| Titel: | Chemische Untersuchung des Kuhmistes von Hrn. Morin, Pharmaceuten zu Rouen. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. XCVII., S. 395 | 
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                        XCVII.
                        Chemische Untersuchung des Kuhmistes von Hrn.
                           Morin, Pharmaceuten zu
                           Rouen.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, N. 17. S. 164.
                        Morin, chemische Untersuchung des Kuhmistes.
                        
                     
                        
                           Die wichtige Rolle, welche der Kuhmist bei der Indiennefabrikation spielt, verdient
                              in hohem Grade die Aufmerksamkeit der Chemiker; die Société industrielle zu Muͤlhausen fand sich daher
                              veranlaßt folgende Preisaufgabe aufzustellen: „Was fuͤr
                                 Bestandtheile dieser Substanz gehen mit der Alaunerde, dem Eisenoxyd und anderen
                                 Metalloxyden unaufloͤsliche Verbindungen ein, so daß sie deßwegen zum
                                 Puzen (zur Reinigung) der gebeizten Baumwollenzeuge gebraucht werden kann?
                                 Veraͤndern diese Bestandtheile ihre chemische Natur oder
                                 veraͤndert sich ihre relative Quantitaͤt, wenn der Kuhmist alt ist
                                 oder das Thier mit frischem Futter anstatt mit Heu genaͤhrt
                                 wurde?“
                              
                           Um diese Frage zu beantworten, uͤbergeben wir der Société industrielle folgende Arbeit. Der Kuhmist wurde
                              bereits von Thaer und Einhof
                              untersucht, aber ihre Resultate werfen kein Licht auf obige Frage.Die Resultate derselben sind im Polyt. Journ. Bd. XXX. S. 49. angegeben, bei
                                    Gelegenheit der Bemerkungen des Hrn. Koechlin-Schouch, uͤber den Zwek des Kuhmistbades
                                    und des Walkens. A. d. R. Wir werden uns gluͤklich schaͤzen, wenn unsere Untersuchungen
                              den Beifall der Gesellschaft erhalten.
                           
