Theorie nach, entschiedene
                              Vorzuͤge zu haben scheint. Moͤge die Erfahrung zu seinen Gunsten
                              entscheiden.
                           Ich gehe nun sogleich zur speciellen Beschreibung aller dieser Theile meines
                              Entwikelungs-Apparates, sowohl einzeln, als im Zusammenhange betrachtet,
                              uͤber, und behalte es mir vor, am Schlusse derselben einige Untersuchungen
                              uͤber ihre Zwekmaͤßigkeit anzustellen. Was die neuen
                              Metallgefaͤße betrifft, so habe ich sie, wie ich schon oben bemerkt, in
                              Rostock von dem Kupferschmide, Hrn. Daniel Steinhorst
                              ausfuͤhren lassen, und zu meiner Freude erfahren, daß Gefaͤße von dem
                              Materiale und der Form nicht allein ohne bedeutende Umstaͤnde und Kosten,
                              sondern auch gehoͤrig dicht herzustellen sind.
                           Sie bestehen aus Eisenplatten von eines Viertel Zolles Staͤrke, die so gebogen
                              sind, daß sie, vom Ende angesehen, beinahe die Form eines lateinischen großen V mit abgerundetem unteren Winkel haben. In Fig. 10. sieht
                              man ganz genau diese Form nach den gehoͤrigen Maßen angegeben. Die
                              Waͤnde a und b, und
                              der untere abgerundete Winkel bilden die Feuerberuͤhrungsflaͤche, die
                              senkrecht stehenden Waͤnde c und d diejenigen Theile, wodurch die verschiedenen
                              Metallgefaͤße mit einander verbunden werden. Der obere Theil e bleibt offen, und in denselben wird der Entwikeler von
                              oben hineingesenkt. Die Verbindung mehrerer Eisenplatten zu langen
                              Metallgefaͤßen nach dieser Form geschieht durch Uebereinanderlegen der
                              Raͤnder und Zusammennieten derselben. Die Enden dieser Metallgefaͤße
                              bestehen aus Eisenplatten von derselben Staͤrke, deren beide
                              Seitenraͤnder nach außen in einem rechten Winkel umgebogen sind, wie in Fig. 11. bei
                              abc zu sehen ist. Sie werden dann in die Enden
                              der Metallgefaͤße eingesezt und ihre umgestuͤlpten Raͤnder mit
                              den aͤußersten Raͤndern der Metallgefaͤße vernietet. Bei dem
                              Vernieten dieser Endplatten sowohl, als der uͤber einander geschraubten
                              Raͤnder der uͤbrigen Platten, ist vorzuͤglich dahin zu sehen,
                              daß die unteren abgestumpften Winkel gehoͤrig dicht werden. Hr. Steinhorst hat versenkte Niete angewandt, um die
                              Gefaͤße recht dicht herzustellen. Solche Niete haben zugleich den Vortheil,
                              daß sie nach keiner Seite zu sehr vorstehen. Zur Dichtung der, etwa nicht vollkommen
                              dicht gewordenen, Fugen wird ein Kitt von Leinoͤhl und fein geriebener
                              Kreide, den man in die Fugen einbrennt, gewiß am zwekmaͤßigsten seyn, da er
                              das Eisen nicht angreift. Solche, auf diese Weise mit Kitt versehene, Fugen halten
                              dann bei jedem nicht zu uͤbertriebenen Hizegrade vollkommen dicht,
                              vorzuͤglich wenn man nach Eintragung desselben in die Fugen, was vom inneren
                              Raume der Metallgefaͤße aus geschehen muß, noch immer fleißig Leinoͤhl
                              nachtraͤgt. Dieses dringt bei gehoͤriger Erhizung der Fugen
                              uͤber Kohlen schnell durch dieselben, und sezt sich darin, gleich einem
                              Firnisse, so fest, daß nie ein Lek wieder entstehen kann.
                           Diese Metallgefaͤße werden durch lange eiserne Stangen, die an den
                              Raͤndern c und d,
                              Fig. 10.
                              angenietet werden, an ihrem oberen Theile gehoͤrig verstaͤrkt. Diese
                              Stangen, die nur 1/2 Zoll stark zu seyn brauchen und die Hoͤhe der senkrecht
                              aufstehenden Raͤnder c und d der Metallgefaͤße haben muͤssen, werden da, wo zwei
                              Metallgefaͤße an diesen Raͤndern mit einander vereinigt werden sollen,
                              zwischen beide gelegt und Nieten oder Schrauben durch alle zugleich gezogen. In Fig. 12., wo
                              der senkrechte Querdurchschnitt mehrerer mit einander verbundener
                              Metallgefaͤße vorgestellt ist, sieht man diese Vereinigung der genannten drei
                              Theile bei a und b, wo c, c die dazwischen gelegten Stangen bedeuten.
                           Die Stangen ragen an beiden Enden der Metallgefaͤße einige Zoll hervor. Diese
                              hervorragenden Enden dienen dazu, die Metallgefaͤße daran in dem Ofen
                              aufzuhaͤngen. Sind die Metallgefaͤße sehr lang, so kann man sie noch
                              an verschiedenen anderen Stellen aufhaͤngen. Dieß kann auf eine Weise
                              geschehen, die man in Fig. 13. dargestellt
                              sieht. Quer uͤber dem Ofen liegt naͤmlich ein gußeiserner
                              Traͤger a von hinreichender Staͤrke, durch
                              denselben gehen die Bolzen b und c, die mit ihren unteren gabelfoͤrmig gespaltenen Enden d und e
                               uͤber die
                              Raͤnder von zwei und zwei Metallgefaͤßen fassen und an denselben durch
                              eine Schraube oder einen starken Niet befestigt sind. Am oberen Ende derselben
                              werden sie durch Muttern an den Traͤger angezogen. Will man diese
                              Kuͤnstelei, die beim Einsezen des Entwikelers in die Metallgefaͤße
                              alle Mal hinderlich seyn wuͤrde, nicht, so kann man die Gefaͤße auch
                              durch feuerfeste Ziegel innerhalb des Ofenraumes fuͤglich
                              unterstuͤzen.
