| Titel: | Ueber Aufbewahrung des Getreides in Silo's und die Benuzung des hydraulischen Mörtels zur Erbauung derselben. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. CV., S. 427 | 
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                        CV.
                        Ueber Aufbewahrung des Getreides in Silo's und
                           die Benuzung des hydraulischen Moͤrtels zur Erbauung derselben.
                        Ueber Aufbewahrung des Getreides in Silo's.
                        
                     
                        
                           Ueber die hohe Nuͤzlichkeit der Silo's, naͤmlich Getreide in
                              unterirdischen Raͤumen aufzubewahren, wird wohl kein Zweifel mehr obwalten,
                              nachdem dieser Gegenstand von so vielen Seiten schon beleuchtet wurde, und da es
                              uͤberdieß selbst dem schwaͤchsten Verstande einleuchtend ist, daß die
                              Aufbewahrung des Getreides in trokenen, vor dem Zutritt
                              der Luft und der Feuchtigkeit wohlverwahrten Raͤumen unter der Erde die wohlfeilste und sicherste Methode ist. Es haͤngt
                              also die Hauptsache nur davon ab, wie solche trokene
                              Raͤume sicher und wohlfeil hergestellt werden koͤnnen.
                           Die Silo's sind nicht nur fuͤr Magazine des Landes und der Privaten, sondern
                              insbesondere fuͤr Festungen und zur Zeit der Gefahr, wo ein Land von
                              feindlichen Einfaͤllen bedroht ist, fuͤr das Allgemeine von
                              hoͤchster Wichtigkeit; denn man kann sie dem Auge verbergen und seine
                              Vorraͤthe retten, und eine Festung kann, auf diese Art versichert, nie
                              ausgehungert werden, weil keine Bombe, keine zufaͤllige oder absichtliche
                              Feuersbrunst diese Vorraͤthe zu zerstoͤren im Stande ist. Selbst Mehl,
                              auf den bekannten amerikanischen Muͤhlen (naͤmlich troken) gemahlen,
                              in Ballen festgepreßt, und die Emballage mit Pech etc. uͤberzogen,
                              muͤßte sich eben so gut darin verwahren lassen. – Eine Hungersnoth in
                              Mißjahren kann endlich nicht entstehen, wenn die Silo's allgemein eingefuͤhrt
                              sind, naͤmlich wenn z.B. von Seite der Regierung bei jedem Rentamte und von
                              Seite der Privaten allenthalben Silo's erbaut werden, in welchen man in gesegneten
                              Jahren, wo das Getreide im niedrigsten Werthe steht, und man im eigenen Ueberflusse
                              zu erstiken bedroht ist, wie in Deutschland wirklich der Fall war, und was so großes
                              Unheil fuͤr das Grundeigentum herbeifuͤhrte, den fast werthlosen
                              Ueberfluß sicher und wohlbehalten aufbewahren kann.
                           Allein diese hohe Nuͤzlichkeit kann nur dann erzwekt werden, wenn ein ganz sicheres, einfaches und wohlfeiles Materiale
                                 gefunden ist, womit man die Silo s erbauen kann, daß sie vollkommen ihrem Zweke
                                 entsprechen und deren allgemeine Einfuͤhrung dadurch moͤglich
                                 gemacht wird. Ueber diesen wichtigen Gegenstand hat Hr. Panzer unlaͤngst eine besondere Schrift
                              herausgegeben.Ueber Aufbewahrung des Getreides in Silo's; in von Friedrich Panzer, K. B. Ingenieur. Wuͤrzburg 1830,
                                    bei Karl Strecker. Mit Sachkenntniß und Umsicht, als tiefdenkender Ingenieur, hat er den Gegenstand aufgefaßt
                              und gruͤndlich behandelt, so, daß jeder Baumeister nun in den Stand gesezt
                              ist, entsprechende Silos zu erbauen. Insbesondere hat er das in Frage stehende
                              Mittel aufzusuchen und zu finden gewußt, wodurch allein dem Zweke vollkommen
                              genuͤgend entsprochen werden kann; und dieses Mittel ist: – der hydraulische Kalk, den man sich bisher nur als ein
                              seltenes Naturprodukt dachte, der z.B. nur in England von der erforderlichen
                              Guͤte gefunden wuͤrde, der aber nun in ganz Bayern, von jeder
                              Qualitaͤt und im Ueberflusse vorhanden ist, den wir aber bisher, aus Mangel
                              einer gruͤndlichen Theorie, nicht kannten und unberuͤhrt ließen,
                              waͤhrend man Puzzolane von Rom, Traß von Andernach und anderen Orten,
                              Lobsaner Erdpechkitt etc. mit großen Kosten statt des einfachen hydraulischen Moͤrtels verwendete.