                        
                           Analyse des Mistes einer Kuh, welche trokenes Futter, wie Heu
                                 und Klee, erhielt.
                           Die Substanz welche wir untersuchten, war gruͤnlichgelb und besaß den
                              eigenthuͤmlichen Geruch dieser Art von Excrementen. Sie roͤthete das Lakmuspapier nicht
                              und machte das durch Saͤure geroͤthete Papier nicht wieder blau. Man
                              weichte 500 Grammen davon in destillirtes Wasser ein und ließ sie mit der
                              Fluͤssigkeit so lange in Beruͤhrung, bis leztere nicht mehr darauf zu
                              wirken schien. Nach jedesmaligem Abgießen filtrirte man die Fluͤssigkeit, um
                              sie durch Abdampfen zu concentriren. Durch diese Behandlung erhielten wir einen
                              schwaͤrzlich-braunen Ruͤkstand, welcher einen
                              eigenthuͤmlichen Geruch hatte, aͤhnlich dem durch Abdampfen
                              concentrirten Urin; er hatte die Consistenz von dikem Honig. Man schuͤttelte
                              ihn einige Zeit lang mit Aether, welcher sich dadurch nicht merklich faͤrbte;
                              man filtrirte, uͤberließ die Fluͤssigkeit der freiwilligen
                              Verdunstung, und erhielt dadurch 6 Decigrammen eines gruͤnlichen
                              Ruͤkstandes; wir werden spaͤter auf diese Substanz
                              zuruͤkkommen. Das mit Aether behandelte Extract wurde mit Alkohol von
                              40° Beaumé in Beruͤhrung gebracht, der eine schwache
                              Faͤrbung davon annahm; man filtrirte ihn um abzudampfen; er hinterließ eine
                              gelbliche Substanz, welche 3 Grammen wog. Dieselbe war in Wasser aufloͤslich,
                              schmekte etwas scharf, ekelhaft und schwach suͤß; ihre waͤsserige
                              Aufloͤsung faͤllte das schwefelsaure und essigsaure Eisen;
                              Gallaͤpfeltinctur bildete darin Floken; Schwefelsaͤure,
                              Salpetersaͤure und Salzsaͤure brachten in der Fluͤssigkeit
                              Niederschlage hervor, auf welche das Wasser nicht merklich wirkte; mit concentrirter
                              Schwefelsaure behandelt, entwikelte sie den Geruch von Essigsaͤure. In einer
                              Retorte destillirt, gab sie nur Spuren von Ammoniak; sie besizt also nach dem
                              Vorhergehenden mehrere von den Eigenschaften des Pikromels, welches fruͤher
                              fuͤr einen naͤheren Bestandtheil des Thierreichs gehalten wurde,
                              unterscheidet sich aber davon durch ihre Eigenschaft, die Gallaͤpfeltinctur
                              zu faͤllen. Dessen ungeachtet sind wir geneigt diese Substanz fuͤr
                              eine Art Pikromel oder vielmehr fuͤr die zukerige Substanz, welche man in
                              diesem Product der Galle findet, zu halten; denn wenn man diese Substanz mit dem
                              gruͤnen Stoff vereinigt, wovon wir unten sprechen werden, so erhaͤlt
                              man ein bitter-suͤßes Product, welches wenigstens hinsichtlich des
                              Geschmaks an das Pikromel erinnert. Uebrigens hat Hr. Chevreul in der Galle eine zukerige, etwas bittere Substanz gefunden, die
                              einige Aehnlichkeit mit jener im Suͤßholz hat und die er fuͤr eine Art
                              Pikromel haͤlt.
                           Das waͤsserige Extract, wovon wir die zukerige Substanz mittelst Alkohol
                              abgeschieden haben, wurde mit destillirtem Wasser behandelt, welches eine Substanz
                              auszog, die man durch Abdampfen erhielt; sie war braun, wurde durch
                              gaͤnzliches Austroknen glaͤnzend und wog 8 Grammen. Dieser Stoff hat
                              keinen merklichen Geruch und ist fast geschmaklos; er loͤst sich in Alkohol
                              nicht auf. Seine waͤsserige Aufloͤsung schlaͤgt das essigsaure
                              Blei gelblichbraun und das schwefelsaure Eisen schmuziggrau nieder. Die Gallaͤpfeltinctur
                              bringt darin braune Floken hervor; Alaun brachte einen Niederschlag hervor, welcher
                              auf Zusaz einer gewissen Quantitaͤt Wasser nicht wieder verschwand; das
                              schwefelsaure Kupfer faͤllte sie schmuziggruͤn; eine Aufloͤsung
                              von Queksilbersublimat brachte darin keine Veraͤnderung hervor. Salzsaures
                              Mangan erzeugt darin braune Floken. Die Saͤuren faͤllen ebenfalls
                              braͤunliche Floken, waͤhrend die Alkalien darin keine
                              Veraͤnderung hervorbringen. Diese verschiedenen Niederschlaͤge werden
                              durch Wasser bloß zertheilt. Wenn man diesen Stoff erhizt, so gibt er keine
                              bemerkenswerthe Menge von Ammoniak. Ohne Zweifel ertheilt diese Substanz dem Kuhmist
                              die Eigenschaft die gebeizten Zeuge zu puzen, in Folge ihrer Einwirkung auf die
                              meisten Metallsolutionen. Vielleicht waͤre es zwekmaͤßig die Substanz,
                              deren Eigenschaften man nun kennt, durch Behandlung des Mistes mit Wasser und
                              Filtriren abzuscheiden; die Fluͤssigkeit enthielte sie dann in fast reinem
                              Zustande und koͤnnte mit Ersparung vielen Auswaschens, in den Fabriken zum
                              Puzen gebraucht werden. Man muß diese Substanz nach ihren Eigenschaften fuͤr
                              einen eigenthuͤmlichen Stoff halten und wir schlagen daher vor, sie Bubulin vom lateinischen Worte bubulum (Kuhmist) zu nennen.
                           Das Wasser schied bei seiner Einwirkung auf das waͤsserige Extract eine
                              braͤunliche flokige Substanz ab, welche getroknet hornartig wurde. Aezkali
                              loͤste sie auf. Die alkalische Fluͤssigkeit gab mit
                              Gallaͤpfeltinctur einen Niederschlag; Salzsaͤure brachte darin einen
                              Niederschlag hervor, welcher bei uͤberschuͤssiger Saͤure
                              verschwand. In einer Glasretorte erhizt, gab sie ein alkalisch reagirendes Product.
                              Die Unaufloͤslichkeit dieser Substanz in Wasser und ihr hornartiges Aussehen
                              lassen mit ihren uͤbrigen chemischen Eigenschaften zusammengenommen, keinen
                              Zweifel, daß sie geronnener Eiweißstoff ist. Sie wog 2 Grammen.
                           