                           Solche Metallgefaͤße, die ich, ihrem Querdurchschnitte nach, immer in
                              derselben Form und Groͤße machen lassen wuͤrde, koͤnnen dem
                              Zweke ihrer Anwendung und den Localumstaͤnden nach eine sehr verschiedene
                              Laͤnge haben, jedoch rathe ich ihre Laͤnge nicht uͤber 16 bis
                              20 Fuß zu treiben, da ihre gleichmaͤßige Erhizung sonst mit mehr
                              Schwierigkeit verbunden seyn moͤchte. Man kann, wo man einer sehr
                              ausgedehnten Feuerberuͤhrungsflaͤche bedarf, lieber ihre Anzahl
                              vermehren und sich auf diese Weise helfen.
                           Den Ofen zu diesen Metallgefaͤßen sieht man in Fig. 14. im
                              perpendiculaͤren Laͤngsdurchschnitte, wodurch seine Einrichtung
                              vollkommen deutlich wird. a ist der Feuerplaz mit seiner
                              bogenfoͤrmigen Woͤlbung und dem verengerten Canale b in lezterer. Beide, Feuerplaz und verengerter Canal,
                              muͤssen die Breite des Heizungsraumes der Metallgefaͤße, und dieser
                              wieder die Breite saͤmmtlicher Metallgefaͤße zusammengenommen haben,
                              wie man in Fig.
                                 15. sieht, die einen perpendiculaͤren Querdurchschnitt des Ofens
                              darstellt. Ueber dem Canale steigt der Boden des Heizungsraumes von beiden Seiten
                              allmaͤhlich den Enden der Metallgefaͤße zu und schließt sich an den
                              Enden cc, selbst fest an die unteren abgerundeten
                              Winkel der Metallgefaͤße an. Die Entfernung zwischen dem Canale und den
                              Metallgefaͤßen darf nicht zu gering seyn, um der Stichflamme nicht zu viel
                              schaͤdliche Einwirkung auf die Metallgefaͤße einzuraͤumen. Ist
                              diese Entfernung von der in Figur 14. bezeichneten
                              Hoͤhe, so vertheilt sich die Hize beim Hervortreten aus dem verengerten
                              Canale gleichmaͤßiger zu beiden Seiten. In derselben Figur ist der in diesem
                              Falle Statt findende Strich derselben durch Pfeile angegeben. In manchen
                              Faͤllen koͤnnte man die gleichmaͤßige Vertheilung derselben zu
                              den Seiten durch ein keilfoͤrmiges Stuͤk Mauerwerk befoͤrdern,
                              was ich in Fig.
                                 14. punktirt angegeben habe.
                           Die Enden der Metallgefaͤße liegen bei d und d so weit auf dem Gemaͤuer des Ofens auf, daß der
                              freistehende Rand derselben, wodurch sie mit ihren Endplatten vernietet sind, nicht
                              von der Flamme beruͤhrt werde. Diese Vorsicht ist noͤthig, um das
                              fruͤhe Verbrennen dieses Randes zu verhuͤten.
                           An den Enden der Metallgefaͤße gehen senkrecht absteigende Zugcanaͤle
                              
                              e und f von dem
                              Heizungsraume in die Tiefe hinab und muͤnden sich in einen horizontal
                              liegenden Canal g, der den ganzen Ofen der Laͤnge
                              nach durchlaͤuft, und sich irgendwo in den Schornstein muͤndet.
                           Der Aschenherd h, ist mit einer Thuͤr dicht
                              verschlossen, und erhaͤlt, wie der Londoner Probe-Apparat, seine Luft
                              durch einen Luftcanal i mit einer Klappe k, der irgendwo sich nach außen oͤffnet.
                              Luftklappe und Aschenherdsthuͤre liegen in der Fronte des Ofens, auf der
                              Seite der langen Waͤnde der Metallgefaͤße. Sind die
                              Metallgefaͤße sehr lang, so kann man mehrere Feuerplaͤze unter
                              denselben anbringen, wie in Fig. 16. angedeutet
                              ist.
                           Der Entwikelungs-Apparat besteht aus dem Recipienten Fig. 14 und 15. l, einem 6 Zoll Durchmesser im Lichten haltenden,
                              cylindrischen, starken, gußeisernen Gefaͤße, das quer uͤber dem Ofen
                              liegt, und an seinen beiden, auf dem Gemaͤuer des Ofens ruhenden Enden durch
                              starke angeschraubte Schlußplatten verschlossen ist, zu deren Dichtung ein
                              Blei- oder Kupferdrahtring angewendet werden kann. In der unteren Wand hat
                              derselbe so viel, 4 1/2 Zoll im Durchmesser haltende, Oeffnungen m, m, m, als Metallgefaͤße vorhanden sind. An
                              selbige sind Roͤhren n, n, n, angeschraubt und
                              durch Drahtringe oder Kone angedichtet. Diese Roͤhren laufen abwaͤrts
                              und tauchen in die Metallmischung der Metallgefaͤße unter; hier sind sie mit
                              einem starken horizontal liegenden Roͤhrenstuͤke p, p, p, zusammengeschweißt, das in seinem, mit der
                              Muͤndung des absteigenden Rohres in Verbindung stehenden, Canale o, o, o, an beiden Enden Schraubengaͤnge hat, in
                              welche die horizontal liegenden, 2 1/2 Zoll aͤußeren Durchmesser haltenden,
                              Entwikelungsroͤhren q, q, dampfdicht
                              eingeschraubt sind.Man wird wohl thun, wenn man diese Roͤhren nicht mit Kupferdraht,
                                    sondern lieber mit einer Lage Asbest anschraubt, um ihre Verbindung mit dem
                                    Roͤhrenstuͤk dampfdicht zu machen. Der Kupferdraht
                                    moͤchte naͤmlich durch die Metallmischung angegriffen werden.
                                    Noch mehr, als die Dichtung mit Asbest, wird indessen die mit einem
                                    konischen Ansaze am Rohr zu empfehlen seyn. In Fig. 17. habe ich
                                    diese Dichtung im Durchschnitte abgebildet. a
                                    ist das Roͤhrenstuͤk, b und c sind die Entwikelungsroͤhren. Bei d sieht man den konischen Ansaz, der gegen den
                                    scharfen Rand der Roͤhrenstuͤksmuͤndung
                                    gezwaͤngt ist. Diese liegen nach ihren unteren verschlossenen Enden hin etwas
                              abschuͤssig, damit das hineingesprizte Wasser diesen zufließe, und so mit
                              allen ihren Waͤnden in gehoͤrigen Contact komme.
