| Titel: | Beschreibung einer Knochenmühle von der Erfindung des Hrn. Anderson. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. CIII., S. 420 | 
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                        CIII.
                        Beschreibung einer Knochenmuͤhle von der
                           Erfindung des Hrn. Anderson.
                        Aus dem Quarterly Journal of Agriculture in 
                           Dubrunfaut's Agriculteur
                                 manufacturier, October 1830, S. 38.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Anderson, Beschreibung einer Knochenmuͤhle.
                        
                     
                        
                           Seit mehreren Jahren ist die Aufmerksamkeit der schottischen Landwirthe besonders auf
                              die Anwendung des Knochenpulvers gerichtet. Seine Wirksamkeit als Duͤnger,
                              sein niedriger Preis, sein leichter Transport machten es sehr gesucht und da in
                              Folge hievon seine Bereitung ein Industriezweig wurde, so erregte sie den Wetteifer
                              der Mechaniker. Man verfertigte eine große Anzahl von Maschinen, die mehr oder
                              weniger kostspielig waren und ihrem Zwek mehr oder weniger entsprachen. Einige davon
                              waren besonders groß und wurden durch Dampfmaschinen in Bewegung gesezt. Diejenige
                              von der Erfindung des Hrn. Anderson zu Dundee, welche wir
                              jezt beschreiben wollen, scheint einen großen Theil der Vortheile, welche diese
                              Apparate besizen muͤssen, zu vereinigen. Sie wird durch eine Dampfmaschine
                              von der Kraft von 12 Pferden bewegt und liefert, obgleich sie bestaͤndig im
                              Gange ist, kaum Knochenmehl genug fuͤr die benachbarten Districte. Die
                              Gesellschaft der schottischen Hochlaͤnder, welcher Hr. Anderson ein Modell seiner Maschine uͤberschikt hatte, erkannte ihm
                              einen Preis zu.
                           Die zu mahlenden Knochen werden vom Boden der Muͤhle auf den oberen Theil des
                              Apparates durch eine Reihe von Troͤgen gebracht, die an einer Kette ohne Ende
                              befestigt sind. Sie fallen von diesen Troͤgen auf ein Tuch ohne Ende, welches
                              durch Walzen ausgespannt ist und sie durch seine Bewegung zwischen zwei gußeiserne
                              Cylinder fuͤhrt, die mit Ringen aus geschmiedetem Eisen versehen sind, auf
                              denen Zaͤhne zum Zerkleinern der Wochen sehr dicht an einander emporstehen.
                              Die so zum Theil
                              gemahlenen Knochen fallen zwischen zwei andere aͤhnliche Cylinder, deren
                              Ringe und Zaͤhne aber einander noch naͤher stehen. Unter denselben
                              befindet sich ein Sieb, welches durch eine Kurbel bewegt wird. Die hinreichend
                              gemahlenen Knochen fallen durch dasselbe hindurch und werden in einem unter
                              demselben angebrachten Behaͤlter gesammelt, waͤhrend die
                              groͤberen Theile, welche nicht durch das Sieb gehen konnten, durch die
                              Bewegung selbst zwischen ein drittes Paar von Cylindern gefuͤhrt werden,
                              deren Ringe und Zaͤhne noch enger aneinander stehen als bei den
                              vorhergehenden. Ein unter diesen lezteren Cylindern angebrachtes Sieb haͤlt
                              das groͤbste Pulver davon zuruͤk; dieses wird durch die Bewegung des
                              Siebes an eine Stelle fortgerissen, von wo man es herausnimmt, und es entweder in
                              diesem Zustande zu verkaufen oder zur Trogkette zuruͤkzubringen und so wieder
                              oben auf den Apparat hinaufleiten und nochmals durch die Cylinder laufen lassen zu
                              koͤnnen. Das Pulver, welches durch das zweite Sieb geht, faͤllt wie
                              das Pulver des ersteren in eine Abtheilung, welche eigends am unteren Geschoß
                              gemacht ist.
                           Fig. 6. zeigt
                              die Haupttheile der Mahlmaschine im senkrechten Durchschnitt.
                           E, Kette und Troͤge um die Knochen
                              hinaufzuziehen.
                           F, Tuch ohne Ende, welches die Knochen zwischen die
                              ersten Cylinder L, L fuͤhrt.
                           M, M, zweites Paar Cylinder, welches die Knochen
                              empfaͤngt, die bereits groͤblich durch die ersteren gemahlen
                              wurden.