                        
                           Ueber den mit Wasser ausgezogenen Kuhmist.
                           Der mit Wasser ausgezogene Kuhmist wurde mit siedendem Alkohol behandelt, welchen man
                              so oft erneuerte, bis er nichts mehr an ihn abzugeben schien. Die vereinigten
                              filtrirten geistigen Fluͤssigkeiten wurden im Wasserbade abgedampft und
                              hinterließen einen Ruͤkstand von dunkelgruͤner Farbe, welcher einen
                              der verdikten Ochsengalle etwas aͤhnlichen Geruch hatte; man brachte ihn zur
                              Trokniß und behandelte ihn so lange mit Aether, bis er diesen nicht mehr
                              faͤrbte. Die aͤtherischen Fluͤssigkeiten wurden in einer
                              Porcellanschale sich selbst uͤberlassen, welche sich bald mit einer
                              gruͤnen fett anzufuͤhlenden Substanz uͤberzog. Die
                              gruͤne Substanz wog 7 Grammen; schon oben hatten wir durch Behandlung des
                              waͤsserigen Extracts mit Aether davon 6 Decigrammen erhalten. Der Aether
                              hinterließ nach Aufloͤsung des gruͤnen fetten Stoffes eine braͤunliche
                              Substanz, von welcher wir besonders handeln werden; sie wog 9 Grammen.
                           