                           Das Einsprizungswasser wird durch ein kupfernes Einsprizrohr Fig. 14 und 15., r, in den Recipienten geleitet. Dieses Einsprizrohr
                              laͤuft uͤber der Muͤndung aller senkrecht stehenden
                              Roͤhrenstuͤken hin, und hat so viele kleine Loͤcher, als deren
                              vorhanden sind. Mit Gewalt durch diese Roͤhrenstuͤke in die unteren
                              Entwikelungsroͤhren gesprizt, wird es hier verdampft, und geht als Dampf auf dem
                              naͤmlichen Wege in den Recipienten zuruͤk. Um den Dampf von etwa mit
                              sich fuͤhrendem, und aus den erdigten Bestandtheilen des Wassers bestehendem,
                              Staube zu reinigen, kann man ihn, vor seinem Eintritte in die Maschine, durch eine
                              Schicht Wolle gehen lassen, die man im Recipienten zwischen zwei Platten
                              anhaͤuft, wie in Fig. 15. bei s zu sehen ist. Die beiden Platten t und u sind von Kupfer und
                              durchloͤchert wie ein Sieb. Sie stehen senkrecht in dem Recipienten und die
                              Wolle s befindet sich zwischen ihnen. Zur Haltung der
                              Platten wird es gut seyn, sie im Mittelpunkte an einer Stange v zu befestigen, die sich bei w gegen den
                              Dekel des Recipienten stuͤzt, und so verhindert, daß der Andrang der
                              Daͤmpfe sie nicht gegen diesen treiben kann. Die Wolle muß dann
                              natuͤrlich aber sehr oft herausgenommen werden, weil sie sich sonst sehr
                              verstopfen moͤchte. Statt der Wolle kann man auch Fensterschwamm nehmen. Noch
                              gerathener wuͤrde es seyn, den Recipienten von kleinerem Durchmesser, etwa
                              von 2 Zoll, zu nehmen, und neben demselben einen groͤßeren, von 6 Zoll
                              Durchmesser im Lichten zu stellen, und diesen halb mit Wasser zu fuͤllen. Von
                              dem ersten koͤnnte dann ein Rohr die Daͤmpfe in den anderen leiten,
                              und hier unter den Wasserspiegel des lezteren treten, wo es mit einer Art
                              Brausenkopf versehen werden muͤßte. Der oben genannte Staub wuͤrde
                              sich dann in dem Wasser dieses Recipienten absezen, wo man ihn zur gelegenen Zeit
                              wieder daraus entfernen kann. In dem Falle, wo die entwikelten Daͤmpfe einmal
                              mit Waͤrmestoff uͤberladen seyn sollten, ist diese Einrichtung
                              zugleich ein zwekmaͤßiges Mittel, ihnen denselben wieder zu entziehen. Das
                              Wasser im Recipienten wird sich durch das, aus dem Entwikeler dann und wann
                              uͤberkochende, immer reichlich ersezen. In einem der Dekel des Recipienten
                              kann man, gerade auf der Wasserlinie, ein kleines Ventil anbringen, was durch eine
                              Schraube mit einer Kurbel in seinen Siz gedruͤkt wird. Wird selbiges dann und
                              wann geoͤffnet, so wird sich ein etwaiger Wasseruͤberstuß aus
                              demselben entleeren. Man koͤnnte auch sehr leicht einen Schwimmer in dem
                              Recipienten anbringen, der durch einen langen Hebel ein sehr kleines Ventil von
                              selbst luͤftete, sobald der Wasserspiegel uͤber die gesezliche
                              Hoͤhe stiege. Haͤtte die durch das Ventil gedekte
                              Abfuͤhrungsoͤffnung 1/8 Zoll Durchmesser, was voͤllig
                              hinreicht, so wird der Druk der Daͤmpfe und des Wassers darauf nur
                              hoͤchstens 10 Pfund betragen, welches Gewicht durch eine gehoͤrige
                              Laͤnge des Schwimmerhebels auf 1/2 Pfund fuͤglich zu reduciren
                              waͤre. In Fig. 18. habe ich eine solche Vorrichtung im Recipienten abgebildet. a ist der Schwimmer, b der
                              Hebel, c das Ventil. Beim Steigen des Schwimmers
                              uͤber die Wasserlinie wird das Ventil durch den kuͤrzeren Arm d des Hebels niedergedruͤkt und macht die Oeffnung frei, worauf
                              dann das uͤberfluͤssige Wasser aus dem Rohre e so lange abstroͤmt, bis der Schwimmer auf seinen
                              regelmaͤßigen Standpunkt zuruͤkgetreten ist, und das Ventil wieder in
                              seinen Siz gedruͤkt hat. Der Durchmesser des Recipienten muß nie uͤber
                              6 Zoll betragen. Bei groͤßeren Maschinen wird er lieber laͤnger als
                              weiter eingerichtet. Ich wuͤrde ihm in allen Faͤllen eine solche
                              Laͤnge geben, daß seine Enden, bei seiner Lage quer uͤber dem Ofen,
                              mit den Ofenwaͤnden gleich liegen.
                           Um die Oxydation der Metallmischung, deren Spiegel bei diesen Metallgefaͤßen,
                              im Verhaͤltnisse zur Feuerberuͤhrungsflaͤche, groͤßer
                              ausfaͤllt, als bei den Gefaͤßen meines Probe-Apparates in
                              London, moͤglichst zu verhuͤten, wuͤrde ich die
                              Metallgefaͤße theils mit Mauerwerk dicht bedeken, theils den Spiegel der
                              Metallmischung gegen die Einwirkung der Luft nach oben, durch schalenfoͤrmige
                              Gefaͤße von Eisenblech verwahren lassen, die darauf schwimmen, auch
                              allenfalls noch fein gesiebte Asche daruͤber streuen, um alle
                              uͤbrigbleibenden Fugen auszufuͤllen. In Fig. 13. sieht man die
                              schalenfoͤrmigen Gefaͤße bei fff,
                              und in Fig.
                                 14. bei xxx abgebildet.