                           Wenn es aber Hr. Panzer als ein großes Verdienst
                              anzurechnen ist, dargethan zu haben, wie bei uns die so nuͤzlichen Silos
                              zwekmaͤßig eingefuͤhrt werden koͤnnen, so verdient um so
                              dankbarer erwaͤhnt zu werden, was Hr. Hofrath Fuchs dazu beigetragen hat, dadurch, daß er
                                 allein uns mit dem zu jenem Baue nothwendigen Materiale, dem hydraulischen
                              Moͤrtel naͤmlich, naͤher bekannt gemacht hat und dieses um so
                              mehr, da dieses Materiale nicht bloß zu Silo's, sondern zu vielen anderen Zweken die
                              vorzuͤglichsten Dienste leistet. Dieses erkennt auch Hr. Panzer an, indem er Seite 18. seiner Schrift sagt:
                              „Hr. Akademiker Fuchs hat uͤber Kalk
                                 und Moͤrtel eine vortreffliche Abhandlung geschrieben, wodurch wir im
                                 Stande sind, auch im feuchten Boden trokene Gebaͤude aufzufuͤhren
                                 und denselben eine unglaubliche Dauer und Festigkeit zu geben.“
                              
                           Der hydraulische Moͤrtel war zwar außer unserem Vaterlande, schon
                              laͤngst bekannt, besonders in Italien und Holland, spaͤter auch in
                              England und Frankreich, und es sind daruͤber mehrere Abhandlungen
                              herausgekommen, worunter sich die vom franzoͤsischen Ingenieur Hrn. Vicat besonders auszeichnet; allein das, worauf es
                              hauptsaͤchlich dabei ankommt, worauf das
                                 Erhaͤrten dieses Moͤrtels unter Wasser beruhet, war immer ein
                              Problem, was erst von Hrn. Fuchs geloͤst worden
                              ist.Fuͤr diejenigen, welche vielleicht aus Unbekanntschaft mit diesem
                                    Gegenstaͤnde anderer Meinung sind, stehe hieraus Vicat's neuestem Werke (1828) „Resumé sur les mortiers et ciments
                                          calcaires“ pag. 131. folgende Stelle: „Nous pensons, qu'il est impossible de
                                          méconnaître une action chimique dans la solidification
                                          des ciments; mais nous pensons aussi, que la question, qui a pour
                                          objet de determiner comment et entre quels principes s'opère
                                          particulierment cette combinaison,
                                       est encore à
                                          résoudre.“ Ingleichen stehe hier zum Beweise die
                                    Preisaufgabe der Harlemer Gesellschaft der Wissenschaften fuͤr
                                    das Jahr 1830, welche woͤrtlich lautet wie folgt:„XI.
                                       Quels sont les caractères, aux quels on reconnaîtra les ciments, qui
                                          s'endourcissent sous l'eau?
                                       Quels en sont les principes
                                          constituants
                                       et quelle est la combinaison chimique qui
                                          s'opère pendant leur solidifications?“
                                    – Diese Preisaufgabe kommt also aus Holland, wo man den hydraulischen
                                    Moͤrtel sehr gut kannte, mais pas les
                                       principes constituants etc.