                        
                           Ueber die gruͤne fette Substanz.
                           Die gruͤne Substanz hat einen Geruch, welcher an denjenigen der Ochsenstalle
                              erinnert, die Consistenz von Schweineschmeer, einen zugleich aromatischen und faden
                              demjenigen von frischer Butter aͤhnlichen Geschmak; nach dem Schmelzen
                              roͤthet sie das Lakmuspapier. Da wir besorgten, daß leztere Eigenschaft nur
                              von etwas Essigsaͤure herruͤhren moͤchte, welche entsteht, wenn
                              man den Aether in Beruͤhrung mit der Luft laͤßt, so schmolzen wir die
                              gruͤne Substanz einige Zeit lang in destillirtem Wasser, konnten ihr aber
                              ihre sauren Eigenschaften dadurch nicht benehmen, woraus wir ersahen, daß sie kein
                              naͤherer Bestandtheil, sondern im Gegentheil sehr zusammengesezter Natur ist.
                              Um keinen Koͤrper anzuwenden, welcher eine oder mehrere fette Saͤuren
                              haͤtte bilden koͤnnen, behandelten wir die Substanz mit kohlensaurer
                              Bittererde; sie bildete mit der Bittererde unter Entbindung von Kohlensaͤure
                              eine unaufloͤsliche Verbindung. Man filtrirte sie und zersezte sie mit
                              Salzsaͤure, welche sich der Bittererde bemaͤchtigte und die saure
                              gruͤne Substanz in Freiheit sezte, die sodann mit destillirtem Wasser
                              behandelt und mit Aether gereinigt wurde. Wir behandelten sie sodann mit einer
                              gewissen Quantitaͤt reinen Aezkalis, wodurch wir eine seifenartige Verbindung
                              erhielten, welche in Wasser geruͤhrt und ruhig hingestellt wurde, wobei sich
                              eine gruͤne Substanz, welche das Kali nicht aufloͤsen konnte,
                              absonderte. Wir werden auf diese Substanz wieder zuruͤkkommen. Die in Wasser
                              aufgeloͤste seifenartige Verbindung wurde mit Weinsteinsaͤure versezt,
                              welche sich des Kalis bemaͤchtigte und die fette Substanz ausschied; man
                              sammelte leztere auf einem Filter und suͤßte sie mit destillirtem Wasser aus.
                              Das Waschwasser wurde mit der filtrirten Fluͤssigkeit vereinigt und in eine
                              Retorte gebracht, an deren Hals man eine mit befeuchteter Leinewand umgebene Vorlage
                              anbrachte, um das Product der Destillation aufzunehmen. Die destillirte
                              Fluͤssigkeit hatte einen aus Essigsaͤure und ranziger Butter
                              gemischten Geruch. Sie roͤthete das Lakmuspapier; man saͤttigte sie
                              mit Barytwasser, wodurch ihr Geruch verschwand; man dampfte hierauf behutsam bis zur
                              Trokniß ab, brachte den Ruͤkstand in eine Glasroͤhre, welche einen
                              Centimeter im Durchmesser hatte und goß Phosphorsaure darauf, welche sich des Baryts
                              bemaͤchtigte, worauf sich in der Ruhe eine schwache Schichte einer
                              oͤhlartigen Fluͤssigkeit bildete, deren Geruch aus Essigsaͤure
                              und ranziger Butter gemischt war. Um diesen Koͤrper zu erhalten, versuchten
                              wir die Destillation, welche uns eine kleine Menge Saͤure lieferte, die das
                              Papier nach Art der Fette flekte; wenn man das damit getraͤnkte Papier in der Luft
                              schuͤttelte, konnte man leicht den Geruch nach Essigsaͤure und
                              ranziger Butter bemerken. Mit Alkohol gemischt, gab sie sogleich den Geruch von
                              Reinetteaͤpfeln. Wir haben in Ermangelung einer groͤßeren Menge dieser
                              Substanz unsere Versuche hierauf beschraͤnkt, indessen glauben wir, daß diese
                              Saͤure die groͤßte Aehnlichkeit mit der Buttersaͤure hat.
                           Die von dem Kali durch Weinsteinsaͤure abgeschiedene und mit Alkohol
                              gereinigte Substanz wurde mit Baryt in Beruͤhrung gebracht, welcher eine
                              unaufloͤsliche Seife gab. Als diese Seife mit Salzsaͤure zersezt
                              wurde, erschien die fette Substanz wieder; man behandelte sie neuerdings mit reinem
                              Kali; die so erhaltene Seife wurde in Wasser aufgeloͤst und an einen
                              kuͤhlen Ort gestellt, wo sie saures margarinsaures Kali absezte, welches mit
                              Alkohol gereinigt und mit Salzsaͤure zersezt, reine Margarinsaͤure
                              gab. Die seifenartige Fluͤssigkeit, welche kein saures margarinsaures Kali
                              mehr erzeugte, enthielt oͤhlsaures Kali; sie wurde mit Weinsteinsaure
                              zersezt, welche sich des Kalis bemaͤchtigte und die Oehlsaͤure in
                              Freiheit sezte, die man in Alkohol aufnahm.
                           Wie oben bemerkt wurde, ließ das Kali, welches anfaͤnglich auf die fette
                              Materie wirkte, eine gruͤne Substanz von scharfem, sehr deutlich bitterem
                              Geschmak unaufgeloͤst. Diese roͤthete Lakmus; auf gluͤhenden
                              Kohlen brannte sie nach Art der Harze. Sie ist in Alkohol und Aether sehr
                              aufloͤslich; Wasser loͤst davon eine geringe Menge auf. Diese Substanz
                              ist es, welche mit der zukerigen gemengt, eine Verbindung gab, deren Geschmak
                              demjenigen des Pikromels aͤhnlich war; ihre merkwuͤrdigste Verbindung
                              ist aber diejenige, welche sie mit Baryt beim Schuͤtteln mit einer
                              Aufloͤsung dieses Alkalis eingeht; sie bildete als man behutsam erhizte, um
                              einen troknen Ruͤkstand zu erhalten, eine Masse, welche sich in geringer
                              Menge in Alkohol aufloͤste.
                           Aus dem Vorhergehenden ersehen wir also, daß die gruͤne Substanz aus
                              Margarinsaͤure und Oehlsaͤure, ferner einem eigenthuͤmlichen
                              gruͤnen Stoff von bitterem Geschmak, welcher einige Aehnlichkeit mit den
                              Harzen hat, und endlich aus einer Saͤure besteht, die ihr ihren Geschmak und
                              Geruch ertheilt und die vornehmsten Eigenschaften der Buttersaͤure
                              besizt.
                           