                           Die Wirkung meines neuen, hier vorzuschlagenden Hizeregulators beruht auf dem
                              Umstande, daß Queksilber gerade bei einer Temperatur zu sieden und Daͤmpfe zu
                              entwikeln beginnt, die bei meinem Entwikelungs-Apparate das Maximum von Hize
                              darstellt, die der Metallmischung mitgetheilt werden darf. Zur Benuzung dieses
                              guͤnstigen Umstandes habe ich folgenden Apparat, der in Fig. 14. bei y im Durchschnitte dargestellt ist, ersonnen. An
                              demselben ist 1 ein eisernes, etwas Queksilber enthaltendes, Rohr von
                              hoͤchstens 1/2 Zoll Durchmesser. Selbiges liegt horizontal in der
                              Metallmischung eines der mittleren Metallgefaͤße, kruͤmmt sich nach
                              oben und muͤndet sich bei 2 in den oberen Theil des
                              Queksilberbehaͤlters 3. Dieser stellt einen kleinen cylindrischen
                              Behaͤlter von hoͤchstens 2 Zoll Durchmesser im Lichten vor, der oben
                              und unten verschlossen ist, unten und zur Seite aber mit dem gleichfalls
                              cylindrischen Behaͤlter 4 communicirt, der nur am unteren Ende verschlossen
                              ist. Dieser Behaͤlter ist hoͤher als der Behaͤlter 3, oben
                              offen, und an seiner oberen Muͤndung mit einer Erweiterung 5 in Form einer
                              Schale versehen, die durch einen aufgelegten Dekel 6 verschlossen ist. Der
                              Behaͤlter 3 sowohl, als 4 sind mit Queksilber gefuͤllt, und zwar bis
                              zur punktirten Linie 7. Diese Linie beruͤhrt gerade die Muͤndung der
                              Oeffnung, wodurch das Rohr 1 mit dem Behaͤlter 3 verbunden ist. Auf dem
                              Queksilberspiegel des Behaͤlters 4 schwimmt ein hohler eiserner Schwimmer 8,
                              der durch die Stange 9 mit dem Wagebalken 10 Fig. 15. verbunden ist.
                               Dieser regiert mit
                              seinem entgegengesezten Ende durch die Regulirstange 11 die Luftklappe k des Ofens. Die Behaͤlter 3 und 4 mit ihrer
                              schalenfoͤrmigen. Erweiterung 5 koͤnnen von Gußeisen aus einem
                              Stuͤke gegossen werden. Der Raum uͤber dem Queksilberspiegel des
                              Behaͤlters 4 und in der schalenfoͤrmigen Erweiterung sind mit Wasser
                              gefuͤllt.
                           Die Wirkung dieses Hizeregulators ist leicht zu erklaͤren. Beginnt, durch eine
                              zu große Hize der Metallmischung veranlaßt, das Queksilber in dem Rohre 1 zu kochen,
                              und Daͤmpfe zu entwikeln, so steigen diese Daͤmpfe in den
                              Behaͤlter 3 empor, druͤken dort auf den Queksilberspiegel und
                              noͤthigen ihn zu sinken, waͤhrend der Spiegel des Behaͤlters 4
                              mit dem Schwimmer 8 zu steigen beginnt. Der Schwimmer wirkt dann auf den Wagebalken,
                              und dieser schließt durch die Regulirstange 11 Fig. 15. die Luftklappe.
                              Faͤllt die Metallmischung wieder unter das Maximum ihrer Temperatur, so
                              verdichten sich die Queksilberdaͤmpfe, das Queksilber im Behaͤlter 3
                              beginnt wieder zu steigen, waͤhrend sein Spiegel mit dem Schwimmer 8 im
                              Behaͤlter 4 faͤllt, und lezterer die Luftklappe oͤffnet.
                              Diejenigen Queksilberdaͤmpfe des Rohres, die sich in dem Behaͤlter 3
                              verdichten und in demselben zuruͤkbleiben, gehen beim Steigen des
                              Queksilberspiegels in das Rohr 1 wieder zuruͤk, so daß, wenn der Apparat
                              gehoͤrig dicht ist, nie Mangel daran entstehen kann. Sollten die
                              Queksilberdaͤmpfe einmal das Queksilber des Behaͤlters 3 in dem Maße
                              niederdruͤken, daß sie durch das Communicationsrohr von 3 in 4
                              uͤbergingen, und darin aufstiegen, so werden sie sich in dem Wasser der
                              Schale, dessen Temperatur nie uͤber 212° Fahrenh. steigen kann, wieder
                              verdichten, und in 4 zuruͤktreten. Etwaiger Verlust von Wasser in der Schale
                              muͤßte dann und wann ersezt werden. Ein Umstand, worin sich einzig auch die
                              ganze Pflege und Wartung ausspricht, die man diesem wichtigen Apparate zu widmen
                              noͤthig hat.
                           Wenn man die Construction dieses Entwikelungs-Apparates genau durchgeht, so
                              wird man finden, daß er in manchen Stuͤken zwar dem Londoner
                              Probe-Apparate nachstehe, aber doch auch dadurch, daß bei ihm die, bei jenem
                              vorgefundenen, Schwierigkeiten zwekmaͤßig zu heben versucht worden ist, in
                              der Hauptsache, an wirklicher Ausfuͤhrbarkeit und Anwendbarkeit gewonnen
                              habe, ohne doch eigentlich gerade zu bedeutend gegen jene Forderungen anzustoßen,
                              die an einen vollkommenen Entwikelungs-Apparat nach diesem Principe gemacht
                              werden. Wie schwer es sey, bei Aufloͤsung einer so schwierigen Aufgabe, als
                              dieser Apparat, bei seiner Ausfuͤhrung und Einfuͤhrung ins praktische
                              Leben, darbietet, immer strenge allen, auch den geringsten Forderungen zu
                              genuͤgen, duͤrfte dem leicht einleuchten, der eher seine Kraͤfte an einem
                              aͤhnlichen Werke versucht hat. Selten reicht eines Menschen Leben und alle
                              Kraft desselben hin, einer Erfindung, die so viele Schwierigkeiten aus dem Wege zu
                              raͤumen hat, als diese, die Vollendung zu geben. Der kommenden Zeit bleibt
                              dasjenige vorbehalten, was jezt noch unvollendet dasteht, eine neue wichtigere
                              Erfindung steigt oft aus dem Schutthaufen einer unvollendeten empor. Und bleibt von
                              meinen Bemuͤhungen nichts als das Andenken zuruͤk, so hoffe ich wird
                              man mir doch die Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß ich gewußt, daß mir klar
                              vorgeschwebt habe, was ich gewollt; daß ich den Umfang jener Bedingungen gekannt,
                              die meine Erfindung zur nuͤzlichen und brauchbaren zu erheben
                              moͤglicher Weise im Stande sind, und dieß ist meine Beruhigung. Vergebliche
                              Muͤhe schmerzt mich nicht, aber das Urtheil meiner Kunstverwandten, ich
                              haͤtte sie Chimaͤren geopfert, wuͤrde mir wehe thun.