                                    
                              
                           
                           Es ist hier nicht der Ort, weiter in die Sache selbst einzugehen, sondern man will
                              nur bemerken, daß man jezt, da man das Princip durch Fuchs kennt, Meister der Sache
                              ist und geleitet von diesem Princip uͤberall diejenigen Mineralsubstanzen,
                              welche sich zum hydraulischen Moͤrtel eignen, leicht auffinden und
                              zwekmaͤßig behandeln kann.Der Mergel, sagt Fuchs in seiner Abhandlung
                                    uͤber Kalk und Moͤrtel (Erdmann's Journal fuͤr
                                    technische Chemie, Band VI.), ein thonhaltiger Kalkstein, gewoͤhnlich
                                    von aschgrauer Farbe, manchmal ins Schwaͤrzliche, bisweilen auch ins
                                    Gelbliche und Roͤthliche ziehend, von geringerer Haͤrte, als
                                    der gemeine Kalkstein, geringerem specifischen Gewichte, erdigem Bruche,
                                    bald fein, bald groberdig, im Großen oft schiefrig, beim Anhauchen von
                                    starkem Thongeruche, in starkem Feuer zur schlakenartigen Masse schmelzend,
                                    jedoch hinsichtlich seiner Schmelzbarkeit, je nach der Verschiedenheit des
                                    Thongehaltes sehr verschieden, mit Saͤuren sehr stark aufbrausend,
                                    wobei sich ein erdharziger Geruch verbreitet, und immer einen großen
                                    schlammartigen Ruͤkstand hinterlassend, – kommt in
                                    Floͤzgebirgen in mehr oder weniger machtigen Schichten zwischen
                                    Floͤzkalkstein vor und fehlt selten in den groͤßeren
                                    Kalkgebirgen, ja manchmal bildet er selbst bedeutende Berge. Oefters findet
                                    er sich auch im aufgeschwemmten Lande zwischen Thon- und
                                    Sandschichten und hat dann gewoͤhnlich ganz das Ansehen des Thons,
                                    wofuͤr man ihn auch gewoͤhnlich haͤlt. Der wichtigste
                                    Unterschied des Mergels, sagt Fuchs, liegt in dem
                                    verschiedenen Thongehalt und in dem verschiedenen
                                       quantitativen Verhaͤltnisse, in welchem die Kieselerde und
                                       Thonerde im Thon stehen. Die Thonerde scheint nie das Uebergewicht
                                    uͤber die Kieselerde zu erhalten, sondern diese, wie in jedem anderen
                                    Thon, fast immer uͤber jene weit vorwaltend zu seyn –
                                    bisweilen so weit, daß die Thonerde kaum mehr in Anschlag zu bringen ist.
                                    Das Verhaͤltniß zwischen Thon und Kalk (kohlensaurem Kalk) ist im
                                    Mergel, als einem Gemeng, ganz unbestimmt; und wenn Mergel aus verschiedenen
                                    Gegenden bisweilen gleichen Thongehalt hat, so ist es etwas ganz
                                    Zufaͤlliges. Nicht selten ist derselbe in den Schichten eines Lagers
                                    verschieden. Manchmal steigt der Thongehalt auf 50% und daruͤber,
                                    oͤfters sinkt er unter 10% herab und dann geht der Mergel
                                    allmaͤhlich in den gemeinen dichten Kalkstein uͤber, der auch
                                    fast nie ganz frei von Thon ist. Um hierbei einen gewissen Anhaltspunkt zu
                                    bekommen, bestimmt er den Gehalt von 25% Thon als den mittleren Thongehalt
                                    des Mergels. Der sogenannte magere Kalkstein ist ein Mergel mit
                                    beilaͤufig 10% Thon. Er sagt ferner, daß der Thongehalt des Mergels
                                    sehr leicht zu finden sey, wenn man eine bestimmte Menge desselben, z.B. 10
                                    Gran mit verduͤnnter Salz- oder Salpetersaͤure so lange
                                    uͤbergießt, als man noch ein Aufbrausen bemerkt. Wenn dieses
                                    voruͤber ist, gießt man die Fluͤssigkeit sammt dem Bodensaz,
                                    welches der Thon ist, auf ein gewogenes Filtrum und suͤßt den
                                    Ruͤkstand gut aus. Dieser wird dann gut ausgetroknet (gelinde
                                    ausgegluͤht) und gewogen, welches dann der Thongehalt des Mergels
                                    ist. Ferner sagt er, daß wenn der Mergel gebrannt wird, so verlaͤßt
                                    die Kohlensaͤure den Kalk, wie beim Brennen des gemeinen Kalksteins
                                    und der Kalk wirkt auf den Thon, wie wenn man mit Aezkali gemengten Thon
                                    brennt. Es verbindet sich Kalk mit dem Thon chemisch und dieser wird
                                    aufgeschlossen, so daß er mit Sauren eine Gallerte bildet, indem sich nun
                                    auch mehr oder weniger Kieselerde (bisweilen alle) in den Sauren
                                    aufloͤst. Durch verschiedene Staͤrke und
                                       Dauer der Hize kann der Mergel in verschiedene Zustaͤnde versezt
                                       werden; was wohl zu beruͤksichtigen ist, wenn man den
                                    Moͤrtel in einen guten hydraulischen Moͤrtel verwandeln will.