                        
                           Ueber die braͤunliche aus dem geistigen Extract
                                 abgeschiedene Substanz.
                           Diese Substanz ist gelblich braun, hat einen etwas ekelhaften dem der Galle nicht
                              unaͤhnlichen Geruch; ihr Geschmak ist kaum bitter; diese schwache Bitterkeit
                              ruͤhrt nur von einer geringen Menge gruͤnen Stoffes her, wovon wir sie
                              nicht ganz befreien konnten. In kaltem Wasser loͤst sie sich nicht auf; in
                              siedendem in geringer Menge, eine Art Emulsion bildend; Alkohol loͤst sie auf
                              und durch Wasser wird sie aus der geistigen Aufloͤsung nach Art der Harze
                              gefaͤllt. Die fetten und fluͤchtigen Oehle wirken nur wenig auf sie.
                              Beim Erhizen stoͤßt sie zuerst einen faden, ekelhaften Geruch aus,
                              entzuͤndet sich dann, gibt viel Rauch und hinterlaͤßt eins
                              voluminoͤse Kohle. Die Alkalien loͤsen sie auf; wenn man in die
                              Fluͤssigkeit eine Saͤure gießt, so faͤllt die harzige Substanz
                              in Floken nieder. Die Essigsaͤure loͤst sie beim Erwaͤrmen
                              leicht auf; durch Zusaz von Wasser wird die Aufloͤsung milchig. Die geistige
                              Aufloͤsung der harzigen Substanz verhaͤlt sich gegen Metallsolutionen
                              folgendermaßen: essigsaures Blei bringt darin Floken hervor, welche sich auf der
                              Oberflaͤche der Fluͤssigkeit sammeln. Queksilbersublimat erzeugt darin
                              einen braͤunlichgelben, ebenfalls sehr leichten Niederschlag, waͤhrend
                              die Floken, welche durch Alaun entstehen, sich am Boden des Gefaͤßes sammeln.
                              Das schwefelsaure Eisen schlaͤgt sie braun nieder; das salzsaure Mangan und
                              das schwefelsaure Zink geben mit der Aufloͤsung der braͤunlichen
                              harzigen Substanz Niederschlaͤge, welche dieselbe Farbe haben.
                              Salpetersaͤure und Salzsaͤure truͤben sie nicht, sondern
                              beleben bloß ihre Farbe; Schwefelsaͤure bildet darin einen gruͤnlichen
                              Niederschlag, welcher durch laͤngere Beruͤhrung mit der Saͤure
                              braun wird.
                           Obgleich diese Substanz sehr leicht auf die Metallsolutionen wirkt, so kann sie doch
                              wegen ihrer Unaufloͤslichkeit in Wasser sicher keine Rolle beim Puzem der
                              gebeizten Baumwollenzeuge spielen. Das Bubulin bleibt also der einzige
                              Koͤrper, welcher diese Eigenschaft besizt.
                           Der Kuhmist hatte nach diesen verschiedenen Behandlungen nur noch das Aussehen der
                              Holzfaser. Er wog nach dem Troknen 120,4 Grammen.
                           Ich calcinirte 100 Grammen Kuhmist, ohne sie vorher irgend einer Behandlung
                              unterzogen zu haben, in einem Platintiegel. Sie hinterließen 2 Grammen
                              Ruͤkstand, welchen man mit Wasser behandelte. Die filtrirte Aufloͤsung
                              wurde abgedampft und der Ruͤkstand mit concentrirtem Alkohol behandelt,
                              welcher einen Decigramm salzsaures Kali und salzsauren Kalk aufloͤste. Was
                              der Alkohol nicht aufloͤsen konnte, bestand aus schwefelsaurem Kali, dessen
                              Gewicht 5 Centigrammen betrug. So wurde also das Product der Einaͤscherung
                              auf 1,85 Grammen reducirt. Man behandelte es sodann mit Salzsaͤure, die es
                              fast vollstaͤndig unter Aufbrausen mit Hinterlassung von 4 Decigrammen
                              Kieselerde aufloͤste. Die saure Aufloͤsung wurde mit dem Waschwasser
                              vereinigt und mit Ammoniak gefaͤllt, welches einen Niederschlag
                              hervorbrachte, der gegluͤht 5 Decigrammen wog; er bestand aus phosphorsaurem
                              Kalk, kohlensaurem Kalk, Alaunerde und Eisenoxyd. Die mit Ammoniak gefaͤllte
                              Fluͤssigkeit gab mit einfachkohlensaurem Kali 9 Decigrammen kohlensauren
                              Kalk.
                           500 Grammen Koth einer mit troknem Futter genaͤhrten Kuh enthielten also:
                           