                              Moͤgen diese Zeilen zeugen fuͤr mich und meinen redlichen Willen.
                           Was die FormDie Form dieser Metallgefaͤße hatte ich, dem Wesentlichen nach, schon
                                    in meinen Plaͤnen mit ausgenommen, die ich vor meinem Hingange nach
                                    England dahin sandte. der zulezt vorgeschlagenen Metallgefaͤße betrifft, so laͤßt
                              sich nicht in Abrede seyn, daß sie
                           
                              1) eine große Feuerberuͤhrungsflaͤche, im
                                 Verhaͤltniß zu ihrem kubischen Inhalte, haben, und daß die obere
                                 Flaͤche ihres Metallspiegels dazu in einem leidlichen
                                 Verhaͤltnisse siehe. Ein Apparat fuͤr eine Maschine von 10
                                 Pferdeskraͤften wird, bei 60 Quadratfuß
                                 Feuerberuͤhrungsflaͤche, dem Gewichte nach nur wenig mehr
                                 Metallmischung, als der Londoner, halten, und der Spiegel der Metallmischung
                                 darin, da derselbe mit schalenfoͤrmigen Gefaͤßen bedekt ist, kaum
                                 den hundertsten Theil der Feuerberuͤhrungsflaͤche (seiner
                                 Luftberuͤhrungsflaͤche nach) betragen. Da der obere Theil der
                                 Metallgefaͤße noch mit einer Deke von Ziegeln versehen ist, die das
                                 Eindringen von Luft in dieselben sehr verhindert, und zugleich die
                                 uͤbrigbleibende geringe Spiegelflaͤche der Metallmischung mit
                                 Substanzen bedekt werden kann, die den Sauerstoff der Luft davon abhalten, so
                                 ist wohl nicht zu bezweifeln, daß in dieser Hinsicht die vorgeschlagene Form der
                                 Metallgefaͤße alle Vortheile bewaͤhren duͤrfte, die der
                                 Londoner Apparat in diesen Stuͤken gezeigt hat. Daß auch diese
                                 Metallgefaͤße die Hize mit meist senkrechten Waͤnden aufnehmen,
                                 duͤrfte bei der Einrichtung des, zu ihrer Heizung vorgeschlagenen, Ofens
                                 keine Beruͤksichtigung verdienen, und sollte der, im Repos. of Patent-Inventions. Februar 1826. S.
                                 140. aufgetretene, anonyme Beurtheiler meines Londoner Apparates auch hier
                                 wieder gegen mich eifern, daß ich von seinen Einwuͤrfen so wenig Notiz
                                 genommen habe, so moͤge ihn das einigermaßen beruhigen, daß die
                                 Waͤnde dieser Metallgefaͤße doch nicht ganz senkrecht stehen, und
                                 daß der Zug der Flamme horizontal daran fortgeht. Metallgefaͤße mit
                                 lauter horizontalen Feuerberuͤhrungsflaͤchen sind nun einmal nicht
                                 gut zu construiren, ohne andere Schwierigkeiten und Nachtheile
                                 herbeizufuͤhren, die den sich daran zu versprechenden Gewinn mehr oder
                                 weniger wieder aufheben. Daß ein Erfinder gewisse Umstaͤnde
                                 unberuͤksichtigt gelassen, heißt noch keinesweges so viel, als habe er
                                 solche nicht gekannt und liege der Grund ihrer Nichtberuͤksichtigung in
                                 seiner Unwissenheit. Vielleicht ist die englische Logik aber von der deutschen
                                 etwas verschieden, vorzuͤglich wenn sie auf einen deutschen Erfinder
                                 angewandt wird.
                              2) Sehr leicht ist ferner bei dieser Form der
                                 Metallgefaͤße die Wirkung des Entwikelungs-Apparates zu steigern,
                                 wenn man entweder eine groͤßere Anzahl derselben neben einander stellt
                                 und mit einander verbindet, oder auch zwei Lagen davon der Laͤnge nach an
                                 einander reihet und jeder Lage ihren Feuerplaz oder mehrere derselben gibt. In
                                 manchen Faͤllen moͤchte es auch ausfuͤhrbar seyn, mehrere
                                 Apparate fuͤr sich anzuwenden und ihre Wirkung auf eine Maschine
                                 vereinigt zu appliciren. Man koͤnnte sie neben einander, zuweilen sogar
                                 uͤber einander stellen, so wie es der Raum des Maschinenlocales fordert.
                                 Daß auf solche Weise angewandt, mein Apparat in Hinsicht der Raumersparung von
                                 den gewoͤhnlichen Kesseln noch immer bedeutende Vorzuͤge haben
                                 werde, duͤrfte wohl nicht zu bezweifeln seyn.
                              3) Diese Form der Metallgefaͤße schließt die Gefahr des
                                 Berstens voͤllig aus; denn a) die Gefaͤße sind von
                                       einem zaͤhen und dehnbaren Metalle construirt, das nach den
                                       geringen Volumveraͤnderungen der Metallmischung sich einigermaßen
                                       accommodirt, ohne die ihm einmal gegebene Form nachtheilig zu verlieren,
                                       auch Veraͤnderungen der Temperatur, so wie eine ungleiche
                                       Erhizung an verschiedenen Stellen, ohne aufzureißen, vollkommen gut
                                       vertraͤgt.b) Das gewaͤhlte Metall
                                       wird aber auch bei einer nicht zu großen Uebertreibung der Hize des
                                       Apparates nicht nachtheilig angegriffen. Zwar oxydirt geschmiedetes
                                       Eisen in hoͤheren Temperaturen leichter als Gußeisen oder andere
                                       edlere Metalle, jedoch wird es, bei Anwendung auf Siedegefaͤße,
                                       von unten leicht gegen die Einwirkung des Sauerstoffes geschuͤzt,
                                       indem jedes geheizte Gefaͤß im Ofen mit einer schuͤzenden
                                       Deke von Ofenruß uͤberzogen wird. Die innere
                                       Oberflaͤche meiner Metallgefaͤße ist aber durch die
                                       Metallmischung selbst vor jeder Beruͤhrung des Sauerstoffes der
                                       atmosphaͤrischen Luft, oder des Wassers geschuͤzt, welcher
                                       leztere in den gewoͤhnlichen Siedekesseln, in Verbindung mit dem
                                       laͤstigen Pfannenstein, so bald die Structur derselben angreift.