                                    Durch starkes Brennen, was er bei großem Thongehalt ohne zu schmelzen nicht
                                    vertraͤgt, wird alle Kohlensaͤure ausgetrieben und sehr viel
                                    Kalk mit dem Thon in Verbindung gebracht; durch schwaches Brennen wird nur
                                    ein Theil Kohlensaͤure verfluͤchtigt und nur wenig Kalk mit
                                    dem Thon vereinigt. Im ersten Falle ist es also ein Gemenge von Aezkalk und
                                    Thonsilikat, was viel Kalk enthaͤlt und im zweiten ein Gemenge von
                                    basischem Kalkcarbonat und Thonkalksilikat mit wenig Kalk, was daher beinahe
                                    wie gebrannter Thon zu betrachten ist. Das quantitative Verhaͤltniß
                                    dieser Gemengtheile richtet sich uͤbrigens nach dem, in welchem der
                                    Thon und Kalk im ungebrannten Mergel zu einander stehen. Ist der Thongehalt
                                    desselben sehr groß, so wird beim starken Brennen fast aller Kalk vom Thon
                                    verschlukt.Endlich sagt Fuchs: der gebrannte Mergel
                                    verhaͤlt sich zum Wasser sehr verschieden. Derjenige, welcher viel
                                    Kalk und nur um 10% Thon enthaͤlt, laͤßt sich, wenn er stark
                                    gebrannt worden, ziemlich gut loͤschen, steht
                                       aber nicht im Wasser. Schwach gebrannt, pulverisirt und mit Wasser
                                    angemacht, erwaͤrmt er sich und gibt eine Masse, welche im Wasser ziemlich fest wird. Der von mittlerem
                                       Thongehalt, gleich viel, ob schwach oder stark (nur nicht bis zum
                                    Schmelzen) gebrannt, erwaͤrmt sich mit Wasser
                                       nur, wenn er in Pulverform damit zusammenkommt, und steht nicht nur sehr
                                       gut im Wasser, sondern wird in kurzer Zeit darin steinhart. Er ist
                                    in der Regel der beste. Steigt der Thongehalt des Mergels uͤber 30%,
                                    so gibt es nur dann ein im Wasser stehendes, erhaͤrtendes Product,
                                    wenn er gelinde gebrannt worden ist. Alles
                                    dieses laͤßt sich, wie er glaubt, leicht aus den verschiedenen
                                    Zustanden des gebrannten Mergels erklaͤren. Das basische
                                    Kalkcarbonat, was der schwach gebrannte immer enthaͤlt, und was beim
                                    Zutritt des Wassers in Hydrocarbonat umgewandelt wird, ist es, was
                                    vorzuͤglich zu feiner Erhaͤrtung beitraͤgt. Stark
                                    gebrannter Mergel von großem Thongehalt hat zu wenig freien Kalk, als daß er
                                    gut binden konnte. Daraus folgt, daß man den Mergel in
                                       der Regel schwach brennen muß, wenn man ihn in einen guten
                                       Wassermoͤrtel umwandeln will.Dieser Auszug wird genuͤgen, um jeden denkenden Baumeister in den
                                    Stand zu sezen, hydraulischen Kalk zu suchen und zu finden und weitere
                                    Versuche an der Hand der Fuchs'schen Abhandlung,
                                    welche auch im Kunst- und Gewerbblatte vom Jahre 1829 abgedrukt ist,
                                    damit zu machen. Daraus wird auch jedem klar werden, daß hydraulischer
                                    Moͤrtel selbst wohlfeiler zu stehen kommt, als der aus gemeinem Kalk
                                    bereitete, wie Hr. Panzer in seiner Abhandlung
                                    vorgerechnet hat und zwar aus der ganz einfachen und natuͤrlichen
                                    Ursache, weil er nicht so stark gebrannt zu werden braucht, als gemeiner
                                    Kalk, sondern im Gegentheil schwach gebrannt werden muß, wenn man guten
                                    hydraulischen Moͤrtel haben will, man also vieles Feuerungsmateriale
                                    erspart, und selbst das Pochen und Mahlen desselben auf einer
                                    Gypsmuͤhle diese Ersparniß nicht aufwiegt. Wann werden aber wohl
                                    unsere Muͤnchner Baumeister dazu kommen? Anno
                                       domini 1850? – Bis dahin werden wohl Bleiplatten, Lobsaner
                                    Erdpechkitte, Firnisse mit aufgeloͤstem Caoutschuk und dergl. ihre
                                    Wunder auf Kosten der reichen Saͤkel der Bauherrn thun
                                    muͤssen! Der Geheimniß- und Receptenkraͤmerei ist hiermit auch ein Ende gemacht, die
                              uͤberhaupt in jedem chemisch-technischen Zweige nur so lange bestehen
                              kann, als man keine Theorie hat.