                              
                                 Faserstoff
                                 120,4 Gram.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 350      –
                                 
                              
                                 Gruͤne fette Substanz und
                                    Harz
                                     7,6  
                                    –
                                 
                              
                                 Gelbliche Substanz, welche wir fuͤr
                                    dassuͤße Princip des Pikromels halten
                                     3,0   –
                                 
                              
                                 Bubulin
                                     8,0  
                                    –
                                 
                              
                                 Geronnenes Eiweiß
                                     2,0  
                                    –
                                 
                              
                                 Braune harzige Substanz
                                     9,0  
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 500.
                                 
                              
                           
                        
                           Analyse eines alten Kuhmistes.
                           500 Grammen alter Kuhmist, auf dieselbe Art analysirt, gaben dieselben Resultate,
                              aber in folgenden Verhaͤltnissen:
                           
                              
                                 Faserstoff
                                 165,0 Gram.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 307,0    –
                                 
                              
                                 Gruͤne fette Substanz
                                     3,4    –
                                 
                              
                                 Zukerstoff
                                     4,0    –
                                 
                              
                                 Bubulin
                                     2,0    –
                                 
                              
                                 Braͤunliche harzige Substanz
                                   12,6    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 500,0. Gram.
                                 
                              
                           Nach diesen Resultaten hat es den Anschein, daß die braͤunliche harzige
                              Substanz sich auf Kosten der gruͤnen fetten Substanz bildere, welche alsdann
                              durch die Einwirkung der Luft auf den Kuhmist zum Theil verharzt wurde.
                           
                        
                           Analyse des Kothes einer Kuh, welche mit frischem Futter
                                 genaͤhrt wurde.
                           500 Grammen dieses Excrementes gaben bei derselben Behandlung folgende Resultate.
                           
