| Titel: | Analyse eines neuen in Paramo-Rico bei Pamplona (in Südamerika) aufgefundenen Minerales; von Hrn. J. B. Boussingault. | 
| Fundstelle: | Band 39, Jahrgang 1831, Nr. CVIII., S. 437 | 
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                        CVIII.
                        Analyse eines neuen in Paramo-Rico bei
                           Pamplona (in Suͤdamerika) aufgefundenen Minerales; von Hrn. J. B. Boussingault.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Novbr. 1830.
                              S. 325.
                        Boussingault, Analyse eines neu aufgefundenen
                           Minerales.
                        
                     
                        
                           In geringer Entfernung vom Dorfe Montuosa-Baja in Panoramo-Rico, dessen
                              absolute Hoͤhe 3800 Meter betraͤgt, findet man in einem zersezten
                              Syenit eine gelbe, schwere Substanz, welche man nach der unten folgenden Analyse
                              fuͤr eine neue Art Minerales halten zu muͤssen scheint.
                           Dieses Mineral findet sich in Gestalt kleiner Concretionen; seine Farbe ist Gelb in
                              Gruͤn spielend, sein specifisches Gewicht 6,00 (das Wasser bei 24° C.
                              als Einheit genommen). Auf Kohle vor dem Loͤthrohr schmilzt es leicht zu
                              einem Kuͤgelchen von dunkler Farbe; mit Soda erhaͤlt man leicht ein
                              Bleikuͤgelchen und es bildet sich zu gleicher Zeit eine unschmelzbare
                              Schlake; auf einen neuen Zusaz von Soda zieht sich die Schlake in die Kohle und
                              durch Zerreiben und Schlaͤmmen erhaͤlt man aus dieser Kohle ein
                              graues, schweres, metallisches Pulver, welches einem Molybdaͤnkoͤnig
                              gleicht; in der That findet man auch auf nassem Wege eine betraͤchtliche
                              Menge Molybdaͤnsaͤure in dem Minerale.
                           Dieses Mineral loͤst sich in Salpetersaͤure mit Aufbrausen auf; die Aufloͤsung
                              wird durch salpetersaures Silber gefaͤllt. Von Salzsaͤure wird es
                              schnell angegriffen; es bildet sich Chlorblei, die Fluͤssigkeit nimmt eine
                              gruͤne Farbe an und zu gleicher Zeit entwikelt sich ein sehr merklicher
                              Geruch nach Chlor.
                           Nachdem ich durch vorlaͤufige Versuche gefunden hatte, daß das Mineral von
                              Pamplona aus Bleioxyd, verbunden mit Molybdaͤnsaͤure,
                              Kohlensaͤure, Salzsaͤure und Chromsaure besteht, analysirte ich es auf
                              folgende Art: 100 Gran des gepulverten Minerales wurden bei der angehenden
                              Rothgluͤhhize calcinirt und dadurch 2,9 Gr. Kohlensaͤure ausgetrieben.
                              Das gegluͤhte Mineral wurde in Salpetersaͤure, welche mit ihrem
                              doppelten Volum Wasser verduͤnnt war, aufgeloͤst; die
                              Aufloͤsung war blaßgelb; man hatte einen Ruͤkstand von 3,7 Gr.
                              Quarz.
                           Die salpetersaure Aufloͤsung wurde mit Schwefelsaure versezt, wodurch
                              schwefelsaures Blei gefaͤllt wurde, welches gegluͤht 95,9 Gr. wog und
                              76,6 Bleioxyd entspricht.
                           Die von Blei befreite Fluͤssigkeit versezte man sodann mit salpetersaurem
                              Silber in sehr geringem Ueberschuß, wodurch 6,6 Gr. Chlorsilber erhalten wurden, die
                              1,3 Gr. Salzsaͤure entsprechen. Das uͤberschuͤssige Silber
                              wurde sodann durch einige Tropfen Salzsaͤure gefaͤllt und der
                              Niederschlag abfiltrirt; man goß hierauf Ammoniak in die Fluͤssigkeit,
                              wodurch ein gallertartiger Niederschlag entstand, welcher gegluͤht 7,1 Gr.
                              wog.
                           Dieser Niederschlag konnte Bleioxyd enthalten und wurde daher mit siedender
                              Salzsaͤure behandelt; es bildete sich Chlorblei, welches man dadurch
                              abschied, daß man die saure Fluͤssigkeit mit Alkohol versezte; das Chlorblei
                              wog 4,0 Gr. und entspricht 3,2 Gr. Oxyd; im Ganzen sind folglich 73,8 Gr. Bleioxyd
                              im Mineral von Pamplona enthalten. Die saure geistige Aufloͤsung wurde
                              concentrirt und mit Aezkali in Ueberschuß versezt, um die Alaunerde
                              aufgeloͤst zu erhalten und das Eisenoxyd abzuscheiden, welches 1,7 Gr. wog;
                              die alkalische Aufloͤsung, welche die Alaunerde enthielt, wurde mit
                              Salpetersaͤure uͤbersaͤttigt und die Alaunerde mit Ammoniak
                              gefaͤllt; sie wog gegluͤht 2,2 Gr.
                           Die ammoniakalische Fluͤssigkeit, aus welcher die Alaunerde, das Eisenoxyd und
                              das ruͤkstaͤndige Bleioxyd abgeschieden worden waren und welche die
                              Molybdaͤnsaͤure und Chromsaͤure enthalten mußte, wurde
                              abgedampft; sie nahm bei der Concentration eine dunkelgelbe Farbe an. Nach
                              Verfluͤchtigung der Ammoniaksalze blieb eine pulverfoͤrmige
                              gruͤnlichweiße Substanz zuruͤk, welche ein Gemenge von
                              Molybdaͤnsaure und Chromoxyd war.
                           An den Seitenwaͤnden der Platinschale, worin die Ammoniaksalze
                              verfluͤchtigt worden waren, bemerkte man eine klebrige, schmelzbare, außerordentlich saure
                              Substanz, welche alle Eigenschaften der Phosphorsaure besaß. Diese Saͤure
                              wurde in Alkohol aufgeloͤst, die geistige Aufloͤsung mit Wasser
                              verduͤnnt, und gekocht um den Alkohol zu verjagen; man neutralisirte sie
                              sodann mit Ammoniak und faͤllte sie mit salpetersaurem Ammoniak, wodurch man
                              4,0 Gr. phosphorsauren Baryt enthielt, welcher 1,3 Gr. Phosphorsaure entspricht.
                           Die mit Chromoxyd gemengte Molybdaͤnsaͤure wurde mit einer
                              Aufloͤsung von Aezkali behandelt; das Gemenge, welches 10,9 Gr. wog,
                              hinterließ dabei 0,9 Gr. Chromoxyd, welche 1,2 Gr. Chromsaͤure entsprechen.
                              Das Mineral von Pamplona enthaͤlt nach dieser Analyse:
                           