                           Wir wissen nun, daß sich die Materialien zu dem hydraulischen Moͤrtel in den
                              meisten Gegenden finden; wir wissen auch, daß der sogenannte hydraulische Kalk, den
                              man fruͤher wie ein Wunderding anstaunte, nichts anderes als ein mit Thon
                              gemengter Kalkstein oder Mergel ist, der sich fast in
                              allen Floͤzkalkgebirgen findet und oft selbst im
                                 aufgeschwemmten Lande anzutreffen ist, indem mancher Thon eigentlich nichts
                              anderes als Mergel ist. Dieses bestaͤtigen auch vollkommen die Untersuchungen
                              des Hrn. Panzer, welcher in kurzer Zeit im Mainthale, geleitet durch die
                              von Hrn. Fuchs gegebene Vorschrift, zwischen Bamberg und
                              Wuͤrzburg an 8 Punkten Lager von Mergel fand, der gehoͤrig behandelt,
                              sehr guten hydraulischen Moͤrtel gibt.
                           Man haͤtte denken sollen, daß in Muͤnchen, wo so viel gebaut wird, wo
                              man so oft uͤber Feuchtigkeit der Gebaͤude, Mauerfraß und schnelle
                              Zerstoͤrbarkeit des aͤußeren Bewurfes Klage fuͤhrt, daß man
                              nach Erscheinung der Fuchs'schen Abhandlung, gleichwie
                              Andere es thaten, sogleich auf Aufsuchung und Anwendung von hydraulischem
                              Moͤrtel Bedacht nehmen wuͤrde, um so mehr, da er sehr leicht zu
                              bekommen ist, indem das ganze gegen Suͤden liegende Kalkgebirg Mergellager
                              von aller Qualitaͤt darbietet, der mit wenig Kosten auf der Isar nach
                              Muͤnchen verfuͤhrt werden koͤnnte, und selbst in der Gegend von
                              Muͤnchen ein unter dem Namen Flinz bekanntes Gestein, so wie nicht weit von
                              Muͤnchen entfernter Mergelthon zum hydraulischen Moͤrtel geeignet
                              befunden wurde! Allein, man hat bis jezt von der Entdekung des Hrn. Fuchs daselbst noch gar keine Notiz genommen; man hat
                              sogar hin und wieder die ehrenruͤhrige Aeußerung vernommen, Fuchs habe nichts Neues gesagt; alles, was er
                              vorgebracht, sey schon bekannt gewesen u.s.w.; und man hatte sogar, um es recht
                              augenfaͤllig zu machen, daß darauf kein Werth zu legen sey, und ihm deßhalb
                              kein Dank gebuͤhre, auf Kosten des Staats einen schlauen Mann nach England geschikt, um dort die Kunst
                                 zu erlernen, hydraulischen Moͤrtel zu bereiten, oder vielmehr einige
                              Recepte zu holen, die hoͤchstens in einigen Faͤllen auf die uns zu
                              Gebot stehenden Materialien Anwendung finden koͤnnen, waͤhrend fast zu
                              gleicher Zeit Hr. Panzer in unserem lieben Vaterlande
                              selbst, bloß an der Hand der Fuchs'schen Anweisung, ohne
                              besondere Kosten und ohne englische und franzoͤsische Recepte nicht bloß
                              hydraulischen Kalk im Ueberflusse und von beliebiger
                              Qualitaͤt gefunden, sondern auch gebrannt und angewendet hat! –Angenommen auch, man wolle sich die Oefen der Englaͤnder zum Brennen
                                    des hydraulischen Kalkes aneignen, so sieht man nicht ein, was dadurch
                                    bezwekt werden soll, da sie fuͤr Steinkohlen gebaut sind, welche man
                                    in Bayern selten oder nie wird anwenden koͤnnen.A. d. R. Woher, moͤchte man fragen, diese Gehaͤssigkeit? Woher dieses
                              unpatriotische Verfahren? Ist vielleicht die ganze Sache nicht vom rechten Manne
                              ausgegangen? Oder schaͤmt man sich der eigenen Unwissenheit, gewagter, nun
                              Luͤgen gestrafter Urtheile hinausgeworfener Summen etc.? – Diese
                              Fragen zu beantworten verspart man sich auf eine andere Zeit, wo man zugleich
                              uͤber die Geldverschwendung durch unnoͤthige und zum Theil ganz
                              zwekwidrige Anwendung des Erdharzes von Lobsan im Elsaß und die Grundbelegung mit Bleiplatten, dann uͤber den in kurzer Zeit zerstoͤrbaren
                              Anstrich der Haͤuser mit Oehlfirniß etc., uͤber das unsinnige und
                              kostspielige Bauen unter einem Futteral von Brettern und Balken, uͤber das
                              Abgraben des Erdreichs, um neue Gebaͤude aus dem Boden herauszuheben, sie
                              resp. wachsen zu machen u.s.w. seine Meinung sagen und zeigen wird, was fuͤr
                              ruhmwuͤrdige und eintraͤgliche Erfindungen diejenigen gemacht haben,
                              welche so emsig bemuͤht sind, die Verdienste Anderer, welche jedoch von acht
                              patriotischen Gesinnungen beseelt sind, in Schatten zu stellen und ihnen durch
                              Raͤnke das Verdienst zu rauhen. – Venit summa
                                 Dies et ineluctabile tempus Dardaniae etc.