                              
                                 Faserstoff
                                 114,0 Gram.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 356,0    –
                                 
                              
                                 Gruͤne fette Substanz
                                     8,0    –
                                 
                              
                                 Zukerstoff
                                     3,1    –
                                 
                              
                                 Bubulin
                                     9,4    –
                                 
                              
                                 Geronnenes Eiweiß
                                     3,5    –
                                 
                              
                                 Harzige Substanz
                                     6,0    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 500,0 Gram.
                                 
                              
                           Aus diesen vergleichenden Analysen ergibt sich, daß der Koth einer Kuh, welche
                              frisches Futter erhielt, zum Puzen der gebeizten Baumwollenzeuge vorzuziehen ist,
                              weil er mehr Bubulin enthaͤlt. 
                           
                           Der Bulletin liefert a. a. O. S. 161. den Bericht,
                              welchen Hr. Penot im Namen des chemischen Comité's
                              der Société industrielle zu
                              Muͤlhausen uͤber vorstehende Abhandlung erstattete.
                           
                              „Nur Ein Chemiker, sagt Hr. Penot, hat der
                                 Gesellschaft uͤber ihre Preisaufgabe eine ihrer Aufmerksamkeit werthe
                                 Abhandlung eingeschikt. Wir haben alle vom Verfasser bei seiner Untersuchung des
                                 Kuhmistes angestellten Versuche wiederholt, wobei wir fast immer dieselben
                                 Resultate erhielten; wir glauben, daß die kleinen Unterschiede, welche wir
                                 bisweilen beobachteten, von der Verschiedenheit der Substanz herruͤhren.
                                 Wir wollen davon einige Beispiele anfuͤhren.“
                              
                           
                              „Nach dem Verfasser ist der Kuhmist in seinem natuͤrlichen Zustande
                                 vollkommen neutral; waͤhrend derjenige, dessen wir uns zu unseren
                                 Versuchen bedienten, das durch Saͤuren geroͤthete Lakmuspapier
                                 stark blaͤute. Die Substanz, welche man im Anfang der Analyse mit Alkohol
                                 auszieht, loͤst sich in der That, wie es der Verfasser angibt, in Alkohol
                                 auf; aber wir konnten die Niederschlaͤge, wovon er spricht, nicht
                                 erhalten und muͤssen uͤberhaupt bemerken, daß wir nicht immer die
                                 in der Abhandlung angefuͤhrten Niederschlaͤge hervorbringen
                                 konnten. Auch fanden wir nicht, daß die braͤunliche flokige Substanz,
                                 welche man aus dem waͤsserigen Extract abscheidet, in Kali
                                 aufloͤslich ist.“
                              
                           
                              „Ungeachtet dieser kleinen Abweichungen schien uns der erste Theil der
                                 Abhandlung des Verfassers dem Programm Genuͤge zu leisten; keineswegs
                                 aber der zweite. Der Verfasser schreibt dem Bubulin allein eine Wirkung beim
                                 Puzen der Zeuge zu, unterstuͤzt aber diese Behauptung durch keinen
                                 directen Versuch. Das Comité glaubte daß man, um in dieser Hinsicht
                                 Gewißheit zu erlangen, Zeuge in reinem Bubulin und in Kuhmist, welchem sein
                                 Bubulin entzogen wurde, puzen muͤßte. Im ersten Falle muͤßte die
                                 Operation eben so gut wie gewoͤhnlich gelingen und im lezteren
                                 duͤrfte man kein Resultat erhalten. Wir hoffen, daß der Verfasser durch
                                 neue Versuche die Frage noch vollstaͤndig loͤsen wird und schlagen
                                 daher vor, ihm eine Ehrenerwaͤhnung zuzuerkennen, und die Preisfrage
                                 nochmals auszusezen.“
                              
                                 
                                 Im Bulletin ist nur der Wohnort, nicht aber der
                                    Name des Verfassers dieses Aufsazes genannt; das Journal de Chimie médicale, September 1830, enthaͤlt
                                    aber denselben Aufsaz mit einigen Abkuͤrzungen und gibt Hrn. Morin als Verfasser an. A. d. R.