                           T, Sieb, auf welches die Knochen fallen, wenn sie aus
                              dem Cylinder M, M kommen.
                           G, Kasten wo das durch das Sieb gegangene Knochenpulver
                              anlangt.
                           N, N, drittes Paar Cylinder, das die Knochen
                              empfaͤngt, welche zu grob gemahlen wurden, als daß sie durch das Sieb T gehen koͤnnten.
                           U, zweites Sieb, auf welches die Knochen vom dritten
                              Paare von Cylindern fallen.
                           H, Kasten, welcher das Pulver empfaͤngt, welches
                              durch das zweite Sieb geht.
                           J, anderer Kasten, in welchen die nicht fein genug
                              gemahlenen Knochen durch die Bewegung des Siebes gefuͤhrt werden.Bei dem Modell, welches Hr. Anderson der
                                    Gesellschaft der schottischen Hochlaͤnder uͤberschikte, wird
                                    das Pulver, welches aus den beiden Sieben faͤllt, nicht in
                                    abgesonderten Abtheilungen am unteren Geschoß gesammelt, wie wir es hier
                                    angeben, sondern auf einem Tuche ohne Ende, welches sie beseitigt und die
                                    nicht genug zertheilten von dem zweiten Siebe zuruͤkgeworfenen
                                    Knochen
                                    fallen auf eine geneigte Ebene, vermittelst welcher sie bei Seite gebracht
                                    werden. Diese Tuͤcher ohne Ende unter den Sieben wendet man an, wenn
                                    das Knochenpulver nicht zum unmittelbaren Gebrauch, sondern zur Aufbewahrung
                                    in Magazinen bereitet wird.A. d. O.
                              
                           
                           Fig. 7. ist
                              eine Seitenansicht der Muͤhle, wie sie mit der Dampfmaschine durch ein
                              Getriebe in Verbindung gesezt ist. C, D, E sind die
                              Zahnraͤder, welche alle Cylinder in Bewegung sezen. L,
                                 M, N zeigen die Cylinder von der Seite und L, L
                              Fig. 8. ist
                              eine perspectivische Ansicht der oberen Cylinder.
                           Die messingenen Pfannen der Cylinder sind auf einen starken gußeisernen Rahmen
                              aufgebolzt, welcher auf einem flachen Stuͤk harten Holzes ungefaͤhr 4
                              1/2, Fuß uͤber dem Fußboden der Muͤhle befestigt ist. Die Achsen der
                              Cylinder sind aus geschmiedetem Eisen. Sie haben zwei Fuß Laͤnge zwischen den
                              Pfannen und gehen durch die gußeisernen Cylinder, welche 9 Zoll im Durchmesser
                              haben. Die Zerreißungsplatten, wie man sie nennen kann, sind auf diesen Cylindern
                              durch Schraubenmuͤtter befestigt und durch Ringe von einander abgesondert,
                              zwischen welchen sie fest befestigt sind, damit sie sich nicht der Laͤnge
                              nach oder im Kreise bewegen koͤnnen. Sie haben eine ringfoͤrmige
                              Gestalt und sind aus geschmiedetem Eisen. Ihr innerer Durchmesser betraͤgt 9
                              Zoll, ihr aͤußerer 14, wobei der Theil des Ringes, in welchem die Zahne
                              angebracht sind, und welcher nicht mehr aus Eisen, sondern aus auf Eisen
                              geschweißtem Stahl besteht, einbegriffen ist. Fig. 9 und 10. zeigen: erstere den
                              Durchschnitt des gezahnten Ringes und leztere den des einfachen Zwischenringes.
                           Die Dike der Zaͤhne wechselt bei den verschiedenen Cylindern. Sie
                              betraͤgt 1 Zoll bei denjenigen des ersten Paares. Sie sind bei einem der
                              Cylinder 1 3/4 und beim anderen 1 1/2 Zoll von einander entfernt. Ihre Tiefe
                              betraͤgt 7/8 Zoll und jeder Cylinder ist mit 12 Ringen versehen.
                           Bei den zweiten Cylindern betraͤgt die Dike 1/2 Zoll, die Entfernung 1 1/8
                              Zoll bei dem einen und 7/8 bei dem anderen; die Tiefe der Zaͤhne
                              betraͤgt 3/4 Zoll. Es sind 24 Ringe.