                                       Einer uͤbermaͤßigen Erhizung der Metallgefaͤße
                                       beugt aber der Hizeregulator auf eine sehr genuͤgende und sichere
                                       Weise vor.c) Die Metallgefaͤße
                                       enthalten keine zu hohe Schicht der Metallmischung, die im geschmolzenen
                                       Zustande durch ihren Druk nachtheilig auf ihre Waͤnde
                                       einwirken,Die Londoner Metallgefaͤße hatten auf ihren großen
                                             Seitenflaͤchen keinen unbedeutenden Druk durch die
                                             Metallmischung auszustehen. – Bei dem Anschmelzen der
                                             Metallmischung war gewiß eine gewisse Federkraft in den großen
                                             Seitenwaͤnden, die hinreichende Nachgiebigkeit bei der
                                             Volumvergroͤßerung der geschmolzenen Metallschicht
                                             gewaͤhrte, Ursache ihrer Erhaltung. Daß bei den großen
                                             Metallgefaͤßen der lezten Maschine in der Victualling office die
                                             Seitenwaͤnde der Gefaͤße nicht durch den Druk der
                                             Metallmischung nachgaben und rissen, war daraus zu ersehen, daß
                                             sie schon bei einer geringen Fuͤllung, die kaum auf einen
                                             Fuß ihrer ganzen Hoͤhe ausgedehnt war, barsten. Das zu
                                             ihrem Gusse verwandte Gußeisen war gewiß schlecht und konnte
                                             eine nicht ganz gleiche Vertheilung der Hize des Ofens aus die
                                             großen Seitenwinde nicht ertragen. selbige auf eine schaͤdliche Weise nach außen treiben,
                                       und dadurch die Vernietungen undicht machen kann. Auch wird sie kein
                                       hohes Bestreben aͤußern, die Vernietungen an sich zu
                                       durchdringen, wenn selbige mit dem gehoͤrigen Fleiße gearbeitet
                                       und gehoͤrig gedichtet sind. Eine Schicht Metallmischung von 10
                                       Zoll Hoͤhe wirkt auf den unteren Theil der Gefaͤße kaum
                                       mit einem Druke von 5 Pfund auf dem Quadratzoll, ein Druk, den die
                                       unteren Winkel meiner Metallgesaͤße, die gerade die
                                       staͤrkste Partie derselben ausmachen, sehr leicht ertragen. An
                                       ihren Seitenwaͤnden vermindert sich aber der Druk bedeutend und
                                       an den oberen Partien derselben wird er zulezt beinahe auf Nichts
                                       reducirt.d) Die Metallgefaͤße sind
                                       ferner so construirt, daß der Metallmischung, wenn ihre untere Schicht
                                       vielleicht eher schmelzen sollte, eine Luͤftung nach oben
                                       verstattet ist, indem die Gefaͤße sich nach oben bedeutend
                                       erweitern und so der aufsteigenden Masse mehr Raum geben. Schwerlich
                                       moͤchte bei ihrer Form aber auch eine fruͤhere Schmelzung
                                       der unteren Metallschichten anzunehmen seyn, da die Hize in dem Winkel
                                       zwischen zwei Metallgefaͤßen mehr Intensitaͤt als an ihrer
                                       unteren Kante gewinnen, folglich der Metallmischung an den
                                       Seitenwaͤnden eher eine hoͤhere Temperatur als unten
                                       mittheilen duͤrfte. Da naͤmlich die am staͤrksten
                                       erhizten Schichten der durch den Ofen streichenden Gase immer nach
                                       den hoͤheren Partien des Heizungsraumes streben, welche hier
                                       durch die zwischen zwei und zwei Metallgefaͤßen entstehenden
                                       Winkel gebildet werden, so ist der Schluß auf eine schnellere und
                                       kraͤftigere Erhizung dieser Partien gewiß kein gewagter oder
                                       grundloser zu nennen.
                                 
                              4) Meine Metallgefaͤße sind in der vorgeschlagenen Form
                                 ohne große Maͤhe und ohne bedeutenden Kostenaufwand dicht und sicher
                                 herzustellen. Fuͤr diese Ansicht spricht theils eine bloße
                                 kunstverstaͤndige unparteiische Pruͤfung derselben, theils die
                                 Erfahrung, daß ein gewoͤhnlicher Arbeiter in Rostock, dessen Fach doch
                                 dergleichen Arbeiten fuͤr gewoͤhnlich ausschließt, mit dem Bau
                                 derselben auf eine, in jeder Ruͤksicht sehr zufrieden stellende Weise
                                 fertig geworden ist.
                              
                           Was das neue Princip meines Hizeregulators betrifft, so laͤßt sich gewiß von
                              demselben behaupten, daß es Zwekmaͤßigkeit mit einem hohen Grade von
                              Einfachheit verbinde. Seine Wirkung wird alle Mal zuverlaͤssig seyn, da der
                              Siedepunkt des Queksilbers, das hier unter keinem Druke steht, stets constant
                              bleibt. Sollte Jemand einwenden, daß das Queksilber durch die Wirkung seiner
                              Daͤmpfe auf die kleine Saͤule im Queksilberbehaͤlter bei dem
                              Steigen derselben unter einen groͤßeren und immer mehr zunehmenden Druk
                              treten werde, so laͤßt sich dagegen sagen, daß dieser Druk ein hoͤchst
                              geringer bleiben und nie uͤber zwei Pfund auf den Quadratzoll betragen wird,
                              da ein Neigen des Schwimmers von zwei Zoll schon voͤllig hinreicht, die
                              Luftklappe des Ofens zu schließen. Ist der Apparat gehoͤrig dicht, so ist
                              kein Verlust an Queksilber zu erwarten. Dicht ist er aber wegen seiner wenigen
                              Vereinigungsstellen leicht herzustellen. Daß der Hizeregulator nur an einem der
                              Metallgefaͤße angebracht wird, folglich nicht den Hizegrad aller
                              Metallgefaͤße zugleich regulirt, ist gewiß von keiner Bedeutung, da, bei der
                              vorgeschlagenen Construction des Ofens, eine vorzugsweise groͤßere oder
                              mindere Erhizung eines oder des anderen Metallgefaͤßes so leicht nicht
                              denkbar ist. Alle liegen naͤmlich in einer und derselben Lage uͤber
                              dem Feuerplaze, die von demselben aufsteigende Hize trifft deßhalb alle in einer
                              gleichen Temperatur und Richtung. Da unmittelbar uͤber dem Feuerplaze an
                              allen Metallgefaͤßen die Einwirkung der Hize etwas staͤrker, als an
                              den entfernten Partien derselben seyn moͤchte, folglich hier eine
                              Ueberheizung der Metallmischung am meisten zu befuͤrchten ist, so
                              wuͤrde ich empfehlen, das Queksilberrohr immer in diese Partie der
                              Metallgefaͤße zu tauchen, und die Einsprizung in den Entwikeler so
                              anzuordnen, daß derjenige Theil desselben, der das Einsprizungswasser zuerst, als am kuͤhlsten,
                              empfaͤngt, dieser Partie der Metallgefaͤße am naͤchsten
                              liege.