                              
                                 Bleioxyd
                                 73,8
                                 
                                 
                              
                                 Molybdaͤnsaure
                                 10,0
                                   Die in diesem Mineral
                                    enthaltenen Saͤuren muͤssen
                                    mit      Bleioxyd verbunden
                                    seyn:
                                 
                              
                                 KohlensaͤureSalzsaͤure
                                    PhosphorsaͤureChromsaͤure
                                   2,9  1,3
                                      1,3  1,2
                                   Die Kohlensaͤure muß
                                    aufnehmen  Die Salzsaͤure  Die
                                    Phosphorsaͤure  Die
                                    Chroͤmsaͤure
                                 14,6 Gr.  5,3
                                    –  4,1 –  2,4
                                    –
                                 
                                    
                                    
                                 von diesem
                                    Oxyd.    26,4 Gr.
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   1,7
                                   Es bleiben folglich 47,4 Gr.
                                    Bleioxyd, welche mit der
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                   2,2
                                 
                                          Molybdaͤnsaͤure
                                    verbunden seyn muͤssen.
                                 
                              
                                 Quarz
                                   3,7 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 98,1
                                 
                                 
                              
                           In dem neutralen molybdaͤnsaurenmolybdaͤnsaure Blei (b o²) ist die Saͤure zur Basis in
                              solchem Verhaͤltnisse, daß die im Minerale enthaltenen 10 Gr.
                              Molybdaͤnsaͤure nur 15,2 Gr. Bleioxyd erfordern wuͤrden; die
                              Menge Oxyd, welche hier mit Molybdaͤnsaͤure verbunden ist,
                              betraͤgt sehr nahe drei Mal so biet als im neutralen Salze. Das analysirte
                              Mineral scheint also ein neues molybdaͤnsaures Blei zu seyn, welches drei Mal
                              so viel Oxyd als das von Hatchett analysirte neutrale
                              molybdaͤnsaure Blei enthaͤlt. In dem molybdaͤnsauren Salze von
                              Pamplona ist der Sauerstoff der Basis dem Sauerstoff der Saͤure genau gleich;
                              es ist Molybdas triplumbicus und seine Formel
                              b³ o².
                           Man kann dieses Mineral daher betrachten als bestehend aus:
                           
                              
                                 Basisch molybdaͤnsaurem Blei
                                 56,7
                                 
                              
                                 Kohlensaurem Blei
                                 17,5
                                 
                              
                                 Salzsaurem Blei
                                   6,6
                                 
                              
                                 Phosphorsaurem Blei
                                   5,4
                                 
                              
                                 Chromsaurem Blei
                                   3,6
                                 
                              
                                 Gangart
                                   7,6
                                 
                              
                                 Ueberschuͤssigem Bleioxyd
                                   0,7
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 98,1
                                 
                              
                           Rio Sucio de Engruma, Mai 1830.