                           Endlich haben die Zaͤhne des lezten Paares von Cylindern nur 3/8 Zoll Dike,
                              sind jeder von dem anderen 3/8 Zoll entfernt und 5/8 Zoll tief. Die Anzahl der Ringe
                              ist 30.
                           Ein platter Ring aus geschmiedetem Eisen von derselben Dike wie die gezaͤhnten
                              Ringe, aber von einem Durchmesser, welcher um die ganze Tiefe der Zaͤhne
                              kleiner ist, wechselt mit jedem der anderen Ringe ab. Der eine wie der andere dieser
                              Ringe sind auf den Seiten und auf den Kanten sorgfaͤltig abgedreht, und auf
                              die gußeisernen Cylinder vollkommen aufgepaßt. Der Raum, welchen bei jedem Cylinder
                              die gezaͤhnten Ringe einnehmen oder die Breite der schneidenden
                              Oberflaͤche betraͤgt 20 Zoll. Man gibt den Zaͤhnen die Form, welche sie haben
                              muͤssen und die geeignetste Haͤrtung. Sie koͤnnen
                              noͤthigenfalls geschaͤrft und ausgebessert werden, da man den Ring,
                              worauf sie angebracht sind, leicht wegnehmen kann.
                           Die Bewegung wird von der Dampfmaschine auf die Cylinder durch einen Wellbaum und von
                              den unteren Cylindern auf die oberen durch eine Reihe sehr starker in einander
                              eingreifender gußeiserner Raͤder fortgeleitet. Man sieht in Fig. 2. die Reihe dieser
                              Verzahnungen im Grundriß auf der Seite der Triebkraft; auf der entgegengesezten
                              Seite treibt einer der Cylinder bei jedem Paare den anderen vermittelst eines
                              Getriebes; das Rad am Ende des Wellbaumes, welches dazu bestimmt ist der Reihe von
                              Getrieben, welche die Cylinder treiben, die Bewegung mitzutheilen, so wie auch das
                              Rad, welches sich am oberen Theile befindet (das Hauptrad der Reibungscylinder),
                              sind Reibungsraͤder von eigenthuͤmlicher Construction. Die Peripherie,
                              worauf die Zahne angebracht sind, ist auf dem Rade beweglich und demselben
                              vollkommen angepaßt. Sechs Kerben, in welche man eben so viele messingene Viereke
                              einpaßt, sind in diesem lezteren Theile des Rades angebracht, und jedes dieser
                              Viereke kann vermittelst einer Drukschraube auf die Peripherie mit einer Kraft
                              druͤken, welche man nach Belieben reguliren kann. Diese Einrichtung ist
                              deßwegen getroffen, damit die Peripherie sich fortbewegen kann, ohne den anderen
                              Theil und in Folge hievon den Cylinder zu treiben, im Falte ein zu hartes Bein, ein
                              Stein oder ein Stuͤk Metall zwischen die Cylinder kommen und die Maschine der
                              Gefahr einer Beschaͤdigung aussezen sollte.
                           Die Schnelligkeit jedes Cylinderpaares nimmt von unten nach oben ab und bei jedem
                              Paare geht einer der Cylinder ungefaͤhr um ein Drittel schneller als der
                              andere, so daß die Knochen bei ihrem Durchgange verzoͤgert und zu gleicher
                              Zeit zerschnitten und zerstoßen werden. Unter jedem Paare von Cylindern befindet
                              sich eine Reihe Krazeisen aus geschmiedetem Eisen, welche dazu bestimmt sind die
                              Zaͤhne von den fremdartigen Substanzen, welche sie verstopfen
                              koͤnnten, zu befreien.
                           Die beiden Siebe werden durch eine Kurbel bewegt, welche ihrerseits durch den
                              Wellbaum, eine Rolle und ein Laufband getrieben wird.
                           Auf der Achse des Triebrades vom lezten Walzenpaare ist eine Reihe Rollen angebracht,
                              welche mit einer gleichen Anzahl, die auf der Achse der Walze des Tuches ohne Ende
                              bei den oberen Cylindern angebracht ist, correspondiren, wodurch das Tuch seine
                              Bewegung erhaͤlt. Von dieser Walze windet sich ein Laufband auf die Walze der
                              Trogkette und bewegt so diese leztere. 
                           
                           Diese Maschine reibt stuͤndlich ungefaͤhr 1 1/2 Tonnen (3000 Pfd.)
                              Knochen, welche fast ganz in Pulver verwandelt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