                              
                           Um nun auf die Silo's zuruͤkzukommen, so erlaubt man sich auf deren
                              Wichtigkeit fuͤr Bayern aufmerksam zu machen, eines in seinen Hauptelementen
                              akerbautreibenden Staats; (ein gleiches Interesse hat es natuͤrlicher Weise
                              fuͤr alle Staaten aͤhnlicher Art;) sie sind von hoͤchster
                              Wichtigkeit fuͤr die Regierung, fuͤr den Handel, wie fuͤr
                              Privaten im Einzelnen; sie wuͤrden aber eine noch weit hoͤhere
                              Bedeutsamkeit erhalten, wenn wohlfeile Transportmittel bestanden, um aus den
                              entferntesten Gegenden mit geringem Aufwande Getreide an groͤßere
                              Handelsfluͤsse und von da uͤber See verfuͤhren zu
                              koͤnnen. Da indessen in unserem lieben Deutschland ohnedieß demnaͤchst
                              im Jahre des Herrn 3662 Eisenbahnen und im Jahre 1931 vielleicht eine Verbindung des
                              Mains mit der Donau durch einen Millionen-Kanal (wer Geld hat, kann's auch
                              ins Wasser werfen), wovon vielleicht die Schleusten mit Lobsaner Erdpech ausgemauert
                              und mit Firniß uͤberzogen werden (wer's Geld hat, kann auch mit Thalern
                              pflastern), hergestellt und der Streit zwischen den Kanalisten und Eisenbahnisten
                              auch endlich bei uns unter Geld- und Dintevergießen ausgefochten seyn wird,
                              dann kann auch Bayern aus seinen wahren Kornkammern sein Getreide mit leichten
                              Transportkosten nach Tyrol, der Schweiz, Sachsens Hochland, dem Maine und Rheine
                              schaffen, und es wird ein Umschwung im Handel und Akerbau herbeigefuͤhrt
                              werden, von welchem die Divinationsgabe unserer Schreiber gewiß schon manchen
                              suͤßen Traum fuͤr kuͤnftige Jahrhunderte geboren hat.
                           Uebrigens muß man dankbar bemerken, daß man es lediglich der Weisheit unseres Koͤnigs zu verdanken hat, dem die hohe
                              Wichtigkeit der Silo's nicht entgangen ist, daß Hrn. Panzer in den Stand gesezt wurde, einen Versuch daruͤber und
                              dadurch auch uͤber die Anwendung des hydraulischen Moͤrtels zu machen;
                              denn durch unseres Koͤnigs allerhoͤchsten
                              Auftrag wurde dieser Versuch gemacht, der gewiß wohlthaͤtige Fruͤchte
                              hervorbringen wird, da die Ausfuͤhrung in die Haͤnde eines
                              verstaͤndigen Ingenieurs gegeben ist und durch seine Abhandlung gewiß auch an
                              mehreren Orten des In- und Auslandes Nachahmer finden wird; und so wird auch,
                              troz allem boͤsen Willen, Ranken und Umtrieben und troz allen Charlatans, die
                              durch ihre Unwissenheit bisher enorme Summen verschwendeten und auf den
                              Saͤkel des Bauherrn losstuͤrmten, – die Wahrheit im In-
                              und Auslande einen glaͤnzenden Sieg erringen und mit ihrem ganzen Gewichte
                              auf die Haͤupter derjenigen zuruͤkfallen, die aus Boßheit sie zu
                              unterdruͤken suchten.
                           
                              Semper Verus.