                           Der Ofen meines neu vorgeschlagenen Entwikelungs-Apparates ist wieder ganz
                              nach dem Wagenmann'schen Principe eingerichtet, er
                              vereinigt daher alle in meiner Darstellung der Grundzuͤge meines
                              Dampfentwikelungs-Principes (Bd. XXVIII. S. 358. dieses Journals) angegebenen
                              Vortheile desselben. Damit die Hize sich recht gleichfoͤrmig unter der ganzen
                              Flaͤche der Metallgefaͤße verbreite, vertieft sich der Heizungsraum an
                              der oberen Oeffnung des verengerten Canals. Die durch denselben stroͤmende
                              Hize stoͤßt dann nicht zu senkrecht gegen die uͤber demselben gelegene
                              Partie der Metallgefaͤße, sondern hat Raum sich gleich nach beiden Seiten
                              mehr auszudehnen und zu vertheilen, so daß die ganze untere Flaͤche der
                              Gefaͤße der Wirkung ihrer Stroͤmung in der Art ausgesezt wird, wie in
                              Fig. 14.
                              durch die Pfeile bezeichnet worden ist. Da die herabsteigenden Zuͤge dieses
                              Ofens eine bedeutende Tiefe haben, so duͤrfte nicht leicht viel Hize
                              ungenuͤzt entweichen koͤnnen. Bei meinem Entwikelungs-Apparate
                              in den Catharinendoks ist dieser Vortheil tief absteigender Zuͤge recht
                              erwiesen worden, da in den unteren Theilen derselben die Metallmischung nicht einmal
                              zum Fluß gebracht werden konnte, waͤhrend sie in ihrer oberen Partie beinahe
                              weiß gluͤhte. So dient aber oft ein verungluͤkter Versuch, um wichtige
                              Wahrheiten an das Licht zu foͤrdern und zu bestaͤtigen und dadurch
                              gluͤklicheren Versuchen wohlthaͤtig vorzuarbeiten. Und gewinnt er
                              dadurch nicht einen hohen Werth? – Das begreift der Laie aber selten.
                              Mißgriffe sind von der Wiege an des Menschen haͤufigste Lehrmeister. Das Kind
                              muß sich am Lichte verbrennen, um zu lernen, daß das Feuer heiß sey und ihm Schaden
                              bringe.
                           Ein wichtiger Vortheil, der diesen Ofen vor dem des Londoner Probe-Apparates
                              auszeichnet, ist der, daß der Heizungsraum so wenig Flaͤche der Einwirkung
                              der durch denselben stroͤmenden erhizten Gase darbietet. Dieserhalb
                              verschlukt er nicht so viel Hize als jener. Die inneren Seitenwaͤnde des
                              Heizraumes haben kaum den vierten Theil von Flaͤchenraum des Londoner Ofens;
                              die Bodenflaͤche desselben nimmt aber aus dem Grunde wenig Waͤrme auf,
                              weil die Flamme in einer unvortheilhaften Richtung daruͤber wegstreicht.
                           Der neu vorgeschlagene Entwikeler hat gegen den Londoner offenbar bedeutende
                              Vortheile, denn
                           
                              1) seine Roͤhren liegen horizontal. Das Wasser wird durch
                                 die entwikelten Daͤmpfe deßhalb nicht in dem Maße aus denselben
                                 herausgeworfen werden, als an jenem. Das Emporschaͤumen desselben dient
                                 nur dazu, um es gehoͤrig mit allen Waͤnden der Roͤhren in Contact zu
                                 bringen. Bei einiger Anhaͤufung von Wasser darin bildet dieses keine
                                 senkrechte Saͤule, die einen Theil der Roͤhren ganz
                                 ausfuͤllt, in diesem das Aufsteigen der darin entwikelten Daͤmpfe
                                 hindert, und durch leztere emporgeworfen werden muß, um ihnen aus dem Wege zu
                                 treten; sondern es sammelt sich in Form eines langen Striemen auf dem Boden des
                                 horizontalen Entwikelungsrohres, der uͤbrige Raum uͤber diesem
                                 Striemen bleibt immer von solchen Wassermassen frei, die den Strom der
                                 Daͤmpfe darin zu hemmen vermoͤchten.
                              2) Das aber dennoch uͤbersprudelnde Wasser hat in dem
                                 Recipienten Raum sich auszudehnen, ohne daß eine Gefahr des Ueberkochens in die
                                 Maschine entstuͤnde. Hier kann man allenfalls durch durchloͤcherte
                                 Platten noch die Ausbreitung des emporschaͤumenden Wassers zu
                                 verhuͤten suchen, indem sie die Dampfblasen zersplittern und brechen. Das
                                 eingesprizte Wasser wird leicht hinabdringen in die Entwikelungsroͤhren,
                                 weil die Geschwindigkeit, womit es aus dem Einsprizrohr in dieselben
                                 gefoͤrdert wird, weit diejenige uͤbertrifft, womit die
                                 Daͤmpfe aus den Roͤhren in den Recipienten stroͤmen. Eine
                                 horizontale Stellung des Recipienten ist theils der Befestigung der
                                 Entwikelungsroͤhren daran guͤnstiger, theils kann das etwa
                                 uͤberkochende Wasser sich in dem inneren Raume des Recipienten besser
                                 ausbreiten, und wird bei etwaiger uͤbermaͤßiger Anhaͤufung
                                 darin nie zu einer Saͤule von geringem Durchmesser anwachsen
                                 koͤnnen, die durch die empordringenden Daͤmpfe wie in dem
                                 senkrecht stehenden Entwikelungsrohre emporgehoben wird, und dann in die
                                 Maschine uͤberwallt. Ein horizontaler Recipient erlaubt dem Spiegel des
                                 darin sich anhaͤufenden Wassers eine groͤßere
                                 Flaͤchenausdehnung. Steht diese im Verhaͤltnisse zur Masse oder
                                 dem Volumen der entwikelten Daͤmpfe, so bleibt die Wallung darin immer
                                 unschaͤdlich, und dieß scheint der Fall zu seyn, wenn fuͤr einen
                                 Kubikfuß Dampf, gleich viel von welcher Spannung, fuͤr die Secunde
                                 fuͤnf Quadratfuß Wasserspiegelflaͤche in irgend einem Kessel oder
                                 Generator vorhanden sind. Da ein Apparat fuͤr eine zehn
                                 Pferdeskraftmaschine nach meinem Principe fuͤr die Secunde nur
                                 hoͤchstens 100 Kubikzoll Dampf dem Volumen nach zu entwikeln braucht, so
                                 ist fuͤr eine solche Menge Dampf im Recipienten nur ein Wasserspiegel von
                                 0,3 Quadratfuß Flaͤche noͤthig.
                                 Anmerkung. Sehr viele Erfinder neuer Generatoren
                                 stellen ihre Recipienten senkrecht, z.B. Perkins und
                                 Gurney. Um hier der Wahrheit nahe zu kommen,
                                 muͤssen sie Recipienten von groͤßerem Durchmesser anwenden, mit
                                 dessen Groͤße denn natuͤrlich auch die Gefahr ihrer Anwendung in geometrischem
                                 Verhaͤltnisse waͤchst. Wuͤrde Hr. Perkins einen horizontal liegenden Recipienten anwenden, so
                                 haͤtte er denselben an seiner neueren Maschine fuͤglich von 4 Zoll
                                 Durchmesser nehmen koͤnnen, waͤhrend er die Weite desselben jezt
                                 hat auf 8 Zoll ausdehnen muͤssen.
                              3) Bei der Zugabe eines Nebenrecipienten zu dem Entwikeler
                                 sondert derselbe allen Staub und jedes erdige Concrement von den entwikelten
                                 Daͤmpfen ab, ohne die Maschine in Gefahr zu sezen, von diesen
                                 Schaͤdlichkeiten Nachtheil zu leiden. Auch beugt er durch diese
                                 Einrichtung jeder Ueberladung der Daͤmpfe mit freier Waͤrme
                                 zwekmaͤßig vor.
                              4) Endlich ist er im Allgemeinen einfacher als der Londoner
                                 Apparat, erfordert nicht so viele und ausgedehnte Zusammensezungen, auch ist das
                                 Einsenken desselben in die Metallgefaͤße mit keinen Schwierigkeiten
                                 verbunden. Zur Reinigung desselben wuͤrde ich theils ein haͤufiges
                                 Ausblasen der Daͤmpfe aus dem Sicherheitsventile oder einem eigenen
                                 Ausblaseventile, theils die Anwendung sehr verduͤnnter Salz- oder
                                 Salpetersaͤure empfehlen. Das Ausblasen bewirkt man auf die Weise, daß
                                 man ploͤzlich das Ventil ganz oͤffnet, und allen Dampf mit einem
                                 Male herauslaͤßt. Das in dem Entwikeler vorhandene Wasser verwandelt sich
                                 dann, wegen des ploͤzlich aufgehobenen Drukes, zum groͤßten Theil
                                 in Dampf von niedriger Pressung, der mit einer großen Gewalt aus dem Ventile
                                 hinausfaͤhrt und einen bedeutenden Theil der sich in Pulvergestalt an den
                                 Waͤnden des Apparates anhaͤngenden kohlensauren und schwefelsauren
                                 Kalkerde mit zum Ventile herausreißt.Wir nahmen dieses Ausblasen haͤufig in der Mittagsstunde, oder am
                                       Feierabende, wenn die Maschine angehalten wurde vor. Es ist das Werk
                                       eines Augenbliks.
                                 
                              
                           Die Reinigung mit stark verduͤnnter Salz- oder Salpetersaͤure
                              wird man aber am besten so vornehmen, daß man selbige in den Entwikeler, d.h. im
                              kalten Zustande desselben gießt, ihn wo moͤglich ganz damit anfuͤllt
                              und dann ihr einige Zeit zur Wirkung vergoͤnnt. Glaubt man, daß sie genug
                              gewirkt habe, so suͤßt man den ganzen Entwikeler durch reines Wasser aus,
                              laͤßt dann unterheizen, und das zulezt darin gegossene reine Wasser durch die
                              entwikelten Daͤmpfe bei geoͤffnetem Ausblaseventil herausschaffen.
                           Dieß von der Construction eines Apparates, der im Ganzen bis jezt nur noch auf dem
                              Papiere existirt. Diesen Blaͤttern habe ich seine Beschreibung und
                              wissenschaftliche Pruͤfung aus dem Grunde anvertraut, um die Leser mit dem ganzen
                              Umfange alles dessen bekannt zu machen, was ich zur Vervollkommnung eines Princips
                              ausfuͤhrte und erdachte, das so manche herrliche Ansichten fuͤr die
                              Verbesserung der Dampfmaschinen eroͤffnete. Moͤge in dieser offenen
                              Darlegung aller meiner Bemuͤhungen fuͤr die Einfuͤhrung
                              desselben ins industrielle Leben zugleich diejenige Rechtfertigung liegen, wodurch
                              jeder rechtliche Mann seine Unternehmungen zu weihen strebt. Daß das Werk
                              unvollendet liegen blieb, ist nach dem Vorhergehenden weder meiner geistigen
                              Ohnmacht, noch der Erkaltung eines nach Nuͤzlichkeit strebenden Eifers
                              beizumessen. Widrige Verhaͤltnisse hemmten meinen Lauf. Die zulezt
                              vorgelegten Plaͤne moͤgen beweisen, daß ich noch Faͤhigkeit,
                              Kraft, Muth und Freudigkeit besize ihn fortzusezen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
